~ LARARIUM ~
~ Lararium ~
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Am heutigen Festtag der Luna versammelte ich alle weiblichen Mitglieder des Haushaltes, die Bediensteten und Sklavinnen vor dem Lararium. Ob Tante Sorana dem Aufruf auch gefolgt war konnte ich nicht ausmachen. Es waren viele Frauen da und Sorana konnte sich problemlos irgendwo verdeckt halten.
Nachdem ich die üblichen Riten für die Laren und Penaten abgehalten hatte und auch den Vorvätern der Annaeer die täglichen Gedanken gewidmet hatte, weihte ich am Lararium die alljährlich erneuerten "Lunula"-Anhänger.
Ich hatte keine Ahnung, ob diese Tradition römischen Ursprunges war, oder ob der Freund meines Vaters, ein König aus einem fernen Land in welchem mein Vater viele Jahre gelebt hatte, diese Tradition über seine Religion in die Familie gebracht hatte. Auf jeden Fall war ich damit gross geworden und liess es mir nicht nehmen, dieses schöne Zeichen für die weiblichen Mitglieder des Hauses auch in Rom zu geben.
Für die jungen Mädchen und Sklavinnen waren es bloss kupferbleche in Form eines Viertelmondes, welche sie an einem kleinen Lederband um das Handgelenk tragen durften. Jedes Kupferblech war mit "Annaea" gestempelt und diente gleichzeitig als Zeichen der Zugehörigkeit und Glücksbringer. Luna war für mich nicht besonders wichtig, doch ich verstand schon lange, dass ihr Rhythmus für die Frauen von grosser Bedeutung war.
Für die freien Mitglieder des Haushaltes waren die Anhänger aus Silber gearbeitet und mit dem entsprechenden Namen graviert. Sie durften ihn als Schmuck um den Hals oder am Arm tragen oder gar im Lederriemen der Schuhe einknüpfen.
Für Tante Sorana hatte ich einen goldenen Anhänger herstellen lassen, den ich ihr, falls sie nicht selbst anwesend sein sollte, nach dem Ritus durch ihre Leibsklavin überbringen lassen würde.
Nach Ende der Riten stand ich auf, drehte mich um und überreichte allen Anwesenden feierlich ihr kleines Geschenk.
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Natürlich nahm die Duccia an dem Ritus teil. Sie freute sich, dass ihr Neffe derlei Traditionen pflegte. Viele der jungen Leute in Rom taten dies nicht mehr. Traditionen waren scheinbar im aussterben begriffen. Um so mehr erfreute es sie, dass Florus jene Traditionen pflegte und weiterführte. Sie sah in die Gesichter der Sklavinnen, die nicht ohne Stolz ihre Anhänger entgegennahmen und diese auch sofort anlegte. Auch wenn ihre Ahnen den Mond nicht derart verehren, war er dennoch ein wichtiger Zeitmesser für sie. Nach dem Mond richteten sie die Feste aus. Der Mond bestimmte den Lebenslauf. So erinnerte sie sich an eine alte Weisheit und murmelte sie leise.
„Mond bei den Menschen.
Mindrer bei den Göttern
Himmelsrad bei Hel
Eiler bei den Riesen
bei den Elben Schein
bei den Zwergen Zeitmesser.“Dann nahm sie ihr Geschenk, den goldenen Anhänger entgegen. Sie besaht ihn sich kurz und lächelte ihren Neffen, der streng genommen ja gar nicht ihr Neffe war, aber es fühlte sich einfach so an, an. „Er ist wunderschön. Ich danke dir Florus. Ich danke dir von ganzem Herzen.“
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Ich sah in den Augen der Sklavinnen zum Teil die grosse Freude, welche ich ihnen mit diesem kleinen Geschenk machen konnte. Ein kleines Zeichen ihres Herrn, dass er sie als Frauen, als Lebewesen, als Menschen ernst nahm und nicht einfach wie eine gemeine Ware behandelte. Viele von ihnen banden sich gegenseitig den Anhänger sofort an die Arme und aus meiner Kindheit in Mantua wusste ich, dass sie diese auch mit Stolz tragen würden.
Die Gens Annaea hatte eine Tradition was die Behandlung ihrer Sklaven anging. Es war Tradition, diese besser als üblich zu behandeln. Dies hatte sich bewährt, in den unterschiedlichsten Situationen, und führte dazu, dass wir nur selten Probleme mit ihnen hatten.
Am Schluss trat auch Tante Sorana aus dem Schatten zu mir hin und nahm ihr Geschenk persönlich entgegen. Das freute mich nun umso mehr, als ich sie schon einige Tage nicht mehr gesehen hatte. Das Haus hatte sich leer angefühlt obwohl ich wusste, dass sie hier war.
Tante, es freut mich sehr, dich an diesem Tag zu sehen!
Ihren aufrichtigen Dank nahm ich mit einem breiten Lächeln entgegen und küsste sie familiär auf beide Wangen und die Stirn. Ob ich noch eine leichtes Zurückziehen und Zögern ihrerseits fühlte oder ich mich da täuschte?
Sehr gerne. Möge Luna dich noch lange schützen!
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Sie zuckte nicht zurück. Als sie nun zu Florus aufsah konnte man ein freundliches Lächeln und einen vertrauensvollen Glanz in ihren Augen erkennen. „Und dich möge sie ebenso beschützen.“ Sagte sie, nahm sein Gesicht zwischen ihren beiden Hände und zog ihn zu sich um ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben. Nun da die Zeremonie vorüber war, wollte die Duccia sich nicht wieder zurückziehen. Sie hatte sich ein paar tage Ruhe gegönnt, aber nun war sie angekommen und sie wollte ihr Versprechen Florus zu unterstützen wahr machen.
„Hast du schon Pläne für heute oder hast du einen Moment Zeit? Ich würde gern mit dir besprechen, wie ich dich unterstützen kann. Ich habe zwar nur wenig Kontakte hier in Rom. Aber einen Verwandten habe ich hier. Soll ich ihn mal kontaktieren? Wir könnten ihn ja einladen, damit ihr euch mal kennenlernt. Er hat bestimmt auch mehr Kontakte als ich.“ -
Nur noch ganz wenige Mitglieder des Haushaltes waren nun anwesend und auch diese verliessen den Raum um das Lararium wieder, um ihre Arbeiten erneut aufzunehmen.
Die Vertrautheit mit der Sorana mir heute begegnet war, machte mir Mut für sie. Die Tage der Ruhe hatten ihr offensichtlich gut getan.
Ich nehme mir gerne einen Moment Zeit. Wo wäre es wohl am angenehmsten? Sollen wir uns ins Atrium begeben? Da können wir auch den milden Frühlingstag besser geniessen als in einem Raum.
Zusammen verliessen wir das Lararium.
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Nach meiner Rückkehr aus der Audienz des Kaisers führte mich einer meiner ersten Gänge zum Lararium. Mit der nötigen Andacht und voller Dankbarkeit an die Seelen meiner verstorbenen Vorfahren, vor allem die meines Vaters und meiner Mutter, brachte ich ein kleines Opfer von Früchten und Wein dar.
Viel hatte ich in den letzten Jahren in Germania erlebt, aber nichts konnte mich darauf vorbereiten, innerhalb kürzester Zeit nach meiner Ankunft in Rom den Kaiser zu treffen, ein überaus lukratives Angebot zu erhalten und dann auch noch davor gerettet zu werden, dieses anzunehmen und mir so selbst Steine in den Weg der weiteren Karriere zu legen.
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