Die kaiserliche Landvilla

  • Der Stab an Kanzleibeamten, die den Kaiser nach Misenum begleitet hatten, sortierten jeden Tag die eingehende Post, trennten Wichtiges von Unwichtigem und schrieben Antworten, wo eine schnelle Entscheidung möglich war oder der Absender an die falsch Adresse geraten war. So landete der Brief von Aelius Quarto alsbald auf dem Schreibtisch des Kaisers, verbunden mit einer Vorlage für eine Antwort, während der Brief aus Misenum in der Schreibabteilung für höfliche Antworten auf seine weitere Bearbeitung warten musste.

  • In der Nähe von Misenum fanden sie die Villa recht schnell. Sie war weder zu übersehen noch unbewohnt. Ganze Menschenströme führten zu ihr hin und von ihr weg.


    An einem der Wachposten hielten sie ihre Pferde an und Herius neigte sich dem Soldaten zu: "Salve, Decimus Magnus und Hadrianus Subdolus, Eques. Wir sind heute zu einer Audienz geladen.... Magnus zeig ihm den kaiserlich gesiegelten Brief." Er hatte sich in seinem Sattel wieder aufgerichtet und ließ Magnus nun zu Wort kommen.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Der Wachposten an der schwer bewachten Villa war gut informiert und hatte die Ankunft der beiden Männer bereits erwartet. Ein Offizier der Wache geleitete sie ins Innere des Gebäudes, wo sich wiederum ein Beamter der Männer annahm. Durch mehrere Räume und Flure hindurch gelangten sie schließlich in das Audienzzimmer der Villa. "Der Imperator Caesar Augustus empfängt euch gleich", erklärte der Beamte noch und sorgte dafür, dass die Männer mit Getränken versorgt waren, während der Kaiser noch mit den nötigen Informationen versorgt wurde.

  • So warteten wir also darauf, vorgelassen zu werden, einerseits erfreut, andererseits aufgeregt. Ich hatte eine Vorstellung worum es ging, doch man konnte sich auch komplett täuschen.

  • Na das war mal ne Hütte. Zwar kannte Subdolus schon das eine oder andere Häuschen so manches Senatoren, doch sie standen im breiten Schatten dieses Anwesens. Herius hatte beim Gang durch die vielen Räume, Gänge, Flure aufmerksam den Kopf gewandt und so elitäre Details bemerkt, die den Bewohnern wahrscheinlich nicht mal auffielen.


    Jetzt da sie ihren Zielpunkt erreicht hatten, bewirtete man sie. Es dauerte wohl noch ein Weilchen oder aber dieser Service war hier sowas von normal.


    Er schaute sich nach etwas Sitzbaren um. Aber es war wahrscheinlich nicht geduldet, das die Gäste zur Audienz saßen, während der Kaiser sich die Zeit nahm zu ihnen zu kommen. Also hieß es stehen und warten.


    Was mochte wohl Magnus bei dieser Überschwenglichkeit durch den Kopf gehen. Herius hoffte darauf, das man sich bald um sie kümmerte, dann konnte er diese Gedanken aus seinem Kopf verscheuchen und sich der wirklich wichtigen Frage stellen: Wie schaffte er es diesmal den Kontakt zu einem Kaiser halbwegs nervositätsfrei zu überstehen. Ihm fehlte einfach der tägliche Umgang mit diesem Stand, das er sich dafür gewappnet sah ganz gelassen in solch eine Audienz zu gehen.

  • Schließlich trat Valerianus mit einigen Beamten im Schlepptau ein und gab sich sichtlich Mühe, würdevoll durch den Raum zu schreiten, bevor er die Männer erreichte und sie begrüßte.


    "Salvete, meine Herren. Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Reise und habt keine schlechten Nachrichten aus Rom im Gepäck."


    Eine höflichere Floskel fiel ihm schwer zu finden, denn immerhin hatte seine Kanzlei den Termin ohne sein Zutun arrangiert und ihm wenig Wahl gelassen, wann und in welcher Form er ihn wahrnahm. Da wäre es eine Lüge gewesen zu sagen, dass er sich über die Audienz besonders freue, denn obwohl er froh war über jede Arbeit, die ihm abgenommen wurde, ärgerte er sich auch über jede Verpflichtung, die man ihm ungefragt vorlegte.

  • Nur kurze Zeit später füllte sich das Audienzzimmer. Neben dem Kaiser kamen einige Beamte mit hinzu und ein Mann, der als Praefectus Urbi 'Schlagzeilen' machte.


    "Ave Imperator!" grüßte Herius zuerst -natürlich- den Kaiser und spürte, wie der alte militärische Zack in den Rücken stoßen wollte. Geradeso hielt er die Begrüßung civil, um nicht lächerlich zu erscheinen. "Praefectus Urbi, salve..." dann wandte er sich erneut an den Kaiser. Zweiterer wollte wohl sowieso nur beobachtend anwesend sein. "Wir kommen ausgeruht und ohne schlechte Nachrichten aus Rom, Princeps." Eigentlich hatten sie überhaupt keine Nachrichten aus Rom im Gepäck, denn schließlich wurden sie ja geladen und außerdem stand ein Quell aller möglichen Neuigkeiten sowieso beobachtend im Raum rum. Es war anzunehmen, das diese Floskel wirklich nur jene war, um das Gespräch zu beginnen.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Nachdem der Kaiser den Raum betrat und uns begrüßte, hinter ihm ein Mann, dessen gesicht ich nicht kannte, war es schon Subdolus, der die Situation aufklärte, sodass ich nicht im Dunkeln tappen musste.


    Nachdem Subdolus schon das Antworten übernommen hatte, blieb mir nur zu grüßen "Ave, mein Imperator...... Salve Praefectus!"

  • Dass die Herren keine anderen Antworten als die erwarteten hatten und sich obendrein recht wortkarg gaben, kam Valerianus durchaus entgegen. So versprach der Termin nicht zu lange zu dauern.


    "Das ist erfreulich. Setzen wir uns."


    Während sie sich setzten, flüsterte einer der Beamten Valerianus noch einmal zur Sicherheit ins Ohr, welcher der beiden Männer welchen Namen trug, da sie sich beide nicht namentlich vorgestellt hatten. Valerianus nickte und winkte den Beamten wieder beiseite.


    "Kommen wir ohne Umschweife gleich zum Grund eurer Anwesenheit. Die Classis Misenensis."


    Valerianus machte eine Pause, als wenn mit diesem Satz schon alles gesagt wurde.


    "Decimus Magnus, du bist ein erfahrener Offizier und hast bereits Kommandos inne gehabt. Hadrianus Subdolus, du hast zuletzt Qualitäten bewiesen, auf die unsere Armee nur ungerne verzichten würde. So wurde es mir persönlich empfohlen. Gehe ich Recht in der Annahme, dass ihr beide breitwillig meinem Ruf folgen würdet, wenn ich euch auf einen Posten des Exercitus Romanus berufen würde?"

  • Wortkargheit war für Vertrauen keine schlechte Eigenschaft und Schwätzer gab es wahrlich genug im Staat. Herius folgte dem Aufruf sich zu setzen und folgte den Bewegungen des Beamten. Natürlich sprach dieser leise und unverständlich für die Besucher, aber das er sprach war Eindruck genug.


    Beim ersten Satz des Kaisers war es Mühe, die verbarg, was Subdolus bewegte. Classis Misenensis? Davon wußte er rein garnichts. Aber er würde sich hüten den Princeps über derartiges aufklären zu wollen. Stattdessen lauschte er weiter den folgenden Worten.


    "Ich möchte nur ungern auf einen Teil der Qualitäten setzen, die für die Befreiung des Senator Decimus Livianus nötig waren. Jedoch ist es bis heute mein tiefster Herzenswunsch wieder im Exercitus Romanus dienen zu dürfen."


    Er war gespannt, was als Ergebnis presentiert wurde. Immerhin sprach Valerianus Beide zu gleich an und die Classis war für Beide rechtes Neuland. Zumindest all das was jenseits des festen Boden geschah.

  • Die Classis...... schoss es mir durch den Kopf....bei den Göttern, schon alleine die Erinnerung an diverse Überfahrten drehten mir den Magen um.
    Aber so, wie es den Anschein hatte, würde es sich genau um diese ungeliebte Aufgabe handeln.


    Doch auf die Frage des Kaisers gab es nur eine Antwort


    "Mein Kaiser, ich habe deinem Vater Treue geschworen und bin seinem Ruf immer gefolgt und ich habe dir ebenso Treue geschworen und werden deinem Ruf ebenso folgen!"


    Was Venusia allerdings dazu sagen würde, wussten nur die Götter....

  • Die Antwortern fielen so aus, wie Valerianus sie erwartet hatte und wie sie ihm von seinen Beratern vorhergesagt worden waren. Er wäre auch ziemlich verärgert gewesen, wenn diese Audienz nicht in den gewünschten Bahnen verlaufen wäre. So jedoch konnte er planmäßig fortfahren.


    "Ich freue mich, dass die Erwartungen, die in eure Einladung gesetzt wurden, nicht enttäuscht werden. Decimus Magnus, ich beabsichtige, dir das Kommando über die Classis Misenensis zu erteilen. Hadrianus Subdolus ich weiss um die guten wie die weniger guten Abschnitte deiner Vergangenheit und mir wurde empfohlen, dir eine weitere Chance zu gewähren. Dies möchte ich gerne tun, indem du ein Tribunat bei der Classis absolvieren wirst. Ich habe keine Zweifel, dass ihr euch beide zum Wohle der Flotte und des Reiches einsetzen werdet."

  • Ein Tribunat also und mit Magnus als Kommandeur. Das hörte sich durchaus gut an. Herius würde seine Freiheiten haben, so glaubte er. Ihre letzten Monate waren auf tiefes Vertrauen aufgebaut gewesen und auch in Zukunft würden sie mehr einander helfen, denn schaden. Wobei... eine Kleinigkeit war da noch zum Hinterfragen.


    "Ich danke dir für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich hoffe mit diesem Dienst einige weniger gute Abschnitte vergessen zu machen. Doch sprachst du vom Ableisten eines Tribunats, Princeps... wird mein Dienst also zeitlich begrenzt sein?"


    Es war eine Art Verunsicherung, die Herius zu dieser Frage trieb.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Also doch die Flotte..... eigentlich ein logischer Schritt auf der Karriereleiter, doch für mich selbst stellte sich die Frage, ob es nun eine Anerkennung oder eine Bestrafung für die Befreiung Livianus war, die dem Kaiser, oder auch dem Mann dahinter..... man wusste in zeiten wie diesen ja nie, wer das Sagen hatte...... dazu trieb.


    Wie dem auch sei, es wurde an der Zeit für mich, wieder etwas zu tun und ein Kommando kam mir da grade recht. Von daher blieb mir nur Eines zu Sagen:


    "Mein Kaiser, ich danke dir für dein Vertrauen!"

  • "Ja, das Tribunat wird, wie alle Offiziersposten, zeitlich begrenzt sein."


    Auch wenn schon lange sein Beamtenstab sich um die Akten kümmerte, so war Valerianus dies immer noch so selbstverständlich, dass er es nicht von sich aus erwähnte.


    Dann wandte er sich an Vescularius Salinator.


    "Möchtest Du noch ein Wort an die Männer richten?"

  • Potitus hatte geduldig zugehört. Alles verlief wie geplant, er war sehr zufrieden. Jetzt trat er ein wenig vor und neigte Valerianus gegenüber leicht den Kopf. "Ja, das möchte ich, mein Kaiser." Dann wandte sich Salinator an Magnus und Subdolus. "Es ist keine leichte Aufgabe, doch wir sind voll des Vertrauens, daß ihr sie meistern werdet. Vor allem gilt es, gewisse Lieferengpässe zu beseitigen. Ihr solltet eure Posten unverzüglich antreten. Wenn Fragen oder Probleme auftreten, so wendet euch, je nach Art der Probleme, an die Kanzlei oder an mich." Damit sollte eigentlich alles besprochen sein, seiner Meinung nach.

  • Doch eine Frage tat sich da dann doch noch auf, bloss war ich nun ien wenig vewirrt, an wen man sie stellen sollte..... war es nicht der Kaiser, dem alle Kommandanten unterstanden.....
    Doch, um nichts falsch zu machen stellte ich die Frge einfach so in den Raum...


    "Wird es eine Übergabe geben? Ich meine wird der jetzige Kommandant bei unserer Ankunft noch vor Ort sein?"

  • Er hatte die Frage nicht präzise gestellt, da konnte Herius auch nicht erwarten die gewollte Antwort zu erhalten. Doch für den Moment war das auch nicht so wichtig. Anders als erwartet tat sich mit dem Einwurf des Vescularius Salinator ein ganzer Sack voll neuer Fragen auf, doch war dies hier der richtige Zeitpunkt, um ins Detail zu gehen? Subdolus glaubte das nicht und machte einen Vorschlag: "Vielleicht ist es möglich, das wir im Anschluss an diese Audienz mit dir Vescularius Salinator die spezifischen Fragen klären könnten?" Immerhin gab es Häppchen von Neuigkeiten über die Classis und ihren Dienst. Jene sollten detailiert erörtert werden.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

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