[Tempel] Isis und Mater Magna

  • Wie eine Furie fuhr Phryne auf als sie die gesamte Geschichte Kaesos vernommen hatte.


    Was? Was muss ich da hören? Dieser Balbus soll mir in die Finger geraten! Dieser Feigling! Was bildet der sich eigentlich ein? Das darf doch nicht wahr sein! Du gehst da nicht mehr hin, Kaeso! Das brauchst du doch nicht. Du kannst jederzeit bei mir wohnen. Ich lasse dich nicht mehr zurück dahin wo man dich so zurichtet.


    Mitleidig besah sie sich seine Verletzungen. Sie überlegte tatsächlich ob sie diese Kräuterhexe um Hilfe bitten sollte. Der arme Junge sah furchtbar aus.


    Sollen wir diese Alpina um Hilfe bitten, Kaeso? Meinst du sie könnte dir helfen, dass diese Verletzungen schneller heilen?


    Mit keinem Wort erwähnte sie, dass sie selbstverstänlich zu den nächsten Spielen in die Arena gehen würde. So etwas ließ sie sich nicht entgehen, wo es doch in Mogontiacum ohnehin einen Mangel an öffentlichen Spektakeln gab.

  • Alpina?! Erschrocken fuhr ich bei ihrem Namen hoch. Sicher sie würde mir einiges geben können und alles unternehmen um meine Schmerzen zu lindern. Was sie bestimmt noch machen würde, mich traurig anschauen und bestimmt etwas sagen wie, ich habe dich ja gewarnt. Erst Runa sie würde mir wirklich zusetzen.
    Jetzt brauchte ich aber eine Begründung, warum ich gerade sie nicht hier haben wollte. „Nein lass mal es geht schon so, ich möchte sie damit nicht belasten, schließlich hat sie mir den Ausbildungsplatz besorgt.“ Um kurz nachzudenken stand ich auf, ging zum Brunnen um nochmals zu trinken. „Weißt du ich kam hierher, weil ich von der Großen Mutter, Hilfe, eine Eingebung oder ähnliches erbitten möchte. Ich werde auch wieder dahin gehen, denn er sagte in ein paar Tage würde er sich wieder um den Schlüsselbeinbruch kümmern. Danke, dass du mich aufnehmen möchtest.“ Liebevoll lächelte ich sie an. „Er ist ein sehr guter Chirurgicus, wenn er nur nicht so ein Säufer wäre. Außerdem wüsste ich nicht was ich sonst machen sollte.“ Fast entschuldigend kam es von mir.

  • Mitleidig streichelte Phryne Kaeso verschwollenes Gesicht.


    Du bist so tapfer mein Süßer, so tapfer! Aber keine Sorge, wir werden es dem Kerl und seinen miesen Handlangern zeigen. Weißt du was? Wir bitten die Große Mutter um ihre Mithilfe. Wir fertigen ein Fluchtäfelchen und weihen es der Großen Mutter. Was wir dazu allerdings benötigen ist etwas blutigen Sand aus der Arena. Den kannst du ja besorgen, oder nicht?

  • Fluchtäfelchen? Richtig davon hatte ich schon gehört. Unsicher schaute ich meine Göttin an. „Bist du sicher? Ich meine hast du damit Erfahrung? Helfen die wirklich? Blutiger Sand aus der Arena“, grübelte ich laut. „Ist es denn egal von wem das Blut stammt? Ich meine muss es nicht von Balbus sein? Sicher, wenn dort ein wirklicher Kampf stattfindet. Beim Training geht es nicht so blutig zu. Kann das Blut auch von anderen Stellen sein? Natürlich werde ich es irgenwie besorgen, wenn es wichtig ist.“
    Langsam stieg die Sonne höher und bald würde mich Balbus vermissen. Wirklich stören tat es mich zur Zeit nicht. In unseren Tempel wollte ich auf jeden Fall noch ehe ich mich auf den Rückweg machte.
    „Gehst du noch mit mir in den Tempel zum beten?“ Wenn sie nur geahnt hätte wie sehr ich mir gerade jetzt eine Vereinigung mit ihr gewünscht hätte, trotz meiner Schmerzen, dann hätte sie auch gewusst warum meine Frage so flehend kam.

  • Mit sanftem Lächeln beruhigte Phryne ihren jungen Liebhaber.


    So ein Fluchtäfelchen ist eine feine Sache. Gerade hier im Tempel werden immer wieder welche angefertigt: Liebeszauber, Zauber zu Heilzwecken, zur Unterstützung bei Gerichtsverhandlungen oder der Verfolgung von Dieben und anderen Verbrechern oder eben Rache an jemandem der einem Unrecht getan hat.


    Phryne erläuterte das Vorgehen.


    Wenn du dich an die Unterirdischen, die Lemuren und Unterweltsgötter wenden willst wäre Blut oder Asche Getöteter das Beste. Deshalb das Blut aus der Gladiatorenarena. Also nicht aus eurer Trainingsarena sondern aus dem Theater. Aber im Falle von Balbus und seiner Schergen würde es sicher auch der blutige Sand aus der Trainingsarena tun. Wir werden die Große Mutter um ihre Hilfe gegen die Ungerechtigkeit des Chirurgicus und seiner dummen und brutalen Handlanger anrufen. Sie wird uns helfen! Mit Sicherheit! Sei unbesorgt. Ich besorge das Bleiplättchen und du den blutigen Sand oder ein anderes blutiges Teil aus dem Bestand der Gladiatoren oder des Chirurgicus.


    Als Phryne sicher war, dass der Junge ihre Anweisung verstanden hatte, zog sie ihn mit sich zum Tempel.


    Natürlich bete ich mit dir. Komm mit mir. Wir müssen uns zunächst reinigen. Vor allem du, mein Süßer.


    Mit einem Krug frischen Wassers aus dem Brunnen im Tempelhof ging der junge Mann an der Hand der Priesterin hinter den Tempel. Phryne begann ihn langsam und zärtlich auszuziehen und dabei gleichzeitig zu waschen. Als er nackt und vom Blut gereinigt war löste sie die Gewandspangen ihres Kleides.


    Nun bin ich dran...
    ihre Stimme war sinnlich und dunkel. Ihr Blick eindringlich. Da er durch seinen eingebundenen linken Arm behindert war, wusch sich Phryne selbst. Langsam und sehr erotisch. Sie beobachtete genau seine körperlichen Reaktionen. Heute würde sie den aktiven Part übernehmen müssen. Das machte Phryne nichts aus. Ganz im Gegenteil... sie genoss es, die Oberhand zu haben.

  • Verwundert stellte ich fest, was der menschliche Körper für ein seltsames Instrument war. Trotz körperlichen und geistigen Schmerzen reagierte er sofort. Ob es bei allen so war wusste ich nicht, doch ich reagierte. Selbst wenn ich gewollt hätte wäre ich niemals dagegen angekommen. Ich spürte wie es in den Lenden pochte, mein Blut in den Adern kochte.
    Ihr sinnliche Stimme, ihr wunderschöner Körper, mit jeder Faser wollte ich sie. Langsam schritt ich auf sie zu, von ihrem Blick angezogen, legte meinen Arm um ihren Hals. Mein Mund senkte sich auf den ihren, schnell und gierig, stark und verführerisch. Die Macht des Kusses traf mich, machte mich schwindelig, wühlte mich auf, machte mich willenlos. Hilflos meinem eigenen Verlangen gegenüber. Nur zu gerne überließ ich ihr die Oberhand, sie würde meinen, aber auch ihren unersättlicher Hunger stillen. Ich wollte nur noch vergessen, ergab mich ihr mit all meiner Kraft und all meinem Begehren. Wieder wurde ich zu ihrem Sklaven, der nur die eine Aufgabe hatte sie zu beglücken.

  • <<<Unterwegs hatte ich noch einige Kerzen und Weihrauch besorgt und eilte zum Tempel in der Gewissheit ich war ein Fanatici und man gewährte mir jederzeit Einlass. Diesesmal würde ich nicht draußen übernachten, nein Weg war in den Tempel hinein. Zulange war ich daran gehindert worden ihn zu besuchen.


    Leise trat ich ein, in das Gebäude, was nur noch von den letzten fast abgebrannten Kerzen beleuchtet wurde. Versuchte mich zu beruhigen und zu sammeln.
    Lange und ausführlich teilte ich der Großen Mutter meine Sorgen, Befürchtungen und Hoffnungen mit. Ehe ich mich dann aber in einer Ecke zum schlafen zusammenrollen würde wollte ich etwas machen was ich mir schon lange gewünscht hatte. Es sollte nur für die Große Mutter sein.
    Ich nahm ein Tamburin und schlug den Rhythmus, der mir noch von dem Hilaria in Erinnerung war und begann zu tanzen.
    Lange tanzte ich, die Kerzen erloschen allmählich und irgendwann sank ich in vollkommener Dunkelheit erschöpft auf den Boden, wo ich dann einschlief.

  • Phryne erschien in ihrer Ritualkleidung. Glaucus und Korone begleiteten sie bis zum Heililgtum, blieben dann jedoch außerhalb. In ihrem schönen feuerroten Gewand betrat sie das Fanum und unterzog sich dem obligatorischen Reinigungsritus. Dann stieg sie, mit einem Korb voller Opfergaben und den Utensilien für das nächtliche Ritual die Stufen zum Tempel.


    Im Inneren traf sie auf Kaeso, der sich gerade erwachend die Augen rieb.
    Phryne verneigte sich vor der Göttin. Gemeinsam mit Kaeso, den sie schweigend grüßte, reinigte sie die Cella. Sie kehrten, erneuerten die Glut in der Feuerschale, warfen alte Opfergaben weg oder räumten sie aus dem Tempel und stellten ihre Opfergaben auf. Als alles perfekt war, sprachen sie den üblichen Morgengruß an die Göttin und ihren Heros und baten beide um ihren Beistand bei ihrem Vorhaben.


    Dann bereitete Phryne alles vor um das Bleitäfelchen für das nächtliche Ritual vorzubereiten. Sie hatte eine spitz gefeilte, kräftige Nadel bei sich, mit der sie den Text in das Täfelchen ritzen wollte.


    Wie klingt das?


    Dich, Göttin Kybele, deinen Geliebten Attis und alle Unterirdischen rufe bitte, ersuche und beschwöre ich, bei der blutdurchtränkten Erde aus der Arena der Gladiatoren, Publius Gavius Balbus, Sohn der ... wie ist der Name seiner Mutter?.... , Chirurgicus im Ludus Mogontiacums, mit unsäglicher Liebe zum Lanista Laenius Bato zu schlagen. Erhöret mich, weckt Balbus Nacht für Nacht und raubt ihm den süßen Schlaf. Er möge bis zur Raserei verzehrt das Herz und die Seele des Bato suchen, verzehrt vor Liebe und Sehnsucht zu ihm. Jedes Mal wenn Balbus ihn sieht, soll ihm ein lanzenartiger Schmerz in seine Lenden fahren und ihn martern und schmerzen, solange bis er sein Unrecht einsieht, dass man sich nicht über andere lustig macht, sie nicht verfolgt, schändet und verletzt oder verletzen lässt. Quäle Balbus von jetzt an, Stunde um Stunde, Tag um Tag, bis er sich entschuldigt.

  • Es war schon ein seltsames Gefühl, sich nur schweigend zu begrüßen, entgegen unseren Sonstigen morgendlichen Begrüßungen. Jetzt waren wir aber im Tempel und meine Göttin war als Priesterin gekommen als ich gerade erwachte. Zum ersten mal nach langer Zeit hatte ich tief und fest geschlafen, ganz so als ob ich die Nacht in dem beschützenden Schoße der Großen Mutter verbracht hätte.
    Gestärkt von diesem erholsamen Schlaf begannen wir unsere Arbeit. Selbst meine Schulter schien sich in dieser Nacht weit mehr als üblich erholt zu haben, denn ich verspürte kaum noch Scherzen.
    Nachdem wir unsere Arbeiten verrichtet hatten um nach dem Morgengruß die Göttin um ihren beistand zu bitten, achtete ich genau darauf welche Vorbereitungen meine Göttin traf.
    Aufmerksam hörte ich mir ihren vorbereiteten Text an. Gleichzeitig spürte ich wie sich von selbst ein zufriedenes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete.
    Ich strahlte sie an, „du hast genau das mit deinen Worten ausgedrückt was ich mir für ihn gewünscht habe.“
    So also formuliert man solche Anliegen, dachte ich mir. „Müssen solche Wünsche immer von einer Priesterin aufgeschrieben werden oder kann sich das jeder selber herstellen?“ Kaum hatte ich diese Frage gestellt schüttelte ich den Kopf über mich selber, natürlich brauchte man einen Priester dazu.

  • Mit einem verschlagenen Lächeln sah Phryne Kaeso an.


    Im Prinzip kann jeder ein solches Fluchtäfelchen herstellen. Aber natürlich hat ein Priester den direkten Draht zur Gottheit. Und wir wollen doch, dass dein Wunsch Erfolg hat, oder?


    Die Kybele-Priesterin setzte noch den Namen von Balbus Mutter, Cuspia Tranquilla, ein.


    Nicht selten werden solche Fluchtäfelchen auch direkt im Haus desjenigen deponiert, der verflucht werden soll. Beliebt sind auch Friedhöfe oder die Arena, in der Gladiatoren und Verbrecher starben. Man glaubt, dass die Geister und Lemuren die Verfluchungen unterstützen. Wir aber wollen die Göttin selbst um Hilfe bitten und deponieren das Täfelchen hier im Tempel.


    Nun zog Phryne auch noch das aus Ton hergestellte Figürchen aus dem Korb. Sie war deutlich als männliches Wesen erkennbar.


    Diese hier werden wir auch brauchen. Ich denke, wir beschränken uns auf einen Nagel, den wir sehr gezielt einstechen werden. Oder, was meinst du?


    Phryne deponierte alle Utensilien für das nächtliche Ritual im Haus der Priesterschaft.


    Wir haben noch Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Lass uns ein wenig durch die Stadt bummeln. Wenn alle Gläubigen gegangen sind und der Tempel geschlossen wird, kehren wir zurück. Den Gallus habe ich eingeweiht. Er weiß also dass wir heute ein nächtliches Ritual zelebrieren.

  • Ja sicher warum war es mir nicht gleich in den Sinn gekommen, dachte ich beim Anblick der kleinen Tonfigur. Diese Figürchen hatte ich doch schon oft gesehen. Da war mir nur noch nicht bewusst, dass sie auch für Verwünschungen genutzt wurden. Hätte ich das damals in Rom gewusst, wäre mein Vater bestimmt vom Trinken abgekommen, meine Geschwister und ich hätten eine bessere Kindheit gehabt.
    Doch dann hielt ich in meinem Gedankenablauf inne, doch wäre ich dann jemals nach Germanien gekommen, würde eine Ausbildung als Chirurgicus machen, wäre Fanaticus im Kybele Kult, aber dass aller schlimmste wäre, ich hätte niemals meine Göttin kennengelernt.
    Ich nickte, „sicher der Nagel reicht aus. Wie gesagt ich möchte nicht, dass Balbus in seiner Arbeit behindert wird. So wie du es machst, finde ich es perfekt.
    Durch die Stadt bummeln mit dir, da gibt es nur wenig was das überbieten kann“,
    schmunzelte ich. Wenn schon Enthaltung angesagt war, dann wenigstens auf diese angenehme Art.

  • Als es dunkel war und die letzten Ratsuchenden das Heiligtum verlassen hatten bereiteten Kaeso und Phryne ihr Ritual vor. In der Cella des Tempels brannte die übliche Feuerschale. Kaeso opferte der Göttin wie gewohnt Wein und einige Speisen, sowie Weihrauch. Phryne assistierte ihm. Im Boden vor der dem Götterbild ließ sich eine Bodenfliese lösen und herausheben. Darunter konnte man in den Sockel des Tempels hinabsteigen. Phryne nickte Kaeso zu ihr zu folgen und den Korb mit den Ritualutensilien mitzunehmen. Der Raum war niedrig. Sie mussten geduckt stehen. Im Schein der Fackel, die Phryne mitgenommen hatte sah man an den Wänden des Unterbaus kleine Figürchen aus Ton und die ein oder andere Tonschale als Opfergabe. Phryne suchte eine freie Stelle. Dort stellten sie die Kerzen im Kreis auf und entzündeten diese unter dem Singen heiliger Lieder. Die Dose mit dem blutigen Sand, das Fluchtäfelchen, eine Karaffe mit Wein und das Figürchen mit dem Nagel legte sie dazu.


    Schließlich ließ sich Phryne auf die Knie nieder und zog auch Kaeso zu sich. Sie bat die Göttin.


    Herrin Kybele, Große Mutter, Attis, Partner der Göttin. Helft eurem treuen Diener Kaeso bei einem drängenden Problem. Schenkt ihm eure Gunst. Kybele, zeige ihm deine Macht und Herrlichkeit, in dem du ihn bei seiner Sache unterstützt. Er wird es euch mit einem großzügigen Opfer danken.


    Sie nickte Käeso zu. Es war nun an ihm den Text auf dem Fluchtäfelchen vorzulesen und somit die Göttin, Attis und die Unterirdischen um ihre Hilfe zu bitten.

  • Ich war nachdem wir der Göttin Wein und Speisen geopfert hatten, meiner Göttin in die Tiefe des Tempels gefolgt.
    Gebeugt im flackernden Licht der Fackel sah ich zahlreiche der kleinen Tonfigürchen, wie auch einige Opferschalen. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen die Hilfe der Göttin auf diese Art nutzten.
    Schnell galt meine ganze Aufmerksamkeit der Handlung von der Priesterin Phryne. Meine Gedanken begleiteten, nachdem wir uns auf die Knie niedergelassen hatten, ihr Gebet.
    Auf ihr Zeichen hin las ich den von ihr vorbereiteten Text auf dem Fluchtäfelchen vor.


    Dich, Göttin Kybele, deinen Geliebten Attis und alle Unterirdischen rufe bitte, ersuche und beschwöre ich, bei der blutdurchtränkten Erde aus der Arena der Gladiatoren, Publius Gavius Balbus, Sohn der ... wie ist der Name seiner Mutter?.... , Chirurgicus im Ludus Mogontiacums, mit unsäglicher Liebe zum Lanista Laenius Bato zu schlagen. Erhöret mich, weckt Balbus Nacht für Nacht und raubt ihm den süßen Schlaf. Er möge bis zur Raserei verzehrt das Herz und die Seele des Bato suchen, verzehrt vor Liebe und Sehnsucht zu ihm. Jedes Mal wenn Balbus ihn sieht, soll ihm ein lanzenartiger Schmerz in seine Lenden fahren und ihn martern und schmerzen, solange bis er sein Unrecht einsieht, dass man sich nicht über andere lustig macht, sie nicht verfolgt, schändet und verletzt oder verletzen lässt. Quäle Balbus von jetzt an, Stunde um Stunde, Tag um Tag, bis er sich entschuldigt.“


    Im Geiste bat ich noch einmal, bitte Göttin, Attis und ihr Unterirdischen, helft mir.
    Nach einer angemessenen Pause, wandte ich mich an meine Göttin. Mit einem Lächeln auf den Lippen flüsterte ich.Danke“.

  • Phryne nickte. Sie nahm das Bleiplättchen, wickelte es um einen Hühnerknochen und schob es in einen Zwischenraum zwischen zwei Ziegeln. Dazu stopfte sie etwas blutigen Sand aus der Arena. Dann nahm sie das Figürchen in die Hand und reichte Kaeso den Nagel.


    Hier, das ist Balbus. Treibe du den Nagel dort hinein wo Balbus Schmerzen haben soll und wiederhole den Satz mit dem Schmerz.


    Kaeso tat wie ihm geheißen. Phryne lächelte böse.


    Sehr gut. Nun wollen wir die Figur hier in den Rest des Sandes stellen, ein Weinopfer darbringen und auch noch den Rest des Huhnes für die Unterirdischen dort lassen.


    Sie sah zu, wie Kaeso die Figur an die Wand lehnte und gewissenhaft den Lemures opferte. Dann löschten sie die Kerzen und traten den Rückweg an.
    Als sie vor der Stautue der Göttin standen verneigte sich Phryne noch einmal zum Dank für die Gunst der Göttin.


    Bevor du morgen in den Ludus zurückkehrst möchte ich die Nacht noch mit dir verbringen. Lass uns zu mir gehen. Ich habe ein mitternächtliches Mahl vorbereiten lassen. Sie lächelte verschwörerisch.

  • Was hatte ihn nur geritten mit Kaeso mitzugehen? Hoffte er wirklich auf eine Lösung des Fluches, der ihn so sehr belastete. Widerwillig betrat Balbus in Begleitung Kaesos den Temenos der Kybele. Er betrat den Hort der Tunten! Fahrig blickte sich der Chirurgicus um ob ihn jemand beim Betreten des heiligen Bezirks gesehen hatte. Was für eine Schmach! Was für eine Schande!


    Hilflos stand Balbus im Innenhof des Doppelheiligtums der Isis und der Kybele und wartete was nun geschehen würde.

  • Langsam nervte mich nur Balbus Verhalten, gleichzeitig amüsierte es mich aber auch. Was für ein Mann, er dachte wirklich ein Mann wäre nur ein richtiger Mann wenn der sich ausschließlich mit Frauen vereinigte. Lachend schüttelte ich mit dem Kopf, „nun hör schon auf, hierher kommen ganz normale Menschen hin. Sie stillen wie ihre Bedürfnisse wie die meisten Menschen. Denkst du zum Beispiel, dass zum Marstempel nur Männer gehen, die gegen gleichgeschlechtliche Liebe sind? Ich selber wurde mit Gewalt einmal von einem Mann genommen worden, trotzdem akzeptiere ich, dass es Männer gibt, die es nur so wollen. Aber lassen wir das jetzt. Schau dort drüben in der Ecke sieht dich kaum jemand, setz dich dort hin, ich gehe derweil und schaue nach wo der Gallus ist. Der wird Rat wissen“. Ich hätte mich gefreut wenn meine Göttin auch hier wäre, sieh nur zu sehen wäre schön. Zudem an uns beiden musste Balbus doch sehen, das hierher nicht nur Tunten, wie er es nannte hin kamen. Wer wusste aber wofür es gut war, wenn Phryne gerade heute nicht hier war. So machte ich mich auf um den Oberpriester zu suchen.


  • Eine Patera in der Hand schlurfte Claudius Atticus um die Ecke des Versammlungshauses. Da erkannte er Kaeso.
    "Salve, Kaeso. Schön dich zu sehen! Weißt du wie es Phryne geht? Ich habe seit Tagen nichts von ihr gehört. Und du? Wie geht es dir als Assistent des Chirurgicus?"

  • „Salve Claudius Atticus, ja schön dich auch zu sehen, ich hoffe dir geht es gut“, lautete meine Begrüßung, mit ein wenig Wehmut stellte ich fest unser Galus war gealtert in der Zeit wo ich ihn nicht mehr gesehen hatte. „Nein nicht genau, in den nächsten Tagen muss es soweit sein, ich werde Phryne aber noch aufsuchen. Doch zuerst muss ich mich um das Problem des Chirurgicus kümmern. Phryne hatte doch mit dir über die Probleme, die ich mit ihm hatte und den Fluchtäffelchen gesprochen? Ich versicherte mich noch kurz zur Sicherheit darüber, ob er es wusste. Leise hatte ich letzteres gesagt und genauso leise sprach ich weiter. Die Wirkung war sehr gut, doch nun habe ich Angst dadurch könnten andere Menschen zu schade kommen, das wäre nicht in meinem Sinne und ganz bestimmt nicht im Sinne der Großen Mutter oder? Du weißt doch bestimmt Rat wie man die Wirkung anhalten, stoppen, entfernen oder was auch immer kann? Bitte, du musst mir helfen, lieber leide ich wieder. Flehend blickte ich den Galus an, „es war ein Fehler von mir.“


  • Der weise alte Atticus lauschte Kaesos Geflüster. Ja, Phryne hatte ihm von Kaesos Drangsal erzählt und auch er hatte einen Fluch für richtig gehalten. Dass Kaeso nun erschrocken war über die Auswirkungen, stimmte ihn nachdenklich.
    "Nun, du hast die Große Mutter um etwas gebeten und sie hat dir deinen Wunsch gewährt. Das ist ein Zeichen dafür, dass du recht gehandelt hast. Den Übeltäter trifft die gerechte Strafe."


    Der Gallus sah zu dem verzweifelten Chirurgicus hinüber. Der Mann bot ein Bild des Jammers. Doch war er nicht selbst Schuld an seiner Misere?
    "Die Große Mutter gewährt uns Wünsche und an ihr ist es auch, den Fluch zu nehmen. Du kannst das Fluchtäfelchen ausgraben und es im Feuer schmelzen. Blei ist weich und verflüssigt sich. Doch ob sich der Fluch damit ebenso auflöst, wird sich zeigen. Deinen reumütigen Chirurgicus solltest du vor die Große Mutter führen und ihn um Gnade flehen lassen. Er soll sich eine Sühneaufgabe ausdenken, die seinem Frevel gerecht ist und geloben, diese demütig bis zum Ende auszuführen. Dann kann es sein, dass die Göttin den Fluch von ihm nimmt. Denke gemeinsam mit ihm über eine solche Sühne nach. Wenn du möchtest, werde ich es ihm sagen, denn mein Ratschlag hat zumeist die beste Wirkung. Bitte ihn, sich zum kommenden Neumond drei Tage freizunehmen. Einen Tag für ein Fasten- und Reinigungsritual, einen bzw die Neumondnacht für die Begegnung mit der Göttin und einen Tag um als neuer Mensch mit der Sühne zu beginnen."

  • Sicher dachte ich und nickte zu Claudius Worten, ich wahr ja auch mit der Wirkung des Fluches zufrieden gewesen, wenigstens am Anfang, doch als Balbus Alpina dafür die Schuld geben wollte, ging mir das zu weit. Aufmerksam hörte ich mir die Vorschläge des Galus an. Da ich meinen Balbus kannte, war ich dankbar dafür wenn Claudius mit ihm reden würde, obwohl ich dann auch noch gewisse Zweifel daran hatte wie er reagieren würde. „Es wäre bestimmt besser wenn du es ihm erklären würdest“, sagte ich mit einem leisen Zweifel in der Stimme. „Ich hoffe sehr er geht darauf ein und hat sich bis zum Neumond im Griff, denn ich befürchte sonst kann es ein Unglück geben. Ich werde das Fluchtäfelchen dann nachher ausgraben. Letztes kam wieder leise von mir. Die Große Mutter wird mir schon beistehen, redete ich mir selber zu.
    Wenn das hier gut überstanden war, genau wie die Geburt unseres Sohnes, werde ich versuchen Galus für ein paar Tage zu unterstützen, das wird ihm sicher gut tun, nahm ich mir noch fest vor.

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