[Pons Rheni] Der Brautlauf der Elfleda

  • Lando war nervös. Tierisch nervös. Mordsnervös.


    Heute war der Tag, der das Ende seiner Zeit als ungebundener Chaot beenden würde. Und in wenigen Tagen würde er nurnoch als gebundener Chaot firmieren. Und heute stand er hier, herausgeputzt wie ein in Silber geschlagener Fatzke, fühlte sich deutlich unwohl in dieser Aufmachung, und wartete auf die Gemeinschaft der Mattiaker, die in eigentlich wenigen Minuten Elfleda in die Obhut seiner Sippe übergeben würden, damit in wenigen Tagen die Hochzeit gefeiert werden konnte.


    Er beobachtete mit kritischer Miene die Wälder, die jenseits des Rhenusufers immer wieder von kleineren Feldern durchbrochen waren, und musterte die Straße, die zum Limes und dahinter zum Land der Mattiaker führen würde. Er hatte mit Sarwolf diesen Punkt, direkt auf der Brücke über den Rhenus, ausgemacht, weil er symbolisch für die Verbindung zwischem dem römischen Reich und dem ihrer treuen Verbündeten, den Mattiakern stand.


    Noch nichts zu sehen. Lando wandte sich um, und sah Witjon fragend an, der mit den anderen hinter ihm stand, und ebenfalls gespannt auf die Sippe Rodewinis wartete.


    "Und wir haben uns ganz sicher nicht in der Zeit vertan? Vielleicht kommen sie ja später... oder morgen... oder so?", wäre Lando ein wenig agiler, wäre er wahrscheinlich von einem Fuß auf den anderen gesprungen... so aber bleib ihm nichts anderes übrig, als seine Nervosität durch stets rumfummeln an seiner (seiner bescheidenen Meinung dekadent pompösen, in anderer Meinung dekadent schlichten) Aufmachung zu kompensieren.

  • Witjon grinste breit, als sein Vetter sich umdrehte und anfing zu plappern. Das war doch sonst nicht seine Art? Der junge Ubier legte Lando seine Hand auf die Schulter und erklärte beruhigend: "Keine Sorge, sie werden kommen. Pünktlich. Und heute noch." Er setzte noch zwei Schulterklopfer nach, um dann seine Arme vor der Brust zu verschränken und den Wald zu beobachten, der von der breiten Römerstraße durchschnitten wurde.

  • Vala war schon ein wenig stolz. Seine Sippe würde sich mit einer wichtigen der Mattiaker verbinden, ein Zeichen, das es wahrzunehmen galt. Und so wie er die Vorbereitungen zur Hochzeit mitbekommen hatte, sparte Lando auch nicht. Alleine die Vorratskammer war zum Bersten gefüllt, und das Bier, das hinter dem Haus in soliden Fässern gelagert wurde, sprach auch eine eindeutige Sprache.


    Und nun standen sie hier, und warteten auf das Ende des Brautlaufs, und Vala versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal bei einer solchen Zeremonie dabei gewesen war. Mit Sicherheit schon fünf Sommer her war es, als er die Verlobte eines verbündeten Markomannenfürsten mit ihrem Gefolge zur Übergabe an die Sippe des Mannes führte, nur damit Valas Vater von diesem Markomannen zehn bewehrte Männer bekam. Die letztendlich das Zünglein an der Waage bei der folgenden Schlacht darstellten.
    Und jetzt das hier. Die Umstände könnten unterschiedlicher nicht sein, und Vala genoss es. Der Frieden, einfach alles... sie mussten nicht einmal sicher gehen, dass sie nicht aus dem Hinterhalt angegriffen wurden. Die Pax Romana hatte in diesem Moment ihren größten Bewunderer auf der Brücke Mogontiacums stehen.


    Vala beobachtete mit amüsiertem Lächeln, wie Landos sonst so souveräne Selbstsicherheit allmählich einer jungenhaften Nervosität wich. Er hatte schon gestandene Männer in Buben verwandelt gesehen, wenn es darum ging sich in den Hafen der Ehe zu begeben, und sein Vetter stellte hier keine Ausnahme dar...


    "Ach Loki, ich will mich freuen und mich totlachen, solange ich kann,
    und wiedergeboren werden, entzündet bei meinem geheimen Geliebten,
    für Dich und von Dir, Du schöner lockender Lokemann."
    , sang Vala mit viel Schalk in der Stimme das bekannte Liebesgedicht an Loki nach, und stimmte danach mit den anderen in schallendes Gelächter ein. Das würde ein Spaß werden... :D

  • Silko war auch zum Brautlauf mitgekommen. Es war immer interessant sich solche barbarischen Bräuche aus der Nähe anzuschauen. Aber im Grunde hatte er gar keine Lust auf eine Hochzeit und hatte vor sich hemmungslos zu betrinken, sofern er keine anderen Aufgaben zugeteilt bekommen würde.
    Zu sehr musste er an seine geplante Hochzeit vor vielen Jahren denken. Wen seine Verlobte nun wohl geheiratet hatte? Sie war wunderschön gewesen mit ebenholzfarbener Haut und einem schlanken Körper mit kleinen und festen Brüsten...er wusste ihren Namen schon gar nicht mehr. Damals war er ihm einfach egal gewesen und die Hochzeit wäre auch keine Liebesehe gewesen. Nun war er aber alleine, teilte Nacht für Nacht mit niemandem sein Bett. Er war alleine hier in Mogontiacum und so sehr er auch in die Familie integriert war, war er doch ein Außenseiter. Und er wusste nicht einmal mehr wie die Frau gehießen hatte die er hätte heiraten sollen. Kein Wunder, dass die Götter ihn bestraft hatten.


    So stand er ebenso nachdenklich da wie sein herr, die Arme vor der Brust verschränkt und musterte den Waldrand und wartete auf die ankommende Barbarenhorde. Hoffentlich wusste sein Herr das Geschenk zu würdigen, das ihm heute überbracht werden würde.

  • Noch vor Morgengrauen waren sie aufgebrochen. Auf Ochsenkarren alles wichtige verladen, mit Platz für die Frauen und die Kinder. Die Männer, die ein Pferd ihr eigen nannten, beritten, ein paar auch immer wieder zu Fuß, waren sie aufgebrochen von ihrem Dorf immer in Richtung Westen und Süden, zum Land der Römer.
    Es ging langsam voran, die Reisegesellschaft von insgesamt 36 Männern, Frauen und Kindern brauchte ihre Zeit. Späher waren in alle Richtungen immer vorausgeschickt worden, um den Weg zu sichern. Als sie die befestigte Straße zwischen Aquae Mattiacorum und Mogontiacum erreichten, ging es deutlich schneller voran. Ab hier mussten sie die Gegend auch nicht mehr so genau beobachten, ab hier waren Übergriffe unwahrscheinlicher.


    Zur Mittagszeit machten sie eine Rast abseits der Straße. Sie hatten nicht viel an Proviant mit und teilten diesen untereinander auf. Die Kinder spielten vorsichtig und erkundeten die Gegend unter den Wachsamen Augen einiger Männer, während die Frauen sich daran machten, sich und vor allem Elfleda nun endgültig herauszuputzen. In wenigen Stunden würde sie übergeben werden, da war es nötig, sie dementsprechend auszustaffieren.
    So zog sie ein feines Kleid aus feinsten Leinen an, das am Saum reich bestickt war. Ihre Haare wurden gebürstet, bis sie ihr glänzend und weich über den Rücken fielen. Ein weißer Pelz lag um ihre Schultern, gehalten von einer goldenen Fibel, obwohl es schon frühlingshaft warm war. Um den Hals bekam sie noch den dicken, goldenen Ring aus ihrer Aussteuer. Lando sollte sehen, dass er keine arme Frau übergeben bekam, sondern eine Adelige und die Nichte eines Fürsten.


    So herausgeputzt legten sie dann den restlichen Weg zurück, der Wagen mit Elfleda an der Spitze des Zuges, neben ihr Oda auf dem Ehrenplatz als Brautfrau – auch wenn Rodewini nicht begeistert gewesen war. Ihr Vater ritt auf seinem Braunen neben dem Wagen her und lächelte ihr immer mal wieder aufmunternd zu, während ihr Bruder Bertwini auf seinem kleinen, struppigen Pferd schon ein wenig vorausgeprescht war, um ihre Ankunft dann auch zu verkünden – und um als erster einen Blick auf das römische Reich werfen zu können. Ihr Onkel schließlich ritt herausgeputzt wie immer auf der anderen Seite des Wagens daher und sah ein wenig nachdenklich dabei aus.


    So kamen also die Mattiaker am Rhenus an, vorneweg der Zwölfjährige auf seinem kleinen, stämmigen Rappen, dahinter der Wagen mit der Braut und ihrer Familie. Und dahinter die unzähligen anderen, die bei diesem Ereignis nicht fehlen durften, zusammen auf 3 Wagen und mit 12 mitgeführten Pferden insgesamt.

  • Lando rutschte fast das Herz in die Hose, als sich ein Reiter auf der Straße zeigte. Als sich jedoch niemand hinter diesem zeigte, atmete er unweigerlich erleichtert auf, und wandte sich wieder Vala zu, der bester Stimmung zu sein schien.


    "Sehr witzig, Mann. Du kommst auch noch dran, da kannst du was drauf lassen.", frotzelte er mit schiefer Miene, denn unter Kontrolle hatte er sich schon lange nicht mehr. Als Vala dann auch noch begann so richtig breit zu grinsen, aber an ihm vorbeistarrte, und ein leises Raunen durch die versammelte Familie ging, wandte Lando sich um, und erstarrte. Da kamen sie. Beinahe die komplette Sippe Rodewinis... sie waren noch ein ganzes Stück entfernt, aber man konnte jetzt schon erkennen, dass es eine nicht unbedingt kleine Reisegruppe war.


    "Loki steh mir bei...", murmelte Lando, während die Wagen, die Reiter und das Fußvolk näher kamen, und bis schließlichlich der Junge auf dem Pferd vorneweg zuerst bei ihnen eintraf. Lando versuchte sich an den Jungen zu erinnern, war das Bertdingsbumsini, oder so? Er verfluchte sein schlechtes Gedächtnis, und überlegte, ob er die förmliche Begrüßung schon bei dem Jungen vorbringen sollte. Entschied sich dann aber dagegen, es würde nichtmehr lange dauern bis seine Braut eintraf.


    Tat es dann auch nicht, keine zehn Minuten später, der Junge hatte es nicht gewagt die Brücke zu überqueren (solcherlei Konstrukte waren Germanen noch bis Jahrhunderte nach dem ersten Kontakt mit den Römern suspekt), machte die große Entourage fünf Meter von Lando und seiner Sippe auf der Brücke halt.


    "Heilsa, Vilmarsstamm. Seid willkommen in der Stadt Mogontiacum, die Heimat und Werkstatt meiner Familie ist. Seid auch ihr willkommen, Rodewini und Sarwolf, Söhne des Wernwolf, Sohn des Vilmar. Und willkommen bist vor allem du, Elfleda, Tochter des Sarwolf, Sohn des Vilmar.", erst jetzt wagte er es, seine Verlobte direkt anzuschauen, und bei ihrem Anblick entgleisten ihm kurz die Gesichtszüge. Jemand mit Hang für Schmonzetten würde hier jetzt sehr viele Licht- Edelstein- Edelmetall- Edeltier- Edelpflanzen- Edelallesverwandte Vergleiche ziehen, doch Lando war kein so maßloser Donnerstagsabendstheatrumbesucher.
    Für ihn war sie einfach nur wunderschön.


    "Die... die... eh... die...", verhaspelte Lando sich kurz, bekam von Witjon darauf eine Kopfnuss verpasst, und fing sich wieder in seinem Text, "Die Sippe Wolfriks heißt euch willkommen in ihrer Heimstatt, für die Zeit eures Aufenthalts wird es euch an nichts mangeln, wir stehen für die persönliche Sicherheit eines jeden von euch ein. Die Grenzen sind bewacht, das Herdfeuer sicher, und die Schlafstatt steht sicher. Unser Heim ist euer Heim, willkommen! Willkommen!"


    Einiges dieser Dinge machte genauer betrachtet keinen Sinn, aber diese Grußformel entsprach der Tradition. Das Herdfeuer hatte nicht von je her eine enorme Wichtigkeit für die Germanen, wie auch für die Römer, die Sicherheit der Grenze wurde hier zwar nicht von Lando, sondern von den Soldaten der Legion gewährleistet, und dass die Schlafstatt fest stand, war mittlerweile bei den harten Baugesetzen der Römer auch mehr als nur eine Selbstverständlichkeit.


    Innerlich zum zerreissen gespannt wartete Lando auf eine Reaktion der Mattiaker.

  • Bertwini hatte doch auf sie gewartet, als sie an den Fluss kamen. Die große Steinbrücke war ein unheimliches Gebilde, über das niemand so recht den ersten Schritt setzen mochte. So schlossen die Ochsenwagen auf und die Reiter, bis schließlich Elfledas Onkel und Vater als erstes ihre Pferde auf das Gebilde lenkten und der Rest der Sippe langsam folgte.


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    Selbst nach der Reise sah Rodewini aus wie der Fürst, der er war. Als Anführer der Sippe erwiderte er die Begrüßung Landos förmlich.
    “Heilsa Wolfriksstamm. Sei gegrüßt, Lando Landulfssohn. Der Stamm Vilmars dankt für eure Gastlichkeit und will sie gerne annehmen.“


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    Ein kurzer Augenblick des Schweigens entstand, und Elfledas Vater Sarwolf saß von seinem braunen Pferd ab und ging die wenigen schritte zurück zu dem wagen, wo seine Tochter saß. Er half ihr vom Wagen abzusteigen, indem er sie, als sie stand, kurzerhand bei der Hüfte nahm und herunterhob. Als sie sicher auf dem Boden vor ihm stand, gut einen Kopf kleiner als er, strich er ihr noch eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. Hier auf der Brücke ging immer ein leichter Wind und fuhr allen frühlingshaft warm über die Sachen.
    Sarwolf blickte seine Tochter noch einmal kurz beinahe wehmütig an, und nahm dann ihre rechte Hand in seine Linke. Langsam und bedächtig führte er seine Tochter die wenigen Schritte über die Brücke, bis sie schließlich genau vor den Ducciern standen.
    “Hier, Lando Landulfssohn, bringe ich zur vereinbarten Zeit zum vereinbarten Ort meine Tochter Elfleda, unversehrt und unberührt, um sie in den Schutz der Sippe von Wolfriks Stamm zu übergeben, damit du sie heiraten kannst.“
    Seine Stimme klang laut und kräftig genug, so dass alle Anwesenden beider Sippen ihn gut hören konnten. Wenn er sie übergab, war damit sein Teil des Verlobungsversprechens erst einmal eingelöst.

  • Oda hatte es geschafft nichts zu verraten und als Elfi sie dann noch zu ihrer Brautfrau machte hatte sie alles andere zu tun als sich bei ihrer Freundin zu verplappern.
    Jetzt saß sie neben ihr, hatte ihr Haar gebürstet bis es im Sonnenlicht glänzte wie das Gold um den Hals ihrer Freundin. Sie war stolz auf sie und freute sich von ganzen Herzen für sie.


    Als sie auf den großen Fluss zukamen, immer näher an die Befestigungen und der Grenze zu dem Land das sie kannte und ihre Heimalt war, wurde ihr Herz schwer. Was würde sie beide dort erwarten? Wie würde das Leben dort sein, auf was hatte sie sich nur eingelassen.
    Oda spürte wie ihre Hände feucht wurden, sie rieb sie an ihrem Kleid trocken.
    Bertwini vor ihnen hielt auf einer Kuppe an und langsam aber stetig folgte ihm der gesamte Tross.
    Der Fluss war vor ihnen und darüber eine Brücke, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Holzpfeiler und Stein überspannt das Wasser, dahinter war freies Land und dahinter sah sie die Mauer des Walles und der Stadt. Soweit sie sehen konnte reichte das ganze. Türme aus Holz und Stein, im Wasser lag ein mächtiges Schiff.
    Ihr blieb fast der Atem weg als sie das ganze vor sich sah. Der Wagen setze sich wieder in Bewegung und rollte auf die Brücke zu, ihr Herz blieb fast stehen und sie traute sich kaum zu atmen als er auf sie rollte, was wäre wenn sie das Gewicht nicht halten würde und jetzt unter ihnen zusammen brach?
    Elfleda, ihre wunderschöne Freundin würde in die Tiefe gezogen und versinken. Oda legte ihre Hand auf die ihrer Freundin.
    Da stand die Sippe Landos, ein paar der Gesichter kannte sie und als Lando sprach und sich dann auch noch verhaspelte entspannte sie sich wieder. Es war wie es sein sollte und die Götter waren mit ihnen.

  • Der wichtiger Tag war gekommen. Die Sippe der Mattiaker würde nach Mogontiacum kommen, um Sarwolfstochter Elfleda mit Lando zu vermählen.
    Der Friede der beiden Sippe würde noch stärker werden und ebenso das Bündnis mächtiger.


    So standen die Kinder Wolfriks auf der Brücke und warteten gespannt auf Rodewinis Sippe. Der eine war eher ruhiger, der andere eher nervöser. Letzteres bezog sich natürlich auschließlich auf Lando.
    Es war schon etwas witzig, Phelans Vetter war in allem immer so standfest, sicher und bestimmt. Jetzt gerade war es völlig anders. Nervösität und Anspannung waren ihm wie ins Gesicht geschrieben.


    "Witjon hat Recht, Freya wird sich sicher hergeleiten." gab er den mutmachenden Worten Witjons zu.
    Auch Alrik war mit ihnen zur Brücke gekommen. Anstatt ebenfalls mutmachende Worte zu finden feiert er lieber Lando mit einem Liebesgedicht, einfach wundervoll :D. Phelan klatschte rhythmisch und freute sich natürlich mit und imens für seinen Vetter, der jetzt bald seine Braut nach einigen Wochen wieder hatte.


    Als die Sippe der Mattiaker plötzlich am Horizont erschienen zuckte Lando kurz auf. Jetzt war es also soweit. Mit gefaltenen und hängengelassenen Händen wartete Phelan gespannt darauf, dass Rodewini und sein Gefolge näher kam. Als sie schließlich ankamen und nur noch wenige Schritte von den Söhnen Wolfriks entfernt waren nickte er freundlich und lächelte. Viele kräftige Burschen als auch viele hübsche Mädchen waren unter ihnen.
    Das würde eine richtig große Hochzeit werden, ein Saufgelage der dritten Generation. Den Worten seines Vetters lauschend amüsierte er sich über die Kopfnuss, die eben jener bekam, weil er sich ganz gegen seine Gewöhnung verhaspelte.

  • "Und...", verdammt... was kam jetzt? Lando stockte, und zermarterte sich gerade in Sekundenschnelle das Hirn. Was kam jetzt? Und... und... und...


    "Und den Bräuchen unserer Ahnen entsprechend...", flüsterte Phelan hinter seinem Rücken so unhörbar und gleichzeitig deutlich genug, dass Lando es verstand.


    "Und den Bräuchen unserer Ahnen entsprechend biete ich diesen Schatz an, um dir, Elfleda, das Leben zu bieten das du verdienst. Bei Frigg, der alles schützenden Mutter und Braut, biete ich dir an, Teil meines Lebens zu werden, so wie ich Teil deines Lebens werde. Nimm dieses Geschenk an als Zeichen meiner Wertschätzung, so wie es dir an nichts fehlen wird.", er deutete auf den kleinen Wagen, auf dem zumindest der einfach zu transportierende Teil des Muntschatzes lag, also die Stoffe, und der andere Kleinkram. Er streckte die Hände in Richtung seiner Verlobten aus, und sprach mit recht wackliger Stimme den abschließenden Übergabeschwur:


    "Mit dir und den Göttern bis zur Weltendammerungs Ende."


    Lando erstarrte, wartete darauf, dass seine Verlobte das ihrige tat, um die Hochzeit zu beginnen, die mit dem Eheschluss abgeschlossen wurde. Eine Schweissperle lief an seiner linken Schläfe herunter, und er wagte es nicht sie wegzustreichen, noch sie wegzupusten. Zum zerreissen gespannt war er immernoch, darauf dass seine Braut sprach, und sich selbst in seine Hände begab.

  • Selbstverständlich durfte auch Rodrik nicht fehlen. Ehrensache, denn zum einen betraf dies ja seine Familie, zum anderen gehörte er wie die Braut zum Stamm der Mattiaker. Zwar war Rodrik auch zur Hälfte Ampsivarier, daran war Papa "schuld", dennoch fühlte sich Rodrik mehr als Mattiaker. Klar, hatte er doch sein gesamtes Leben dort verbracht. Daher freute sich auch Rodrik über diesen Tag, wenn auch daher aus ein wenig anderen Gründen als der Rest seiner Familie.


    Er hielt sich ganz seiner Gewohnheit gemäss etwas im Hintergrund. Er war ja weder der Bräutigam (erst recht nicht die Braut) noch war er als engster Verwandter oder sonst irgendwie wichtige Person ausersehen, alles aus der ersten Reihe besichtigen zu dürfen. Allerdings nutzte er eine kleine Erhebung im Boden, um trotzdem alles und wenn notwendig bis ins kleinste Detail sehen zu können. Vor allem die Frauen. :D

  • Am Anfang des Tages war Elfleda nur positiv aufgeregt und voller Vorfreude gewesen. Aber nun, wo alles so kurz bevorstand, war sie wirklich nervös. Und das lag nicht nur an dem Steinungetüm von Stadt im Hintergrund, oder diesem seltsamen Ding auf dem sie stand. Die Brücke trug zwar in erheblichem Maß zu ihrer Unruhe bei und Elfleda wäre eine normale Furt durch den Fluss hundertmal lieber gewesen.
    Ihr Vater hatte sie bis kurz vor Lando geführt. Noch war sie an seinem Arm und stand damit unter seinem Schutz, aber als Lando ihr den Muntschatz und seine Hände anbot, ließ er sie los. Nun stand sie allein, nicht mehr im Schutz ihrer Sippe, freigegeben um in Landos Sippe einzutreten. Ihr Blick ging noch einmal kurz zurück zu ihrer Familie. Zwar waren sie ja noch einige Tage um sie, aber dennoch war das hier nun ein wichtiger Schnitt in ihrem Leben. Ihr Blick blieb auf Oda hängen, die auch ein wenig ängstlich noch auf dem Wagen saß. Von ihr würde der endgültige Abschied noch mal sehr schwer fallen, hatte sie sie doch gerade erst zurück erhalten.
    Ihr Vater stupste sie einmal unauffällig, als sie wohl zu lange zurückblickte. Sie durfte hier ja nicht alle warten lassen, vor allem Lando hatte eine so zögerliche Braut nicht verdient. Ihr Blick fiel also auf den Wagen mit dem Muntschatz, den sie kurz musterte. Sie würde wahrlich keine arme Frau sein, wenn sie ihn heiratete. Und das war nur ein Teil von dem, was versprochen war.


    Elfleda machte einen Schritt auf Lando zu – und damit von ihrem Vater weg – und ergriff seine Hand. Sie hoffte, sie zitterte nicht zu spürbar. Sie wollte nicht wie ein nervöses Kind zu ihm kommen, sondern wie eine Fürstentochter. Im Moment aber zierte sie sich wie die sprichwörtliche Jungfrau.
    “Den Bräuchen unserer Vorfahren entsprechend nehme ich dein Geschenk an. Ich will mich unter den Mantel deines Schutzes begeben und deine Frau sein. Bei Frigg, der alles schützenden Mutter und Braut, will ich dir treu sein, dich ehren und dir beistehen als deine Frau. Mit dir und den Göttern, bis zur Weltendämmerung Ende.“
    Sie hoffte, ihre Stimme war laut genug gewesen. Sie hatte diesen Satz oft geübt, und dennoch hatte sie das Gefühl, irgendwas verdreht oder doppelt gesagt zu haben.


    Sie blickte auf zu Lando und musste nun doch ein ganz klein wenig lächeln. Er hatte sich richtig herausgeputzt und sah gut aus. Von der Verletzung sah man ihm so auf Anhieb nichts an, auch wenn er ein wenig Schweiß auf der Stirn hatte und sich ein paar Mal verhaspelt hatte. Doch jetzt, so Hand in Hand direkt vor ihm, war das egal. Sie war jetzt in seine Sippe übergetreten, und nach der Verlobung war nun der nächste Schritt zu ihrer Ehe mit ihm geschafft.

  • Oda sah ihrer Freundin nach, ihr wurde bei dem ganzen heiß und kalt. Sie konnte sich noch recht gut daran erinnern als sie vor etwas über zwei Jahren zu ihrem Mann geführt worden war. Lange war es nicht so aufwendig wie bei Elfleda, schließlich war sie nur eine entfernte Verwandte und nicht die Tochter eines Fürsten, aber auch bei ihr war es aufregend gewesen.
    Also Elfi sich noch einmal zu allen umdrehte und sie ansah nickte sie ihr aufmunternd zu.
    Wie gerne hätte sie ihr jetzt gesagt das sie nicht allein sein, das sie, Oda, bei ihr bleiben würde doch hatte sie versprochen nichts zu sagen und sich auch daran gehalten.


    Oda seufzte auf als Elfi die Hand Londos nahm und ihm ihr Versprechen gab. Jetzt wird es bald losgehen, alle würden in diese große unheimliche Stadt fahren und ein großes Fest würde gefeiert werden. Oda ging davon aus, den wenn sie sich den Wagen ansah, der nur den teil des Mundschatzes für Elfleda beinhaltete, würde sich Lando und seine Sippe bei dem Feste bestimmt nicht lumpen lassen.


    Oda war gespannt auf das was sie zu sehn bekommen würde, es wäre ja nicht nur auch ihr neues zuhause sondern sie sollte hier ja auch lernen und für Elfi den Haushalt führen. Ja, was das betraf war sie besonders neugierig aber jetzt ging es los. Odas Mund war ganz trocken vor aufregung.

  • Sontje war den anderen wenige Minuten später hinterher gefolgt. Die Runde durchs noch leere Haus vor dem großen Sturm einer reisenden Sippe wollte sie sich einfach nicht nehmen lassen. Und genoß die Ruhe bis sie sich zuletzt bereit fühlte loszugehen und sich der Hochzeit samt Feier zu stellen. Um Phelan bei seinem Beruf nicht abzulenken stand sie etwas hinter ihm und trat erst näher an ihn heran, als Lando und Elfleda Hand in Hand beieinander standen. Freundlich blickend und lächelnd musterte sie die Braut und ihren Vater sowie die restliche Reisegruppe. Das Wetter war herrlich frisch und bei weitem nicht zu übertreffen. Leider brachte der Wind auch ein paar Pollen mit. Hastig zurücktretend suchte Sontje hier Taschentuch heraus und versuchte die Nieser mit Hilfe des Taschentuches abzudämpfen. "Hat.. schi.. schuldigung.." murmelte sie verlegen und entschuldigte sich mit stummen Blicken bei demjenigen dem sie auf die Zehen getreten war. Hoffentlich war das für die fremde Sippe kein schlechtes Zeichen wenn jemand bei der Übergabe der Braut nieste. Sontje trat zurück an die Seite ihres Bruders und hielt das Taschentuch für nächste hoffentlich ausbleibende Nieser bereit...

  • Eila war ebenso wie die anderen Duccii natürlich mitgekommen. Mehr noch als das, war sie immerhin Lokis einzige leibliche Verwandte und sie wollte für ihren Bruder da sein, von dem sie wusste, wie schwer ihm das Alles fallen musste. Sie war von Anfang an für diese Verbindung gewesen, auch wenn sie selbst Elfleda noch nie begegnet war und nur aus Erzählungen wusste, wie sie aussehen und sein sollte. Als mentale Unterstützung stand sie also neben ihrem Bruder und hoffte, dass er das hinbekommen würde. Immerhin war das nicht einfach und Loki augenscheinlich ziemlich nervös...


    Als sich dann die Ankunft vom Brautzug abzeichnete wurde auch Eila langsam nervös. Oder vielmehr neugierig... Es dauerte einen Moment, bis sie Elfleda ausmachen konnte und war dann wahrlich überrascht wie schön die junge Germanin war. Mit ihren roten Haaren und dem schönen Wuchs passte sie ganz und gar in Lokis Beuteschema und dafür, dass das Ganze vor allem eine politisch motivierte Hochzeit war, konnte er sich mehr als glücklich schätzen.
    Lächelnd beobachtete sie die Ankunft von Elfleda und ihrer Sippe und unterdrückte dann, als Loki mehr oder minder stammelnd seine Worte sprach, mühsam ein grinsen...
    Das sah ihrem großspurigen Bruder so ganz und garnicht ähnlich. :D

  • "So nehme ich dich an.", vollendete Lando den formalen Akt, und drückte Elfledas Hände einmal kurz mit einem unbeholfenen Lächeln, bevor er sich sichtlich erleichtert an die versammelte Gemeinde wandte: "So kann ich nur noch einmal wiederholen, dass ihr alle unsere herzlichsten Gäste seid. Wir werden euch nun zum Ort der Feierlichkeit führen, und euch danach eure Unterkünfte für die nächsten Tage zeigen. Seid willkommen in Mogontiacum!"


    Meinte er, bevor er sich umwandte und dafür sorgte, dass die versammelte Mattiaktergemeinde erst zur Casa Duccia geführt wurde, wo später ein umfassendes Mahl bereitet wurde, bevor die Sippe Rodewinis in ihre Unterkünfte für die nächsten Tage bei ihren Gastfamilien begab, um sich von der anstrengenden Reise zu erholen, um fit für die Feier zu sein.

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