Selbstgespraeche...
"Bist du stolz auf dich, Phraates, Sohn des Aqa Tiridates?"
Selbstgespraeche haben einen gewissen Reiz.
"Denke zurueck. Denke an die Schlacht."
Selbstgespraeche konnten aufklaerend sein.
"Was haette ich tun koennen? Fliehen, als der Feind kam?"
Selbstgespraeche schaerfen das Sprachgefuehl, besonders wenn man keine Gelegenheit mehr hat, seine Muttersprache zu sprechen.
"Ich habe richtig gehandelt. Und dies ist die Konsequenz. Es war... vorbestimmt."
Selbstgespraeche garantieren jedermann, dass man mit einer Person auf der selben Augenhoehe und mit dem gleichen Intellekt redet.
"Nie konnte ich den entgehen. Es ist mir viel entgangen, ja... viel habe ich verloren... doch es war schon klar, noch bevor die Schlacht begann. Ich waere nie zurueckgewichen. Die Schlacht haetten wir nie gewonnen. Es gab nur zwei Moeglichkeiten... sterben oder leben... als Sklave."
Selbstgespraeche erleichtern es unheimlich, in sich selber zu gehen.
"Als unfreier Mann habe ich die Moeglichkeit, wieder frei zu kommen... und bei Ahura Mazda, es wird geschehen."
Er oeffnete die Augen und wurde innert eines Bruchteils einer Sekunde dorthin verfrachtert, wo er wirklich war.
Ein kleiner Garten am Quirinal, unweit der Villa Flavia. Wieso war er nochmals hier?
Er zermarterte sich das Hirn, dann fiel es ihm wieder ein. Er sollte Besorgungen machen in ein paar Laeden in der Naehe der Villa. Man hatte ihm dafuer weit mehr Zeit gegeben als noetig, sodass es fast schon ein halber freier Nachmittag war.
Er tastete mit seinen Haenden nach unten. Er sass im Schneidersitz am Gras.
Langsam stand er auf, sich Erdkruemel von seinem Gewand wischend - ein einfacher Kaftan, einer von den zahlreichen parthischen Gewaendern, mit denen er nun ausgestattet war.
Er streckte seinen Ruecken ein wenig und blickte sich um. immer das Gleiche. Immer das Selbe. Rom. Was die Roemer liebten, verabscheute er. Konnte es je einem Vergleich mit Ktesiphon standhalten? Konnte es sich vergleichen mit den prachtvollen Staedten Parthiens, so erfuellt mit Leben, Dueften, Traeumen... und Rom, eine schmuddelige, haessliche Stadt. Freiwillig haette er Rom nie betreten.
Er blickte zu Boden und setzte sich sehr langsam in Bewegung, in die Richtung der Strasse, welche am Garten vorbeifuehrte. Heute war nicht viel los, nur einige Leute gingen an der Strasse herum, hauptsaechlich Anrainer oder Sklaven, die irgendwelche Geschaefte oder Besorgungen fuer ihre Herren machen sollten.
Er blickte nach oben, in die kalte italienische Sonne. So voller Feuer, dem reinigenden Element... welches bis hier nicht so gut durchdrang wie in seine Heimat.
Er seufzte, schloss wieder die Augen und liess sich nach hinten fallen, direkt aufs Gras - fuer einen Aussenstehenden muesste es fast schon den Anschein haben, als sei er kollabiert.
Reserviert...