Operation Hippodingens

  • Zuerst war Ragin verwirrt, denn er wusste nicht was Axilla gemeint hatte, als er das Donnern dann auch hörte. Amala legte die Ohren an und knurrte leise. Ragin legte ihr seine Hand auf den Kopf und sie hörte gleich wieder damit auf. Gewitter waren aber auch böse Feinde-zumindest für einen Hund. Aber natürlich mussten sie sich jetzt beeilen, aber nicht wegen dem Regen sondern damit das Gewitter Helios nicht noch mehr erschreckte. Der regen war dabei etwas Gutes, denn er würde die Hitze ein wenig mildern, und vor den Blitzen hatte er auch keine Angst, schließlich wüsste er nicht warum Donar auf ihn wütend sein könnte. Sicher würde er mit seinen Blitzen die Äcker der menschen hier aufreißen und ihnen damit helfen, denn er war zwar ein grober und ungehobelter Gott, aber eben auch ein Freund der Menschen.


    "Na hoffentlich fängt es bald an zu regnen. Dann wird es sicher etwas kühler! Aber bevor es richtig gewittert, sollten wir Helios eingeholt haben, damit er nicht noch mehr verängstigt wird. Aber wozu brauchen wir einen Unterstand? Ich mag Regen, zumindest im Sommer und hier ist es ja so warm wie im Sommer. Das wird uns sicher gut tun."


    Gesagt getan und somit beschleunigte er seinen Gang in einen schnellen Schritt und hoffte, dass Axilla da mithalten konnte, auch wenn er daran keinen Zweifel hatte. Nach einigen Mituen kamen sie an einen etwas höher gelegenen punkt, es war nichtmal ein richtiger Hügel, und da sah er in der Ferne Helios stehen und grasen. er war zwar noch weit weg, aber immerhin konnten sie ihn nun sehen. Er zeigte kurz mit ausgestrecktem Arm auf ihn und machte sich sogleich auf, weiter in Richtung Pferd.

  • Axilla hoffte, dass der Himmel noch eine Weile halten würde. Sie war zwar nicht aus Zucker, allerdings wollte sie trotzdem nicht unbedingt klatschnass daheim auftauchen. Und Rufus hatte in seinen Wochen hier wohl nicht viele Regengüsse mitbekommen, sonst würde er sich wohl auch nicht so freuen. Sie würden klitschnass werden!
    Sie liefen schnell, um Helios einzuholen, und redeten deshalb auch nicht weiter miteinander. Axilla hatte keine Probleme, mit Rufus mitzuhalten, sie hätten auch noch etwas schneller sein können. Sie rannte ja eigentlich gerne, auch schnell. Nur auf lange Strecken ging ihr die Puste aus, aber so weit war das jetzt nicht gewesen, und auch nicht so schnell. Sie sahen Helios und überwanden noch das letzte Stück zu dem Pferd, die letzten paar hundert Schritte langsam, um das Tier nicht zu erschrecken. Der Himmel grummelte schon bedrohlich, und Axilla hatte die ungute Ahnung, dass sie zu spät dran waren.
    Rufus hatte grade den Zügel von Helios sicher gegriffen, als es auch schon anfing. Erst fiel ein dicker Tropfen in Axillas Nacken, so dass sie vor Schreck zusammenzuckte, dann ein zweiter neben ihr mit einem lauten Plopp auf die Erde, und dann, als hätte jemand den Wolken einen Befehl gegeben, fing es an wie aus Kübeln zu gießen. Axilla gab noch einen kurzen, hohen Laut des Erschreckens von sich, dann ließ sie resigniert den Kopf hängen. Urgulania würde sie ja sowas von erwürgen, wenn sie so nass heimkäme.
    “Und, ist es kühler?“ fragte sie spaßeshalber an Rufus gewandt, während sie mit einem Grinsen den Blick wieder hob. Jetzt war es ohnehin zu spät, um sich einen Unterschlupf zu suchen, da konnte sie es auch mit Humor nehmen.

  • Ragin hielt Helios am Zügel, schaute in den Himmel und öffnete den Mund um sich den Regen in den Mund tropfen zu lassen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, seine Tunika auszuziehen, denn die würde ihm jetzt eh nichts nützen, aber wegen der Hitze hier in Alexandria trug er momentan keine Hosen und er wollte sich ja nicht einfach nackt ausziehen. Axilla wäre darüber sicher empört, auch wenn er ihr Freund war und sie ihn sowieso schon nackt gehen hatte.


    "Ja, das ist es. Ich liebe es wenn mir der Regen auf den Kopf fällt. Und hier ist es doppelt so schön. Am Liebtsen würde ich die Tunika ja ausziehen, aber äh nun ja, also...ich lasse sie aber wohl besser an."


    Es dauerte nicht lange und sie waren beide bis auf die Haut durchnässt. Seine strubbeligen blonden Haare hingen nun ein wenig herunter, aber ein breites Grinsen zierte daher sein Gesicht. Amala machte der Regen auch nichts aus, aber sie schüttelte sich in regelmäßigen Abständen. Langsam wurde auch der Boden immer schlammiger und wenn sie an eine Straße kommen würde, wäre diese rutschig, an Reiten war also nicht zu denken.
    "ich glaube wir laufen wohl besser. Ich will nicht, dass wir stürzen und wir oder Helios verletzt werden."

  • “Naja, mir wär es lieber, trocken daheim anzukommen. Wenn ich so vor mich hintropfe glaubt mir sicher keiner, ich sei nur kurz auf dem Markt gewesen.“
    Axilla grinste etwas verlegen und schaute dann schnell zu Boden, als Rufus meinte, er wolle sich ausziehen. Sie war zwar nicht so verklemmt, aber trotzdem konnte sie ja kaum sagen, dass er das tun konnte. Was würde er dann von ihr denken? Und vor allem: Was wäre, wenn sie jemand sah? Der würde doch nie im Leben glauben, dass das nur wegen der Hitze war. Zumindest nicht der Hitze der Sonne.
    “Ähm, ja, wir laufen lieber zu Fuß. Bei dem Regen sieht man die Löcher im Boden schlecht, nicht dass sich Helios noch ein Bein bricht.“
    Bei Regen war jeder Boden tückisch, vor allem, wenn es so schüttete wie jetzt. Man sah ja kaum zehn Schritte weit durch die dichten Tropfen.


    Langsam sog sich ihre lange Tunika ganz voll und klebte ihr eng an der Haut. Axilla versuchte anfangs noch, durch ziehen den Stoff von sich zu halten, aber der Regen war einfach zu hartnäckig. Ihre Haare klebten in Strähnen an ihrer Stirn, ihrem Hals und ihrem Rücken, ihre Kleidung klebte ganz eng an ihrem Körper und überhaupt hatte sie das Gefühl, alles klebte und matschte nur noch. Jeder einzelne Schritt matschte beim Auftreten und wenn man die Sandale wieder aus dem Schlamm zog gleich noch mal. Sie würden aussehen wie die Ferkel, wenn sie in Alexandria ankamen.
    Einzig Amala schien es richtiggehend Spaß zu machen, auch wenn sie sich immer wieder schüttelte und Rufus und sie so noch zusätzlich von unten nass spritzte.
    “Ich hoffe, das hört bald auf. Sonst müssen wir den restlichen Weg noch heim schwimmen“, witzelte Axilla und sah grinsend zu Rufus hinüber. Ihm ging es mit seiner Kleidung nicht besser als ihr, und sie musste sich schon beherrschen, ihren Blick schnell wieder auf den Weg zu lenken und ihn nicht zu mustern.

  • Ragin fiel auf, wie Axilla an ihrer Kleidung herumzupfte. Aber ihm fiel noch was anderes auf: Dass die Tunika so eng an ihrem Körper klebte, dass sie zwar noch alles verhüllte, aber trotzdem jede Rundung zeigte. Wie sie so neben ihm lief und ihr Busen leicht hüpfte, er schaute zwar vorsichtig aber dennoch eigentlich ständig auf ihren Po oder ihren Busen, nahm er sie das erste Mal richtig als Frau war und nicht als Freund. So etwas hatte er bisher nur selten gesehen, auch wenn man eigentlich nichts sah, denn bisher hatte er nur seine Mutter nackt gesehen, denn sie waren ja nur sehr selten im Dorf gewesen und auch bei den Ducciern war ihm sowas noch nicht untergekommen.


    Aber wie es so war, wenn man nicht auf den Weg achtete und lieber auf Busen schaute, als auf den Weg, sah Ragin den Stein nicht, über den er stolperte und nach einem kurzen Straucheln mit dem Kopf voran in einer matschigen Pfütze landete. Helios tippelte nervös eineige schritte zur Seite und die Hündin bellte einmal erschrocken, nur um dann zu entscheiden, dass ihr das gefiel und zuert ragin zwei Mal abschleckte und dann den Versuch begann die Pfütze trocken zu legen. Aber auch Amala Zunge schaffte es nicht, den jungen Duccier vom ganzen Matsch zu befreien der ihn fast flächendeckend bedeckte. Beinahe hätte man ihn für einen Nubier halten können.


    Mittlerweile saß er nun auf seinem hintern in der Pfütze und prustete, als würde er gleich ertrinken und wischte sich die Augen frei vom Schlamm.


    "Nix passiert mir gehts gut" meinte er ein wenig bedröppel und peinlich berührt, denn noch sah er sie als Frau und nicht als Freund.

  • Neben ihr geriet Rufus plötzlich ins Stolpern und legte sich der Länge nach hin. Die schlammige Erde, die die Wassermassen gar nicht so schnell aufnehmen konnte, hatte überall tiefe Pfützen entstehen lassen und just so eine traf Rufus beim Fallen höchst spektakulär. Sein Gesicht und seine ganze Tunika waren mit Schlamm überzogen und er prustete und schnaubte, als er sich aufsetzte. Wahrscheinlich hatte er davon auch was geschluckt.
    Im ersten Moment musste Axilla ein Kichern unterdrücken. Es hatte aber auch zu komisch ausgesehen. Aber sie wollte ja nicht so gemein sein. Ein Grinsen konnte sie aber nicht ganz unterdrücken, als sie auf ihn zustakste und ihm die Hand entgegenstreckte, um ihm aufzuhelfen.
    “Der Boden hier ist ganz schön tückisch, man sieht kaum die Löch-huch!“
    Und gerade als Axilla so belehrend daherkam und mit einem Ruck ihn hochziehen wollte, rächte sich das Schicksal postwendend und ließ den Schlamm unter ihrer Sandale etwas nachgeben, so dass sie statt ihn hochzuziehen auch noch hinfiel. Sie schaffte es noch, soweit auszuweichen, dass sie Rufus nicht mit ihren Knien erwischte, aber ihr Kopf traf mit einem dumpfen Geräusch gegen seinen, als sie halb auf ihn drauffiel und sich an ihm festhielt.
    “Autsch! Du hast nen ganz schönen Dickschädel...“, jammerte sie und fasste sich an den Kopf und bemerkte dabei gar nicht, dass sie noch immer halb auf ihm draufsaß. Erst nach einer Sekunde, als ihr auffiel, wie nahe sie beide beieinander waren und ihr bewusst wurde, dass ihre Kleidung nach wie vor mehr zeigte als verhüllte, wurde sie ziemlich rot und rutschte schnell von ihm runter. “Tschuldige...“
    Ihre Tunika war wohl endgültig hinüber. Das Loch am Rücken von dem Angelhaken hätte man ja noch nähen können, und getrocknet wäre sie wohl auch wieder, aber die schicken Sprenkel vom Schlamm der Felder würden wohl lange Zeit erhalten bleiben. Urgulania würde sie erwürgen. Ganz sicher.

  • Gerade wollte Ragin aufstehen, da lag Axilla auch schon auf ihm drauf. Er spürte ihren Körper auf seinem und sofort als er sich dessen bewusst wurde, schoss ihm die Erregung ins Gesicht und in die Lenden. Doch der Schmerz in seinem Kopf schwächte das ganze ein wenig ab. Doch schaute er ihr tief in die Augen und irgendwie bewegte sich sein Kopf zu ihr um sie zu küssen, währen immer stärkerer Regen auf sie fiel.


    Doch dann rutschte sie schnell von ihm hinunter, entschuldigte sich und der Bann war gebrochen. beinahe hätte er seine Freundin geküsst-das war ja fast undenkbar! Zum Glück hatte sie da gerade den Kopf gedreht und es offenbar nicht mitbekommen. Aber seine Erregung war leider noch da, kein Wunder wie sie da so saß und ihn anschaute. So zog er schnell seine Knie an die Brust um seine gewisse Stelle zu bedecken. Um zusätzlich davon abzulenken hielt er sich die Hand an den Kopf und stöhnte schmerzlich. Eigentlich hatte er sich gar nicht besonders weh gemacht, weil der Schlamm den Aufprall ihrer Köpfe abgemildert hatte.
    "Nichts passiert. Ich hoffe du hast dir nicht allzu weh getan. Mir ist nichts passiert. Aber jetzt sind wir beide total versaut."


    Aber sie schaute ihn noch immer so mit ihren grünen Augen an und seine Erregung wuchs wieder...hilfe, was sollte er nur machen?! Kurzentschlossen wischte er einmal durch die pfütze und bespritzte Axilla nun auch richtig mit Schlamm und lachte dabei garstig, wie normal nur Freunde das konnten.


    "Wenn du schon versaut bist, dann machen wir das wenigstens richtig!" Jetzt würde sie entweder sauer sein, oder zurückschmeißen-auf jeden Fall wäre sie abgelenkt!

  • Reflexartig hob Axilla den Arm vors Gesicht, als Rufus kurz mit dem Schlamm spritzte. Zwar hatte er gar nicht hoch genug gezielt und der Regen wusch ja sowieso alles gleich wieder ab, dennoch hatte sie gezuckt und ärgerte sich darüber, vor allem über sein Lachen. Na warte, dachte sie sich.
    “Das nennst du richtig versaut?“
    Mit einem diabolischen Grinsen wischte sie über die nächstliegende Pfütze und spritzte so schlammige Tropfen zurück auf seine Tunika, wo sie allerdings bei dem ganzen anderen Matsch nicht weiter auffielen. Die Retourkutsche kam postwendend, und mit einem Mädchenquietschen versuchte sie noch auszuweichen. Allerdings klebte sie selbst und ihre vollgesogene Tunika so am Grund, dass sie sich ja auch kaum bewegen konnte.
    Sie lachte. “Na warte!“ drohte sie lachend und spitzte noch mal zurück, begab sich in derselben Bewegung auf alle Viere, um gleich nachzusetzen und ihm näher zu kommen. Sie war nicht ganz schnell genug und wurde noch mal – begleitet von einem Quietschen ihrerseits – getroffen, was sie natürlich schnell beantworten musste und dann war sie nahe genug, um nach seiner Hand zu greifen, damit er nicht noch mal werfen konnte. Flink wie ein Eichhörnchen hatte sie seine Handgelenke gepackt und hielt sie fest. Rufus wand sich ein wenig, aber entweder war sie stärker als er – obwohl sie gar nicht so fest zupackte, sie wollte ihm ja nicht weh tun – oder er ließ sie gewinnen.
    “So, hab dich! Und was machst du jetzt?“ fragte sie ihn mit einem frechen Lächeln im Gesicht. Am liebsten hätte sie ihm jetzt zur Strafe ein wenig Schlamm in den Kragen gestopft, aber sie hatte ja auch keine Hand frei und war wohl so gefangen wie er. Aber das war egal, erstmal hatte sie ihn und war gespannt, wie er sich da freiwinden wollte.

  • jetzt hatte sie ihn schon wieder und kam ihm so nahe. Der Schlamm änderte leider weder etwas an ihrer Körperform, noch an ihren Augen etwas.
    Wieder wollte er sie am Liebsten küssen, aber das wäre falsch. Es wäre unschicklich und außerdem waren sie Freunde und kein kein Paar.
    Er schaute ihr noch einige Augenblicke in ihre Augen, bevor er sich wieder davon losreißen konnte.


    "Also ähm Axilla, nun ich weis ja nicht, oder eigentlich weis ich schon...öööh...also alles was mir gerade einfällt wäre wohl...also also...das wäre wohl unschicklich..."


    Er suchte nach den passenden Worten, aber eigentlich war ihm gerade eiskalt und sein Magen zog sich zusammen.
    "Wir sind ja Freunde nun und und als du vorhin gefragt hat, also ob ich dich hübsch finde, war das nicht gelogen was ich gesagt habe... und nun also was ich gerade fühle passt zu den Wanen und nicht zu den Asen...also das verstehst du ja nicht, weil du die nicht kennst, aber...ööööööh...ja also wenn eine hübsche Frau und ein junger Mann und hier so nass und nahe und so...dann ist der Regen vielleicht nicht kalt genug um eine aufkommende Glut zu löschen, wenn sie angefacht wird."


    Jetzt musste sie aber verstehen in welch misslicher Lage er sich gerade befand. Das war ja wohl völlig unmissverständlich! Aber nun schaute er ihr wieder in die Augen.

  • Rufus war irgendwie so ernst, als er antwortete, und er wehrte sich auch gar nicht mehr im Spiel, so dass Axilla etwas verunsichert war. Und als er dann immer weiter vor sich hinstammelte und Axilla langsam klar wurde, was er ihr sagen wollte, verschwand auch bei ihr das letzte bisschen Schalk aus den Augen. Beinahe erschrocken ließ sie Rufus los und ließ sich zurück sinken, rutschte ein wenig von ihm weg und sah ihn ganz unsicher an.
    Das war ihre Schuld! Ganz sicher! Venus machte sich einen Spaß daraus, sie auf Männer so wirken zu lassen, und Axilla damit zu quälen! Sobald sie auch nur einen Hauch von Gefühl entwickelte, ging jeder Mann doch wieder. Und sie wollte doch nicht, dass Rufus weg ging! Sie hatte ihn doch wirklich gern zum Freund! Es war doch nicht ihre Absicht gewesen, ihn zu verführen!
    “Ich, das… also… das ist meine Schuld, ich… hätte daran denken müssen und… es tut mir leid, wenn ich dich damit… in Verlegenheit… also….“
    Jetzt, wo Rufus es so direkt und offen angesprochen hatte, fingen auch ihre Gedanken an, darum zu kreisen. Zum ersten Mal sah sie Rufus richtig, nicht nur als Freund, sondern als Mann. Er war groß, aber nicht übermäßig, und er war schmal. Besonders stark sah er nicht aus, nicht wie ein Soldat. Überhaupt hatte er nichts soldatisches an sich. Er war irgendwie… sanfter, schüchterner. So sehr, dass sie ihn daher gar nicht so wirklich als Mann wahrgenommen hatte bis gerade eben.
    “Ich will nicht, dass du weg gehst…“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. Sie hatte Angst, dass genau das passieren würde. Sie wollte gerne wieder näher zu ihm, sie wollte sich gerne an der Glut verbrennen. Es war so lange her, dass ein Mann sie auf diese Weise berührt hatte, und Axilla war auch nur ein Mensch mit allzu menschlichen Bedürfnissen.
    Aber dann würde der Fluch ganz sicher wieder zuschlagen, und Rufus würde weggehen oder sterben. Ganz sicher, sie wusste es. Und ihre Freundschaft… das war noch ein weiteres Thema. Axilla wollte die Freundschaft behalten. Sie genoss sie so sehr und hatte Angst, es kaputt zu machen. Wenn das nicht schon lange passiert war, denn sie war sich nicht sicher, wie sie jetzt miteinander in Zukunft umgehen sollten. Sie zitterte ein wenig und schob es auf den kalten Regen, der die ganzen Schlammspritzer von eben wegzuwaschen versuchte.

  • Axilla schaute ganz traurig und begann zu zittern. Hoffentlich fing sie nicht an zu weinen, denn sowas konnte Ragin gar nicht sehen. Da würde er noch mitheulen und das war ja mal ganz unmännlich und ungermanisch. Sein Vetter Lando meinte immer, man dürfe nichtmal weinen, wenn einem einer die Eier abschnitt. Aber der junge Duccier war da schon näher am Wasser gebaut.


    "Aber ich werde wieder nach Mogontiacum gehen müssen. Da ist doch meine Familie und meine Heimat. Ich kann nicht hier bleiben, Axilla. So gerne ich dich auch habe, als Freundin oder... aber ich habe dir ja gesagt, dass du mitkommen kannst, wenn du abhauen magst. Ich werde für dich da sein, wenn ich dir helfen kann. Aber wegen dem Verlegen sein...das ist mir wirklich peinlich...ähm...also wenn du niemandem etwas sagen würdest...also das ich..."


    Dann fiel ihm ein was er da gerade für einen Schwachsinn sagen wollte, und daher ließ er es lieber.


    "Wie meinst du das: Du magst nicht, dass ich weggehe?" Auf immer konnten schließlich nur Eheleute zusammen bleiben. Sie saß so abwehrend da und zitterte, dass er nicht anders konnte, als ihre Hand zu nehmen und sie sanft zu drücken.

  • Da war es schon, er sagte es schon. Er würde wieder nach Mogontiacum gehen. Er sagte zwar, sie könnte mit, aber sie konnte nicht wirklich abhauen. Das ging einfach nicht. Das konnte sie ihrer Familie nicht antun, und wer würde dann das Andenken ihres Vaters wirklich ehren und bewahren, wenn sie sowas machte. Er würde weggehen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber er würde weggehen. Alle gingen sie weg.
    Der Regen machte die kleinen Tränen, die sie kurz nicht unterdrücken konnte, gnädigerweise vollkommen unsichtbar. Alles war so nass und voller Tropfen, dass Axilla dankbar darum war, sich nicht eisern beherrschen zu müssen.
    Rufus griff nach ihrer Hand und fragte sie, was sie meinte. Was sollte sie sagen? Dass sie sich schrecklich einsam fühlte? Dass er ihr einziger, wirklicher Freund war? Dass sie seine Nähe sehr genoss? Dass sie wieder ganz allein und einsam sein würde, wenn er wegging? Dass sie verflucht war, dass jeder Mann, den sie auch nur annähernd liebte, weg ging, und je mehr sie ihn liebte, umso weiter ging er weg? Ihr Vater, der für sie alles gewesen war, war gestorben und damit so unerreichbar weit weg für sie, dass der bloße Gedanke daran schmerzte. Sollte sie ihm das sagen? An ihrem Geburtstag, mitten in einem Regenguss? Nein, sie wollte nicht darüber sprechen.
    Sanft entzog sie ihm ihre Hand und schaute kurz hoch zu den Wolken, die schon heller wurden. Bald war der Regenschauer vorüber.
    “Wir sollten weitergehen. Wir sind jetzt schon zu spät für die Cena und klitschnass, je mehr wir uns verspäten, umso schlimmer wird das Donnerwetter später.“
    Als wäre nichts gewesen, stand Axilla wackelig auf. Der Untergrund war immer noch schlüpfrig und matschig, und sie fühlte sich auch so ein wenig matt und angeschlagen. Allerdings wollte sie das nicht zeigen, also setzte sie ihr so oft geübtes Lächeln einfach auf, das so täuschend echt aussah.

  • Axilla schaute erst kurz traurig, doch dann stand sie auf und lächelte. Aber irgendiwe spürte Ragin dass sie traurig war. Zum einen, weil er nicht in Alexandria bleiben würde und dann hatte sie wohl noch Angst davor Ärger zu bekommen. Und Ragin hatte ihr alles eingebrockt.


    "Es tut mir wirklich sehr sehr leid. Kann ich irgendetwas machen, damit es dir besser geht? Oder damit du nicht so viel Ärger bekommst?"


    Er saß noch mit angewinkelten Beinen in der Pfütze, denn seine Erregung nahm nur sehr langsam ab. Beinahe wünschte er er hätte ihr nachgegeben, aber er wusste, dass es so richtig war und dass er nachher stolz darauf sein würde. Er war tugendhaft gewesen und Loki, Witjon und Albin wären sicher stolz auf ihn gewesen...zumindest wenn man die Umstände außer acht lassen würde. Aber konnte er Axilla nun noch als Freund sehen? Sie war nun eine Frau und da gab es Freundschaften eigentlich nur unter Verwandten. So wie bei ihm und Sontje, wenn sie ihn nicht grad im Bett überfiel. Aber diese Gedanken dämpften seine Erregung deutlich und nach einigen Sekunden konnte er es wagen aufzustehen.


    "Du hast wohl recht, wir sollten schnell heim gehen...ich hoffe du magst noch meine Freundin sein...auch wenn...na du weist schon! Ich kann das ja nicht kontrollieren. Es war ja nicht mit Absicht."


    Ein wenig geknickt und mit hängenden Schultern schnappte er sich Helios' Zügel und begann loszulaufen.

  • Rufus war noch immer geknickt und machte es damit Axilla schwerer, unbekümmert zu wirken. Auch seine Fragen ließen es fast nicht zu, nicht traurig zu sein. Dabei wollte sie jetzt nicht betrübt sein, und sollte es eigentlich auch gar nicht. Es war ja schließlich so weitaus besser als jede andere Möglichkeit, und alles andere hätte sie ja auch nicht wirklich gewollt. Ein Teil von ihr, aber nicht der vernünftige Teil. Auch wenn der im Vergleich zum chaotischen Rest winzig war.
    Was er tun konnte, damit es ihr besser ging? Sie in den Arm nehmen? Ihr sagen, dass er nicht weggehen würde? Sie einfach mal halten, wie ihr Vater es getan hatte und ihr für fünf Minuten das Gefühl geben, dass egal wie schlimm alles andere war, egal wie sie aussah und was geschehen war, einfach alles gut werden würde? Nein, das konnte er nicht, er war ja selbst so unsicher wie sie.
    “Nein, ich glaub, wenn Urgulania sieht, dass wir zusammen unterwegs waren und sieht, wie wir aussehen, dann gibt es erst recht richtigen Ärger. Da muss ich allein durch. Aber vielleicht hab ich ja Glück und kann mich reinschleichen, oder Leander hat mich gut gedeckt, dass es nicht auffällt. Und zur Not werf ich ein, dass ja mein Geburtstag ist. Das wird schon.“
    Das andere war schon schwieriger zu beantworten. Wollte sie noch seine Freundin sein? Nahm sie es ihm übel, dass sie ihn erregt hatte? Nein, das nahm sie eher sich selbst übel. Dass er sich zurückgehalten hatte? Das sollte sie ihm auf keinen Fall übel nehmen, denn es war ja richtig gewesen. Wenn es also im Grunde ihre Schuld war, und auch nichts passiert war, was sie ihm hätte übel nehmen können oder sollen, warum sollte sie nicht seine Freundin weiter sein?
    Sie sah zu ihm rüber und lächelte aufmunternd, wieder ihr kleines, geübtes Lächeln. Weil du früher oder später doch mit ihm schlafen wollen wirst, nachdem du weißt, dass er dich will, schoss ihr als wahrer Grund durch den Kopf, doch sie wollte es nicht wahrhaben. “Natürlich sind wir noch Freunde. Was sollten wir sonst sein?“

  • Axillas Worte heiterten den Germanen wieder auf und ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Aber er wusste nicht so ganz ob es jetzt daran lag, weil er nun weiter mit der Freundin Axilla Zeit verbringen konnte, oder mit der Frau Axilla.


    "Genau, wir sind Freunde und nichts anderes!" sagte er laut, aber es klang nicht halb so überzeugend, wie es hätte klingen sollen. Und dass er ihr nicht helfen konnte, gefiel ihm auch überhaupt nicht. Er musste ihr doch auch mal irgendwie helfen können! Aber ihm fiel aber auch nichts ein, was ihre Situation hätte verbessern können.


    Plötzlich hörte es auf zu regnen und Ragin blickte prüfend in den Himmel, aber es schien sich wirklich ausgeregnet zu haben.


    "Ich glaube wir können jetzt langsam reiten. Damit wir nicht noch viel länger brauchen. Und du bist sicher, dass ich dir nicht helfen kann?"


    Er stieg auf Helios und streckte Axilla die Hand herunter, um ihr hoch zu helfen.

  • Seine Worte waren wie ein kleiner Stich, obwohl Axilla es ja eigentlich besser wusste. Trotzdem hörte wohl auch eine Frau nicht lieber das obligatorische „Lass uns Freunde sein“, wenn in ihrem Kopf schon etwas anderes war. Dennoch ließ sie sich nichts anmerken und stieg hinter Rufus dann auch aufs Pferd, als es zu regnen aufgehört hatte.
    Einen langen Moment war sie unschlüssig, wie sie sich an ihm festhalten sollte. Da sie noch immer dank der Tunika nicht rittlings auf dem Pferd saß, sondern beide Beine nach links hatte, musste sie sich an Rufus irgendwie festhalten. Aber das ging nicht, ohne ihn zu berühren, und an ihr klebte noch immer alles, und der Matsch machte das nicht unbedingt besser. Auch wenn die Sonne schon wieder durch die Wolken brach und in einer halben Stunde wohl alles wieder getrocknet hatte, im Moment war es nicht besser als vor zehn Minuten, als es noch geregnet hatte.
    Allerdings wollte sie sich nichts anmerken lassen, und wenn sie noch länger zögerte, würde Rufus zweifelsfrei etwas merken. Also hielt sie sich an seiner Seite fest. Das war nicht so eng wie bei dem Ritt hierher und auch nicht mehr so vertraut, aber sie wollte jetzt nicht näher an ihn heranrücken. Sie hatte Angst, dass ihr Wille dann doch wanken könnte – oder seiner. Aber das wäre ganz falsch, und sie sollte da nicht einmal drüber nachdenken.
    “Ich glaube, ich mach das wirklich besser allein. Wenn Urgulania uns beide so sieht… nein, das wäre nicht gut. Sie hat ja schon gedacht, dass… ach, egal. Ich schaff das schon, und reicht ja, wenn einer von uns beiden Ärger bekommt.“
    Sie mussten ja nicht beide bestraft werden, sofern sie überhaupt erwischt wurden. Vor allem würde die strafe mit Rufus sicher höher ausfallen, weil sie dann keine Ausrede gebrauchen konnte, die Urgulania glauben würde.
    “Ich hoffe, wir sind wieder trocken, und dass die Wachen bei Basileia keine Petzen sind. Ich glaube, wir sehen wohl schon ziemlich ulkig so matschig aus.“

  • Sie hielt sich natürlich wieder an ihm fest, aber nicht so eng wie vorher. Zum Glück, denn der enge Körperkontakt hätte ihn wieder erregen können, und das hätte beim Reiten auch schmerzhaft werden können. Er war ihr dankbar, dass sie solch eine Rücksicht auf ihn nahm.


    "Vielleicht denken sie wir wären Nubier, so viel Schlamm wie wir im Gesicht haben", witzelte er wenig überzeugend. Irgendwie war der Ausflg zu einer Katastrophe unvergleichlichen Ausmaßes entwickelt, zumindest wenn man noch so jung wie Ragin war. Axilla schien es auch so zu gehen, denn auch sie redete nur noch über Kleinigkeiten und so war der Ritt zurück in die Stadt für Amala, sie versuchte einen Hasen zu fangen, und für Helios, er sah noch eine hübsche Stute, deutlich interessanter als für die beiden pubertären Hormonbomben auf dem Pferderücken.


    Dann waren sie wirklich kurz vor der Stadt und dort trennten sie sich. Axilla hielt es für besser getrennt in die Stadt zu gehen. So setzte Ragin sie in der Nähe von einem Tor ab, verabschiedete sich ich ritt weiter zum am weitesten entfertesten Stadttor Alexandrias. Die Wachen dort, die Wachen in der Basileia, und auch die Wachen in der Regia musterten ihn misstrauisch, aber am Ende kam er doch von Venusia unentdeckt ins Balneum wo er lange brauchte um den ganzen Dreck abzubekommen, der an seinem Körper klebte. Über den Tag dachte er dabei nicht nach. Nicht weil es ihn nicht beschäftigte, sondern weil er es nicht wollte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!