[Peristylium] Der Innenhof

  • Primus´Blick heftete noch auf der Karte als der Claudier ihn nach der Truppenstärke für das Manöver fragte. Er sah ihn an und rieb sich das Kinn.
    Ich denke ich werde mit 5 Turmae am Manöver teilnehmen,...bewußt klein sagst du,...was hälst du denn von 4 Kohorten und einer Turma deiner Reiterei?
    Er nickte leicht.
    Das wären insgesamt etwas mehr als 2000 Mann,...ich denke das reicht um einerseits Ernsthaftigkeit zu demonstrieren und andererseits eine sinnvolle Übung daraus zu machen,...mit mehr als 2000 Mann würde es ein logistisches Problem mit der Verpflegung...schließ wollen wir die umliegende Bevölkerung so kurz vor dem Winter nicht um ihre Ernten bringen.
    Das würde für unnötig böses Blut sorgen und das wollten sie tunlichst vermeiden.
    Da fiel ihm noch etws ein.
    ...übrigens, mein Vexillarius hat um Versetzung zur Legion gebeten, er möchte sich dort bei der Turmae die Meriten für einen Offiziersrang verdienen,...hast du Interesse?
    Der Vexillarius hat schon lange um diese Versetzung gebeten und wenn Primus ihn auch nur ungern gehen ließ so war er sicher, der Claudier würde für einen solch erfahrenen Unteroffizier Verwendung in seinen Turmae finden.
    Du könntest ihn gleich mit zur Legion zurück nehmen und ihn beim Manöver beweisen lassen ob er deiner Secunda würdig ist,...so hat er noch ein paar Tage Zeit sich einzugewöhnen und wir treten das Manöver im Zeitrahmen an...sagen wir in einer Woche...

  • Eine klare Stellungnahme blieb aus, aber mit den geäußerten Zahlen konnte Menecrates etwas anfangen, und sie schienen ihm nicht allzu groß. Er überschlug sie im Kopf und setzte sie zu seinen Männern ins Verhältnis.


    "Ich entscheide mich in Anbetracht der Lage für drei Cohorten, auch um ein realistisches Verhältnis zwischen unseren Einheiten nachzuempfinden. Außerdem lasse ich 2 Turmae meiner Legionsreiterei teilnehmen. Dann können wir vor allem die Informationsweitergabe und das Zusammenspiel unserer beiden Einheiten testen. Die erste Cohorte wird nicht teilnehmen, ich möchte den anderen diese Erfahrung gönnen. Wir haben also grob gerechnet 1.660 Mann, für die Unterkunft und Verpflegung geplant sein wollen. Ich habe noch gut gefüllte Vorratslager und kann anbieten, für die Verpflegung meiner Männer selbst aufzukommen. Ich könnte einen Tross zwei Tage vor dem Manöver absenden. Wenn ihn bereits ein Teil der Männer begleitet, sieht es sogar nach einer kleineren Truppenverlegung aus als wenn alle zugleich aufbrechen." Von diesem Gedanken war der Legat ganz angetan. Er würde alles vermeiden, was unnötig Unruhe in die Provinz brachte.


    Der Vorschlag den Vexillarius betreffend, durchdachte Menecrates nur kurz. "Verstehe ich dich richtig, es soll zunächst ein Wechsel auf Probe sein? Ansonsten, für gute Männer findet sich immer ein Platz. Ich hätte dann jedoch gerne seine Vita und seinen Namen. Und du würdest ihn nicht zu mir schicken, wenn er nicht das Bürgerrecht besitzen würde, stimmt’s?" Sicherlich hatte Terentius daran gedacht, aber erinnern konnte auch nicht schaden, weil viele Männer der ALA Peregrini waren.


    Was gab es noch zu besprechen? Richtig, das Datum. "Ja, heute in einer Woche gibt genug Spielraum und ist noch innerhalb der Vorgabe, einverstanden.
    Zu deinen inhaltlichen Vorschlägen. Hm, es ist also ein Fakt, dass die Aufklärer der Chatten unsere Bewegungen und Aktionen wahrnehmen. Ich möchte dem Rechnung tragen. Deine Vorschläge in allen Ehren, Terentius. Aus ihnen spricht gleichsam eine gute Ausbildung und Erfahrung."
    Sein Blick glitt über die Karten, die das Gelände zeigten. Dann hielt er für Momente den Blickkontakt aufrecht und legte die Hand auf die Schulter des anderen. "Aber ich möchte auf diesem Manöver keinesfalls bei Beobachtern den Eindruck erwecken, dass wir uns für einen Angriff fit machen. Wie stellst du dir den Teil meiner Männer vor, die die Barbaren spielen sollen? Alles was für Beobachter dahingehend erkenntlich ist, wird als Provokation verstanden werden. Terentius, das will ich nicht. Sie sollen wissen, welche Stärken und Fähigkeiten wir besitzen, aber sie sollen sich nicht herausgefordert fühlen." Er nahm die Hand von der Schulter des anderen.
    "Den Rhenus übrigens brauchen wir nicht zu überqueren, weil dein Lager sich bereits jenseits des Flusses befindet. Schlagen wir das Übungslager ebenfalls rechts des Rhenus auf, befinden wir uns bereits auf der relevanten Seite. In Richtung des Mattiakergebiets liegen dann keine größeren Flüsse wie Rhenus oder Moenus mehr, nur mittlere. Infanteristen können Flüsse auch mittels Seilen überqueren, wir haben sogar Sommer. Bei Unterstützung durch die Reiterei gelingt das noch schneller als auf sich alleine gestellt. Wollen wir den Brückenbau dennoch üben, schlage ich dafür die Mosella vor."

  • Primus nickte zustimmend über den Vorschlag und entgegnete,
    Gut,...drei Cohorten und zwei Turmae deinerseits und fünf Turmae meinerseits...ich schlage vor wir nehmen die Angreifer aus meiner Truppe,...ich stelle dafür noch zwei Turmae ab,...sie werden in entsprechend leichter Lederrüstung kämpfen,...
    Er warf erneut einen Blick auf die Karte.
    ...das dürfte reichen um einen authentischen Angiff zu üben.
    Die Idee mit dem Tross empfand er als gut.
    Auf die Frage des Claudiers zum Vexillarius überkamen ihn kurz Zweifel...er hatte Kenntnis erlangt daß sich der Mann den Annaer zum Patron gewählt hatte, ein Umstand den dieser sicherlich nicht allzusehr begrüßen würde.
    Er rieb sich das Kinn und entgegnete daher,
    Wechsel auf Probe...?...Nein,...der Vexillarius ist gebürtiger Krete,...ein Umstand der nichts an seiner Qualifikation als Kämpfer und Unteroffizier ändert.
    Die Argumente für ein öffentliches Manöver konnte Primus nicht nach vollziehen, jede Truppenbewegung war öffentlich, er zuckte die Schulter und meinte,
    Wie du meinst, Claudius,...obwohl ich der Ansicht bin, daß wir egal was wit tun beobachtet werden,...Wo treffen wir uns?,...hier in Confluentes oder im Manövergebiet?
    Die Wünsche des Claudiers trafen explizit auf ein Gebiet nahe Confluentes zu,...dort gab es die Möglichkeit all jene Gefechtssimulationen anzuwenden, auf die es später ankam.

  • Menecrates hatte nicht damit gerechnet, dass Terentius weitere zwei Turmae in das Manöver einbringen würde, dadurch verschob sich das Verhältnis zwischen ihnen wieder. Andererseits stellten diese beiden Turmae keine allzu große Anzahl an simulierten Gegnern dar, was schlussendlich annehmbar und allemal ausreichend war.
    "Das passt", resümierte daher Menecrates, der alsdann interessiert den Informationen zum Vexillarius folgte. Als er antwortete, hob er kurzzeitig die Hände.


    "Ich habe kein Problem mit einem Klienten des Statthalters in meinen Reihen, und ich sehe darin weder Vorteil noch Nachteil. Er wird einzig an seiner Leistung gemessen werden, so wie jeder andere. Was sagtest du über ihn? Er möchte zur Legionsreiterei? Hat er Unteroffizierserfahrung? Um für ihn einen angemessenen Posten zu finden, bräuchte ich unbedingt seine Kurzvita. Richte ihm das bitte aus. Und er kann gern mit mir zurückreiten. Vielleicht möchte er aber zuvor mit mir klären, welchen Posten ich ihm anbieten kann. Vorschusslorbeeren gibt es nicht, er wird sich beweisen müssen. Ideal für ihn ist das bevorstehende Manöver."


    Als das geklärt schien, wandte sich Menecrates wieder der Manöverplanung zu.
    "Halten wir noch einmal fest: Start des Manövers in genau einer Woche [SimOff-Datum: 6.9.2011]. Ich schicke einen Tross voraus. Als Treffpunkt möchte ich das Manövergebiet vorschlagen. Hier hattest du gezeigt?" Er umkreiste mit dem Finger eine Stelle auf dem Lageplan und blickte zur Vergewisserung zu Terentius. "Meine Männer, die mit dem Tross kommen, können dann vielleicht hier", er tippte auf eine nahe liegende Stelle, "bereits die Zelte aufbauen. Sollte alles gut laufen, plane ich das Manöver mit fünf Tagen, die An- und Abreise nicht gerechnet. Sollten sich Mängel im Zusammenspiel herausstellen, möchte ich zwei weitere Tage anhängen. Trifft das deine Zustimmung? Und anschließend sollten wir noch eine Art Ablaufplan entwerfen. Zum Beispiel: Aufklärungsarbeit am ersten Tag, Truppen in der Fortbewegung mindestens zwei Tage. Da gehören für mich Flussüberwindungen hinein, das Flankieren üben, Walddurchquerungen usw. Weitere zwei Tage Angriffssimulationen üben. Wichtig für mich ist, dass wir zu einem Ganzen werden. das muss sich erweisen.

  • Primus war froh über die Worte des Claudiers und somit dessen offensichtliche Einstellung zu erkennen.
    Ich schlage vor den Vexillarius als Verbindungsoffzier in deine Reiterei zu integrieren,...auf diese Weise kannst du dir ein Bild machen und dich nach dem Manöver entscheiden...
    Kurz darauf schickte Primus einen Melder um den Vexillarius herzuholen. Der Claudier sollte ihn in Augenschein nehmen.
    Auf die Ablaufvorschläge ging Primus ein und entgegnete,
    Ja,...das ist ein geeigneter Ort für unser Manöver,...wir haben hier dichten Wald mit Hohlwegen und Lichtungen,...wir haben Möglichkeiten zur Flußüberquerungen, Sumpfgebiet und eine größere Fläche unbewaldeten Gebietes,...letztlich auch eine Hügelkette.Er nickte und wies auf ein Symbol auf der Karte,
    Hier ist eine verlassene Siedlung. Wir nutzen sie bei unseren Manövern als Basis,...ich werde eine Turma vorausschicken um alles in Ordnung zu bringen,...dort kann dann der Tross und die Sanitätsstation untergebracht werden.
    Er beugte sich nocheinmal über die Karte und vor seinem geistigen Auge lebten Bilder auf, Bilder die seiner Vorstellung von einzelnen Szenen des Manövers entsprangen.
    Dann meinte er,
    Mein Vorschlag zu den Abläufen...die Basis dient uns als Castellum,...deine Männer werden sich eine Woche lang durch die einzelnen Geländetypen bewegen, mit allen marschüblichen Handlungen, wie Schanzen, Lagerbau, etc...ständig in Bedrohung durch einen Angriff....die Turmae sind nur für offene Gelände brauchbar, daher werden sie bis dahin die "Barbaren" in den Wäldern unterstützen und deinen Männern zeigen was sie im Ernstfall zu erwarten haben. Die zweite Woche wird dann ein Manöver unserer beiden Verbände, ...Flußquerungen absichern durch die Turmae,...flankierende Maßnahmen im offenen Gelände...deine Reiterei wird dich bei der Aufklärung unterstützen...meine beim finalen Angriff.
    Er goß dem Claudier seinen Pokal halbvoll und den seinen ebenso.
    ...wie beurteilst du diesen Plan,...schwebt dir etwas anderes vor?

  • "So machen wir das", stimmte Menecrates dem Vorschlag zur Bewährung für den Vexillarius zu.


    Ebenfalls gut fand er die Anregung, die verlassene Siedlung als Basislager zu benutzen und das Schanzen und Anlegen eines Marschlagers während der Übung und unter simulierter Bedrohung zu trainieren. Was jedoch die Länge des Manövers anbelangte, redeten sie offenbar munter aneinander vorbei.


    "Terentius, zwei Wochen sind mir für ein Manöver viel zu lang. Das haben wir nicht einmal in Italia und zu Friedenszeiten so gehandhabt und jetzt haben wir es in einer Grenzregion mit Unruhen zu tun. Zwei Wochen Alarmbereitschaft in Mogontiacum und ebenso lange eine gespalteten Einheit, da habe ich kein gutes Gefühl und das werde ich auch nicht so umsetzen. Eine Woche, das muss reichen. In Italia haben wir vier maximal fünf Tage für Manöver angesetzt." Menecrates schaute entschlossen, er würde von dieser Meinung nicht abrücken.


    "Was die inhaltliche Seite angeht, hast du einen guten Plan entworfen. Ich möchte ihn etwas modifizieren. Es ist zum Beispiel nicht notwendig, meinen Männern zu zeigen, was sie im Ernstfall zu erwarten haben. Dein Vorschlag klingt fast so, als müsste meine Einheit erst einmal eine Woche lang Truppenbewegungen unter simulierter Bedrohung erlernen." Er schmunzelte, denn er konnte nicht glauben, dass Terentius den Vorschlag im Ernst meinte.
    "Wir planen ja kein Übungslager nur für meine Einheit und vor allem glaube ich, dass die II. durch mannigfaltige Einsätze in den letzten Jahren nicht ganz unerfahren ist."
    Eine Formulierung, die noch weit untertrieb, stellte doch die II. stets eine Schlüsselposition in den Schlachten oder bei Überfällen der Vergangenheit dar.
    "Was wir hingegen trainieren sollten, ist das Zusammenspiel unserer beiden Einheiten und im Besonderen unser beider Zusammenwirken, denn wir zwei sind uns als Kommandeure fremd. Wir müssen unsere Handlungen koordinieren lernen, uns abstimmen können, möglichst kurze und präzise Kommunikatiosübermittlungen üben, damit im Ernstfall keine Unstimmigkeiten oder Missverständnisse die Lage erschweren. usw. Auch sollte das Verhältnis Infanterie/Reiterei annähernd der Wirklichkeit entsprechen." Er vermied die Aussage, sie könnten das Zusammenspiel nicht üben, wenn sämtliche Turmae der ALA Barbaren spielen würden, es würde wie eine Belehrung klingen. Er hoffte, Terentius würde von selbst zu diesem Schluss kommen.


    "Daher möchte ich deine Planung für die zweite Woche als Grundgerüst für das einwöchige Manöver heranziehen und das Thema Truppen auf dem Marsch integrieren. Vielleicht noch mit einer kleinen Abänderung: Auch deine Reiterei soll mich bei der Aufklärung unterstützen. Für mich ist das eine der wichtigsten Aufgaben, die die Hilfstruppen übernehmen. Da muss es zwischen uns passen."


    Zum Trinken ansetzen würde er, wenn sie sich einig geworden waren.

  • In der Tat schienen sie bei der Dauer des Manövers aneinander vorbei zu reden,...wobei es Primus durchaus einleuchtete ein Manöver dieser Länge durchzuführen,...angesichts dessen was wahrscheinlich auf sie wartete.
    Als der Claudier ihn ein wenig verdeckt darauf aufmerksam machte, daß er diesbezüglich auf dem Holzweg war und über die Schlagkräftigkeit der Secunda und der Verwendung der Ala als Aufklärer sprach meinte er,
    Wir beide werden zusammenarbeiten Claudius,...jedoch solltest du wissen, daß die Secunda,...ich war lange ein Soldat bei der Secunda, habe mich bis zum Decurio der Reiterei hochgedient,...also die Secunda ist ein Garant für die Macht Roma´s,...jedoch hat sie in den letzten Jahren keine Schlachten mehr geschlagen,...das letzte Gefecht größeren Ausmaßes war bei Borbetomagus,...gegen eine marodierende Räuberbande....ich war dabei.
    Er sah den Claudier ernst an,
    Viele der kampferfahrenen Legionäre sind bereits gefallen, im Ruhestand oder kurz davor,...die Secunda hat einen Generationswechsel vollzogen Claudius,...
    Er hoffte den Claudier auf dem richtigen Fuß zu erwischen.
    Du hast zweifellos ein gutes Offizierscorps, deine Unteroffiziere sind erfahrene Kämpfer, aber ein Großteil deiner Legionäre hat bis auf Polizeiaktionen gegen Banditen oder Aufrührer keine Erfahrung was es heißt unter den gegebenen Umständen die unser Manöver vorsieht zu agieren und vor allem zu reagieren. Sie können nur reagieren, denn der Feind ist unsichtbar,...verborgen im Dickicht des Waldes,...er meuchelt zunächst die Nachhuten, dann wird er versuchen jede Formationsbildung zu unterbinden,...er wird sich auf die Momente unserer höchsten Schwäche konzentrieren,...auf schwergerüstete, verunsicherte Legionäre irritiert durch Trommelgedröhn und Weibergeschrei,...in Reihe auf glitschigem Boden im Halbdunkel vor sich hinstapfend.
    Die Männer würden keine Chance haben,...Primus wollte dem Claudier genau das demonstrieren.
    ...unsere Speculatores werden in das Gelände einsickern und alles erfahren was es zu erfahren gibt...ein Zusammenspiel Infanterie und Kavallerie ist nur im freien Gelände möglich und sinnvoll, im Wald verliert sich der Vorteil des Reiters weitgehend und durchgehende Pferde sind ein Garant für noch mehr Chaos...
    Primus nickte für sich selbst.
    Claudius ich kenne deine Vita nicht,...aber glaube mir, ich nehme das hier sehr ernst,...nichts von dem was du vorher erlebt und gesehen hast gleicht dem was hier auf uns wartet.
    Er lächelte beinahe versöhnlich.
    ...und wir werden,...wenn wir Pech haben lebend in die Hände der Germanen zu fallen auf irgendeinem Stein irgendwelchen Götzen geopfert,...sie werden uns schlachten Claudius,...das Herz bei lebendigem Leibe herausreissen...und das ist nicht die Vorstellung von meinem Ende,...deshalb will ich alles tun um uns dieses Schicksal zu ersparen.

  • Um einen Kompromiss kamen sie wohl nicht herum. Aber auch das machte gute Zusammenarbeit aus, wenn man Kompromisse fand. Auf zu einem neuen Versuch.


    "Ich glaube, wir differieren, weil wir von verschiedenen Zielsetzungen ausgehen. Mein Ziel für dieses Manöver ist nach wie vor, zwar militärische Präsenz zu zeigen, mich dabei aber nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, damit der Zwist der Germanen ein Zwist unter Ihresgleichen bleibt. Wir waren uns ja einig darin, dass Rom stets von solchen Uneinigkeiten profitiert hat, also sollten wir uns tunlichst nicht einmischen. Ins Visier der aufrührerischen Chatten geraten wir aber auch dann, wenn wir zu offensichtlich Angriffstaktiken ins Manöver einbauen. Mein Auftrag als Legat ist klar definiert: Ich verteidige Roms Grenzen, halte den Limes. Mir fehlt jeder Hinweis aus Rom auf eine Ausweitung der Grenzen und uns liegt auch kein Angriffsbefehl vor." Er hielt den Blickkontakt, als er weitersprach. "Denke nicht, ich messe deinen Worten keine Bedeutung bei. Im Gegenteil: Ich glaube dir jedes Wort und ich nehme es auch ernst. Deswegen, und auch nur deswegen, möchte ich auch deinen Vorstellungen anteilig gerecht werden und schlage folgenden Kompromiss vor:
    Unser Manöver umfasst 7 Tage. Zwei Tage Truppenbewegung durch Wald, Fluss und entlang des Sumpfs inklusive Errichtung eines Marschlagers. Hier kannst du schreiende Weiber und Trommeln ins Feld führen. Es schließen sich zwei Tage Flußüberquerungen und Truppenverlegungen in die Ebene mit vorausgegangener Aufklärungsarbeit durch deine Männer an. Hier greifen auch die flankierenden Maßnahmen im offenen Gelände. Auch hier wieder Marschlager. Einen Tag, Terentius, aber nur einen Tag, bin ich bereit, Schlachtordnungen und Operationen zu simulieren. Das Gelände dafür möchte ich weit und übersichtlich haben. Wir müssen es am vierten Tag erreicht haben. Ein weiterer Tag kann dann für die Verfolgung der simulierten Feinde genutzt werden. Auch hier sind Abstimmungen notwendig. Den Abschlusstag möchte ich für Auswertungen freihalten. Während wir uns austauschen, können unsere Männer unter der Anleitung ihrer Offiziere diejenigen Situationen im kleinen Rahmen nochmals durchnehmen, die sich als unzulänglich erwiesen haben. Auch für sie soll es die Möglichkeit für Auswertungen geben."


    Menecrates atmete einmal tief durch. In ihm stritt die Vernunft mit dem Herz des Kämpfers. Im Grunde reizte es ihn ungemein, seine Akademiekenntnisse einmal auszuprobieren. Aber der Verstand riet ihm, das Manöver nicht für den Selbstzweck zu missbrauchen. Roms Sicherheit stand an erster Stelle. Und diese Sicherheit war nur gewährleistet, wenn sie es verstanden, sich geschickt aus dem Konflikt der Germanen herauszuhalten, was bedeutete, dieses Manöver durfte keine falschen Signale setzen.

  • Primus lächelte ob der Ausführungen des Claudiers und war sich dessen Sorgen durchaus bewußt.
    Wir werden es so machen wie du es vorschlägst Claudius,...vielleicht entwickelt unser Manöver genug Eigendynamik um den Männern vor Augen zu führen was auf sie wartet,...denn eines wäre fatal, wenn wir unsere Mittel so anwenden würden, daß wir die Männer mehr irritieren als sie zu motivieren.
    Auffordernd hielt er dem Claudier seinen Pokal entgegen.
    Auf ein gelungenes Manöver Claudius,...möge alles so kommen wie wir es planen!
    Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Manöver mißlang oder sogar Verluste zu beklagen wären.

  • Im Gegensatz zu Terentius blickte Menecrates ernst. Er stieß trotzdem entschlossen an den Pokal des inzwischen fast befreundeten Praefectus der ALA.
    "Auf ein gelungenes Manöver! Ab sofort gerne Menecrates, wenn du möchtest. Mögen die Götter uns ihren Schutz und ihr Wohlwollen angedeihen lassen!"


    Er hob den Kelch etwas an, aber bevor er trank, vergoss er etwa die Hälfte des Weins auf den Boden, damit sein Wunsch an die Götter möglichst Gehör fand. Dann nahm er einen großen Schluck.
    "Ich werde im Kastell noch ein Opfer erbringen", kündigte er an.

  • Es freute Primus, daß der Claudier ihm die Freundschaft anbot und er schlug sie keinesfalls aus. Wenn der Claudier auch zuweilen etwas steif seine Prinzipien vertrat so glaubte Primus in ihm einen zuverlässigen Kampfgefährten zu sehen.
    Auch er goß einen Teil des Vinum den Göttern zu Ehren auf den Boden und entgegnete,
    Auf das Manöver, Menecrates,...ich bin sicher dein Opfer wird sie für uns gewinnen!
    Zweifellos würde der Claudier großzügig opfern,...ihm schien viel daran zu liegen.
    Wo zum Geier blieb der Vexillarius,...Primus schielte ein wenig verstohlen zum Eingang erkannte aber nur Brigios breiten Rücken,...vom Vexillarius keine Spur.

  • Immer dieses Frischlingspack. Wieder einmal wurde der Vexillarius aufgehalten, weil er zwei Neulinge zurechtstutzen mussten, hatten sie doch tatsächlich bei der ihr zugeteilten Aufgabe geschlafen. Solche Taugenichtse.. und wegen denen kam er auch noch zu spät.
    Er salutierte vor Brigio, ging dann an ihm vorbei und postierte sich in einem gewissen Abstand zu Terentius Primus und dem anderen Mann, welcher der Legatus Legionis der Legio II sein musste. Varelas hätte ihn gerne genauer unter die Lupe genommen, da er seinen Eid vermutlich schon in ein paar Wochen unter ihm leisten würde, doch jetzt galt es erst einmal zu salutieren.


    "Vexillarius Serafím Varelas meldet sich zum Dienst Praefectus!" dann schaute er kurz zu dem anderen Mann und salutierte ebenfalls vor ihm.

  • Menecrates nickte noch einmal zu Primus' Worten. Es musste so kommen, wie der Preafectus es sagte. Ihre Planung hatte ein Ende gefunden und gerade wollte Menecrates vorschlagen, dass sie die unmittelbare Umgebung des Lagers abritten, da tauchte der vor einiger Zeit her befohlene Vexillarius auf. Die Verzögerung, mit der der Soldat kam, hatte den beiden Kommandeuren eine ungestörte Besprechung verschafft. Menecrates fragte sich dennoch, was ihn wohl aufgehalten haben könnte oder ob er generell nicht zu den Schnellsten gehörte.


    Der Legat registrierte den korrekten Gruß, der an ihn gerichtet war, und erwiderte ihn mit einem Nicken. Bei der Nennung des Namens horchte er jedoch auf. Das Wort besaß jedoch Terentius, der die Meldung entgegen nehmen würde.

  • Primus salutierte und stellte die beiden Männer vor.
    Es war ihm bewußt, daß der Vexillarius mit mannigfaltigen Pflichten versehen und ein pünktliches Erscheinen deshalb halbwegs verzeihlich war.
    Legatus Legionis Claudius Menecrates,...Vexillarius Serafim Varelas.
    Er nickte kurz, da sich die beiden ja schon gegrüßt hatten.
    Vexillarius,...ich werde dich für die Dauer des Manövers als Verbindungsoffizier zur Legionsreiterei der Secunda abstellen...der Legatus wird dich mit zurück nach Mogontiacum nehmen und entsprechend beobachten.
    Sein Blick ließ keinen anderen Schluß zu als den nicht enttäuscht zu werden.
    Er wandte sich an den Claudier.
    Hast du noch Fragen an den Vexillarius Claudius Menecrates?

  • "Tjaa", begann Menecrates. "Die Sachlage stellt sich anders als erwartet da. Ich muss dich vorhin falsch verstanden haben, Primus. Ich hatte angenommen, dein Vexilarius solle sich während dem Manöver in meinen Reihen bewähren. Als Peregrinus geht das freilich nicht." Fast hätte er dem Mann vorübergehend das Co-Kommando über eine Turma anvertraut. Kommandieren könnte er unter diesen Umständen aber bestenfalls die Trossknechte.


    Menecrates wandte sich an Serafím Varelas.
    "Vexillarius Varelas, du weißt sicherlich, dass für die Verpflichtung in einer Legion das Bürgerrecht Voraussetzung ist. Ich kann dich unter den gegebenen Umständen tatsächlich nur als Verbindungsmann einsetzen. Eine Eingliederung in die Truppe kommt nicht in Frage, geschweige denn die Erteilung von Befehlsgewalt." Er betrachtete den Mann und es tat ihm leid, Träume zu zerstören.


    "Ich habe eine Idee. Wenn du mich nach Mogontiacum begleitest, kannst du sofort in die Regia gehen und den Statthalter bitten, dir das Bürgerrecht zu verleihen. Es gibt ohnehin nur zwei Möglichkeiten: Entweder er erteilt es dir, dann sage ich dir hiermit zu, dich während dem Manöver mit Aufgaben und Verantwortung zu betrauen. Oder er lehnt ab, was bedeutet, dass sich der Wechsel zur Legion ein für allemal erledigt hat. Dann bleibt es bei Botendiensten vor und während des Manövers."
    Menecrates fand seinen Vorschlag folgerichtig und erwartete gespannt die Reaktion seiner Gesprächspartner.

  • Schon komisch, dass die Römer wirklich so ein Bohei um ihr Bürgerrecht machten.
    Hatte man mit Bürgerrecht mehr Kompetenzen für höhere Aufgaben als ohne? Entschied wirklich ein Stück Papier darüber, wie kompetent man ist? Innerlich konnte Serafím nur den Kopf schütteln, dennoch wusste er, dass das, was der Legatus sagte der Wahrheit entsprach. Er konnte nur mit dem Bürgerrecht zur Legio versetzt werden.. wie gut, dass er bereits römischer Bürger war! Allerdings wussten das bis jetzt nur sein Patron und er selbst, nach außen hin, tat er völlig unschuldig.


    "Ich verstehe das voll und ganz, Legatus." nickte er die Ausführungen des Claudiers ab.
    Als dieser jenen Vorschlag äußerte, ihn nach Mogontiacum zu begleiten, um beim LAPP um das Bürgerrecht zu bitten, schmunzelte er innerlich. Es lief alles nach Plan.


    "Dein Vorschlag zeugt von scharfsinnigem Geist, Legatus. Es wäre mir eine Ehre dich nach Mogontiacum begleiten zu dürfen." entgegnete er ehrlich. "Auch wenn mir das Bürgerrecht verwehrt bliebe, unterstütze ich dich dennoch vor und während des Manövers als Bote.", ein bisschen Honig um den Mund schmieren.. das war eigentlich gar nicht Varelas Ding, genauso wie Sätze mit mehr als fünf Worten.. aber er riss sich am Riemen, er wollte seine Versetzung nicht gefährden.

  • Primus wunderte sich nicht schlecht über die Worte des Kreters. Dermaßen schleimig hatte er ihn nie erlebt. Er war bislang durch lakonischen Wortgebrauch und eiserne Pflichterfüllung aufgefallen.
    Ein kurzer Blick zu Menecrates bezeugte sein Unverständnis und die Erwartung einer Erwiederung. Er fügte jedoch ein,
    Wenn es hilft stelle ich eine Empfehlung für die Ernennung aus,...ein wenig Führsprache kann sicherlich nicht schaden,...was nichts über deine Eignung als Soldat aussagt,... Wobei sich menschlich anscheinend Abgründe auftaten...fast bereute er es den Vexillarius in die Legio zu geben,...schließlich geschah dies auf seine Intervention hin.
    Primus hoffte diese Aktion würde die Bande zwischen ihm und dem Claudier nicht allzusehr strapazieren.

  • Den scharfsinnigen Geist besaß Menecrates zwar, aber in seinem Vorschlag kam er sicherlich nicht zum Tragen, denn die Fakten ließen keine andere Lösung zu. Er betrachtete den Peregrinus wegen seiner auffälligen Äußerung zwei Lidschläge unschlüssig, dann widmete er sich wieder dem Praefectus.


    "Ganz bestimmt sind Empfehlungsschreiben hilfreich", bestätigte er. Mehr gab es nicht zu sagen, denn die Ernennung des Vexillarius' sollte nicht ihr Problem sein, es war das des Peregrinus.
    "Ja, wir haben dann alles, oder? Ich reise morgen ab, würde heute sehr gerne noch die Umgebung des Lagers kennenlernen und Informationen über die Siedlung erhalten. Zum Beispiel: stehen dort Baracken? Gibt es eine Bewehrung? Oder ist die Siedlung eher als Ruine zu beschreiben?"

  • Primus nickte dem Vexillarius zu und meinte,
    Gut, damit wäre alles geklärt,...du reitest Morgen mit nach Mogontiacum,...alles weitere entschjeidet der Legatus Legionis nach dem Manöver,...
    Ernst sah er den Mann an,
    ...es liegt also an dir,...abite Vexillarius.
    Nachdem der Krete verschwunden war sah Primus den Claudier kurz erinnernd an und sagte,
    ...das Umland,...ja,...ich werde dich begleiten,...
    Ein letzter Rest Vinum gelangte in die Pokale.
    Das Lager ist ein altes Gehöft,...ordentlich in Schuß,...umgeben von einer halb mannshohen Mauer,...zwar nicht den Standarts der römischen Castellbauer entnommen, aber gut genug um einen Kommandostand, ein kleines Feldlazarett und eine Truppenküche zu unterhalten,...wir machen das bei unseren Manövern immer so,...da kochen die Contubernien nicht für sich sondern es gibt eine Ausgabe für alle,...

  • Nun war es also besiegelt. Varelas würde mit dem Lagatus Legionis morgen nach Mogontiacum zur Legio II reisen. Zweifelsohne würde er nach dem Mannöver gegen die Tölpel von Neulingen der ALA bei der Legio übernommen werden, immerhin besaß er schon das Bürgerrecht und das war das einzige, was ihn noch daran hindern konnte. Wie er es genießen würde diese ungewaschenen Barbaren, die als Tirones die Ehre und die Standarte der ALA II Numidia befleckten, in Grund und Boden zu Stampfen. Doch jetzt galt es erst mal zur Legio zu reisen, denn bis das Mannöver startete, musste noch einige Zeit verstreichen.


    "Jawohl, Praefectus!" entgegnete er Primus und verabschiedete sich ebenso militärisch vom Legatus Legionis. Dann trat er weg.

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