Der Markt hatte sich in Pisos Zeit in Rom zu einem seiner Lieblingsorte entwickelt. Dies war nicht der Fall, weil er einkaufssuechtig und auf neue Sachen, welche man sowieso nur ein paar Tage mochte und dann wegwarf, versessen war.
Nun, er koennte es sich leisten, alles zu kaufen, was ihn behagte. Er war Primicerius a libellis. Er war Patrizier. Er hatte Grundbesitz.
Aber dies tat er aus zwei Gruenden nicht. Erstens, er brauchte so viel Zeug nicht... vieles gab es schon in der Villa Flavia. Er wusste, er wuerde den Ruf des "Unnuetzen" nicht abschuetteln, so lange er vom Reichtum der Villa Flavia lebte. Doch er wollte spraen. Er hatte schon Grosses mit dem Geld vor. Vor allem wollte er ein Geschaeft aufmachen. Alles deutete auf eine Fischerei hin. Er erwartete sich grosse Eintraege davon. Er erwartete sich Geld, Einfluss und wirtschaftliche Bedeutsamkeit. Das waere doch einmal etwas Schoenes.
Nein, er genoss einfach das Treiben und das Leben hier. Auf den ersten Blick schien alles Chaos zu sein, doch gab es eine subtile, den Augen von Banausen verschlossen bleibende Aesthetik. Die Aesthetik der Arbeit, und die des Lebens.
Fast jeden Tag, wenn seine Arbeit vorbei war und sich der Tag dem Ende neigte, wie es nun auch hier der Fall war, begab Piso sich also auf den Markt. Er hatte immer ein bisschen Geld dabei, im Falle, dass er etwas sah, was ihm gefiel. Dies geschah, wie gesagt, nicht so oft, wie man es erwarten wuerde von einem Mann, der den Markt so sehr schaetzte. Vielmehr schaetzte er es, einfach durch die Staende zu gehen und sich die verschiedenen Sachen, welche im Angebot waren, anzusehen. Farbenfrohe Federn aus Nubien, eiserne Ziergitter aus Syrien, Bernsteine aus Germanien und Honig aus Anatolien... sogar Seide aus Indien und Felle von wilden Tieren aus Skythien. Was es in Rom am Markt nicht zu kaufen gab, das gab es nicht auf der Welt.
Er blieb kurz vor dem Fellstand sehen. Seine Hand glitt kurz ueber das weiche Fell, welches frueher einen Wolf gehoert hatte. Das Fell brauchte er nicht. Eigentlich brauchte er gar nichts. Aber er wollte noch ein bisschen am Markt bleiben, das Leben und Treiben hier geniessen.
Er drehte sich also um, bereit, woanders hin zu gehen, da stand er ploetzlich einer Person gegenueber. Er wollte schon einen Seitschritt amchen, um sie vorbeizulassen, da blickte er ihr ins Gesicht und erkannte sie sofort wieder. Er laechelte erfreut und rief aus: "Du?", als ob er es gar nicht fassen konnte.
Reserviert...