ZitatOriginal von Alaina
Leid und Schmerz? So wie sie dies sagte war man glatt versucht anzunehmen, dass darin etwas allzu Negatives läge. Eigentlich kam es doch lediglich darauf an, dass den richtigen Personen diese beiden Emotionen zugeführt wurden, nämlich jenen, die aufgrund ihrer Taten auch nichts anderes verdienten. Und das waren eine ganze Menge. Würde auf einmal überall nur noch Frieden und Fröhlichkeit herrschen, empfände Alsuna persönlich dies als himmelschreiende Ungerechtigkeit. Alles vergeben, vergessen und verzeihen? Allein ihre Rachegelüste hatten sie die ganzen letzten Jahre durchhalten lassen und sie war höchst geizig was den Verlust auch nur einer dieser finster kichernden Dämonen anbelangte. Pazifismus konnte sie sich nicht leisten. Ohja, der Gedanke an Krieg war auch ihr eine Mahnung, jene nämlich, nichts, auch nicht die kleinste Demütigung zu vergessen und den geeigneten Zeitpunkt abzuwarten, um hundertfach gesteigert zurückzuschlagen.
Was die Gerichtsbarkeit anschließend mit ihr anstellte war ihr dann auch völlig einerlei. Abgesehen von ihren Rachedämonen besaß sie keine Zukunftspläne, nichts, nach dem sie strebte oder was sie einmal erreichen wollte. Eine solche konstruktive Denkweise hatte man ihr frühzeitig ausgetrieben und mit irgendetwas musste sie diese Lücke schließlich auffüllen.
Da ihre Augen weiterhin entweder auf dem Schiff, der Menge oder dem Himmelszelt ruhten, fiel es derzeit noch nicht gar so drastisch auf, dass sie Alainas Blick ebenso absichtlich unerwidert ließ denn die aller anderen. Dafür bemerkte sie den leisen Seufzer trotz des Stimmengewirrs um sie herum nur zu genau. Diese Thematik schien die Keltin in wirklich tiefe Gefühle zu stürzen. Seltsamerweise waren diese offenbar eher trauriger Natur. Und auch die gegebene Antwort ‚weder noch‘ war für Alsuna nicht nachvollziehbar. War sie wirklich Keltin sollte sie sich doch naturgemäß gegen alles Römische aussprechen. Andererseits hatte sie die Soldaten auch zuvor bereits objektiv verteidigt, indem sie betonte, dass jene nur ihren gewohnten Arbeiten nachgegangen waren.
„Da ich Sklavin bin, stehe ich in erster Linie auf meiner eigenen Seite. Irgendjemand muss es ja tun.“ Die Germanin zuckte knapp und desinteressiert anmutend mit den Schultern.
„Wer da vorne nun wen und weswegen umbringt ist mir vollkommen einerlei. Davon abhalten kann sie niemand und ich bin gewiss nicht willens, mir unsinnigerweise den Kopf darüber zu zerbrechen. Mich betrifft das nicht.“ So ganz stimmte dies zwar nicht, doch brächte es wohl niemandem etwas, wenn sie dieser Fremden nun ihre Motive und Absichten in Haarspaltereien zerlegte.
„Ich heiße Alsuna. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Alaina.“