Nova Discipula pro Vero

  • Als die beiden in sachtem Tempo über den Tempelvorplatz maschierten, wollte Phelan einiges über seine Schülerin herausfinden und sogleich ihr einige Fragen beantworten, die sie bestimmt auf ihrer langen Reise aus Rom mitgebracht hatte. Seinen germanischen Namen würde er ihr nicht sagen, vielleicht erst wenn sie zur Familie gehörte, jetzt verbot es dem jungen Germanen der Anstand. Er würde für sie erstmal Duccius Verus heißen und er würde sich auch ausschleßlich nur typisch römisch geben, zumindest wollte er das versuchen :D.


    "Sag, wie war deine Reise? Gab es Schwierigkeiten in den Bergen?" er hatte jetzt einfach mal geraten, vielleicht war sie auch einen anderen Weg gegangen, zum Beispiel über die via mala, aber Phelan selbast war damals mit seinem Vetter Arbjon über die Alpen gereist.

  • Er war es tatsächlich! Callista lächelte ihm freundlich zu und nickte. Das hatte doch alles viel reibungsloser geklappt als sie angenommen hatte. Wenn sie nur daran dachte, was alles hätte schief gehen können, nein, sie war ehrlich froh, dass Verus sie angesprochen hatte. Er war in ihrem Alter, ungefähr, aber bei weitem nicht so schüchtern. Nun gut, sowas passte schließlich auch nicht zu einem Mann. Und schon gar nicht, wenn dieser seine Familie bereits verlassen hatte um sich in Rom ausbilden zu lassen. Was sie im grunde ja auch tat, ihre Familie verlassen und eine Ausbildung absolvieren, nur, dass sie danach nicht zurückkehrte, sondern hier blieb. Sie blickte unwillkürlich über den Tempelvorplatz, das hier war ihre neue Heimat.


    "Vielen Dank für deine Nachricht, Verus. So sehe ich direkt auch etwas von Mogontiacum. Ich kenne es ja bisher nur aus Erzählungen." sagte sie Anfang, dann beantwortete sie seine Fragen. "Wir sind über die Via Mala gekommen, das war sehr aufregend. Eine recht lange Reise, muß ich zugeben, aber ich hatte nette Gesellschaft. Und außerdem war der landschaftliche Wechsel sehr interessant zu beobachten, die Via Mala selbst, also die Schlucht, war natürlich auch sehr beeindruckend."

  • "Ich könnte mir kaum mehr vorstellen woanders zu leben. Als ich von meinem väterlichen Hof hierher gekommen bin, dachte ich zuerst das es mir sehr schwer fallen würde hier zu leben, aber Mogontiacum ist keinesfalls abgeschnitten von der freien Natur. Man durchschreites das Stadttor und man kann schon die Tiere hören und den Duft des Waldes riechen. Eigentlich steht man schon fast davor." lächelte er sie an.


    Über die via mala war sie gekommen? Eine sehr gefährliche und anstrengende Reise, daher nickte er ihr verständnisvoll zu.
    "Von welcher netten Gesellschaft sprichst du?" ihr Onkel hatte ihr bestimmt genügend Schutz mitgegeben.
    Außerdem schien sie sich sehr für die Umgebung zu interessierne, was den jungen Goden sehr zufrieden stimmte.


    "Wo du das hier alles siehst, hast du mir irgendwelche Fragen aus Rom mitgebracht, deren Antwort dich brennend interessiert?"

  • Die freie Natur? Darüber hatte sich Callista noch gar keine Gedanken gemacht. Als in diesem Punkt ganz typische Römerin hatte sie eher die Gewohnheit, die bewzungene, in Gärten sauber gepflegte und begradete Natur als schön zu empfinden. Wälder kannte sie nur aus der Ferne, hatte viele hier in Germania gesehen, aber selber durch einen gestreift war sie noch nie. Auch in Mantua, wo sie ja schließlich aufgewachsen war, hatte es einen riesigen Garten gegeben, doch war der entweder nur zum angucken gewesen oder aber nützlich, sprich, der Kräutergarten den die Sklavinnen pflegten. Da hatte Callista nie eine Hand rühren dürfen, das gehörte sich nicht für eine junge Römerin, wie ihre Mutter immer wieder gesagt hatte. Aber Verus schien sehr verbunden, nicht nur mit der Natur, sondern auch mit seiner Heimat und das konnte Callista gut verstehen. Wenn er sich hier zu Hause fühlte, war das gut, sehr gut sogar. Sie hoffte nur, dass sie das irgendwann auch konnte. An Marsus Seite. Schließlich würde sie hier leben, ihre Kinder würden hier geboren werden und höchstwahrscheinlich hier aufwachsen. Ob ihre Kinder dann auch durch den Wald, die freie Natur, streunen würden? Sie würde sich dann sicherlich voll Sorgen machen... Aber bevor sie sich um Kindererziehung und Elternsorgen Gedanken machen konnte, musste sie erstmal heiraten. Und im Moment, in Verus Gesellschaft, dachte sie lieber an ihre Ausbildung.


    "Mein Onkel, der dich übrigens ganz herzlich grüßen lässt, hat mir einige bewaffnete Männer zur Seite gestellt und zusätzlich kamen einige Söhne seiner Klienten mit. Sie wollen sich hier bei der ALA II melden, aber mit ihnen hatte ich eigentlich kaum Kontakt. Im Reisewagen waren allerdings noch Tiberiana Crista, ihr Verlobter Tiberianus Cato und ein kleiner Junge namens Laris. Crista ist Schneiderin und sie hatte den gleichen Weg, daher sind wir zusammen gereist. Das war sehr angenehm und man hatte immer jemanden zum reden, wenn einem danach war. Ich habe sie auch eingeladen, erstmal bei mir in der Casa zu wohnen, denn sie will sich hier ein Geschäft aufbauen. Mir war aber nicht wohl bei dem Gedanken, dass sich die drei in einer Herberge einquartieren."


    Huch, sie geriet ja völlig ins Plaudern! Man konnte nur hoffen, dass sie Verus mit ihrem Geschwätz nicht nervte. Er schaute zwar interessiert, aber Callista wußte, dass ein Gesichtsausdruck nicht immer ehrlich widerspiegelte, was derjenige wirklich dachte. Daher wandte sie sich nun lieber der Ausbildung zu.


    "Ich hab soviele Fragen, dass mir jetzt keine mehr einfällt."

  • Gespannt und interessiert lauschte Phelan den Worten seiner Schülerin.
    Einige Söhne von Balbus Klienten wollte hier zur Ala II? Tiberiana und Tiberius? Freigelassene? Sowelche hatte der Priester noch nie zu Augen bekommen, während er seine Ausbildung in Rom absolviert hatte. Er kannte nur die Patrizier, die normale Bürgerschicht und die Sklaven. Eine Schneiderei hier in Mogontiacum eröffnen? Hoffentlich würde das arme Mädchen keinen Fehltritt damit machen, immerhin gab es hier den ein oder anderen guten Schneider und zudem noch die Freya Mercurioque.


    "Das freut mich sehr, grüße ihn doch bitte in deinem nächsten Brief an ihn ebenfalls herzlich von mir." er würde eh ihrem Onkel ab und zu einen Brief über ihren Leistungsstand schicken, was er vor Callista allerdings verschwieg (:P).


    "Dann frage ich dich jetzt einfach mal. Wie steht es mit deiner Anmeldung in Rom? Ich bin mir sicher Aurelius Corvinus hat sich um dich gekümmert?" er war es auch gewesen, der Phelan von Anfang an durch seine Ausbildung begleitet hatte, nicht als Lehrer, aber vielleicht aus Interesse oder auch ein bisschen Wohlwollen.

  • "Ja, er hat sich ein wenig um micht gekümmert. Allerdings nicht viel, er fand nicht mal Zeit für mich, so dass ich meinen Eid stattdessen hier ablegen soll."


    Wie Callista etwas geknickt zu gab, sie hätte gerne schon mehr Ergebnisse präsentiert. Aber im Grunde hatte sie sich nicht viel auf ihre Ausbildung vorbereiten können.

  • Der junge Priester war schon sehr erstaunt über die Worte seiner zukünftigen Schülerin. Ein wenig gekümmert? So kannte er Corvinus gar nicht.. das musste bestimmt andere Gründe haben, die vielleicht privater Natur sind.


    "Du sollst deinen Eid hier ablegen? Dann werden wir das heute noch tun, allerdings erst später. Ich möchte noch ein wenig über dich und deine Vorstellungen hören, also?" er machte eine kleine Pause
    "Du hast dich also für die Ausbildung zur Priestern unter Iunos Hand entschieden?"

  • Verus hörte sich sehr erstaunt an, war er etwa enttäuscht? Oder gar sauer? Über sie? Hatte sie etwas falsch gemacht? Sofort beschleunigte sich ihr Herz und sie schaute ihn etwas zaghaft an, doch konnte sie keinen Gram in seinem Gesicht erkennen. Erleichtert atmete sie auf und nickte dann. Sie würden ihren Eid direkt heute ablegen, wie schön! Dann war das schon mal erledigt.


    "Ja, das habe ich. Iuno hat mich als Göttin immer am meisten angesprochen, das ist schon so, seit ich Kind bin. Meine Mutter, die sehr krank war, hat viel zu Minerva und Iuno gebetet und so bin ich sozusagen damit aufgewachsen. Für den Dienst habe ich mich entschieden, weil ... nun ja, aus mehreren Gründen. Zum einen, weil ich mich in den Tempeln der Göttin sehr wohl und heimisch fühle. Zum anderen, weil ich das Nichts-tun nicht mag und gerne eine Aufgabe habe. Früher hab ich meine Mutter gepflegt, bis sie dann gestorben ist und als ich bei Balbus gelebt habe, kam ich mir etwas unnütz vor. Außerdem gibt es in meiner Familie nicht viele Priesterinnen, da dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre. Balbus hat sich darüber gefreut."

  • Gespannt lauschte er Callistas Erklärung, wieso sie sich für die Ausbildung entschieden hat und vor allem wieso Iuno ihre favourisierte Gottheit war.
    "Ich kann gut verstehen, wieso deine kranke Mutter viel zu Iuno gebetet hat. Iuno wacht über die Mütter und die Familie, sie hat immer eine schützende Hand darüber und bewahrt sie vor allem Bösen. Ich finde deinen Gedankem Priestern im Cultus Deorum zu werden wirklich sehr schön. Ich freue mich schon sehr auf die erste Unterrichtsstunde, hast du dich denn schon etwas mit dem Aufgaben eines Sacerdos oder den verschiedenen Bereichen des Cultus Deorum beschäftigt?"


    Mal sehen, ob seine Schülerin schon etwas vorkenntnisse von ihrer zukünftigen Arbeit hatte, dadurch konnten schon ein paar Unterrichtsstunden gesparrt werden.

  • Natürlich hatte sie das. Vor allem durch Pergamente hatte sie sich gewälzt und viel gelesen, damit sie Verus beeindrucken konnte und kein schlechtes Licht auf ihren Onkel viel. Also begann sie ihr Wissen aufzuzählen.


    "Nun ja, jeder römische Bürger kann zum Priester gewählt oder ernannt werden, wenn er Vollbürger, nicht als Sklave geboren, nicht vorbestraft und ohne körperliche oder geistige Gebrechen ist. Früher musste jeder Priester von Geburt an Patrizier sein, doch durch die lex Ogulnia wurde um 300 v.Chr. bestimmt, dass auch Plebeijer die priesterlichen Ämter bekleiden können." Soviel dazu. Aber es ging direkt weiter. "Sacerdos leitet sich von "sacer" (heilig) und "dhe" ab, was soviel wie tun oder machen bedeutet. Damit meint man also den Tätigkeitsbereich der Priester: Verrichtung der heiligen Handlungen und der Opferungen. Zusätzlich sind die Priester für das gute Verhältnis von Menschen und Göttern zuständig und haben die Aufgabe, den Willen der Götter zu ermitteln und zu vermitteln."


    So jedenfalls hatte sie das verstanden und hoffte nun, damit auch richtig zu liegen. Sie war gespannt was Verus sagen würde.

  • "Sehr richtig.." konnte Phelan da nur noch zustimmen, das was Callista da schonmal sagte hatte Hand und Fuß.
    "Die Sacerdotes dienen den Menschen im praktischen Sinne, aber auch im theoretischen. Wir dienen den Menschen als ein gutes Ohr und versuchen ihnen bezüglich ihres Anliegen in allen Lebenslagen Rat zu geben. Hast du auch schon etwas über den Cultus Deorum im ganzen gelesen? Wie er aufgebaut ist? Welche Ämter bekleidet werden können?" sie befanden sich indirekt schon im Unterricht, auf die eigentliche Sache, die Welt der Götter, der pax deorum, da wollte der junge Lehrer erst am morgigen Tag mit einsteigen.

  • Callista bemerkte gar nicht, dass sie sich hier in einer kleinen Fragerunde befand. Denn sie gingen ja ein Stück über den Vorplatz und es kam ihr mehr vor, dass sie plauderten. es war ihr natürlich bewusst, dass Verus gerne ihren Wissenstand ausloten wollte, aber das war ja schließlich sein gutes Recht. er war sicherlich froh, nicht mehr alleine in Mogontiacum zu sein und jemanden an seiner Seite zu haben, der auch etwas Ahnung hatte. Ob sie später auch mal jemanden ausbilden würde?


    "Zu einzelnen Priestern, wie du es bist, gibt es noch Priesterkollegien und Kultvereine. Diese haben vor allem im staatlichen Kultbereich grosse Bedeutung. Im Gegensatz zu Griechenland, wo sich Männer und Frauen bei den Priesterämtern die Waage halten, sind in Rom die Priester vorwiegend männlich. Nur einige Kulte, wie der der Bona Dea oder die Vestalinnen, waren Frauen vorbehalten. Und hier in Mogontiacum wird es bald ausgeglichen sein."


    Diesen kleinen Scherz konnte sie sich nicht verkneifen und sie hoffte, er würde ihn ihr nicht übel nehmen.


    "Priesterkollegien stellen für Rom die wichtigste religiöse Organisationsform dar. In ihnen wurden gleiche Preister im selben Kultbereich zusammengefasst. Weitaus mehr als die Kultvereine sind sie für administrative Belange und die Deutung von Vorzeichen zuständig. So kann man die Kollegien in drei Gruppen einteilen. Zum Ersten die Pontifices, ein Gremium in dem sämtliche wichtigen und tradierten Einzelpriester der Hauptstadt Rom zusammengefasst sind; zum Zweiten die Auguren und Haruspices, deren Wirkungskreis im Bereich der Deutung von Vorzeichen liegt und schliesslich die Quindecimviri und Septemviri, die vor allem in der religiösen Verwaltung und Interpretation tätig sind."


    Hier machte Callista eine kurze Pause, denn sie musste nachdenken und wollte nichts falsches sagen.


    "Wie bei den Kultvereinen handelt es sich meist um sehr alte Vereinigungen, die schon zur Königszeit bestanden haben. Die lange Tradition bewirkt zahlreiche religiöse Vorschriften, die peinlich genau eingehalten werden müssen. Daraus resultiert ein geschriebenes Sakralrecht, das in den einzelnen Archiven der Kollegien verwaltet wird und auf das man im Notfall zurückgreifen kann."

  • Während Callista ihre Ausführungen tätigte schaute der blonde Germane bei langsamen Schritttempo über den Tempelvorplatz und hörte sich ihre Worte an. Grob hatte sie schon alles verstanden, was die Organisationsform des Cultus Deorum angeht.
    Er nickte sichtlich und musste über ihre kleine Poente schmunzeln, bald würde es hier 50:50 stehen zwischen Männlein und Weiblein.
    Ihre Worte bezüglich der Priester fügte er noch etwas hinzu.
    "Die einzelnen Priesterschaften lassen sich nochmal in einzelnen Collegien zusammenfassen, welches von einem Vorsitzenden beäugt wird."


    In ihrer Gedankenpause störte Phelan sie nicht, die beiden hatten Zeit und sie wusste wirklich schon viel, da konnte sie mal eine kleine Pause einlegen um ihre Gedanken zu sortieren.


    "Ich sehe du hast dir schon einiges an Wissen angelesen. Konntest du auch was über den speziellen Aufbau eines Provinzkollegiums erfahren?"

  • Ja, sie hatte sich wirklich viel Wissen angelesen und sie war wirklich glücklich, dass sie es nun auch so ohne weiteres abrufen und vortragen konnte. Dann aber sprach er etwas an, worüber sie nur wenig gelesen hatte und sie lief natürlich direkt rot an. Sowas dummes aber auch, sie hätte doch damit rechnen müssen, dass er das fragte. Schließlich waren sie hier in einer römischen Provinz und er (und nun auch sie selbst) Teil des Provinzkollegiums. Enttäuscht und etwas sauer auf sich selbst schüttelte sie ganz zaghaft mit dem Kopf.

  • "Oh Callista, das ist wirklicht nicht schlimm, du bist nicht zu mir gekommen, um mir zu beweisen das du schon alles weißt, du bist hier damit du etwas lernst." munterte er sie auf. Sie war auf jedenfall schonmal ehrgeizig, vielleicht sogar nicht minder als er es selbst damals in Rom war, aber das würde man noch in den nächsten Tagen sehen.


    "Wir sind mitunter nicht die einzige Provinz im römsichen Reich wie du weißt, und eben diese kann der Cultus nicht alle allein von Rom aus kontrollieren und verwalten. Daher gibt es in jeder Provinz ein Provinzkollegium, dass meist in der Hauptstadt der jeweiligen Gegend seinen Sitz hat." jetzt fing er an mit seinen Armen und Händen den Aufbau zu erklären. "Im Prinzip ist so ein collegium fast wie das collegium pontificium in Rom aufgebaut." er deutete mit seinen beiden Zeigefingern nach oben, als wolle er die oberste Ebene eines Modells klarmachen. "Den Vorsitz führt der Pontifex Maior."
    Dann zog er seine Zeigefinger nach außen und eine kleine graphische Pyramide konnte man sich vorstellen. "Diesem unterstehen als Unterstützung zwei weitere Pontifices, sowie ein Augur als auch ein Flamen des momentanen Kaisers, sprich ein Flamen Valerianis. Das Fundament des ganzen sind die sacerdotes publici, die für den Tempeldienst zuständig sind. Hier in Mogontiacum tagt das collegium im Kaisertempel, da wirst du übrigens auch deinen Eid schwören."

  • Oh gut, er war nicht böse! Erleichtert lächelte sie ihn an und war heilfroh, anscheinend war er ebenso nett wie seine Vetter. Jedenfalls die, die Callista schon kennengelernt hatte. Dann würde die Ausbildung hier auf jeden Fall viel mehr Spaß machen als bei jemanden wie Aurelius Corvinus. Sie lauschte seinen Ausführungen gespannt und nickte, als er geendet hatte. Das war ja gar nicht schwer zu verstehen gewesen.


    "Und du bist der Pontifex Maior hier in Mogontiacum?" fragte sie neugierig, nicht bedenkend, dass sie ihn vielleicht kränken könnte, wenn er eine geringere Stellung inne hatte. Eigentlich war es eher unwahrscheinlich, denn er war noch jung und hatte seine Ausbildung gerade erst beendet. Das war ein Fettnäpfchen, ganz sicher. Wieso sprach sie auch erst und dachte dann nach? Das war doch sonst nicht ihre Art.

  • Ihre frage war wirklich zu süß, nur konnte er sich dabei wirklich nicht beherrschen und musste prusten und lachte laut "Ach Callista, wie schön wäre das? Der Pontifex Maior ist Lucius Sulpicius Segimundus. Ich bin noch einfach Sacerdos." bei seinen letzten Worte schluckte er kurz, es war ihm schon ein wenig unangenehm, vielleicht würde er bald Augur werden und in später Ferne sogar Pontifex! Das wäre sein größter Wunsch. Aber schnell drängte er den Gedanken beiseite, immerhin hatte er hier zu vermitteln und nicht sich zu bemitleiden.

  • Wäre Callista ein Mensch, der flucht, hätte sie es jetzt getan. Denn genau wie sie befürchtet hatte, lag sie mit ihrer Frage völlig falsch. In Gedanken schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn, doch zu ihrer Verwunderung lachte ihr neuer Lehrer. Was war denn jetzt so witzig? Sollte er nicht eigentlich böse auf sie sein? Callista lächelte etwas verwirrt und schaute ihn dann nur an. "Es tut mir leid, ich bin irgendwie davon ausgegangen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden." Sie klang zuversichtlich und lächelte immer noch, es klang zwar ziemlich abgedroschen, aber sie hatte damit recht. Vielleicht wurde er irgendwann Pontifex Maior und dann konnte sie damit angeben, seine erste schülerin gewesen zu sein. Wenn Callista denn ein Mensch wäre, der angibt.

  • "Schon gut, ich könnte mich glatt geehrt fühlen, dass du dachtest ich sei der Pontifex Maior. Es hat noch nie einen Germanen in diesem Amt gegeben, selbst im Amt des Sacerdos bin ich mir unsicher ob es je dort einen Germanen gab." Vielleicht würde sich das bald hier ändern, wenn sich der ein oder andere Germane zu einer Priesterausbildung entschließen sollte.
    Sie gingen noch ein paar Schritte und dann standen sie schon, von Phelan gelenkt, vor dem Tempel des Kaisers.


    "So hier ist der Kaisertempel, ich hoffe einer der beiden Pontifices ist da, mit dem ich dir zusammen den Eid abnehmen kann, folge mir doch bitte." und schon ging er voran und sie folgte ihm.

  • Es war schön zu wissen, dass eine Schülerin ehrgeizig war. Der Blondschopf war es selber gewesen, als er seine Ausbildung in Rom absolvierte, und war es auch heute noch. Viele Sproßen waren noch frei auf seiner Karriereleiter, mal sehen wie lang es noch dauern würde, mal sehen wie viele Sprossen brechen und ihn wieder auf den Boden zurückziehen würden.
    So hatte Callista auch Interesse direkt am nächsten Tag, nachdem sie den Eid geschworen hatte, mit dem Unterricht zu beginnen, was ihr Lehrer ihr hoch anrechnete, schließlich hatte sie sich ja noch gar nicht richtig in Mogontiacum eingelebt.


    Auf einer Steinbank sitzend, wartete er auf seine Schülerin. Hier war ein idealer Ort für den Unterricht. Der Frühling sprang aus voller Pracht und die Vögel untermalten die Sonnenstrahlen und die Atmosphäre mit fröhlichen Harmonien.

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