[Probatio] Grundausbildung Caius Decimus Celsus

  • Celsus dachte kurz nach. Er hatte noch keinen Alarm mitgemacht. Folglich blieb ihm nur übrig so zu tun als wenn.


    "Da Alarm ohne einen weiteren Zusatz gegeben wurde, verlasse ich umgehend meine Stube um draußen weitere Befehle entgegenzunehmen.


    Anderenfalls lege ich tunica und die gesamte Rüstung an und nehme Waffen und Marschgepäck auf. So adjustiert eile ich nach draußen, optio."

  • Der Optio schüttelte den Kopf. "Nein. Zwei Dinge sind falsch. Erstens: wenn Alarm ohne weitere Informationen gegeben wird, müsst ihr immer davon ausgehen, dass das Lager angegriffen wird. Das heißt, es bringt überhaupt nichts, ohne Bewaffnung nach draußen zu gehen. Und selbst wenn es nur ein Feueralarm gibt, zieht ihr gefälligst euren Helm auf, um nicht von brennenden Balken erschlagen zu werden! Zweitens: das Marschgepäck bringt euch im Alarmfall gar nichts und bleibt deshalb in der Stube. Selbst in einem Marschlager nehmt ihr es nicht mit nach draußen. Klar soweit?"

  • "Soweit klar, optio."


    Celsus war klar, was der optio über eine Alarmierung erklärte. Ihm war nicht minder klar, daß er ohne diese Ausführung im Falle eines Alarms auf die Hilfe seiner contubernales angewiesen gewesen wäre.

  • Nach ein paar weiteren Ausführungen beendete der Optio die theoretische Lektion, ließ die Rekruten noch eine Runde um den Platz laufen und beendete dann die heutige Übungseinheit.


    Die nächste Einheit am nächsten Tag ließ nicht lange auf sich warten und begann mit dem üblichen Prozedere. "Probati, state!" Einmal mehr musterte der Optio die Rekruten kritisch, ob sie auch heute ordentlich erschienen waren.

  • Und wieder stand Celsus in der üblichen Adjustierung für den kommenden Ausbildungstag bereit.


    Er wußte zwar nicht, was ihn erwartete, aber nach der bisherigen Ausbildung zu sc hließen hoffte er, daß es dieses Mal vielleicht an die Geschütze ging.

  • Die geheimen Hoffnungen des Rekruten wurden jedoch nicht erfüllt, denn Priscus pflegte den Umgang mit Geschützen nicht in der Grundausbildung zu vermitteln. Er hielt andere Dinge für wichtiger und außerdem brauchte man ohnehin nicht alle Leute an den Geschützen, so dass man sich immer noch später diejenigen mit besonderem Interesse herausssuchen konnte.


    "Nachdem wir neulich schon in Linienformation über den Platz gejagt sind, kommen heute etwas kompliziertere Formationen an die Reihe", erklärte der Optio das heutige Tagespensum. Da schien es dann auch kein Zufall mehr, dass gleich zwei benachbarte Einheiten heute auch zeitgleich mit ihnen auf dem Platz erschienen waren. Eine handvoll Rekruten war wohl für einige Formationen zu wenig. "Als erstes machen wir den Cuneus, die Keilformation. Ich bilde die Spitze. Einer steht schräg hinten links neben mir, einer schräg hinten rechts neben mir. Die anderen schließen sich passend an, so dass wir zwei spitz zulaufende Schildmauern bilden. Wir probieren das erstmal ohne Eile aus dem Stand."


    Der Optio ging ein paar Schritte vor, damit genug Platz war. "Probati, cuneum formate!"

  • Celsus sauste los. Dann stand er links hinter dem optio versetzt. Die anderen probati reihten sich ein, so wie es der optio verlangte. Und schließlich stand er mit seinem contubernium. Der optio bildete die Spitze eines "V", der 7. und 8. Mann des contuberniums standen jeweils rechts und links ganz außen.

  • "So stehen bleiben!" befahl der Optio den Rekruten und löste sich selber aus der Spitze der Formation, um sie von außen zu betrachten. "Schilde höher!" folgte die Ermahung für diejenigen, die sich nicht ordentlich deckten. Nach ein paar kleineren Korrekturen reihte sich der Optio wieder ein.


    "Cuneum, perge! Gladios stringite! Scuta pulsate!*"


    * lat.: Keilformation marsch! Zieht die Schwerter! Schlagt auf die Schilde!

  • Zunächst ging der Optio recht langsam vorwärts, so dass jeder in der Formation mühelos mitkommen konnte und dabei seinen Platz halten konnte. Dann wurde der Optio jedoch langsam schneller und forderte die Rekruten auf, es ihm gleich zu tun und ihre Position zu halten, so dass der Keil sich nun in leichtem Laufschritt über den Platz bewegte. Das rhytmische Klappern der Schwerter auf dem Schilden machte dazu einen recht beeindruckenden Lärm, auch wenn die Gruppe klein war. Noch einmal verschärfte der Optio das Tempo, als würden sie gleich in eine feindliche Linie einbrechen wollen. Mit schnellen Blicken über die Schulter prüfte er, ob alle wirklich noch gut in der Formation waren oder ob einige schon nicht mehr mit kamen.

  • Celsus behielt seine Position dicht hinter dem optio bei.


    Seinem Gutdünken nach hatte er es einfach, da er sich nur an das zu halten brauchte, was sein Vorgesetzter tat. Wurde jener schneller, so wurde auch er schneller, verringerte jener das Tempo, dann wurde auch er langsamer.

  • "Consistite!" brüllte Priscus, als sie das Ende des Platzes erreicht hatten. "In acies!"


    Selber löste er sich wieder aus der Linie und betrachtete die Formation von außen. "Schilde bleiben oben!" Sein Blick musterte die Gesichter der Rekruten. Einige wirkten teilnahmslos bis gelangweilt, andere bereits erschöpft. "Wenn ihr jetzt schon erschöpft seid, müsst ihr härter trainieren. Im Kampf wäre das erst der Anfang gewesen!"


    Dann ließ er die Truppe wieder zurück in die Mitte des Platzes marschieren, wo sich auch die anderen Ausbildungsgruppen sammelten. "Wir machen jetzt gemeinsam eine Testudo. Die erste Linie behält die Schilde nach vorne, die anderen Linien nehmen sie hoch. Die hinteren Linien schieben ihre Schilde unter die der vorderen Linien. Die Seiten lassen wir erstmal offen." Gemeinsam mit den anderen Ausbildern dirigierte er die Rekruten in einen Block von mehreren Soldaten Breite und Tiefe.


    "Probati, testudinem formate! *"


    * lat.: Rekruten, bildet eine Schildkröte!

  • Celsus stand in der vorderen Reihe und hielt seinen Schild, so wie er es gelernt hatte, mit dem oberen Rand vor seine Nase, daß seine Augen darüber hinwegsehen konnten.


    Auch die anderen führten die Befehle des centurios, wie gegeben, aus.

  • Priscus kontrollierte die Formation von vorne und schlug ein paar Mal mit dem Arm auf die Schilde, um die Festigkeit der vorderen Schildwand und der ersten Deckreihen zu testen. Die anderen Ausbilder der anderen Einheiten taten es ebenso mit den hinteren Reihen.


    "Testudo, perge! *" kommeniderte dann einer. "Ganz kleine Schritte machen! Keine Lücken entstehen lassen!" begann Priscus gleich mit Ermahungen, da einige seiner Rekruten das gerade zum ersten Mal machten. Andere achteten eher darauf, dass die Formation in die richtige Richtung lief, denn die meisten Männer konnten absolut nichts sehen und mussten sich völlig auf ihre Vorderleute verlassen. Da konnte man schon schnell vom geraden Weg abkommen.


    * lat. : Schildkröte, marsch!

  • Celsus marschierte in der ersten Reihe und machte, wie es der optio befahl, ganz kleine Schritte. Rechts und links neben sich spürte er die Kameraden, die sich ebenfalls wie er bemühten, keine Lücken entstehen zu lassen.


    Sein Hintermann schien so sehr damit beschäftigt zu sein, sich auf ihn, seinen Vordermann zu verlassen, daß es so kam wie es kommen mußte und eine Fußspitze in seiner Ferse landete.


    "Hey, paß` doch auf!" zischte er nach hinten.


    "Kann doch mal passieren, war bestimmt keine Absicht", kam es zurück.


    Verbissen marschierte Celsus weiter.

  • "Wenn ihr im Gleichschritt bleibt geht's besser!" konnten die Rekruten von außen hören, weil die Ausbilder offenbar genau wussten, welche Probleme die Männer in der Enge unter den Schilden haben würde. "Linke Ecke nicht so schnell!", korrigierte Priscus dann die Ausrichtung und hielt seinen Optiostab waagerecht vor die Schildmauer, um sie wieder in eine richtige Linie zu bringen.


    Wenig später war immer noch nicht die Distanz bis zum Ende des Platzes überbrückt. Dafür begann es nun aber zu rumpeln und zu knallen, denn die Ausbilder begannen, die Testudo mit Holzresten zu bewerfen, die bei Bauarbeiten übrig geblieben waren. Viele handliche Holzklötze waren dabei, die nicht nur das Halten der Schilde erschwerten, sondern auch das Laufen schwieriger machten, wenn sie im Weg lagen.

  • Das mit dem Gleichschritt war besser gesagt als getan. Die probati hatten zwar gelernt, mit dem linken Fuß anzumarschieren und dann mit dem rechten Fuß zu folgen, aber derzeit waren sie mit allem anderen beschäftigt, als auf ihre Füße zu achten.


    Zwischenzeitlich flogen die Holzteile von allen Seiten und die Ausbilder verstanden es hervorragend, durch die Zwischenräume der scuta hindurch zu treffen. Celsus brüllte.


    "Sinister, duo, tres, quattuor, sinister, duo, tres, quattuor..."


    Und dann wendete sich das Blatt: Mit einem Mal klappte der Gleichschritt und die Geschosse der Ausbilder trafen nur noch auf die scuta.

  • Langsam näherte sich die Testudo dem Ende des Übungsplatzes und als die Muntion zu Ende war, stellten die Ausbilder auch den Beschuss ein. Für die erste Testudo der Rekruten war das Ergebnis recht zufriedenstellend gewesen. Die Ausbilder ließen die Männer anhalten und die Schilde wieder absetzen. "Nicht schlecht für den Anfang. Der Gleichschritt ist wichtig und ihr habt gut reagiert, dass ihr den auch im Inneren der Testudo anzählt!", gab es sogar ein offizielles Lob.


    Dann ließen die Ausbilder die Männer wenden, noch einmal die Schildkrötenformation einnehmen und in die andere Richtung über den Platz laufen. Wieder bewarfen sie sie mit Holzklötzen und zusätzlich versuchte nun Priscus sich als Kämpfer von vorne zwischen die Linien zu drängen.

  • Die testudo wurde gedreht, d.h., daß sich Celsus nun in der letzten Reihe befand. Dafür marschierte sein Freund Camillus im ersten Glied.


    Dessen ungehindert brüllte Celsus nac h vorne.


    "Camillus, gib` den Schritt an!"


    Der reagierte sofort und die testudo setzte sich in Bewegung.


    "Sinister, duo tres, quattuor, sinister, duo tres, quattuor ..."


    In einem geordneten Block stampfte die Formation gleichmäßig in die angegebene Richtung. Nichts schien sie aufzuhalten. Die Geschosse der Ausbilder trafen zielsicher nur die scuta der probati. Diese marschierten geschützt hinter ihren scuta.


    Das erste Glied hielt seine scuta exerziermäßig Kante an Kante, bereit, jedem Angriff zu trotzen.

  • Priscus machte mehrere Versuche, in die Reihen einzubringen und stellte fest, dass die Rekruten ihre Sache sehr gut machten. Es war einfach keine Lücke zu finden und die Testudo ließ sich nicht aufhalten.


    Am Ende des Platzes angekommen, konnten die Männer die Formation dann wieder auflösen und die Schilde absetzen. Einige sahen immerhin ganz schön verschwitzt aus. "Genug für heute. Ihr habt euch gut geschlagen. Wie gut ihr wirklich seid werden wir erst sehen, wenn wir Soldaten über die Testudo laufen lassen." Zunächst beließen es die Ausbilder ab bei dieser Ankündigung und schickten die Rekruten zurück in die Unterkünfte.


    Am nächsten Tag standen sie wieder nach Einheiten getrennt auf dem Platz. Nach der üblichen Inspektion erläuterte der Optio das heutige Tagesprogramm, für das es wieder einmal spezielle Ausrüstung gab. "Heute mal was seltenes: Bogenschießen. Macht euch keine Hoffnung, dass ihr das in der Schlacht brauchen werdet. Wir sind keine Auxiliare. Aber wenn man weiß, wie man mit einem Bogen schießt, weiß man auch, wie man darauf reagiert. Außerdem kann man damit prima jagen, um sich auf dem Marsch mit Fleich zu versorgen. Hat von euch schonmal jemand mit einem Bogen geschossen?"

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