• Es war eine alte Tradition, dass römischen Magistraten Haruspices zur Seite gestellt wurden, damit sie, wenn sie nicht mehr weiter wussten, die Götter befragen konnten. Diese Traditionen wurde auch in den Städten, die nach römischem Muster organisiert waren, aufrechterhalten. So besaß auch Petronius Crispus, der Magistratus von Mogontiacum einen eigenen Haruspex, der ihm die Zukunft las. Und heute hatte er ein Anliegen, das seine Kompetenz tatsächlich überforderte: Wie würde das Wetter werden? Würde es noch einmal Frost geben in diesem Winter? Im Augenblick sah es nicht danach aus, doch jederzeit konnte das Wetter umschlagen!


    Aus diesem Grund nun hatte Crispus nach seinem Haruspex rufen lassen. Man würde ein kleines Tier (ein Lämmchen) opfern und dann aus der Leber lesen - zumindest ging Crispus davon aus, weshalb seine beiden Vigiles das Lämmchen gleich mitgebracht hatten. Da er davon ausging, dass es am besten war, der Venus Freya zu opfern, war es ein Weibchen.


    Nun wartete er auf den Haruspex, der eigentlich jeden Moment erscheinen sollte.

  • Haruspex Manius Turius Cavarinus:


    Wie bestellt, erschien der Haruspex zur rechten Zeit am rechten Ort, wo Petronius Crispus schon mit zwei Vigiles, die ein kleines Lämmlichen an einem Seil hielten, wartete.


    "Salve Magistrat Crispus!
    Ein guter Tag, um die Zukunft nach dem Wetter zu fragen!


    Er beugte sich zu dem Tier herunter, welches Scheu den Rückwärtsgang einlegte und der Hand des Haruspex mied, doch dann erwischte er das kleine etwas und beäugte es genau. "In diesem Tier stecken bestimmt freudige Neuigkeiten!"

  • Als Turius Cavarinus endlich erschien, begrüßte Crispus ihn freundlich. Er hatte sich inzwischen angewöhnt, nicht mehr die ganze Zeit so griesgrämig dreinzublicken, denn er hatte festgestellt, dass die Bürger wesentlich kooperativer waren, wenn man ihnen freundlich begegnete.


    "Salve, Turius! Ich hab' eine kleine Frage an die Götter - und zwar geht es um's Wetter. Meinst du, da wäre Venus oder Freya die richtige Ansprechpartnerin? Ich meine, es ist die Frage, ob der Frühling schon kommt oder ob es nochmal friert."


    fragte er zuerst, denn bei dieser Angelegenheit war er doch etwas unsicher gewesen...

  • Haruspex Manius Turius Cavarinus:


    "Wenn Auskunft über das Wetter euer Begehr ist würde ich Freya opfern. Wir sind in Germania und Freya würde euch freudigere Nachrichten bringen."


    Der Haruspex hatte schon öfters für Informationen über das Wetter gedient und hatte meistens Freya gewählt und fast immer wurde der Auftraggeber nicht enttäuscht!


    "Wollen wir beginnen?"

  • Freya - vermutlich hatte der Haruspex Recht, wobei es im Grunde ja egal war: Für Crispus war Freya nur Venus unter einem anderen Namen. Aber wenn es dem Haruspex besser gefiel, konnte man sie auch Freya nennen.


    "Gut, fangen wir an."


    sagte er daher und blickte sich nach seinen Amtsdienern um: Sie waren soweit bereit und begannen mit dem Opferritus. Ein Flötenspieler setzte ein, der das gesamte Opfer begleiten musste. Ein Diener trat hervor und wusch dem Magistratus die Hände, woraufhin auch die übrigen Anwesenden mit Wasser besprengt wurden.


    Zuerst betrachtete Crispus das Lamm noch einmal. Es war ziemlich verängstigt und blökte traurig. Glücklicherweise war Crispus nicht besonders sentimental, was Tiere betraf und hatte so nicht einmal einen Funken schlechten Gewissens, als das kleine Schaf ihn mit so jämmerlichem Blick ansah. Stattdessen besprengte er es mit Wein und weihte es so der Freya. Der Opferschlächter reichte ihm ein Messer und langsam fuhr der Petronier mit dessen Rücken über den des Tieres. Noch einmal blökte das Lämmchen, dann verstummte es wieder.


    Crispus erhob die Hände zum Himmel und begann ein Opfergebet zu sprechen, das ihm ein Diener von einer Rolle vorlas:


    "O Freya, die wir Römer Venus nennen, Herrin der Liebe und des Glücks, die du den Winter vertreibst, den Schnee schmilzt und die Felder reifen lässt!


    Regelmäßig opfern wir Dir zu Ehren und zur Speise, stets gibst Du uns, was wir brauchen! Nun teile mit uns Deine Weisheit und schenke uns Rat, wie Du es getan hast seitdem Du in Folkwang herrschst. Sage uns, ob wir in diesem Jahr erneut die Kälte des Winters fürchten müssen oder ob Du mit dem Frühling die Herrschaft übernommen hast.


    Für diesen Ratschlag schenken wir Dir dieses Lamm, sein Blut und sein Fleisch mögen Dir zur Speise dienen."


    Er wandte sich nach Rechts, während er den Accensus bewunderte, der dieses Gebet aufgesetzt hatte - es war wirklich würdevoll und beeindruckend!


    Der Opfermetzger griff sich nun das Schaf, das sich heftig zu wehren begann. Offensichtlich hatte der Mann große Mühe, das Tier festzuhalten, während er fragte


    "Agone?"


    "Age!"


    erwiderte Crispus und das Lämmchen hatte zum letzten Male gestrampelt. Sein Blut spritzte aus dem geöffneten Hals, sodass ein weiterer Diener herbeieilen musste, um es aufzufangen. Es würde auf dem Altar verbrannt werden, wie es der Brauch war. Wenig später wurde der zweite Teil des eigentlichen Opfers ebenfalls hervorgebracht: Man öffnete den Brustkorb und nahm nach und nach die inneren Organe heraus, die an Cavarinus weitergegeben wurden. Nun musste dieser sehen, was Freya sich wünschte...


    Crispus selbst sah den Haruspex abschätzend an. Er konnte sich nicht vorstellen, was man aus diesem blutigen Klumpen lesen konnte!

  • Haruspex Manius Turius Cavarinus:


    Gespannt und voller Bewunderung, wohnte der Haruspex Cavarinus dem Opfer bei. Vor allem das Gebet beeindruckte ihn sehr, es war ja so treffend, nahezu perfekt! Das kleine Lamm war dem wohl nicht so gesonnen. Es fing an zu blöken, es wusste ganz genau was jetzt kommen würde, spätestens dann, als die Messerspitze über den Rücken des Lammes geführt worden war.


    Der Finale wichtige Moment begann! Schwierig gestaltete es sich für den Opfermetzger, das Lamm strampelte um sein Leben und war gar nicht mal so hingerissen von dem Gedanken der Wettervorhersage zu dienen.
    Lamm verstummte, Tod kam, Blut floß. Schnell eilte ein anderer Opferdiener herbei, um das Blut aufzufangen. Nachdem das Tier geöffnet war reichte man Cavarinus die Leber.


    Konzentriert beschaute er sich das Organ, während das Blut an seinen Händen hinuntertropfte.


    "Nun, Freya scheint es gut mit euch zu meinen, sie freut sich, dass du dein Wort an sie gerichtet hast und schätzt das schöne Gebet sehr. Diese Leber ist fast unfehlbar! Nur an einer Stelle..." der Haruspex tastete sie noch einmal genau ab. "an der Oberseite.. wirkt sie etwas kälter als auf der Unterseite. Frost wird es nicht geben, allerdings wird es noch einmal etwas scheien."


    Cavarinus legte die Leber zurück in die Schüssel und reinigte sich von dem Blut, dass mittlerweile seinen Unterarm entlang lief.


    "Kein Grund zur Beunruhigen Magistrat Crispus, der Schnee ist nicht mehr so wie vor einigen Wochen, er wird leichter und weniger in der Masse."

  • Während der Haruspex seine Pflicht tat, sah Crispus ihm weiter zu. Er schien das ganze sehr genau zu nehmen, was allerdings nicht schlecht war, denn so konnte er wenigstens eine vernünftige und sichere Aussage treffen! Leider dauerte die Spannung dafür aber ebenfalls länger!


    Endlich endete die Untersuchung und das Ergebnis wurde bekanntgegeben - kein Frost! Das bedeutete, dass er beginnen konnte! Allerdings würde es auch noch einmal schneien...was wiederum eher ungünstig war. Aber das war sicherlich kein Grund, deswegen die Bodenreparaturen nicht durchzuführen, die er plante!


    "Vielen Dank, Turius! Du weißt gar nicht, was für ein Stein mir da vom Herzen fällt!"


    platzte es aus ihm heraus. Eigentlich konnte das nur noch ein guter Tag werden! Kein Frost mehr im Februar!


    "Du darfst das Lamm behalten - natürlich abzüglich des Teiles für Freya!"


    erklärte er überschwänglich und befahl seinen Bediensteten, alles wieder aufzuräumen und zur Curia zurückzukehren.

  • Haruspex Manius Turius Cavarinus:


    "Es ist gut das du dich freust, Freya freut sich mit dir." Der Haruspex gab den Bediensteten das Handtuch zurück, nachdem er sich ausgiebisgst die Hände angetrocknet hatte, und zog seine Gewänder gearde.


    "Ich danke dir für das Lamm. Wenn ihr mich noch einmal braucht, ihr wisst wo ihr mich findet. Vale!" sprach Cavarinus noch und verabschiedete sich.

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