Casa Germanica - Cubiculum Calvena

  • Sie hatte ja befürchtet, dass es schwierig werden würde, Calvena die Wahrheit zu sagen, aber die heftige Reaktion ihrer Freundin übertraf Serranas schlimmste Befürchtungen. Jetzt war es ihr nicht länger nur peinlich, denn Calvenas Gesichtsausdruck bevor sie sich wieder von ihr abwandte, war regelrecht hasserfüllt und das jagte Serrana ziemliche Angst ein. War es denn für Calvena wirklich eine derartig schreckliche Vorstellung, dass ihre Freundin sich in ihren Onkel verliebt hatte?


    "Calvena, bitte...." sagte Serrana verzweifelt und spürte, wie ihr jetzt die Tränen in die Augen stiegen.
    "Ich konnte doch nicht ahnen, dass so etwas passiert. Damals bei der Cena wäre ich nie auf die Idee gekommen, da fand ich ihn zwar auch schon nett, aber doch nicht so...."


    Am liebsten hätte sie die Hand ihrer Freundin ergriffen, aber im Moment hatte sie viel zu viel Angst Calvena zu berühren. Warum musste denn auf einmal alles so furchtbar kompliziert werden?

  • Serrana ahnte ja nicht, welche Schlüsse Calvena gezogen hatte, denn wenn ihre Freundin dies wüsste, würde diese ihr wohl auf der Stelle sagen, von wem sie redete. Denn im Augenblick redeten und dachten sie voll von einander weg. An den letzten Mann an den Calvena dachte, war ihr Onkel im Augenblick. Vielmehr rang sie ganz mühsam das Bedürfnis nieder, Serrana zu erwürgen. Niemals hätte sie gedacht dass die Iunia zu solch einem Vertrauensbruch fähig war. Noch nie hatte sie sich so in einem anderem Menschen geirrt und das schmerzte ihr mehr denn je.
    Der verzweifelte Ton ihrer Freundin schien ihre schlimmsten Befürchtungen im ersten Moment nur zu bestätigen und zu steigern, denn niemand redete so, wenn er sich nicht schuldig fühlte. Was sie wütend machte, war die Tatsache, dass Serrana so in aller Ruhe ihr noch unter die Augen treten konnte und dann auch noch so scheinheilig war ihr von ihrem Verehrer vor zu schwärmen. Gerade als sie sich in die wildesten Fantasien ausmalte, stutzte sie dann doch. Cena?!?!, Valerian war doch nicht dabei gewesen, er hatte Dienst gehabt. Das war eine Tatsache die sich nicht ändern ließ und sie erst mal schlagartig nüchtern machte.
    Aus Wut wurde plötzlich Verwirrung, von wem zum Henker redete Serrana eigentlich. So viele Männer waren bei der Cena nicht dabei gewesen, Macer, Centho, Sermo und ihr Onkel, Centho siebte sie rigoros aus, Serrana hatte mit dem keine drei Worte gewechselt, auf ihren Onkel wollte sie selbst jetzt nicht kommen, also blieb eigentlich nur noch Macer, aber für Calvena war der Octavia nur ein Freund. War Serrana deswegen so durcheinander? Innerlich seufzte sie dennoch erst einmal auf, sie hatte ihrer Freundin und auch Valerian unrecht angetan.


    „Von wem redest du?“ fragte sie dann einfach rund heraus, ehe sie schon wieder anfing sich irgendwelche dumme Gedanken zu machen.

  • Mittlerweile fühlte sich Serrana derartig unwohl, dass sie am liebsten sofort aufgestanden und gegangen wäre. Noch vor wenigen Minuten war sie furchtbar glücklich gewesen und jetzt fühlte sie sich absolut elend und hatte Schuldgefühle, obwohl sie eigentlich gar keinen Grund dafür wusste...
    Irgendwann schien sich jedoch Calvenas Stimmung ein wenig zu drehen, wobei es Serrana völlig entging, dass das mit der Erwähnung der Cena zusammenhing. Irgendwie begriff sie das Verhalten ihrer Freundin überhaupt nicht mehr, und als diese sie dann unumwunden nach der Wahrheit fragte, fühlte Serrana fast so etwas wie Erleichterung. Wie auch immer Calvenas Reaktion gleich ausfallen würde, schlimmer als die letzten Szenen konnte es kaum werden...


    "Ich dachte, dass wüsstest du längst." antwortete Serrana ein wenig verwirrt. "Ich spreche von ....von......." Oh, ihr Götter,war das schwer, jetzt bekam sie doch tatsächlich Sedulus' Namen nicht über die Lippen und wies dann schließlich in ihrer Verzweiflung leicht mit dem Kopf in Richtung der geschlossenen Tür, durch die er vor wenigen Minuten wieder verschwunden war.

  • Manchmal gab es Tage an denen man wirklich zu Blöde war um die Zusammenhänge zu verstehen und das offensichtliche zu sehen. So verstand Serrana Calvenas Gedankengänge und Ängste nicht und Calvena wiederum kam nicht auf die Idee, dass ausgerechnet ihr Onkel, ihrer Freundin so sehr den Kopf verdreht hatte, dass diese einen Knoten in der Zunge hatte. Sie wurde nur noch verwirrter, als die Iunia dann meinte, sie wüsste bereits um wen es sich handelte. Leicht schüttelte sie nur den Kopf.


    „Ich dachte du redest von Valerian...“, gab sie leise zu und diesmal lief sie vor Verlegenheit rot an. Wie dumm sie doch gewesen war. Das war ihr nun wirklich unangenehm, aber was sollte sie auch anderes denken, wenn sich Serrana so geheimnisvoll ausdrückte und herum stotterte. Das ihre Freundin etwas hilflos auf die Tür starrte entging ihr, denn diesmal starrte Calvena auf ihre Hände. Was für ein furchtbares Missverständnis. Nun fühlte sie sich ganz elend und hätte am liebsten die Flucht ergriffen, aber je eher sie jetzt dies aus der Welt räumten, desto eher konnten sie wieder die unbeschwerten Freundinnen sein.

  • Serrana starrte immer noch die geschlossene Zimmertür an, daher ging Calvenas erst verwirrte und dann verlegene Reaktion weitgehend an ihr vorbei. Endlich hatte sie es hinter sich... was für eine Erleichterung...
    Fast hätte sie die leise Bemerkung ihrer Freundin gar nicht mitbekommen, aber dann war es wieder sie, die in Verwirrung gestürzt wurde.


    "Valerian? Wieso denn das?" fragte Serrana völlig konfus. "Was hat denn die ganze Geschichte mit dem zu tun?" Erst nach und nach kam ihr zu Bewusstsein, was Calvenas Geständnis eigentlich bedeutete.


    "Das kann doch nicht wahr sein....Du hast wirklich geglaubt, ich würde mich mit deinem Verlobten treffen? Was denkst du denn bloß von mir?" Inzwischen war ihre Stimme deutlich lauter geworden und wieder füllten sich Serranas Augen mit Tränen, diesmal allerdings aus Enttäuschung und Wut.
    "Ich glaub, es ist besser, wenn ich jetzt gehe." sagte sie dann mit mühsam beherrschter Stimme und erhob sich aus ihrem Sessel.

  • Nun war es an Calvena, dass sie sich schlecht fühlte. Aber eine kleine Stimme in ihrem Innern flüsterte ihr zu, dass auch Serrana eine gewisse Schuld an dieser Verwechslung trug, denn sie hatte sich so unglücklich ausgedrückt. Sie biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen die Tränen an. Sie war über sich selbst enttäuscht, dass sie auf so einen dummen Gedanken gekommen war.


    „Ach, Serrana...“, sagte sie und klang erstickt und reichlich kläglich, denn die Vorwürfe trafen sie zurecht. „Es war dumm von mir“, fügte sie hinzu. Alle Wut war verraucht, denn sie hatte jetzt eher Angst, eine wichtige Freundin zu verlieren. Mehr als entschuldigen konnte sie sich nicht. „Was hättest du denn an meiner Stelle gedacht?“ fragte sie gänzlich nieder geschlagen. „Du hast dich so... so, so schwammig ausgedrückt, das ich nicht wusste, was ich davon halten sollte!“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein flüstern. „Es tut mir Leid!“ Calvena suchte den Blick ihrer Freundin.

  • Sie hatte sich schon halb zur Tür gewandt, als die zerknirschte Stimme ihrer Freundin sie zurückhielt. Da sie immer noch furchtbar aufgewühlt war, dauerte es eine Weile bis deren Worte wirklich zu Serrana durchdrangen doch dann fühlte sie, wie ihr sehr schnell der Wind aus den Segeln genommen wurde. Konnte es denn wirklich sein, dass sie sich so seltsam ausgedrückt hatte, dass man daraus auf Valerian schließen konnte? Du liebe Güte, wie peinlich...


    Langsam ließ sich Serrana wieder auf ihrem Sessel nieder und wischte dabei die Tränen weg, die mittlerweile ihre Wangen heruntergerollt waren. Dann wandte sie sich wieder Calvena zu und nahm deren Hand in die ihre.


    "Ist schon gut, mir tut es auch leid." sagte sie mit einem leisen Schniefen. "Mir war nicht klar, dass ich mich so unklar ausgedrückt habe, aber du weißt ja, dass mir manchmal einfach nicht die richtigen Worte einfallen...." Ein weiteres kleines Schniefen folgte, bevor Serrana mit einem schiefen Lächeln und der festen Überzeugung, dass Calvena ihren Blick zur Tür richtig gedeutet hatte, weitersprach.


    "Aber ich bin wirklich sehr froh, dass du jetzt endlich Bescheid weißt und mir nicht böse bist. Ich hab mich so damit gequält, weil ich nicht wusste, wie ich es dir erklären sollte. Aber weißt du, was wirklich seltsam ist?" an dieser Stelle musste Serrana kichern, obwohl sie immer noch Tränen in den Augen hatte. "Das Ganze wäre wahrscheinlich nie passiert, wenn Großmutter nicht ins Impluvium gefallen wäre, ist das nicht lustig?"

  • Sie konnte es verstehen, wenn Serrana jetzt einfach ging. Solche Vorwürfe hatte ihre Freundin wahrlich nicht verdient und sie kam sich furchtbar dumm vor. Mehr denn je. Noch nie war sie so sehr in ein Fettnäpfchen getreten wie eben und wenn sie Pech hatte, hatte sie nun ihre beste Freundin verprellt. Für einen Moment glaubte, sie Serrana würde ihre Worte abtun, doch dann kam sie zurück. Auch auf Calvenas Wange zeichneten sich Tränenspuren ab, mehr aus Erleichterung, als aus Kummer. Kurz wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht. „Es tut mir Leid!“ wiederholte sie und drückte denn die Hand ihrer Freundin. Allein diese kleine Geste wischte alle Zweifel zwischen ihnen fort.


    Kurz nickte sie. „Nicht nur dir fehlen hin und wieder die richtigen Worte.“ Sie hatten sich bereits verziehen. Missverständnisse konnten auftreten, man musste sie dann aber sofort klären.


    Während Serrana weiter sprach, zeichnete sich nun wieder Verwirrung auf dem Gesicht der Germanica ab. Sie hatte immer noch keine Ahnung, wen Serrana meinte, erst als sie Laevina im Zusammenhang mit dem Impluvium erwähnte, ging ihr so langsam auf, von wem ihre Freundin sprach. „Du sprichst von Sedulus!“ stellte sie dann verblüfft fest und musste dann auch kichern. Na das war ja mal ne Neuigkeit. Ihre beste Freundin bandelte mit ihrem Onkel und Vormund an. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was Laevina dazu sagen würde. Nun blckte sie kurz zur Tür und verstand auch, warum sich die Beiden eben so merkwürdig verhalten hatten. Es war ein Eiertanz gewesen, weil sie befürchtet hatten, sich zu verraten. Nun musste sie lachen, irgendwie war es absurd, aber auf der anderen Seite irgendwie schon fast logisch, jetzt wo sie es wusste.

  • Unendlich froh, dass dieses unselige Missverständnis zwischen ihnen sich endlich aufgelöst hatte, ließ Serrana die Hand ihrer Freundin los und umarmte diese stattdessen. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, jetzt versteh ich dich ja." sagte sie und drückte Calvena noch einmal, bevor sie sie wieder losließ.


    Während Serrana weiter erzählte wirkte Calvena für einen Moment lang immer noch etwas ratlos, aber dann zeigte das plötzliche Erhellen ihrer Gesichtszüge, dass sie die zaghaften Anspielungen ihrer Freundin schließlich doch noch verstanden hatte.


    Als Calvena Sedulus' Namen nannte, machte Serranas Herz einen kleinen Satz und ihre Wangen färbten sich rosig. Mit ihrer üblichen Verlegenheitsröte hatte das jedoch nichts zu tun, denn Serrana sah in diesem Fall keinen Grund sich zu schämen, ganz im Gegenteil.


    "Ja." sagte sie daher nur ganz einfach und lächelte Calvena glücklich an.

  • Glücklicherweise waren sie binnen weniger Augenblicke wieder die besten Freundinnen und alle Missverständnisse vergessen. Auch Calvena war darüber mehr als erleichtert und erwiderte stattdessen die Umarmung. In Zukunft würde sie nie wieder so schnell sich ein falsches Urteil bilden, schon gar nicht über Serrana. Wie hatte sie ihre Freundin nur so falsch einschätzen können, dabei wusste sie doch, dass die Iunia niemals sich zwischen ihr Valerian stellen würde. „Danke, Serrana!“ lächelte sie.


    Immer noch etwas fassungslos sah sie wie Serrana erstrahlte und leicht errötetet. Anscheinend ging es ihr ähnlich, wie wenn sie selbst an Valerian dachte. Wütend konnte sie ihr nicht sein, sie gönnte es ihr ja und auch ihrem Onkel. "Ich freu mich für dich!"

  • Nach dem gerade überstandenen Schrecken freute Serrana sich doppelt so sehr über Calvenas Äusserung.


    "Vielen Dank, das bedeutet mir wirklich sehr viel." antwortete sie dankbar und drückte erneut die Hand ihrer Freundin. "Du glaubst gar nicht, wie oft ich schon darüber nachgedacht habe, wie ich es dir nur erklären soll...Dabei kann ich es eigentlich gar nicht erklären, es ist einfach irgendwie passiert..."sprudelte Serrana aufgeregt heraus, ohne jedoch mit dem Strahlen aufzuhören.
    "Und es war so furchtbar schwer, nicht mit dir darüber reden zu können, schließlich sind doch so furchtbar viele aufregende Sachen in den letzten Tagen geschehen, und ich wollte sie keinem anderen vor dir erzählen." Plötzlich fiel der Iunia auf, dass sie wie ein kleines Kind auf Calvena einplapperte und verstummte schlagartig und mit einem verlegenen Lächeln.

  • Sie musste lachen, sie konnte einfach nicht anders. Dies lag nicht nur daran, dass sie sich nun wider verstanden, sondern auch daran, dass sie Serrana viel besser verstand, als ihre Freundin wohl ahnte. Ihr war es ähnlich ergangen, nachdem sich die Dinge mit Valerian so wundervoll entwickelt hatten. Auch sie hatte das Bedürfnis gehabt irgend jemanden das alles zu erzählen, einer Freundin, die ihr wie eine Schwester war. Und im Grunde war Serrana für sie eine Schwester. Kurz fragte sie sich ob sie auch so viel und so schnell erzählt hatte, als sie ihr von allem erzählt hatte. Es war Aufregung, verliebt sein und vor allem Glückseligkeit die aus ihrer Freundin heraus sprudelten und Calvena gebot dem nicht Einhalt, sondern ließ sie erst einmal alles berichten, bis der Iunia bewusst wurde, wie albern sie war.


    „Sag mal hab ich auch so viel erzählt, als ich dir von Valerian berichtet hab?“ fragte sie scherzend und ahnte bereits die Antwort darauf.


    „Nun musst du mir aber alles erzählen!“ forderte sie Serrana auf. „Und wehe du lässt etwas aus!“

  • Serrana merkte selbst, wie planlos sie daherredete, konnte aber auch nicht wirklich etwas dagegen unternehmen. Denn im Grunde spiegelten ihre hervorgesprudelten Worte nur das Chaos wieder, das seit einigen Tagen ihre Gedanken und Gefühle beherrschte...


    Offenbar nahm Calvena daran aber keinen Anstoß, sondern begann statt dessen zu lachen, und Serrana fiel automatisch in dieses Lachen mit ein. Nicht nur, dass das entsetzliche Missverständnis, das vor wenigen Minuten noch zwischen ihnen gestanden hatte jetzt wieder aus der Welt war. Nun konnte Serrana auch endlich jemandem ihr Herz ausschütten!


    "Naja, irgendwie schon." zwinkerte sie ihrer Freundin als Antwort auf deren Frage zu. "Aber das war ja auch gut so, schließlich wollte ich ja auch alles wissen."


    Als Calvena sie dann bat, ihr alles über Sedulus und sich zu erzählen, musste Serrana erst einmal einmal überlegen, wo sie überhaupt anfangen sollte. Irgendwie war ja alles so spannend...


    "Also, irgendwie hat alles angefangen, als Großmutter in das Becken gefallen ist. Da hat Sedulus sie ja rausgezogen und dann war er furchtbar nett zu mir als ich mir so große Sorgen gemacht habe. Naja, und später hat er mir dann euren Garten und die Bibliothek gezeigt. Stell dir nur vor,...." an dieser Stelle begann Serrana zu kichern,"...er hat mich einfach von den anderen weggeholt, das war so aufregend..."


    Serrana machte ein kurzes Päuschen und trank einen Schluck Saft, bevor sie mit leuchtenden Augen weitererzählte.


    "Naja, und dann ist er vor ein paar Tagen vorbeigekommen und hat mir zwei Schriftrollen geliehen, die mir in eurer Bibliothek so gut gefallen hatten. Erst haben wir uns unterhalten, und dann hab ich ihm die Bibliothek in der Casa Iunia gezeigt. Eigentlich gibt es da drin gar nicht so viel zu sehen, aber wir sind ganz lange drin geblieben, und es war ganz furchtbar romantisch..." Sie seufzte bei der Erinnerung wohlig auf und beugte sich dann ein Stückchen vor.
    "Stell dir vor, er hat mich geküsst. Vier..., nein..., fünf mal, glaub ich. Oder war es öfter?...Egal, auf jeden Fall war es sehr schön." fügte sie noch hinzu und kicherte wieder

  • Sie musste kichern und fühlte sich nun gelöster. Aller Gram war vergessen und sie waren nichts weiter als zwei verliebte Mädchen. Wobei aber Calvena dann doch einen gewissen Blick für die Realität hatte. Vor allem als ihre Freundin dann auf ihre Großmutter zu sprechen kann. Was würde diese nur darüber sagen. Kurz runzelte sie die Stirn, das würde ein Donnerwetter geben, befürchtete sie. Aber vorerst wollte sie Serrana in ihrer Freude nicht bremsen.


    „Ihr habt euch geküsst?“ fragte sie nach und schüttelte leicht ungläubig den Kopf. „Da seh ich meinen Onkel doch glatt mit anderen Augen“, grinste sie. Da hatte sich Sedulus aber recht schnell von seiner Trauer um seine Ehefrau erhollt. Ob das ein gutes Zeichen war? Sie würde ganz schön Böse auf ihn werden, wenn er in ihrer Freundin nur ein kurzes Abenteuer sah. Doch vor erst schob sie diesen Gedanken beiseite. Sie würde ihn jedenfalls mal im Augen behalten. 8)

  • Wie gut es doch tat, endlich wieder frei von der Leber weg zu reden, ohne Angst haben zu müssen vielleicht ein falsches Wort zu benutzen oder sich auf andere Weise zu verraten. Als Calvena die Stírn runzelte, erschrak Serrana für einen Moment, aber dann hellte sich der Gesichtsausdruck ihrer Freundin zum Glück wieder auf, auch wenn diese nach wie vor ein wenig ungläubig wirkte.


    "Ähm ja, das haben wir." erzählte Serrana ein wenig verlegen, auch wenn ihre Augen dabei leuchteten. "Am Anfang nur ganz kurz, aber danach hat es immer länger gedauert. Ich hätte gar nicht gedacht, dass das solchen Spaß macht.."Dass diese Situation für Calvena ein wenig merkwürdig sein musste, war auch der Iunia klar. Allerdings hatte sie keine Ahnung, was sie dagegen unternehmen konnte. Denn auch wenn Serranas Gefühle für Sedulus zu diesem Zeitpunkt ein absolutes Chaos waren, einen Onkel sah sie ganz sicher nicht in ihm... ;)


    "Weißt du, ich muss immer daran denken, was du mir damals im Park beim Tempel über das Verliebtsein erzählt hast. Damals konnte ich es nicht so richtig nachvollziehen, aber jetzt schon."

  • Calvena konnte ihre Freundin nur zu gut verstehen. Auch sie hatte jemanden gebraucht um jemanden alles genau zu erzählen. Für sie war es spannend und aufregend gewesen, während wohl Serrana etwas befremdet gewesen war, aber zumindest zugehört hatte. Und nun hörte sie zu und wusste aber genau wie es ihr ging. Nur dass sie etwas irritiert war, Serrana so von ihrem Onkel sprechen zu hören. Aber so genau dachte sie jetzt nicht darüber nach und nahm es hin.
    Sie musste lachen, als Serrana meinte, sie hätte nicht geahnt, das Küssen so viel Spaß machen konnte. Aber wo sie recht hatte.


    „Es freut mich, dass du so glücklich bist!“

  • Vermutlich war es Calvena gar nicht bewusst, wie sehr Serrana auf ihren Segen in dieser Angelegenheit hingefiebert hatte. Für die junge Iunia gab es keinen anderen Menschen auf der Welt, dessen Meinung eine solche Bedeutung für sie und ihr Handeln und Denken gehabt hätte, von ihrer Großmutter Laevina vielleicht einmal abgesehen. Aber während Serrana mit dieser in erster Linie Respekt, Angst und jahrelanger Gehorsam verbanden, waren es in Calvenas Fall die Bande echter Freundschaft, und die wogen jetzt, zu Serranas eigenem Erstaunen, deutlich mehr. Sicher musste die Vorstellung, dass ihre Freundin in ihren Onkel verliebt war, ein wenig seltsam in Calvenas Augen sein, aber dennoch ließ sich diese nichts davon anmerken, und Serrana fühlte eine neue und noch tiefere Welle der Zuneigung in sich aufsteigen.


    "Vielen Dank, dass du einfach nur zu mir hältst." sagte sie daher lächelnd und drückte noch einmal Calvenas Hände. "Ich kann mir vorstellen, wie seltsam das Ganze für dich sein muss, aber glaub mir, mir geht es ganz genauso. Irgendwie laufe ich den ganzen Tag durch die Gegend und habe keine Ahnung, was als nächstes passieren wird. War das bei dir denn genauso, als du dich in Valerian verliebt hast?"

  • Es war doch schon recht ungewöhnlich das Serrana sich ausgerechnet in ihren Onkel verliebt hatte. Dieser war doch sicherlich mehr doppelt so alt wie sie, aber ihre Bedenken würde sie ein anderes Mal vorsichtig äußern, jetzt jedoch war es viel wichtiger, ihrer Freundin zu zu hören und auch zu bestärken.


    „Seltsam ist nicht das richtige Wort“, meinte sie nachdenklich und versuchte zu ergründen, was sie eigentlich empfand, wenn sie darüber nachdachte, dass Serrana und Sedulus einander zu getan waren. Sie freute sich, für Beide, aber es war dennoch eigenartig. „Naja, doch du hast Recht, es ist seltsam!“ meinte sie dann und erwiderte den Druck der Hände. Als sie dann fragte wie es war, als sie sich verliebt hatte. Eigentlich war sie immer noch verliebt und sie kannte das Gefühl nur zu gut, welches ihre Freundin beschrieb. Alles wirkte wie in einem Traum und sie zwang sich meist, an etwas anderes zu denken, ehe noch etwas zu Bruch ging, wenn sie traumwandlerisch durch die Gegend schwebte. Leicht gedankenverloren nickte sie dann. „Ja, so geht’s mir auch oft!“ gab sie zu und lächelte verlegen.

  • Serrana nickte nur, als Calvena zugab, dass die Situation für sie ein wenig ungewöhnlich war und ließ dabei für's erste bewenden. Sicherlich waren die Umstände im Moment für alle Beteiligten ein wenig ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, aber da man das Ganze ohnehin nicht rationell erklären konnte, konnten sie im Grunde nur abwarten, wie sich alles weiterentwickeln würde. Über eine andere Sache musste allerdings ganz dringend gesprochen werden und ein leicht besorgter Ausdruck legte sich auf Serranas Gesicht, als sie sich wieder ein wenig zu ihrer Freundin hinüberbeugte.


    "Auf jeden Fall darf noch niemand davon erfahren." sagte sie eindringlich und so leise, als wären die beiden Mädchen nicht allein im Zimmer. Aber schließlich wusste Serrana aus eigener leidvoller Erfahrung nur zu gut, über welch exzellente Ohren einige andere Bewohner dieser Casa verfügten. "Vor allem Großmutter nicht, ich will mir gar nicht ausmalen, wie die sich aufregen würde...."Serrana machte sich nicht die Mühe, Calvena ausdrücklich um ihr Stillschweigen zu bitten, sie war sich absolut sicher, dass sie ihrer Freundin in diesem Punkt vertrauen konnte.


    "Gibt es eigentlich schon irgendetwas neues wegen deiner Hochzeit?" fragte sie dann, um das Gespräch wieder zu angenehmeren Themen als Laevina zu lenken.

  • Kurz gönnte sie sich einen Augenblick voller Tagträume mit Valerian. Sie vermisste ihn, dies tat sie meistens, aber ehe sie dadurch bedrückt wurde, lenkte sie sich dann meist ab und stürzte sich Kopfüber in Arbeit. Jedenfalls war das Besser, als Trübsal zu blasen und vor Liebeskummer einzugehen. Zumal sie nicht zu den Menschen gehörte, die lange traurig und deprimiert in der Ecke saßen. Jedenfalls fragte sie sich im Moment, was Valerian gerade tat. Ob er in der Castra war? Oder im Palast? Dachte er auch gerade an sie?
    Schließlich zwang sie sich wieder Serrana zu zuhören und nickte dann natürlich umgehend. „Keine Sorge, von mir wird niemand irgend etwas erfahren“, versicherte sie ihr und erwiderte den leichten Druck der Hände ihrer Freundin. Kurz folgte sie dem Blick der Iunia zu Tür und lächelte dann beruhigend. Mitunter mochten diese Türen Ohren haben (meist uralte), aber sie wusste auch das Elissa ein Auge auf den alten Drachen und auf deren Leibsklavin ein Auge hatte. Besonders dann, wenn sie Besuch hatte und nicht gestört werden wollte. Sicherlich war der Keltin irgend etwas eingefallen um Beide auf Trab zu halten. „Laevina ist bestimmt gerade zu abgelenkt, als dass sie uns lauscht“, beruhigte Calvena sie und kicherte dabei verschwörerisch. „Elissa lenkt sie sicherlich ab“, fügte sie zwinkernd hinzu. Sie wollte sich es gar nicht erst vorstellen, welches Donnerwetter ihnen ins Haus stand, wenn Laevina davon Wind bekam, dass ihre Enkelin mit einem Mann in dunklen Ecken herum knutschte. Sie wusste, dass der alte Drachen zumindest von ihr kein allzu gutes Bild hatte, was dies anging, und diese sie aber dafür in Ruhe ließ, solange sie sich keinen öffentlichen Fehltritt leistete.


    „Noch nicht viel“, antwortete sie dann, als das Thema auf ihre Verlobung und Hochzeit kam. „Bisher hat Valerian noch nicht die Heiratserlaubnis bekommen“, leicht zuckte sie mit den Schultern. Es wurmte sie schon ein wenig, dass die Beamten sich mit solchen Dingen so viel Zeit ließen, aber mehr als abwarten konnten sie Beide nicht. Das die erlaubnis wohl soeben bei ihrem Liebsten ins Haus flatterte, konnte sie ja nciht ahnen.

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