Vor ungefähr zwei dutzend Jahren nicht ganz einen Mond nach der Wintersonnwende in einem kleinen galatischen Dorf nicht weit vom Halys entfernt im hintersten Winkel des Imperiums
Ein Schrei zerriss die Stille. Eilige Schritte erklangen mit dumpfem Geräusch auf dem gestampften Lehmboden. Es waren die Schritte der Frauen des Dorfes, die sich um eine der Ihren mühten. Es war eine schwierige Geburt, das Kind lag mit einsetzen der Wehen nicht richtig und was sie auch unternahmen schien erfolglos. Einzig die wehen hemmenden Kräuter verschafften ihnen etwas Zeit. Und nach schier endlosen Stunden konnten sie die Geburt einleiten. Doch damit nicht genug, hatte sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes gelegt. Doch dieses Problem konnte gelöst werden und der kleine männliche Wurm tat seinen ersten Schrei, kaum, dass er dem Mutterleib entschlüpft war.
Ein alter Mann betrat kurz darauf den Raum und brachte mit einem kurzen Satz im Befehlston die Frauen zum Schweigen, die ihn hier nicht sehen wollten. Er war der Vater der Kindsmutter und einst ein großer Krieger gewesen. Er kniete sich an das Lager seiner Tochter, küsste sie auf die Stirn und munterte sie auf. Doch sie hörte ihn kaum noch und hatte kaum die Kraft ihm einige zuzuflüstern. Er erhob sich und nahm seinen Enkel, trug ihn ins Freie und hob ihn gen Himmel. Er sprach einige segnende Worte und gab dem Jungen seinen Namen: Catubodus. Nach einer Göttin, die den Krieger vielfach geleitet und beschützt hatte. Zwar war er stolz auf seinen Enkel, doch in die Freude mischte sich die Sorge um seine Tochter. Sie hatte nicht gut ausgesehen und auch der Kleine versprach nicht unbedingt ein großer Krieger zu werden. Er war erschreckend schmächtig und nur die Götter konnten wissen ob er zum Manne reifen würde.
Der alte Mann, der den Kreis der anwesenden Dorfgemeinde um fast einen Kopf überragte übergab das Kind dem Mann, der sich neben ihn gestellt hatte. Es war sein Schwiegersohn und ein geübtes Auge konnte erkennen, dass er ihn nicht sonderlich mochte. Nun würden noch einige Zeremonien folgen, doch der Alte hatte mit alldem nicht viel am Haarband. Er hatte sich den Göttern meist auf dem Schlachtfeld am nächsten gefühlt.
Er wandte sich ab und wollte eben zu seiner Tochter zurückkehren als einige der Frauen mit betretener Miene aus der Hütte traten. Ohne sie fragen zu müssen zerriss es ihm das Herz. Er wusste was geschehen war und am liebsten hätte er laut losgebrüllt und etwas zerschlagen. Doch das hätte die Zeremonien gestört und er hatte genug Anstand und Würde, den Glauben der anderen zu respektieren. Außerdem wollte er kein schlechtes Omen für seinen Enkel heraufbeschwören, schließlich würde er keinen weiteren haben. Er unterdrückte so gut er es vermochte seine Gefühle und trat den Frauen entgegen. Eine wollte ihn ansprechen, doch sein Blick scheuchte sie allesamt davon. Erneut kniete er bei seiner Tochter und ein paar Tränen rannen seine Wangen hinab. Was sollte nun werden? Seine Tochter war das Bindeglied der Familie gewesen und nun? Sein Schwiegersohn und er konnten sich auf den Tod nicht riechen und ließen das einander spüren. Und wer würde sich um das kleine Bündel Mensch kümmern, das gerade draußen wieder bemerkbar machte? Diese Fragen mischten sich in seine Trauer, die dann die Oberhand gewann und ihn in sich zusammensinken lies.