(Tage nach dem sie in Rom waren)
Aus dem Schatten eines kleinen Wäldchens erklang, getragen vom Winde, eine kleine Flöte, schwermütig und sanft. Folgte man den zauberhaften Klängen durch das Dickicht über umgestürzte Baumstämme einem kleinen fast verborgenen Pfade so konnte man nach wenigen Minuten ein kleines Lager erblicken.
Bunte Wagen standen im Halbkreis um ein großes munteres flackerndes Feuer. Darüber gebeugt eine alte Frau, ihre unzähligen Falten erzählten eine einige Geschichte. Munter summend rührte die Alte in einem großen Topf. Drumherum Männer und Frauen jeden Alters in bunten Kleidern. Es waren die Schausteller die vor einigen Tagen in Rom aufgetreten waren. Sie waren weitergezogen und machten nun Rast.
Geschichten wurden sich am Feuer erzählt, man lachte und weinte und teilte alles. Das Leben des bunten Volkes war zwar entbehrungsreich, aber sie waren alle im Herzen verbunden und würden für einander kämpfen.
Ihr Anführer war ein großer Nubier, seine Haut so dunkel wie Ebenholz, seine Augen schwarz wie eine sternenlose Nacht und seine Zähne blitzend strahlend weiß, wenn er redete oder lachte. Für ihn waren die Menschen um ihn herum seine Familie. Er war ein ehemaliger Gladiator, man hatte ihm die Freiheit geschenkt und er war bei den Schaustellern voller Wärme und Liebe aufgenommen worden. In dieser kleinen Gemeinschaft gab es fast keine Vorurteile und nur wenig Misstrauen.
Zu seinen Füßen spielte eine der sogenannten Musen die Melodie die man im Wald vernehmen konnte.
Aoide wurde sie von allen nur genannt, denn sie hatte ein ungewöhnliches Talent für Musik. Mit ihrer Stimme allein konnte sie die Welt verzaubern. Flink und geschickt wanderten ihre Finger über die dunkle Flöte und entlockte ihr eine sehnsüchtige Melodie. Ihre Augen waren geschlossen und die unzähligen Perlen in ihrem Haar fingen das Licht des Feuers ein und glitzerten sanft. Mehr denn je wirkte sie wie eine Fee, entsprungen aus alten Legenden.
Mneme, ihre Herzensschwester mit dem Silberblick wiegte sich sacht neben ihr im Takt der Melodie, die braunen Augen in die Ferne gerichtet, sah sie Dinge die kein Anderer sah. Auch sie war ein außergewöhnlicher Mensch, hin und wieder schien sie die Zukunft zu sehen und sie hatte ein unglaubliches Gedächtnis. Im Gegensatz zu Aoide war sie nicht im Lager geboren worden, sondern sie war ein Findelkind, ausgesetzt von irgendjemand, gefunden von den Schaustellern.
Jeder der Menschen die um das Feuer saßen, hatten seine Geschichte zu erzählen. Die drei germanischen Brüder Dankrad, Odward und Volkhard waren auf der Flucht vor dem Hass in ihrer Sippe. Sie mochten zwar mit keinem Talent gesegnet sein, aber sie waren kräftig und wussten anzupacken. Jeder hatte seine Aufgabe und jeder brachte sich ein. Sie alle gehörten zu dieser Gemeinschaft, egal ob Nubier, Kelte, Germane, Ägypter oder Römer. Sie alle verband die Liebe zueinander und zu den Abenteuern. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten verstanden sie einander oftmals wortlos. Selten gab es so verschiedene Menschen, die ohne Hass neben einander sitzen konnten, sangen, tanzend und auf ihre weise feierten. Ihre Gefühle und Geschichten teilten. Zwar hatte jeder seine Geheimnisse, aber es gab auch viele Dinge die sie miteinander verbanden und erlebt hatten.
Kurz bevor sie die Suppe untereinander teilten, erhob sich Adae, Aoides spiel verstummte und gebannt blickte sie zu dem großen Mann auf.
„Freunde, Familie…. Bevor wir nun das Brot brechen und den Wein in unsere Kehlen rinnen lassen. Wollt ich mich nur wie immer bei euch bedanken. Ihr alle habt gute Arbeit geleistet. Rom war für uns besser, als die letzten drei Monate!“ erklärte er und hob seinen Becher in die Höhe. „Lasst uns auch in Zukunft Musik, Leidenschaft und Freude den Menschen näher bringen!“ erklärte er lachend und alle hoben mit ihm gemeinsam ihre Becher. Immer vor dem Essen hielt er eine kurze Rede und bedankte sich bei allen. Es war eine kleine Tradition geworden und es gehörte mit dazu.
Kaum waren seine Worte geklungen und die Becher geleert, sprangen die Frauen, griffen nach ihren Instrumenten, spielten und tanzten und erfüllten das Lager mit ihrem hellen Lachen.
Auch Aoide drehte sich im Kreis des Feuers und stimmte in die einfachen Lieder ein, die vom Leben selbst erzählten und von ihren Abenteuern.
Reserviert!