Der Tartarus, die Unterwelt, wo bestimmt so mancher Livianus bereits vermutet oder vielleicht sogar erhofft hatte. Doch mit Hilfe seiner Freunde war er ihm entflohen. Manchmal hatte der Senator selbst das beklemmende Gefühl, er wäre diesem Schicksal nur knapp entronnen. Doch die Zeit würde alle Wunden heilen, vor allem die Seelischen, die Livianus immer noch Nach für Nacht schweißgebadet aus dem Schlaf rissen. Doch nun war keine Zeit für Kummer oder Grübeleien über die Vergangenheit. Eine Heimkehr stand an und diese wollte er genießen, wie nichts anderes seit langer Zeit.
Die Augen des Senators leuchteten vor Freude und Erleichterung, als er gemeinsam mit seinem Bruder Magnus und ihrem Gefährten Hadrianus Subdolus die letzte Hügelkuppe überwunden hatte und Rom nun direkt vor ihnen lag. Er hatte es geschafft, sie hatten es geschafft. Das Undenkbare mit dem wohl niemand in dieser Stadt, die um diese früh morgendliche Zeit noch fast verschlafen wirkte, gerechnet hatte.
Livianus ritt näher an Magnus heran und klopfte ihn auf die Schulter. Manchmal, so hörte man, sagten solche Gesten mehr als tausend Worte und auch in dieser Situation war es wohl nicht anders. Dann schweifte sein Blick zu Subdolus, den er aufmunternd zunickte. Auch hier war kein weiteres Wort nötig und der Eques konnte wohl zweifellos die unendliche Dankbarkeit erkennen, die aus diesem Blick zu lesen war.
Sie ritten an der Westseite des Tibers weiter, bis sie die letzte Brücke erreichten, die auf die Via Triumphalis und dann direkt zum Campus Martius führte. Immer wieder hatte sich Livianus die vor ihm auftauchenden Gebäude während seiner Gefangenschaft in Erinnerung gerufen, war im Geiste durch Rom spaziert, um für wenige Stunden den tristen und dunklen Ort zu entfliehen, an dem er sich so lange aufhalten musste. Das Stadium Domitiani, die Therma Neronianae und dahinter das Pantheum waren die ersten monumentalen Bauwerke, die er zu Gesicht bekam, als er mit seinen Begleitern auf dem Campus eintraf. Man suchte sich ein schattiges Plätzchen unter einem der zahlreichen Jahrzehnte alten Bäume und stieg von den Pferden.
"Und nun meine Freunde? Wollen wir einen Boten herbeirufen oder möchte einer von euch zum Palast reiten um den Kaiser zu informieren?"