[Tempel] Isis und Mater Magna

  • Hostia Helia



    Nur zu gern hätte sie schon gewusst, warum die junge Frau einen solchen Fluch auf jemanden los lassen wollte. Eifersucht vielleicht? Hatte der Mann sie für eine andere verlassen? Dann war aber der Wunsch etwas ungewöhnlich, denn für gewöhnlich wünschten sich die geprellten Damen dass die Männlichkeit verdorrte. Dann war es wohl etwas anderes. Wichtig war es ja eigentlich nicht. „Ich kann deinen Wunsch hier im Tempel verstecken, wenn du es möchtest… du kannst das Bleitäfelchen aber auch mitnehmen und wo anders verbergen!“ schlug sie ihr vor. Es war nicht wirklich wichtig wo man diesen Fluch versteckte, es war wichtig davon überzeugt zu sein, dass er wirkte. Und auch die Götter ein wenig gewogen zu stimmen. „Wir sollten uns dann wohl auch deinem Opfer widmen…“


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  • Kaum hatte ich der Priesterin das Papyrusröllchen wieder gegeben, verschwand sie aufs Neue um nach kurzer Zeit wieder zu kommen. Diesmal hatte sie das Täfelchen aus Blei in der Hand, auf das sie kurz zuvor den Fluch eingeritzt hatte und es nun eng um einen Hühnerknochen gewickelt hatte. Sie reichte es mir und erklärte mir noch, was ich damit machen konnte.
    Ich überlegte einen Moment. Ob ich es hier im Tempel lassen sollte? Oder war es ganz nahe bei Sermo doch besser aufgehoben? Das bedeutete aber, ich musste nochmal zurück zur Casa. Das war ganz schon riskant. Wenn mich jemand dort sah! Andererseits wirkte dann aber der Fluch vielleicht besser. Ich nahm erst mal das Täfelchen, nickte dankend und steckte es ein.
    Gleich darauf kam die Priesterin auf den eigentlichen Grund meines Besuches zu sprechen – das Opfer. "Öhm ja. Allerdings konnte ich mir kein Opfertier leisten. Nur das da." Und wieder zog ich etwas aus meiner Tasche hervor und zeigte es der Priesterin. Diesmal war es eine kleine tönerne Figur eines Vogels, den ich noch schnell vor dem Tempel gekauft hatte, weil der Verkäufer mich so lange belabert hatte und mir weisgemacht hatte , die Göttin würde auf Geflügel stehen.
    "Ich hab auch noch ein paar Kekse u..und Blumen hab ich auch noch. Alles für die große Mutter, damit sie mein Kind schützt." Hoffentlich genügte das der Göttin, um sie mild zu stimmen.

  • Hostia Helia


    Caelyn war zufrieden mit dem Spruch auf dem Pergament. Helia nahm es wieder entgegen, verschwand dann erneut irgendwo im Inneren des Tempels um nun die Worte in das Bleitäfelchen zu ritzen um dann wenig später, es der jungen Frau in die Hand zu drücken. „Versteck es gut!“ ermahnte sie diese eindringlich. Wenn das Täfelchen gefunden wurde, dann konnte es mächtig Ärger für sie Beide geben. Es gab niemanden, der sich gerne verfluchen ließ.


    Ein kleiner tönerner Vogel, Kekse und Blumen, ein bescheidenes Opfer, aber es würde wohl seinen Zweck erfüllen. „Es müssen nicht immer große Gaben sein. Die Götter freuen sich selbst über die kleinsten Dinge. Es ist gut, dass Du nicht mit leeren Händen her gekommen bist. Ich werde Dir etwas Weihrauch zur Verfügung stellen. Hast Du schon einmal geopfert oder benötigst du Hilfe?“


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  • Genau! Ein gutes Versteck! Ich wurde wieder unaufmerksam, weil ich darüber grübelte, wo der geeignetste Platz war, den Fluch zu verstecken. Und dann war da wieder die warnende Stimme, die mir sagte, wenn ich zurück zur Casa ging, konnte ich entdeckt werden. Dann kam ich gar nicht mehr weg. Aber die Priesterin holte mich wieder zurück. Was für ein Glück, sie befand meine Opfergaben als ausreichend. Und etwas Weihrauch wollte sie mir auch geben. Ihre Frage aber entlarvte mich ziemlich schnell. Mit den Göttern hatte ich seit meiner Kindheit nicht mehr viel am Hut gehabt. Ich hatte mal meiner Mutter zugeschaut, wie sie im Tempel geopfert hatte. Aber das war´s dann auch. Hilfesuchend schaute ich mich zu Linos um. Auch wenn er jetzt Christ war, schien er weitaus mehr Ahnung zu haben als ich. "Öhm…. ja." sagte ich zögerlich.

  • Ich selber hätte auch sicher gewusst wo ich das Fluchtäffelchen versteckt hätte. Bestimmt hätte ich es im Tempel gelassen, obwohl dort konnte es bestimmt auch manch einer sehen und lesen, eine schwierige Entscheidung also. Noch mit diesen Überlegungen halbwegs beschäftigt und mit der anderen Hälfte bei Caelyn und der Priesterin, fiel mein Blick auf Caelyn. Ihr aufmunternd zu nickend ging ich zu ihr, nahm sie an die Hand und ging mit ihr zu dem Altar. „Hier kannst du deine Opfergaben ablegen und in der Opferschale Weihrauch anzünden.“ Flüsternd fügte ich noch hinzu, "vergiss nicht die Gebete zur großen Mutter und den Herrn Attis. Keine Sorge ich bleibe bei dir.“ Abwartend blieb ich bei Caelyn stehen, um ihr wenn es nötig sein würde zu helfen.

  • Hostia Helia


    Ein wenig Hilfestellung leisten gehörte zu ihren Aufgaben. Leicht nickte sie und machte eine kleine Geste zu dem Foculus. „Zunächst verbrennst du den Weihrauch in dem kleinen Kohlebecken. Damit machst du die Götter auf dich aufmerksam. Dann erklärst du den Göttern um was du bittest. Nacheinander legst du dann die Blumen und die Kekse auf den Altar, als Gaben für die Götter. Wenn du das Opfer beenden möchtest, machst du eine Körperdrehung nach rechts“, erklärte sie ihr und warf dann kurz einen kritischen Blick zu Linos, der es wohl anscheinend besser zu wissen schien. „Das Gebet wird laut ausgesprochen“, fügte Helia noch hinzu. „Lass dir Zeit mit dem Gebet. Du wirst wissen ob dein kleines Opfer angenommen wurde oder nicht!“


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  • Hätte ich mich jetzt im Spiegel gesehen, dann wär mir garantiert aufgefallen, wie dämlich ich gerade dreinschaute. Anscheinend direkt aus dem Tal der Ahnungslosen kommend und mit offenem Mund sog ich die Informationen in mich auf, die zum einen von Linos und der Priesterin auf mich hernieder prasselten. Irgendwann nickte ich unsicher und sagte: "Alles klar!" Naja, klar, wie Peras Gemüsesuppe vielleicht.
    Zögerlich nahm ich das kleine Säckchen, in dem sich einige Kügelchen des wertvollen Weihrauchs befanden, dass mir die Priesterin freundlicherweise zur Verfügung stellte. Dann schaute ich zu dem Foculus, auf den sie gedeutet hatte. War doch alles total einfach, sagte eine Stimme in mir. Klar, einfach den Weihrauch anzünden, warten bis der Rauch nach oben stieg und dann nichts wie raus mit dem, was ich den Göttern ins Ohr drücken wollte.
    Aber vielleicht waren es Linos und Helias Blicke, die ich in meinem Nacken spürte und die garantiert alles beobachten würden, was ich jetzt machte. Und wenn ich jetzt irgendwas in den Sand setzte, he? Was dann? Komisch, um so was hatte ich mich doch früher nicht gekümmert. Ich hätte es auf das Kind schieben können, was in mir heranwuchs. Vielleicht wurde ich ja jetzt verantwortungsbewusster, oder so. Na, wie auch immer, ich merkte, ich musste langsam mal in die Gänge kommen. Nach ´ner gefühlten Ewigkeit schritt ich auf besagten Foculus zu, streute den Weihrauch hinein und entzündete ihn. Mann, wie das roch! Da wurde es mir gleich ganz anders! Aber ich versuchte, so gut es ging, die aufkeimende Übelkeit zu unterdrücken.
    "Große Mutter", begann ich unsicher. "Ehrwürdige Göttin, ich bitte dich, gewähre mir eine glückliche Geburt und beschütze mein Kind, wenn es in diese Welt kommt. Guter Herr Attis, dich bitte ich, bestrafe all die, die mir und meinem Kind böses wollen. Nehmt bitte meine bescheidenen Gaben an."
    Genau, die bescheidenen Gaben! Ich hatte mir selbst das Stichwort gegeben und legte schließlich die tönerne Vogelfigur ab. Dann kramte ich noch die Blüten und die Kekse hervor, die ich gekauft hatte. Naja, ein richtiges Festessen, wie es vielleicht sonst an diesem Ort gefeiert wurde, war es ja nun wirklich nicht. Aber mehr hatte ich eben nicht.
    Ich verharrte noch einen Augenblick vor dem Altar und hoffte, die Götter würden damit zufrieden sein. Dann erhob ich mich und – ja richtig- ich machte die Körperdrehung nach rechts. Sonst war am Ende vielleicht alles noch für die Katz!


    Irgendwie fühlte ich mich jetzt erleichterter. Gelöst, ja fast schon freudig suchte ich den Blick der Priesterin und den von Linos. Ich hatte doch alles richtig gemacht, oder?

  • Den vorwurfvollen Blick der Priesterin hatte ich schon mitbekommen, ignorierte ihn aber, denn es waren nun wirklich Jahre vorbei, um es genau zu sagen, in meiner Kindheit war es gewesen, als ich zuletzt an einer Opferung teilnahm. Später hatte ich mich, besonders zum Ärger meiner Mutter, immer sehr erfolgreich drücken können.
    Doch jetzt ging es um Caelyn und darum, dass ihr geholfen wurde. Ich fand sei machte es sehr gut, auch wenn man ihr leichtes Zögern merkte, dies lag aber bestimmt an ihrer Nervösität. Wer konnte es ihr auch verdenken, es ging ja nicht nur um sie, sondern auch um ihr Kind.
    Erleichtert atmete ich auf als sie die Zeremonie beendet hatte. Sie hatte den ersten Schritt gemacht, vielleicht auch den wichtigsten, denn dies würde ihr Mut, Kraft und Stärke verleihen.
    Caelyns Augen leuchteten förmlich als sie nun unseren blick suchte. Lächelnd nickte ich ihr zu.

  • Mit ihrer Dienerin Korone begab sich Phryne direkt vom Tempel des Apollo zum Heiligtum der Magna Mater. Interessanterweise war dies ein Doppeltempel, bei dem sich die ägyptische Isis und die phrygische Kybele einen Altar teilten.


    Phryne erwartete, dass sie jemand vom Kultpersonal ansprechen würde, um sich einer Reinigung zu unterziehen, bevor sie den Kultbezirk betrat. Sie sah zu den beiden Häusern hin, die vor dem Nemeton lagen. Für gewöhnlich wohnte dort der Gallus oder aber es waren Versammlungshäuser für den Kult.

  • Phryne wurde ungeduldig. Niemand kam, um sich ihrem Anliegen anzunehmen. Also schritt sie beherzt auf eines der beiden Häuser zu, in denen sie das Kultpersonal verrmutete. Sie trat an die Tür und klopfte vernehmlich.
    Klopf, klopf!


    Hallo? Ist jemand da?

  • Claudius Atticus


    Ein alter, dicker Mann öffnete endlich die Tür. Er trug ein weites Gewand, hatte einen kahlrasierten Kopf und ein etwas fremdländisches Aussehen - offensichtlich war er nicht gerade ein Eingeborener...


    "Ja bitte?"


    fragte er mit einer viel zu lauten Stimme - vielleicht hörte er schlecht...


    MPC

  • Phryne musterte den Mann, der ihr die Tür geöffnet hatte. Er war ganz offensichtlich der Gallus des Kybelekultes. Seiner Herkunft nach war er offensichtlich Orientale und er schien kein schlechtes Leben zu führen, wie sein Bauch andeutete. Ein wenig in die Jahre gekommen war er auch schon. Sie antwortete ihm deshalb ebenso laut, wie er gefragt hatte.


    Salve. Mein Name ist Phryne. Ich bin neu in der Stadt. Deshalb komme ich, um der Magna Mater ein Opfer zu bringen. Ich bin bereits in Rom Mitglied des Kultvereins der Kybele gewesen.
    Sie räusperte sich und wiederholte dann den Spruch der Eingeweihten: Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel habe ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis. Du musst wissen, dass ich ein eifriges Mitglied der römischen Kultgemeinde war. Bei den Prozessionen und großen Kultfesten habe ich das Tympanon geschlagen. Ich bin eine begeisterte Anhängerin dieses Kultes. Es würde mich sehr freuen, wenn ich auch hier wieder in die Kultgemeinde aufgenommen werden könnte, um das gemeinsame Kultmahl aus dem Tympanon zu genießen.


    Damit schenkte sie dem Gallus ein freundliches Lächeln und wartete seine Antwort ab.

  • Claudius Atticus


    "Ich bin Claudius Atticus, der Gallus dieses Heiligtums."


    stellte sich nun der Priester vor und bestätigte damit Phrynes Vermutung.


    "Selbstverständlich gibt es hier auch ein Kollegium der Großen Mutter und der Isis, selbst wenn du einige Unterschiede zu denen in Rom oder im Osten finden wirst, denn die Riten der Großen Mutter weisen hier einige lokale Bezüge auf."


    Tatsächlich dominierten Einheimische dieses Kultkollegium weit stärker als etwa das der kapitolinischen Trias - schuld war wohl der Kult der Matronae, der hier schon vor Ankunft der Römer verbreitet gewesen war.


    "Trotzdem bist du natürlich herzlich eingeladen. Das Collegium entscheidet durch Abstimmung über die Aufnahme weiterer Mitglieder. Du wirst dich also vorstellen müssen und dann dem Votum der übrigen Mysten stellen müssen."

  • Phryne klatschte begeistert in die Hände. Dass der Kult über einen gewissen Lokalkolorit verfügte, war nicht verwunderlich, schließlich war sie nicht in Rom. Sie würde sich schon einfügen können.


    Wunderbar! Ich würde zu gerne gleich zum nächsten Treffen des Collegiums erscheinen, um mich vorzustellen. Kannst du mir den Termin des nächsten Treffens nennen? Es wird wohl hier stattfinden, nicht wahr?


    Dann zeigte sie auf Korone, die den Korb mit den Opfergaben trug: Wein, Weihrauch, Kranz und Opferkuchen.


    Darf ich nun der Göttin mein Opfer darbringen? Ich möchte der Großen Mutter danken, dass sie bislang ihre Hand über mich gehalten hat und sie bitten es auch in Mogontiacum wieder zu tun. Möchtest du mir helfen?

  • Claudius Atticus


    "Man wird dich einladen - wo bist du zu erreichen?"


    fragte der Gallus bezüglich der Einladung zum Collegium.


    "Und ein Opfer darfst du natürlich jederzeit darbringen - wenn ich dir dabei helfen kann, gern! Aber wie ich sehe, hast du ja schon eine Assistentin und einen ganzen Korb voller Gaben."


    Interessiert musterte der alte Priester die Mitbringsel - leider war nichts dabei, was er später abräumen und in den eigenen Besitz übergehen lassen konnte...
    MPC

  • Ich lebe in der Casa Acilia. Schicke mir einfach einen Boten. Es wird mir eine Freude sein, das Collegium mit einigen mitgebrachten Köstlichkeiten zum Kultmahl zu unterstützen, wenn es beliebt. Dann werde ich jetzt mit meiner Sklavin ein Opfer darbringen. Ich danke Dir für Deine Freundlichkeit.


    Phryne verneigt sich leicht vor dem Gallus und schlug die Augen nieder. Sie nahm sich vor, ihm in den kommenden Tagen ein persönliches Geschenk zukommen zu lassen. Das würde ihre Aufnahme ins Collegium der Magna Mater mit Sicherheit unterstüzen können.


    Dann winkte sie Korone und begab sich zum Altar, der sich in der Mitte zwischen beiden Tempeln befand. Sie opferte Weihrauch und betete für die Gunst der Göttin, sie bei ihrer Aufnahme in das Collegium ihres Kultes zu unterstüzen. Anschließend brachte sie ein Trankopfer und übergab Teile des Opferkuchens dem Feuer unter der Rezitation weiterer Gebete. Den Blumenkranz drapierte sie vor der Statue der Göttin, die das Innere des Tempels schmückte. Daneben legte sie den restlichen Opferkuchen ab. Mit ehrfürchtig gesenktem Kopf entfernte sie sich wieder und stieg die Stufen zum Tempelvorplatz hinunter. Der Gallus war bereits wieder in seinem Haus verschwunden.

  • Phryne schickte Korone mit einer Antwort auf das Einladungsschreiben und einem Korb voller Geschenke auf den Weg zum Gallus. Die brave Sklavin brachte dem Priester neben einem Kästchen mit edlem Räucherwerk, einen geräucherten Schinken und eine Flasche feines Garum. Dazu ein paar Opferkuchen. Und sie übergab den Brief, den ihre Herrin verfasst hatte.



    Ad Gallus Magnae Matris et Cultor Isidis
    Claudis Atticus


    Als Myste der Magna Mater und des Attis habe ich mich sehr über die Einladung zur Versammlung des Collegiums gefreut. Ich werde pünktlich erscheinen und meinen Anteil am Kultmahl beisteuern. Wenn darüber hinaus noch etwas von mir gewünscht oder gefordert werden sollte, lass es mich bitte wissen.


    Selbstverständlich werde ich meinem Eid entsprechen und keinen Laut über die Geschehnisse im Collegium nach außen tragen.


    Salve, Phryne

  • Mit vor Kälte und Aufregung kalten Fingern näherte sich Phryne in Begleitung ihrer Diener dem Kultbezirk des Doppeltempels der Magna Mater und der Isis. Eine junge Frau stand dort und hielt Waschschüssel und Karaffe bereit, um die erwarteten Mysten zu reinigen. Sie lächelte die Ankommende an. "Salve!"
    Phryne unterzog sich der Reinigung. Auch ihre Sklaven mussten sich reinigen.


    Sie wusste, dass das linke Gebäude die Unterkunft des Gallus war und nahm an, dass dort auch die Sitzung des Collegiums stattfinden würde.
    Vor der Tür verharrte sie kurz. Dann klopfte sie beherzt an.

  • Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet. Phryne konnte einen jungen Mann im langen Kleid sehen, der über und über mit Ketten und Amuletten behängt war. Sie kannte den Aufzug der "fanatici", der Diener der Magna Mater. Er musterte sie neugierig.
    Bist du Phryne, fragte er.


    So ist es, antwortete sie. Ich komme auf Einladung des Gallus Claudius Atticus.


    Der junge Mann nickte. Ich muss dich bitten, den Eid zu sprechen, dass nichts von dem was du hier siehst und hörst, nach außen dringen wird. Schwöre es bei der Großen Mutter, der Herrin über Werden und Vergehen, der Allmutter Kybele und ihrem Geliebten Attis.


    Phryne zögerte keinen Augenblick. Sie sprach mit fester Stimme:
    Ich schwöre bei der Großen Mutter, bei der Herrin über Werden und Vergehen, bei der Allmutter Kybele und ihrem Geliebten Attis, dass keine Silbe von dem nach außen dringt, was hier gesprochen und vollzogen wird. Das schwöre ich!
    Und sie ergänzte noch die Bekenntnisformel der Mysten. Vom Thympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel habe ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, in die Geheimnisse der Religion bin ich eingeweiht, ich bin ein Myste der Magna Mater und des Attis.


    Nun gab der Mann lächelnd die Tür frei.
    So tritt ein, Phryne. Sei willkommen im Collegium der Magna Mater und des Attis.

  • Der Fanaticus führte Phryne in den Hauptraum, der angesichts der winterlichen Lichtverhältnisse nur von Öllampen erhellt war. Im Kreis saßen Männer und Frauen, einige Römer, vor allem aber Frauen und Männer in der Tracht der Einheimischen. Gegenüber des Eingangs saß der Gallus, den Phryne schon getroffen hatte.


    "Phryne, du bist also wahrlich gekommen. Ich begrüße dich in unserem Kreis."


    Er räusperte sich kurz.


    "Du bittest darum, als Myste des Attis in unser Collegium aufgenommen zu werden und behauptest, bereits in Rom dem Collegium angehört zu haben. Um dies zu prüfen, werden wir dir einige Fragen stellen, die den Mysten der Attis verraten. Jeder der Anwesenden wird dir eine Frage stellen."


    Der Kelte neben dem kahlköpfingen Eunuchen fuhr sich interessiert durch den Bart. Einen Moment schien er nachzudenken, dann begann er:


    "Wie heißt der Vater der großen Mutter?"
    MPC

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