Casa Germanica - Cubiculum Calvena

  • "Deine erste Bitte ist kein Problem." antwortete Vitale freundlich. "Ich werde die beiden bei nächster Gelegenheit fragen. Um den Aufenthaltsort Avarus´ Frau herauszubekommen, müsste ich wohl etwas herumschnüffeln? Mmmh, er ist ja nun mal mein Arbeitgeber und ich möchte nicht, dass er von mir denkt, ich sei indiskret. Darf ich dich fragen, wie sein Verhältnis zu seiner Frau ist? Verstehen sie sich gut? Oder sind sie getrennt? Ich werde mal sehen, was ich herausbekommen kann. Wenn es mir aber zu persönlich wird, sage ich dir bescheid."
    Vitale freute sich, dass Calvena tatsächlich auf sein Angebot, ihr zu helfen, einging. Da wollte er sich natürlich auch Mühe geben.

  • „Ich weiß, dass ich dich in ein Dilemma bringe und ich will auch nicht Schuld sein, wenn du deine Arbeit hier verlierst. Du musst es nicht, ich würde auch anders an die Adresse kommen!“ sagte Calvena ernst. „Nun wenn denn Avarus von ihr spricht, dann immer im liebevollen Ton. Ich glaube, dass er sie sehr vermisst. Das würde er aber wohl nicht zugeben“, sie grinste schief. Avarus gehörte nicht unbedingt zu den Menschen, die über ihre Sorgen offen redeten. Oder eine Schwäche zugeben. Mit Sicherheit würde er sich freuen seine Frau und auch seinen Sohn um sich zu haben. Sie konnte ja nicht wissen, dass der Junge derzeit in Alexandrien war, fernab der Mutter.
    Sie lächelte, als er ihr dann seine Hilfe zugestand. So würde sie nicht Elissa fragen müssen, die zwar immer eine gute Verbündete war, aber auch jede Menge Ärger bekommen würde, wenn sie erwischt würde. Sie ging einfach einmal davon aus, das Vitale schon vorsichtig sein würde. Und Bescheid gibt, wenn er es sich anders überlegte. Kurz überlegte sie ob sie sonst noch seine Hilfe gebrauchen konnte. Es gab so viel, dass noch bis zur Hochzeit erledigt werden musste... sie wusste gar nicht wo sie anfangen sollte. Aber sobald sie die Gästelisten hatten, konnte sie sich an die Einladungen setzen, dann brauchten sie auch noch einen Termin und und und…. Panik stieg in ihr hoch, das alles ruhte auf ihren Schultern. Sie würde dringend mit Laevina reden, deren Erfahrung würde ihr sehr hilfreich sein. Aber die alte Germanica schon wieder um etwas bitten? Innerlich seufzte sie auf, das würde ihr auch wieder schwer fallen und sie würde ihren Stolz herunter schlucken müssen. Es war, als ob sie zu Kreuze kroch.
    „Es gibt noch eine Menge, dass vorbereitet werden muss“, kurz sah sie sich in ihrem Zimmer um. Sie lächelte schief: „Ich muss auch irgendwann packen!“ Ihr Blick blieb an der keltischen Harfe hängen. Das für sie wertvollste Stück in diesem Zimmer. Auf Schmuck und all die anderen Sachen machte sie sich nicht viel, auch wenn sie diesen gern trug. Aber emotional gesehen, hing sie mehr an den Instrumenten, als an den Tand und den Kleidern...

  • "Ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Wieso wohnt sie denn nicht hier?" fragte er noch zu Avarus´Gemahlin.
    "Wenn ich dir sonst noch helfen kann, sag es nur. Ansonsten mache ich mich mal auf." sagte Vitale im Aufstehen.

  • Leich ratlos zuckte sie mit den Schultern. Sie hatte keine Ahnung warum Avarus’ Frau nicht hier in Rom war. Sie hatte sicherlich ihre Gründe. „Ich hab keine Ahnung. Ich hab bisher auch noch nicht nachgefragt!“ gestand sie ihm. Während dessen unterzeichnete sie den Brief an Romana und rollte ihn dann zusammen um ihn Vitale zu übergeben.




    Ad
    Claudia Romana
    Atrium Vestae
    Roma


    Salve liebste beste Freundin,


    ich wollte mich noch einmal für Deine Einladung ins Atrium Vestae bedanken. Es war ein schöner Tag und Sabina seither von nichts anderem. Sie würde, wenn es sich ergibt, Dich gern noch einmal besuchen. Aber erst einmal bist Du herzlich eingeladen, wann immer Du Zeit hast.
    Aber das ist nicht der Grund warum ich Dir schreibe. Es gibt Neuigkeiten: Ich bin verlobt! Ich kann es noch nicht wirklich fassen. Ich bin ja so glücklich. Valerian war hier und hat mit meinem Onkel geredet.
    Ich hab mein Versprechen Dir gegenüber natürlich nicht vergessen.
    Was hältst Du davon, wenn wir uns zum Essen verabreden. Ich werde versuchen aus Valerian herauszukitzeln, wann er für uns Zeit hat. Wir können das Essen auch mit einem kleinen Einkauf verbinden und uns dann schon die ersten Gedanken zu meiner Hochzeit machen. Du hast doch so eine gute Hand für Blumen, es würde mich freuen, wenn Du mir in dieser Hinsicht behilflich sein könntest.


    Vale und auf bald,
    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/papyrus3.png]


    Kurz überlegte sie, ob er ihr noch irgendwie helfen konnte. „Wenn du für mich die Gästelisten bekommen kannst, wäre das schon eine große Hilfe. Ansonsten kann ich sicherlich dann auch bald deine Hilfe bei den Einladungen brauchen!“ lächelte sie ihm zu.


    „Vielen Dank, dass du meiner Freundin den Brief bringst. Klopf beim Atrium Vestae an die Pforte und warte darauf dass dir jemand öffnest. Erkläre der Vestalin dann, dass du einen Brief für Romana hast!“ erklärte sie ihm dann, weil sie wusste wie streng die Regeln für Vestalinnen war. „Vermutlich darfst du das Atrium nicht betreten, gib einfach dann derjenigen den Brief, die dir öffnet! Ich danke dir!“ lächelte sie ihm zu.

  • Nachdem der Senator in seinem Officium ein Ende gefunden hatte oder anders ausgedrückt den Pergamentberg ignorierend floh, schritt Avarus durch sein Haus auf die Räumlichkeiten von Calvena zu. Vitale war in sein Arbeitszimmer gekommen und es schien so, als wäre es an der Zeit los zu lassen. Gerade jetzt wo er ähnlich den anderen Bewohnern dieses Hauses die einst so Fremde in sein Herz geschlossen hatte. Doch der Weg der Zeit war nicht aufzuhalten und es wäre fatal Calvena jetzt einen Weg zu verschließen, den sie sich selbst so sehr wünschte zu begehen.


    "Calvena?" fragte Germanicus Avarus vorsehend an der Tür, als er sie geöffnet hatte und ins Innere lugte.

  • Das ihre Tür manchmal einfach aufgerissen wurde, war schon fast zum Alltag geworden. Marcus oder Sabina erstürmten nur zu gern ihr Zimmer und wollten dann mit ihr spielen oder sich bei ihr zu verstecken. Die Ermahnung vorher anzuklopfen, stieß dann meist auf taube Ohren und sie ergab sich dann dem Schicksal und ließ es zu, dass sie in die Spiele einbezogen wurde. Mit geschickten Fingern zupfte sie an den Saiten der Harfe und stimmte sie ein wenig nach, als diesmal die Tür geöffnet wurde. Ausnahmsweise herrschte kein kreatives Chaos in ihrem Zimmer. Elissa, fleißig wie immer hatte die Unordnung beseitigt und wohl etliche Schriftrollen zurück in die Bibliothek gebracht. Fast erwartete sie die Sklavin in der Tür zu sehen oder eines der Kinder, doch es war Avarus. „Komm nur rein“, lächelte sie ihm dann zu.

  • [simoff] eigentlich wollte ich warten, bis Avarus das Zimmer wieder verlässt, scheint aber wohl noch länger zu dauern. Tun wir so, als wäre er nicht da?


    Vitale hatte alle Erledigungen für Calvena beendet und machte sich wieder auf den Weg zu ihrem Cubiculum, um ihr Bericht zu erstatten. Er klopfte an.

  • Sim-Off:

    Freitag hat er wieder Zeit ;) Aber wie praktisch es ist, das es verschiedene Zeitebenen gibt. (Schau mal es gibt den Button 'SimOff' damit kannst du Texte die SimOff sind kennzeichnen)


    Es war einer dieser Tage an denen sie über ihrer Lyra saß und gedankenlos spielte sie auf dem Instrument. Ihre Gedanken trieben umher, durch Vergangenheit und die Gegenwart und die Zukunft. In nicht einmal einem Jahr hatte sich so viel geändert. Ihr ganzes Leben... War sie traurig? Glücklich? Sie wusste es nicht... Abwesend glitten ihre Finger über die Saiten, entlockten ihnen zarte Töne und sehnsüchtige Melodien.


    Ein Klopfen riss sie dann aus den Gedanken. "Komm herein!" sagte sie nur, ohne ihr Spiel zu unterbrechen. Ihr Blick blieb an dem Instrument hängen.

  • Vitale traf Calvena an, als sie gerade etwas verträumt Lyra spielte.
    "Salve Calvena! Wie geht es dir?" begrüßte er sie beim Eintreten.
    "Deinen Brief habe ich abgegeben." fing er an zu berichten. "Außerdem war ich bei Avarus. Er sagt, er würde gerne mit dir selber reden wegen der Hochzeitsgäste. Sedulus meinte hingegen, er hätte gerne die selben Leute wie bei eurem letzten Fest dabei. Außerdem würde er gerne noch Terentius Primus sehen, der jetzt wohl Tribun bei der Classis in Missenum ist.
    Was Decima Lucilla anging, hatte ich leichtes Spiel und konnte Auskunft bekommen, ganz ohne die Briefe Avarus durchzugehen. Die öffenltichen Behörden Roms scheinen gut über ihre Bürger bescheid zu wissen. Mir wurde mitgeteilt, dass sie sich zur Zeit in der Provinz Gallia aufhält. Außerdem sind Gerüchte in Umlauf, dass sie einen Wutanfall gehabt hätte und einiges ihrer Inneneinrichtung dabei zu Bruch gegangen sein soll. Angeblich ist sie deswegen zu einer Freundin abgefahren. Aber was daran wahr ist, wirst du vielleicht eher herausfinden."

  • Sie hob den Kopf, legte aber ihre Lyra nicht beiseite. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm, dass er sich setzen sollte.
    „Salve Vitale. Danke der nach Frage. Mir geht es gut und dir?“ fragte sie ihn dann lächelnd. Sie hatte aufgehört zu spielen.
    „Vielen Dank. Hast du Romana direkt angetroffen oder eine andere Vestalin?“ hackte sie dann nach. Sie nickte, als er ihr mitteilte, das Avarus mit ihr persönlich reden wollte. Das konnte spannend werden. „Mhm... die Gästeliste zu den Fontinalien müsste ich noch irgendwo haben...“, meinte sie nachdenklich und erhob sich dann doch. Das Instrument stellte sie auf dem Tisch ab. Sie öffnete die Kommode und suchte nach einer Wachstafel. „Hier irgendwo“, sagte sie leise zu sich selbst und hörte ganz nebenbei zu, wie ihr Vitale von Avarus Frau berichtete. „Sie ist nicht mehr in Hispania?“ fragte sie verwundert. „In Galien? Ach du meine Güte, dann sollte ich die Einladung an sie schon sehr bald abschicken, sonst kann sie nicht dabei sein. Hast du die Adresse direkt aufgeschrieben? Ah, gefunden!“ sagte sie und förderte die gesuchte Tafel zu Tage. Einen Teil strich sie durch und fügte dafür den



    Gästeliste


    Aurelius Ursus
    Decimus Verus
    Decimus Livianus
    Decimus Mattiacus
    Aelius Quarto
    [strike]Vescularius Salinator[/strike]
    Vinicus Lucianus
    Octavius Victor
    Terentius Primus – Classis Misenis
    Purgitius Macer
    Tiberius Durus
    Flavius Gracchus
    Hadrianus Subdolus
    Claudia Romana
    Iunia Serrana
    Octavius Macer
    Furia Calliphana
    Tiberia Arvinia
    Tiberia Septima – Pronuba???


    Den PU wollte sie eigentlich nicht bei ihrer Hochzeit dabei haben. Sie würde mit Sedulus noch einmal darüber reden müssen... die Liste war schon jetzt ziemlich lang. Noch hatte sie Decima Lucilla nicht aufgeschrieben. Dieser würde sie einen persönlichen Brief schreiben. "Sie wird wohl ihre Gründe gehabt haben!"meinte sie dann nur zu Wutanfall der entfernten Tante.

  • Vitale setzte sich.
    "Ja, ich habe die Adresse gleich mitgebracht: Cluvia Jocasta und Roscius Blosius auf Narbo Martius." antwortete Vitale auf Calvenas Frage.
    "Du scheinst dein Instrument sehr zu lieben. Ich habe gar keine Erfahrung mit Musik oder Instrumenten. Was bedeutet es dir?" fragte er sie. Um nicht taktlos einer verlobten Frau gegenüber zu wirken, bat er sie lieber nicht, ihm etwas vorzuspielen.

  • Vitale teilte ihr die Adresse von Lucilla auch gleich mit. „Vielen Dank. Ich werde ihr dann auch wohl jetzt schon schreiben müssen, damit der Brief sie rechtzeitig erreicht und sie auch noch nach Rom reisen kann...“, sagte sie nachdenklich. Sie setzte sich ihm gegenüber und überflog die Gästeliste noch einmal. Sie fügte noch einige Namen hinzu.



    Gästeliste


    Aurelius Ursus
    Decimus Verus
    Decimus Livianus
    Decimus Mattiacus
    Aelius Quarto
    [strike]Vescularius Salinator[/strike]
    Vinicus Lucianus
    Octavius Victor
    Terentius Primus – Classis Misenis
    Purgitius Macer
    Tiberius Durus
    Flavius Gracchus
    Hadrianus Subdolus
    Claudia Romana
    Iunia Serrana
    Octavius Macer
    Furia Calliphana
    Tiberia Arvinia
    Tiberia Septima – Pronuba???
    Prudentius Balbus und Ehefrau (Valerians Patron)
    Duccius Eburnus
    Livius Pindarius et Livia Paulina


    Zu der Liste würden noch etliche Begleitpersonen bekommen und die Familienmitglieder. Kurz seufzte sie, da würden sie volles Haus haben. Eine Hochzeit war auch immer ein politisches Ereignis. Vitales Frage ließ sie den Kopf heben. Ihr Blick blieb an dem Instrument hängen. Es war aus dunklem leicht geöltem Holz.
    „Es ist nicht wirklich das Instrument das mir viel bedeutend, sondern die Erinnerungen die ich damit verbinde. Ich bin nicht hier in Rom aufgewachsen. Ich hatte eine Ziehfamilie und Musik hat uns irgendwie immer begleitet. Sie ist ein Teil von mir. Meine Mutter brachte mir das Spiel der Flöte bei und das Singen...“, antwortete sie ihm gedankenverloren. „Das Instrument scheint schon lange im Hause der Germanica gewesen zu sein und war verstaubt, als einer der Sklaven mir die Lyra brachte. Ich musste sie erst reparieren. Es hat einen wunderbaren Klang. Musik ist ein Teil von mir, ich spiele eigentlich ständig. Meist nur für mich. Zu den Fontinalien hab ich dann aber auch für alle Gäste gespielt und gesungen!“ erzählte sie ihm. Fast zärtlich strich sie über den Korpus und zupfte an einer Saite. Der Ton schwebte einen Augenblick zwischen ihnen...

  • "Ach so ist das." antwortete Vitale auf die Ausführungen Calvenas über ihre Vergangenheit.
    "Wenn du die Gästeliste fertig hast, können wir uns ja mal gemeinsam Gedanken über die Einladung machen. Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?"

  • Immer noch strich sie leicht gedankenverloren mit den Fingern über eine Saite ihres Instrumentes. Konnte es sein das Vitale mehr fragen wollte, sich aber nicht traute, weil er nicht wusste wie sie darauf reagieren würde? Gut möglich, aber das Thema wandte sich dann auch schon wieder fast umgehend den nötigen Hochzeitsvorbereitungen. Ihr Blick fiel wieder auf die Liste und sie strich einen weiteren Namen durch: Decimus Verus, ein Freund von Sedulus... und mehr. Doch keiner wusste was aus ihm geworden ist. Er war nach Germanien gegangen und seit dem gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm. Eigentlich schämte sie sich für das Gefühl der Erleichterung. Aber sie konnte einfach nicht das letzte Zusammentreffen vergessen. Mit einem leichtem Kopfschütteln vertrieb sie die Gedanken. Ein weiterer Name wurde von der Liste gestrichen: Octavius Victor, dieser hatte sich aus Rom zurück gezogen und war aus Gründen der Krankheit nicht zu erreichen. Zwar war die Liste nun etwas kürzer, aber noch fehlten die Gäste von Avarus.
    „Mit den Einladungen sollten wir tatsächlich bald anfangen, auch muss ich noch einen Brief an Lucilla verfassen.“ Der Name von Avarus Frau stand nicht auf der Liste, er sollte nichts davon mitbekommen, dass sie ihn überraschen wollte. „Die Hochzeit rückt unaufhaltsam näher. Erst einmal kannst du mir nicht helfen, es sei denn du kannst weben“, sie grinste schief. Die ersten Versuche den Stoff für ihre tunica recta waren kläglich gescheitert. Völlig entnervt und auch schon fast hysterisch hatte Laevina sie aus dem Zimmer verbannt und ihr an den Kopf geworfen, dass sie ein talentfreies Huhn war. Diese Worte trafen den Kern der Sache, sie besaß keinerlei Geschick an Webstuhl und wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, als der Stoff sich aus unerfindlichen Gründen gekräuselt hatte und die Wolle gerissen war. Wutentbrannt hatte sie das Webschiff in eine Ecke geschmissen wo es dann auch noch zerbrochen war. Es war frustrierend gewesen und sie und Laevina hatten sich ganz übel gestritten. Dabei hatten sie sich erst gerade angenähert. Sie hatte sich mal wieder ziemlich fiese Dinge an den Kopf geworfen... Sie seufzte, sie würde sich bei der Großtante entschuldigen müssen und sie um noch einen Versuch bitten.

  • Unüblich viel Zeit verging zwischen dem Aufbruch in seinem Officium und der Ankunft vor den Gemächern von Germanica Calvena. Avarus wollte noch über einige Kleinigkeiten nachdenken und machte so einen Umweg über den Garten. Er ließ sich auf einer der Bänke nieder und beobachtete einen Spatzen dabei wie er zwischen den langsam frühlingshaft zuckenden Ästen eines Baumes hin und her hüpfte, um dabei kleine Insekten mit dem Schnabel aufzunehmen. Es war verwunderlich, das diese winzigen Tiere bereits wieder sichtbar wurden. Doch die letzten Wochen erzählten auch die Geschichte vom Frühling. Es war deutlich wärmer geworden, sonst säße Germanicus Avarus auch ganz sicher nicht auf dieser Bank.


    Noch einen Moment, dachte er noch einen Moment. Und dann wurde es ein weiterer Moment und schließlich noch ein weiterer. Als er sich erhob, raffte er sich kurz vor der Tatsache auf, die Ruhe für ein Schläfchen zu nutzen. Aber dafür war mal wieder keine Zeit. So schlurfte er in Haus zurück und begab sich mit gemächlichen Schritt zu Calvena.


    Vor ihrer Tür angekommen, gähnte er nochmal herzhaft, fuhr sich mit der Hand über Stirn und Augen, um im Anschluss anzuklopfen.

  • Es war ein Ding und sie starrte es mit finsterer Miene an. Ganz so als würde es sich unter ihren Blicken in Luft auflösen oder einfach von selbst das tun, wozu es geschaffen worden ist. Ein kleiner Rahmen mit Kerben an den waagerechten Hölzern, daneben eine Strebe und ein weiteres Ding, ein Webschiffchen. Es war eine Miniaturausgabe des Webstuhls von Laevina. Ein Spielzeug von Sabina, welches sie sich aus geliehen hatte. Selbst Sabina ist besser wie ich, stellte sie missmutig für sich selbst fest. Dieses Ding trieb sie noch in den Wahnsinn, es wollte nicht so wie sie es wollte. So Ungeschickt konnte sie doch nicht sein. Sie starrte es nieder und doch veränderte es sich nicht. Es lag einfach auf dem Tisch. Frustriert schnaubte sie durch die Nase. Wieder einmal hatte sie sich mit Laevina gestritten und Schuld war dieses blöde Teil. Einer kurzen Friedensphase war wieder ein kriegsähnlicher Zustand gefolgt. Wobei sich das aber nur auf die Lehrstunden beschränkte. Hin und wieder konnte man Calvena und Laevina im Garten zusammen sitzen sehen, sich friedlich unterhaltend. Die Sklaven waren sich nicht sicher, was besser war. Dass sich die beiden Germanica offen anfeindeten oder diese offene respektvolle Art.
    Ein Klopfen riss sie aus der Betrachtung des Webrahmens. Mehr oder weniger recht schnell schob sie das Ding unter die Kommode, es musste ja nicht gleich jeder erfahren, dass sie eine absolute Niete war. Ein Tritt und es rutschte bis an die Wand vor Blicken verborgen. Zufrieden nickte sie. Hah! Sie hatte es diesem Ding gezeigt. Ein kleiner kurzer Triumph. Solange bis sie es wieder anstarren würde.


    „Komm rein!“ sagte sie dann Richtung Tür. Kurz ließ sie ihren Blick umherschweifen. Kein Chaos, sondern so etwas wie Ordnung herrschte. Ungewöhnlich für sie. Anscheinend war Elissa mal wieder fleißig gewesen.

  • Nicht viel Zeit verstrich, zu wenig um nocheinmal herzlich zu gähnen. Also verdrückte es sich der Senator und schob die Tür auf. Sein Gesicht zeigte nun ein sanftes Lächeln. Doch bevor die Tür nicht wieder zu war, sprach Avarus kein Wort.


    "Salve Calvena, du hast mir unseren Schreiber Vitale geschickt. Tja nun bin ich hier... um was geht es?"


    Und hätte es Vitale schon erwähnt, dann wäre es Germanicus Avarus bei der Vogelbetrachtung im Garten bereits wieder entfallen. So nachdrucksvoll ein jeder Mann es bestreiten würde, so schleichend verschlechterte sich der seelische Zustand im Alter. Noch blieben dem Senator die meisten Ereignisse, Termine, Geschichten, Lebenserfahrungen und so weiter erhalten, aber es gab Tage an denen er einfach zerstreut war.

  • Nun wo das Ding ihren Blicken entschwunden war, hob sich ihre Laune beträchtlich. Aus den Augen aus dem Sinn. Zumindest für eine kleine Weile. Solange wie sie einen Besucher hatte, danach würde sie sich wohl wieder darüber setzen, grübeln und es finster anstarren. Was hatte sie sich dabei gedacht, heiraten zu wollen? War das nicht die Quelle allen Übels? Nein, war es nicht. Sie liebte Valerian, wollte ihn und je schneller desto besser. Dafür nahm sie auch den Kampf mit dem Ding auf sich. Ihr persönlicher Daimon.


    „Salve, Avarus“, grüßte sie den Onkel und warf einen letzten Blick zu den Schatten, in welches sich das Ding nun verbarg und darauf lauerte, dass sie wieder allein war. Es brauchte keine Klauen und Reißzähne um sie aus der Fassung zu bringen. Ein wenig Holz und Kerben reichten da völlig. Sie riss ihre Gedanken davon los und sah dann doch Avarus entgegen, der etwas neben sich stand. „Ja, hab ich. Es geht um die Gästeliste!“ erklärte sie dann ihr Anliegen. Da Vitale sie so tatkräftig unterstützte brauchte sie zumindest bei einigen Dingen nicht die ganze Laufarbeit machen. Hätte Avarus es verlangt, wäre sie auch in sein Arbeitszimmer gekommen. Aber da er nun einmal hier war.

  • Die Gästeliste, welche Gäste und wofür. Einen kurzen Augenblick konnte man in seiem Gesicht wie in einem Buch lesen. Es zeugte von Verwirrtheit. Glücklicherweise erinnerte er sich aber schnell.


    "Achja die Hochzeit."


    Für ihn gab es in diesem Zeitabschnitt nur eine Hochzeit. Von den Gerüchten, das man sich im Hause Germanica eine zweite Feier sparen wollte, wußte Avarus noch nichts. Manchmal war es so verzwickt, das der gesamte Haushalt bereits über eine Tatsache die wildesten und ausgeschmücktesten Geschichten ausfeilte, der Hausherr aber noch nichts davon mitbekommen hatte. Zu seiner Entschuldigung sei nur hinzuzufügen, das er oft außer Haus war. Es sollte auch Wochen geben in denen er im Dunkeln hinaus und im Finstern hinein ging. Dann sah man sich nur zum Essen, wenn überhaupt.


    "Du hast damit schon begonnen?"

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