Über das Leben

  • Kiya nickte nachdenklich und überlegte was, sie ihrer Freundin nun raten sollte. Wenn man völlig Neu in einen Hasuhalt kam, musste man sich sehr schnell an die Angewohnheiten der neuen Herren gewöhnen.


    "Ich kann dir nur raten, bitte erst einmal die übrigen Sklaven um Hilfe und Frage sie nach den Gewohnheiten der Herrschaften!"


    "Und im Laufe der Zeit wirst du ja dann schnell selbst deine Erfahrungen machen und wissen was du zu tun hast!" machte sie ihr Mut und hoffte die richtigen Worte gefunden zu haben. Es war nie leicht, wenn man verkauft wurde und Neu in einen Haushalt kam. Meist gab es ein paar entscheidende Regeln an die man sich zu halten hatte.


    "Du hast doch sicher jemanden, der dich im Haushalt einführt, oder? Stell ihm so viele Fragen wie möglich!" riet sie noch. Da sie selbst bisher nur selten Kontakt zu Sklaven aus anderen Häusern gehabt hatte, konnte sie ihr leider auch nichts über die Herren von Clavina sagen. Sicher, es gab immer Gerüchte und Spekulationen, die sich zumindest unter Sklaven wie ein Lauffeuer verbreiteten, aber meist waren dies nur verzerrte Bilder der Wahrheit. Außerdem, wollte Kiya Calvina nicht unnötig Angst machen oder sie verunsichern.

  • Calvina zwinkerte Kiya verschwörerisch zu: "Keine Angst, ich frage den anderen ja schon richtige Löcher in den Bauch." Und scherzhaft fügte sie hinzu: "Bestimmt lassen die anderen sich extra lange Zeit, bis mich suchen kommen, damit sie mal ein wenig Ruhe vor mir haben."

  • Kiya lachte leise. Sie konnte sich gut vorstellen wie Calvina hinter den anderen Sklaven hinter her rannte und ununterbroche Fragen stellte.


    "Da sie dich anscheinend nicht vermissen, sollte ich dich wohl nun nach Hause bringen. Nicht das du noch Ärger bekommst!" sagte sie fürsorglich. Sie wollte nicht das ihre neue Freundin schon nach wenigen Tagen im neuen Haushalt für fehlverhalten bestraft wurde. Dann würde sie es nämlich schwer haben sich ihre Stellung zu erarbeiten.


    "Wenn du mal einen freien Tag haben solltest, kannst du ja an der Casa Decima Mercator vorbeikommen und nach mir Fragen!" lächelte sie und freute sich schon jetzt auf einen Besuch von ihr.

  • Calvina stand auf und zuckte mit den Schultern. "Ich nehme ja schon an, dass sie mich suchen werden. Und wenn sie mich dann nicht finden, weil ich nicht mehr hier bin, dann bekommen sie vielleicht Ärger."


    Dann stutzte Calvina einen Moment. "Oder mußt Du nun wieder nach Hause?


    Nur um anschließend auch Kiya noch ein wenig mit Fragen zu löchern: "Und wie meinst Du das mit den freien Tagen? Bekommen Sklaven denn so etwas? Hm, wenn ich mir das so richtig überlege, dann ist es wohl recht schwierig uns mal wieder zu treffen. Was ich sehr schade finden würde. Oder hast Du da eine Idee, wenn ich keine freien Tage bekomme?"

  • Da war wohl Calvina in eine Zwickmühle gekommen. Wenn sie nun nach Hause ging, würde sie keinen Ärger bekommen, aber die Anderen würden sie nicht finden. Leise seufzte sie und suchte nach einer Möglichkeit um Calvina aus ihrer Lage zu befreien.


    "Wir können ja langsam in Richtung Casa Prudentia gehen und die Augen offen halten! Sicher werden die anderen Sklaven dich auf dem Weg zwischen Mercatus und Casa suchen!" schlug sie vor.


    "Nein, ich muss noch nicht nach Haus, erst heute Abend zu Essen. Meine Herrin hat mir einen freien Tag gegeben!" lächelte sie. Das kam selten vor, denn meistens musste sie auf Optatus achten und da blieb keine Zeit für andere Dinge.


    "Wenn deine Herren sehr zufrieden mit deinen Diensten sind, dann hast du vielleicht Glück und sie sind so großzügig und geben dir einige freie Stunden nur für dich! bei mir ist das selten, denn ich bin nun einmal Kindermädchen und nur selten kümmert sich jemand Anderes um den Jungen!" erklärte sie. "Aber als Sklaven haben wir keinerlei Rechte, nur Pflichten. Ein freier Tag ist also etwas seltenes und von der Großzügigkeit der Herren abhängig!" fügte sie hinzu.

  • Calvina nickte Kiya zustimmend zu und folgte ihr und dachte einen Moment lang nach. Dann wandte sie sichan ihre Begleiterin: "Und was können wir tun, um uns mal wieder zu sehen? Wäre doch schade wenn es bei diesem einen Mal bleiben würde."

  • Kiya blieb stehen und betrachtete Calvina nachdenklich. Gute Frage, ging es ihr durch den Kopf und legte den Kopf leicht schief. Es würde nciht so einfach werden, sich wieder zu sehen. Zumal sie Beide nicht wollten, das man sie für Ungehorsam bestrafte.


    "Wir könnten uns zu Botengängen freiwillig melden. Dann kommen wir aus dem Haus und können einander kurz beuschen!" Das war der beste Vorschlag den sie in einer solchen Situation machen konnte. So erfüllten sie dennoch ihre Pflichten und konnten dabei kurz miteinander reden und sich über Neuigkeiten austauschen. Außerdem tat es immer wieder gut, aus dem Haus zu kommen.


    "Was bessere fällt mir nicht!" lächelte sie verlegen.

  • Calvina erwiederte Kiyas Blick. Nüchtern stellte sie fest: "Hm, im Moment wird das wohl nur einseitig funktionieren. Ich sollte wohl sehen, dass ich möglichst schnell lerne mich hier in der Stadt zurechtzufinden."


    Sie lächelte Kiya aufmunternd zu: "Vielleicht kann ich ja auch einen der anderen Sklaven dazu bewegen Dir Bescheid zu geben, wenn ich weiß, dass ich mit meiner Herrin unterwegs bin und Du kannst Deinen Schützling dann zu einem Spaziergang bewegen. Aber das geht natürlich nur, wenn meine Herrin keine Einwände hat."

  • Kiya seufzte leise, es würde nicht so einfach werden Calvina wieder zu sehen, denn ein Ausflug mit ihrem Schützling musste sorgfältig geplant werden und ohne Leibwache dürften sie das Haus nicht verlassen. Das war ein klarer Befehl gewesen, gegen den sie niemlas verstoßen wollte. Zumal ihr das Wohlergehen ihres kleinen Optatus mehr am Herzen lag, als ihr eigenes Leben. Sie würde für den Jungen sterben, sollte er einmal in Gefahr sein.


    "Ich denke wir können es einmal auf diesem Wege versuchen. Einfach wird es beileibe nicht, denn Optatus darf das Haus nur mit Leibwächter verlassen, während unser eins ja allein durch den Namen unseres Herrn und durch den Sklavenring geschützt ist!" sie deutete auf das kleine Kettchen an ihrem Fußgelenk, wo das Siegel ihres Herrn dran befetigt war. Es war zwar nicht auffällig, aber sagte dennoch aus: Ich bin Eigentum des Maximus Decimus Meridius. Dieser Schutz gewährleistete es ihr unbehelligt durch die Straßen zu Laufen, denn wer ihr Schaden wollte, musste damit rechnen auf jedenfall verurteilt zu werden, wegen Sachbeschädigung. Außerdem reagierten die meisten Herren ziemlich erbost darüber, wenn einem teuren Sklaven etwas geschah.
    Das sie nach dem Gesetz nur als Gegenstand galt, betrachtete sie ganz nüchtern. Sie hatte bisher durch ihren Status nur wenige Nachteile erfahren. Wäre sie eine Freie gewesen, müsste sie Geld zum Leben verdienen, so aber bekam sie Essen, Kleidung, ein Bett und Sicherheit. Verantwortung und Pflichten hatte jeder, egal ob man nun den Sklavenring trug oder den Ring eines Senators. Entkommen konnte man seinen Verpflichtungen nicht, höchstens im Tod. Im Grunde war jeder Mensch ein Sklave. Ein Sklave der eigenen Pflicht, Ehre oder Verantwortung.

  • Nachdenklich wanderte Calvinas Blick zu ihrem Handgelenk, an dem sich eine ähnliche Kette befand, die Kiya am Fuß trug und dann hinüber zu Kiya. Bisher war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass die Herrschaften einen Leibwächter bräuchten, um durch die Stadt zu gehen.


    "Ist es denn so gefährlich in der Stadt? Wer würde denn einem kleinen Jungen etwas antun, dass er einen Leibwächter benötigt?", fragte sie ein wenig naiv nach.

  • Kiya seufzte und auf Anhieb fielen ihr ein Dutzend und mehr Leute ein, die Optatus als Druckmittel nutzen würden. Schamlos, egal ob es sich noch um ein Kind handelte oder nicht.


    "Rom ist eine gefärhliche Stadt, Mord, Raub und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung, ebenso wie Erpressung und auch Brandstiftung," zählte sie die zahllosen Verbrechen auf, die sich meist des Nachts abliefen.


    "Vorallem Nachts ist es gefährlich und die Leute wagen sich dann nur mit Schutz auf die Straßen. Du fragst, wer einem Kind etwas antun würde, jemand der davon proftieren würde. Gegner und Feinde seines Vaters, Banden die sich Geld erhoffen und noch viele mehr!" erklärte sie traurig. Die Furcht, das dem Jungen etwas passieren konnte, war groß. Deswegen durfte er auch nur selten raus und deswegen gab sie sich alle Mühe dem Jungen dennoch seine Freiheit zu geben, so das er unbefangen spielen konnte. Noch wollte sie ihn nicht mit den Gefahren der Welt konfrontiert sehen. Ein wenig Unschuld hatte das Kind verdient.


    "Rom ist die Sadt der politischen Intrigen und Ränkespielchen und manchen ist jedes Druckmittel recht um ihre Ziele um an die Macht zu gelangen durch zu setzen!" berichtete sie weiter. "Wenn du Glück hast, musst du dich niemals mit der Politik beschäftigen, wenn du Pech hast, dann solltest du immer zu diesem Thema schweigen und auch keine eigene Meinung haben!" fügte sie hinzu.

  • Calvina blieb stehen. Mit großen, entsetzten Augen starrte sie Kiya an. Mit wenigen Worten war es ihr gelungen, Calvinas langsam verschwindeden Ängste vor der Stadt nicht nur wieder zu erwecken, sondern sie sogar noch zu vergrößern. Ein leichtes Zittern lag in ihrer Stimme: "Bei allen Göttern, dass ist ja noch viel schlimmer als ich dachte hier in der Stadt. Gibt es denn niemand, der etwas dagegen tut?"

  • Mit ihren unbedachten Worten hatte sie es doch glatt geschafft ihre Freundin in Panik zu versetzen, welche sich nun ängstlich umsah.
    Mit einem Kopfnicken deutete sie auf einen bewaffneten Soldaten. "Es gibt sogar eine Menge Männer die etwas dagegen tun, da gibt es die Cohortes Praetoriae und die Cohortes Urbanae und die Vigilen. Sie alle sind im täglichen Einsatz gegen das Verbrechen. Aber in solch einer großen Stadt kommt es immer wieder zu Verbrechen. Das gehört dazu!" versuchte sie Calvina zu beruhigen.
    Aber besser war es, wenn sie jetzt davon erfuhr, wie es war und das auch sie die nötige Vorsicht walten lassen sollte und schon gar nicht sich Nachts auf die Straßen wagen sollte. Denn Nachts schütze einen nicht einmal der Sklavenring.


    "Tagsüber bist du sicher, höchstens ein Dieb versucht sich in Fingerübungen! Aber am hellichten Tage ein Verbrechen zu begehen, kommt dem Selbstmord nahe!" erklärte sie.

  • Kiyas Worte und der Anblick des Soldaten beruhigten Calvina tatsächlich wieder ein wenig und atmete erleichtert auf. Sie beschloss nachts auf keinen Fall einen Fuß vor die Tür zu setzen und auch tagsüber vorsichtig zu sein.


    "Hat Dein Herr denn viele Feinde?", fragte sie neugierig nach, da Kiya so viel über diese Dinge wußte. Sie hoffte nur, dass ihr eigener Herr keine oder möglichst wenig Feinde haben würde.

  • Kiya wusste nicht so recht wie sie Calvinas Frage beantworten sollte. Für sie gehörte es zum Alltag, dass ihr Herr Feinde hatte und sich auch der politischen Ränkespielchen erwehren musste und das sein Sohn dadurch größeren Schutz bedurfte. Zum ersten Mal wurde es ihr bewusst, wie wenig Calvina über Rom und seine Bürger wusste.


    "Mal mehr und mal weniger. Je nachdem wen er verärgert hat!" erklärte sie. Namen würde sie niemals nennen, viel zu gefärhlich, das fremde Ohren ihre Worten hörten und sie dann gegen sie verwendete.

  • Calvina wußte nicht so recht, was sie mit Kiyas Antwort anfangen sollte. Sie wußte nichts über Politik und auch nichts über die ganzen schmutzigen Intrigen die damit einhergingen. Woher sollte sie auch davon erfahren haben?


    Nachdenklich richtete sie das Wort an Kiya: "Hm, das Leben Deines Herrn scheint recht kompliziert zu sein." Und nach einer kurzen Pause kam ihr ein etwas beunruhigender Gedanke: "Ich hoffe ja nur, dass werder Dein Herr meinen Herrn verägert hat, noch umgekehrt."

  • "Ist nicht unser aller Leben kompliziert?" fragte sie rhetorsich und musste über sich selbst lachen. Selten kam es dazu, das sie solche Phrasen nutzte. Meist aus dem Grund, weil Optatus sie noch nicht verstand und die Welt des Jungen wesentlich einfacher war, als jene in die er hinein geboren worden war.


    "Soweit ich es weiß sind unsere Herren einander nicht abgeneigt. Ob sie aber Freunde sind, weiß ich nicht. Aber sie sind zumindest keine Feinde!" beruhigte sie Calvina und behielt ihre beunruhigenden Gedanken für sich. In Rom änderte sich täglich vieles und wer an dem einem Tag noch befreundet war, kontne sich am nächsten Tag mit dem Dolche bedrohen. Calvina würde wohl noch viele schokierende Dinge kennen lernen mit der Zeit.

  • Calvina fiel ein kleiner Stein vom Herzen, hätte es doch sicherlich noch mehr Probleme gegeben Kiya öfters zu sehen, wenn sie ihre Herren nicht verstanden hätten: "Da bin ich ja beruhigt. Sonst wäre es wohl noch schwieriger sich wiederzusehen."


    Calvina blickte Kiya von der Seite aus an. Ihre Freundin wirkte ein wenig nachdenklich, wenn nicht gar besorgt. Mit einem offenen Lächeln fragte sie daher nach: "Ist alles in Ordnung?"

  • Kixa wurde sanft aus ihren düsteren Gedanken gerissen, als Calvina sie fragte, ob alles in Ordnung war. Sie nickte nur und barchte sogar wieder ein fröhliches Lächeln zustande.


    "Mir gehts gut, keine Sorge! Ich hab mich nur gerade gefragt wie es meinem Schützling geht!" erwiederte. Wirklich gelogen war dies nicht, aber es war auch nicht ganz die Wahrheit.


    "Schau mal, dort drüben, das ist der Tempelbezirk!" lenkte sie von sich ab und deutete auf die riesigen Gotteshäuser aus strahlendem Marmor, die sich hoch erhoben und eindrucksvoll auf sie niederblickten.
    Die Tempel strahlten, Ruhe und Würde aus und selbst aus der Ferne konnte man den Rauch von aufsteigenden Opfern erkennen.
    "Glaubst du an die Götter der Römer?" fragte sie Calvina. Sie selbst war mit einem Mix, aus griechischen, ägyptischen und auch römischen Glauben aufgewachsen, kannte sogar alle Gottheiten mit Namen, aber wirklich zugehörig zu einer Religion fühlte sie sich nicht. Und wahrscheinlich interessierten sich die Götter eh nicht für sie, sie war nur eine bescheidene loyale Sklavin und hatte keinen Einfluss auf die Geschehnisse, die einmal Geschichte schreiben würden.
    Sicher sie hatte schon den einen oder anderen Tempel betreten und auch kleinere Opfer dargebracht, aber meist nicht für sich, sondern entweder für Optatus oder für seinen Vater der Gesund heimkehren sollte von seiner Mission.

  • Sichtlich beeindruckt musterte Calvina die großen Tempelgebäude, an denen sie vorüber gingen. Wirklich tiefe Gedanken über Religion und die Götter hatte sie sich nie gemacht. Sie hatte an der ein oder anderen Opferung teilgenommen und die Götter waren einfach da. Ihre Mutter hatte ihr auch von den Göttern in der Heimat ihrer Vorfahren erzählt, aber es war für sie nie eine Frage gewesen, ob es nur diese oder nur die römischen Götter gab.


    Von daher verstand sie Kiyas Frage auch nicht so ganz. Unsicher antwortete sie: "Wie meinst Du das mit dem Glauben? Natürlich glaube ich an die römischen Götter. Glaubt denn nicht jeder an sie?"

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