Probatio Terentius Brutus und Iulius Potitus

Potitus erschien an diesem Morgen mit erwartungvollem Tatendrang auf dem Campus zur ersten Ausbildungseinheit. Er horchte auf, als er hörte, daß sein Onkel Sparsus der Centurio war, der sie ausbilden würde. Er riskierte einen kurzen Blick auf den Mann.
Doch Oheim oder nicht, die Beschimpfungen, die darauf folgten, beleidigten seinen noch so übermäßigen Stolz, so daß sein Gesicht unterdrückte Zorneszüge zeigte. Er war Römer, er war Probatus der Legion Roms und kein Stück Scheiße!
Doch er riß sich zusammen und schrie mit den anderen zusammen ein "HERR, JA, HERR!" heraus.

Endlich sollte es los gehen. Zusammen mit den anderen betrat Brutus den Campus. Kurz blickte sich Brutus um aber er kannte keinen, aber das würde mit sicherheit noch kommen, waren diese sieben Männer ab nun ja wie seine Familie. Als der Centurio dann kam versuchte die Reihe so gut es eben ging Haltung an zu nehmen. Und dann fing es auch schon an das berüchtigte Geschrei des Ausbilders. Lupus hatte früher von seiner Ausbildung hin und wieder geschrieben und Brutus konnte nun an den eigenen Ohren erfahren, dass er keines Falls untertrieben hatte. Kurz zog Brutus eine Augenbraue nach oben, als er die Kommentare hörte, aber er fand sich gleich wieder damit ab, denn ab nun war es eben ein anderes Leben, und wenn der Centurio sagte, wir wären Scheiße, nun dann mussten wir das eben akzeptieren bis er etwas anderes sagte. Deswegen rief auch Brutus zusammen mit den anderen Herr, Ja Herr!

Die nächsten Worte liesen dann aber doch wieder die Alarmglocken bei Brutus klingeln, denn er war sich sicher, dass es da noch einen riesen Hacken bei geben sollte. Aber um das herauszufinden galt es wohl sich zu melden, und so straffte Brutus noch einmal seine Haltung atmete tief ein und aus und trat dann einen Schritt nach vorne.

Herr, es wäre mir eine Ehre diese Aufgabe zu übernehmen Herr! kaum hatte er es ausgesprochen bereute er es auch schon wieder ein wenig aber sein jugendlicher Tatendrang war eben immer schon stärker als die Vernunft.

Auch Potitus trat aus der Reihe der Probatii als Freiwilliger hervor. "Herr, es wäre mir eine Freude, diesen Posten zu übernehmen, Herr." Als Jüngster der Reihe erntete er den ein oder anderen erstaunten Blick, was ihn aber nicht einschüchterte und er hielt stolz weiter seine Nase in die Höhe.

Brutus schaute kurz zu dem Probatus, welcher sich auch gemeldet hatte und nickte ihm zu. Dann hörte er was der Centurio dazu sagte und das lies wieder beide Augenbrauen für einen Moment nach oben ziehen. Nun gut, das würde sicher interessant werden.

Herr, Ja Herr! sagte Brutus und holte sich dann die besagten Übungswaffen. Nachdem er sich Gladius und Scutum geholt hatte stellte er sich vor der Gruppe auf und wartete auf sein Gegenüber. Während er wartete lies Brutus das Gladius einigemale Schwingen um seine Muskulatur ein wenig zu lockern, auch wenn für richtige Aufwärmübungen keine Zeit blieb, denn sein Gegenüber kam auch schon. Die erste Attacke allerdings überlies er dem Iulier.

Potitus war zufrieden. Das war eine Entscheidung, wie er sie mochte. Nach einem kurzen "Herr, ja, Herr" nahm er sich wie angewiesen die Übungswaffen aus dem Korb. Damit trat er seinem Konkurrenten gegenüber.
Wie Berenger es gezeigt hatte, beobachtete Potitus zunächst die Bewegungen des Terentiers. Er merkte, daß Brutus auf seinen ersten Angriff wartete. Doch zunächst `tänzelte´ er eine halbe Drehung um diesen herum, um den Terentier abzuschätzen. Potitus stand den linken Fuß hinten quer und leicht in den Knien federnd, um einen sicheren Stand zu haben. Dann plötzlich, ohne vorwarnende Anzeichen, tat er seinen ersten Angriff mit einer schnellen Rechts-Links-Attacke, die auf Brutus´ Schultern gezielt war.

Ein Glück für Brutus war, dass er mit seinem Vater in Rom des öfteren ein wenig trainiert hatte. Dieser hatte ihm die nötigsten Grundkenntnisse beigebracht. Brutus wählte einen leicht versetzten Stand und beobachtete seinen Gegner. Die Attacke des Iuliers war gut, denn Brutus hatte nicht erkannt worauf dieser gezielt hatte und konnte sich nur durch einen schnellen Schlag mit dem Scutum wehren und so den Schlag abwehren. Ein Glück, dass die Scutii so groß waren und er nur dieses nur leicht bewegen musste. Mit einem Schlag mit dem Scutum hielt er den Iulier nun wieder etwas auf abstand. Das Scutum vor dem Körper haltend, das Gladius hinter diesem verdeckt auf Hüfthöhe immer bereit zuzuschlagen bewegte sich nun Brutus seinerseits einige Schritte um den Iulier herum, um nach einer geeigneten Stelle für den Angriff zu suchen. Die Deckung war gut, zumindest für Brutus war es schwierig eine Schwachstelle zu sehen, für einen ausgebildeten Legionär wäre es wohl weniger schwer. Genau schaute sich Brutus sein Gegenüber an, machte zwei kleinere Schritt auf ihn zu, das Gladius immer noch hinter seinem Scutum versteckt um dem Iulier nicht zu zeigen was er vorhatte. Dann ging Brutus nun seinerseits zum Angriff über, zog sein Scutum schnell ein wenig zur Seite und stieß zu auf die Bauchgegend des Iuliers gezielt.

Potitus war geübt im Zweikampf. Zwar war er einen kleineren Schild und dafür ein längeres Schwert gewohnt, doch gab ihm seine Übung die Reaktionsschnelle, dem Schlag des Terentiers auszuweichen, dabei auf dessen offene Seite zu gelangen und seinerseits einen Schlag gegen Brutus´ rechte Seite zu führen.

Sein Gegner war gut, das musste Brutus zugeben! Seine Attacke hatte er gekonnt zu einem Gegenangriff umgewandelt und nun war Brutus derjenige der in Bedrängnis kam. Der Iulier war so schnell auf die offene Seite von Brutus gekommen, dass er am Anfang gar nicht mit bekommen hatte und so ins leere lief, was wiederum sein Glück war, denn so marschierte Brutus aus der Reichweite des Iuliers.
Sofort drehte sich Brutus wieder um und ging wieder in Angriffsposition. Wieder beobachtete er den Iulier genau, ging langsame Schritte auf ihn zu, sein Gladius hinter dem Scutum immer bereit zuzuschlagen. Dann ging Brutus in den Angriff, zuerst stieß er mit dem Scutum zu damit sein Gegner aus dem Gleichgewicht kommen sollte, bevor er einen Gladiusangriff von oben führte gezielt auf Brust und Halspartie des Gegners.

`Verdammt, das römische Gladius ist ja noch kürzer, als ich dachte. Dieser Schlag durfte eigentlich nicht ins Leere gehen...´
Potitus war eine Moment überrascht, doch der Terentier mußte seine Angriffsposition wieder einnehmen, was ihm die nötige Zeit gab, sich wieder vollends auf den Kampf zu konzentrieren. Brutus war nicht geübt genug um Potitus´ kampferfahrenem Auge zu verbergen, was er als Nächstes tun würde. So konnte der Iulier rechtzeitig zurückspringen, um seinen sicheren Stand nicht zu verlieren. Die Attacke von oben parrierte er, indem er die Hand des Terentiers mit seinem Scutum abfing und die Offenheit des stürmischen Vorgehens zu einem Gegenangriff zu nutzen, der einen Stich auf das Herz seines Gegenübers darstellte, wobei er das Übungsschwert ganz automatisch nach oben abwinkelte, um Brutus nicht mit der Holzspitze zu verletzen.

Der Iulier war wirklich gut in dem was er tat, denn er wich immer erfolgreich den Schlägen von Brutus aus. Bei seinem letzten Schlag hatte sich Brutus zu sehr nach vorne gelehnt und dadurch zu sehr seine Deckung aufgegeben und genau das nutzte der Iulier nun aus. Brutus konnte die Spitze auf seiner Brust spüren und somit hatte er den Kampf verloren.
Nachdem Brutus das spürte stellte er sich gerade hin und wartete darauf was der Centurio nun zu sagen hatte. Innerlich wurmte es Brutus bis aufs letzte, denn wenn er etwas nicht gut konnte war es verlieren! Er war ein sehr ehrgeiziger Mensch und eine solche Schlappe würde er in Zukunft nicht mehr so schnell zulassen, soviel war klar. Aber er war auch ein fairer Verlierer, denn seine Wut beschränkte sich rein auf sich selbst, denn er war es der Versagt hatte. Mit einem anerkennenden Nicken gratulierte er seinem Kontrahenten, denn er wusste nicht ob man hier sprechen durfte oder nicht.

Als der Kampf entschieden war, richtete sich Potitus auf und trat einen Schritt zurück. Er nickte Brutus zu und wandte sich dann zu ihrem Centurio um, als dieser ihn ansprach. "Herr, Jawohl, Herr!"
Als der Centurio sie zurück ins Glied befahl, wunderte sich Potitus ein wenig, daß sie Übungsgladius und Scutum behielten, aber da nicht befohlen wurde, es abzulegen, nahm Potitus beides mit ins Glied. Seine Augen glänzten zufrieden, er freute sich über seinen Erfolg.

Innerlich immer noch zerfressen ging auch Brutus zurück zu den anderen. Ihn wurmte seine Niederlage sehr, aber so war eben das Leben man konnte aus Fehlern nur lernen. Bei den anderen angekommen kam auch schon der nächste Befehl und die Gruppe versuchte so gut es ging 2 Reihen zu bilden. In den Augen der Probati waren die beiden Reihen ja schon sehr ansehlich, was der Centurio allerdings dazu sagen würde war dann eine andere Sache, denn Brutus hatte gehört, dass man es einem Centurio auch niemals recht machen konnte.

Lupus ritt mit Labeo und Titus auf den Campus um zu sehen wie sein kleiner Bruder sich so machte.
...und siehe da...er bekam prompt eine Abreibung...
Er freute sich seinen kleinen Bruder zu sehen,...irgendwann mußte er mit ihm sprechen. Langsam zog er sein Pferd herum und die drei Equites galoppierten zurück ins Castellum.