Officium des Praefectus Castrorum Fabius Vibulanus

  • Mehr als nur Überrascht über die enorme Offenheit des Lagerverwalters kam ich mit den Notizen kaum hinterher, es gab so vieles was ich notieren wollte das ich nachdem ich mit schreiben fertig war ihn fast gebeten hätte alles nochmal zu wiederholen ... nur um sicher zu gehen das ich nichts ausgelassen hatte ...


    Allerdings waren auch einige Worte gefallen die mir nun wieder garnicht behagten ...


    "Danke für deine Offenheit Praefectus, nur um dir meine Zustimmung zu vermitteln ... den Decimer werde ich mir in Rom persöhnlich nochmal vorknöpfen! Was allerdings das restliche Geasgte angeht habe ich noch einige Fragen, wenngleich ich dir auch versichern kann die Passagen über deinen Patron zu schmälern, immerhin sind nicht alle hier so kooperativ wie du!
    Besonders interessieren mich diese Spionageaffäre und die genauen Details dazu, sowie die Person die du so leichthin als ... "iunische Schlampe" bezeichnet hast!"


    Da ich bereits befürchtete zu eben jener "Schlampe" in wenigen Stunden zum Essen eingeladen zu sein machte ich mich bereit für einige interessante Eröffnungen, während ich mir bereits wieder einige Details für den Procurator zurechtlegte, die wohl bald in einem Brief gen Rom entsendet werden würden ...

  • "Ich sagte nicht iunische Schlampe sondern Hure. Denn es entspricht der Wahrheit. Sie besitzt und leitet in Alexandria ein Hurenhaus und bietet sich von Zeit zu Zeit auch selbst an. Sie heißt Iunia Urgulania und kommt ursprünglich aus Mantua. Hier betreibt sie wie gesagt ein Bordell und hat es geschaft von den Alexandrinern ein Amt zu erhaschen. In meinen Augen hat sie ihr Bürgerrecht nicht verdient und wenn man es genau nimmt hat sie auch schon während einer Audienz beim Praefectus Aegypti zugegeben eine Verräterin an Rom zu sein.


    Was die Spionageaffäre betrifft so haben die Frumentarii einen Mann aufgegriffen der einer römischen Patroullie folgte und mitschrieb. Ihm sprangen sofort zwei Stadtwächter zur Hilfe und auch er zeigte einen entsprechenden Siegelring, da der die Männer für Banditen hielt. Wir haben ihn darauf festgenommen und durchsucht und eindeutige Beweise gefunden. Seine Mitschrift bestätigte, dass er die Patroullie ausspioniert hatte, wie die Frumentarii gesagt hatten. Diese Sache wurde vor den Praefectus Aegypti gebracht, doch dieser unternahm nichts. Wenn du weitere Fragen hast nur zu. Ich habe nichts zu verbergen."

  • Ich nickte erneut, auch wenn mir immernoch nicht ganz klar war was so besonderes daran war ein Hurenhaus zu leiten, in Rom hatte jede zweite reiche Familie gleich mehrere, allerdings sollte ich den Namen nochmal in der Regia ansprechen, wenn ich denn einen Termin beim PA bekommen sollte. Das selbe galt natürlich auch für diese Spionagesache, schließlich war Spionage eine ernste Sache, wobei ich mir nicht sicher war was so wertvolles von einer Patroullie zu erfahren war wenn man ihr folgte ...


    "Ist dir bekannt welche Informationen dieser Spion erlangen konnte ... bzw. welche er versuchte zu erlangen bevor ihn die Nahrungsmitteltruppe erwischte?"


    Das die Frumentarii eigentlich auch für andere Dinge genutzt wurden war mir erst beim Übergang ins Amt des Primicerius offenbart worden und außer mir und dem Procurator lasen nicht viele Bürokraten ungeschnittene Berichte ...


    "Allerdings würde ich gern noch einiges über den Zustand der 22. erfahren, wie gut sind die Männer ausgebildet, wie loyal und diensteifrig sind sie und meinst du es gibt mehr Spannungen zwischen der Legion und der Bevölkerung als notwendig? Du bist ein altgedienter Offizier, das hier ist nicht die erste Einheit in der du dienst ... wie ist deine ehrliche Meinung?"

  • "Nun es ist schon einige Zeit her, aber soweit ich weiß hatte er alles niedergeschrieben, was die Patroullie tat. Also auch die Route und so weiter. Er hatte es alles niedergeschrieben, aber nach der Entscheidung des Praefectus Aegypti hat er seine Dokumente zurückbekommen.


    Wir nehmen jetzt schon sehr viel Rücksicht auf die Einheimsichen. Jeden Mann der sich bei Patroullien ungebührlich ihnen gegenüber gezeigt hat, wurde der Ausgang gestrichen, damit sie die Legion in ihrer Freizeit nicht in miskredit bringen. Aber sage mir Primicerius, wieviele Spannungen sind deiner Meinung nach nach einem ermordeten Tribun, dessen Leichnam vom Pöbel vor dem Königsviertel geschändet wurde, notwendig?"

  • Da mein Gengenüber nicht auf alle meiner Fragen eingegangen war nahm ich an das er zuerst diese eine näher erläutern wollte ...


    "Nun die Summe der notwendigen Spannungen ist eigentlich immer gleich, die Soldaten sollen sich mehr dem Imperium als der örtlichen Bevölkerung verpflichtet fühlen, allerdings sollen sie nicht der Grund für politische Unruhe in einer Provinz werden, schließlich schneiden sie sich dadurch nur selbst ins Fleisch, auch wenn diese Sichtweise einem gewöhnlichen Legionarius vielleicht verwehrt bleibt!"


    Da ich seine Zwischenfrage nun beantwortet hatte hoffte ich das er noch auf den Rest meiner Fragen eingehen würde bevor ich mir seine Vorschläge für die Zukunft der Provinz anhören würde schließlich musste ich ihm eine Chance geben sein taktisches Verständnis vorzuführen ...

  • Vibulanus schüttelte den Kopf, als der Primicerius auf seine rethorische Frage eine Antwort gab.


    "Was glaubst du wie sehr sich die Legionäre der Bevölkerung verfplichtet fühlen? Hier leben kaum Römer und die Griechen betrachten die Stadt als freie Polis. Aber wenn es Grund für politische Unruhe gibt, dann mag das vielleicht nicht an den Legionarii liegen."


    sagte Vibulanus und wunderte sich einmal mehr wie die Griechen nur so stur über ihre tatsächliche Lage hinwegsehen Der dritte Paragraph des Lex Aegypti war recht eindeutig.


    "Was Ausbildung und Diensteifer angeht steht die Legion anderen Einheiten in nichts nach und ich halte sie sogar für eine sehr gute Legion, aber ich kann keine großen Vergleiche anstellen. Es ist die erste Legion bei der ich diene. Auch sind die Männer sehr loyal zum Kaiser. Nach dem Ursurpator Laeca haben wir hier in Aegyptus besonders ein Auge darauf. Aber die Moral hat etwas gelitten. Das ist aber auch kein Wunder, bei dem was die Alexandriner sich herausnehmen ohne, dass wir etwas dagegen unternehmen. Das hat man am besten bei dem toten Tribun gesehen. Wir wissen, dass ihn nicht der Mob für seinen Tod verantwortlich ist, aber, dass sie seinen Leichnam geschändet haben, ohne dass es wirkliche Vergeltungsmaßnahmen gegeben hat ist ein Frevel und eine Schande. Und was glaubst du wie sich die Männer fühlen, wenn so etwas passiert ohne dass etwas unternommen wird? Sie sind stolz auf ihre Legion, denn nur wenige Männer haben das Privileg dem Kaiser so dienen zu können und dann müssen sie solche Demütigungen hinnehmen."

  • Ich nahm an das das Privileg auf das er ansprach, das des Tribuns war, denn ein gewöhnlicher Legionär genoss ganz gewiss keine Privilegien und in der Regel blieb das auch so für den Rest seines Lebens, wobei Männer wie mein Gegenüber natürlich die perfekte Ausnahme darstellten. Die Anspielungen auf die Untätigkeit der Legion oder des Statthalters bezüglich der Schändung ignorierte ich einfach ...


    "Gut! Das wäre dann eigentlich auch schon alles, ich denke wir werden zu einem späteren Zeitpunkt sicher nocheinmal miteinander sprechen, sodass ich dir dann sicher auch noch einige Fragen stellen bzw. beantworten kann solltest du welche haben ... du kannst natürlich auch gleich jetzt noch welche stellen wenn dir danach ist!"


    Auch wenn ich eigentlich genug gehört hatte, wollte ich dem Lagerverwalter zumindest die Chance geben eventuelle Zweifel zu zerstreuen, schließlich wollte ich hier keinen falschen Eindruck hinterlassen ...

  • "Nun dann solltest du dich ranhalten, Primicerius. Meine Dienstzeit neigt sich dem Ende zu. Aber bevor du gehst, möchte ich dir noch etwas mit auf den Weg geben.


    Pass auf mit wem du eine Spielchen treibst! Im Gegensatz zu dem Terentius in dem Germanicus bist du leicht ersetzbar und der Kaiser hat wohl auch noch nie deinen Namen gehört. Der Praefectus Legionis und der Praefectus Aegypti sind jedoch vom Kaiser persönlich in Amt und Würden gesetzt worden und sie haben auch noch mächtige Freunde oder in Rom, die dir das Leben schwermachen können. Es könnte auch gut sein, dass einer der Beiden bald einen hohen Posten in der Kanzlei erhält, also achte darauf mit wem du dich anlegst.


    Legionarius, der Primicerius möchte nun gehen!"


    sagte Vibulanus zuletzt laut, damit die Wache vor seinem Officium ihn hörte und den Pompeier hinausführte.

  • Den väterlichen Ratschlag hätte sich der alte Mann ruhig sparen können schließlich war ich nicht gerade gestern zum ersten mal auf dem politischen Parkett des Imperiums unterwegs ... allerdings konnte ich nicht umhin zuzugeben das der Mann natürlich recht behalten würde, sollte ich es zu weit treiben könnte das ernsthaften Zwist zwischen meiner Wenigkeit und den etwas bedeutenderen Schichten des Imperiums sähen, allerdings traffen die entgültigen Entscheidungen andere Leute, ich war hier ja nur der Mittelsmann ...


    "Vale, Praefectus!"


    Kaum das der Miles die Tür für mich geöffnet hatte schritt ich auch schon hindurch, schließlich wollte ich meinen Termin bei der Iunischen Hure nicht verseumen ...

  • Scato kam mit Schwung ins Officium des Praefectus Castrorum und sagte dem Schreiber davor sogleich was sein Anliegen war.


    "Salve. Ich bin Optio Tiberius Iulius Scato und ich möchte mich nach überstandenen Verletzung wieder diensttauglich melden und mir weitere Befehle abholen."


    Es war an der Zeit das er wieder aktiv wurde, hatte er die Wochen im Lazarett doch recht zugelegt.

  • Zitat

    Original von Lyros
    Von einem Wachsoldaten geführt erreichte Lyros, ein scriba der regia praefecti, dass officium des praefectus castrorum.
    Der Soldat machte keine Anstalten anzuklopfen. Also tat es Lyros selbst.


    *klopf, klopf*


    "Herein!"


    rief Vibulanus, der gerade damit begann einige Dinge zusammenzupacken, denn bald würde er das Officium räumen müssen.

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Scato
    Scato kam mit Schwung ins Officium des Praefectus Castrorum und sagte dem Schreiber davor sogleich was sein Anliegen war.


    "Salve. Ich bin Optio Tiberius Iulius Scato und ich möchte mich nach überstandenen Verletzung wieder diensttauglich melden und mir weitere Befehle abholen."


    Es war an der Zeit das er wieder aktiv wurde, hatte er die Wochen im Lazarett doch recht zugelegt.


    Der Scriba führte den Optio auch gleich ins Officium, wo Vibulanus gerade einige Lieferscheine durchging.


    "Wieder gesund Optio? Gut, dann melde dich bei Centurio Trebellius Posca auf dem Campus.. Du wirst bei der Ausbildung der Probati helfen."


    sagte Vibulanus, denn er musste derzeit ersteinmal schauen, wo man den Optio unterbringen konnte. Die Position bei seiner alten Centurie war nämlich vor einiger Zeit von einem anderen Mann übernommen worden. Also wollte er den Optio ersteinmal so beschäftigen.

  • Scato war wohl der einzige der nicht mitbekommen hatte das sein Posten bereits nachbesetz worden war, obwohl es eigentlich logisch gewesen war. Es wurmte ihn irgendwie das er nicht zu seiner Centurie zurückkehren konnte und fragte deshalb leicht zerknirscht nach:


    "Darf ich fragen wie es meiner alten Centurie geht? Ist sie bereits mit einem neuen Mann auf dem Optioposten besetz worden? Wenn ja ist sie bei diesem in guten Händen?"


    Er fühlte sich mit diesen Männern immer noch verbunden und wollte sie nicht ganz aus den Augen verlieren....

  • "Ich habe keine Ahnung wie es deiner alten Centurie geht, Optio. Ich weiß nur, dass man die Position mit einem Evocatus neubesetzt hat, aber keine Sorge, Optio, wir werden uns darum kümmern, dass du wieder voll in die Legion eingegliedert wirst. Du musst aber damit rechnen ersteinmal im Innendienst eingesetzt zu werden, bis etwas frei wird."

  • Nach der Besprechung mit dem Praefectus Legionis saß Vibulanus nun in seinem Officium und wartete auf den Optio. So einfach würde er sich sicherlich nicht übergehen lassen. Er wollte schließlich bei seinem Abschied nicht den Eindruck hinterlassen in seinen letzten Tagen lasch und nachsichtig geworden zu sein. Doch inzwischen hatte sich der meiste Zorn verflogen.

  • Scato trat ziemlich schnell hinter dem Praefectus Castrorum in dessen Officium ein. Dieser hatte für sein Alter doch ein recht zügiges Tempo an den Tag gelegt. Scato schloss die Porta hinter sich und nahm vor dem Schreibtisch seines Vorgsetzten haltung an. Zuerst hatte er noch etwas zu seiner Entschuldigung sagen wollen, doch dann ließ er es doch erstmal bleiben und überließ dem Fabier die Initiative, die schon allein aufgrund seines Ranges bei diesem lag.


    So schaute Scato seinen Gegenüber erwartungs- aber auch etwas sorgenvoll an. Schließlich wusste Scato ja noch nichtmal das auch dieser altgediente Offizier die Legio verlassen würde.....

  • Vibulanus zögerte einen Moment und beschloss dann die Sache auf sich beruhen zu lassen. Das vor dem Officium war sicherlich ausreichend gewesen. Davon abgesehen wäre es unpassend, wenn er jetzt den Optio zusammenschiss und ihm danach eine Auszeichnung verlieh.


    "Wir belassen das von gerade eben dabei. Aber trotzdem will ich doch noch sprechen. Wie du vielleicht weißt oder auch nicht werde ich die Legion in den nächsten Tagen verlassen. Ich warte derzeit nur noch auf das offizielle Schreiben vom Palatin. Danach werde ich als Eques in meine Heimat Germania zurückkehren."


    sagte Vibulanus und setzte voraus, dass der Optio wusste, dass Vibulanus mit Eques den Ritterstand meinte und nicht den normalen Kavalleristen der Legion.


    "Ich habe dich bisher immer protegiert, weil ich dich für recht fähig halte und du wohl auch klug genug bist. Ansonsten wärst du nicht so schnell aufgestiegen. Aber dafür will ich nun eine Gegenleistung. Sobald ich in Germania bin, will ich dass du mir Briefe schreibst wie es in Aegyptus aussieht. Einmal alle ein zwei Monate. Das sollte für die nächsten paar Briefe reichen."


    sagte Vibulanus und war einen kleinen Lederbeutel auf den Tisch. Es waren nur 5 Münzen darin. Allerdings 5 Aurei.

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