Die Gaue der Mattiaker - das Dorf der Sippe des Rodewini

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    Was er tun sollte, um Rodewini davon abzubringen? Gar nichts konnte er da tun, nur nachgeben und endlich zustimmen. Dass dieser Amisvarier auch so ein verdammter Sturkopf sein musste! Rodewini wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Landos Vorschlag ihn überraschte.
    Würfeln? Sarwolf würde ihm den Hals umdrehen, wenn er hörte, Rodewini hätte Elfleda verwürfelt. Völlig zurecht würde er ihn einen Kopf kürzer machen. Immerhin ging es hier um dessen Tochter und nicht um ein Pferd. Aber andererseits war Rodewini einem guten Spiel natürlich nicht abgeneigt, und wenn Lando nur durch so ein Spiel zur Vernunft gebracht werden konnte, dann sollten die Nornen dem Heruten mal einen Schubs geben.
    Er saß also da und wägte einen Moment ab. Wenn er wirklich verlor, würde Elfleda einen jungen, römischen Priester heiraten. Das wäre bei weitem nicht so gut, wie wenn sie Lando direkt heiraten würde, aber es wäre noch kein Weltuntergang. Vielleicht hatte Lando ja recht und aus dem Jungen wurde noch was. Elfleda würde ihrem Onkel zwar sehr grollen, aber das war ohnehin, wenn überhaupt, nachrangig. Sarwolfs Ärger war da eine andere Sache. Aber dann würde ihm etwas einfallen. Es musste.
    Und wenn die Nornen auch nur ein wenig Einsehen hatten, und sich ein ganz klein wenig für die Stammespolitik eines Rodewini interessierten, würden sie die Würfel richtig fallen lassen. Dann konnte sich Lando auch nicht mehr herauswinden, war es doch sein Vorschlag gewesen.
    “Nungut, wenn man dich anders zu deinem Glück nicht überzeugen kann, würfeln wir.“
    Fehlten nur die Würfel. Natürlich hatte Rodewini nicht immer und überall Würfel und einen Würfelbecher mit dabei, und so auch jetzt nicht, war dieser Morgen doch eigentlich als Entspannung vor den Verhandlungen gedacht, um einen klaren Kopf zu bekommen. Doch waren diese auch schnell aufgetrieben. Rodewini wollte schließlich nicht riskieren, dass Lando es sich doch noch einmal anders überlegte.

  • Lando nickte mit ernstem Blick. Das Licht war kaum hell genug, als dass es reichte um sich gegenseitig ins Gesicht schauen zu können, und nun wollten sie würfeln. Um eine Frau. Er wusste genau eine Person auf Midgard, die ihn für diesen Umstand windelweich prügeln würde, auch wenn sie halb so breit war wie er, und einen Kopf kürzer. Aber so war es nun mal, Lando wusste sich echt keinen besseren Weg auszusuchen, aus dieser Sache noch einmal heraus zu kommen... als Rodewini mit einem Satz Würfel, und einem schlichten Holzbecher zurückkam, ließ Lando los. Was brachte es, sich zu konzentrieren, wenn die Entscheidung eh nicht von ihm gefällt wurde?


    "Gut, jeder drei Würfe, du kennst es ja. Wenn du am Ende gewinnst, heirate ich Elfleda. Wenn ich gewinne, heirate ich sie nicht. Du darfst beginnen..."


    Mit akzeptierter Hilflosigkeit sah Lando zu, wie Rodewini die Würfel im Becher versenkte, und zu schütteln begann...


    Sim-Off:

    http://www.spherechild.de/szenarien_spielhilfen_wuerfel.html :D Drei Würfel, drei Würfe, abwechselnd, versteht sich. ;)

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    Die Würfel aus weißem Horn klapperten leicht in dem Becher, als Rodewini sie hineinwarf und kräftig schüttelte. Immerhin wollte er sich nicht unterstellen lassen, da es ja seine Würfel und sein Becher waren, er hätte getrickst. Und natürlich gab ihm das Schütteln die Zeit, kurz zu hoffen. Jetzt, als sie dabei waren, fragte er sich einen Augenblick, warum er sich auf diesen wahnwitzigen Plan eingelassen hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen, Lando einfach noch ein wenig zu bereden. Aber wer konnte schon abschlagen, das Schicksal entscheiden zu lassen, wenn der andere es so anbot?
    Mit Schwung setzte Rodewini den Becher auf der Bank zwischen ihnen auf. Einen Moment ließ er den Becher so ruhen, und dann hob er ihn vorsichtig und gerade in einem Zug. Zum Vorschein kamen zwei Dreien und eine Fünf.
    “Elf“, sagte er also nüchtern. Hätte schlimmer sein können, hätte allerdings auch bei weitem besser sein können. Er gab den Becher an Lando weiter, die Würfel ließ er zwischen ihnen beiden liegen, damit dieser sie sich selbst nehmen konnte. Jetzt musste er hoffen, wobei ein Wurf ja noch nichts entschied.

  • Lando nahm den Becher und die Würfel entgegen, und warf Rodewini einen schrägen Blick zu. Er wusste nicht warum, aber irgendwie fühlte er sich auf einmal wieder wie zehn, als er mit den Jungs auf dem Hof des alten Ratwin um die Schwester eines Freundes spielte. Und jetzt war die Situation eine ganz ähnliche, wenn auch wieder vollkommen verkehrt: er würfelte darum, eine Frau nicht heiraten zu müssen. Und das, obwohl er nicht einmal genau wusste, warum.
    Lando gestand sich ein, sich immernoch nicht an die Rolle des Sippenführers gewöhnt hatte, und fühlte sich auf einen Schlag furchtbar alt, als die Würfel im Becher klackerten, und es einmal dumpf knallte, als derselbe auf die Bank, auf der die beiden Männer saßen, knallte.


    Als er den Becher hob, zog er die Lippen schmal, als er das Ergebnis sah: eine Vier und zwei Einsen.


    "Sechs."


    Sollte er beten? Wohl eher nicht, es brachte jetzt eh nichtsmehr... er hoffte auf die nächsten zwei Runden.

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    Glück gehabt, wenigstens in der ersten Runde. Aber immerhin waren die Nornen nicht völlig gegen ihn und er konnte hoffen. Nun nur noch einmal, und diese Sache hier war endlich geregelt. Dann konnte sich dieser Sturkopf nicht weiter rausreden, und Rodewinis Pläne würden aufgehen, wie er es sich gedacht hatte. Trotzdem versuchte er, nicht zu hoffnungsfroh zu sein, um das Schicksal nicht noch herauszufordern.
    Er nahm die Würfel, ließ sie in den Becher kullern und schüttelte einmal Kräftig, ehe der Becher wieder mit einem kräftigen Knall zwischen ihnen beiden landete. Eine Sechs kam zum Vorschein, aber auch eine Eins und eine Zwei.
    “Neun.“
    Der letzte Wurf lief besser. Wenn auch nicht viel besser.

  • Neun also. Das war zu schlagen... aber auch zu unterbieten... Lando ließ die Würfel klackern, und es klang schon fast wie Gelächter für ihn... er konnte es nicht verhindern, er schickte ein Stoßgebet zu den Asen, als er den Becher auf die Bank rammte.


    Zwei. Fünf. Sechs.


    Dreizehn.


    Unweigerlich atmete Lando auf, noch war nicht alles für seinen Stand als Junggeselle verloren...

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    Entweder die Nornen mochten es spannend, oder der letzte Wurf war einfach wirklich, wirklich schlecht gewesen. Im selben Zug, wie sich Landos Gesicht kurz erleichtert erhellte, verfinsterte sich Rodewinis bei dem Ergebnis. Sarwolf würde ihn erwürgen. Er würde ihn schlicht und ergreifend erwürgen.
    Rodewini nahm zum letzten Mal die Würfel, bugsierte sie in den Becher und schüttelte noch einmal kräftig. Wieder knallte der Becher auf die Holzbank, und Rodewini wartete einen Moment. Solange jetzt keine drei Einsen zum Vorschein kamen, gab es noch eine Hoffnung, dass sein Hals unversehrt bliebe und seine Pläne sich erfüllten. Warum nur hatte er sich darauf eingelassen?
    Er hob den Becher, und war erst einmal erleichtert. Kein berauschender Wurf, aber ein guter. Fünf, Vier, Drei. Damit ließ sich arbeiten.
    “Zwölf“, meinte Rodewini also nüchtern. Zum letzten Mal übergab er den Becher an Lando und versuchte dabei seine eisige Miene beizubehalten.

  • Das war der Wurf seines Lebens. Das wusste Lando... mit diesem Wurf würde sich der Wille der Nornen offenbahren, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Mit benommenem Sinn nahm er das Ergebnis des Mattiakers wahr, eine Zwölf. Da gab es mehr Zahlen drunter, als drüber.. er zog die Luft ein, schüttelte, und schlug den Becher auf die Bank.


    Es dauerte mehrere Sekunden, bis er sich überwinden konnte, den Becher von der Bank zu heben, und als er es tat, kam es ihm vor, als würde es eine halbe Ewigkeit dauern. Er blickte Rodewini fest in die Augen, und senkte dann seinen Blick.


    Eins. Eins. Eins.


    Irgendwo in Landos Geist machte es *SCHNAPP*, und die Luft entfuhr ihm mit einem hiflosen Stöhnen... das Ergebnis war so dermaßen deutlich, die Nornen hätten es ihm auch gleich ins Gesicht schlagen können.


    Hatten sie auch, im übertragenen Sinne, und er konnte nichts dagegen tun. Wer war er auch, sich gegen den Willen der Götter zu richten? Lando würde heiraten...

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    Diesmal war es an Rodewini, kurz erleichtert durchzuatmen. Er hatte schon befürchtet, seinem Bruder klarmachen zu müssen, warum es besser wäre, wenn Elfleda den jungen Phelan heiraten würde, aber es hatte sich ja noch einmal alles zum Guten gewendet. Auch wenn der zukünftige Bräutigam nicht gar so erfreut aussah.
    Landos Stöhnen kommentierte er mit einem brüderlichen Klopfen auf die Schulter. Die Würfel wurden schnell in den Becher wieder gepackt und weggestellt, ehe sie noch für die nächste waghalsige Idee herhalten mussten. Wenn er so darüber nachdachte, dass es auch anders hätte ausgehen können, musste er sich selbst für fast genauso verrückt halten wie den Amisvarier hier.
    “Nachdem die Würfel nun entschieden haben, ist das ja jetzt geklärt.“
    Ein auffällig breites Grinsen zog sich über Rodewinis doch sonst meist recht eisernes Gesicht, und er erhob sich. Er fühlte sich mit einem Mal so beschwingt, und er hatte Hunger. Zum Glück wurde das Vieh auch grade so nach und nach wach und weckte die Leute im Dorf.
    “Nach dem Frühstück reden wir dann richtig, mit Sarwolf natürlich. Ich hoffe, du hast Hunger.“
    Er hatte. Gute Laune machte ihn immer hungrig.

  • "Ich war schon hungriger...", maulte Lando, der vor genau zehn Minuten hungrig gewesen war. Aber tatsächlich: langsam kam Lebens ins Dorf, immer mehr Menschen zeigten sich, und so erhob sich auch Lando, nickte Rodewini noch einmal zu, und kehrte danach ins Langhaus zurück, in dem mittlerweile auch einige aufgestanden waren. Nur sein junger Begleiter nicht... dem er nun leicht in die Seite trat.


    "Aufstehen, Phelan. Scheiss Tag, das kann ich dir versprechen... hast du Hunger? Wir müssen uns gleich die Braut ansehen...", grollte Lando mit kaum verhohlener schlechter Laune, "Ich kann es kaum erwarten."


    Als alle aufgestanden waren, wurden in dem geräumigen Haus drei lange Tafeln hergerichtet, eine für die Sippe Rodewinis, an der auch Lando und Phelan saßen, eine weitere für die weiterte Verwandschaft, und eine für's Gesinde. Erst war Lando nicht nach Frühstück, doch als ihm der Duft von warmem Brot, purer Luxus in diesen Gefielden, und Käse in die Nase kam, wurde doch sein ausgeprägter Appetit geweckt... wenigstens für ein paar Minuten war das Ende seines Lebens als Junggeselle ausgeblendet.

  • So schöne Träume hatte der junge Duccier gehabt, dass er sich gewünscht hatte doch nie geweckt zu werden. Doch genau das passierte just in diesem Moment. Er verspürrte einen Schmerz in der Gegend seiner rechten Rippen.


    Völlig verwirrt und verstörrt schaute er hoch zu seinem Vetter.
    "Bei Odin, Tyr, Freya, den Nornen und sogar Iuno ... hast du gelitten?" er richtete sich auf und kniete sich auf seinen Schlafplatz, sich einmal die Haare nach hinten streichend, die bis eben noch vor seinem Gesicht hingen. "Scheiss Tag? .." bevor er eine Antwort bekommen konnte maschierte Loki auch schon los und gab Phelan das Zeichen zum folgen, so setzten sich die beiden an die reichlich gedeckte Tafel der Sippe Rodewinis.

  • Während Lando sich an einem einfachen Stück Brot verging, besah er sich die illustre Runde. Lando hatte bisher nur einmal vorher die Möglichkeit gehabt, direkt mit Rodewinis Familie in Kontakt zu kommen, und das war vor Jahren, als er noch Gewürze und Kräuter auf dem Markt in Mogontiacum verkaufte. Einige Gesichter erkannte er wieder, andere wiederrum wollte er nicht wiedererkennen.
    Die Stimmung war angespannt, aber auf eine ungefährliche Art und Weise, die meisten Gespräche verliefen leise, aber bestimmt...


    "Warst du bei sowas schon einmal dabei?", wandte er sich schließlich an den jungen Priester, der im bisherigen Verlauf des Besuchs recht still gewesen war, "Weißt du, wie es weiter geht?"

  • Eher weniger lustvoll verzehrte der junge Germane ein paar Früchte und standartmäßig sein Wurstbrot.
    Alle an diesem Tisch schienen sich genaustens zu kennen, die Blicke von seinem Vetter sahen so aus, als ob er ebenfalls einige Gesichter erkannte.
    "Nein war ich noch nicht, ich habe ja meine Kindheit nur auf dem Hof meiner Eltern verbracht." noch einmal Biss er in sein Brot und trank etwas Milch. "Ich denke mal.." sprach er ein wenig leiser und mehr in Richtung Lokis Ohr gekehrt "nach dem Essen wird es Verhandlungen über die Verbindung geben .. oder?"

  • "Rüfftüff.", mampfte Lando, dessen Appetit so langsam wuchs, vor sich hin, "Eff... moffemt... zuerst kommt es zu einem kurzen Stelldich ein mit der Braut, immerhin ehelicht man nicht die Katze im Sack, auch wenn es weniger von Belang ist, ob man sich überhaupt riechen kann. Das wird Rodewini gleich wahrscheinlich kundgeben, oder sein Bruder. Eigentlich müsste es sein Bruder tun, wenn ich es mir recht überlege... er ist immerhin der Vater der Braut. Ich habe keine Ahnung wer von den Wichtern am anderen Tisch das jetzt sein soll, ich bete zu den Göttern dass man mir keine Zwölfjährige an den Hals heiratet... ein wenig Spaß muss auch drin sein.", er grinste seinen Vetter gewollt dreckig an, Rodewini war es zuzutrauen, immerhin wurden Frauen schon ab dem zwölften Lebensjahr verheiratet, während man bei Männern normalerweise auf die Mannwerdung wartete.


    "Danach wird der Muntschatz ausgehandelt, immerhin kommt die Dame dann in unseren Haushalt, und das wird der Knackpunkt. Auch wenn unsere Damen durchaus Mitspracherecht bei allen späteren Dingen haben, was uns übrigens von den Römern unterscheidet, die Ehe wird vom Mann und den Eltern der Braut ausgehandelt... hier geht es nicht um ein Bauernmädchen. Hier geht es um die Nichte eines Stammesfürsten, das wird richtig übel, da kannst du was drauf lassen... danach findet ein kurzes Opfer statt, um die Sache zu besiegeln. Klingt nach Frauenkauf, aber die Tradition hat da so ihre eigenen Vorstellungen. Und wenn die Dame auch nur einen Bruchteil von Rodewinis Wesen hat, kannst du dich auf ein paar lustige Tage freuen...", oder er.

  • Aufstehen mit den Cousinen war Morgen für Morgen eine geschäftige Angelegenheit. Nachdem sie geweckt worden waren, einige von den aufwachenden Tieren, andere von aufwachenden Menschen, wieder andere, indem man ihnen kurzerhand die Decke wegzog, ging es auch gleich geschäftig los. Haare wollten gekämmt und frisch geflochten sein, und bei der Vielzahl an Mädchen waren das eine ganze Menge Haare. Elfleda, Elke und Emma kämmten und striegelten sich gegenseitig, bis bei jeder das Haar wieder wie rotes Kupfer glänzte und nicht mehr wild in alle Richtungen abstand wie bei einem in ferner Zukunft vielen Kindern bekanntem Kobold und Klabauter. Allerdings trugen sie ihre Haare noch offen, nicht in den langen Zöpfen so vieler anderer, vor allem verheirateter Frauen.
    Geschäftig schnatterten sie weiter, natürlich über den Besuch, und nun, da sie in ihrem Schlaf nicht mehr gestört wurde, brachte auch Emma sich hier und da ins Gespräch mit ein. Der Tag heute würde etwas aufregender sein als die letzten. Im Winter gab es ja nie viel zu tun, es wurden die alten Riemen an den Geräten ausgewechselt, es wurde genäht, es wurde gestrickt, es wurde gewebt. Viel mehr konnte man nicht tun. Das Land schlief und die Felder lagen brach, zum Ausreiten war es zu kalt. Die Männer gingen hier und da mal Jagen, wenn der Schnee es zuließ, aber die Frauen saßen die meiste Zeit nur im Langhaus und versuchten, sich die kurzen Tage mit Geschichten zu vertreiben.
    Nachdem sie also alle dann warm genug angezogen und gekämmt waren, machten sie sich auch daran, sich ins Langhaus zu begeben, wo bereits die langen Bänke aufgestellt wurden. Rodewinis Frau Alrune hatte wohl beschlossen, angesichts der Gäste besonders spendabel zu sein, denn das Brot, das aufgetischt wurde, war noch warm, und es gab auch reichlich Käse dazu. Fehlt nur noch der Schinken, dachte sie sich kurz spitz, sagte aber nichts. Es war ja auch gut, vor den Gästen ein wenig Eindruck zu schinden, sollten sie ruhig sehen, dass es den Mattiakern gut ging.
    Elfleda suchte sich an der Tafel einen Platz, in der Nähe ihres Vaters und ihrer Geschwister, aber so, dass sie weiterhin neben Elke sitzen konnte, die wiederum näher bei ihren Geschwistern sitzen sollte, den Kindern von Rodewinis und Sarwolfs Schwester Burghilta. Am Ende saßen die beiden Mädchen also nebeneinander, zwar etwas weiter weg von den Gästen als sie eigentlich für ihre perfekte Beobachtungsposition gewollt hätten, aber dafür perfekt, um miteinander zu tuscheln. Neben Elfleda saß ihr Bruder Bertwini, der sich mit seinem Vetter Folcrat wiederum doch recht ungeniert darüber unterhielt, was sie den Tag über wohl machen wollten. Und das, obwohl zwischen ihnen doch noch ein paar Personen saßen, die sich von den beiden zwölf- und vierzehnjährigen allerdings nicht weiter stören ließen.
    “So, und jetzt? Was meinst du?“ flüsterte Elfleda nun ihrer Cousine zu und warf verstohlen einen Blick hinüber zu Lando und Phelan, während sie auf einem Stück von dem guten, warmen Brot herumkaute und es mit etwas noch warmer Milch herunterspülte.
    “Er guckt schon ganz schön ernst.“
    “Na, ist ja auch eine ernste Sache. Aber sonst?“
    “Hmmm, ja, weiß nicht. Ich find den Blonden hübscher. Der lacht gern, sieht man an den Augen. Der guckt nicht so streng.“ Elke lächelte in Phelans Richtung, verbarg das aber nach einem vermeintlichen Blick ihres Bruders schnell hinter einem großen Schluck Milch.
    Elfleda rollte kurz mit den Augen und schaute dann skeptisch zu Elke hinüber. “Du setzt aber seltsame Prioritäten.“
    Jetzt schaute Elke doch wieder beleidigt. “Na, worauf soll man denn sonst gucken? Also, ich will einen Mann, der mal viel mit mir lacht und Spaß hat. Keinen alten Stinkstiefel.“
    Elfledas Blick blieb auf Elke fixiert und dermaßen skeptisch, dass Elke nach einer Weile ganz hektisch und verwirrt reagierte. “Was denn? Was ist daran denn falsch?“
    Elfleda seufzte einmal bewusst theatralisch, und sah ihre Cousine dann lächelnd an. “Nun, Cousinchen, Spaß ist nicht alles. Mir wär es wichtiger, dass mein Mann genug Macht und Einfluss hat, um mich zu versorgen und ich mir keine Gedanken darum zu machen brauche, ob man den nächsten Winter wohl überleben wird, wenn dieser zwei Wochen länger dauert. Ich möchte mich bei ihm sicher fühlen und wissen, dass es meinen Kindern dann gut gehen wird, weil sie ebenfalls von dieser Macht und diesem Einfluss profitieren können. Das sind meine Prioritäten: Das ich und eventuelle Kinder möglichst lange leben können, und dass es möglichst der Sippe etwas bringt, damit dort auch möglichst viele möglichst lange leben können.“
    Das war ein sehr pragmatischer Ansatz, der Elke mit einem offenem Mund zurückließ. Sie schaute zu Elfleda, dann kurz zu den beiden Amisvariern, dann wieder zu Elfleda. “Na, vielleicht passt doch ein weniger spaßiger Mann zu dir.“
    Elfleda zog eine einzelne Augenbraue nach oben, musste dann aber doch grinsen und konnte so den ernsten Gesichtsausdruck nicht beibehalten. “Wenn du in drei Jahren noch unverheiratet sein solltest, reden wir noch mal drüber.“
    “Oh, bloß nicht! Ich hoff ja, dass es im Sommer was wird. Ich weiß, dass Erkmar, du weißt schon, von Geralds Sippe im Osten, schon mal bei Vater angefragt hat. Auch wenn ich’s nicht wissen soll.“
    Elfleda lächelte glücklich, aber innerlich hoffte sie, dass ihre Schlussfolgerungen vom gestrigen Abend richtig wären. Wenn ihre Cousine Elke vor ihr heiraten würde, würde sie sich selbst im Moor versenken. Aber das wäre wirklich zuviel.




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    Nach einer Weile, als das Frühstück so gut wie beendet war und alle satt aussahen, erhob sich Sarwolf lächelnd und wartete einfach, bis alle zu ihm sahen. Er brauchte nichts sagen oder gar um Ruhe oder irgendetwas bitten, allein schon sein Aufstehen nötigte den meisten die angebrachte Aufmerksamkeit ab.
    “Ihr habt gestern gehört, dass die Söhne Wolfriks und die Söhne Ariviors sich verbinden wollen. Daher wollen wir über eine Ehe zwischen Lando, Sohn des Landolfs, und meiner Tochter Elfleda verhandeln.“
    Es folgte kurz ein Gemurmel und halb unterdrückte Freudenquietscher aus der Richtung der Mädchen im entsprechendem Alter, die sich für Elfleda freuten und das ganze natürlich herrlich aufregend fanden.
    “Elfleda, steh auf und komm gleich mit.“
    Er gab seiner Tochter einen kurzen Wink, die sich daraufhin gehorsam und mit undeutbarem Gesichtsausdruck erhob und zu ihrem Vater trat. So konnte sich Lando nun seine Braut auch ansehen und wusste, welches von den weiblichen Geschöpfen am Tisch er beim Würfeln „gewonnen“ hatte.

  • Gespannt lauschte Phelan seinem Vetter. Es war schon etwas komisch für ihn, jeder der Familie in Mogontiacum wusste, welch Frohnatur er hatte und welch Eigenbrütler er sein konnte. Vielleicht würde sich das aber mit diesem wichtigen Schritt ändern.
    Als sein Vetter von Spaß sprach musste Phelan ebenfalls dreckig schmunzeln, Liebe gab es in der Theorie, aber auch in übermäßigem Anteil auch in der Praxis. :D
    Bei dem Gespräch über die Munt spitzte der junge Priester doch sehr die Ohren. "Ich glaub wir können davon ausgehen, das das was die Braut mitbringt nicht wenig sein wird." und schon stand Sarwolf auf und mit seiner mächtigen Präsenz brachte er das komplette Langhaus zum schweigen. Als er dann Elfleda zu sich bat machte Phelan große Augen und sprach leise zu seinem Vetter ohne diesen anzuschauen "Den Spaß .. wirst du haben .." sie war wirklich eine wunderschöne Frau. Aber Schönheit war die eine Sache, ein bisschen Angst hatte er schon, dass sie die familiäre Atmosphäre daheim stören könnte.

  • "Das, was die Braut mitbringt?", runzelte Lando kritisch die Stirn. Die Braut brachte nichts mit... die Braut brachte sich mit! Allerdings ging Lando ein Licht auf, vielleicht war das bei den Römern so... und Phelan war ja offenkundig etwas ab vom Schuss (ja, auch in Magna gab es ab vom Schuss, zu vergleichen mit einer Kolonie von Pinguinen auf einer Eisscholle im Lacus Venetus) aufgewachsen, so konnte er ihm nicht verübeln, dass er keine Ahnung hatte. Immerhin war das Thema Heirat bei den seinen seit der Hochzeit Dagmars mit dem Römer Decimus Magnus nichtmehr auf den Tisch gekommen...


    "Die Römerfrauen bringen wohl irgendwas mit, ich weiß nicht, aber bei uns ist das... ist das... ist das... ist das... ist... ist... ist... d... d... eh....", Lando stockte als sich die erwähnte Elfleda, seine zu werdende Ehefrau, zu ihrem stolzen Vater gesellte, und Lando verlor für einen Sekundenbruchteil die Fassung. Die junge Frau, die sich da neben den rothaarigen Klotz Sarwolf gesellte, verschlug ihm einfach nur die Sprache, und er musste sich wahrlich anstrengen, ihr ins Gesicht zu schauen. (:D)


    "Das... glaub ich auch.", flüsterte Lando zurück, der langsam wieder seine Fassung zurückgewann, und die junge Frau gewinnend anschmunzelte... das konnte ja heiter werden...

  • Elfleda stellte sich ruhig neben ihren Vater. In seinem Schatten fiel es einem leicht, sich beschützt und sicher zu fühlen, und so konnte auch sie vollkommene Ruhe ausstrahlen, auch wenn sie etwas aufgeregt war. Es war wirklich, wirklich wahr. Sie würde endlich heiraten. Was ja auch langsam wirklich mal Zeit wurde, mit achtzehn wurde sie ja schließlich auch nicht jünger.
    Auf der anderen Seite fühlte sich Elfleda ganz ruhig, beinahe triumphierend. Immerhin war sie kein Niemand, auch wenn dieses Vorstellen ein wenig was von der Art hatte, wie man ein Reitpferd präsentierte. Aber davon ließ sie sich gar nicht erst einschüchtern. Sie wollte ja endlich heiraten, und da war es ihr reichlich egal, ob sie dafür hier eben ein wenig vorgeführt wurde.
    Sie merkte, dass Lando ganz leicht lächelte, und kurz schmunzelte sie zurück in seine Richtung, ehe sie nach einem kurzen Seitenblick auf ihren Vater wieder ruhig und ernst vorerst wurde. Sie wollte ja nicht allzu begeistert wirken, immerhin war sie keine naive Fünfzehnjährige mehr, die nur Spaß haben wollte. Wobei sie sich durchaus auch vorstellen konnte, hier ein wenig Spaß zu haben. Sie ließ ihren Blick auch einmal über Lando gleiten, jetzt, wo sie ihn mal mustern durfte, und blickte ihm dann direkt in die Augen. Fiel ihr gar nicht ein, demütig und schüchtern den Blick zu senken, er sollte ruhig wissen, dass seine Frau auch aufrecht schauen konnte und nicht nur ein dekoratives Accessoire in seinem Haus sein wollte.



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    Sarwolf legte seine Hand – man sollte sagen, Pranke – kurz leicht auf die Schulter seiner Tochter. Es war nur eine kleine Geste, die wohl jeder Vater im Angesicht des möglichen Ehemannes seiner Tochter früher oder später mal machte und die eigentlich nur soviel sagte wie „Die da steht unter meinem Schutz. Tu ihr weh, und ich tu dir weh“. Aber es war wohl auch für keinen Vater einfach, ein Kind gehen zu lassen, auch wenn es noch gar nicht so weit war und zum Leben dazugehörte.
    “Gut. Elfleda, das ist Lando.“



    Elfleda schaute einen Moment noch schweigend Lando einfach weiter in die Augen, ehe sie leicht schmunzelnd ein “Heilsa, Lando, Sohn des Landulf“ zur Begrüßung sagte und dann doch einmal richtig lächelte. Sie hatte sich seinen Namen vom Vorabend doch durchaus gemerkt. Es war schon etwas seltsam, so einander vorgestellt zu werden. Irgendwie ein wenig gezwungen, und doch fühlte Elfleda sich nicht unbedingt unwohl. Sie hoffte, Lando fand das kennenlernen ebenso im Grunde angenehm, so dass die weiteren Verhandlungen nun bald folgen konnten.


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    Sarwolf war diese etwas aufgesetzte Situation wohl auch nicht ganz angenehm, denn er räusperte sich kurz und wandte sich dann an Lando.
    “Wenn du willst, können wir dann zum weiteren Verhandeln übergehen. Draußen, wenn dir und deinem Vetter das nicht zu frisch ist.“
    Der große Germane war lieber unter freiem Himmel als unter den Balken eines Hauses. Draußen war die Luft besser, da konnte er klarer denken.

  • "Heilsa, Elfleda, Tochter des Sarwolf."


    Lando musste aufpassen, dass sein Schmunzeln sich nicht in ein Grinsen verwandelte, so sehr gefiel ihm diese Frau. Dessen nicht genug, regten sich in ihm auf einmal sehr männliche Gedanken, die er seit einiger Zeit verdrängt hatte (soweit Mann zu sowas in der Lage war), und es kostete schon einige Überwindung, den Blick in ihre Augen aufrecht zu erhalten. Nicht, dass er es nicht ausgehalten hätte, oder vor Scham den Blick gesenkt hätte, seine Schwester war immerhin auch eine Frau, manchmal zumindest, und hatte auch diesen Blick, aber unterhalb des Gesichts lagen Dinge, die Lando nicht weniger interessant fand, als das was im Kopf dieser Frau abging. :D


    Er war auf einmal sehr froh, verloren zu haben.


    Als Sarwolf das Bieten um den Muntschatz eröffnete, deutete Lando mit knappem Lächeln nach draußen: "Der Himmel ist klar... wir sollten die Omen der Götter nicht ausschließen, Teil unserer Runde sein lassen..."


    So gingen sie nach draußen auf den großen Freiplatz, in dessen Mitte zwei Bänke aufgestellt wurden. Auf der einen nahmen Sarwolf und seine Frau Platz, auf der anderen Phelan zusammen mit Lando.


    "Nun, Sarwolf, so sitzen wir hier... was stellst du dir vor? Oder soll ich ein Angebot machen?"

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    Sarwolf saß auf der einfachen Holzbank und atmete einmal tief die frische, klare Luft ein. Draußen war ihm einfach wohler, wenn seine Frau Smilla auch aussah, als wäre es ihr drinnen im Warmen etwas lieber gewesen. Aber ohne zu murren saß die junge, blonde Frau neben ihrem Mann, immerhin musste sie ja Elfledas verstorbene Mutter vertreten und die Interessen des Mädchens auch ein wenig schützen, sollte ihr Mann etwas vergessen oder übersehen.
    Sarwolf überlegte einen Moment. Er wollte ja nicht zu hoch greifen und gleich sowas wie ein Schwert oder ähnlich viel Eisen verlangen, aber er wollte sein Mädchen auch nicht zu billig hergeben. Immerhin war Lando auch kein armer Schlucker, und auch bei aller Liebe zu Rodewini sollte der Preis doch angemessen sein.
    “Ich denke, du solltest ein erstes Angebot machen.“
    Erstmal wollte er sehen, was Lando bereit war, mindestens zu geben. Natürlich würde es vermutlich zu niedrig sein, aber dann hatte er zumindest schon einen Anhaltspunkt, mit dem er sicher arbeiten konnte.

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