• "Er hat es nicht direkt ausgesprochen. Aber ich denke schon. Ja. Soldaten sind durchaus zu beeindrucken, wenn ein hoher Offizier weiß, wo das böse Ende eines Schwertes ist. Aber ein wenig Verstand, Durchsetzungsvermögen und taktisches Denken dürfen ebenfalls nicht fehlen." Er grinste breit, schließlich wußte er es aus allererster Hand. Und er hoffte, daß sein Vetter es eines Tages auch zum Tribun brachte. Zu einem der wenigen guten.


    "Versuche, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sorge dafür, daß sie sich an Dich erinnern. Natürlich nur positiv. Dich nur zu sehen, genügt nicht. Sie merken sich nicht die Gesichter derer, die einfach nur dabei sind. Hast Du mit diesem Flavius Piso mal richtig gesprochen?" Abgesehen davon, daß der es noch nicht allzu weit gebracht hatte. Aber er kannte eine Menge Leute. "Er hat lange in der Kanzlei gearbeitet, er kennt viele hohe Tiere persönlich." Insoweit wäre es nicht dumm, näheren Kontakt zu ihm zu suchen. Am besten sogar Freundschaft.


    "Ähm, ich habe mich mißverständlich ausgedrückt, fürchte ich. Ja, natürlich absolviere ich mein komplettes körperliches Training in der Castra. Nirgends sonst könnte ich so qualifiziert trainieren. Aber mit dem Angebot meinte ich eher das Training bei Iulius Centho in dessen Casa. Ich darf keine Zivilisten in die Castra bringen zum Training."

  • "Was du nicht sagst," witzelte Sermo. "Ich werde mich gewiss nicht vor die Männer stellen wollen, wenn ich nicht wüsste wie man einen Haufen Soldaten angehen muss." Und mit einem gewinnenden Lächeln erinnerte er Valerian: "Mein Vater war immerhin Tribun, ich habe da schon etwas von ihm abbekommen."


    Natürlich wusste Sermo die Dinge schon selbst, die sein Vetter da nun aufzählte. Er war ja nicht auf den Kopf gefallen. "Keine Bange, ich bin auf dem besten Weg in die Freundeskreise der Nobilitas," brummte er daher und zog kritisch eine Augenbraue hoch. "Es wird noch Gelegenheit geben, ausreichend Kontakte zu knüpfen. Bis dahin vergeht noch einige Zeit."
    Ob das wohl ein guter Zeitpunkt war, Valerian über seine Zukunftspläne aufzuklären? Nun, warum nicht. Oder hatte er ihm schon davon erzählt? Na, doppelt hält im Zweifelsfall besser. "Ich werde nämlich zunächst einmal in Ostia in die Stadtverwaltung gehen. Das bedeutet zwar, dass ich hier mindestens zwei Jahre nicht so regelmäßig aufkreuzen kann, aber es ist eine gute Vorbereitung auf die Aufgaben im Cursus Honorum."


    "Ah, das hätte ich mir auch denken können. Aber ja, gern würde ich daran teilnehmen. Warum auch nicht? Wie regelmäßig trainiert ihr denn? Gar täglich?"

  • "Tatsächlich, hast Du das?", stichelte Valerian und grinste breit zurück. Wenn Sermo durchhielt, konnte durchaus etwas aus ihm werden. Er würde es ihm wünschen. Zumal die Familie einiges an Ansehen gewinnen würde, wenn Sermo es tatsächlich in den Senat schaffte.


    "Du willst nach Ostia gehen? Nun, Ostia ist nicht weit, da sollten sich regelmäßige Besuche aber machen lassen. Kennst Du eigentlich Octavius Macer? Der hat sich doch auch in Ostia seine ersten Sporen verdient. Vielleicht hat er den einen oder anderen Rat für Dich? Und ich hörte, der Praefectus Urbi sei der Stadtpatron von Ostia. Es ist vielleicht nicht dumm, sich bei ihm ein wenig einzuschleimen." Zwar mochte er den Vescularier nicht, aber nichts desto trotz konnte es für Sermo nützlich sein, sich mit ihm zu verständigen.


    "Nein, so oft kann ich nicht. Aber so zwei mal in der Woche etwa trainieren wir zusammen. Er trainiert an den anderen Tagen natürlich allein. Nehme ich zumindest an, sonst würde es auch nicht viel bringen."

  • "Ich hoffe es doch sehr," setzte er noch einen obendrauf und winkte dann aber ab. "Na, wir werden jedenfalls sehen was die Zukunft bringen mag." Und damit war diese Sache für ihn abgehakt.


    "Mensch, Octavius Macer war doch auch bei den Ludi Romani dabei. Sicher kenn ich den!" meinte Sermo fröhlich. "Ich werde mich mit ihm diesbezüglich in Verbindung setzen. Und den Praefectus Vescularius werde ich dann wohl zu gegebener Zeit einmal aufsuchen. Hast du ihn einmal kennen gelernt?" Immerhin konnte es ja sein, dass er dem Praefectus Urbi in der Castra mal über den Weg gelaufen war.


    "Sofern meine Amtsgeschäfte - sollte ich denn gewählt werden - es erlauben, werde ich natürlich dann gerne zur sportlichen Ertüchtigung unter professioneller Aufsicht herkommen." er grinste. "Wann trefft ihr euch dann wieder? Ich würde gern direkt mitkommen, wenn Iulius Centho das recht ist."

  • Richtig, vermutlich kannte Sermo den Octavier gar besser als er, denn Valerian hatte sich ja bald verabschieden müssen damals. "Er hat bestimmt ein paar Namen für Dich, ja, sprich mit ihm. Und der Vescularier? Ich sehe ihn fast täglich, aber gesprochen habe ich ihn noch nie. Er ist kein freundlicher Mensch und ich glaube, er ist nicht gut auf uns Praetorianer zu sprechen. Also berufe Dich lieber nicht auf mich, wenn Du mit ihm sprichst." Valerian zuckte mit den Schultern. Wenn Sermo es geschickt anfing, dann würde er vielleicht Unterstützung finden für sein Ansinnen in Ostia.


    "Ich werde ihn fragen und lasse Dir dann rechtzeitig eine Information zukommen. Ich bin sicher er wird erfreut sein über einen weiteren Trainingspartner." Was sollte Centho schon dagegen haben?

  • "Hm," machte Sermo nur, als Valerian so schlecht von dem Vescularier sprach. Der Mann schien ja wirklich ein ätzender Mensch zu sein. "Ich werde mal sehen, was sich so machen lässt. Das hat alles noch etwas Zeit. Aber danke für den Rat, ich werde mich danach richten." Er klopfte seinem Vetter freundschaftlich auf die Schulter und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Er schätzte es sehr, so auf die Unterstützung setzen zu können, die er stets von seiner Familie erhielt.


    "Ja bitte, frag ihn ruhig. Ich würde mich wirklich über das gemeinsame Training freuen, sag ihm das ruhig," erklärte er gut gelaunt. Daraufhin fragte er aber neugierig: "Hast du gerade eigentlich Feierabend, oder nur eine kurze Pause?"

  • Valerian zweifelte nicht, daß Sermo seinen Weg gehen würde. Er besaß das nötige Durchhaltevermögen. denn leicht würde es nicht werden. Ganz und gar nicht. Trotz aller Unterstützung, die Valerian ihm natürlich gerne zukommen ließ.


    "Dann sprech ich mit ihm. Nein, ich muß gleich wieder los. Ich habe mir ein bißchen Zeit gestohlen." Wie gut, daß er sich das als Centurio leisten konnte. Er vernachlässigte dafür niemals seine Pflichten. Und war ja auch ansonsten weit engagierter, als die meisten anderen Centurionen.

  • Mit einem vergnügten Kopfschütteln tadelte Sermo seinen Vetter spaßeshalber für dessen vermeintliche Dreistigkeit. "Gut, dann lass dich von mir bloß nicht aufhalten. Nicht, dass dein Diebstahl noch bemerkt wird." Er zwinkerte Valerian fröhlich zu und wünschte dann noch einen schönen restlichen Arbeitstag, bevor er sich wieder zurückzog in die Bibliothek, seinen Hort der Ruhe.

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    Diomedes



    "Darf ich Dir etwas zu essen oder zu trinken bringen, Dominus? Möchtest Du vielleicht ein Bad? Dominus Valerian hat ein kleines Balneum einbauen lassen. Ich muß natürlich noch Dein Zimmer vorbereiten, ich war nicht auf Deine Ankunft vorbereitet." Der Sklave redete und redete und offenbarte seine Nervosität. Denn er war sich wirklich nicht sicher, ob er alles schaffen würde, wenn noch jemand hier lebte.

  • Pulcher trat in das alte bekannte Mauerwerk der Casa Quintilia und sah sich fröhlich um. Wohl eher aus Reflex als irgendeine große Veränderung zu erwarten, er war ja schließlich nicht sehr lange weg gewesen. Eine Veränderung gab es dann aber wohl doch an diesem Haus. Ein Balneum. Wunderbar!


    „Sehr gerne. Beides. Also etwas zu essen, trinken und ein Bad. Dann vertreibe ich mir die Zeit immerhin sinnvoll, bis meine Verwandschaft einkehrt.“ Der junge Mann grinste über seine eigene Flacksigkeit seiner Wortwahl. Dann stemmte er die Arme in die Seiten. „Ein Balneum. Da hatte er eine wirklich gute Idee. Wahrscheinlich haben wir Quintilier keinen großen Namen, weil sich keine Frau aus gutem Hause gerne hierher verirrt hätte…. In ein Haus ohne eigenes Balneum.“ Nun musterte er den Sklaven. „Bist du neu hier? Wie heißt du? Ich möchte wirklich nicht meckern, aber Curio wusste stets, wann er mit mir zu rechnen hatte. Die letzten Wochen des Februarius sind in Germanien trist und grau, sodass ich spätestens zu Beginn der zweiten Hälfte des Martius zurück in Rom war in den letzten Jahren.“

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    Diomedes



    Diomedes staunte nicht schlecht, als er sah, wie zuhause sich der junge Mann offenbar hier fühlte. "Mein Name ist Diomedes, Herr. Ja, ich bin erst einige Monate hier im Haus. Bitte nimm doch im Triclinium Platz. Dort ist es warm. Ich werde Dir einen kleinen Imbiß zusammenstellen und dann das Bad vorbereiten." Der Grieche verneigte sich und verschwand dann schnell in der Küche, bevor er sich noch mehr Lobreden auf den alten Curio anhören mußte. Schnell machte er eine Platte zurecht mit Brot, Käse, Schinken und geräuchertem Fisch, dazu ein Schälchen Oliven und zwei Äpfel, die der Jahreszeit entsprechend ziemlich schrumpelig waren. Eine Karaffe Wein und eine mit Wasser kamen noch dazu, damit der junge Herr die Mischung individuell vornehmen konnte. Damit kehrte er zurück und stellte es auf dem Tisch im Triclinium ab. "Kann ich Dir noch etwas bringen, Dominus Pulcher?" Oder darf ich endlich gehen, um das Bad vorzubereiten?, schwang in der Frage unüberhörbar mit.

  • Pulcher nickte und sah dem Sklaven nach. Diomedes war wohl offensichtlich nicht unbedingt für einen Plausch zu haben. Zu Schade. Er hätte doch gerne schon jetzt erfahren, was sich in den Wintermonaten so ergeben hatte. Er betrachtete sich über die Geschehnisse gut informiert, doch bestimmt gab es noch jede Menge von Neuigkeiten, die ihn in Germanien nicht erreicht hatten.


    Er wollte gerade ins Triclinium gehen, als Varro hereinkaum. „Varro! Hast du das Vieh besiegt!“ Er klang überrascht. „Dann kannst du jetzt das Gepäck auf mein Zimmer bringen und dir den Rest des Tages freinehmen.“ Varro nuschelte eine Antwort und verschwand.
    Beinahe zeitglich erschien Diomedes wieder. Er trug ein Tablett, das er im Triclinium abstellte. Hungrig setzte Pulcher sich und überblickte die Lebensmittel. „Nein, mehr brauche ich nicht. Du kannst gehen.“

  • Die Tage waren anstrengend für Sermo. Erst Valentinus' Tod, die Trauerzeit. Dazu noch seine Schwester Melina, die nach Aufmerksamkeit schrie und gesellschaftlichen Umgang lernen musste. Besonders nervenaufreibend war die Pendelei zwischen Ostia und Rom, die er nun seit zwei Wochen durchzog. An beiden Orten hatte er Geschäfte zu erledigen oder Kontakte zu pflegen. In Ostia hatte er zwar mittlerweile eine Wohnung gefunden, doch dort zu Ruhe gekommen war er natürlich nicht. Hier musste sich um die neue Arbeit in der Stadtverwaltung gekümmert werden, dort wollten alte Freunde besucht werden, anderswo an wichtigen Ereignissen teilgenommen werden, wo sein Patron ihn erwartete. Ja, Sermo hatte es nicht leicht zur Zeit.
    Und so stapfte er nach einem ermüdenden Tag zur Tür herein und schlurfte wie er es gewohnt war einfach durchs Haus, um sein wohl verdientes Abendessen einzusacken. Und plötzlich saß da jemand im Triclinium. Einfach so! Jemand, der da nicht sein sollte! Wo kam der nur her? Und wer war der überhaupt? Verwirrt schüttelte Sermo den Kopf und trat neugierig ein. "Salve..." grüßte er, nicht ganz imstande den fragenden Gesichtsausdruck zu verbergen.

  • Pulcher hatte es sich bequem gemacht und bediente sich am Essen, das nach dem langen Ritt wirklich gut tat. Nur etwas langweilig war es. Keiner spendete ihm Gesellschaft. Bis plötzlich ein Mann hereinkam und anscheinend allein von der Tatsache verwirrt war, dass jemand Unbekanntes im Triclinium saß.


    „Salve!“ grüßte Pulcher mit vollen Mund zurück und musterte den für ihn ebenso Fremden, der sich zu Hause zu fühlen schien, während die Hände in etwas parfümiertem Wasser gereinigt wurden. War das vielleicht Sermo, von dem Valerian in einem seiner Briefe an seine Schwester berichtet hatte? Da der Fremde immer noch fragend zu ihm sah, räusperte sich Pulcher, ehe er zu sprechen begann. „Du bist noch nicht lange hier, richtig? Ich bin im vergangenen Spätsomer nach Germanien gegangen und kann mich an dein Gesicht nicht erinnern.“ Der jüngere der beiden erhob sich und stellte sich, ganz aufgeschlossen wie er war, vor. „Ich bin Pulcher, mein Vater war Quintilius Nassus.“

  • Ach, welch Überraschung! Sollte das wirklich sein Cousin Pulcher sein, den Sermo noch als Burschen im Gedächtnis hatte? Herrje, war der in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Sermos anfängliche Skepsis wandelte sich in fröhliche Verblüffung. "Nein, is' nich' wahr!" lachte er und begrüßte den jungen Verwandten mit einer freundlichen Umarmung. "Ich bin's Sermo. Mensch, du bist ja noch ein ganzes Stück in die Länge geschossen, seit wird uns das letzte Mal gesehen haben. Bona dea, das ist eine gefühlte Ewigkeit her!" Er besah sich seinen Cousin genauer und musste feststellen, dass der Quintilius zu einem ansehnlichen jungen Mann herangewachsen war. Der musste der Frauenschwarm schlechthin sein! "Willkommen zurück in Rom, lieber Cousin," bekräftigte er, bevor er auf das Essen und die Clinen wies und sich setzte. "Seit wann bist du hier? Bitte, lass dich nicht vom Essen abhalten." Er stibitzte sich eine Olive und ließ sie zwischen den Zähnen verschwinden, während er Pulcher neugierig betrachtete. Wieso fühlte er sich auf einmal bloß um Jahre gealtert?

  • Die Überraschung auf Sermos Gesicht sollte sich gleich auf Pulchers widerspiegeln, als er sich tatsächlich an einen Cousin erinnern konnte, der sich seit ihrer letzten Begegnung aber mindestens genau so verändert hatte wie er selbst. „Sermo! Schön dich so kurz nach meiner Ankunft zu treffen, Alter!“ Auch Pulcher lachte, fand aber, dass ihnen beiden das Alter zu Gesicht stand. Er musterte ihn. „Ansätze von Geheimratsecken, Bart… Zu beneiden.“ Er mit seinen Locken und den Wangen, die immer noch glatt waren wie ein Babypopo wusste, von was er da redete. Sie setzten sich. „Ähm, Zufall oder nicht: Ich bin gerade eben erst angekommen. Du siehst, die Schüsseln sind fast noch voll, in der kurzen Zeit konnte der beüchtigte quintilische Hunger nicht allzu viel anrichten.“ Er biss von Brot und Käse ab. „Bedien dich ruhig und erzähl mir, was du jetzt so treibst.“

  • "Zu beneiden?" lachte Sermo und fuhr sich flüchtig durch die Haare. Im Gegensatz zu ihm konnte Pulcher sich ja noch mit einem Handtuch die Barthäärchen aus dem Gesicht rubbeln. Er bediente sich gern und ganz besonders nach Pulchers Aufforderung an dessen Essen und zerkaute so genüsslich eine Scheibe Räucherschinken. "Ich treibe momentan Vorbereitungen in Ostia voran," verriet er seinem Cousin dann mit einem Schmunzeln. Das klang nämlich wesentlich geheimnisvoller, als es eigentlich war. "Soll heißen: Ich möchte dort für ein Amt der Stadtverwaltung kandidieren, nachdem ich im vergangenen Jahr Liktor meines Patrons war. Und bevor du fragst: Ich habe mich für Senator Spurius Purgitius Macer entschieden. Du kennst ihn gewiss, zumindest vom Namen her." Er grinste verschmitzt und suchte zugleich nach Zeichen der Überraschung oder der Ahnungslosigkeit auf dem Gesicht des quintilischen Lebemannes. Womöglich sagte Pulcher der Name seines Patrons ja gar nichts. Dann holte Sermo zum Gegenschlag aus. "Und was hat dich in den Wintermonaten nach Germania getrieben?" Ihm wollte nicht recht einfallen, warum jemand ausgerechnet in den kalten Monaten in den Norden gehen würde, wenn hier das Wetter schon ungemütlich kalt und nass wurde.

  • "Entenkacke!"


    Melina tobte und ihr Gekreische war bis ins Atrium hin, zu vernehmen. Sie rannte, wie angestochen, durch das Haus. "So eine verdammte Entenkacke," kreischte sie überschlagend. Sie hatte sich ihre Tunika mit Tinte versaut und ein großer schwarz-blauer Fleck zierte nun ihre Kleidung. Ebenso waren ihre Hände schwarz. Diese streckte sie nun weit von sich, um sich nicht noch mehr zu beschmutzen. "Ich brauche Wasser, schnell!" Sie schien sich wild im Kreis zu drehen. Da fiel ihr ein unbekanntes Gesicht ins Auge als sie das Atrium hilfesuchend betrat. Sie schluckte und rang sich ein breites Grinsen ab. Wie peinlich!


    "Salve," sagte sie mit weit von sich gestreckten Armen. "Iullus, ich hatte mal wieder Pech." Sie legte den Kopf, peinlich berührt, schief. Ihr Bruder würde sicherlich wieder ausrasten. "Ich kann das erklären! Ehm...also fast...ehm naja...nein aber ich kann es versuchen...," schnatterte sie.

  • Das klang in der Tat geheimnisvoll, aber da Pulcher selbst gerne Dinge auszuschmücken suchte, vermutete er schon, dass Sermo nur ein bisschen Spannung hatte stiften wollen. Er folgte seinen Worten nicht weniger interessiert. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Erkenntnis. “Senator Purgitius Macer. Natürlich kenne ich ihn.“ Er dachte kurz nach, schüttelte den Kopf. “Persönlich habe ich ihn jedoch noch nicht getroffen und auch nicht viel über ihn gehört. Doch wer weiß, was die Zukunft bringt. Kannst du ihn als Patron empfehlen?“ Pulcher war ja gerade erst „erwachsen“ geworden und musste sich mit Vokabeln des politischen Gesprächs erst noch üben – weg von der Theorie, hin zur Praxis.
    Grinsend vernahm er seines Cousins Frage. “Das Wetter! Doch, das kannst du ruhig glauben.“ Er war amüsiert über den verständnislosen Gesichtsausdruck. “Diesen Winter hatten sie dort Schnee, der mir bis zu den Knien reichte.“ Seine Faszination für die Kälte, den Schnee, das Eis teilte wohl kaum ein Römer. Doch er war ganz besessen von der kalten Jahreszeit.


    Ein greller Schrei ließ Pulchers Blick fragend durch das Atrium wandern, in dem eine junge Frau erschien, die allem Anschein nach in ein Tintenfass gestürzt war. Der Anblick war zu schön! Pulcher prustete ungehalten los, unterdrückte das jedoch gleich und saß dann da wie ein armer Epileptiker – bloß grinsend.

  • Eigentlich hatte Valerian nur kurz nach der Post schauen wollen. Eigentlich hatte er auch nicht damit gerechnet, daß jemand zuhause war. Doch als er das Haus betrat, hörte er als erstes Geschrei. Entenkacke, das konnte wirklich nur von Melina kommen. Ein hektischer Diomedes rannte mit einem gut gefüllten Wassereimer ins Atrium, um einen vermeindlichen Brand zu löschen, denn warum sonst schrie man so nach Wasser?


    Dazu fand Valerian nicht nur Sermo, sondern erstaunlicherweise auch Pulcher im Atrium vor. "Salvete zusammen." Da es augenscheinlich nicht brannte, ging Valeriannun mit ausgebreiteten Armen auf Pulcher zu. "Spurius! Willkommen zuhause!" Er umarmte den jungen Mann herzlich und klopfte ihm auf die Schulter. "Wie schön, daß Du wieder da bist. Komm, berichte, wie es Dir ergangen ist!"

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