[Domus] Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus

  • Bashir würde das Tuch behalten dürfen...Cimon atmete erleichtert durch und sah Artorius Celer dankend an. Er sollte...durfte zur Hand gehen und seinem Freund die letzte Ehre erweisen. Die Tränen niederkämpfend nickte der Nubier ergeben. Der Herr drückte seine Schulter und Cimon sah überrascht und doch so dankbar auf. So viel Mitgefühl tat gut. Es salbte seine Seele. Die Tränen konnte er nicht mehr bekämpfen und bemerkte das er dem Herren direkt in die Augen geschaut hatte. So senkte er rasch den Blick und konnte nichts sagen. Sein Hals schmerzte ebenso wie sein Kopf, wie sein Bauch... alles war plötzlich so schwarz und so erbarmungslos. Der Sklave begann zu zittern und fühlte ein seltsames Kribbeln in Händen und Lippen. Wo kam das nur her?


    Was er nun dem Tribun gegenüber sagte, bekam Cimon nicht mehr wirklich mit. Doch er ging einen unsicheren Schritt zurück, um Platz zu machen. Seine Augen sahen nun direkt Bashirs seelenlose Hülle an. So anders...so verzogen...so eingefallen... so... Er wollte wegschauen, doch seine Augen gehorchten ihm nicht.


    Die Stimme von Bashirs Herren ließ den Sklaven aufschauen. Er hätte ihm die Freiheit geben sollen? Fragend, überrascht und verwirrt sah er ihn an. Er wollte etwas sagen...hatte aber auch Angst davor ungefragt zu sprechen. Die folgenden Worte ließen Cimon ein wenig mehr zittern. Angst... unbändige Angst kämpfte gegen den Wunsch etwas zu sagen. Seine Stimme war heiser und zitterte vor Trauer.


    "Herr? Bashir... er war glücklich. So wie es war...war es richtig. ... Herr..."


    Immer leiser wurde er. Ja, Cimon glaubte was er sagte. Denn sie beide hatten eine gute Zeit zusammen und hatten sich gerne um die Pferde gekümmert...hatten sogar ganz gut gelebt. Sicher wäre Bashir zu Hause glücklicher gewesen...doch das es nicht so war, lag doch nicht bei dem ehrenwerten Tribun. Plötzlich bemerkte er, das er den Kampf gewonnen hatte...er hatte gesprochen...er senkte den Blick abermals und hoffte keinen Fehler gemacht zu haben.
    Als nächstes würde er sich um seinen guten Freund kümmern...ja, er hatte keine Angst. Wohl auch, weil er es nicht wissen wollte, weil er verdrängte, das er sich würde anstecken können.

  • Es wurde alles vorbereitet und Cimon dazu "verdonnert" zu helfen. Die Bestattung selber dauerte - trotz aller Ehren - nicht so lange wie zu normalen Zeiten aber es wurde dem Ansehen des Mannes, der seinem Onkel letztlich so viel bedeutete, genüge getan. Am Ende derer trat er selber noch einmal an Cimon heran und meinte freundlich zu ihm: "Wenn Du darüber reden möchtest, irgendwann, oder ich Dir sonst irgendwie vielleicht helfen kann, lass es mich wissen. Ich kann nichts versprechen, aber ich weiß Deinen Einsatz und vor Allem auch Deine Gefühle zu schätzen. Bashir war ein guter Mann und da ihr Freunde ward, muss dies auch bei Dir der Fall sein." Er legte ihm noch einmal kurz, sehr kurz zwar aber dennoch spürbar, die Hand auf die Schulter nickte zum Abschied und fügte dann, schon im Gehen an: "Grüß Deinen Herren, meinen Patron von mir."


    Schließlich aber wandte er sich an seinen Onkel und begleitete diesen, in einvernehmlichem Schweigen zurück. Irgendwann in der Zukunft würden sie noch ein paar Gespräche zu führen haben.

  • Es war wieder einmal ein langer Arbeitstag gewesen aber dennoch fühlte er sich erstaunlich frisch dafür. Seit dem Ausbruch der Seuche und der Zeit danach hatten er und sein Onkel nicht mehr viel Zeit gehabt um miteinander zu reden und das wollte er nun nachholen. So betrat er das Haus und machte sich auf die Suche nach diesem. Als er ihn endlich gefunden hatte, sprach er ihn freundlich und respektvoll an. "Sei gegrüßt, Onkel. Hast Du etwas Zeit für mich?"

  • Reatinus wurde im Triclinium aufgefunden, wo er sich auf seiner Liege nach einem harten Arbeitstag entspannte. Der Tisch war durchzogen mit geleerten Tellern, hier und da einigen Essensresten, die keinen Weg mehr in Reatinus' Magen gefunden hatten. Eigentlich aß er nicht viel, er war einer der typischen Genügsamen, die sich nicht über Maß vollstopften. Vielleicht noch eine alte Angewohntheit aus Legionärszeiten - denn da aß man, dass man gerade noch satt wurde und vielleicht etwas Proviant übrig blieb.
    Da war nun sein Neffe, der das Gespräch mit Reatinus suchte. "Oh, salve, Marcus", grüßte er zurück, "Selbstverständlich habe ich Zeit! Nimm doch Platz und bedien Dich, solange es noch warm ist!" Es war ohnehin langweilig alleine. Und er hatte schon seit einer Weile kein Gespräch mehr mit Celer geführt.

  • Er nickte dankbar und suchte sich einen Platz. "Danke," meinte er und nahm sich ein wenig auf einen Teller. Allerdings war er auf Grund der vielen Arbeit der letzten Monate eher ein schlechter Esser geworden, was man ihm auch ein wenig ansah. Dennoch wusste er noch immer ein gutes Essen zu würdigen, nur eben nicht mehr wirklich in Mengen. Das würde sich vielleicht ändern, wenn es etwas ruhiger würde. "Wie geht es Dir? Wir haben uns seit den tragischen Ereignissen," er spielte auf den Tod von Bashir an, "ja leider nicht mehr wirklich gesehen. Immer nur zwischen Tür und Angel. Was gibt es Neues?" Es wäre unhöflich gewesen gleich mit seinen eigenen Sachen rauszuplatzen.

  • Celer hatte durchaus abgenommen in all dem Trubel, den die Seuche über sie gebracht hatte. Doch Reatinus war froh, dass es nur ein wenig Gewicht war und nicht das Leben. Sie hatten die Seuche heil überstanden, kämpften immer noch mit den Nachwirkungen, doch sie lebten und waren noch alle beeinander und zusammen. Ja, nur mit dieser einen, schmerzlichen Ausnahme. Bashir war tot - und er war nicht zu ersetzen. "Da hast du Recht, Neffe", sagte Reatinus seufzend, "Die Legion kämpft ebenfalls mit den Folgen der Seuche. Wir haben unwahrscheinlich viele Soldaten verloren, die Nachwirkungen sind spürbar. Der Tod höchstselbst hat in Mantua gewütet und dies nimmt uns alle noch mit. Momentan kümmert sich Alexandros um mein Pferd, aber der hat wirklich kein Händchen für Pferde. Bashir konnte das viel besser." Ja, der Maiordomus hatte auch seine Stärken, aber die Pflege eines Pferdes zählte sich nicht dazu. Reatinus seufzte. Man konnte nichts daran ändern.
    "Und du", fragte er neugierig, "Ich schätze, in der Stadt geht es drunter und drüber."

  • Auch wenn es ihm schwer fiel, Cimon half so gut er es konnte und versuchte dabei immer daran zu denken, was Bashir wollen würde. Seine Tränen kamen zwischendurch ungefragt, doch er verbot sie sich nicht. Die Bestattung selber erschien ihm als sehr kurz...aber es war auch die erste, die er miterlebte... Dennoch ... war es das Zeichen des Standes oder vielleicht doch der Grund des Todes, das es so schnell ging?
    Der Nubier war sehr stumm, hielt sich zurück und fühlte sich wie von schwarzem Nebel gefangen. Bis Artorius Celer hindurch trat und ihn ansprach... Mit fragenden Augen betrachtete er den Römer und sah ihm sogar kurz direkt in die Augen. Eher als freundliche Geste denn als Herausforderung. Die Worte überraschten ihn, sodass er zuerst nicht antworten konnte. Nur ein sachtes Nicken zeigte seinen Dank.
    Die Berührung gab Cimon etwas Kraft, um dann doch sprechen zu können.


    "D...danke, Herr. Deine Worte ehren mich sehr, Artorius Celer.... Herr. Ja... vielleicht irgendwann....ja."


    Er sollte den Herren...seinen Patron grüßen. Zum Abschied erwiederte er das Nicken und ging im Geiste die Namen all der Klienten seines Herren durch. Wieso hatte er ihn nicht erkannt? Sehr schlecht! Dafür gab es keine Entschuldigung! Cimon sah zu Boden und wartete erst einmal ein wenig ab.
    Als die Menschen gingen, trat er selber näher zur Bestattungsstelle heran und fiel auf die Knie. Sein Körper zitterte, die Dunkelheit schien zu zunehmen und der Sklave nahm nun auf seine Art abschied. Stumm in sich hinein betend. Zu Göttern die er nicht kannte, von denen er nicht wusste, ob sie Bashir helfen würden. Es gab keine Götter für Sklaven... zumindest fing Cimon an dies zu denken. Vielleicht war es auch richtig so, vielleicht musste ein Sklave mehr tun um erhört zu werden.


    Erst nach einiger Zeit ging er, mit leicht schmerzenden Knien, um sich erneut ausgiebig zu waschen und für einige Zeit allen fern zu bleiben. Diese Einsamkeit war ihm gar nicht so ungelegen.

  • Reatinus trat mit hektischem Schritt durch die Porta, die von Baldram, seinem Ianitor nach einem kräftigen Klopfen prompt aufgemacht wurde. Der Artorier war sichtlich unruhig, hielt die Versetzungsunterlagen fest umklammert in seiner rechten Faust. Baldram sah den Artorier verwundert und hilflos an, er wusste es ja noch nicht. Noch keiner wusste es, denn Reatinus hatte die Post erst vor wenigen Minuten in seinem Officium gelesen. "Herr", fragte der germanische Hühne verunsichert mit dem besten Latein, das er noch zustande brachte, "Ist in Ordnung alles?"
    Reatinus sah den Ianitor nicht weniger hilflos an und öffnete unbewusst den Mund, ohne etwas zu sagen. Dann schließlich sagte er nach wenigen Sekunden: "Wir müssen umziehen." Damit waren die Fragen nicht geklärt. Nein, sogar warfen sich viele mehr auf. Aber Reatinus ging weiter, während der Ianitor, der die offene Tür ganz vergaß, ihm noch hinterhersah. Er kratzte sich nur irritiert den kahlen Kopf. Die spinnen doch, die Römer, dachte er sich insgeheim. Er war nun einmal sehr ortsgebunden und zog nicht gerne weg. Und er verstand auch die Römer nicht, die wegen Karriere so viel aufgaben.


    Vor Aufregung und Vorfreude, aber auch vor Überraschung war Reatinus ganz zittrig geworden. Er war endlich weitergekommen! Endlich ein Kommando! Die Ehre war riesig, er platzte, so sehr wurde er damit gefüllt. Dies überspielte sogar die nicht unerhebliche Tatsache, dass er die Legio I, Mantua und alles andere hinter sich ließ. Er hatte hier immerhin schon viel erlebt und war hier schon sehr lange Zeit. Es war nach Germanien endlich ein neues Zuhause. Er musste sich wieder neuen Bedingungen anpassen und würde in eine Legion als Kommandant hinein finden, wo ihn überhaupt noch niemand kannte. Eine Herausforderung für ihn, nicht zu unterschätzen.
    "Alexandros", rief er quer durch die Wohnung nach seinem Maiordomus, "Alexandros, komm her, verdammt!" Der Grieche sputete sich, den schallenden Rufen seines Herrn nachzukommen. Er rannte ihm schon im Atrium entgegen. Reatinus kam ihm zuvor: "Alles bereitmachen. Wir ziehen um." Und bevor der Maiordomus überhaupt gelegenheit hatte, verdutzt dreinzublicken, warf der Artorier schon eine Frage hinterher: "Wo ist mein Neffe?"
    Jetzt kam er erst, der schockierte Blick. "Ähhh...", brachte der Überrumpelte nur noch hinaus, "Also... öhh... ich weiß nicht, Herr!"

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