Seit Jahren war Catubodus nun das erste mal wieder in Alexandria. Wie sehr hatte er bei seinem ersten Besuch doch keinen Blick für die Wunder gehabt, die es in dieser Stadt zu bewundern gab. Er hatte durch seine Krankheit und seinen etwas überstürzten Aufbruch keine Zeit gehabt, sich die Stadt einmal ordentlich anzusehen und genau das holte er nun nach. Ausgehend von seinem Domizil, der saubersten Insula von Rhakotis, die am Rande dieses Stadtviertels lag, hatte er die gesamte Stadt besichtigt. Nachdem er in den letzten Tagen die weniger spektakulären Viertel der Stadt besichtigt hatte, wollte er sich heute einige der Sehenswürdigkeiten vornehmen. Den Morgen über hatte er zunächst das Museion bewundert und war dann über die Agora geschlendert. Seine Füße trugen ihn alsdann an Theatron vorbei und eine Weile genoss er es, einfach den Athleten im Gymnasion zu beobachten. Gegen Mittag dann war er am Kroneion vorbei zum Paneion marschiert, wo er im Schatten, der sich im Park ausreichend fand die Mittagshitze überstand. Zwar war er trotz seiner Keltischen Herkunft ja weit südlich aufgewachsen, doch wenn die Sonne im Zenit stand war es ihm in Alexandrias einfach ein wenig zu warm. Er plante noch vor dem richten Sommer, der noch kommen würde, die Stadt wieder zu verlassen. Sicher war sicher.
Als ein kühles Lüftchen aufkam erhob er sich und marschierte schnurstracks auf den großen Markt am Hafen zu. Sein Magen hatte sich bemerkbar gemacht und er wollte seine Freizeit nutzen, um sich auch mal das Angebot genauer anzusehen als sonst und gegebenenfalls seine Ausrüstung zu vervollständigen. Dies und das mußte ersetzt werde und auch von dem Bogen seines Vaters würde er sich bald trennen müssen, denn dessen Zugkraft nahm allmählich ab. Er fragte sich ob er hier Ersatz bekommen würde. Wenn ja musste es wirklich ein guter Bogen sein, damit sich die Investition auch lohnte. Er hatte zwar in letzter Zeit als Beschützer von Karawanen und allerlei andere, lukrative Aufträge einiges verdient, doch er gab sein Geld nie mit vollen Händen wieder aus.
Ein kleiner Snack später war seine Laune so gut wie schon lange nicht mehr und auf einem Stück Süßholz herumkauend sah er sich die diversen Auslagen an. Dann fiel ihm ein nubischer Händler auf, der neben schönen Elfenbeinschnitzereien auch ein Sortiment gut gearbeiteter Bögen ausgestellt hatte. Fachmännisch prüfte er, ein zwei Stücke und ignorierte dabei die Lobpreisungen des Händlers. An einem anderen Tag wäre er ihm womöglich unwirsch ins Wort gefallen, doch heute unterließ er es. Er spannte einen der Bögen. Die Zugkraft schien soweit ganz passabel, doch das Gerät war ihm ein wenig zu groß, verglichen mit den kompakten Modell, dass er noch immer benutzte. Auch wiesen die Bogenenden der nubischen Bögen nicht jene Gegenkurven auf, die seinen Bogen zwar schwieriger in der Handhabung, aber dafür weicher zu spannen und durchschlagkräftiger machten. Als Ersatz für den Notfall, sollte sich sein Bogen plötzlich auflösen, waren diese Bögen sicherlich absolut geeignet, wenn auch für diesen Zweck alleine vermutlich zu teuer. Er deutete auf den gespannten Bogen in seiner Hand und erkundigte sich trotz seiner Skepsis:
"Was würde mich dieses Stück kosten?"