• Den Weg vom Xenai Agorai zum haus hatten sie schnell zurückgelegt. Offenbar war Kiya wirklich in einem guten Zustand. Bei Eilean war das damals anders gewesen und bei Berenike noch viel schlimmer. Aber im Grunde waren das alles auch nicht wirklich schlimme Verletzungen gewesen. Die Unruhen in den letzten Tagen hatten ihm da schon ganz andere Fälle auf den Behandlungstisch gebracht. Er hatte einem jungen Griechen ein Bein abnehmen müssen, weil es nach einem Schwerthieb zu stark verletzt gewesen war. Er schüttelte kurz den Kopf um diese Gedanken aus seinen Gedanken zu bekommen. Hier war sein Heim und solche schlimmen Sachen ließ er für gewöhnlcih vor der Porta. Und das wollte er auch jetzt so handhaben.


    "So Kiya, willkommen in deinem neuen Zuhause. Ich glaube ich habe dir noch gar nicht so genau gesagt, was dich so genau erwartet. Also die Bewohner des hauses sind mein Bruder Thimótheos, meine Frau Penelope, unsere Cousinen Emiliá und berenike sowie Pasiphaë eine freundin der Familie. Außerdem kommt bald unser erstes Kind zur Welt. Wie schon gesagt ist mein Bruder unser Familienoberhaupt der Strategos der stadt. Penelope ist Kitharistin und lehrt das auch am Museion. Ich bin Agoranomos und Iatros und lehre ebenfalls die Heilkunst am Museion. Außerdem bin ich noch Athlet und bereite mich gerade sehr intensiv auf die anstehenden Spiele vor. Berenike sucht gerade noch Arbeit, aber ich bin sicher sie wird bald welche finden und Emilía ist meine Grammatea. Deine vorwiegende Aufgabe wird es wie gesagt sein, meine Frau zu unterstützen, denn sie müsste bald das Kind zur Welt bringen und braucht dringend Hilfe. Natürlich dürfen wir ihr das nicht so einfach sagen, sonst wird sie nur wütend. Sie meint immer ich würde sie anfassen wie ein rohes Ei und das wäre nicht nötig. Aber ich mag ihr das nicht anlasten, wo unsere andere Sklavin Eilean doch gerade so schwer erkrankt ist. Also sei so lieb und unterstütze sie wo es geht, aber lass sie nicht den Eindruck bekommen du würdest sie bemuttern. Und bei den Göttern, lass sie oder Emi kochen, sonst muss ich mir wieder was anhören. das mag jetzt ein wenig viel sein, aber du wirst dich sicher schnell eingewöhnen, da bin ich mir sicher."

  • Folgsam war Kiya ihrem neuen Herrn gefolgt und hatte sich den Weg zu ihrem neuen zu Hause gut eingeprägt. Ihren grünen Augen war kaum etwas entgangen. Gesucht hatte sie nach einem bestimmten Zeichen, denn jetzt wo sie in ihrer Heimat war, musste sie einer anderen Verpflichtung nachkommen, etwas von dem kaum jemand wusste das es existierte, aber das so voherrschend war, das man diesem fast tagtäglich begegnete. Kiya war zwar eine treue und kluge Sklavin, doch gab es einen dunklen Fleck auf ihrer Seele, ein Schatten dem sie seit ihrer Kindheit verpflichtet war, Fähigkeiten, von denen niemand wusste. Fast jeder Mensch hatte eine Fassade und ihre Fassade war sorgsam errichtet worden..... kurz strich sie mit ihren Fingern über ihr Handgelenk, eine winzige Tätowierung war dort zu sehen, sie wirkten wie Leberflecken, doch waren die Punkte die sich dort befanden, ein geheimes Symbol....


    Mit großen Augen betrachtete sie ihr neues Zu Hause. Es wirkte freundlich und offen. Eifrig nickte sie, als man ihr erklärte welche Aufgaben sie haben würde.
    "Deine Frau wird nicht bemerken, dass ich da bin und ihr helfe!" sagte sie überzeugt. Eine Kunst die jeder Sklave beherrschen sollte, zumindest nach ihrer Ansicht.
    "Außerdem kann ich nicht kochen!" dies sagte sie mit einem kleinen Zwinkern, denn ihr Herr hatte ihr ja gesagt dass sie die Fähigkeit lieber nicht anweden sollte.....

  • Anthi nickte zufrieden und musste dabei grinsen. Dieses Mal würde s sicher klappen, denn mit dieser Sklavin mussten die anderen ja zufrieden sein und ihn zu seinem Kauf beglückwünschen.


    "Na dann wollen wir dir mal das Haus zeigen. Also hier drin ist das Loutro und dort die Latrine. Wenn du durch den Andron gehst ist links die Treppe und mein Behandlungszimmer und rechts die Küche. Gerdeaus geht es in den garten und zum Musikzimmer. Du must wissen, dass das Haus früher einmal dem Großvater meiner Frau gehört hat, der ein großer Kitharist war. Ach ja, den hatte ich ganz vergessen. Philolaas wohnt auch noch bei uns. Er ist ein alter, blinder und garstiger Mann, aber bis darauf dass er unhöflich ist, wirst du sicher keine Probleme mit ihm haben. Gib ihm aber auf gar keinen Fall Opium, selbst wenn er es dir befiehlt und Wein nur in Maßen. Oben sind dann die ganzen Zimmer, und auch dein Zimmer. Aber dann wollen wir dich mal der Familie vorstellen. Ich hoffe mal es ist überhaupt jemand da."


    Er zwinkerte den beiden Frauen zu und überprüfte dann auf männliche Art und Weise wer alles da war.


    "Hallo? Ist jemand da? Ich bin daheim!"

  • Natürlich war der wilde Lockenkopf den beiden wieder nach Hause gefolgt und hatte sich auf dem Weg noch etwas umgeguckt. Die Stadt war immer noch viel zu interessant, als dass sie nicht hin gucken konnte und so sagte sie erst wieder was, als sie im Haus angekommen waren. Anthi kümmerte sich sorgfältig um die neue Sklavin und gab ihr reichlich Hilfestellung, vor allem was Pelo anging, aber das konnte Emi verstehen. Sie hatte seit ihrer Ankunft das Gefühl, dass Pelo ihr skeptisch gegenüberstand. Was es für sie irgendwie auch schwer machte, sich ganz auf die werdende Mutter einzulassen.


    Es war interessant, wie Anthi den Haushalt erklärte und als er sie erwähnte, grinste sie kurz. Kiya wußte ja schon, wer sie war und die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch - jedenfalls von Emis Seite her. In ihrem zu Hause hatte es nie Sklaven gegeben und sie würde bestimmt keine rhomäischen Sitten einführen und Kiya schlecht behandeln. Nein, das war ganz und gar nicht ihre Art.


    "Ich bin gespannt was die anderen sagen." sagte sie vergnügt und grinste, wobei sie weder Kiya noch Anthi speziell ansprach sondern es einfach so in den Raum stellte.

  • "Welcher Hornochse hat den Brüllaffen ins Haus ge...ach Ánthimos, du bist das." Seinen Unmut über die Ruhestörung - Timos hatte gerade im Garten gestanden und über die aktuellen Ereignisse und wichtige Entscheidungen sinniert - tauschte er gegen ein breites Grinsen. Er klopfte dem Bruder auf den Oberarm und deutete eine Verneigung an, die seiner Cousine galt. Dann entdeckte er die dritte Person im Bunde. Es war eine Frau, die eine ägyptische Erscheinung darbot und nicht sonderlich wohlhabend aussah. Vorsichtig wandte der Hausherr sich an seinen Bruder, ohne jedoch den Blick von der Frau zu lassen. "Und wen darf ich hier Neues in unserem Haus begrüßen, wenn ich fragen darf?"

  • Aus der Küche herkommend durchquerte Penelope das Triclinum, um ins Perystilon zu gelangen. Es dauerte eine Weile, sie wollte sich nicht so schnell bewegen und mit dem großen Bauch war Eile auch etwas, das nicht möglich war.
    So war Timos bereits da und unterhielt sich mit Anthi. Die Frau, die neben Emilia stand, sah Penelope im ersten Augenblick gar nicht.
    “Ach, Anthi, gut dass du da bist. Ich war gerade bei der Nachbarin, damit sie einen Jungen zu Inha… oh.. chaire?“
    Die Begrüßung der fremden frau fiel sehr zaghaft und verwirrt aus. Penelope hatte sie erst sehr spät überhaupt bemerkt und konnte die Frau auch gar nicht zuordnen. Wen hatte ihr Mann da schon wieder angeschleppt? Oder war etwas passiert und das Ding brauchte Timos in seiner Funktion als Strategos? Penelope konnte sich keinen Reim darauf machen, aber sie hoffte, dass sie sich schnell zurückziehen konnte vor dem Besuch. Sie musste noch in ihrem Schlafzimmer ein wenig vorbereiten, damit alles bereit war. Ihr Haus besaß ja kein eigenes Gynaikeion, in das sie sich hätte zurückziehen können. Aber so würde es auch gehen. Musste Anthimos halt heute Nacht im Gästezimmer nächtigen.

  • Ihr neuer Herr war sichtlich aufgeregt, als er nach seiner Familie rief um seine neueste Errungenschaft zu zeigen und vorzustellen. Sie selbst blieb zumindest äußerlich gelassen, doch eine gewissen Aufregung saß in ihrem Magen wie ein harter Knoten. Der Wechsel vom Altvertrauten in etwas Neues, war immer mit einigen Schwierigkeiten behaftet... Wie würde sie als Sklavin nicht nur von der Familie ihres Herrn aufgenommen werden, sondern auch vom restlichen Haushalt. Welche Regeln gab, welche Grenzen..... Einiges war auf Anhieb klar, Anderes musste erst durch Feinfühligkeit erworben werden. Wie wraen die familiären Verhältnisse, wer hatte das sagen, wer ordnete sich utner, oder hatte einen natürlichen Dickkopf... dies und vieles mehr gehörte dazu, wie sie sich den Menschen nun näherte, wie sie ihren Aufgaben nachging. Gelernt hatte sie Unauffällig zu sein, wie ein Schatten, immer zur Stelle wenn etwas nötig war, aber nie aufdringlich. Es war schwerer zu dienen, als manchen ahnen wollten und man musste vorallem seinen eigenen Stolz und auch Trotz herunterschlucken können und zu verdrängen wissen.


    Ihre Augen musterten die nun eintreffenden Familienmitglieder, nahmen jede noch so kleine Geste auf und gaben dann dem Menschen, welcher ihr gegenüber stand, einem Status. Emilía schien das Kücken zu sein, sie war etwar zurückhaltend udn auch vorsichtig mit ihren Aussagen, ihr Herr Anthímos war Leidenschaftlich und Offen mit einem Hang zur Selbstüberschätzung, der Mann, vermutlich der Bruder und Hausherr, welcher Anthímos als Brüllaffen titulierte, war doch recht Aufbrausend, zumindest auf dem ersten Blick und die letzte im Bunde, war eine junge Frau, eindeutig schwanger und somit Augenscheinlich die Frau ihres Herrn. Während sie die fremden Gesichter musterte, wurde sie natürlich auch abgeschätzt und betrachtet. Schweigend wartete sie darauf, das ihr Herr nun das Wort ergriff und seine Familie aufklärte.
    Während sie darauf wartete blieb ihr Blick an der hochschwangeren Frau hängen, leicht blass und auch wenig besorgt war sie, oder war es etwas anderes, was sie nicht auf Anhieb zu deuten wusste....

  • Er gab Timos einen leichten Schlag an die Schulter, so zu sagen als brüderliche Begrüßung. "Brüllaffe? Ich geb dir gleich. Wenn ihr euch nicht immer so verstecken würdet, dann müsste auch auch nicht rufen."


    Dann stellte er aber erstmal die Sklavin vor. "Das ist Kiya unser neues Kindermädchen. Ich möchte auf gar keinen Fall die kranke Eilean in Penelopes Nähe lassen. Sie war sehr günstig zu bekommen und ich bin mir sicher einen guten Fang gemacht zu haben. Emi wird dir das auch bestätigen."


    Eigentlich war er niemand der andere Vorschob oder zur Unterstützung brauchte um sein Tun zu rechtfertigen. Aber das letzte Mal war sein Bruder so sauer gewesen, dass Emi da sicher etwas beruhigend einwirken konnte.


    Dann aber kam Penelope und sie sah blass und schwach aus. Sofort ging er zu ihr und stützte sie. "Das ist Kiya und..." dann nahm er erst wahr was seine Frau überhaupt gesagt hatte.


    "Inhapy? Du brauchst Inhapy? Was ist denn, gehts dir nicht gut? Oder...ist es soweit? Kommt unser Kind?"


    Ànthimos hatte nun etwas Kaltes in seinem Magen, der sich auch gleich zusammenzog. War es nun soweit? Würden sie nun endlich Eltern werden? Hoffentlich würde Inhapy ihr Versprechen erfüllen und gut auf Penelope aufpassen.

  • Angelockt vom Lärm aus dem Atrium kam auch Nike nach unten und blickte sich einen Moment irrtiert um. Ihr Blick blieb auf Penelope haften, die sich sichtlich unwohl fühlte. Hatten etwa ihre Wehen eingesetzt und die Geburt stand kurz bevor?


    Für einen Moment kamen wieder die Gedanken an die Geburt ihrer eigenen kleinen Tochter hoch. Doch dies war sicherlich nicht der geeignete Moment ihren eigenen, traurigen Erinnerungen nachzuhängen. Fürsorglich schritt sie auf Penelope zu und fragte mit beruhigender Stimme: "Geht es los? Haben die Wehen eingesetzt?"


    Der eigentliche Anlaß des Auflaufs war Nike völlig entgangen und dass neben ihren Verwandten noch zusätzlich eine junge Frau anwesend war, die sie nicht kannte, hatte sie zwar bemerkt, ignorierte sie für den Moment aber, da es offenkundig etwas wichtigeres gab.

  • Hilfe, die benahmen sich ja alle seltsam. Jetzt, nachdem diese erste Wehe vorbei war, fühlte sich Penelope so normal wie immer. Abgesehen davon, dass sie dank des Bauches wohl noch immer leichter rollte als lief und sich fühlte wie ein gestrandeter Wal, ging es ihr prima. Aber die Nervosität um sie herum machte sie nun nervös. Die waren ja alle wie die aufgescheuchten Hühner!
    Ganz ruhig trat Penelope einen Schritt zurück, weil ihr diese Fürsorge zuviel war, und hob beschwichtigend die Hände. “Ja, ich denke, dass ich eben eine Wehe hatte, und hab zur Sicherheit nach Inhapy rufen lassen. Wenn ich recht habe, und es nicht nur falscher Alarm war“ was ja durchaus öfter mal vorkam kurz vor der wirklichen Geburt, besonders bei nervösen Müttern, “geht es wohl los. Aber mir geht es gut, es ist alles in Ordnung, ich fühle mich kräftig genug.“
    Hoffentlich waren die jetzt alle beruhigt. Die machten ihr ja fast mehr Angst als alles, was Inhapy ihr über die letzten Monate über den Ablauf der Geburt erzählt hatte. Als wäre sie die erste Frau, die ein Kind bekam. Sie war schon froh, wenn die Ägypterin kommen würde. Mit ihrer Ruhe und Souveränität, bei der man einfach gehorchte und sich nicht Gedanken machte, fühlte sich Penelope im Moment am besten aufgehoben. Auch wenn sie ihre Familie wirklich schätzte und Ánthimos liebte, sie wollte jetzt nicht noch mehr wie ein rohes Ei behandelt werden wie in den ganzen Wochen davor.
    “Aber noch wird es einige Stunden dauern. Daher, Gemahl, bitte?“
    Sie deutete mit einer offenen Geste in Kiyas Richtung. Sie wollte wissen, wer da in ihrem Perystilon stand.

  • Heilloses Durheinander brach aus, als die ersten Vermutungen über den Zustand der Hausherrin ausgesprochen wurden. Es war sehr Interesant zu sehen, wie die Fassade der Gelassenheit abbröckelte, als ihrem neuen Herrn fast mitten im Satz bewusst wurde, was seine Gemahlin angedeutet hat. Leichte Panik zeigte sich in den Anwesenden Männern, während die Frauen eher ruhig blieben. Für die Frauen gehörte es dazu, dass Mutter werden, die Wehen und auch die vielen Vorbereitungen.


    Schweigend blieb sie im Hintergrund und wartete ab, bis sich die Aufmerksamkeit wieder ihr zuwandte oder aber die Männer eine solche Unordnung veranstallteten bis sie aus dem Hause heraus geworfen wurden. Das letzte was eine Wöchnerin gebrauchen konnte, waren laute und nervöse Männern, die ncihts mit sich anfangen zu wussten, während sie darauf warteten, dass das neue Leben die Welt erblickte.


    Der Neugierige Blick der Hausherrin wandte sich wieder ihr zu und mit einem fragenden Blick und einer deutlichen Aufforderung wurde um Aufklärung gebeten. In der Haut von Ánthimos wollte sie nun nicht stecken....

  • Anthi war erstaunt, wie gelassen Penelope blieb. Es war noch nicht allzu lange her, da hatte sie furchtbare Angst wegen ihrer schmalen Hüften gehabt, aber nun stand sie da, unerschütterlich wie ein Felsen und verlangte eine Erklärung, während Anthi weiche Knie hatte und sich am Liebsten setzen würde.


    "Das ist Kiya, der Ersatz für Eilean. Ich lasse keine Sklavin in die Nähe meiner schwangeren Frau, die krank ist. Deswegen habe ich sie als neues Kindermädchen gekauft. Sie hat vorher bei einem Rhomäer auch als Kindermädchen gearbeitet, spricht Koiné, Latein und Ägyptisch, und wird uns sicher sehr helfen. Außerdem war sie auch noch sehr sehr günstig. Allerdings ist sie keine Amme, aber da weis ich ja nicht...also...das macht ihr Frauen dann schon irgendwie, da halte ich mich als mann am Besten raus. Lesen und schreiben kann sie auch. Also können wir sie für viele Arbeiten einsetzen, die so anfallen. Da könnt ihr mir wirklich gratulieren, welches Schnäppchen ich da gemacht habe. Habe ich schon erwähnt, dass sie sehr sehr sehr günstig war?"


    Er war so nervös, weil Pelo wohl Wehen hatte und ihn so kühl fragte, dass er ein wenig aus der Fassung war und keine wirklich guten Argumente fand. Aber das war ja jetzt auch unwichtig...Penelope bekam gerade ein Kind. Ihr Kind. Natürlich war er iatros, aber das war ja was völlig anderes!

  • Er hatte eine Sklavin gekauft. Schon wieder. Eine hübsche Sklavin. Schon wieder. Ohne sie vorher zu fragen. Schon wieder! Wäre er grade nicht sowieso schon so blass um die Nasenspitze gewesen, hätte Penelope ihn wohl gewürgt dafür. So aber fasste sie sich nur an den Kopf und massierte kurz die Schläfen. Sie hatte jetzt wichtigeres zu tun, als sich aufzuregen. Sie musste noch alles bereitstellen, und gekocht hatte sie auch noch gar nichts. Was, wenn sie da jetzt nicht mehr dazu kam? Völlig verrückt eigentlich, dieser Gedanke, aber just in diesem Moment machte sich Penelope ernsthaft Sorgen darum, dass ihr da die Geburt nun dazwischenkam. Sie konnte jetzt kein Kind bekommen, das musste erst noch geregelt werden!
    Nachdem sie das so beschlossen hatte, fühlte sie sich besser. Gut genug, um ihrem Mann noch einmal ins Gewissen zu reden – auch wenn das vor seinen Verwandten nicht unbedingt nett war. Aber sie bekam ein Kind, da nahm sie sich das heute heraus. Außerdem blieb es ja in der Familie.
    “Das hast du bei Eilean auch gesagt. Und jetzt? Jetzt ist sie krank und wärst du nicht Arzt, würden wir uns an der Behandlung dumm und dämlich zahlen. Und ich hab dir doch schon gesagt, dass ich keine Hilfe brauche. Du musst endlich aufhören, mich zu behandeln, als wäre ich ein rohes Ei.“


    Günstig…. Schnäppchen… Kindermädchen. Erst schleppte er Eilean an, damit sie nicht mehr kochen musste, und nun ein Kindermädchen… Penelope begann, auf und ab zu laufen. Wo blieb nur Inhapy? Die würde ihrem Mann schon ordentlich den Kopf waschen.


    “Ich nehme an, kochen kann sie auch noch?“
    Noch eines der Sachen, die sie bei Eilean geärgert hatten. Als ob sie dabei Hilfe so dringend nötig gehabt hätte! Dabei hatte es doch allen immer geschmeckt? Zumindest hatte niemand etwas anderes gesagt. Oder trauten die sich nur nicht? War sie so furchtbar erschreckend?
    Penelopes Gedanken rasten, als ein stechender Schmerz ihr wieder in den Bauch fuhr und alles vorher gesagte vergessen machte. Penelope hielt sich schützend den Bauch, der sich so verkrampfte und beugte sich leicht in Schonhaltung nach vorne. Da sie nichts sonst hatte, an dem sie sich festhalten konnte, krallte sie sich etwas unsanft kurz in Anthis Schulter. Es dauerte einige Augenblicke, bis die Wehe vorüber war.
    “Das war doch jetzt grade mal eine Stunde…?“ meinte sie etwas atemlos und hörbar kleinlaut, als es vorüber war und sie ihren Mann wieder los ließ.


    Jetzt war sie blasser als gewöhnlich.

  • Irgendwie tat Kiya ihr neuer Herr leid, anscheinend hatte er eine Furie zur Ehefrau, was wohl aber auch daran lag, dass sie gerade Schwanger war und das Kind sich ankündigte. Ungefragt mischte sie sich von daher kurz ein um die Nerven der werdenden Mutter und ihres Mannes und wohl der gesamten Familie zu schonen.


    "Verzeiht, Herrin, aber das Kochen gehört nicht zu meine Stärken... meine Fähigkeiten liegen eher im Berreich der Kindererziehung! Und um dich zu beruhigen, meine Aufgabe ist es nicht, dir dein Kind weg zu nehmen, sondern dich zu unterstützen und dir einige kleine Tricks zu verraten, die man nur lernt, wenn man es schon mal mit Kinder zu tun hatte!" rettete sie ihren Herrn und war fast zugleich auch an der Seite der Frau um sie kurz zu stützen, ihr Blick wanderte zu ihrem neuen Herrn.


    "Es wäre wohl besser, wenn du ein Zimmer herrichtest, saubere Laken und Decken bereit legst, sowie heißes Wasser!" gab sie die ersten Anweisungen. Sicher, eine Hebamme war sie nicht, aber bei einer Geburt schon anwesenden gewesen. Ruhe und Besonnenheit waren das erste Gebot, bis die Hebamme da war, zumal es besser war, wenn man die Männer beschäftigte, ehe sie vor lauter Nervosität irgendeine Dummheit begingen....


    "Herrin, willst du umher laufen, oder dich setzen?" fragte sie besorgt und widmete sich nun lieber der werdenden Mutter, wenn ihr neuer Herr nicht spurte, würde dieser noch mal die gleichen Anweisungen erhalten.


    Ihr Blick glitt zum erstarrten Anthimos: "Nun mach schon, oder soll deine Frau das alles machen? Beweg dich!" forderte sie ihn noch mal auf....

  • Endlich hatte er etwas zu tun. Klare Anweisungen halfen ihm momentan bei seiner Nervosität. Bei seiner Arbeit als Arzt oder als Athlet wusste er was er zu tun hatte, deswegen war er da auch nicht so unsicher. Aber das hier war ein Mysterium in das er nicht eingeweiht war. Inhapy hatte ihn einiges gelehrt, aber bei Geburten hatten Männer nichts verloren und daher war er beinahe völlig ahnungslos.


    Da war er jetzt einfach nur glücklich ein Seil zu haben, an dem er sich aus dem Sumpf der Unsicherheit herausziehen konnte. Sogar so glücklich, dass er völlig ausblendete von seiner Sklavin einen Befehl erhalten zu haben.


    "Ähm, jawohl. Sofort."


    So gab er Pelo noch einmal einen Kuss auf die Wange und eilte in die Küche um heißes Wasser aufzusetzen. Endlich konnte er etwas tun um seiner Frau zu helfen. Untätigkeit war etwas furchtbares...

  • In ihrem Redefluss wollte Penelope schon der Sklavin antworten, dass sie sehr wohl schon mit Kindern zu tun hatte. Welche Frau hatte das denn nicht? Außer vielleicht bei den Rhomäern, die ihre Kinder wohl bevorzugt Ammen und Sklaven zum Großziehen anvertrauten. Die sehr feinen griechischen Damen waren da auch nicht viel anders, aber Penelope hatte lange Jahre in Rhakotis gelebt. Da gab es genug Kinder, mit denen man Umgang hatte und mit denen man klarkommen musste. Nicht zuletzt die Rasselbande von Inhapy.
    Aber nach der Wehe war das alles vergessen, auch der ganze Ärger. So langsam aber sicher wurde es real, und es ging doch schneller, als Penelope gedacht hätte. Sie dachte, sie hätte mehr Zeit, um noch alles zu richten, und am meisten machte sie nervös, dass Inhapy noch nicht da war. Die Ägypterin würde doch hoffentlich kommen? Was, wenn nicht? Wussten dann die anderen hier, was alles zu tun war?
    “Ich glaube, ich möchte lieber herumlaufen.“
    Sie wollte sich lieber nicht hinsetzen. Es gab ja auch noch so viel zu tun! Da konnte sie sich doch nicht einfach hinsetzen. Außerdem hatte Penelope Angst, dass sie dann nicht wieder hochkam mit dem Bauch und den Wehen obendrein.
    Sie ließ sich von Kiya stützen und machte ein paar noch recht wackelige Schritte, nachdem Anthi sich mit einem kleinen Kuss in die Küche verabschiedet hatte.


    Oh, die Küche!


    Das hatte Pelo jetzt schon beinahe wieder vergessen. “Oh, ich hab noch gar nichts gekocht. Das muss ich noch machen, bevor es nicht mehr geht.“
    Und schon machte Penelope Anstalten, wieder in Richtung Küche zu watscheln, um dort für die Familie noch zu kochen. Vorher konnte sie doch kein Kind bekommen!

  • Ein wenig war Kiya schon verblüfft darüber, dass ihr neuer Herr einfach das tat, was sie ihm auftrug und nach einem flüchtigen Kuss für seine Frau, einfach in der Küche verschwand. In Rom wäre so etwas undenkbar gewesen und man hätte sie für ihre dreiste Aufforderungen einfach die Peitsche schmechen lassen. Vermutlich lag es aber auch daran, dass ihr neuer Herr einfach nur nervös un fahrig war und dankbar war, das man ihm eine Aufgabe gegeben hatte.
    Doch ehe sie sich mit den seltsamen Umständen beschäftigen konnte, welche sie umgab, spürte sie wie Penelope leicht verkrampfte und angestrengt antemte. Eine enreute Wehe druchlief den Körper der Frau ließ sie erschaudern. Stüzend half sie der Herrin einige wacklige Schritte zu machen, ehe diese den Beschluss fasste nun auch noch kochen zu müssen. Entschlossen schüttelte sie den Kopf.


    "Das halte ich für keine gute Idee, Herrin!" meinte sie ernst und hielt Penelope davon ab, die Küche aufzusuchen. "Du solltest dich lieber auf die Geburt konzentrieren, ehe du dich verausgabst. Das Essen kann warten, es findest sich sicher jemand der das für dich heute übernimmt!" meinte sie überzeugt und sanft, aber bestimmt.

  • "Aber natürlich findest sich jemand!" sagte Emi vergnügt und schaute in die Runde. Sie würde heute kochen und das konnte ihr Pelo auch gar nicht ausreden, die hatte nämlich ganz andere Sorgen. Als es los ging und vor allem, als Pelo mit Anthi gesprochen hatte, war der Lockenkopf sehr still gewesen. Entgegen ihres eigentlich so fröhlichen und unbeschwerten Charakters war sie ernst geblieben und hatte die anderen einfach machen lassen, ohne sich bemerkbar zu machen. Es war ihr schwer gefallen, ja, aber sie war ja kein kleines Kind mehr, dass nun Eifersüchtig auf das neue Geschwisterchen schaute. Sie konnte, wenn sie denn wirklich wollte, sich sogar zurück nehmen und im Hintergrund bleiben.


    Und genau das würde sie nun auch tun. In der Küche war sie niemandem im Weg, tat etwas nützliches und konnte, sollte man sie brauchen, schnell geholt werden. Es gab ja genug andere Frauen, die Pelo beistanden, bis die Hebamme kommen würde. Aueßrdem war ein nervöser Anthi in der Küche auch nicht die beste Idee, fand die (nicht mehr lange) jüngste Bantotakin. "Solltet ihr mich brauchen, findet ihr mich in der Küche." Somit drehte sie sich auch schon um und verließ das Atrium, bevor die Hausherrin noch auf die Idee kommen konnte zu widersprechen.

  • Wie auf das Stichwort verschwand nun eine Anverwandte in der Küche und nahm somit der Herrin die Arbeit ab.


    "Siehst du, Herrin. Deine Familie unterstützt und du kannst dich nun auf die wichtigen Dinge konzentrieren..... möchtest du hinaus ind en Garten?" schlug sie vor, da sie ja Penelope nicht setzen wollte. Frische Luft würde ihr sicher gut tun und sie hoffentlich beruhigen. Werdende Mütter waren mitunter anstrengend und launisch, vorallem dann, wenn die Wehen gerade einsetzten.


    Wo wohl die Hebamme blieb?

  • Sim-Off:

    Sorry für die lange Wartezeit, hab grad viel um die Ohren


    Aber die konnten doch nicht einfach…! Fragte sie denn hier niemand, ob sie überhaupt mit irgendwas davon einverstanden war? Erst ging Anthi einfach los, und dann auch noch Emi! Die konnten das doch nicht einfach so machen!
    “Garten, wie…? Ähm, nein, nein, lieber nicht.“
    Von dort war es ein ganzes Stück bis in ihr Zimmer, und wenn es weiterhin so schnell ging, wollte sie nicht riskieren, das Kind noch auf der Treppe zu bekommen. Nein, dazu brauchte man einen abgeschlossenen Raum, damit die Geister draußen blieben und nur die guten Dämonen im Raum die Geburt überwachten. Auch wenn dieses Haus kein richtiges Gynaikon hatte, so würde ihr Schlafzimmer wohl denselben Zweck erfüllen und alle Männer und bösen Geister fernhalten.
    Da fiel Penelope noch etwas anderes ein.
    “Oh, ich muss Bendis noch einmal opfern, bevor es losgeht…“ Bendis-Artimis, die Göttin der Jagd, der Geburt und des Mondes, Schützerin der Frauen bei der Geburt, die bei Mensch und Tier für Vermehrung sorgte, der sollte gedacht werden.
    [Blockierte Grafik: http://img54.imageshack.us/img54/1606/avatar73hv7.gif]
    “Du musst gar nichts“, kam da eine befehlsgewohnte, ägyptische Stimme vom Eingang aus her, während Inhapy mit ihrer Tochter Hatnofer im Schlepp eintrat und kurz skeptisch die Szene musterte. Sie musterte die ihr fremde Frau kurz, erkannte sie als Ägypterin und sah kurz einmal fragend zu Penelope. Allerdings beließ sie es bei dem einen kurzen Blick, jetzt gab es wahrlich wichtigeres.
    “Also ist es heute endlich so weit? Geht es dir gut, fühlst du dich kräftig? Wann war die letzte Wehe, und die davor?“
    Inhapy hielt sich gar nicht erst mit einer Vorstellungsrunde auf, sondern kam gleich zum wesentlichen. Ihre ruhige Art wirkte, als könne sie gar nichts erschüttern, als sie ganz ruhig Penelope einmal kurz über den freien Oberarm strich und auf Antwort wartete.


    Ich… ja, mir geht es soweit gut. Aber es ist noch so viel unerledigtes liegen geblieben, was ich noch vorher hätte machen sollen. Und die Küche… da hat es angefangen, vor etwas über einer Stunde. Da hab ich alles stehen lassen. Und das Opfer…“
    “Ach, Paperlapapp“, schnitt Inhapy Penelope das Wort ab. “Schauen wir uns lieber mal das Zimmer an und machen dort alles bereit. Hier unten schaffen die das schon.
    Willst du bei der Geburt helfen? Warst du schon bei einer dabei und weißt, was zu tun ist?“
    fragte Inhapy schließlich noch Kiya. Sie musste einordnen können, wer gleich wo war und auf wen sie zählen konnte (oder wen sie herumkommandieren konnte, je nachdem).

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