Diese Frage stellt sich mir schon seit einiger Zeit. Der besitzlose, arme, ausgebeutete Sklave ist nämlich für unsere Zeit gar nicht unbedingt der Regelfall. Ein Sklave kann sehr wohl Vermögen besitzen, auch wenn natürlich darüber der Herr verfügen kann, sowie er das möchte.
Viele Sklaven wurden sogar bezahlt, ja genauso bezahlt wie freie Arbeiter. Wenn man einem Sklaven die Möglichkeit gibt, ein kleines Vermögen anzusparen, um sich gegebenfalls vielleicht einst freikaufen zu können, arbeitet er doch gleich viel besser.
Auch gibt es seit der Kaiserzeit unter Sklaven eine erhebliche Differenzierung: Es gibt natürlich die armen Landarbeiter- und Steinbruchsklaven, die für ein bisschen Nahrung schuften. Und es gibt die Haussklaven, die zwar erheblich angenehmer leben, aber der Willkür ihrer Herren ausgeliefert sind.
Allerdings muss man bedenken, dass viele höherqualifizierten und verantwortungsvollen Dienstleistungen von Sklaven ausgeführt wurden, während bei einfachen Handlangertätigkeiten die Herren oft auf freie Lohnarbeiter zurückgriffen.
Der Beruf des "Institors" wurde nicht, wie in den wenigen Fällen bei uns im IR durch freie Männer ausgeführt, sondern durch Sklaven. Das hatte vor allem einen Grund: Einem Sklaven kann man sein Vermögen anvertrauen. Geht dieser verantwortungslos damit um, hat man schließlich ein einfaches Druckmittel: Auspeitschen, Entbindung vom Posten und Einsatz auf dem Landgut, Verkauf...
Andererseits hatte ein Sklave, der seinem Herren als "Institor" diente, zum Teil eine gewisse Autonomie, die er schließlich brauchte, um überhaupt als Bevollmächtigter seines Herren handeln zu können.
Und natürlich erhielt ein Institor oft auch Vergünstigungen in Form eines Gehaltes. Die waren sehr im Sinne des Besitzers, konnte er dadurch schließlich eine erhöhte "Motivation" des Sklaven erreichen, gute Arbeit zu leisten.
Die sprichwörtlichen "reichen Freigelassenen" (wie der gute alte Trimalchio bei Petronius Arbiter) sind sicher nicht erst nach der Freilassung reich geworden. Ich vermute, solche Leute konnten schon als Sklaven ein gewisses Vermögen anhäufen. (Hinzu kamen natürlich auch die Geschäftsbeziehungen zum ehemaligen Besitzer und dessen Geschäftsfreunden).
Ich fände es gut, wenn diesen Umständen Rechnung getragen würde und auch Sklaven in die WiSim eingebunden würden, sofern sie es möchten.
Wirtschaftliche Homogenität der Sklavenschicht ist für unsere Zeit ein Anachronismus.
Aber ich weiß nicht, vielleicht standen ja spieltechnische Beweggründe dafür, die Sklaven nicht in die Wisim einzubinden.
Allerdings glaube ich, das Gegenteil ist der Fall: Durch die Möglichkeit für Sklaven, "reich" zu werden, böten sich viele Spielmöglichkeiten für Servi und Servae, auch schon vor der Freilassung. Vielleicht würde das auch die hohe Wegsterberate bei Sklaven etwas reduzieren.
Spätestens ab der Kaiserzeit konnte man, sofern man gewisse Fähigkeiten hatte und Glück mit dem Besitzer, als Sklave durchaus eine gewisse Karriere machen. Auch am Kaiserhof gab es viele Sklaven, die schlicht durch ihre Nähe zum Kaiser großen Einfluss hatten.