Cubiculum FC | Beim nächsten Mann wird alles anders! - Der Abend vor der Hochzeit

  • Charis ging zielstrebig voran. Sie hatte noch viel zu tun an diesem Abend vor der Hochzeit. Am wenigsten war sie nun auf zusätzliche Aufgaben erpicht, die ihr der neue Sklave einbrachte. Deshalb reagierte sie eher abweisend auf Phraates Entschuldigung und brachte ihm nichtsentgegen. Es war schon schlimm genug, daß Celerina sie als Prämie für den Sklaven in Aussicht gestellt hatte, falls er seinen Auftrag gut ausführte.
    "Bei den Aureliern ist es ähnlich wie hier. Wir werden dort in einem großen herrschaftlichen Haus dienen. Auch dort gibt es eine Sklavenunterkunft und wenn du gut arbeitest, bekommst du auch reichlich zu essen. Natürlich gibt mehr als genug Arbeit für uns." Sie verschwieg ihm die Tatsache, daß die Aurelier etwas gutmütiger mit ihren Sklaven verfuhren, als dies bei den Flaviern der Fall war und daß auch das servitriciuum etwas freundlicher war, als jenes in der flavischen Villa.
    "Sag mal, machst du das absichtlich? Ich meine deine Mißgeschicke, die du ständig auf Lager hast. Willst du damit etwas ausdrücken oder weshalb machst du das?", fragte sie ihn, als sie plötzlichstehen geblieben war und ihn kritisch beäugte. Sie wollte ihm deutlich machen, wie wenig sie von seiner Masche begeistert war, falls dies seine Masche war, um ihr Herz zu gewinnen.

  • Charis antwortete ihm auf seine Frage. Doch er merkte, dass sie etwas anderes beschaeftigte. Gedanken, welche denen von Phraates gar nicht so unaehnlich waren. Ein Wortfetzen erregte dennoch seine Aufmerksamkeit. Reichlich zu essen? Das klang gut. "Reichlich zu essen.", wiederholte er, sich jenes Satzkonstrukt gut einpraegend.
    Doch die wahren Gedankengaenge von Charis kamen nun zum Vorschein, als sie ploetzlich stehenblieb und Phraates ansprach, mit einem etwas herben Tonfall.
    Die Muehlen eines fuer Roemer unbegreiflichen staendischen, feudalistischen Denkens begannen in Phraates parthischem Kopf zu mahlen. Wie, was? Vermutete sie, dass er einer von jenen war? Er war ein Azadan, ein Mann von noblen Blut, und niemals wurde bei seiner Erziehung ausgelassen, dass er stets nach untadeligen Motiven handeln musste. Und nun kam eine Makedonierin daher und stellte dies in Frage.
    Obwohl, wenn er so richtig nachdachte, Maedchen waren einfach seltsam. Das muesste die Erklaerung dafuer sein, dass Charis so dachte. "Nein.", machte er deshalb nur, mit einem leicht verwirrten Unterton. "Es passiert." Er hob langsam seine Haende hoch und blickte darauf, als ob er sie zum ersten mal in seinem Leben sehen wuerde. Er war ein integrer Mann... und er wollte Charis davon ueberzeugen. Aber wie?
    Er sah wieder zu Charis hin. "Es passiert. Ich nicht es absicht... ig... lich... mache.", versichterte er ihr. Er konnte sich durchaus bessere Arten und Weisen vorstellen, eine Frau zu beeindrucken, als tollpatschig durch die Gegend zu stolpern, sich staendig zu verletzen und Dinge unabsichtlich kaputt zu machen. Um ehrlich zu sein, wenn er eine Frau waere, dann wuerde ihn an Mann, der immer nur Pech hatte, sehr auf die Nerven gehen. "Es ist Fluch... von Goetter. Ich weiss nicht wieso." Seine Schultern sackten hinunter, und in seinen Augen sass der destillierte Ausdruck von allem Schmerz, welcher seine Heimat, der Nahe Osten, schon erlitten hatte und noch erleiden wuerde.
    Und er hatte wirklich gedacht, Charis hatte noch etwas fuer ihn uebrig. Ein Irrtum, wie der veraergerte und genervte Blick verdeutlichte. "Ich... nicht es packe.", gab er schliesslich zu, ein entschuldigender Unterton war in seiner Stimme. "Zuviel fuer mich. Sklavenschaft... zuviel ist." Seine Schultern sackten noch weiter nach unten. Wenn das noch einige Male passierte, wuerden sie unweigerlich bald den Boden beruehren.

  • Im Nachhinein tat es Charis schon wieder leid, ihn so angefahren zu haben. Sie wollte ihn nicht verletzen und sie glaubte ihm seine Beteuerungen, er habe den ganzen Schlamassel nicht absichtlich veranstaltet.
    "Es heißt absichtlich!", verbesserte sie ihn und ihr Blick hatte weitaus an Strenge verloren. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht so aufbrausend zu dir sein. Und ja, ich glaube dir, daß du es nicht absichtlich gemacht hast." Jetzt konnte sich Charis sogar schon zu einem zarten Lächeln hinreißen lassen. "Es ist nur so, es gab immer schon Männer, die glaubten, sie könnten mich auf eine so plumpe Art und Weise beeindrucken. Und ich dachte, du versuchst das auch. Außerdem hat es mir nicht gefallen, daß sie mich als Prämie für dich ausgesetzt hat, wenn du deine Aufgabe gut erfüllst. Aber wenn sie es befiehlt, dann muß ich mich fügen."
    Phraates wirkte so betrübt, nicht nur ihres Tones wegen auch wegen der Tatsache, daß er nun kein freier Mann mehr war. Charis hatte die Freiheit niemals kennen gelernt und gerade deshalb konnte sie sich in etwas vorstellen, welch ein Verlust dies für den Parther darstellen musste. Sanft legte sie ihre Hand auf seine Schulter. "Komm, laß uns weiter gehen. Ich muß bald wieder zu ihr. Du weißt schon, wegen ihrer Frisur und dem ganzen Hochzeitsschnickschnack." Sie grinste kurz und lief dann weiter, bis sie die Tür zu einem kleinen Kämmerchen erreichten, in dem die Putzutensilien verstaut waren. "Hier drinnen, ist alles, was du brauchst. Komm mit!" Sie öffnete die Tür und trat ein.

  • "Absichtlich.", wiederholte Phraates ganz langsam. "Absichtlich." Sein harscher orientalischer Akzent fuehrte dazu, dass er das ch deutlich ueberbetonte.
    Sie entschuldigte sich bei ihm sogar fuer ihre Art und laechelte ihn an. Phraates laechelte zurueck und blickte in ihre Augen, ihre strahlenden braunen Augen. Und fuer einen Moment schienen seine Sorgen wie weggeblasen. Weit entfernt waren nun Gedanken an seine Heimat, sein Regiment, seine Eltern, seine Angetraute...
    Er sog ihre Worte ein, es war wie eine Erfrischung. "Sie.", wiederholte er und grinste. Dann wurde er ernst. "Ich nichts tue wegen sie. Nur wenn du willst.", versprach er, ein bisschen elektrisiert von ihrer Beruehrung.
    Doch ihr Augenkontakt wurde unterbrochen, als sie sich umdrehte und Phraates mit der Hand eine Geste gab, ihr zu folgen. Er stand zwar eine Sekunde etwas verdattert da, zoegerte aber dann nicht, zu folgen.
    Sie erreichten eine Tuere, hinter der sich eine etwas schmuddelige Kammer auftat. Phraates folgte Charis in den kleinen Raum und blickte sich um.
    "Hier so...", wollte er anfangen, doch dann kam wie aus dem Nichts eine grammatische Erleuchtung. "Hier ist es sehr dunkel.", meinte er, erstaunlicherweise richtig. "Ich nicht... ich kann nicht sehen.... nein! Ich kann nicht das... der... den Eimer und das Waschzeug sehen." Ja, das klang schon besser. Stolz laechelte er.

  • Charis war ob des plötzlich sich ändernden Verhaltens des Parthers leicht irritiert. Doch noch dachte sie sich nichts dabei. Phraates Gesicht sah schön aus, wenn er lächelte. Seine fremdländischen Züge hatten etwas Faszinierendes an sich, so daß es Charis schwer fiel, ihre Blicke von ihm zu lassen.
    Dem Parther hatte es gefallen, wie sie ihr Verhältnis zu ihrer Herrin charakterisiert hatte und sie als sie bezeichnet hatte. Sie konnte so etwas wie Fraternisierung bei ihm spüren, denn offenbar tat er es ihr gleich. Wie hätte es auch anders sein können? Ein Mann, ein Soldat auch noch, der nach der Pfeife einer Frau, einer Römerin auch noch dazu, tanzen mußte. Ob es sie allerdings beruhigen sollte, als er meinte, er würde nichts wegen ihr tun, nur wenn sie wollte, darin war sie sich noch unschlüssig. Gleichermaßen empfand sie es als nobel, daß sich der Parther nicht wie ein wild gewordener Stier auf sie stürzte, sondern ihr ein gewisses Maß an Freiraum gewährte.


    Charis trat ein Schritt in die Kammer hinein. Sie wusste selbst im Dunkeln, wo sich Eimer Besen und Schippe befanden. Phraates war ihr gefolgt und befand sich jetzt in ihrer unmittelbaren Nähe, direkt hinter ihr. Sie konnte förmlich seinem Atem in ihrem Nacken spüren. Sie merkte, wie ganz plötzlich diese, wie aus dem Nichts kommende Nervosität, die in ihr aufstieg und die quälende Frage, was sie wollte, oder vielmehr, was er wollte, wenn er denn etwas wollte. Denn im nächsten Moment schien ihre Nervosität bereits unbegründet. Nein, Charis war lediglich in dieser Kammer, um Phraates den gewünschten Besen, die Schippe und den Eimer zu reichen, damit der seines Amtes walten konnte und die Unordnung, die er geschaffen hatte, wieder zu beseitigen.
    "Hier hast du alles!" Sie hatte dich gebückt und mit einem geübten Griff alle drei Gerätschaften an sich genommen, die sie ihm jetzt hin hielt.

  • Nur schwer trennten sich ihre Blicke. Phraates haette ihr noch gerne laenger in diese wundervollen Augen geschaut... doch er tat wie geheissen. Er hatte einen Auftrag, auch wenn er es hasste, ihn zu erfuellen.
    Die Dunkelheit war in jenem kleinen Kaemmerchen allumfangend. Phraates konnte kaum noch die Umrisse der Waende ausmachen, an jenem allerlei Geruempel stand. Doch es war nicht von grossem Interesse, was hier alles in der Kammer stand... bis auf eines. Damit meinte Phraates weder den Wischmopp, noch den Eimer, noch sonst irgendein mehr oder minder nuetzliches Haushaltsutensil.
    Er blickte nach vorne, zu Charis hin, welche er im Dunklen fast nicht mehr ausmachte. Er konnte weder nach vorne noch zurueck. Hinter sich hoerte er die Tuere ins Schloss fallen, sodass es noch einmal um einiges dunkler wurde. Gut, dass dies so war, denn Phraates war es im Gesicht sehr warm geworden. Ja, er war sicher, dass man seine Roete im Gesicht trotz seiner gebraeunten Haut gut sehen konnte.
    Er spuerte eine Versuchung in sich aufkommen... was, wenn er die Dunkelheit der Kammer nutzte? Was, wenn er... nein! Er hatte gerade vor ein paar Sekunden gesagt, nichts wuerde gegen den Willen seiner Mitsklavin geschehen. Und so blickte er sie also nur stumm an, ohne jede Bewegung, als sie sich hinunterbeugte, um die Putzutensilien hervorzuholen. Er spuerte, wie die Roete in seinem Gesicht wich.
    Sie drehte sich zu ihm hin, um ihn die Sachen zu reichen. Er streckte seine Haende aus und ergriff sie. Ein kurzes Schweigen. Dann kam aus seinem Mund ein "Danke", mechanisch und wie von weit her.
    Er machte einen Schritt zurueck und stiess mit dem Ruecken die Tuere der Kammer wieder auf, hoffend, dass Charis nichts von seiner kurzzeitigen, beschaemenden Schwaeche in der Kammer aufgefallen war.

  • Es war noch keine Minute vergangen, da sie sich selbst zu beruhigen versucht hatte, indem sie sich eingeredet hatte, sie sei nur aus einem bestimmten Grund hier, nämlich der Putzgerätschaften wegen, als sie fast schon entsetzt feststellen musste, dass die Tür zugefallen war. Oder hatte der Parther sie vorsätzlich geschlossen, um leichteres Spiel mit ihr zu habe? Zugegebenermaßen war dies eine äußerst pikante Vorstellung. Doch so schnell konnte Charis nicht über ihren Schatten springen. Sie war keine von dieser Art Frauen.
    "Du hast die Tür zu gemacht", klang es fast unterschwellig aus ihrem Mund. Oder war das ihre Enttäuschung? Sie starrte ins Dunkel. Sie empfand diese Gesamtsituation als irreal. Ohne Zweifel war sie noch niemals zuvor in eine solche Lage geraten, und trotzdem empfand sie aber nicht als unangenehm, eher sogar aufregend. War das verwerflich? So bot die Dunkelheit ihren Gedanken noch einen zustzlichen Schutz.
    Doch die Banalität der Sache hatte sie ganz schnell wieder auf den Boden zurückgebracht. Die Tür ging auf. Ein Lichtstrahl traf sie in der Kammer. Nichts Anstößiges war geschehen. Rein gar nichts. Dadurch wurde Charis nur wieder daran erinnert, weswegen sie da war.
    Sie räusperte sich verlegen. "Gut, dann laß uns zurückgehen! Sie ist bestimmt schon ungeduldig!"

  • Es machte einen etwas wummernden Klang, als die Tuere zufiel. Phraates war daran unschuldig. Gerade angesichts der Anschuldigungen, die ihm Charis machen koennte, stiess er die Tuere so schnell wieder auf... auch wenn es ihm nichts ausgemacht haette, irgendwie, noch laenger im Dunkeln gewesen zu sein. Doch bevor er dies noch machen konnte, liess Charis vernehmen, was ihre Version der Geschehnisse war. "Nein!", entgegnete Phraates schnell. "Geschehen von selbst ist.", als er die Tuere aufmachte.
    Er balanzierte die Sachen, welche ihm Charis gerade in die Haende gedrueckt hatte, ungeschickt in seinen Haenden herum. Er packte fester zu, sodass die Putzutensilien fast schon zerdrueckt wurden. Und er dachte sich, dass eine Gelegenheit verstrichen war... halt, eine Gelegenheit wofuer? Etwas zu tun, was er versprochen hatte, zu unterlassen?
    Er nickte also nur, als sie das Schweigen endlich brach. "Gut.", meinte er nur. Seine Stimme klang etwas... heiser. Er schluckte, jetzt sollte es besser sein. "Wir gehen." Doch die Betonung, welche Charis dem "sie" angedeihen liess, entging ihm nicht. Er laechelte sie wieder kurz an, fast schuechtern, dann nickte er und drehte sich in eine Richtung... nur um zu sehen, dass es hier in eine Sackgasse ging. Er drehte sich wieder zu Charis hin, mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Er wusste nicht einmal mehr, aus welcher Richtung sie gekommen waren...

  • Ob die Tür tatsächlich von selbst zugefallen war oder ob Phraates nachgeholfen hatte, rutschte allmählig in die Bedeutungslosigkeit hinab. Wichtig war jetzt, so schnell wie möglich zu der Herrin zurückzukehren. Charis war noch nicht sehr lange in ihrem Besitz. Doch die kurze Zeit hatte genügt, um ihr zu zeigen, was ihre Herrin mochte und was nicht. Verspätungen und warten zu müssen gehörten zu den Dingen, die Celerina überhaupt nicht mochte. Dies war zudem noch der Abend vor ihrer Hochzeit. Das bedeutete, daß sie an diesem Abend noch ungeduldiger war als sonst.


    Charis übersah einfach die Orientierungslosigkeit des Parthers und übernahm wieder die Führung. Sie trat aus der Kammer hinaus und bedeutete Phraates, ihm zu folgen. Ohne größere Schwierigkeit fand sie den Weg zurück, zum cubiculum der Herrin. Bevor sie die Tür öffnete, blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu ihm um. Sie wusste nicht, ob es richtig war. Gefährlich war es allemal.
    "Wenn du möchtest, dann komm heute nach Mitternacht in den Hof." Mehr sagte sie nicht. Es hatte sie schon genug Überwindung gekostet, überhaupt etwas in diese Richtung zu sagen. Bis um Mitternacht war sie hoffentlich fertig. Wenn Celerina sie dann nicht mehr brauchte, stand diesem geheimen Treffen nichts mehr im Wege, außer sie sich vielleicht selbst.
    Dann öffnete sie die Tür und trat ein. Celerina war bereits ungehalten und warf ihr einen mahnenden Blick zu, was Charis dazu veranlasste, sich sofort wieder ihrer Aufgabe zu widmen.

  • Charis ging an Phraates vorbei, und dieser blickte ihr kurz nach, bevor er ihr folgte. Muehevoll balanzierte er das Waschzeug auf seinen Haenden herum. Bloss nicht fallen lassen... bloss nicht das...
    Endlich, sie waren angekommen. So unglaublich und irgendwie erschuetternd es auch klingen mag... Phraates hatte nichts fallen lassen. Durchaus ein Grund, stolz auf sich zu sein.
    Beide standen vor der Tuer, und Charis sah schon aus, als ob sie anklopfen wollte. Doch dies tat sie nicht. Sie beugte sich zu Phraates hinueber und wisperte ihm etwas zu.
    Phraates war, als ob ihn der Blitz gestreift haette. Dies haette er sich nicht in seinen kuehnsten Traeumen vorgestellt. Er... er und diese Frau. Wie war dies geschehen?
    Nur mit Muehe verbiss er sich einen Gesichtsausdruck, der wohl unvergleichlich bescheuert gewesen waere. Um Mitternacht... um Mitternacht im Hof... nur nicht den Eimer fallen lassen... nur nicht den Eimer... den Eimer... den EIIIII... Fast waere er ihm jetzt aus den Haenden gefallen, doch Phraates fing ihn im letzten Augenblick noch auf. Waere der Eimer mit Wasser voll gewesen, haette es sich wohl ueber den Boden ergossen. Aber den Goettern sei Dank war dies ja nicht der Fall.
    Charis wandelte hinfort, zu Celerina, waehrend Phraates fuer eine Sekunde ein Loch in die Luft starrte, bevor er seinen Eimer am Boden hinfallen liess (was einen gar hellen blechernen Klang erzeugte).
    Seufzend begab er sich auf seine Knie... auf seine Knie, war das vorstellbar?... und begann, mit dem etwas unterdimensionierten Besen den Dreck vom Boden aufzukehren.
    Eine typische Arbeit fuer Sklaven.

  • So lange konnte das doch nicht dauern! Woher hatten die beiden Sklaven das Putzzeug denn geholt?! Womöglich aus Alexandria! Das hätte man meinen können. Ich warf den beiden deshalb einen warnenden Blick zu, es nicht zu weit zu treiben.
    "Das wird auch Zeit!", zischte ich Charis zu. "Es tut mir leid, Herrin", warf die Sklavin sofort ein und senkte devot ihren Blick. Ich hatte keine große Lust, mich langen Diskussionen mit Sklaven hinzugeben. Charis sollte nun endlich das zu Ende bringen, wofür sie da war.
    Während der Parther auf seinen Knien den Dreck wegwischte, nahm Charis ihre Aufgabe wieder auf. Wenigstens ging das recht flott. Sie hatte die Frisur, so wie ich sie haben wollte, fertiggestellt. Nun fehlte nur noch der Schleier.
    Die Makedonierin nahm ehrfurchtsvoll den orangeroten Schleier und legte ihn mir an. Phraates hatte ich derweil ganz aus den Augen verloren. Ich wußte nicht, ob er bereits gegangen war oder noch da war. Das war auch nicht groß von Belang. Ihn brauchte ich erst morgen wieder.
    "Da, schau Herrin. Gefällt es dir?" Charis hielt mir den Spiegel entgegen, damit ich ihre Arbeit begutachten konnte. "Mhh, perfekt würde ich sagen. Was meinst du, Phraates?" Ich sah mich nach ihm um und vergewisserte mich, ob er noch da war.

  • Phraates fegte den Schmutz zusammen, Tonscherben, Reste von Blumen, Erde. Er beseitigte saemtliche Spuren vom Dreck von der Erde, und der Boden sah nach Phraates' Arbeit noch sauberer aus wie frueher. Nicht, dass dies zu seiner Zufriedenheit beitrug. Er fuehlte sich bei jener Arbeit wie ein Sklave. Er wusste, dass er einer war. Doch er hatte es noch nie so drueckend gespuert.
    Er liess sich auf seinen Fersen nieder und blickte die Fresken auf der Wand an. Anschliessend wanderte sein Blick zu Celerina.
    Um es besser zu sagen, zu Charis. Er rieb sich die Augen. Konnte das sein? Es fuehlte sich an wie ein Traum... doch ein Traum konnte es nicht sein. Der Staub an seinen Knien, die Demuetigung, alles fuehlte sich viel zu real an. Was fand sie bloss an ihm? Auf jeden Fall wuerde er sich nicht verspaeten, er wuerde eine Viertelstunde frueher dort sein, denn es koennte ja etwas passieren, was eine Verspaetung mit sich zog, und dann... er schuettelte den Kopf rasch, um die hirnlosen Gedanken aus seinen Kopf zu vertreiben.
    Anders als das, was die Herrin durchaus denken mochte, hatte sich Phraates nicht verkruemelt, sondern war nur aufgestanden und klopfte sich den Staub von seiner Tunika.
    "Absolut funderwoll... aeh, wundervoll.", sagte Phraates mit einer leichten servilen Verbeugung. "Ausgezeichnet." Dass er damit nicht Celerina, sondern Charis eine Freude machen wollte, behielt er fuer sich.
    Er blickte kurz auf Charis. Wann wuerde die Roemerin endlich gehen?

  • Ach ja! Da war er ja. Den Schmutz hatte er inzwischen beseitigt. Nicht, daß ich auf sein Urteil besonderen Wert gelegt hätte. Doch es gefiel mir, als er mein Urteil bestätigte. Ja, in der Tat, es war alles perfekt undessah wundervoll aus. Nun konnte der langersehnte Tag kommen. Ich fühlte mich auch schon etwas schläfrig, obwohl mir klar sein durfte, daß diese Nacht in voller Hochzeitsmontur sehr unbequem sein würde, von der Aufregung ganz zu schweigen. Trotzdem wollte ich mich zur Ruhe legen.
    "Du darfst jetzt gehen, Phraates. Wir sehen uns morgen!" Mit einer Handbewegung, gebot ich ihm, zu gehen. Sobald er mein cubiculum verlassen hatte, begab ich mich zu Bett. Dann entließ ich auch Charis. Sie löschte die Lichter, bevor sie ging. Bis auf ein kleines Öllämpchen, welches neben meinem Bett stand. Ich ertrug die völlige Dunkelheit in der Nacht nicht mehr.

  • "Danke.", meinte er nur und ging.
    Doch seine Schritte lenkten ihn nicht zum serviticiuum der Maenner, wo er normalerweise hingehen sollte.
    Vielmehr bog er, nachdem er das Cubiculum mit einer nochmaligen Verbeugung verlassen hatte, in den falschen Flur ein. Ein Flur, der zum Innenhof fuehrte, wo er jetzt noch eine halbe Stunde Zeit hatte bis Mitternacht... einem Zeitpunkt, von dem er sich sehr, sehr viel versprach. Er fuhr sich nervoes durch seine Haare. Gut, dass sie frisch gewaschen waren - fuer die Hochzeit morgen.
    Er trat auf den Innenhof hinaus...

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