Die kaiserliche Landvilla

  • Während Archias sprach, wurde die Vorspeise aufgetragen. Sie fiel nicht zu umfangreich aus und beinhaltete kaum mehr als die obligatorischen Eier mit verschiedenen Soßen, etwas Brot und gewürzten Wein. Selbstverständlich ließen Zubereitung, Qualität und Präsentation nichts zu wünschen übrig.


    "Nein, ich war noch nie in Aegyptus."


    Bevor er das Erbe seines Vaters antrat, war Valerianus schließlich hauptsächlich militärisch unterwegs gewesen und diesbezüglich bot Aegyptus schon seit Jahrzenhten kein nennenswertes Betätigungsfeld mehr.


    Bei den Vorspeisen griff er nur mäßig zu, um das gemeinsame Mahl damit zu eröffnen und mit einer kurzen Geste und einem Spritzer Wein auch den Göttern Genüge zu tun.

  • “Ich ebensowenig.“, mischte sich Quarto erneut kurz ein. Vielleicht auch nur, weil er Archias noch ein Stichwort geben wollte.
    “Es muss ein hochinteressantes Land sein und Alexandria eine überaus beeindruckende Stadt. Stimmt es, dass dort alle Straßen schnurgerade verlaufen, so wie bei den viel kleineren Ortschaften, die wir nach dem Muster unserer Legionslager in den Provinzen neu errichten? Und ist es wahr, sie sind so breit, dass dort vier Fuhrwerke nebeneinander fahren könnten, auch wenn ich nicht wüsste, wozu das gut sein soll? Ist das nicht eine maßlose Platzverschwendung?“

  • Hoppla, dann war er der einzige der römischen Aelier, der in Alexandrien gewesen war bisher? Caius hob überrascht die Augenbrauen. Das verfrachtete ihn in die Position eines Erzählers. Er hob mit den anderen den Becher und trank einen Schluck.
    »Das stimmt. Die Straßen sind schnurgerade, aber nur zwei Straßen sind so breit, dass mehrere Wagen nebeneinander fahren können. Sie laufen von Nord nach Süd und von Ost nach West und kreuzen sich im Alexanderplatz. Aber dass da vier Quadrigen nebeneinander fahren können, bezweifle ich. Die brauchen ja auch ein wenig Platz zum Rangieren«, sagte Caius und nahm sich ganz souverän ein Ei.
    »Die meisten anderen Straßen sind zwar breit, aber nicht über die Maßen, finde ich. Zumindest stellen sie sicher, dass man sich nicht so leicht mit Fuhrwerken ins Gehege kommt.« Zumindest hatte Caius diesen Eindruck gehabt, aber er besaß schließlich auch kein Fuhrwerk.


    »Die Stadt an sich ist in Viertel aufgeteilt und es gibt vier Hauptstadttore. Eine Mauer läuft ringsherum. Die Häuser sind zumeist ziemlich einfach gehalten und oft sandfarben. Ich hatte für meine Zeit im Süden eine möblierte Wohnung angemietet«, erzählte Caius, der allmählich das Gefühl bekam, viel zu viel zu erzählen und die beiden anderen damit zu langweilen.
    »Aber ich war erstaunt, dass es hier in Campanien so schön ist. Hier war nämlich ich noch nie«, sagte er.

  • Valerianus hörte durchaus interessiert zu und versuchte im Geiste eine Vorstellung von der Stadt zu entwickeln, die ihm beschrieben wurde. Zu anderen Zeiten und unter anderen Umständen hätte er möglicherweise sogar Lust verspürt, diese Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen. So jedoch musste es bei einem Reisebericht bleiben.


    "Alexandria hat im Gegensatz zu Rom auch einen direkten Hafen, oder?"


    Derartige strategisch relevante Details waren ihm weitaus geläufiger und auch wichtiger, als die Farbe der Häuser oder die Schönheit der Landschaft. Auch für die Umgebung seiner misenischen Landvilla hatte er sich bisher nur soweit interessiert, als dass er die Ruhe genoss und den Blick ins Freie, der nicht auf ein wirres Häusermeer fiel.

  • »Ja, Augustus«, bejahte Caius und nickte.
    »Das Hafenbecken ist riesig. Und der Leuchtturm Alexandriens demonstriert schon von weitem jedem Schiff die römische Macht, das den Hafen ansteuert.«


    Ein wenig seltsam war es ja schon, dass der Kaiser an seine Frage ein Fragewort ansetzte, das auch eine Verneinung ermöglichte. Caius glaubte kaum, dass der Kaiser nicht wusste, woher sein Getreide kam! Von daher war es vermutlich nur eine aus Höflichkeit gestellte Frage gewesen, die ihn zum Weiterreden veranlassen sollte. Caius wunderte sich ein wenig darüber, spielte das Spiel aber mit, wenn der Kaiser es so wollte.


    »Die classis Alexandrina sorgt für Sicherheit und Ordnung. Das erscheint mir auch ziemlich wichtig. Es ist wirklich unglaublich, wie viele Schiffe da tagtäglich verkehren. Mit Ostia ist das gar nicht zu vergleichen«, fuhr er also fort und ließ noch einen Happen in seinem Mund verschwinden.
    »Der Hafen an sich ist so gebaut«, sagte Caius und deutete mit den Armen ein nach vorn offenes Rund an.
    »Zwei Inseln schließen mit dem Festland das Hafenbecken ein. Pharos und Lochias.«

  • Natürlich wusste Valerianus durchaus, wo sein Getreide her kam, aber das bedeutete ja noch lange nicht, dass er auch wusste, wie der dortige Hafen im Detail aussieht. Er wusste schließlich auch, dass das Getreide nach Rom ging, ohne dass das irgendeine Aussage darüber machte, wie der Hafen von Rom beschaffen war. Den Ausführungen über Alexandria folgte er daher konzentriert und versuchte sich, ein Bild von der Anlage zu machen.


    "Eine vortreffliche Anlage, scheint mir. Wieviel haben römische Baumeister zu diesem Werk beigetragen?"

  • Römische Baumeister... Ach herrje. Hätte Caius dem Fremdenführer damals in seiner ersten Woche nur etwas besser zugehört! Er wusste noch, dass Alexander damals von seiner Stadt geträumt hatte und sie dann in Auftrag gegeben hatte. Wann war das gewesen? Caius hatte keine Ahnung. Er schob sich ein Ei in den Mund. Das verschaffte etwas mehr Bedenkzeit, während er kaute. Vor rund 140 Jahren war Alexandrien besetzt worden, soweit er wusste. Und wann war dieser blöde Turm erbaut worden? Vorher. Doch, das musste in jedem Falle vorher gewesen sein. Caius meinte, auf der Plakette irgendwas mit einer zwei vorn gelesen zu haben. Also schon Ewigkeiten her.
    »Den Pharus Alexandrinus haben die Griechen erbaut. Ich erinnere mich leider nicht mehr an die genaue Zeitangabe, aber es muss irgendwann vor der Besetzung Ägyptens gewesen sein.«


    Tja, und was war mit dem Hafen? Caius nippte am Wein. Er hatte keine Ahnung. Zwar hatte ma hin und wieder Leute beim Ausbessern der Hafenanlage beobachten können, aber wann der Hafen erbaut wurde, das wusste er nicht.
    »Was die Hafenanlage betrifft, muss ich leider passen. Bestimmt hat manVerbesserungen eingebaut, aber ich glaube nicht, dass wir den Hafen selbstständig erbaut haben. «
    Wenn das jetzt nur man nicht zu dumm daherkam. Caius sah zum Kaiser, dann zu Quarto.

  • Quarto räusperte sich und sprang Archias verbal zur Seite.


    “Der Hafen von Alexandria wurde wohl auch schon in ptolemäischer Zeit erbaut. Aber natürlich können römische Ingenieure ebenfalls zweckmäßige und sichere Häfen errichten. Denken wir nur an den neuen Hafen von Ostia, der unter Kaiser Claudius entstanden ist.“


    Er lächelte, jetzt bemüht das Thema zu wechseln.


    “Aber unser junger Verwandter war nicht als Praefectus Portuensis in Aegyptus. Nein, er war Praefectus Vehiculorum beim Cursus Publicus Aegyptus und als solcher für den Postdienst der ganzen Provinz verantwortlich. War es nicht so?“
    Er wartete Archias' Antwort gar nicht ab, sondern sprach sogleich weiter.
    “Nun bist du zurück aus Aegyptus und wieder in Rom. Du hast einiges von der Welt gesehen und wertvolle Erfahrungen im Verwaltungsdienst gesammelt. Ich denke, Caius, du könntest jetzt auch eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Hauptstadt übernehmen.“


    Er sah wieder zu seinem kaiserlichen Bruder.
    “Nicht wahr, er sollte nun den nächsten Schritt tun, findest du nicht auch? Ich habe gehört, die Kaiserliche Kanzlei hat zurzeit keinen Procurator a memoria. Das wäre doch genau das richtige für unseren jungen Verwandten.“

  • Den nächsten Schritt taten nun erst einmal die Diener, die die Vorspeise entfernten und den ersten Hauptgang auf den Tisch brachten. Viel Gemüse war dabei, dafür wenig Fleisch, während Valerianus noch über das Gesagte nachdachte. Der Themenwechsel kam ihm offenbar sehr plötzlich vor.


    "Nein, kein Praefectus Portuensis, natürlich nicht. Praefectus Vehiculorum stattdessen. Und nun also Procurator a memoriae? Nun, das hat mit der Verwaltung des Postdienstes ebenso wenig gemein wie mit der Verwaltung eines Hafens, oder?"


    Auch wenn ihm dank täglicher Beschäftigung mit den hochrangigen Beamten des Hofes oder zumindest den Ergebnissen der Arbeit alle Amtstitel und Aufgabenbereiche geläufig waren, interessierten Valerianus die genauen Unterteilungen und nötigen Kompetenzen für die Ämter wenig. Er konnte Soldaten beurteilen und Politiker und Priester darauf prüfen, ob sie ihre Versprechen einhielten, aber was einen guten Procurator ausmachte, das wusste er nicht.

  • Quarto sprang wieder ein, ehe Caius den Karren vor die Mauer setzen konnte, dann lenkte er das Gespräch in rasanter Geschwindigkeit auf die Position, von der er gesagt hatte, dass sie prima zu Caius passe würde. Caius staunte nur, wie eloquent Quarto die Thematik wechselte. Bei dessen kurzen rhetorischen Frage kam er gerade einmal dazu, zu nicken, dann sprach Quarto schon weiter. Lustig war, das Caius in Brigantium einmal scriba personlais des dortigen praefectus portuensis gewesen war, aber da es nicht wichtig war, sagte er nichts weiter darüber. Die Erwiderung des Kaisers dann war ein wenig seltsam und die Logik dahinter sogar noch ein wenig rasanter als Quartos Themenwechsel. Caius begnügte sich einen Augenblick damit, den Sklaven beim Ab- und Aufräumen zuzusehen, dann entschloss er sich doch dazu, etwas zu sagen. Immerhin wollte er den Posten ja gern haben.


    »Ein wenig doch. Immerhin ist man als praefectus vehiculorum nicht nur für die Verwaltung zuständig und damit eine Führungsperson, die anderen vorsteht, sondern man hat auch tagtäglich Kontakt zu Dokumenten aller Art. Die Versandlisten beispielsweise werden auch archiviert.«, sagte er. Und im folgenden fügte er an, dass er sich über den vakanten Posten informiert hatte.
    »Als procurator memoria würde ich ja eng mit deinem procurator ab epistulis zusammenarbeiten und die Dinge, die er mir gibt, sammeln, ordnen und verwalten. Das sind Fähigkeiten, die ich besitze. Und ich möchte es gern wagen, den nächsten Schritt der Ritterlaufbahn zu machen.«

  • Aus den Gesichtszügen von Valerianus ließ sich nicht ablesen, was er zu diesen Erklärungen dachte. Sein Blick ging zu seinem Bruder, der aber wider Erwarten nichts sagte. Valerianus wertete das als Zustimmung, war aber gleichzeitig durch die Schweigsamkeit seines sonst so beredeten Bruders verunsichert.


    "Der Cursus Publicus in Alexandria genießt einen Ruf von großer Zuverlässigkeit?"


    Zuverlässig wurden auch Speisen auf Valerianus' Teller gelegt, die dieser danach langsam zu verzehren begann.

  • Seit sein Bruder von dieser heimtückischen Krankheit heimgesucht wurde hatte Quarto gewisse Veränderungen an ihm bemerkt. Aus dem einstmals dynamischen und zupackenden Mann war ein etwas träger und phlegmatischer Kranker geworden. Aber diese, fast naiv wirkende Frage, versprühte ein wenig von dem launigen Witz, den er aus früherer Zeit von ihm kannte.


    Natürlich hatte Quarto nicht die leiseste Ahnung. Mit Problemen der Postbeförderung in fernen Provinzen zu beschäftigte, hatte er noch niemals das Bedürfnis verspürt.


    Dennoch rang er sich eine Antwort ab:
    “Oh, es gibt sicherlich leichtere Aufgaben. Bestimmt ist es schwierig, in einer so großen Stadt wie Alexandria, so fern von Rom, nur über den Seeweg zu erreichen und dann auch noch umgeben von so vielen fremden Menschen, von Griechen, Makedonen, Aegyptern, Iuden, Syreren, Ciliciern, Lyciern, Cyprern, Cyrenaicern und sogar Leuten aus Nabataea, viele von ihnen werden sicherlich nicht einmal Latein sprechen, also, es ist bestimmt nicht einfach, in einem solchen Umfeld immer für die korrekte und schnelle Beförderung der Post Sorge zu tragen.
    Aber niemals hat sich der Legatus Augusti cursu publico Medicus Germanicus Avarus bei mir beklagt, mein Verwandter Archias würde seinen Aufgaben nur unzureichend nachkommen. Und er ist kein Mann, der seine Worte zu zügeln pflegt und nicht ausspricht, was er denkt, wenn er unzufrieden ist.“


    Er sah seinen zweitgradigen Vetter an und fragte demonstrativ:
    “Hat es jemals Klagen gegeben oder Probleme, die zu bewältigen du nicht im Stande gewesen wärst?“

  • Caius wusste nicht so recht, ob der CP unter seiner Leitung in Ägypten einen zuverlässigen Ruf gehabt hatte, allerdings hatte sich auch niemand je beklagt. Außer ihm selber über die mangelnde Schreiblust der Ägypter, aber das stand auf einem anderen Pergament. Caius hörte Quarto zu, der Kulturen aufzählte, auf die Caius nicht mal gekommen wäre. Aber sicherlich hatte er recht. Man sah vielen Leuten ja auch gar nicht an, woher sie urprünglich mal hergekommen waren.


    »Als praefectus vehiculorum muss man viel koordinieren und organisieren. Da fällt es ziemlich schnell auf, wenn irgendwas fehlt oder schlecht geplant ist«, erklärte er. Das hatte er in den ersten Wochen lernen müssen, als die mansiones um Alexandria herum ein paar Pferdeproblemchen gehabt haben, weil er da zu sehr gegeizt hatte. Aber Caius war lernfähig und sein Vorteil war, dass er recht ehrgeizig war. Also waren diese Falten schnell geglättet worden und danach hatte es eigentlich keine Gründe mehr gegeben, zu klagen, deswegen schüttelte er den Kopf, als Quarto ihn fragte.
    »Nein«, fügte er hinzu, und er sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass Avarus ihm bei ihrem Gespräch sogar ein Empfehlungsschreiben versprochen hatte.
    »Der legatus Germanicus hat übrigens zugesagt, mir eine Empfehlung auszustellen.« Auch wenn er der Meinung gewesen war, dass Caius sie gar nicht nötig hätte.


  • Ad
    Imperator Caesar Augustus
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus


    Salve Valerianus,


    ich habe wieder einen Rat für dich, mein Kaiser. Ich habe festgestellt, dass viele verarmte Patrizier versuchen, ihre politische Karriere dadurch zu finanzieren, dass sie mit Hilfe ihrer Beziehungen ritterliche, gut bezahlte Posten besetzen. Von diesen aus bewerben sie sich dann direkt in den Senat.


    Eine solche Praxis ist ungerecht, denn die ehrbaren Männer aus plebejischen Familien müssen zuerst große Mühen auf sich nehmen, bevor man sie in den Ritterstand erhebt, während die Patrizier so behandelt werden, als hätten sie die Leistungen schon in die Wiege gelegt bekommen. Hat der Sohn eines Praefectus Praetorio oder eines plebejischen Consuls nicht verdienstvollere Ahnen als ein Patrizier, dessen Familie ein lichter Schatten einer vor Jahrhunderten großen Familie ist?


    Aber noch viel schlimmer: Diese Praxis untergräbt deine Autorität: Die ritterlichen Posten sollten von loyalen Männern besetzt werden, die nur dir verpflichtet sind und nicht irgendwelchen Senatorenklüngeln! Wenn diese Patrizier nur wegen des Geldes kommen und sich gleichzeitig dem Senat anbiedern, ist das eine Gefahr für deine Stellung im Heer und in deiner eigenen Verwaltung, die nicht umsonst auf den Ritterstand zugreift.


    Mein Rat lautet also wie folgt: Zwinge die Patrizier, sich zu entscheiden, wie es auch ein Plebejer muss! Lass sie wählen zwischen einer Karriere als Ritter des Kaisers und einer als Senator, wie es ihre Vorfahren auch machen mussten - denn auch unsere Ahnen sind so verfahren! Wenn sie Senatoren werden wollen, dann sollen sie genauso von ihren Familien unterstützt werden müssen wie die plebejischen Senatorensöhne, wenn sie aber Ritter werden wollen, dann sollten sie genauso einen Ritterring anstreben müssen wie ein Plebejer!


    Du solltest meinem Rat folgen, denn hier in Rom wird es in diesen Tagen nur allzu deutlich, wie der Senat versucht, Macht über deine Verwaltung zu gewinnen! Gerade in deiner Krankheit kannst du darauf vertrauen, dass ich deine Interessen vertrete und mich gegen deine Feinde durchsetze.


    Erhole dich also gut von deiner Krankheit - du kannst auf mich bauen!


    Potitus Vescularius Salinator



  • Wortlos ließ Valerianus die Aufzählung diverser Völkerschaften über sich ergene, die nur mäßig viel mit der von ihm gestellten Frage zu tun hatten. Aber so kannte er seinen Bruder und wenn dieser erstmal begonnen hatte, wollte er ihn auch gar nicht stoppen. Als dann jedoch die Rede auf Empfehlungsschreiben kam, winkte er ab, bevor ihm nun eine lange Liste derjenigen vorgetragen wurde, die den Verwandten empfehlen konnten.


    "Schon gut. Eine Empfehlung des Legatus wird nicht nötig sein. Deine Anwesenheit hier in Misenum und das Wort meines Bruders reichen mir vollauf. Dann mögest du also Procurator a memoria werden."

  • Caius blinzelte, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »Dann...danke ich dir herzlich für dein Vertrauen«, sagte Caius. Er hätte gerade angenommen, dass es wohl noch ein wenig länger dauern würde, bis er den Kaiser überzeugt hatte. Ob ihm hier vielleicht die Verwandtschaft half, konnte er nicht sagen, aber in jedem Falle freute er sich sehr über seinen neuen Posten. Er konnte es gar nicht erwarten, Seiana davon zu erzählen! Und mit Piso würde er dann auch kurzzeitig zusammenarbeiten, der war ja immerhin primicerius! Noch ahnte Caius nämlich nicht, dass Piso nämlich in einem Atemzug mit seiner Ernennung auf eigenen Wunsch entlassen werden würde. Wie lange es wohl dauern mochte, bis er offiziell procurator war und endlich wieder etwas Geld von außerhalb der Betriebe in die Kasse kam?


    Quarto wirkte zufrieden und sagte nichts. Caius tauschte einen Blick mit ihm. Sollte er jetzt ein anderes Thema anschneiden oder doch besser warten, bis Quarto oder der Kaiser selbst es taten? Naja, er nahm sich erstmal einen guten Bissen von seinem Teller. Die Köche des Kaisers waren wirklich klasse. Genießerisch schloss er kurz die Augen.
    »Meine Verlobte wird sich sicher ebenso für mich freuen wie ich es tue«, begann er dann nach kurzer Zeit wieder, denn er wollte nicht der Grund sein, aus dem das Schweigen sich über den Raum legte.

  • “Du musst wissen, unser guter Caius hat sich Seiana von den Decimern erwählt. Er glaubt, sich eine Liebeshochzeit leisten zu können.“
    Das klang fast ein bisschen spöttisch.
    “Aber, nun gut, die Decimer sind ein angesehenes und wohlhabendes Geschlecht. Vielleicht lässt sich hier das politisch opportune mit der Liebe vereinen und das ist doch das Beste, was man über eine Ehe sagen kann.“
    Das klang schon nicht mehr ganz so spöttisch.


    “Wo ich gerade von der Verwandtschaft spreche und von Eheverbindungen: du erinnerst dich bestimmt an Paulina, unsere Base, die Tochter von Onkel Aelius Hadrianus Afer. Sie hat kürzlich Zwillinge bekommen, einen Knaben und eine Tochter. Ihr Mann ist Marcus Vinicius Lucianus, der bis vor kurzem Legatus Augusti pro Praetore in Germania gewesen ist.
    Vinicius Lucianus ist überglücklich, wie du dir denken kannst.
    Ach, und er hat mir ein Versprechen abgenommen, dass ich gerne einlösen will. Ich habe ihm erzählt, dass ich dich besuchen will und er bat mich, dir seinen Wunsch zu übermitteln.
    Er möchte nämlich gerne Curator Rei Publicae von Italia werden.“

  • Wenn Caius eines bewusst war, dann die Tatsache, dass er noch einiges von Quartos Rhetorikkünsten lernen konnte. Wenn er sich dessen früher bewusst gewesen wäre und entsprechend gefragt hätte, dann wäre die Sache bei den Flaviern sicherlich nicht so verlaufen, wie sie nach diesem Gespräch hier verlaufen war.


    Caius glaubte zwar, einen leicht spöttischen Unterton heraushören zu können, aber es besänftigte ihn, dass Quarto auch die politischen Vorzüge einer Ehe mit Seiana herauskehrte.
    »Du bist natürlich herzlich eingeladen!« warf er dazwischen ein, und ehe ihm auffallen konnte, dass er das 'Augustus' vergessen hatte, sprach Quarto auch schon weiter und brachte eine neue Sache an.

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