cubiculum | Die Nacht der Nächte

  • Im Grunde waren doch alle Villen gleich gebaut. Die Villa der Aurelier stellte da keine Ausnahme dar. Ein Sklave hatte ihr das Zimmer gezeigt, das für die Nacht der Nächte auserkoren worden war, und seitdem hatte Epicharis zwei Stunden mit der Herrichtung desselben verbracht. Eine halbe Armada flavischer Sklaven hatte sie mit hergebracht, bewaffnet mit Körben und Tüchern und einem bunten Allerlei all jener Dinge, von denen die Flavia der Meinung war, dass sie dem Wohlbehagen und der Libido des bald frischvermählten Paares dienlich sein würden. Selbst aurelische Sklaven hatte sie umhergescheucht als wäre das ihr gutes Recht, hatte sie eine wahre Flut von Öllampen organisieren und andere Dinge besorgen lassen.


    Als sie endlich zurücktrat und ihr Werk begutachtete, zeigte sich ein breites, zufriedenes Lächeln auf ihren Zügen. Sie war zwar nicht ganz so in die Vollen gegangen wie Antonia seinerzeit, aber das Zimmer wirkte heimelig und gemütlich und schaffte damit die besten Voraussetzungen für ein unbekümmertes Beisammensein.


    Auf sämtlichen dafür geeigneten Möbeln hatte sie Öllampen verteilen lassen, die am kommenden Abend den Raum in ein honigfarbenes Licht tauchen würden. Der wunderbare Duft von zahlreichen Blumen erfüllte das Zimmer, gemischt mit einem Hauch Moschus und der adstringierenden Essenz frisch aufgeschnittener Zitronen und Orangen. Kurz bevor man das Zimmer aufsuchen würde, um die Hochzeitsnacht darin zu vollziehen, würde man die Zitronen austauschen und durch frische Früchte ersetzen. Außerdem sollten dann ganze Blütenköpfe und Unmengen von Blütenblättern im ganzen Raum verteilt werden. So, dachte sich Epicharis, würde die Hochzeitsnacht für Celerina bestimmt ein Erfolg werden. Auf einer Anrichte stand ein stattlicher Obstkorb, der viele süße Trauben enthielt. Epicharis wusste um die Annäherungshilfe, die die kleinen Früchte darstellen konnte.


    Bevor sie die Tür schloss, scheuchte sie die Sklaven heraus und erteilte die Anweisung, alles bis zu dem Punkt unverändert zu lassen, an dem die Zitrusfrüchte ersetzt werden würden. Zufrieden verließ sie daraufhin die Villa Aurelia und machte sich auf den Heimweg.


  • Celerina zur Rechten führend, hatte die pronuba schließlich das Gemach erreicht, in welchem die Ehe schließlich auch körperlich vollzogen werden sollte. Ich war hinter den beiden her geschritten und nahm meine…Frau – wie seltsam das klang! – bei der Hand, um sie über die Schwelle in das Zimmer zu geleiten. Kaum war die Tür aufgeschwungen, stieg mir ein süßlich-fruchtiges Aroma in die Nase. Ich schniefte leise und warf einen Blick zu Celerina, die ich zuerst ins Zimmer eintreten ließ. Langsam schloss ich die Tür. Dass mich ein überaus kitschiges Ambiente erwarten würde, hatte ich mir bereits gedacht, doch der Geruch war es, der mich am meisten störte: Er erinnerte mich an ein Gartenfest unter Zitrussträuchern, zu dem man auch leichte Mädchen eingeladen hatte. Kaum war die Tür geschlossen, fühlte ich mich von der Welt abgeschnitten, als hätte man einer Marionette die Fäden durchtrennt und damit ihr Schicksal besiegelt. Celerina in ihrem roten Gewand war dennoch hübsch anzuschauen. Jedoch blieb ich vorerst nur stehen und betrachtete sie, ohne irgendetwas sonst zu tun.

  • Mit dem Aurelier Hand in Hand im Garten zu flanieren, oder gemeinsam an einer cena teilzunehmen und Konversation zu führen, war eine Sache. Nun mit ihm in einem Zimmer zu sein, in dem Wissen daß nun der eigentliche Höhepunkt unserer Vermählung bevor stand, war eine ganz andere. Dies war eine ganz neue Erfahrung für mich im Umgang mit meinem neuen Ehemann! Mein neuer Ehemann, wie das klang! Den ersten war ich nach einer halben Ewigkeit endlich losgeworden und nachdem ich nun meine wiedergewonnene Freiheit ausgekostet hatte, begab ich mich in eine neue, vielversprechende Ehe. Diesmal sollte alles viel besser werden. Daß es einfach so sein mußte, lag alleine schon daran, daß mir die pronuba viel sympathischer gewesen war. Epicharis hatte in der Tat gute Arbeit geleistet! Der Tradition entsprechend, hatte sie uns in das am Vorabend bereitete Gemach geführt.
    Ein herrliche Zitrusfrische, gepaart mit dem Duft roter Rosenbätter, empfing uns. Alles war wunderschön dekoriert und unzählige kleine Öllampen tauchten das angehende Liebesnest in ein gemütlich honigfarbenes Licht. Alles war perfekt. Nun waren wir hier, nur wir beide. Marcus und ich.
    Unbeholfen, zwei Kindern gleich, standen wir uns gegenüber. Ich war mir meiner Pflicht durchaus bewußt und ich zweifelte auch keine Minute daran, daß Marcus auch wußte, was nun zu geschehen hatte. Trotzdem hielt mich etwas zurück. War es Furcht oder der fahle Geschmack der Erinnerung, an die Vorkommnisse der letzten Monate?
    Das Schweigen lastete auf uns. Ich rang nach Worten, aber mir fiel nichts Geistreicheres ein, als: "Da sind wir nun!"

  • Ich wusste, was man von mir erwartete. Selbstverständlich wusste ich das. Ich erwartete es sogar selbst von mir. Es gab nur ein Problem: Mir selbst war so gar nicht danach.
    Die verstreuten Rosenblätter und die vielen Öllampen mochten ganz nett sein und hätten ganz bestimmt auch meine Saite angeschlagen, nur… Im Grunde wusste ich selbst nicht, was mich davon abhielt, Celerina hier und jetzt zu nehmen. Es stand mir zu, sie war nun meine Frau. Und sie erwartete es überdies. Es wäre nicht nur überaus beschämend, jetzt zu kneifen, sondern zudem noch feige und inakzeptabel. Ihr Ausspruch ließ meinen Mundwinkel zucken. Ob sie sich fühlte wie ich? Ich machte einen Schritt auf sie zu und hob halb die Hand, ehe ich wieder innehielt und die Stirn runzelte. Das Schweigen drängte mich, etwas zu sagen. Nur was? “Ja. Da sind wir.“ Nicht gerade sehr originell. Es musste offensichtlich sein, dass mir nicht recht einfiel, was ich sagen sollte. In solchen Situationen war es meist gut, sich nach dem Wohlbefinden des anderen zu erkundigen. Ich trat also noch etwas näher an Celerina heran und legte ihr die halb erhobene Hand auf den Unterarm. “Wie fühlst du dich?“ wollte ich von ihr wissen.


    Ich musste daran denken, dass ich einen Erben brauchte. Es ging einzig und allein darum. Und war man nicht erst verheiratet, wenn man die Ehe auch vollzogen hatte, statt sie nur zu feiern? Es musste sein. Und es hätte schlimmere Frauen geben können, sagte ich mir. Hässlichere. Langsam ließ ich die auf Celerinas Unterarm ruhende Hand hinauf zu ihrem Hals gleiten, um diesen mit dem Handrücken seitlich zu streifen.

  • Ja, in der Tat! Da waren wir. Kam es mir nur so vor, oder war da tatsächlich diese Unsicherheit in Marcus Verhalten. Er hatte es sich am Ende doch nicht etwa anders überlegt? Oder lag die Ursache für sein Zögern noch tiefer. Eine seltsame Vorahnung beschlich mich, die sich durch seine Frage nach meinem Befinden noch forcierte. Er hatte doch nicht etwa…? Nein! Unmöglich! Er konnte von all dem nichts wissen. Er war einfach nur besorgt. Ja, genau! Das mußte es sein. Er war nur besorgt um mein Wohlergehen, nach diesem langen und anstrengenden Tag.
    Ach ja, das Schicksal meinte es gut mit mir und hatte mich zu einem fürsorglichen Mann geführt. Endlich, nach der langen Zeit des Kummers ein Lichtblick.
    "Mir ist es nie besser gegangen," antwortete ich, auch wenn dies etwas übertrieben war, denn tatsächlich fühlte ich mich etwas müde. Um ihm aber zu zeigen, wie gut es mir ging, strahlte ich über das ganze Gesicht. Ich sollte mir nicht zu viele Gedanken machen, beschloß ich. Das schadete nur. Ich hatte das Richtige getan, als ich mich für diese Ehe entschieden hatte und genau das wollte ich auch Marcus spüren lassen.
    Schließlich ließ er seine Hand zu meinem Hals hinauf gleiten. Voller Erwartung schloß ich meine Augen, denn ich rechnete fest damit, daß er mich nun küssen würde. Er würde mich doch küssen?! Ach, es war zu dumm, daß ich nicht mehr mit meinem Sklaven Rücksprache halten konnte, um etwas über die Vorlieben meines frischgebackenen Ehemannes zu erfahren.

  • Ihr Strahlen konkurrierte mit dem flackernden Licht der zahllosen Öllampen im Raum, die zudem eine beträchtliche Wärme abgaben, wie mir in diesem Moment bewusst wurde. Ich spürte die Schwere der toga auf meinen Schultern und den rauen Stoff auf der Haut an den Stellen, an denen die fein gesponnene tunica nicht dazwischen lag. Ich sog langsam Luft ein. Celerina hielt ganz still und schloss in Erwartung die Augen. Es war an der Zeit, dass die Ehe vollzogen wurde. Es gab für mich keinen Grund, es nicht zu tun. Ich mochte sie nicht lieben, doch war das für mich jemals ein Grund gewesen? Ich schluckte und kam ihr dann nahe, bis meine Lippen sachte über die zarte Haut ihres Halses striffen. “Das ist..gut“, sagte ich leise und schaltete den Kopf weitestgehend aus. Dann küsste ich sie, und ich gab mir alle Mühe, es nicht halbherzig zu tun. Ob es mir gelang, vermochte wohl nur Celerina selbst zu beurteilen. Die Augen meinerseits nun ebenfalls geschlossen, drängten sich Bilder in meinen Kopf, die weder zur Situation noch zu Celerina passen wollten. Um sie schnellstmöglich loszuwerden, beschloss ich ein forscheres Vorgehen und ließ die Hand zur verhüllten Schulter fahren, direkt unter den Stoff der feinen tunica recta Celerinas. Im Gegensatz zu dem Kleidungsstück, das dadurch einseitig ins Rutschen kam, regte sich bei mir indes nichts, sah man von meinem Atem und dem Herzschlag vielleicht einmal ab. Ich öffnete die Augen und betrachtete meine Frau aus kurzer Distanz. Rechte Worte wollten mir nicht einfallen, und Gedanken bezüglich meiner Leistungsfähigkeit wollte ich mir nicht machen, denn sie war ganz gewiss nur vorübergehend und würde in Kürze der harten Realität weichen. Um die Zeit bis dahin zu beschleunigen, hob ich Celerina ganz plötzlich hoch und ging die paar Schritte mit ihr auf den Armen zum Bett hin, auf dem ein kitschiges Herz aus roten Rosen geformt dalag und uns willkommen hieß. Mit einem Knie zerstörte ich das Symbol der süßen Verheißung, als ich meine Frau weich bettete. Direkt im Anschloss entledigte ich mich der toga, behielt die tunica allerdings noch an, um die immer noch vorherrschende Flaute verbergen zu können. Ja – ich schämte mich. Zumindest ein klein wenig. Denn eigentlich sollte der Vollzug der Ehe problemlos vonstatten gingen, und dass die Götter selbst einen Anteil an meinem derzeitigen Unvermögen hatten, wagte ich ehrlicherweise zu bezweifeln. Dazu waren die Bilder hinter meiner Stirn zu eindeutig sivlastig, was mich rein theoretisch eigentlich nicht hätte abhalten sollen. Es war trotzdem so. Und deswegen beschränkte ich mich eben vorerst auf die toga und darauf, Celerinas Wange mit dem handrücken zu streicheln. Verflixt noch eins! Konnte man Standhaftigkeit erzwingen?

  • Ich mußte nicht lange warten, bis meine Erwartungen erfüllt wurden. Er küßte mich, wobei ich mir gerne noch etwas mehr Leidenschaft gewünscht hätte. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Ich mußte ihm einfach noch etwas Zeit geben. Schließlich waren wir uns noch nie so nahe gekommen, wie jetzt. Dabei stellte sich mir gar nicht die Frage, ob er mich tatsächlich liebte. Ich selbst hätte darauf auch keine klare Antwort geben können. Wir hatten ja nicht aus Liebe geheiratet. Dies war die Verbindung zwischen zwei der bedeutendsten Familien Roms. Politik spielte da eher eine Rolle als Liebe.
    Doch begehren würde er mich hoffentlich. So unansehnlich war ich nun auch wieder nicht. Ich achtete stets auf meinen Körper. Nirgendwo hatte ich häßliche Schwabbelstellen und meine Haut war fest und straff. Das alles hatte ich einer intensiven Körperpflege, guter Kosmetik und ausreichender Bewegung zu verdanken.
    Ich zweifelte nicht mehr daran, daß er mich begehrte, als sein Vorgehen intensiver wurde und ich seine Hand auf meiner Haut spürte. Langsam öffnete ich meine Augen einen Spalt breit und beobachtete ihn. Als er mich völlig abrupt hochhob und mich zu dem Bett trug, erschrak ich ein wenig. Vorsichtig legte er mich darauf ab und legte anschließend seine Toga ab. Ich kam mir indes wie ein Geschenk vor, das nur darauf wartete, bis das man es von seiner Verpackung befreite. Das Auspacken wollte ich ihm überlassen, um damit seine Vorfreude noch zu steigern. Anscheinend war er von dem gleichen Gedanken geleitet, denn im‚ Gegensatz zu seiner Toga behielt er vorerst die Tunika an. Was der wahre Grund war, weshalb er immer noch bekleidet war, ahnte ich freilich noch nicht. Hätte ich etwas davon gemerkt, wäre ich wohl sehr gekränkt gewesen. Vielleicht wäre ich auch nachsichtig gewesen. Jedoch hätte dies das Bild meines Ehemannes gänzlich verändert. Marcus hatte auf mich nur so vor Kraft strotzend gewirkt, auch wenn er kurz vor der Hochzeit etwas kränklich gewesen war.
    "Willst du nicht nachsehen, was du heute bekommen hast?" fragte ich nach einiger Zeit, nicht etwa weil ich ungeduldig wurde. Ich wollte ihn nur ermutigen, weiter fortzufahren.

  • Es war beinahe so, als zog Celerina meinen Kopf aus den Wolken, als sie mich plötzlich fragte, ob ich nicht nachschauen wollte, wie mein Geschenk des heutigen Tages ausgefallen war. Ich hoffte inständig, dass ich auch imstande sein würde, es auszuprobieren, ansonsten würde diese Nacht wohl mehr as peinlich zu Ende gehen und nicht nur in meinem, sondern auch in Celerinas Gedächtnis auf ewig hängen bleiben. Die Sekunden schienen mit lauten Pieptönen weiterzulaufen nach ihren Worten. Ich lächelte sie an und drehte mich neben ihr auf die Seite, ihr zugewandt. Es würde schon funktionieren, sagte ich mir. Das hatte bisher immer, selbst in ungewünschten Situationen. Doch daran zu denken, half nun auch nichts. Vielleicht musste ich wirklich einfach forscher an die Sache herangehen. Oder... Ich hatte eine Idee. Die Flavia mochte sich hier in ihrem Kitsch verewigt haben, aber auf meine Familie wäre doch sicher auch Verlass? Ich richtete mich halb auf und sah mich kurz suchend um, und tatsächlich entdeckte ich fast augenblicklich das, was ich gesucht hatte: Einen Krug. "Ich bin gleich wieder bei dir", versprach ich Celerina und stieg aus dem Bett, um mir einen Becher einzuschenken. Es war tatsächlich ein recht guter iberischer Rotwein, und ich trank den Becher in einem Zug, um gleich darauf einen zweiten einzuschenken, den ich mit zum Bett nahm und daneben auf einen kleinen Tisch stellte. Dann musterte ich Celerina, setzte mich wieder aufs Bett und zog meine Sandalen aus. Noch einmal nahm ich eine tiefen Zug - vielleicht würde es so gehen - und widmete mich dann Celerina. Zunächst folgten auch ihre Schuhe. Ich ließ mir Zeit dabei und testete auch, ob sie kitzelig war. Zwischendrin nahm ich hin und wieder einen Schluck.


    Irgendwann hatte ich mich den Füßen zur Genüge gewidmet, und langsam wurde es wohl albern, das eigentliche Ereignis noch länger aufzuschieben. Der zweite Becher war inzwischen geleert und eigentlich wünschte ich mir einen dritten, oder besser noch die ganze Karaffe, da ich immer noch nicht einsatzbereit war. Trotzdem machte ich mich nun daran, das Geschenk tatsächlich auch auszupacken. Das rote Hochzeitsgewand wich heller Haut, Stück für Stück. Celerina war bereits einmal verheiratet gewesen und daher nicht mehr ganz so jung wie meine Nichte Prisca beispielsweise, doch dafür hatte sie sich erstaunlich gut gehalten, wie ich bemerkte. Sie wusste zudem, was auf sie zu kommen würde, und sie erwartete ganz sicher Spaß oder zumindest eine...nun ja, korrekte Ausführung. Deswegen nahm ich mir auch beim Entblättern Zeit und widmete mich den unterschiedlichsten Stellen dieser hellen Haut Celerinas. Aber auch hier war irgendwann die Zeit ausgereizt und meine Frau unbekleidet. Meine Bemühungen waren zwar auch an mir selbst nicht ganz spurlos vorüber gegangen, doch reichte es eben noch nicht aus. "Bist du dir wirklich sicher?" fragte ich, scheinbar aus Fürsorge, doch ging es mir im Grunde gerade mehr darum, von meiner eigenen misslichen Lage abzulenken, als um Celerinas Wohlbefinden.

  • Seltsames mußte in Marcus vorgehen. Irgendetwas stimmte nicht. Nur was nicht stimmte, war mir unerklärlich. Er war aufgesprungen und näherte sich nun einem Krug, dessen Inhalt Wein war. Sogleich leerte er einen Becher und dann noch einen. Meine Augenbrauen wanderten langsam nach oben. Das konnte doch unmöglich wahr sein! Da nütze auch sein Versprechen nichts, er wäre gleich wieder bei mir. Mittlerweile hatte ich mich aufgerichtet und stütze mich mit meinen Ellenbögen ab, um ihn besser beobachten zu können. Langsam erwuchs auch in mir der Wunsch nach einem Becher Wein.
    Aber er kam wieder zurück und begann, sich an meinen Füßen zu schaffen zu machen. Offensichtlich wollte sich Marcus das Beste bis zum Schluß aufheben, sonst hätte er sich wohl nicht so lange mit meinen Sandalen aufgehalten. Ich jedenfalls hatte große Mühe, nicht loszukichern, denn ich war schrecklich kitzlig, besonders an den Füßen.
    Eine gefühlte Ewigkeit später, nahm er sich endlich dem Stoff meiner tunica recta an. Glücklicherweise hatte er damit keinerlei Probleme. Jedoch er nahm sich Zeit und zelebrierte regelrecht meine Entblätterung. Was das alles sollte? Ich hatte keinen blassen Schimmer! Er war eben ein sehr sorgfältiger Mann, der alles erst aufs Genaueste prüfte. Oder steckte am Ende doch etwas ganz anderes dahinter? Irgendwann gab es nichts mehr zu entblättern, außer ihm vielleicht. Vielleicht war es ja gerade das, was er nun erwartete! Vielleicht verabscheute er ja passive Frauen und wollte lieber verwöhnt werden. Dann fragte er mich auch noch, ob ich mir wirklich sicher war. Etwas befremdlich schaute ich ihn an. Ach, wie süß, dachte ich. Er war um mich besorgt und wollte auf mich Rücksicht nehmen. Viel später würde man solchen fürsorglichen Männern den Titel Frauenversteher verleihen. Aber deswegen waren wir doch hier! Sicher, ich hatte am Morgen noch Bedenken gehabt, da ich geglaubt hatte, mich freiwillig nie wieder einem Mann hingeben zu können. Aber Marcus war nun mein Ehemann und kein wilder Pirat, der sich mit Gewalt alles nahm, was er wollte.
    "Aber ja! Und du? Willst du es auch?" Was für eine Frage! Natürlich wollte er, er hatte zu wollen! Drum ließ ich ihm keine Chance mehr zu antworten und ergriff die Initiative. Ich setzte mich auf, beugte mich über Marcus und begann ihn von seiner Tunika zu befreien, die zweifelsohne fehl am Platz war.

  • Was musste sie nur von mir denken! Vielleicht glaubte sie sogar, dass ich mich immer stundenlang damit aufhalten würde, sie zu entkleiden. Und es war natürlich klar, dass sie das nicht schätzte, das war nur allzu offensichtlich, als sie sich nun ihrerseits betätigte und nach meiner tunica griff, noch ehe ich überhaupt etwas erwidern konnte. Nicht nur mein Herz machte einen Satz, auch andere Teile erschraken und...nun ja, verpufften. Sprichwörtlich. Es hätte nicht nur absolut albern gewirkt, jetzt zurückzuzucken, ich hätte es auch erklären müssen, und das wäre dem gleich gekommen, was nun geschah, denn Celerinas Eigeninitiative würde unweigerlich zur Entdeckung dunkler Abgründe führen. Ich wusste nicht, was peinlicher war: ebendiese Tatsache oder die Unfähigkeit selbst. Mit dem Fall der tunica trat mir schlagartig eine granatapfelfarbene Röte ins Gesicht und gesellte sich zu dem um Verzeihung heischenden Blick hinzu. Ich schuldete ihr eine Erklärung, soviel war sicher. Doch was sollte ich sagen? Und wie? Immerhin hatten wir uns beide diese Nacht gänzlich anders vorgestellt.


    "Celerina, ich... Es ist nicht das, wonach es aussieht. Ich verstehe es selbst nicht... Bona Dea, wenn ich nur wüsste, wie ich... Bitte versteh das nicht falsch - du bist wunderschön, deine Haut ist samtweich...." versuchte ich mich zu erklären. Hinzu kam ein zerknirschter Gesichtsausdruck. Ich griff nach ihren Handgelenken. "Ich werde dir ein guter Ehemann sein, auch in diesen...Belangen. Ich dachte, mit ein wenig Wein....?" Mir fiel selbst auf, wie armselig das alles klang. Besser war es wohl, wenn ich schwieg. Selbstverständlich hätte ich auch Celerina die Schuld in die Sandalen schieben können, aber so jemand war ich nie gewesen und würde es auch nicht mehr werden.

  • Ich glaubte, mich verhört zu haben! "Wie bitte??!!" Mehr brachte ich nicht mehr hervor. Mein rechtes Augenlid wanderte unablässig nach oben, ganz nach flavischer Manier. Natürlich ließ ich sofort von seiner Tunika ab und nicht nur das! Ich ging auch auf Abstand von ihm. Ich rutschte auf die andere Seite des Bettes. Auf einmal fühlte ich mich auch so schrecklich nackt, denn ich war es ja auch. Allerdings war mir das jetzt peinlich, so als hätte ich mich vor einem wildfremden Menschen entblößt. Eiligst suchte ich nach etwas, womit ich mich wieder bedecken konnte.
    Das konnte doch nicht sein! Mit ein wenig Wein … Das war die größte Demütigung, die ich jemals erfahren hatte! War ich denn tatsächlich so wenig begehrenswert? Mußte er sich erst einen Rausch antrinken, damit ich einigermaßen seinen Wünschen entsprach? Am liebsten wäre ich ganz weit fortgelaufen, um nie wieder zurückkommen zu müssen. Dummerweise ging das nicht so einfach, denn dann hätte ich wohl meiner Familie mehr geschadet, als mir selbst.
    "Das ist jetzt nicht dein Ernst, Marcus Aurelius Corvinus! Passiert dir das öfters? Ich meine… wieso? Dir hat es doch sicher nicht an Übung gefehlt! In dieser Villa... Oh Isis! Welch einen Schande!"
    In einer schnellen Bewegung griff ich mir den orangenen Schleier, der am Boden lag und umhüllte damit meinen Leib. Ich konnte nicht länger in diesem Bett bleiben! Deshalb erhob ich mich ruckartig und lief ganz aufgewühlt hin und her. Ich war außer mir, verzweifelt, nein ich war wütend oder von allem ein bißchen. Solch eine Blamage war mir noch nie passiert! Was hatte ich nur verbrochen?
    Dann blieb ich abrupt stehen und visierte ihn an. "DU!!! Ich werde diesen Raum auf gar keinen Fall unberührt verlassen! Hast du verstanden? Tu etwas! Irgendetwas! Was ist mir gleich." Es war mir völlig egal, ob er sich durch meine energischen Worte verletzt fühlte. Ich konnte in diesem Moment gar nicht anders, da ich selbst zu tiefst verletzt worden war. Noch eine ganze Weile lastete mein Blick auf ihm. Langsam regte ich mich wieder ab und versuchte Verständnis für ihn aufzubringen. "Wenn ich dir irgendwie helfen kann…" bot ich ihm in einem weitaus weniger heftigem Ton an.

  • Sim-Off:

    Herrlich! :D


    Es kam, wie es wohl auch kommen musste. Unbekleidet, dafür mit hochrotem Kopf, richtete ich mich langsam auf, bis ich auf meiner Seite des Bettes im Schneidersitz saß und Celerina dabei zuschauen konnte, wie sie sich ihren Schleier griff und damit zu verhüllen suchte, was ich ohnehin bereits gesehen hatte. Welch ein Fiasko. Ich konnte ihr Entsetzen durchaus nachvollziehen. Immerhin war es etwas anderes, wenn der Mann nicht konnte. Meine Rechte glitt in meinen Nacken, eine in gewisser Weise hilflose Geste, denn ich wusste tatsächlich nicht, wie ich die Tatsachen zufriedenstellend ändern konnte. Dabei folgte ich Celerinas Auf und Ab mit Blicken und harrte ihrer Schelte im vollen Bewusstsein, dass sie im Recht war. Allerdings, als sie mich fragte, ob diese Misslichkeit des Öfteren vorkam, runzelte ich die Stirn. Was dachte sie von mir? Doch im nächsten Moment sagte ich mir, dass sie nur diesen einen Abend hatte, an dem sie die Messlatte anlegen konnte.


    Ein wenig bedröppelt sah ich Celerina an, als sie mir befahl, sofort etwas zu unternehmen. Der darauffolgende Blick bohrte sich in meinen. Ich war eigentlich nie jemand gewesen, der sich unterbuttern ließ - gleich von wem - doch hier schwieg ich und überlegte, was zum Hades ich anstellen konnte. Es gab da etwas, das immer funktionierte. Nur ob Celerina...? Sie mochte erfahren sein, aber... Ich seufzte und ließ die Hand aus dem Nacken sinken. "Es passiert nicht öfters", sagte ich ruhig und konzentriert. "Ich kann es mir auch nicht erklären." Daraufhin taxierte ich Celerina und beschloss, es einfach zu versuchen. Ich streckte eine Hand nach ihr aus. "Komm", sagte ich schlicht und wartete darauf, dass sie mir die Hand reichte, denn dann würde ich sie zu mir zurück aufs Bett ziehen und meine Lippen nahe an ihr Ohr bringen, um ihr zu sagen, was vielleicht helfen könnte. Peinlich war mir das nicht, ebensowenig wie mich Scham erfüllte, weil ich unbekleidet war. Früher oder später hätte sie es ohnehin herausgefunden, also spielte es keine Rolle, ob ich es ihr gleich sagte oder nicht. Es war nur zu hoffen, dass meine Worte Taten folgen ließen, die ein handfestes Ergebnis zur Folge hatten. Also lehnte ich mich zurück, ließ mich wieder in die Kissen sinken - und wartete.

  • Keinen Augenblick verschwendete ich auch nur einen Gedanken daran, mich etwa im Ton vergriffen zu haben. Dies war zwar keiner meiner Sklaven, dem ich den Beischlaf befohlen hatte. Einmal ganz davon abgesehen, hätten sich diese mir dabei ganz sicherlich auch nicht widersetzt. Aber dies war mein Ehemann! Wenigstens widersprach er mir nicht. Ein gutes Zeichen, wie ich fand. Trotzallem war es nicht die Lösung zu meinem Problem. Ob seine Beteuerungen, daß dies nur eine Ausnahme war, tatsächlich der Wahrheit entsprachen, musste sich erst noch herausstellen. Bona Dea, wenn ich das Antonia erzählte! Aber vorerst durfte nichts, aber auch rein gar nichts von all diesen Peinlichkeiten nach außen gelangen, sonst wäre ich erledigt gewesen.
    Aber wie dem auch war, ich konnte mir nicht erklären, wie so etwas geschehen konnte. Marcus war doch noch jung und kräftig, nicht etwa mein erster Ehemann, der mein Väter hätte sein können! Und doch war es geschehen. Hoffentlich hatte Marcus eine Lösung parat! Ich hatte ja schon einiges davon gehört, welche Möglichkeiten es gab um die Leistungsfähigkeit der männlichen Lipido noch zu steigern. Ich wußte von meinem früheren Ehemann, daß auch er unter gelegentlichen "Mißständen" litt. Peinlicherweise war es meist dann der Fall, wenn er sich einige dieser lutetischen Dirnen ins Haus geholt hatte. Teilweise waren das dann recht widerliche Praktiken, die die lupae mit ihm vollführten und die mir die Sklaven meines verstorbenen Mannes danach recht ausführlich und sehr bildhaft vermittelten. Ich wagte gar nicht daran zu denken, daß auch ich nun zu solcherlei Mitteln greifen sollte, womöglich für den Rest meines Ehelebens!


    Ich wußte nicht, was er vorhatte, als er mich wieder zu sich bat und die Hand nach mir ausstreckte. Etwas in mir sträubte sich vehement dagegen, seinem Lockruf nachzukommen. Aber am Ende wollte nicht ich diejenige sein, die den Vollzug der Ehe verhinderte.
    Zögernd näherte ich mich seiner Hand und setzte mich erst einmal neben ihn, mit meinen Händenfest den Schleier unfassend.
    "Und jetzt?" fragte ich argwöhnisch. Und jetzt flüsterte er mir etwas zu, was mir die Schamesröte ins Gesicht trieb. Unter anderen Umständen wäre ich jetzt sofort wehrhaft geworden und hätte ihm, einer Wildkatze gleich die Krallen gezeigt. Stattdessen überwand ich meine Scham und fragte: "Meinst du wirklich? Ich sollte so etwas tun?"
    Unwillkürlich fielen mir da wieder besagte Damen des horizontalen Gewerbes ein, die in Lutetia des Öfteren zu Gast bei meinem ersten Mann gewesen waren.

  • Daran, dass Celerina dieses Ereignis als den exklusivsten Tratsch-Vorfall aller Zeiten betrachten könnte, dachte ich nicht einmal. Ich wäre aber auch nicht darauf gekommen, dass sie dieses peinliche Ereignis bereitwillig mit anderen teilen wollte. Ich selbst würde es tief in mir verbergen. Selbst Siv würde ich es nicht erzählen. Womit wir wieder bei der Ursache des Problems waren. Ich seufzte leise. Celerina ließ sich ein wenig Zeit, ehe sie ihre Hand in die meine legte und sich zu mir begab, den halbtransparenten Schleier immer noch fest um ihren Körper gezogen. Weder schien sie begeistert noch willig, als sie pikiert danach fragte, wie es nun weitergehen sollte. Das schlechte Gewissen keimte in mir – Celerina konnte schließlich am wenigsten etwas dafür, dass ich unzulänglich war. Ich verbannte sorgfältig und nachdrücklich jeden anderen Gedanken außer den an ihren anmutigen Körper aus meinem Kopf und zog sie vollends zu mir heran, dicht an mich. “Celerina. Ich gestehe es nicht gern - und du kannst dir sicherlich denken, dass mir diese ganze Situation nicht gerade angenehm ist – aber ich brauche dich hierbei. Es ist mir unendlich peinlich, dass ich… Dass das passiert und ich… Hmmm.“ Ich verstummte. Vielleicht war sie auch schlichtweg prüde. “Du musst nicht, wenn es dir unangenehm ist… Aber es wird funktionieren.“ Klang recht selbstsicher, wie ich feststellte. Viel selbstsicherer, als ich eigentlich war. Langsam näherte ich mich wieder ihren Lippen und ließ der Fantasie freien Lauf. Ein Glück, dass sie nicht in meinen Kopf schauen konnte, denn das, was sie dort gesehen hätte, hätte gewiss nicht zum glücklichen Eheleben beigetragen, da die Protagonistin hellblondes Haar und strahlend blaue Augen hatte.

  • Nun lag es an mir, die Situation zu retten. Im wahrsten Sinne des Wortes mußte ich nun selbst Hand anlegen und während mich Marcus näher an sich heran zog und auf mich einsprach, besah ich mir das gute Stück. Warum nur drängte sich bei mir nun das Bild eines indischen Schlangenbeschwörers auf dem ich vor einiger Zeit auf dem Markt fasziniert zugeschaut hatte, wie er mit seiner Kunstfertigkeit besagtes Tier aus seinem Korb hervor locken konnte? Der Unterschied zu dem Inder war, daß ich keine Flöte zur Verfügung hatte, sondern mir mit anderen Mitteln behelfen mußte.
    "Na gut! Ich tue es!" Vorsichtig entfernte ich wieder den Schleier, der mir als Schutz gedient hatte und versuchte die Angespanntheit abzuschütteln, die sich bei mir angesammelt hatte. Dazu trugen die sanften Küsse bei, die er mir gab, als sich mir seine Lippen wieder näherten.
    Inzwischen tastete sich ganz langsam meine Hand voran und erwischte das, wonach sie gesucht hatte. Wenn das jetzt nicht half, dann… Umtauschen konnte ich ihn ja nicht! Das wäre ein Skandal gewesen! Dann hätte ich mich in Rom nicht mehr blicken lassen können.
    Doch wie mir schien hatte ich ein ähnliches Talent, wie besagter Schlangenbeschwörer. Oh, Wunder der Natur! Erleichtert atmete ich auf. Dann konnte doch noch getan werden, was getan werden sollte.
    Zärtlich, aber fordernd zog ich ihn zu mir her. Man konnte ja nie wissen, wie lange mein Werk Bestand hatte. Darum wollte ich mich nicht mit unwichtigen Dingen aufhalten, die am Ende noch alles gefährdeten.

  • Es funktionierte. Irgendwie funktionierte es. Und ich war froh, dass Celerina in gewissen Dingen nicht mehr so unerfahren wie beispielsweise Prisca oder Laevina war, sondern wusste, was sie tat. Das erleichterte so einiges ungemein. Nun musste nur noch mehr Beständigkeit als ein Kartenhaus im Wind gegeben sein, und alles wäre nur mehr halb so peinlich. Immerhin, wenn man einmal angefangen hatte...


    Celerina legte ihre Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich. Ich hätte zwar gern noch einen Moment gewartet, doch schien sie Angst zu haben, dass ihr sorgsam gebauter Turm nur allzu bald ins Wanken geriet und kurz darauf restlos in sich zusammenfallen würde. Selbstverständlich kratzte der Gedanke daran, dass sie mich für so...instabil halten könnte, gehörig an meinem Ego. Und deswegen folgte ich dem fordernden Ziehen und ließ der Natur ihren Lauf. Die Götter hatten uns schließlich als Schöpfungen kreiert, die perfekt ineinander passten.


    Es verlief zwar nicht so optimal, wie ich es geplant hatte, doch zumindest hatte Celerina keinen Grund zur Klage, als ich mich, nicht ganz zwanzig Minuten später, erschöpft von ihr herunter rollte und mich neben ihr auf den Rücken drehte. Noch ging der Atem rasch, und ich legte einen Unterarm auf meine feuchte Stirn, während ich versuchte, meine Atmung wieder langsamer werden zu lassen. Ein rascher Blick nach rechts offenbarte Celerina die unausgesprochene Frage, die in meinen Augen stand. Wir hatten es letztendlich geschafft - ich hatte es geschafft. Aber wenn ich ehrlich war, graute es mir schon beinahe vor dem nächsten Mal, auch wenn ich auf der anderen Seite begierig darauf war, dieses Desaster wieder gutzumachen, indem ich meiner Frau zeigte, dass dieser Abend definitiv zu den Ausnahmen gehörte. Ich tastete nach ihrer Hand und drückte sie einmal kurz in Ermangelung gescheiter Worte.

  • Es war vollbracht! Ja, in der Tat, das war es! Mit dem Lohn meiner Arbeit konnte ich durchaus zufrieden sein, auch wenn dieser Abend ganz anders verlaufen war, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Allerdings hoffte ich, daß unser zukünftiges Beisammensein nicht immer so in Streß ausarten würde. Vorerst beschloß ich jedenfalls, den heutigen Abend unter die Rubrik "Anfangsschwierigkeiten" abzulegen. Letztlich waren wir ja doch noch erfolgreich gewesen. Und mit der Zeit würden wir uns noch besser kennenlernen, woraus dann eines Tages auch Liebe erwachsen konnte
    Etwas außer Atem und gänzlich erhitzt, aber innerlich zufrieden lag ich nun neben Marcus. Er hatte doch noch sein Bestes gegeben, auch wenn ich mir vielleicht noch etwas Leidenschaft gewünscht hätte. Jedenfalls konnte ich nicht klagen.
    Ich bemerkte seinen fragenden Blick, als hoffe er auf ein Zeugnis seiner Leistung, die er erbracht hatte. Doch ich antwortete ihn nicht mit Worten. Ein geheimnisvolles Lächeln sollte vorerst genügen. Er langte nach meiner Hand und drückte sie fest. Was für mich auch eine Bestätigung war. Lange betrachtete ich ihn von der Seite und spürte die innere Zufriedenheit, Wieder einmal hatte ich bekommen, was ich wollte, so wie es stets der Fall gewesen war.
    Nach einer Weile rollte ich mich zu ihm hin, küßte ihn zärtlich auf den Mund und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich fragte ihn, ob er mich liebte und wenn nicht, ob er mich eines Tages lieben könnte.

  • Nun waren wir also wirklich und wahrhaftig verheiratet. Celerina war meine Ehefrau. Wie würde das alles weitergehen? Vielleicht hatte ich in der heutigen Nacht bereits meinen Erben gezeugt. Während ich so dalag, flossen meine Gedanken träge dahin, kreisten um dieses und jenes. Celerinas seltsames Lächeln irritierte mich. Verfolgte sie am Ende einen Plan, von dem ich nichts ahnte? Was dachte sie nur? Ich suchte ihre Miene zu ergründen, doch es gelang mir nicht. Zu geheimnisvoll und unbewegt war ihr Gesicht. Ich wäre um ein Haar eingeschlafen, als Celerina sich plötzlich zu mir rollte und mich küsste. Was sie mich im Anschluss fragte, brachte mich in die Bredouille. Was sollte ich denn dazu sagen? Ich schwieg und sah sie an. Definitiv wartete sie auf eine Antwort. “Celerina“, sagte ich leise, ohne zu wissen, wie ich den Satz beenden wollte. “Ich schätze und respektiere dich. Lass uns sehen, was die Zeit mit sich bringt.“ Verletzen wollte ich sie nicht, und sie anzulügen, wäre mir niederträchtig vorgekommen. Ich seufzte leise. “Lass uns jetzt schlafen. Morgen wird ein anstrengender Tag. Wir müssen alle Geschenke auspacken…“

  • Hoffentlich hatte ich ihn nicht verschreckt mit meiner Frage, die doch sehr unvorbereitet kam. Was er wohl darauf antworten würde? Ein vages Ja oder doch eher ein schüchternes Vielleicht? Mit einem rechnete ich ganz und gar nicht! Mit einem harten Nein. Schließlich hatte ich hier keinen ungebildeten Rüpel vor mir, der mit der Holzhammermethode vorging.
    Erst schwieg er. Mir wurde schon etwas bang. Vielleicht hatte ich mich ja doch getäuscht. Über diese Dinge hatten wir nie zuvor gesprochen, weil sie einfach nebensächlich waren. Die Liebe kam meist, irgendwann. Dann war sie da, man hatte eines oder mehrere Kinder miteinander und wurde gemeinsam alt. Meistens war es wohl so, daß man sich erst richtig im Alter zu schätzen begann, wenn man wusste, was man aneinander hatte. Allerdings hatte ich nichts dagegen, wenn sich dieser zustand schon etwas früher einstellte.
    Schließlich bekam ich meine Antwort zu hören. Er sagte etwas und sagte damit eigentlich nichts. Nicht einmal ein Vielleicht aber auch kein striktes Nein! Also lagen noch alle Möglichkeiten offen vor mir.
    "Ja", antwortete ich seufzend und kehrte wieder zurück in meinen Teil des Bettes.
    Es dauerte lange, bis ich endlich einschlief. Zu lange grübelte ich noch über seine Antwort, bis mir dann doch die Augen zufielen und ich in Morpheus Reich eintauchte.

  • Wie bittere Galle sich unter der Zunge sammelt, so tröpfelte die Stille in die erhitzte Luft des Raumes. Ihr Seufzen bewies eindeutig, dass dies nicht die Antwort gewesen war, die sie sich erhofft hatte. Und wie hätte ich auch Ja sagen können, ohne ihr später noch in die Augen schauen zu können, wo ich ohnehin schon Gewissensbisse wegen Siv hatte? Ich ließ ihr letztes Wort im Raum verklingen, ohne selbst noch etwas zu sagen. Ich hätte ohnehin nicht gewusst, was. Stattdessen bemühte ich mich, einzuschlafen - was mir dank des in der Damenwelt weit verbreiteten Klischees über Männer bezüglich der Zeitspanne direkt nach dem Akt auch ziemlich schnell gelang.



    ~ finis ~

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