Die Gaue der Mattiaker - das Dorf der Sippe des Rodewini

  • Oda verschluckte sich fast als ihr Elfi erzählte was ihr Verlobter für sie geben wollte. „Uff, das meinst du doch nicht im Ernst. So reich kann der doch gar nicht sein. Das gibt es doch gar nicht. Er ist ein Römer? Ohje, wenn du mit ihm gehst werde ich dich wirklich niemals wieder sehen. Ich gönne es dir, da sei sicher.“ Sie lachte Elfi an.
    Sie wusste genau wie sehr sich Elfleda darauf freute endlich verheiratet zu sein, damals als sie heirate freute sich ihre Freundin zwar für sie doch wusste sie auch das sie etwas eifersüchtig war weil sie, die ältere, nicht mal einen Verlobten hatte.
    „ Und gut sieht er auch noch aus. Es hat sich also gelohnt für dich so lange zu warten. Oh Elfi ich freu mich so für dich. Es ist schön verheiratet zu sein. Es gibt so viele schöne Dinge“ sie grinste sie vielsagend an und sogar jetzt huschte eine leichte röte über ihr Gesicht.
    „Wenn er so reicht ist wie du sagt hat er bestimmt eine große Familie und Sippe, du wirst viel zu tun haben. Wie viele Leute hat er und wie viele Unfreie, du musst doch hoffentlich nicht alles allein machen? Wie genau ist das den bei den Römern?“
    Tausend Fragen lagen ihr auf den Lippen, das war alles so neu und spannend. Sie wusste kaum etwas über die Römer und jetzt würde ihre beste Freundin zu ihnen gehen um dort zu heiraten und zu leben.

  • “Naja, er ist schon Germane. Amisvarier halt. Er lebt nur da. Also, ich hab ihn zwar gefragt, aber so richtig verstanden hab ich nicht alles, was er erzählt hat.“
    Dass sie Oda dann nicht mehr sehen würde, wenn sie heiratete, kam ihr erst jetzt so zu Bewusstsein. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Oda einfach mitzunehmen, aber wie sollte sie das denn anstellen? Sie mussten ja eigentlich schon froh sein, wenn Oda ohne größere Probleme hierbleiben konnte. Außerdem war sie ja eine Freie, die konnte Elfleda nicht einfach wie Gesinde in der Aussteuer mitnehmen. Ein wenig dämpfte das ihre Freude, aber nur ein ganz klein wenig.
    “Also, seine Sippe ist gar nicht so groß. Er meinte, er sei der Älteste, aber das kann ich mir gar nicht wirklich vorstellen. Ich meine, er ist wirklich noch keine dreißig. Und viel Gesinde haben sie wohl auch nicht.
    Er hat das ein wenig komisch erklärt. Die Römer haben wohl ein anderes System, da hat nicht jeder seinen Hof und versorgt sich, so gut er kann. Da macht wohl jeder nur bestimmte Sachen und sie tauschen dann. Also, ich kann mir das ehrlich gesagt gar nicht so wirklich vorstellen, wie das nun funktionieren soll, aber er meinte eben, dass er durch diese Art und auch durch die arbeit, die er dort macht, dann zu Reichtum gekommen ist. Ich denke, das wird ich dann schon sehen, wenn ich dort bin.“

    Auch jetzt nach mehreren Tagen konnte sich Elfleda noch immer nicht vorstellen, wie das ganze funktionieren sollte. Oder auch die Sache mit den einzelnen Zimmern, die ihr sehr suspekt war. Die Häuser dort mussten alle riesig sein, wenn sie mehrere Zimmer hatten. Für jede Person ein Zimmer, soviel Platz hätte es hier im Dorf nichtmal gehabt.
    “Aber bis dahin sind es noch ein paar Wochen. Ich kann es kaum erwarten.
    Oh, du kommst doch mit, oder? Wir feiern bei ihm in Mogontiacum. Du musst mitkommen! Ich bestehe darauf!“

    Da gab es für Elfleda gar keine Diskussion. Jetzt, wo Oda schonmal hier war, musste sie auch mitkommen. Das war beinahe ein Zeichen, dass sie jetzt gekommen war, so kurz vor der Hochzeit. Sie musste da einfach dabei sein.

  • Oda hörte ihr zu und wundere sich bei jeden Satz immer mehr. Auch sie verstand nicht wie so was funktionieren sollte. Sie wusste aber auch reichlich wenig über Römer und ihre Art zu leben, es war bis jetzt für sie nichts Wichtiges.
    „Ich mitkommen? Wie stellst du dir das vor? Nein das wird bestimmt niemand erlauben, eine Frau mitnehmen?“ Sie lachte bei der Vorstellung. „ Die Männer würden sich bedanken, du und dein Gefolge ihr beleibt ja da aber auf dem Rückweg wollen sie sich bestimmt nicht mit einer Frau belasten. So gerne ich auch bei dir sein würde.“
    Liebend gerne würde sie ihre Freundin begleiten, vielleicht sogar bei ihr bleiben aber das war völlig unmöglich.
    Oda machte sich Sorgen was aus ihr werden würde, was ihr Vater sagen würde das sie wieder da war und vor allem Rodewini.
    Sie war keine unfreie und auch nicht irgendeine Tochter eines einfachen Mannes. Ihr Vater war der Großneffe von Rodewini und Sarwolf und somit stammte sie auch aus Elfedas Familie, wenn auch aus einem entlegenen Zweig.
    Es war nicht ganz so einfach mit ihrer Rückkehr aber sie war sicher das man sie nicht zurück schickte, ihr Vater liebte sie und würde bestimmt nicht wollen das sie unglücklich ist.
    „ Es wird bestimmt ein großes Fest geben. Ich kann mir das gar nicht vorstellen wie das bei den Römern ist. Musst du nach römischen Recht heiraten oder wie ist das. Bist du dann Römerin?“ Oda musste lachen als sie sich das vorstellte.

  • “Ach, wir reisen ja sowieso hin, und ob da nun eine Frau mehr oder weniger mitkommt, das macht doch dann auch keinen Unterschied mehr. Ich meine, Smilla und die Mädchen kommen ja auch mit, und Rodewinis Frau und seine Kinder und alle. Da können sie doch gar nicht nein sagen, wenn du auch mitkommst.“
    Elfleda dachte da eigentlich eher weniger daran, das lange zu fragen. Oda würde mitkommen, und basta. Nach dieser schrecklichen Reise musste sie doch auch was schönes erleben, und da war so eine Hochzeit doch genau das richtige. Und ob da nun eine Person mehr oder weniger mitkam, daran sollte das doch wohl wirklich nicht scheitern. Vor allem nicht, nachdem die lieben Männer sie nun so lange hatten warten lassen, bis sie endlich heiraten konnte. Sie würde das schon deichseln, irgendwie.


    “Wie, was, ich? Römerin?“ Jetzt musste Elfleda wirklich lachen. Allein die Vorstellung war schon ulkig. Sie würde doch nur dorthin ziehen, aber sie würde doch trotzdem noch sie selbst bleiben. Am Ende dachte Oda noch, sie würde dann zu den römischen Göttern opfern, in Latein reden und all die anderen Dinge machen, die Römerinnen nun so machten. Auch wenn Elfi keine Ahnung hatte, was Römerinnen denn so den lieben langen Tag machten, sie kannte immerhin keine einzige.
    “Nein. Also, ich kriege wohl auch einen römischen Namen noch, hat Vater gemeint. Aber da weiß ich noch nicht, wie das aussehen soll. Lando hat wohl das Bürgerrecht der Römer und deshalb auch einen römischen Namen. Dukkius nennt sich ihre Sippe dort, nur für die Römer. Denen ist „Die Sippe des Wolfriks aus dem Stamm der Amisvarier“ wohl zu kompliziert oder so, ich weiß es nicht. Aber wir heiraten nach unseren Bräuchen. Wir müssen wohl nur vor dem heiraten noch zu einem der römischen Fürsten und ihn auch um Erlaubnis bitten. Eigentlich eine Frechheit, wenn du mich fragst, immerhin bin ich die Tochter des Richs und nicht eine Magd, und Lando ist Führer seiner Sippe. Aber nungut, es ist wohl wichtig für das Bürgerrecht unserer Kinder dann.“
    Elfleda zuckte nur leichthin mit den Schultern. Wenn sie endlich heiraten konnte, hätte sie sogar nach römischem Brauch zur Not geheiratet. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie der überhaupt aussah. Sie wollte nur endlich Ehefrau sein, wie es ihrem Alter geziemte. Sie wollte nicht noch als alte Jungfer sterben.

  • Oda winkte ab. „Naja, wir werden sehen. Interessieren würde es mich schon. Aber erstmal muss ich wohl abwarten bis die Männer wieder da sind und was mit mir nun passieren soll.“
    Sie sah sich um und dem Treiben der Frauen und Mädchen. Es war ein kommen und gehen, die Stimmen der Menschen beruhigten sie und waren so vertraut.
    Wir sollten nicht so lange untätig rum sitzen oder was denkst du?“
    Es wurde alles für den Abend vorbereitet und einige der Männer waren auch zurückgekommen, draußen wurde es dunkel und jeder der nur etwas Verstand besaß sah zu vor der Dunkelheit zurück im Dorf zu sein.
    Oda wurde es etwas mulmig im Bauch als sie ihren Bruder den Raum betreten sah. Dann war ihr Vater bestimmt auch nicht weit weg. Doch erst blieb ihr Bruder wie angewurzelt vor ihr stehen.
    „Oda, kleine Schwester was machst du den hier? Ist Gernot auch da? Wo steckt er den?“ Alan sah sich suchend um.
    „Heilsa Alan, nein er ist nicht da. Er ist vor ein paar Wochen gestorben.“ Es kam ihr ganz trocken über die Lippen, so als ob sie ihm sagen würde das Essen ist gleich fertig.
    Alan sah sie zuerst entsetz an doch dann kräuselte sich seine Stirn. Das tat er immer wenn ihm etwas ganz besonders gegen den Strich ging.
    „ Und wer hat dir dann erlaubt so allein durch den Wald zu streichen? Warum bist du nicht bei deiner Familie?“
    Jetzt ging es also los, Oda funkelte ihn an und hob stolz das Kinn an. „Meine Familie ist hier und hierher gehöre ich auch. Wenn Vater das anders sieht soll er es mir selbst sagen.“
    „Was soll ich selbst sagen“ dröhnte eine tiefe Stimme hinter Alans Rücken. Brandwolf, ihr Vater trat aus dem Schatten eines Holzbalken. Er war groß und breit, wie fast alle Männer der Sippe und sein Blick ruhte auf seiner Tochter, er beachtete seinen Sohn gar nicht. Ernts sah er sie an und ihr rutschte das Herz fast in die Hose ( die sie gar nicht anhatte, darum wäre es wohl mit einem lauten Polten auf den Boden gefallen wenn es wirklich gerutscht wäre :D), doch dann zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht und er öffnete seine großen breiten Arme. „Meine Kleine, komm her und begrüße deinen alten einsamen Vater.“
    Oda sprang von der Bank auf, die sie dabei fast umwarf und warf sich in seine Arme.
    „Oh Vater, ich habe euch alle so vermisst. Bitte bitte schick mich nicht wieder zurück.“
    Ihr Vater strich ihr über den Kopf. „Darüber entscheide nicht nur ich aber mach dir keine Sorgen, ich habe schon gehört das du da bist und was passiert ist. Wenn du nicht gekommen wärst wäre ich dich vielleicht holen gekommen. Ich traue Sigrid nicht von hier bis zu meiner Nasenspitze.“ Er küsste ihr dabei auf ihre. „Hast du schon gehört, ja das hast du ganz sicher.“ Er sah zu Elfleda und ein breites grinsen war auf seinem Gesicht.

  • Am Abend kamen so nach und nach die meisten Männer wieder zurück. Die Bänke und Tische wurden im großen Langhaus bereitgestellt, damit alle Essen konnten. Zwar gab es hier heute nicht so ein Festmahl wie an dem Abend, als Lando und Phelan hier gewesen waren, aber Essen mussten ja trotzdem alle.
    Elfleda war gerade ein wenig damit beschäftigt, zu delegieren und das Gesinde noch anzuweisen, ihr bei Kleinigkeiten zu helfen, als Brandwolf und Alan zurückkamen. Unauffällig beschäftigte sie sich in Odas Nähe mit dem Aufschneiden von Brot, um zuhören zu können, was denn gesprochen wurde, und notfalls auch dazwischenfahren zu können, sollte es nicht so laufen, wie sie sich das dachte.
    Alan natürlich war etwas ruppig zu seiner Schwester. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und dem Burschen die Meinung gesagt. Wer Oda erlaubt hatte, zurückzukommen? Ich, wollte sie sagen, und damit diese Fragerei erstmal unterbinden.
    Aber Brandwolf war zum Glück doch wie die meisten Männer in ihrer Sippe: Ein Bär von einem Mann, aber dabei sanft wie ein alter Hund. Er nahm seine Tochter in die Arme und küsste sie sanft auf die Nase und machte damit auch für die, die ihn nicht hörten, deutlich, dass er seine Tochter gern wieder zurücknahm. Fehlte eigentlich nur, dass auch Rodewini es zumindest akzeptierte, immerhin war das hier seine Sippe und keine Demokratie.
    Bei dem Seitenblick auf sie drehte sich Elfleda zu ihm um, ihre linke Augenbraue ganz leicht erhoben. “Was soll Oda denn gehört haben, Brandwolf? War irgendwas?“
    Natürlich genoss Elfleda es, soviel Aufmerksamkeit durch die Verlobung bekommen zu haben. Aber so außergewöhnlich war es nun ja auch wieder nicht. Außerdem zog sie den Vater ihrer Freundin auch gerne auf, wie man es untereinander nun mal so machte.


    Sie behielt noch einige Augenblicke ihre Strenge Miene bei, ehe sie grinsen musste. Der Schalk sprach ihr aus den Augen, und leicht reichte sie dem Mann ungefragt einen Becher.
    “Aber sag mal, Brandwolf, wo bleiben denn Vater und Rodewini? Wollten die nicht vor euch wieder zurück sein?“
    Brandwolf nahm einen Schluck aus dem ihm angebotenen Becher und zuckte dann mit den Schultern.
    “Die werden sicher auch gleich kommen. Mach dir mal keine Sorgen, Elfi.“


    Elfleda ließ die beiden ein wenig allein, bestimmt hatten sie noch einiges zu besprechen, und gesellte sich derweil schonmal zu Smilla und ihren Halbgeschwistern. Nach einiger Zeit schließlich kamen auch endlich ihr Vater und Rodewini an. Während sich ihr Vater zu seiner Familie gesellte, machte sich der Anführer der Sippe erstmal schnurstracks zu Oda und ihrem Vater auf. Sein Gesicht verriet, dass er nicht allzu erbaut war und offensichtlich schon im Bilde über alles war.
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    “Bist also wieder da?“ war die wenig herzliche und direkte Begrüßung an Oda, die er fixierte wie ein Jagdhund ein Kaninchen.
    Während er die junge Frau niederstarrte, wurde es im Lagerhaus ganz still. Alle waren gespannt darauf, was nun passieren würde, und jeder wollte unbedingt mitbekommen, wie Rodewini sich in dieser Sache entscheiden würde. Offenbar war er ja nicht gerade erfreut über ihr auftauchen hier. Natürlich, immerhin konnte das gewaltig viel Ärger mit sich bringen, und nach dem harten Winter hatte niemand Lust, noch eine Fehde auszutragen.
    Nach einer Weile, die wie eine Unendlichkeit so manchem erscheinen mochte, nickte er dann schließlich.
    “Darüber werden wir uns noch unterhalten. Brandwolf? Ich glaube, deine Tochter braucht wieder eine Decke, wenn sie bei dir im Haus bleiben wird.“
    Und damit war die Sache wohl erstmal aufgeschoben. Oda würde bleiben können, auch wenn Elfledas Onkel deutlich gemacht hatte, dass er da nicht so glücklich war wie Odas Vater oder Elfleda oder Eike.

  • Oda musste sich schon sehr anstrengend Erstzubleiben bei Elfledas Mienenspiel. Doch lange hielt sie das nicht aus und lachte laut auf.
    Elfleda ließ die beiden ein wenig allein und Oda war ihr dafür sehr dankbar. Sie erzählte ihrem Vater sehr ausführlich was in der letzen Zeit passiert war und bemerkte gar nicht wie ihr Bruder brummend und missgelaunt nach draußen ging.
    Als Rodewini dann auf einmal so vor ihr stand, sie versuchte nieder zu starren, wurde ihr erst kalt dann heiß. Ihr Vater legte ihr beruhigend die Hand auf ihr Knie, sagte aber nichts den die endgültige Entscheidung über ihren Aufenthalt lag nun mal in der Hand des Anführers der Sippe.
    Oda fand die Hand ihres Vaters einerseits beruhigend aber auch hielt sie Sie ab sofort aufzuspringen und Radewini etwas nicht gerade Demütiges ins Gesicht zu schleudern.
    Erleichtert atmete sie aus als er dann doch, etwas mürrisch aber doch gewillt, seine Einwilligung für ihre Rückkehr gab.
    „Sicher werden wir das noch Rodewini und eine Decke werde ich sicher auch noch finden“ antworte ihr Vater nur knapp auf die Entscheidung des Sippenchefs.


    „Na siehst du, war alles nur halb so schlimm…solange du dich beherrscht und nicht gleich losplapperst wie sonst. Ich werde das noch mit ihm klären, deine Freundin Elfi hat dem Stamm reichlich was eingebracht, da wird es nicht so schlimm sein ein wenig davon wieder abzutreten. Geh lauf jetzt zu den Frauen du hilf ihnen und später werden wir zusehen das du in der Nacht nicht erfrierest. Ich zumundest freu mich das du wieder da bist und ich denke der ein oder andere hier auch.“
    Brandwolf gab ihr einen aufmunternden Klaps auf den Hintern als Oda aufstand um im Haushalt mitzuhelfen.
    Als sie den Frauen half den Männern aufzutragen und mit reichlich zutrinken zu versorgen hatte sie ihre Sorgen über die Rückkehr vergessen und machte mit ihren alten Freunden die gleichen Späße wie früher.
    Sie war froh wieder in der vertrauten Gemeinschaft zu sein und bald war es so als ob sie nie weg gewesen wäre.


    In der ersten Nacht wieder zuhause schlief sie tief und fest und war am Morgen ausgeruht und frisch. Schnell stand sie auf, kämmte ihr Haar aus und flocht es legte die Zäpfe eng um ihren Kopf und band sich das Netz um, um ihre Zöpfe so zu verdecken. Jetzt war sie fertig um sich den anderen Im Dorf zu zeigen. Sie holte tief Luft als sie in die noch kalte Morgenluft trat und sah sich auf dem freien Platz um.

  • Der Frühling kam langsam in das Land der Mattiaka die Sonne ließ langsam die letzen Schneeflecken schmelzen und die ersten Blumen reckte ihre Köpfe aus dem feuchten Boden. Rodewini hatte lange mit Odas Vater gesprochen. Sie wusste nicht worüber doch hatte sie das Gefühl die beiden Männer waren sich einig geworden, worüber auch immer.


    Oda saß an diesem Morgen in der Sonne, sie genoss die warmen Strahlen nach dem langen harten Winter und ließ den Hanf über eine einfache Spindel laufen, geduldig drehte sie den Faden. Sie liebte diese ruhigen Stunden in dem sie ihren Gedanken freien lauf lassen konnte.
    Ein paar Frauen waren dabei den alten Wintermief aus den Häusern zu fegen und auch die Männer waren mit Aufräumarbeiten oder Reparaturen beschäftigt.
    Bis jetzt war es ein ruhiger Morgen, ein paar Kinder liefen lachend über den Dorfplatz und Oda schaute ihnen etwas traurig zu.
    Nur wenn sie sich alleine fühlte und unbeobachtet sah man der jungen Frau ihre Traurigkeit an. Sie hatte sich so auf ihr Kind gefreut und jetzt war sie ganz alleine, ohne Kind und Mann und wahrscheinlich würde sie auch alleine bleiben. Noch wusste sie nicht was die Nornen für sie vorgesehen hatten doch Oda war eine Frau ihres Volkes, sie wusste das es unnütz war sich den Kopf über ihre Zukunft zu zerbrechen, ihr Weg war schon lange vorbestimmt und da nützte kein jammern und weinen, es würde kommen wie es eben kommen würde.
    Die junge Frau konzentrierte sich wieder auf ihre Spindel und den Faden als ein Schatten auf sie fiel.
    „ So geduldig und brav habe ich dich gar nicht mehr in Erinnerung. Eher als jemand der ständig was am aushecken war und was du diesmal gebracht hast grenzt schon an …. .“ Oda sah auf und sah ihren Bruder vor sich stehen, der junge Mann sah sie ernst an und stellte einen Fuß auf einen Holzbalken. Total lässig und breit stand er vor ihr und sah auf sie herunter. Oda musste blinzeln als sie zu ihm aufsah und eine Unmut kann in ihr auf. Es war nicht das erste mal das die Geschwister aneinander gerieten. Oda war die jüngste Tochter ihrer Eltern und ihre Mutter war die zweite Frau ihres Vaters gewesen. Alan war der älteste Sohn von Brandwolf und würde nach seinem Tod das Familienoberhaupt sein. Er spielte sich schon lange als solches auf und ganz besonders Oda gegenüber, wobei nicht immer klar war, war es Bruderliebe aus Sorge um sie oder weil er meinte etwas beweisen zu müssen.
    „ An was? Meinst du wirklich ich wäre ohne ernsten Grund allein durch den Wald gelaufen? Was regst du dich eigentlich auf, Vater und Rodewini sind sich einig und ich darf hier bleiben, ob es dir nun passt oder nicht“ raunte sie ihn an.
    Sie wusste selbst was ihr alles hätte passieren können und das es auch mächtig Ärger hätte geben können aber sie war sicher, wäre sie länger im Haus ihrer Schwiegermutter geblieben, sie hätte das nicht lange überlebt und Oda hing an ihrem Leben. Sie war viel zu neugierig was es noch für sie bereit hielt um es wirklich in Gefahr zu bringen.
    „ Darum geht es doch gar nicht, ob es mir passt oder nicht. Du hast eine Pflicht zu erfüllen, der Familie gegenüber und vor allem der Sippe. Du bist auch nicht irgendwer, auch du gehörst zur Familie Rodewinis und gerade jetzt wo die Stämme so unruhig sind brauchen wir nicht auch noch Unruhe im eigenen. Du hast den Frieden aufs Spiel gesetzt.“
    „Ach, ich habe den Frieden aufs Spiel gesetzt?“ trotzte sie auf „Was wäre den gewesen wenn mir etwas passiert wäre? Ach ja, ich bin ja nur eine Frau und das wäre dann wohl dir egal gewesen, hauptsache du musst nicht etwas zurückgeben aus dem Mundschatz. Das ist doch alles was dich interessiert. Du bist noch nicht das Oberhaupt unserer Familie und noch entscheidet Vater was richtig ist und was falsch also hör auf mir Vorwürfe zu machen, dazu hast du kein Recht.“
    Alan fauchte auf bei ihren Worten und hob sogar die Hand als ob er sie schlagen wollte. Oda sah ihm wütend und auch widerspenstig entgegen, sollte er doch es wäre nicht das erste mal gewesen. Ihr Bruder war schon immer aufbrausend und jähzornig gewesen.

  • Ein Apfel segelte durch die Luft und landete mit einem dumpfen Geräusch zielsicher an Alans Kopf. Der junge Germane drehte sich wütend um, sah nach dem durch die lange Lagerung über den Winter verschrumpelten und angetrockneten Stück Obst und dann nach demjenigen, der diesem Ding wohl fliegen beigebracht hatte. Dabei sah er sich einer ganz entschuldigend blickenden Elfleda gegenüber, die ganz erschrocken die Hände vor dem offenen Mund hatte.
    “Oh, Alan, das tut mir jetzt aber leid. Ich hatte gefragt, wer noch einen Apfel haben wollte, und in dem Moment hast du grade den Arm gehoben. Tut mir leid, ich dachte wirklich, du fängst ihn. Das war ganz sicher keine Absicht.“
    Mit ganz großen, treuen Augen kam sie zu den beiden Geschwistern rüber und berührte den Germanen einmal ganz vorsichtig an der Schulter. “Ich hoffe, ich hab dir nicht weh getan?“ Ganz treudoof blickte sie ihn an, aber für ernsthafte Schäden war ein mürber Apfel wohl nicht hart genug. Und bevor Alan noch irgendwas wirklich sagen konnte, schnappte Elfleda auch schon Oda beim Arm.
    “Aber ich muss dir jetzt leider deine Schwester ein wenig entführen. Ich brauch etwas Hilfe bei der Vorbereitung für die Hochzeit. Weißt schon, Frauenkram und so. Du verzeihst?“

  • Oda hatte Elfi im letzen Augenblick gesehen und auch ihren Wurf, doch zuerst keine Mine verzogen. Jetzt konnte sie sich aber doch nicht beherrschen und lachte aus vollem Hals weil ihr Bruder so bedröpelt aus der Wäsche sah und sich den Kopf rieb.
    „Ja so was brauch er jetzt ganz bestimmt, einen Apfel.“
    Sie lies sich von Elfi hochziehen und beide Mädchen eilten davon.
    „Immer das gleiche mit dem Kerl, wenn es nicht nach seinem Kopf geht muss er sich so aufspielen aber du …“ Sie lachte noch immer „…der Wurf war herrlich ich hab gedacht ich bekomm keine Luft wenn ich noch längern ernst bleiben muss. Nun sag aber, wann wird es den endlich soweit sein. Warum lässt dich dein Zukünftiger solange allein und zu was brauchst du mich den jetzt so dringend?“

  • Da machte Oda einfach ihre schauspielerische Glanzleistung mit einem Lachen zunichte! Elfi könnte böse sein, war sie aber nicht. Vermutlich hätte ihr Alan ohnehin nie in hundert Jahren geglaubt, dass der Apfel ihn rein zufällig am Kopf getroffen hatte, und dann waren sie auch schon davon. Erst jetzt gestattete Elfleda es sich, die Maskerade fallen zu lassen und ebenfalls zu lachen.
    “Ich muss sagen, gut zielen kann ich. Wobei der Apfel ruhig ein wenig härter hätte sein können. So ein kleiner Schlag gegen Alans Kopf tat deinem Bruderherz glaube ich mal gut.“
    Sie blickte sich noch mal um, ob sie den Burschen noch mal sah, aber der war wohl beleidigt von dannen gezogen. Zumindest sah sie ihn nirgends. Schade, sie hätte wirklich gerne sein Gesicht noch ein Weilchen beobachtet, wie er ganz ungläubig auf sie runtergeschaut hatte.
    “Oh, bald geht es los, und ich weiß noch gar nicht, was jetzt noch alles fehlt. Ich hab dauernd das Gefühl, ich vergess was wichtiges. Aber wir wollten an Hohenmaien heiraten. Dann zumindest ist der Termin, aber wir müssen wohl ein paar Tage früher hin. Weißt schon, wegen dem römischen Fürsten, der das absegnen muss.
    Aber ist das nicht ein grandioses Vorzeichen? Dass der Vollmond genau auf die Tage fällt! Und dann ist es auch noch ein Freitag! Das muss ja fast schon was werden, meinst du nicht?“

    Je mehr Elfleda darüber nachdachte, umso aufgeregter wurde sie deswegen. Sie konnte es wirklich kaum abwarten, endlich wirklich zu heiraten. Andauernd hatte sie das Gefühl, dass bestimmt noch was schreckliches passieren würde, das das Ganze verhindern würde. Sie war ja nur froh, wenn es wirklich endlich soweit war.
    “Aber dich wollte ich eigentlich grade nur vor diesem Holzkopf retten. … Wobei…. Kann ich dich was fragen?“
    Wahrscheinlich war da Oda besser geeignet, denn mit ihr konnte Elfleda vollkommen offen reden. Nicht, dass sie vor den anderen etwas verbergen würde, aber eine Freundin war eben doch noch mal etwas anderes, vor allem eine, mit der man schon einige Geheimnisse geteilt hatte.

  • Oda hörte ihr zu und dachte kurz über das gesagte nach.
    „Klar kannst du mich was fragen, was den?“ neugierig sah sie ihre Freundin an.

  • Elfleda sah sich noch einmal kurz um und zog Oda dann mit sich in den Schatten des großen Langhauses. Wirklich allein war man ja nie, aber so waren sie doch irgendwie mehr unter sich und geschützter und die Gefahr, dass jemand das Gespräch hörte, war doch um einiges kleiner.
    “Also… wie ist das so? Also verheiratet sein? Ich meine… also, du weißt schon? Ich meine, ich weiß wie es geht, und so groß ist das Haus von Vater ja auch nicht, als dass man da nie was mitbekommt. Aber… ich meine… wie ist das so? Wie fühlt sich das an?“
    Das war jetzt schon eine arg direkte Frage, und Elfleda kam sich auch unglaublich blöd dabei vor. Aber ihr fiel sonst niemand ein, den sie so offen danach fragen konnte. Die meisten Frauen würden nur denken, sie hätte Angst davor und ihr damit kommen, dass es Frauen bestimmt war, Kinder zu kriegen und dergleichen. Aber sie wollte nur nicht so unbereitet zu ihrer Hochzeit gehen. Immerhin war sie ja schon achtzehn lange Sommer alt, keine dreizehn mehr. Und trotzdem fühlte sie sich so unwissend und hoffte einfach, Oda konnte ihr da ein wenig weiterhelfen.

  • Oda war jetzt doch etwas erstaunt das Elfi gerade sie nach so was fragte. Gab es nicht genügend andere Frauen hier mit mehr Erfahrung? Elfis Stiefmutter z.B. Sie hatte ja genügend Erfahrung und auch schon reichlich Kinder, wenn man richtig hinsah war sie sogar schon wieder schwanger oder täuschte Oda sich da?
    „Wie sich das anfühlt verheiratet zu sein? Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Ich war noch so jung und unerfahren als ich verheiratet wurde, ich fand das am anfangs schlimm. Ich hatte solche Angst vor Gernot, er war so groß und stark. Und als er als erste Mal zu mir ins Bett kam, ich dachte ich müsste sterben, ein Hengst ist kaum größer.“ Sie lachte und schmunzelte dann versonnen vor sich hin. „ Nein es ist gar nicht so schlimm wen dein Man dich liebt und nicht einfach über dich herfällt. Ich habe Gernot geliebt, sehr sogar und wir haben oft geübt.“ Wieder grinste sie. „ es ist eigentlich ein schönes Gefühl, genau erklären kann ich es dir auch nicht aber wenn du erstmal die erste Angst überwundne hast ist es nur schön. Was meine Schwiegermutter betraf, das war gar nicht schön. Sie ist herrisch und fand ich sei nicht gut genug für ihren Sohn, nein unsere Familie sei nicht gut genug. Nichts konnte ich ihr recht machen. Sag mal hast du eine Schwiegermutter, jemand der das Haus deines zukünftigen führt?“
    Erwartungsvoll sah sie Elfi an, das war keine unwichtige Frage den es würde auch Elfis stand im Haus ihres zukünftigen Mannes anzeigen und vor allem die Arbeiten die auf sie zukamen.
    Bei der größe der Familie von der sie sprach gab es viel zu tun, wenn sie das alleine bewerkstelligen musste.
    „Ich weis ja nicht wie das bei den Römern ist doch wenn ich mir so manche Erzählung überlege, tun die Frauen da überhaupt was? Ich habe nur gehört, das sie entweder irgendwo in den Häusern versteckt sind, sich in so komischen Tragedingern Rumtragen lassen und einkaufen gehen.“
    Oda würde das ganze nur zugerne mal sehen. Das Elfi ihr gesagt hatte das sie mitkommen sollte hatte sie als nur so dahergesagt abgetan, warum sollte gerade sie mitnehmen?

  • Das war jetzt nicht unbedingt vertrauenserweckend, was Oda da erzählte. Elfleda hörte der Freundin aufmerksam zu und versuchte so für sich ein paar offene Fragen so zu beantworten. Allerdings klappte das nicht so ganz.
    “Dann ist es also am Anfang nicht schön? Erst, wenn man es oft genug gemacht hat?“
    Das war nicht unbedingt das, was ein Mädchen drei Wochen vor der Hochzeit hören wollte. Und sie verfluchte gerade ein wenig den Umstand, nicht Zeuge bei Odas Hochzeit gewesen zu sein. So groß wie bei einem Hengst? DAS hätte sie wirklich gern mit eigenen Augen doch gesehen. Aber bei der Hochzeit war sie ja brav bei ihren Geschwistern geblieben. Kurz fragte sie sich, wie das wohl bei Lando war und ob das denn einen Unterschied machen würde.
    “Soweit ich weiß ist er der Älteste dort, daher nehm ich an, dass seine Mutter nicht mehr lebt. Er hat wohl noch eine Schwester, ansonsten hat er nur von seinen Vettern erzählt.“
    Elfleda zuckte mit den Schultern. Sie wusste nicht, welche Aufgaben sie alles genau würde übernehmen müssen, aber sie hatte auch kein Problem, wenn es gleich die waren, die in ihrer Sippe nun Rodewinis Frau erfüllte. Sie war ja kein verhätscheltes Kindchen und wusste daher, wie sie was zu machen hatte. Geholfen hatte sie ja schon immer, es dann alleine zu machen und das Gesinde anzuweisen, zu helfen, war dann auch nicht mehr viel mehr.
    “Und was du dauernd mit den Römern hast“, lachte Elfleda und schubste die Freundin leicht freundschaftlich und sanft, um sie zu necken. “Er ist so germanisch wie du und ich, und ich denke doch, dass das Haus auch so sein wird. Immerhin ist er der Anführer.
    Aber wie die Römer dort sind und wie die Stadt ist, da bin ich auch schon neugierig. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie groß die Häuser dort sein müssen, wenn wirklich jeder ein Zimmer hat.“


    Aber das andere ließ Elfi noch nicht los. Darum kam sie doch nochmal auf das etwas heikle Thema zurück.
    "Kann ich ihm dann eigentlich einfach sagen, wenn es mir nicht gefällt? Oder merkt er das dann von alleine?"

  • Oda ging weiter auf ihre Fragen ein. „Nein schlimm nicht wirklich, ich hatte nur solche Angst beim ersten Mal und alle um uns herum. Es ist ganz komisch bei Männern, wenn die im Rausch sind und nicht nur im Bett meine ich, dann bekommen die nix mit. Du musst schon zusehen das du ihn dahin bekommst wo du ihn hinhaben willst.“ Sie lachte „ Wenn dein Mann dich liebt und es ihm mit dir auch noch Spass macht, kannst du so viel erreichen im Bett, glaube mir sag einmal nein weil er was nicht so gemacht hat wie du willst, er wird so was von brav nur damit du ihn wieder in dein Bett lässt. Na gut immer klappt das auch nicht aber ich bin sicher du bekommst schon das richtige Gefühl dafür.“
    Oda schmunzelte, sie hatte diesen Trick oft angewandt und meist erfolg gehabt nur wenn es um seine Mutter ging, da hatte sie immer verloren.
    Die Nacht der Hochzeit ist eigentlich recht lustig. Bei uns haben sie Gernot angefeuert, einmal ist der sogar vor lachen aus dem Bett gefallen und alle zusammen haben ihn wieder hinein gehoben. Wenn dein Mann schon etwas Erfahrung hat und davon gehe ich mal aus, dann wird er dir bestimmt helfen. Es tut weh beim ersten mal, es ist etwas ungewohnt aber von mal zu mal wird es schöner und einfacher.“
    Oda legte Elfi die Hand auf den Arm und sah sie an

  • Drei Tage waren sie nun unterwegs gewesen, schnurstracks aus dem Niemandsland, in dem die Seherin lebte, bis in die Stammesgebiete der Mattiaker. Die dritte Nacht durften sie auf einem Gehöft verbringen, als sie den dortigen Bauern um Gastfreundschaft baten, was er ihnen auch den Sitten entsprechend gegönnt hatte. Einen Tag später standen sie auf einem kleineren Hügel und blickten auf das Dorf Rodewinis, dass sich so untypisch befestigt von allen anderen rein germanischen Siedlungen unterschied.


    "Dort lebt Elfleda. Ich muss euch nicht sagen, was für ein wichtiger Mann Rodewini ist. Witjon...", er wandte sich zu seinem Vetter um, was in seiner linken Seite einen höllischen Schmerz auslöste, "...gnah... reite mit Phelan vorran, und bitte um Gastfreundschaft für diese Nacht. Weise aber auch daraufhin, dass ich dabei bin. Manche Familien reagieren gereizt darauf, wenn sich die Brautleute zu oft vor der eigentlichen Vermählung sehen.", er wollte gerade absitzen, um sich auf einen Baumstumpf zu hocken, und seinem Pferd ein wenig Erholung von seinem Gewicht zu gönnen, da fiel ihm noch etwas ein, "Achja...", rief er ihnen hinterher, "Und sag ihnen, dass wir einen Mann aus dem Süden dabei haben... er wird wissen was ich meine."


    Dann holte er ein Stück Olivenholz hervor, verschränkte die Beine und kaute genüsslich darauf herum, während er das vor ihnen liegende Dorf betrachtete.

  • “Angef…“ Das war jetzt doch ein bisschen viel für Elfleda, da halt auch die Hand auf ihrer Schulter nichts. Sie hoffte mal, dass bei ihrer Hochzeit das doch etwas zurückhaltender sein würde. Sie war ja nicht da, um jedermann zu zeigen, wie toll sie mit Lando sich vereinigen konnte, sondern um gültige Erben zu produzieren.
    Naja, Spaß durfte es dabei schon auch machen, so war es ja nicht. Aber anfeuern, das war doch ein wenig viel.
    “Das muss ich wohl rausfinden, wie das sein wird. Aber woher merk ich denn, dass er mich liebt?“
    Oda hatte nun die ganze Zeit davon gesprochen, dass er da vorsichtig sein würde, wenn er sie liebe. Liebte Lando sie denn? Liebte sie im Gegenzug ihn? Sie kannten sich ja im Grunde gar nicht. Sie fand ihn angenehm und sympathisch, und sie freute sich auf die Ehe mit ihm. Aber Liebe…
    “Ach, verdammt. Weißt du, da nörgel ich ewig an meinen Vater, er soll mich endlich verheiraten, und dann bin ich verlobt, und mach mir nur noch um so was Sorgen wie ein kleines Kind. Das ist doch zum aus der Haut fahren!“ schimpfte sie mit einem Mal los, weil sie sich über sich selber ärgerte. Sie sollte alles eigentlich auf sich zukommen lassen und zierte sich nun wegen der Ungewissheit.

  • Je mehr es gen Westen ging, desto nachdenklicher wurde Alrik. Was er anstellen würde, wenn er erst einmal im Reich angekommen war, war eine der Fragen die ihm durch den Kopf gingen, und wie es ihm so schnell wie irgendmöglich gelang zu beweisen, dass er des Erbes seines Vaters würdig war. Und je näher sie gen Westen kamen, desto mehr fiel ihm eine Veränderung auf, in den Dörfern und den Menschen, die darin lebten. Der Bauer, der ihnen vor einem Tag Obdach gewährt hatte, gehörte zu den äußersten Siedlern vom Stamm der Mattiaker, und war dementsprechend schon viel Kummer gewohnt. An den Grenzen gab es immer das satteste Land, aber gleichzeitig auch am meisten Ärger.
    Und er als das Dorf dort unten sah, wurde ihm erst klar, wieviel Einfluss die römische Lebensart auf die Verbündeten Germanen hatte, und er sah, dass noch nicht alles Hopfen und Malz verloren war. So sein Vater ihm beigebracht hatte, waren die Mattiaker stolze Kämpfer an der Seite der Römer, und sprangen überall da ein, wo die römische Kriegstaktik im Wälderkampf versagte. Dafür wurden sie fürstlich entlohnt, und von den Römern auch entsprechend behandelt, keine Abgaben, keine Steuern, kein garnix. Nur eine sichere Grenze. Brillante Politik, musste Alrik sich selbst zugestehen.
    Und jetzt hielten sie hier, und Lando sprach von irgendeiner Elfleda... und von Verlobung. Alrik hob eine Augenbraue, und sah seinen Vetter dumm an: "Eh, wie meinst du das? Verlobt? Du? Mit einer Mattiakerin?"


    Das war ihm neu. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass so einiges neu für ihn sein würde. Aber dass sich seine Sippe mit den Mattiakern verband, kein schlechter Schachzug, mochte man meinen.


    "Ist sie eine Frau von Stand?", war die nächste Frage. Von Rodewini hatte er gehört. Der Sohn eines großen Kuningaz der Mattiaker, der im vorangegangenen Krieg gefallen war. Oder so. Dies war sein Dorf? Machte Sinn... und Lando würde einen aus dessen Sippe heiraten? Unmöglich. So einflussreich konnte seine Sippe garnicht sein, dass eine der führenden Mattiakersippen sich auf eine Verbindung einließ. Wahrscheinlich eine einfache Frau aus dem Gesinde, oder die Tochter eines einfachen Gerträgers.

  • Die Rückreise war schon leichter als der Hinweg. Vielleicht war es aber auch die Freude, die Freude wieder zu Hause zu sein .. in Mogontiacum, in der Casa.
    Phelan freute sich vor allem sehr auf seine Schwester, er vermisste es neben ihr zuschlafen und ihr bei neuen Entdeckungen zuzusehen und sich viel von ihr anzuhören.


    Auf dem Rückweg wollten sie noch am Dorf der Mattiaker vorbeireiten, das Dorf, wo er einst mit Lando gewesen war, um die Vermählung zwischen jenem und Elfleda, der Tochter Sarwolfs, fest zu machen.


    Loki ließ die Gruppe etwas entfernt vom Dorf des Rodewinis rasten und wies Witjon und Phelan an schon einmal vorzureiten.


    "Wird gemacht." entgegnete der junge Priester, schaute seinen Vetter Witjon an und mit einer Kopfbewegung nach rechts wies er zum Abflug hin.
    Als sie ungefähr 100 Meter geritten war fügte er noch an "Lass mich am besten reden, ich war schon einmal dort und sie werden sich an mich erinnern."


    Kurz vor dem Dorf stiegen die beiden Duccier ab und führten ihre Pferde zu Fuß an die Sippe Rodewinis heran.
    Am Tor standen zwei Wachen, die Phelan mit einer Handbewegung vorweg grüßte, damit sie nicht dachten die beiden Vetter wollten irgendetwas böses.


    "Heilsa, Mannen des Rodewini, ich bin Phelan und das ist mein Vetter Witjon von der Sippe des Wolfrik, Lando schickt uns."

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