Ein kleines Lager voller Musik und Leben

  • (Tage nach dem sie in Rom waren)


    Aus dem Schatten eines kleinen Wäldchens erklang, getragen vom Winde, eine kleine Flöte, schwermütig und sanft. Folgte man den zauberhaften Klängen durch das Dickicht über umgestürzte Baumstämme einem kleinen fast verborgenen Pfade so konnte man nach wenigen Minuten ein kleines Lager erblicken.
    Bunte Wagen standen im Halbkreis um ein großes munteres flackerndes Feuer. Darüber gebeugt eine alte Frau, ihre unzähligen Falten erzählten eine einige Geschichte. Munter summend rührte die Alte in einem großen Topf. Drumherum Männer und Frauen jeden Alters in bunten Kleidern. Es waren die Schausteller die vor einigen Tagen in Rom aufgetreten waren. Sie waren weitergezogen und machten nun Rast.
    Geschichten wurden sich am Feuer erzählt, man lachte und weinte und teilte alles. Das Leben des bunten Volkes war zwar entbehrungsreich, aber sie waren alle im Herzen verbunden und würden für einander kämpfen.


    Ihr Anführer war ein großer Nubier, seine Haut so dunkel wie Ebenholz, seine Augen schwarz wie eine sternenlose Nacht und seine Zähne blitzend strahlend weiß, wenn er redete oder lachte. Für ihn waren die Menschen um ihn herum seine Familie. Er war ein ehemaliger Gladiator, man hatte ihm die Freiheit geschenkt und er war bei den Schaustellern voller Wärme und Liebe aufgenommen worden. In dieser kleinen Gemeinschaft gab es fast keine Vorurteile und nur wenig Misstrauen.
    Zu seinen Füßen spielte eine der sogenannten Musen die Melodie die man im Wald vernehmen konnte.
    Aoide wurde sie von allen nur genannt, denn sie hatte ein ungewöhnliches Talent für Musik. Mit ihrer Stimme allein konnte sie die Welt verzaubern. Flink und geschickt wanderten ihre Finger über die dunkle Flöte und entlockte ihr eine sehnsüchtige Melodie. Ihre Augen waren geschlossen und die unzähligen Perlen in ihrem Haar fingen das Licht des Feuers ein und glitzerten sanft. Mehr denn je wirkte sie wie eine Fee, entsprungen aus alten Legenden.
    Mneme, ihre Herzensschwester mit dem Silberblick wiegte sich sacht neben ihr im Takt der Melodie, die braunen Augen in die Ferne gerichtet, sah sie Dinge die kein Anderer sah. Auch sie war ein außergewöhnlicher Mensch, hin und wieder schien sie die Zukunft zu sehen und sie hatte ein unglaubliches Gedächtnis. Im Gegensatz zu Aoide war sie nicht im Lager geboren worden, sondern sie war ein Findelkind, ausgesetzt von irgendjemand, gefunden von den Schaustellern.


    Jeder der Menschen die um das Feuer saßen, hatten seine Geschichte zu erzählen. Die drei germanischen Brüder Dankrad, Odward und Volkhard waren auf der Flucht vor dem Hass in ihrer Sippe. Sie mochten zwar mit keinem Talent gesegnet sein, aber sie waren kräftig und wussten anzupacken. Jeder hatte seine Aufgabe und jeder brachte sich ein. Sie alle gehörten zu dieser Gemeinschaft, egal ob Nubier, Kelte, Germane, Ägypter oder Römer. Sie alle verband die Liebe zueinander und zu den Abenteuern. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten verstanden sie einander oftmals wortlos. Selten gab es so verschiedene Menschen, die ohne Hass neben einander sitzen konnten, sangen, tanzend und auf ihre weise feierten. Ihre Gefühle und Geschichten teilten. Zwar hatte jeder seine Geheimnisse, aber es gab auch viele Dinge die sie miteinander verbanden und erlebt hatten.


    Kurz bevor sie die Suppe untereinander teilten, erhob sich Adae, Aoides spiel verstummte und gebannt blickte sie zu dem großen Mann auf.


    „Freunde, Familie…. Bevor wir nun das Brot brechen und den Wein in unsere Kehlen rinnen lassen. Wollt ich mich nur wie immer bei euch bedanken. Ihr alle habt gute Arbeit geleistet. Rom war für uns besser, als die letzten drei Monate!“ erklärte er und hob seinen Becher in die Höhe. „Lasst uns auch in Zukunft Musik, Leidenschaft und Freude den Menschen näher bringen!“ erklärte er lachend und alle hoben mit ihm gemeinsam ihre Becher. Immer vor dem Essen hielt er eine kurze Rede und bedankte sich bei allen. Es war eine kleine Tradition geworden und es gehörte mit dazu.
    Kaum waren seine Worte geklungen und die Becher geleert, sprangen die Frauen, griffen nach ihren Instrumenten, spielten und tanzten und erfüllten das Lager mit ihrem hellen Lachen.
    Auch Aoide drehte sich im Kreis des Feuers und stimmte in die einfachen Lieder ein, die vom Leben selbst erzählten und von ihren Abenteuern.


    Sim-Off:

    Reserviert!

  • Selten ist das Leben unbeschwert und die Herzen so leicht und die Menschen so frei in ihrem Handeln, als unter den Schaustellern.
    An Abenden in denen der Mond als silberne Scheibe am Himmel hängt, ein Feuer fröhlich knistert und Musik zum tanzen und glücklich sein einlädt, scheint es so, als gäbe es in der Welt keinen Hass und keinen Schmerz in der Seele. Die Zeit bleibt für wenige Stunden stehen, während das Herz ausgelassen ist und keinen Kummer kennt. Zumindest empfand Aoide dies so, während sie sich mit ihren Schwestern an den Händen hielt und sich im Kreise drehte. Das Lager verschwamm vor ihren Augen, ihr Blut rauschte in den Ohren und ihre Seele war erfüllt von reiner Freude, ungetrübt und frei.
    So war es, wenn man wirklich frei war. So war es wenn man für kurze Zeit keinen Kummer kannte und das Leben einfach nur schön war.


    Die Lieder veränderten sich, mal wild und leidenschaftlich, dann langsam und bedächtig. Die Melodien erfüllten den Körper, die Sinne waren geblendet durch die einfache Schönheit einer klaren Nacht und den vielen Geschichten die sie einander erzählten. Wein stieg ihr zu Kopfe und ließ den Wald zu verschiedenen Grüntönen verschwimmen.
    Schwindelig wie ihr war landete sie bei der nächsten wirbelnden Drehung auf ihrem Hinterteil. Lachend ließ sie sich mit ausgebreiteten Armen auf den Rücken fallen und betrachtete trunken von Wein und berauscht von Musik die ungezählten Sterne am Firmament.
    Langsam klärte sich ihr Blick und sie wurde sich ihrer Umgebung wieder bewusster. Sie spürte die Wiese in ihrem Rücken, den Wind auf ihrer Haut und sie lauschte der Musik um sich herum. Der Geruch vom Feuer, das leise Knistern des Holzes und das Säuseln der Blätter in der leichten kalten Brise.
    Sie schloss die Augen und nahm die Welt so wie sie war, in sich auf. Es war die Einfachheit des Seins und die Faszination für die kleinen Dingen um sie herum die das Leben ausmachten und ihre Empfindungen ausfüllten.
    Einmal tief einatmen und es war, als würde sie der Wald und die Menschen ausfüllen. Ganz sacht ließ sich Mneme neben ihr im Gras nieder.


    „Ich liebe diese Nächte!“ sagte ihre Herzensschwester leise. Sie umschlang ihre Knie und legte den Kopf in den Nacken. „In solchen Nächten sind wir nur wir….. keine Musen!“ sagte sie mit leisem traurigen Lächeln. Die Musik umschmeichelte die Beiden jungen Frauen.


    „Wir sind nur Menschen. Wir haben auch nur Träume!“ antwortete Aoide ebenso leise und richtete sich wieder auf. Sacht lehnte sie ihren Kopf an die Schulter von Mneme. Sie waren gleich alt und gemeinsam aufgewachsen. Sie kannten einander besser als Schwestern, sie wussten von ihren Träumen und Gedanken und liebten sich wie Zwillinge.
    Mneme griff nach ihrer Hand und schweigend saßen sie gemeinsam auf dem Boden und hingen ihren Gedanken nach. Schweigend betrachteten sie die Sterne. Schon als Kinder hatten sie oft so dagesessen, am Feuer, leise flüsternd erzählten sie sich dann ihre Geheimnisse und kicherten über ihre albernen Träume. So waren sie nun einmal, keine Musen, sondern einfach nur Mädchen.


    An den Händen haltend, in den nächtlichen Himmel blickend und träumend verbrachten sie einige Zeit und vergaßen um sich herum die Welt. Für eine kurze Zeit waren sie nur zwei Schwestern, verbunden durch Liebe, nicht durch Blutsbande.

  • Als es am Horizont graute und sich ein neuer Tag ankündigte, war das Feuer erloschen und ein leichter Dunst hing über dem kleinen Wäldchen. Die einzige Ziege des Lagers war an einen der bunten Wagen gebunden worden und eine einzelne Wache hatte sich an eine der großen Räder gelehnt und starrte mit vom Wein glasigen Blick in die Leere.
    Es waren Stunden des Frieden und des Schlafes. Die Sorgen und Probleme vertrieben von friedlicher Stille.


    Unter bunten Decken zusammen gerollt lagen träumend Mneme und Aoide. Nichts ahnend, das ihre Welt die sie kannten schon bald der Vergangenheit angehören würde. So wie es fast immer war, lauerten das Unglück, der Kummer und der Schmerz immer im Schatten. Diese Dämonen missgönnten den Menschen ihr Glück und ihren Frieden. Sie wollten nicht zurück gedrängt werden, sie wollten ihr Leid verbreiten, ihre Krallen an den Seelen der Menschen wetzen und das Glück vernichten und vertreiben.


    Die Sonne vertrieb gerade die letzten Sterne vom Himmel und eroberte sich ihren abgestammten Platz am Firmament. Noch lag das Wäldchen im Schatten und nichts ahnend und friedlich schlief ein Lager seinen Rausch aus.
    In den Schatten versteckt hockten, bärtig, verwildert und bis an die Zähen bewaffnet. Ein boshaftes Glitzern in den Augen, Dämonen, Ungeheuer, angetrieben von Lust und Gier. Sklavenhändler, Diebe, Räuber die nur ihre eigenen unmenschlichen Triebe in Sinn hatten und sich als Opfer die bunten Wagen der Schausteller auserkoren hatten.


    Lautlos hatten sie sich in der Dämmerung herangeschlichen und das Lager umstellte. Leise bimmelte in der morgendlichen Stille die Glocke um den hals der Ziege, als diese an dem Gras zu ihren Füßen zupfte.
    Auf ein stummes Kommando hin stürmten rund 20 bewaffnete Männer, der Wächter des bunten Volkes wurde von einem Pfeil tödlich und leise getroffen. Blut färbte auf seiner Brust seine bunte Kleidung dunkel. Der Tod war da und würde keine Gnade kennen.


    Als die Männer aus dem dunklen Dickicht sprangen, blökte die Ziege verängstigt und stemmte sich gegen die Leine, mit der sie angebunden war. Doch die Warnung kam zu spät, der Wächter bereits lag Tod im Gras und auch die übrigen, würden schnell unter den blitzenden Klingen der Männer sterben.


    Schreie der Panik erklangen, als wie durch Zufall eine der Tänzerinnen ihren Wagen verließ und direkt in die Arme eines der Männer geriet, der sie sogleich lüstern packte und ihr eine schwielige Hand auf den Mund presste um sie zum verstummen zu bringen. Zu spät, nun war das Lager gewarnt und halbnackt und mit Messer und Schwertern bewaffnet stürmten Adae und seine Brüder aus den Wagen und stürzten sich mit bestialischem Geschrei auf die Angreifer.


    Aoide erwachte als der spitze Schrei erklang, entsetzt wagte sie es nur einen Spalt in der Tür des Wagens zu öffnen und erblickte den Tod. Blut von einem ihrer Brüder hatte den bunten Wagen besudelt. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie das furchtbare Gemetzel erblickte. Mnemes Hand umklammerte die ihre, als ein Schrei in ihrer Kehle aufstieg, den sie Mühsam niederrang.
    „Wir müssen weg von hier… in den Wald laufen!“ flüsterte sie tonlos und drückte die Hand ihrer Herzensschwester, die nur stumm nickte. Auch sie war vor Entsetzen nur gelähmt. Es war zwar nicht das erste Mal, das man sie überfiel, aber noch nie war es solch ein Blutbad gewesen. Kummer wollte ihr Herz auseinander reißen, als sie zusah, wie einer der germanischen Brüder von einem gnadenlosen Schwertstreich geköpft wurde. Sie schloss die Augen, atmete einmal tief durch und stieß dann die Tür auf.


    So schnell ihre Beine sie trugen rannten die beiden Mädchen, Hand in Hand, wichen den starren und leblosen Körpern auf dem Boden aus, den gierigen Händen, die an ihrer Kleidung zerrten.


    „LAUFT!“ übertönte Adaes Stimme den Kampfeslärm als er sah, wie seine beiden Musen, die Flucht ergriffen. Die beiden Mädchen waren nicht zum Kämpfen geboren oder ausgebildet worden. Wir ein Bär erwehrte er sich mehrer Angreifer, bis auch er von einem Schwertstreich niedergemetzelt wurde. Dies war das wenig Ruhmreiche Ende eines freigelassenen Gladiators und auch dieser Tod zeriss Aoide das Herz, denn er war nicht nur ein Freund gewesen, sondern viel mehr, Bruder, Vater und Beschützer.

  • Galeo und sein Trupp waren den Schaustellern ab Roma in einem Abstand gefolgt in dem sie nicht bemerkt worden waren. Hin und wieder schickte er einen Reiter an ihnen vorbei um zu sehen welchen Weg sie denn nun eingeschlagen hatten. Ihm war klar, so eine fette Beute würde ihm und seinen Männern in nächster Zeit nicht wieder in die Hände fallen.


    Als es dunkel wurde machten sie eine halbe Meile vor dem Lager halt und banden die Pferde fest. Ein Mann würde vorsichtshalber bei den Tieren bleiben wärend der Rest der Bande sich über das Lager her machte.
    So schlichen sie sich also zum Lager und warteten bis auch die Letzten sich hingelegt hatten und schliefen. Sie hatten Glück, denn es wurde nur eine Wache aufgestellt, wie unvorsichtig von ihnen. Scheinbar rechneten sie nicht wirklich damit überfallen zu werden.


    So hab Galeo die Hand das ich seine Männer die sich bereit machen sollten. Als die Hand nach vorne schwing, war es dann also so weit. Die Bande fiel mit lautem Gebrüll zuerst über die Wache her, welche nichts entgegen zu setzen hatte und geich beim ersten Schwertstreich fiel. Dann machten sich die Verbrecher über den Rest der Truppe und den Wägen her.
    Es war ein blutiges Schauspiel. Alle die sie erwischen konnten und sich wehrten, fielen ihren scharfen Klingen zum Opfer. Den Rest würden sie auf einem Sklavenmarkt für gutes Geld verkaufen. So wie auch die Zugtiere und die Kleidung einiges an gutem Geld einbringen würde.


    Als sich Galeo davon überzeugt hatte, das hier alles getan war gab er das Zeichen zum Aufbruch. Seine Männer hieften alles Brauchbare auf die Wägen und spannten die Tiere davor wärend die anderen zurück zu den Pferden gingen um dies zu holen.


    Doch was er nicht wußte war, das sie nicht alle Schausteller erwischt hatten...

  • Seine Warnung ließ die Herzen von Aoide und Mneme höher schlagen und voller Panik erreichten sie schließlich den Schatten der Bäume. Ihr Atem klang laut in der morgendlichen Stimme, doch noch waren sie nicht in Sicherheit. Der Tod verfolgte auch sie, vermutlich sogar schlimmeres. Die beiden Mädchen wagten es nicht hinter sich zu blicken, aber sie hörten die schweren Schritte die ihr folgten, die durch das Unterholz brachen und sich ihnen keuchend näherte.


    Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu, Tränen liefen ihr über das Gesicht und die Angst saß ihnen im Nacken, nur die Hand von Mneme gab ihr ein wenig Halt und Sicherheit in diesem Augenblick. Innerhalb von nur Minuten hatte sich ihr Leben verändert. Es war ein leibhaftiger Alptraum.


    Plötzlich stolperte Mneme und Aoide wurde gezwungen mit rasselndem Atem stehen zu bleiben. Die Hand ihrer Herzensschwester löste sich aus ihrer und voller Entsetzen musste sie sehen, das Mneme nicht gestolpert war, sondern erschossen wurde. Ein Pfeil ragte aus ihrem Rücken.
    „NEIN!“ hauchte sie nur und ihr Herz zersprang in tausend Stücke. „Neinneinneinnein!“ flüsterte sie immer wieder. Ihre Knie gaben nach, als sie den leeren Blick von Mneme sah. Das Herz erstarrte ihr in der Brust und fast zu spät wurde ihr bewusst, dass sie noch immer verfolgt wurde und das sich ein Mann mit grausamen Grinsen ihr näherte.


    „Komm her Täubchen!“ sagte er und grinste lüstern. Entsetzt keuchte sie auf, kam wieder auf die Beine und rannte wieder davon. Ein heißeres unzufriedenes Knurren entkam seiner Kehle, als sein Opfer wieder floh und flink wie ein Reh im Unterholz verschwand. „DU entkommst mir nicht!“ brüllte er ihr hinter her und stürmte Wutentbrannt ihr hinter her.


    Blätter schlugen ihr ins Gesicht, Sträucher rissen ihr Kleid und Beine auf und die Angst schnürte ihr die Kehle zu.
    Unzufrieden das ihm seine Beute entkam, riss er sich seine Bogen von der Schulter und zielte die flüchtende Aoide an. Wenn er schon keinen Spaß haben konnte, dann sollte auch sie nicht überleben.
    Wie in Zeitlupe verließ der Pfeil die Sehne, sirrte fast lautlos durch die Luft und fand sein Ziel. Knapp unter der Schulter traf der Pfeil, bohrte sich durch Haut, Sehnen und Fleisch.


    Der Schmerz explodierte förmlich in ihr, schwarz wurde es vor den Augen und den Sturz auf den Boden spürte sie schon gar nicht mehr. Denn der Schmerz hatte sie schon weit fort gebracht. In die Welt des Vergessens.


    Zufrieden grunzte er, er hatte getroffen, es würde niemanden geben, der erzählen könnte, wer hier die Leute überfallen hat. Er kehrte zu seinen Kumpanen zurück und beachtete die vielen Leichen nicht die seinen Weg säumten.


    Aoides Glück war, das ihr Verfolger sie für Tod hielt und nicht noch einmal nach ihr sah, nach dem sie zusammen gebrochen war. Dennoch war sie dem Tode nahe, ihr Herz war an diesem Morgen mehrmals zerbrochen worden, ihre Seele bis in das tiefste Erschüttert und ihr Körper verletzt.
    Ihr grünes Kleid färbte sich langsam rot, als das Blut ihren Körper langsam verließ.

  • Galeo selbst hatte es nicht bemerkt das zwei Frauen sich aus dem Staube machen wollten, nein es war Lucius und Fausto welche um das Lager geschlichen waren für den Fall der Fälle welcher nun ja auch eingetroffen war. So verfolgten die beiden Männer die beiden Frauen. Fausto hatte seinen Bogen mit wärend Lucius mit einem Gladius bewaffnet war. Doch die Frauen hatten schon einiges an Vorsprung von daher schnappte sich Fausto seinen Bogen, legte diesen an zielte und traf. Die erst Frau fiel zu Boden und war auch sofort tot. Hätte die andere sie liegen gelassen wäre sie wohl davon gekommen aber so. Und als sie auf die Worte Lucius nicht hörte der wild sein Gladius schwing und immer wütender wurde, gab er Fausto ein Zeichen das er auch sie erschießen sollte. Er legte erneut an und traf auch dieses mal.
    Leider war dieser Schuß aber nicht tödlich was die beiden Männer jedoch nicht wußten. Sie hatten sich ihre Opfer zwar angesehen aber da sie auch in Eile waren und wieder zum Lager zurück wollten nur flüchtig betrachtet. So war ihnen entgangen das Fausto Aoide nur mehr in der Schulterregion getroffen hatte aber dieser Schuß nicht zu ihrem Ende führte, sie war einfach nur ohnmächtig geworden.


    Beim Lager angekomme erzählten die beiden Männer von ihrer Jagt und Galeo nickte mehr oder weniger zufreiden. Lebendig wären die beiden Frauen wertvoller gewesen doch wenn es nicht anderst "ging". So hatten sie wenigstens zu 100 % keine Zeugen was hier geschehen war.


    Galeo sah sich noch einmal um und fackelte wärend die anderen Männer mit den Pferden kamen, den Rest des Lagers so wie die Toten die man aufgeschichtet hatte ab. Zufrieden grinste es finster.


    Los, lasst uns hier verschwinden bevor hier sonst noch sonst wer auftaucht. Abmarsch!


    Und die Bande machte sich aus dem Staub...

  • Langsam aber voller Triumph hatte sich die Sonne ihren Platz am Himmelszelt zurück erobert und die Nacht vollständig vertrieben, der sanfte Dunst der noch vor wenigen Minuten die Welt verborgen hatte, war durch Sonnenstrahlen verdrängt worden und die tiefen Schatten der Nacht und deren Dämonen endgültig zurück getrieben.
    Trotz der Sonne, die sich ihren Platz am Himmel erkämpft hatte, war es noch immer kalt und windig, der Frühling war noch nicht wirklich da.
    Doch als der Wald unter den Strahlen der Sonne erwachte, zeigte sich ein Bild des Grauens auf einer kleinen Lichtung. Blut besudelte Blätter und Wiese, beißender Rauch ließ kleine Geschöpfe zitternd vor Angst in ihrem Bau kriechen und sich dort verstecken und der Gestank verbrannten Fleisches vertrieb den sanften Geruch der ersten zaghaften Blütenknospen.
    Der Tag hatte mit Blut begonnen. Schwellend leckten kleine Flammenzungen an den verbrannten Körpern und zerbrochenen Instrumenten fröhlicher Menschen die einst waren. Nur wenige Minuten hatte der Überfall gedauert und eine Gemeinschaft gnadenlos vernichtet. Habgier und Wollust, Neid und Hass entsprungen aus menschlichen Seelen hatten Tod, Blut und Verderben gebracht. Es würde kein fröhliches Lachen mehr geben, keine sanfte Musik und auch keinen Tanz mehr. Wieder einmal hatte die Welt gezeigt, dass sie grausam war.


    Ging man einige Schritt fort von jenem Unglücksort, so traf man auf die Spur von flüchtenden Menschen, die sich angstvoll und voller Panik einen Weg durch das Unterholz gebahnt hatten, die über Wurzeln gestolpert waren, weg von dem Grauen, welches in der Nacht gelauert hatte. Nur wenige Meter, auf dem weichen Waldboden ruhend, hatte eine der Musen ihre letzte Ruhestätte gefunden, die Augen vor Erstaunen und Entsetzen weit aufgerissen, die Hand voller Sehnsucht nach jemandem ausgestreckt. Tod zeichnete den schmalen Körper eines Mädchens an der Schwelle zu einer jungen Frau. Ein Pfeil hatte das Herz zerrissen und hielt sie nun in ewiger Jugend und Schönheit gefangen.
    Mneme, das Mädchen mit dem Silberblick, dem fröhlichem Lachen und der Lust zum Leben im Herzen, hatte wie die übrigen Schausteller, den Tod gefunden. Nie wieder würde ihre rauchige Stimme erklingen, nie wieder würde sie tanzen.


    Nicht weit entfernt von ihrer Herzensschwester lag auch Aoide, getroffen von einem der Pfeile, verwundet du ohnmächtig. Das Haar verdeckte ihre hübschen Züge und mehr denn je wirkte sie mehr wie ein Kind und nicht wie die junge Frau, die allein mit ihrer Stimme, die Menschen verzaubern konnte.
    Ihr Kleid war zerrissen und Blut befleckt, die Arme und Beine waren von Ästen und Dornen zerkratzt worden, als sie davon lief. Und doch kämpfte ihr Körper mit jedem Atemzug, wollte Leben und nicht aufgeben, auch wenn Schmerz den Verstand in eiserner Umklammerung hielt. Sie hatte mehr Glück gehabt, als ihre gesamten Freunde. Der Pfeil war nicht tief genug in ihren Körper eingedrungen, hatte die Lunge und das Herz verschont und nur Muskeln und Haut durchtrennt. Doch Schmerz, Schock und Verlust hätte selbst den stärksten Krieger niedergerungen und so lag sie nun da, im grünen Schatten von Bäumen. Eine wahre Nymphe, verletzlich und unschuldig.


    Die Männer die das Lager so gnadenlos angegriffen hatten und so viele Menschen getötet hatten, waren schon längst verschwunden, der Wald war friedlich und nur noch Rauch kündete von dem Unglück und dem Tod.

  • "Ein schöner Tag," murmelte Verus, der sich gerade auf einem kleinen Ritt um Rom befand. Er musste ein wenig ausspannen und seinen Kopf freibekommen. Ihm ging zu viel durch den Kopf, vorallem Selbstzweifel.


    "Ich bin immer dann am Besten, wenn es mir eigentllich egal ist," dachte sich Verus. "Ich wusste stets was ich will, doch das wollen viele. Trotzdem setzte ich mich, zwischen alle Stühle. Ich strengte mich an, gehörte doch nie zu denen, die Erfolg hatten. Ich schwelge doch nur in unerreichbaren Plänen. Ich bin nicht mehr ich selbst. Ich bin vom Weg abgekommen.


    Ich machte es allen recht, alle sollten mich lieben. Ich sehe nicht die Dämonen, die mich dazu trieben. Ich bin gefangen und nicht mehr frei. Ich dachte, ich könnte das Glück erzwingen, dieser Selbstbetrug bringt mir nichts. Ich möchte es nicht noch einmal austesten. Mein Spiegelbild ist mir nun mehr egal."


    Seine Mimik wurde schwer. Einige Tränen der Verzweifelung rannen über sein Gesicht.


    Er ritt in ein kleines Waldstück. Er holte tief Luft. Die Luft roch merkwürdig, merkwürdig süßlich. Verus ritt schneller. Schließlich fand er den Ort des Grauen. Leichen verbrannten auf einem großem Haufen und überall lagen Trümmer. Der Boden war in Blut gedrängt.


    Er setzte von seinem weißen Schimmel ab. Hatte jemand überlebt? Verus schaute sich um. Er ging auf und ab. Der Geruch war fürchterlich.


    Die Götter hatten ihn zu diesem Ort geführt aber warum?


    Seine Seele sah genauso, wie dieser Ort, aus. Doch das konnte nicht der Grund sein.


    Er suchte weiter, die Hand vor dem Munde und Nase. Beißender Roch drang in seine Augen. Sie brannten.


    Er fand eine junge Frau etwas abseits. Ihr steckte ein Pfeil im Rücken. Er beugte sich zu ihr. Sie war tot. Er kannte sie, es war die Begleiterin von Aoide. Sie musste auch hier irgendwo sein.


    Er rannte ein Stück weiter. Dort lag auch sie. Ihr steckte ebenso ein Pfeil im Körper. Doch sie bewegte sich ganz leicht. Verus konnte Atembewegungen erkennen oder war es nur eine optische Täuschung?


    Er warf sich zu ihr auf den Boden. "Aoide!"


    Verus zog mit einem geübten Handgriff den Pfeil aus der Schulter. Er zog seine Tunika aus und presste diese nun mehr auf die Wunde.


    "Sprich' mit mir! Bitte!" - Rief Verus ängstlich, während er den Stoff auf die Wunde presste.

  • Ob es nun purer Zufall oder ein Segen der Götter war, das Verus an jenen Ort des Unglückes und des Todes geführt worden war, würde für immer ein Geheimnis der unsterblichen Wesen bleiben. Aber zumindest war das Schicksal gnädig und ließ einen Retter mitten in dem kleinen Wäldchen erscheinen.
    Noch herrschte die unnatürliche Stille im Wald, welche immer dann entstand wenn die Tiere Gefahr witterten und sich fürchteten. Zumal der Gestank verbrannter Leichen noch immer die Luft erfüllte. Es war als wäre man auf einem Schlachtfeld gelandet, nur waren diesmal die Toten unschuldige Menschen.


    Während Verus stolpernd und suchend den Wald durchschritt, wagte sich ein einsames Eichhörnchen mit mutigem Herzen an den leblosen Körper von Aoide heran und beschnupperte ihre Hand. So langsam atmete der Wald auf und die Tiere wagten sich auf den Schauplatz des Verbrechens.
    Doch als sich die schweren Schritte von Verus näherten, ergriff das winzige Geschöpf die Flucht und erklomm keckernd einen Baumstamm und beobachtete das Geschehen.


    Aoide selbst bekam von all dem nichts mit. Noch immer befand sich an einem Ort, wo Schmerz, Trauer und Verlust keinen Wert hatten. Tiefste Finsternis hatte ihren Verstand betäubt und hielt sie in sanfter Umarmung.
    Verus hatte sich nicht getäuscht, sie atmete, wenn auch schwach und mühsam. Die Wunde und auch die Kälte hatten dafür gesorgt, dass langsam aber stetig das Leben sie verließ und ihr Körper um jeden Herzschlag und Atemzug hart kämpfen musste.


    Doch als sich die warme Hand ihres Retters auf ihrem Rücken wieder fand regte sich der Lebensfunke und ihr Körper begann von neuem den Kampf um das Leben selbst. Denn es gibt kein höheres Gut auf der Welt.
    Ein leises Wimmern entfloh ihren Lippen, als erneuter Schmerz erblühte und kaltes Metal aus ihrem Körper gezogen wurde. Zwar behutsam, dennoch war es furchtbar, was sie selbst in ihrer tiefen Ohnmacht mit bekam.
    Die sanften und verzweifelten Worte von Verus drangen jedoch nicht zu ihr hindurch, sie glitt nur immer tiefer in die Finsternis und entfloh dem Schmerz und der Angst.


    Blut durchtränkte das Tuch, welches auf ihrer Wunde lag und dennoch war es ein Glück, das der Winter noch immer die Welt im festen Griff hielt, denn so war der Blutverlust bei weitem nicht so stark, wie im Hochsommer. Bei Kälte neigen nämlich die Gefäße dazu sich zusammen zu ziehen, was wohl ihr Glück war, denn sonst wäre sie sicherlich schneller verblutet, als Verus es ahnte.

  • Verus schaute sich die Wunde an. Es sah nicht gut aus. Er warf den Pfeil weit von sich, er wollte dieses Objekt nicht lange in der Hand behalten. Er streichelte sanft über ihren Rücken, um sie ein wenig zu beruhigen, auch wenn sie nicht ansprechbar war, so hoffte er sie zu erreichen. Er fror, doch das kümmerte ihn momentan wenig. Was sollte er nur tun? Er war Soldat und ein Diener Roms. Soldaten würde man nun auf eine Trage legen und ins Lazarett bringen, doch das war hier unmöglich.


    Er presste mit seiner starken linken Hand das Tuch auf die Wunde. Verus dürfte nicht loslassen. Ihr Leben lang wortwörtlich in seinen Händen.


    Er zog seinen Gürtel aus. Er legte mit diesem einen Druckverband an. Er schlung den Gürtel um ihre Schulter und das Stück Stoff darunter. Verus zog ihn kräftig an. Die Wunde war vorerst gut verschlossen.


    Verus holte Luft. Er musste bei Sinnen bleiben. Panik und Angst waren der kleine Tod.


    Er stand auf und ging zu seinem Pferd. Er brachte es zu dem Fundort von Aoide. Langsam beugte er sich zu ihr. "Das wird jetzt ein wenig schmerzen..."


    Er riss sie hoch und setzte sie auf das Pferd. Verus musste sie nach Rom bringen, er musste einen Arzt finden.


    Verus stöhnte, sich war garnicht so leicht, wie sie aussah.

  • Noch immer saß das braune Eichhörnchen auf seinem Ast und beobachtete aus dunklen Knopfaugen das Treiben der Menschen unter sich. Auch wenn das Tier nur einen kleinen Verstand hatte, begriff es, das es um Leben und Tod ging. Doch nach kurzer Zeit wurde es dem Tier zu langweilig und es widmete sich wieder seinen Nüssen aus seinem Wintervorrat.


    Wie gut das ein Soldat immer praktisch veranlagt war und nsich nur selten Panik oder ähnlichen Gefühlen hingab, die den Verstand betäubten und den Körper lähmte.
    Dank der freundlichen Sorge, versiegte das Blut und der Körper begann damit, den Prozess der Heilung nun zu fördern.


    Auch wenn sie noch immer in der Finsternis treib, war ihr ein wneig bewusst, das sie anscheinend in Sicherheit war, auch wenn kurzzeitig der Schmerz sich in ihrem Körper verdoppelte, als sie auf dem Rücken eines Pferdes gehoben wurde. Wieder entfloh ihren Lippen leises Wimmern, denn selbst jetzt war der Schmerz allgegenwärtig. Er hatte sich wie ein roter Schleier über sie gelegt und hüllte sie vollkommen ein.

  • Verus holte erneut Luft und schwang sich dann mühsam, neben ihr, auf das Pferd. Sie mussten schnell nach Rom reiten, wenn sie überleben sollte. Er warf einen Blick zu ihr und hielt mit der linken Hand die Zügel und mit der Rechten Aoide.


    "Bleib' bei mir..."


    Verus trat mit seinem Hacken gegen den Bauch des Pferdes, dieses begann zu galoppieren. Er holte alles aus dem Pferd heraus. Er nahm sogar dessen Tod für Aoides Leben in Kauf.


    So ritten sie Richtung Rom...

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