Es war ungewöhnlich warm, als ich im März des Jahres 106 n.Chr. endlich alexandrinische Gewässer erreichte. Unruhig lief ich über Deck und entrollte noch einmal die Abschrift des Briefes, den ich meinem Jugendfreund Thimótheos vor Kurzem hatte zukommen lassen.
Lieber Thimós,
nur zu gern nehme ich dein Angebot an. Jetzt, da meine Mutter tot ist, steht es mir frei, Memphis zu verlassen und mich woanders anzusiedeln.
Es scheint mir wie eine Ewigkeit, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe und es würde mir große Freude bereiten, dem langen Warten endlich ein Ende zu bereiten.
Ich versuche, eines der Schiffe zu erreichen, die Anfang März im Hafen Alexandrias einlaufen. Das genaue Datum meiner Ankunft wirst du wohl besser kennen, denn du befindest dich schon an diesem Ort und wirst wahrscheinlich wissen, wann die Schiffe die Stadt erreichen.
Auf Bald in Alexandria!
Pasiphaë
Nachdem ich noch einige Momente lächelnd auf die Worte gestarrt hatte, die meine Ankunft ankündigten, rollte ich das Pergament wieder zusammen und verstaute es in dem Bündel, in dem ich meine Besitztümer gelagert hatte.
"Ob er meine Nachricht bekommen hat?" fragte ich mich, denn Thimós hatte nicht auf meinen Brief geantwortet und so konnte ich nur darauf hoffen, dass er auch wirklich am Hafen stand, um mich abzuholen.
Ich ging an eine der Seiten des Schiffes und starrte hinunter ins Meer. Das Wasser floss langsam an mir vorbei und hier und da sah ich schemenhaft die Umrisse einiger Meeresbewohner aufblitzen. Ich beobachtete sie und ließ mich von ihnen ablenken, denn das vertrieb die Zeit und hielt die mulmigen Gedanken an die neue, fremde Stadt von mir fern.