Tage hatte Avianus gebraucht, um den gesamten aurelischen Haushalt nach und nach von seinen Plänen mit dem senatorischen Tribunat einzuweihen. Nun war es endlich so weit, denn erst gestern erreichte ihn das Schreiben der kaiserlichen Kanzlei. Die Legio I in Mantua sollte es sein, in der Avianus sein senatorisches Tribunat absolvieren würde. Weit von zu Hause entfernt war dies nicht, und doch kam es ihm vor, als würde er eine Reise um die halbe Weltscheibe unternehmen. Es war nicht einfach, denn in den letzten Wochen waren die Gedanken um Vater eine Qual gewesen. Jetzt war es an der Zeit, sich zu erholen. Avianus musste an seine eigene Karriere denken, und wenn er zurück kam...
"Vater... wenn ich zurück komme, geht es mit uns beiden weiter", dachte sich Avianus. Er blieb kurz vor der Ausgangstüre stehen und kramte aus einem Gepäckbeutel den metallisch glänzenden Briefbeschwerer heraus, welchen sein Vater ihm hinterlassen hatte. Es vergingen einige Sekunden, in denen er das eingearbeitete Zeichen der Justitia auf diesem betrachtete und das wertvolle Erbe schließlich wieder einpackte. Wenn er sich jetzt nicht zusammenriss und endlich losritt, würde er ankommen, wenn das Tribunat schon vorbei war.
Avianus war mehr als bereit für eine solche Reise und zählte im Geiste die Dinge auf, die er brauchen würde und hoffentlich auch eingepackt hatte. Es gab so viel Gepäck, dass es beinahe unmöglich war, etwas nicht zu vergessen. Ihm tat schon das Pferd leid, welches ihn noch dazu tragen musste.
Proviant war da, er würde nicht abmagern.
Passende Kleidung hatte er. Nicht Extravagantes, aber das, was man in einer Legion eben brauchte. Dort zählte nicht Aussehen, sondern Effizienz.
Ausrüstung? Die würde er wohl bekommen. Er hatte noch nie eine Rüstung am Leibe getragen, und er konnte sich dieses Gewicht schon vorstellen, welches er auf Dauer mit sich schleppen würde. Und ein Schwert führen? Dies konnte er nicht professionell.
Das Pferd stand von den Sklaven gesattelt und zum reiten bereit auf dem Weg vor der Villa. Es war satt und getränkt.
Hoffentlich waren auch die Anderen da, denn ohne Abschied wollte der junge Aurelier schließlich nicht ziehen.