Das Leben bestand aus einem ständigen Wandel und dieser Wandel eröffnete neue Möglichkeiten und Wege oder aber fürhte einen dorthin zurück, wo alles begonnen hatte. Es war ein Kreislauf, stetig, anders und doch gleich.
Heiß brannte die Sonne Ägyptens und doch war es auch erst hier Frühling geworden. Der Nil hatte sein Bett verlassen und überflutete die unzähligen Felder, brachte fruchtbaren Schlamm mit sich und der Duft vom grünen Leben hing über allem. Dankeslieder erklangen, den Göttern wurde gehuldigt und zarte Blüten trieben über das Wasser, denn Wasser bedeutete Leben und Leben bedeutete Fruchtbarkeit, Leidenschaft und Freude.
Kiya atmete einmal tief ein und aus und Tränen stiegen ihr in die Augen, sie hatte ihre Heimat vermisst, auch wenn sie es sich niemals hatte eingestanden, während sie in Rom gelebt hatte, als Kindermädchen und Leibsklavin ... und dennoch war eine Wehmut immer in ihr gewesen, eine Sehnsucht nach dem Nil, an dem sie geboren worden war. Ihre Geburtssprache hing überall in der Luft und ließ sie vergessen, dass sie mitten auf dem Xenai Agorai stand und den Menschen angeboten wurde.
"Seht sie euch an.... diese Perle des Nils.... diese Schönheit!"! lamentierte der Sklavenhändler, während sie nur die Eindrücke ihrer alten neuen Heimat in sich aufnahm und ein Gefühl des nach Hause kommens in sich ausbreitete.
"Sie kann lesen und schreiben, ist des Griechichen und Lateins mächtig! Sie hat ein geschicktes Händchen mit Kindern und auch als Leibsklavin geeignet!" pries er ihre Fähigkeiten an und lockte so die Menschen immer näher heran. Er wollte natürlich den besten Preis erzielen, den er bekommen konnte. Auch wenn es in Alexandrien etwas schwerer war eine Sklavin zu verkaufen.
"Tretet näher, liebe Leute!" rief er die Menge zu sich. "Seht sie euch an! Eine loyalere Sklavin werdet ihr nicht finden!"
Kiya hingegen nahm dies alles nur wie durch einen Schleier war, zu sehr war sie davon überwältigt, ihre Heimat wieder zu sehen. Niemals hätte sie sich dies erträumt. Sicher sie hatte sich nie über ihr Leben als Sklavin beschwert, aber es war dennoch etwas anderes, wenn man mach Hause kam und man die Kultur kannte, in die man nun kam. Sie war ein Teil dessen.
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