Conventus - Martius DCCCLIX A.U.C.

  • Potitus lächelte. "Sowohl als auch." Er kramte eine andere Liste hervor, auf der sich die Namen der Ritter und vielleicht zukünftigen Ritter befanden. "Servius Artorius Reatinus. Derzeit Praefectus Castrorum in der Legio II, möchte dort auch sein ritterliches Tribunat absolvieren. Ich schlage vor, ihn in die Legio I zu entsenden." Wünsche der Soldaten entsprach Salinator nur, wenn er auch persönlich einen Vorteil davon hatte.


    "Und zu guter Letzt noch jene, die erhoben werden möchten. Faustus Decimus Serapio möchte sich zum Ritter erheben lassen. Wunsch nach einem Tribunat hat er derzeit nicht." Das hätte Salinator gewusst. "Ich kann diesen Wunsch nur befürworten. Decimus Serapio ist derzeit Centurio in meiner Einheit und hat sich dabei durch Fleiss und Mut besonders hervorgetan. Sogar die Acta berichtete letztens von ihm." Dass der Ex-Proconsul Vinicius Hungaricus auch dessen Erhebung befürwortete, liess Salinator dezent unter den Tisch fallen. "Es wäre ein sehr gutes Zeichen an die Öffentlichkeit, wenn ein solcher Mann entsprechend gewürdigt werde."

  • Claudius blickte überrascht zum Kaiser, als die Entscheidung über das Tribunat des Aureliers fiel. Er hatte den Ulpier zögerlicher in Erinnerung behalten, als dieser noch Legat der Prima war. Es lohnte sich aber nicht, weiter darüber nachzudenken, denn ein weiteres Thema stand bereits zur Diskussion: Ritter und Standeserhebungen. Claudius fand es jedoch nicht sonderlich leicht zu beurteilen, ob die Thematik der Ritter in der Regel ausschließlich zwischen dem Kaiser und dem Praefectus Urbi geführt wurde oder ob es sich aktuell nur so anhörte. Zum anderen kannte er noch nicht einmal den Kandidaten. Weil er jedoch fand, dass seine Anwesenheit überflüssig wäre, wenn er einzig als Zuhörer fungieren würde, meldete er sich zu Wort.


    "Mitunter ist es hilfreich, sich bei Entscheidungen über Erhebungen - ich setze sie einmal mit Beförderungen gleich - die Voraussetzungen dafür ins Gedächtnis zu rufen. Daher stelle ich einfach einmal die Frage in den Raum, welche besonderen Leistungen ein Kandidat erbringen müsste, damit er derart weit aus der Menge an Offizieren herausragt, um in den Stand eines Ritters erhoben zu werden? Einsatzbereitschaft bis hin zur persönlichen Aufopferung in seinem Posten betrachte ich beim Militär als Normalität und setze sie voraus. Was nicht bedeutet, dass ich dem Kandidaten die Tauglichkeit absprechen möchte, ich kenne ihn ja nicht einmal."


    Claudius' Wissbegier stand sichtbar auf seinem Antlitz. Er lernte gern auf seine alten Tage hin dazu.

  • Den vorangegangenen Worten konnte man auch ein: 'Claudius Menecrates kennt keine Sau' entgegnen, denn wer im Reiche berühmt werden wollte, der erschien entweder regelmäßig auf dem Podium des Forum Romanum, oder er machte sich in der Acta Diurna einen Namen und diese war voll von Decimus Serapio, dem Helden gewesen. Nicht das Senator Germanicus Avarus, der Germanicus Avarus die Staatszeitung brauchte, um über diesen Burschen Bescheid zu wissen, aber in Gedanken regte sich dieser Funke an. Für Jene, die einen Decimus Serapio nicht aus dem täglichen Gespräch kannten. Avarus hatte den Jungen zwar auch nie gesehen, aber seine Frau Lucilla schwärmte nur so in höchsten Zügen von dem jungen Decimus. Der Germanicus Avarus vertraute nicht nur Decima Lucilla, er liebte sie über alles daher war es nicht verwunderlich, das er sich positiv zu dessen Nennung äußerte:


    "Ein guter, wie rühriger Soldat, der Decimus Serapio. Er hat sich hervor getan, als Rom gegen Parthien ins Feld zog und er macht auch zurück in der Heimat Schlagzeilen, denn er handelt ohne auf seinen Stand zu schauen. Er tut es, wo andere diskutierend verweilen. Würden wir demokatisch abstimmen, meine Stimme hätte der Centurio."

  • Macer blickte auf seine Notizen. "Ich möchte noch Decimus Verus für eine Erhebung zum Ritter vorschlagen, einen Centurio der Classis. Er hat sich im Kampf gegen Piraterie Verdienste erworben, über nicht nur sein Kommandeur, Annaeus Florus, mir berichtet hat, sondern über die auch in der Acta Diurna zu lesen war." Zumindest hatte Macer sich das von seinem Verwalter sagen lassen, denn selbst wenn er die Meldung zuvor selber gelesen hatte, war der Name ihm sicher wieder entfallen gewesen.

  • Potitus ignorierte den Claudius. Als ob seine (Salinators) Empfehlung nicht genug wäre. Umso erfreuter war Salinator über die Wortspende des Senators Germanicus. Allerdings hatte Salinator vergessen, dass Decimus Serapio der Neffe der Frau des Germanicus war... wenn er es denn je gewusst hatte. Da ihm dieser Gedanke aber auch nicht in den Sinn kam, konnte er diesen auch nicht verfolgen.


    Decimus Verus... Decimus Verus... nein, kannte er nicht. Und da er schon förmlich den Blick seines Freundes und Kaisers spüren konnte, ohne dabei aufzusehen, negierte er mit seinem Kopfe. "Sagt mir jetzt gar nichts."

  • Balbus hatte bisher alles aufmerksam verfolgt und beschloss dann doch etwas beizutragen.


    "Bezüglich des Decimus Serapio haben wir auch noch eine Empfehlung aus Tarraco erhalten. Vinicius Hungaricus spricht sich ebenfalls für eine Standeserhebung und einen ersten Schritt in die ritterliche Laufbahn aus." fügte er dieser Diskussion hinzu.


    Als dann Macer den anderen Decimer zur Sprache brachte, bemerkte er dazu: "Die ziemlich wechselhafte Laufbahn ist meiner bescheidenen Meinung nach nicht unbedingt eine positive Empfehlung für Decimus Verus."

  • Zu einigen Kandidaten hatte Valerianus bereits genug gehört.


    "Für diesen Decimus Serapio reicht mir das Gehörte. Er wird erhoben. Ebenso der Praefectus Castrorum, der dann zur Legio I geht."


    Bei den anderen reichte es ihm noch nicht. Stattdessen beugte er sich über seine eigenen Notizen, beziehungsweise die seiner Beamten.


    "Ein Tiberius Duccius Lando steht noch auf meiner Liste. Kommentare zu ihm?"

  • Dazu konnte Balbus dann auch direkt etwas sagen.


    "Duccius Lando diente lange Zeit der Regio Germania Superior und arbeitet mittlerweile für den Cursus Publicus. Er gehört zu den Decurionen Mogontiacums, sowie zur Provinzcurie und arbeitet als Subauctor für die Acta Diurna." fasste er kurz die wichtigsten Punkte zusammen.

  • Mehr als er schon gesagt hatte konnte Macer zur Ernennung des Decimus Verus auch nicht beitragen. Er hatte zwar sogar mal unter seiner Führung als Aquarius gearbeitet aber das nur sehr kurz. Genaugenommen war es sowieso nur ein Gefallen für Florus gewesen, dass er ihn hier vorgestellt hatte. "Ich kann über Decimus Verus nicht mehr sagen, als ich erwähnte", gab er daher noch einmal von sich. "Das seine Laufbahn wechselhaft ist, ist in der Tat richtig." Er beließ es bei dieser Wertung und konnte auch zu Duccius Lando nicht beitragen.

  • Claudius sah seine Hoffnung enttäuscht, einmal etwas mehr als das Allgemeine über Standeserhebungen zu erfahren. Zu seiner Horizonterweiterung konnte diese Zusammenkunft offensichtlich nicht beitragen. Gleichzeitig stellte er nüchtern fest, dass er wiederum nur begrenzt dazu beitragen konnte, den Kaiser in diesen wichtigen Fragen zu beraten. Dazu trug wohl zum einen sein fast lebenslanger Dienst in dem Castellum einer Provinzstadt - weitab von Rom bei. Zum anderen sicher auch die Tatsache, dass er monatelang bettlägerig und außerstande gewesen war, sich mit den Dingen außerhalb seines Krankenlagers zu befassen.
    Er seufzte verhalten, denn neben der Ehre, die er wegen der Einladung empfand, wollte er die Chance für sich und seine Familie natürlich bestmöglich nutzen - wollte, konnte es aber nur eingeschränkt.
    Und der Kaiser hatte sich in den letzten Jahren anscheinend auch in seiner Persönlichkeit verändert. Claudius erkannte ihn nicht mal in seiner Redeweise wieder, geschweige denn in seinem Wesen. In Claudius verstärkte sich immer mehr der Eindruck, er hätte nicht Monate, sondern Jahrzehnte nieder gelegen und um sein Leben gerungen.


    Er wischte sich über die Stirn und verfolgte dann - sichtlich um Konzentration bemüht - die weitere Diskussion um die Erhebung in den Ritterstand.

  • Potitus war über die Wortmeldung des Prudentius zur Causa Decimus Serapio nun wirklich nicht erfreut. Seine Meldung dazu war wichtig, nicht die eines niederen Beamten, dessen Arbeit auch gut von einem Sklaven verrichtet werden konnte. Doch um keinen Skandal heraufzubeschwören, sagte Salinator nichts, merkte sich jedoch diesen Vorfall.


    Zum Thema Duccius Lando konnte er auch nichts beisteuern, weswegen er seinen Kopf schüttelte.

  • Ein leichtes Stöhnen war von Valerianus zu vernehmen. Er hatte sich wohl eine etwas lebhaftere Beteiligung gewünscht, aber seine Berater ließen ihn mehr raten, als dass sie ihn berieten.


    "Dann werden die eben alle ernannt. Der Decimer und der Duccier. Wenn ihr nichts dazu sagen könnt, dann sollen mir die Empfehlungen eben reichen, aufgrund derer sie es bis hierher geschafft haben."


    Ein Hustenanfall beendete seine kurze Schimpftirade. Vermutlich hätte er mit fast demselben Argument auch alle Ernennungen ablehnen können.


    "Sonst noch etwas von euch?"

  • Menecrates hatte keinerlei Vergleichsmöglichkeit mit anderen Beratersitzungen, er verglich bestenfalls mit den Stabssitzungen der Vergangenheit. Hier wehte jedoch ein anderer Wind und wieder überraschten ihn die schnellen Entschlüsse des Kaisers, aber er sagte sich, dass dies eben so sein musste. Noch bevor er sich so recht sammeln konnte, stand die Frage nach weiteren Anliegen im Raum. Er räusperte sich, denn natürlich trug er eines bei sich.


    "Mein Kaiser, ich hätte ein Anliegen", begann er dann, als sich nach Momenten der Zurückhaltung, keiner der wichtigeren Anwesenden zu Wort meldete. "Vielleicht hat sich meine zeitweise Abwesenheit im Senat schon zu dir herumgesprochen. Ich bin lange krank gewesen und werde wohl auch nicht mehr zu vollen Kräften kommen. Gleichzeitig ist mein Wille ungebrochen, dir und dem Reich dienen zu wollen. Unterstützung täte mir aber darin gut, um diese Vorhaben umsetzen zu können, und wie es die Götter wollen, haben sie den jungen Marcus Claudius Verus, Sohn des Claudius Arbiter, nach Rom zurückgesandt. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als in die Politik zu gehen, aber ihn hindert der fehlende Ordo Senatorius daran. Daher meine Bitte nun, mein Kaiser: Bitte gewähre ihm die Ehre der Erhebung, sodass er es dir mit Fleiß, Treue und Einsatz im Cursus Honorum lohnen kann."


    Die ungewohnt lange Rede hatte den Claudier angestrengt. Er atmete hörbar ein.

  • Der Germanicus sollte es wohl nicht, war es dann aber doch: für einen kleinen Moment abwesend*. Jetzt da die Standeserhebungen weder Für- noch Widersprache bedurften, brauchte er sich auch nicht für seinen recht frischen Beamten im Cursus Publicus, dem Duccier stark machen. Vielmehr kannte er einige Vergleiche, die eher zur Mäßigung solcherlei Unterstützung aufriefen, denn irgendwie war den meisten Römern oft ein Posten wie dem im Cursus Publicus nicht mehr gut genug, wenn sie eine weitere Sprosse nach oben gestiegen waren. Doch den Gedanken verfolgte Avarus nicht weiter. Einzigst eine geistige Notiz blieb ihm, das dieser Conventus ihm erneut einen Namen ins Gedächtnis gerufen hatten, der mit einer überfälligen Ernennung zu bündeln war.


    Als der Claudius das Wort ergriff, rümpfte er die Nase. Dem schien wirklich nix peinlich zu sein. War es Unwissendheit oder eine lange gesellschaftliche Abwesendheit, die ihm dererlei Fragen in die Sprache legten. Doch Germanicus Avarus würde sich hüten den Finger zu strecken und ein: 'Hoho, ich weiß etwas.' herauszuposaunen. Stattdessen fügte er dem Nasenrümpfen ein bedenkliches Kratzen bei.



    [SIZE=7]*war leider paar Tage abwesend[/SIZE]

  • Zu diesem Thema konnte Macer dann wieder gar nichts sagen. Weder zu der konkreten genannten Person, noch konnte er weitere Namen aus dem Kreise seiner Klienten beisteuern. Also verhielt er sich schweigend und wartete ab, was die anderen sagen würden. Insbesondere interessierte ihn die Meinung des Praefectus Urbi, der in der Runde wohl das stärkste Gewicht hatte oder zumindest erfolgreich so tat, während der Bruder des Kaisers für Macers Geschmack auffallend schweigsam war.

  • Potitus konnte ein Augenrollen nur schwer vermeiden. Patrizier... selber nichts tun, aber gerade noch genug, um ihre Verwandten in passende Positionen zu bringen. "Wie überaus passend, Claudius." bemerkte er mit beissendem Spott. "Die ruhmreiche Geschichte der Claudier wird so sicher zu keinem verfrühtem Ende finden."


    Allerdings hatte der Praefectus Urbi ebenfalls etwas zu sagen. Schon länger hegte er diesen Gedanken und die neuesten Ereignisse bestärkten ihn nur noch mehr in seinem Entschluss. "Mein Kaiser, ich möchte auch etwas zur Sprache bringen." begann Salinator. Eine kleine künstlerische Pause später sprach er weiter. "Es wird schön langsam Zeit, dass der Legatus Augusti pro Praetore von Germania eine neue Aufgabe bekommt. Vinicius Lucianus ist nun schon sehr lange fort aus Rom, es würde mich gar nicht wundern, wenn er bärtig und gekleidet wie ein Germane zurück kommen würde." endet er witzelnd.

  • Selbst wenn Valerianus wie so häufig nicht völlig konzentriert war, war der Spott in der Stimme seines engsten Freundes auch für ihn unüberhörbar. Zerstreut wandte er sich an den Claudier, von dem der Vorschlag stammte.


    "Was haben die Götter mit der Rückkehr jenes Claudius Verus zu tun?"


    Wenn tatsächlich ein göttliches Zeichen mit dem Einstieg in die Politik verbunden war, konnte er sich dem kaum widersetzen. Aber der Praefectus Urbi hatte noch mehr gesagt, was weiterer Nachfragen bedurfte.


    "Wer soll Nachfolger für Vinicius Lucianus werden?"

  • Potitus lächelte leicht und strich sich über seine Glatze. Er war sich der Tatsache bewusst: den Namen, den er gleich sagen würde, wäre sicher eine kleine Überraschung für die Teilnehmer. "Ich dachte dabei an dessen Bruder, Vinicius Hungaricus." Salinator liess diese kleine Überraschung im Rahmen einer sicherlich kleineren künstlerischen Pause wirken. "Er hat Erfahrung mit militärischen und zivilen Kommandos, wie du sicher weisst, was ihn ideal für diesen Posten macht."

  • Macer konnte über den Witz über Bärte und germanische Kleidung zwar nicht lachen, was vermutlich daran lag, dass er selber einmal Statthalter in Germania war, musste dem Praefectus Urbi aber insgesamt zustimmen. "Ich halte sowohl die Ablösung grundsätzlich als auch den konkreten Namen für eine gute Idee", merkte er daher an.

  • “Die Vinicier sind dem Reich und dir treu ergeben und Vinicius Hungaricus ist ein Mann, dem man jede Aufgabe ohne Bedenken anvertrauen kann. Ich habe ebenfalls keine Zweifel, dass er als Nachfolger seines Bruders eine ausgezeichnete Wahl wäre.“


    Fast war Quarto erstaunt darüber, einem Vorschlag Salinators so uneingeschränkt zustimmen zu können.


    “Marcus Claudius Verus kenne ich zu meinem Bedauern leider nicht. Seine Herkunft als Claudier ist selbstverständlich über jeden Zweifel erhaben. Er ist der Sohn von Marcus Claudius Arbiter? Ist das der Claudius Arbiter, der während meiner Zeit als Magister Domus Augusti eine Weile als Rationalis in der Kaiserlichen Finanzverwaltung gearbeitet hat?“

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