[Officium I] Legatus Augusti pro Praetore

  • Primus war überrascht, daß es dem LAPP zunächst um die Ausrüstung und weniger um die Sicherung der Stadt ging.
    Er hatte sich mit den gänigen Preisen für Waffen und Ausrüstung vertraut gemacht und entgegnete,
    Unter Rotation verstehe ich den tournusmäßigen Austausch von Pferden,...dieser erfolgt bei jedem Pferd nach 8 Dienstjahren,...die Pferde werden dann durch frische ...neue Pferde ersetzt.
    Ich brauche 500 Sesterzen pro Ala Reiter,...etwa 200 für Waffen und Ausrüstung,... 300 für Pferd, Sattel und Zaumzeug.

    Mit der sicheren Erwartung, daß der Vinicier gleich den genossenen Wein als Essig wieder die Trachea hochbekam fügte er halb beruhigend hinzu,
    Ich brauche diese Summe für etwa 150 Mann...
    Was ziemlich genau 5 Turmae entsprach. Die Erhebung hatte ergeben, daß in etwa 1/3 der Mannschaften mit unzureichender Ausrüstung ausgestattet war.
    Mit dem Austausch könnten die Probati zunächst mit ausgebesserten Waffen und Ausrüstung ihren Dienst versehen und die Kampfeinheiten die neuen übernehmen.
    ...wenn wir diese Investition die nächsten 3 Jahre für je 5 Turmae vollführen haben wir die Ala danach runderneuert und auf dem neuesten Stand der Technik.

  • Nachdem ich mir das dumpfe Herein mit Bedacht angehört hatte, ging ich hinein.


    "Salve Legatus. Ich komme in der Sache Fabius Vibulanus, dem du in einem Brief den Posten des Regionarius angeboten hattest. Er sagte mir, dass er eigentlich den Posten gerne annähme, wenn dieser nicht wegen der bevorstehenden Provinzialreform bald abgeschafft werden würde".


    Ich runzelte die Stirn: schon wieder Konjunktive. Aber man kommt halt ohne sie nicht aus,


    "Ich wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte, weil ich von dieser ominösen Provinzialreform nur das weiß, was die Spatzen in Mogontiacum von den Dächern pfeifen. Und das sind, bei allen Göttern, mitnichten brauchbare Fakten. Was also können wir dem Vibulanus sagen?"

  • Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus


    Er nickte zur Beschreibung der Rotation. Von Pferden hatte er nur bedingt Ahnung, um seine Pferde kümmerten sich meist seine Bediensteten. Und 500 Sesterzen pro Reiter klangen einmal nicht wirklich viel. Bis er nachrechnete.


    500 Sesterzen mal 150... Das sind... Er nahm die Finger seiner linken Hand zur Hilfe. 75 Tausend Sesterzen!! rief er aus. Kurz blickte er den Praefectus so an, als ob dieser glauben würde, das Geld würde in seinem Officium auf den Bäumen wachsen. 75 Tausend! wiederholte er noch immer entrüstet. Auf gar keinen Fall! Wo soll ich das Geld her nehmen? Die Steuereinnahmen aus Raetia sind nicht mal so hoch!


    Der Legat mochte gar nicht daran denken... dann noch 80 Pferde dazu und das auch noch mal drei für die nächsten Jahre... nein, das wollte er nicht ausrechnen.

  • Zitat

    Original von Valgiso


    Provinzialreform? Ist die denn schon durch? Stirnrunzelnd, wie immer wenn er wegen irgendetwas skeptisch war oder (sich selbst) - wie hier - eine Frage stellte oder wenn es sonst auch nur irgendwie passte, blickte er den Scriba an.


    Na toll. grummelte er. Das kann noch Jahre dauern oder morgen schon durch sein. Da will mal einer arbeiten und dann wird einem der Posten wegrationalisiert. Tief atmete er ein und aus. Gut. Unter diesen Umständen ist es wohl am besten, wir sprechen noch einmal über diese Situation. Richte ihm das aus.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Der Legat mochte gar nicht daran denken... dann noch 80 Pferde dazu und das auch noch mal drei für die nächsten Jahre... nein, das wollte er nicht ausrechnen.


    Primus ließ sich seine Bestätigung nicht anmerken. Er hatte mir derlei Ausbrüchen gerechnet. Beruhigend hob er die Hände.
    Mein Legatus,...sicherlich stellt diese Summe eine Belastung dar, jedoch muß all jenen, denen du diese Forderung zur Zahlung vorlegst,die Schwere der Verantwortung unserer Ala deutlich sein...wir verteidigen die Grenze nach Osten!
    Primus fragte sich ob der Legatus wußte was eine vollausgerüstete Legion kostete.
    Die Idee eines schnellen Einsatzkommandos entlang des Limes war und ist eine absolute Notwändigkeit...
    Sein Blick war der eines erfahrenen Soldaten, der am eigenen Leibe schon erfahren hatte wie wichtig im Kampf schnelle und speziell ausgebildete Truppen waren.
    ...und 500 Sesterzen pro Mann und Pferd eine sinnvolle Investition in die Sicherheit der Grenze nach Osten.

  • Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus


    Ich will dir jetzt nicht absprechen, daß diese Investition sinnvoll ist. Aber es ist vollkommen unmöglich. Eine so hohe Summe kann ich dir nicht geben. Er betonte das Wort "kann".


    Nein, unmöglich. Der Legat lehnte sich zurück. Und selbst wenn er das Geld hätte, so dachte er bei sich, dann würden die anderen Legionen und Hilfstruppen mit dem Wunsch nach mehr Geld zu ihm kommen. Da konnte er ruhigen Gewissens seine rechte Hand darauf verwetten, denn diese Wette konnte er auf keinen Fall verlieren. Das gibt das Budget nicht her.

  • Zitat

    Unter diesen Umständen ist es wohl am besten, wir sprechen noch einmal über diese Situation. Richte ihm das aus.


    Der Legatus hatte also auch keine Ahnung, wie es mit der Provinz weiterging. Da konnte ich ja meine Bewerbung als Agrimensor erst mal an den nächsten Ast hängen und warten, bis diese verdammte Provinzialreform ausfermentiert hatte. Vielleicht würde ein Opfer helfen oder ein Gelübde bei den Matronae? Nein, ich musste mir halt einfach etwas Neues einfallen lassen.


    "Du willst noch einmal mit Vibulanus sprechen? Soll ich einen Termin machen? Und wann?"


    Dann fiel mir ein, dass ich ja noch Post hatte. "Ach so, damit ich's nicht vergesse, hier ist noch Post aus Rom".



    Ad:
    Legatus Augusti Pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati
    Mogontiacum | Germania Superior


    Mein Patron!


    Es gibt gute Neuigkeiten zu berichten! Ich habe die Senatoren der Stadt Rom anscheinend überzeugen können, mich in das Amt eines Vigintivirs zu wählen, und nun büffle ich schon seit einigen Tagen Gesetzestexte und Erlässe um dem Prätor der Stadt bei der Regelung von Erbfällen zur Hand zu gehen.
    Anscheinend hat sich meine leere Kasse und die taube Hand nach dem Wahlkampf gelohnt, denn ich schnitt mit dem besten Ergebnis dieser Wahl ab. Ich sollte den Göttern opfern für derartige Großzügigkeit mir gegenüber. Und dir natürlich für deine Unterstützung danken, ohne die ich es sicherlich nicht so weit gebracht hatte.


    Bei der Wahl kam es übrigens zu einem Eklat zwischen dem Praefectus Urbi und dem Konsul Flavius Furianus, nachdem erster das Ende einer Diskussion verfügt hatte und zweiterer aggressiv dagegen angegangen ist.


    Das Wetter ist übrigens still. Sehr still. Ein paar belanglose Wolken hie und da, die Stadt erstarrt quasi unter der Windlosigkeit. Manche wünschen sich schon einen richtigen Sturm herbei, hauptsache etwas passiert. Und ich denke ebenfalls, dass dies die benannte Ruhe vor demselben ist. Keine Wolke wagt einen falschen Schritt, doch wenn eine diesen tut, dann knallt es.


    Apropos Knall: einer meiner Vorgänger hat bei der Betreuung der Erbschaften dezent schlampig gearbeitet. Durch die Archive konnte ich wenigstens seinen Namen herausfinden: Lucius Iulius Centho.
    Ich habe einen vollen Monat gebraucht, um ihm hinterher zu arbeiten, letztendlich hat der Mann wohl ein Drittel seiner Arbeit einfach liegen lassen.
    Ich spiele mit dem Gedanken, ihn zu verklagen. Was hälst du von der Sache?


    Bevor ich es vergesse, sollte ich noch etwas an dich in deiner Funktion als mein Patron herantragen: ein Günstling meiner Familie wäre ein guter Kandidat für die Verleihung des Bürgerrechts. Die Verleihung wäre auch ein Gewinn für die Provinz, falls du verstehst, was ich meine. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich für entsprechendes erwärmen könntest. Man wird sicherlich in den nächsten Tagen in der Sache auf dich zukommen.


    Dir in Treue Ergeben,


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    ANTE DIEM IX KAL SEP DCCCLX A.U.C. (24.8.2010/107 n.Chr.)
    _________________________________________________________
    Titus Duccius Vala
    Casa Prudentia | Collis Quirinalis | Roma | Italia
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    Ich gab ihm den Brief.

  • Zitat

    Original von Valgiso
    "Du willst noch einmal mit Vibulanus sprechen? Soll ich einen Termin machen? Und wann?"


    Schon wollte der Legat nach dem Duccier rufen, doch der war am heutigen Tage nicht in seinem Büro, irgendwelche privaten Dinge erledigen. Er seufzte ein wenig hörbar, überlegend, wann er wohl Zeit hätte, doch dann entschied er sich wie folgend.


    Sag ihm einfach, er soll morgen vor der Mittagsstunde vorbeikommen. Ich werde ihn schon wo dazwischenquetschen.


    Den dargebrachten Brief überblickte er nur kurz und legte ihn dann weg. Die Antwort darauf mußte jetzt warten.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    Ich will dir jetzt nicht absprechen, daß diese Investition sinnvoll ist. Aber es ist vollkommen unmöglich. Eine so hohe Summe kann ich dir nicht geben. Er betonte das Wort "kann".


    Primus nickte sich selber beipflichtend.
    Nun Legatus,...Fakt ist, daß die Ala mit verschlissenen Rüstungen und Waffen ausgestattet ist...und daß wir etwa 50 % Pferdebestand haben der im Grunde ausgemustert gehört.


    Er beugte sich ein wenig nach vorn.


    Ich sehe ein, daß die Summe hoch ist,...gibt es denn keine Möglichkeiten Roma um Zahlung der Summe zu bitten?

  • Der Legat tat sich jetzt ein wenig schwer, nicht laut los zu prusten. Roma um Zahlung zu bitten... das klang einfach. Wenn er jedoch daran dachte, dass er sich in den letzten Wochen und Monaten mit Rom, das heißt eigentlich mit der Kanzlei und dem Praefectus Urbi, angelegt hatte, dann wusste er schon im vorhinein, daß diese Bitte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abgelehnt wird.


    Sicher könnte ich das. Aber selbst wenn, dann mach dir nicht allzuviele Hoffnungen. antwortete er in realistischer Einschätzung seiner Lage. Die Rüstungen und Waffen müssen halt ausgebessert werden, da wird kaum ein Weg vorbei führen. Und nur jene Pferde ersetzt, bei denen es nicht anders geht.

  • Primus´Rechnung ging auf, er hatte unter seinen Equites genug Handwerker die in der Lage waren Schwerter und Lanzenspitzen zu schmieden. Genug Eisenflechter, Gerber und Sattler um die Ausrüstung zumindest instand zu halten. Alleine die Beschaffung der Pferde war sein Problem.
    Er befand sich bereits in Verhandlungen mit potentiellen Lieferanten...


    Ein wenig zerknirscht, aber auch zurückhaltend empört sah er den Legaten an.
    Wohlan Legatus,...wir werden die Ausrüstung pflegen und ausbessern, soweit dies möglich ist,...jedoch will mir nicht einleuchten, wie Roma solche Zustände an einer der sensibelsten Grenzen des Imperiums leichtfertig riskieren kann...


    Er betrachtete den letzten Rest des Weines in seinem Becher,...blutrot funkelte die Pfütze im Licht.
    Blutrot,...sein Blick fiel wieder auf das des Legaten, der so wenig Ähnlichkleit mit seinem Bruder hatte...
    ...ich brauche 30 Pferde...das macht 7500 Sesterzen bei 250 pro Tier...

  • Er kommentierte den Ausbruch des Praefectus nicht, es reichte für ihn in diesem Moment, wenn er diesen nicht gut hieß. Angehörige des Militärs hatten es leichter, die konnten ihre Gedanken weit freier äußern als Politiker, auch wenn er hier in Germanien sich dabei auch weitaus leichter damit tun konnte. Nur: irgendwann würde er nach Rom zurückkehren müssen, und da konnte und wollte er sich nicht unnötigen Ärger aussetzen, nur weil er sich hier in Germanien mehr erlauben durfte.


    7500 Sesterzen? Die kannst du haben. Was für ein Unterschied zu den 75.000 von noch vorhin! Ich werde dem Magister Officiorum Bescheid geben, er wird dann alles in die Wege leiten. Somit war für ihn dieser Punkt abgehakt.


    Also... was gibt es für ein Problem in Confluentes?

  • Probleme...Primus beugte sich ein wenig vor.
    Nun Legatus,...Confluentes existiert quasi ohne Vigiles, ...ohne einen Polizeiapparat,...keine Miliz,...nichts.
    Kaum auszudenken was im Falle eines Brandes geschehen würde, ohne Vigiles.
    Die Administration zeigt keinerlei Interesse an einem Kontakt mit der Ala,...mit deiner Erlaubnis möchte ich dem dortigen Magistrat einmal aufsuchen und ihm seine Versäumnisse offerieren...
    Es war sicher besser den Legaten über derlei Vorgehensweisen in Kenntnis zu setzen als den wilden Mann zu markieren ohne dessen Rückendeckung.
    ...und ihm gleichzeitig einen Centurio Statorum,...sagen wir,..."anzubieten"...


    Es wurde höchste Zeit für Präsenz. Die Lagerhäuser waren gut gefüllt,...das lockte Ratten jeglicher Art.

  • Und da war es wieder, das berühmte Stirnrunzeln. Gut, es mochte nicht berühmt sein, aber auf jeden Fall war es oft geübt und gebraucht.


    Ohne Vigiles, hm? war seine erste Reaktion, grübelnd. Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Das wäre gelinde gesagt grob fahrlässig gegenüber der Bevölkerung. Bist du dir sicher?


    Aber ein Centurio Statorum wird dir nicht viel nützen. Einerseits ist der "nur" für Gefängnisse und Haftbefehle zuständig und andererseits wird es dieses Amt nicht mehr lange geben. Ich nehme an, du hast von der Provinzreform schon gehört?

  • Zitat

    Sag ihm einfach, er soll morgen vor der Mittagsstunde vorbeikommen. Ich werde ihn schon wo dazwischenquetschen.


    Ich klopfte kurz an der Tür und steckte meinen Kopf in das offcium des Legatus, "Salve, Legatus, Fabius Vibulanus ist da, kann ich ihn hereinschicken?"

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    ... Ich nehme an, du hast von der Provinzreform schon gehört?


    Das Stirnrunzeln,...etwas passte ihm nicht. Primus war auf der Hut.
    Er kannte den Vinicier zu wenig um seine Mimik genau zu deuten,...ebenso seine Frage nach der Provinzreform. Der Feststellung der Fahrlässigkeit zunickend entgegnete er daher,


    Mein Legat,...zu hören bekomme ich viel,...jedoch habe ich bisher keine Abschrift der Reform aus deiner Regia erhalten,...somit ist alles was von daher auf mich zukommt zunächst einmal nur eines,...ein Gerücht.
    Er hatte in der Tat von der Abschaffung des Regionarius „gehört“...weswegen sicherlich Iustus damals das Feld Richtung Roma geräumt hatte.
    Sein Blick hielt dem des Viniciers stand...
    ...von daher sensibilisieren Gerüchte meine Wahrnehmung der Umgebung,...bestimmen jedoch nicht ausschließlich mein Handeln.

  • Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus


    In diesem Moment konnte der Legat nicht anders, er musste lächeln. Gut gesprochen, Praefectus. Die Reform ist jedoch kein Gerücht, sie wird kommen. Es ist nur noch nicht bekannt, wann. Schließlich wusste der Legat in diesem Moment noch nicht, daß die Provinzreform den Senat bereits passiert hatte.


    Daher möchte ich dir nicht raten, einen Centurio Statorum zu installieren, wenn der in Bälde ohnehin einen neuen Posten suchen müsste weil er schlicht wegrationalisiert wurde.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus


    Der Legatus blickte zum Kopf, der sich ihm ohne Körper zeigte. Ja, schick ihn rein.


    ""Salve, Legatus Augusti pro Praetore. Du wolltest mich noch einmal sprechen. Ich nehme an du hast mittlerweile durch die Acta Diurna von dem Senatsdekret erfahren."


    grüßte Vibulanus den Statthalter, nachdem er in das Officium eingetreten war. Dann wartete er vor dem stattlichen Schreibtisch, bis der Vinicier ihm einen Sitzplatz anbot.

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