[Domus] Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus

  • Er hatte wohl nicht laut genug gesprochen um seinen knurrenden Magen zu übertönen und so war es ihm ziemlich peinlich darauf angesprochen zu werden. Dennoch freute er sich darauf eine ordentliche Mahlzeit zu erhalten. "Wenn es Dir recht ist," meinte er, während er seinem Onkel folgte. "Werde ich dieser Tage mich einmal dahingehend umsehen. Vielleicht ergibt sich dort auch etwas. Es wäre eine Möglichkeit und je mehr Möglichkeiten sich auftun, je eher wird sich allgemein etwas ergeben," und ich werde Dir nicht auf der Tasche liegen. Als er sah, was die Sklaven auftischten, lief ihm das Wasser im Munde zusammen und ein weiteres Knurren, das er mit einem Räuspern zu cachieren suchte, drang aus seinem Magen. "Herrjeh," murmelte er, denn viele der Dinge sah er nur selten und hatte sie teilweise schon sehr lange nicht mehr gesehen.

  • Er hatte heute viel geschafft und war nun voller Erwartungen und Hoffnungen wieder im Domus angelangt, ohne dass er großartig Probleme gehabt hätte durch das Tor zu gelangen. Man hatte die Wachen wohl instruiert. Allerdings hatte er nun auch einige Anliegen gegenüber seinem Onkel und so hoffte er diesen beim Essen, welches jeden Augenblick aufgetragen werden musste oder sogar schon ward, anzutreffen. Das ward, war die richtige Definition, denn er roch bereits einige der erlesenen Speisen, die seinen Magen daran erinnerten, dass er seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte. Mehr aus Gewohnheit und weil er viel zu tun hatte denn aus Sparsam- oder Appetitlosigkeit.


    Als er den Raum betrat, sah er seinen Onkel und nickte diesem freundlich zu. "Sei gegrüßt Onkel," meinte er höflich und mit dem Ansatz eines Lächelns. "Ich hoffe, Du hattest einen guten Tag!"

  • Und die Sklaven hatten sich mit dem Essen sichtlich Mühe gegeben, denn Reatinus genoss es. Vor allem nach dem arbeitsreichen Tag war ein leckeres und stärkendes Mahl eine sehr willkommene Belohnung für ihn. Die Vorspeise hatte der Artorier recht schnell zu sich genommen, da der Magen leer war und förmlich nach etwas Essbarem schrie - obendrein mochte er Oliven und gegen Mulsum hatte er nie etwas auszusetzen. Das Brot und den Schafkäse konnte er allein schon wegen seines Hungers in einem Bissen verzehren.
    Dann kam die Hauptspeise, ein vorzüglich vorbereitetes Spanferkel. Und ja, der Sklavenhändler hatte nicht gelogen, als er ihm Sklaven mit guten Kochkenntnissen versprochen hatte!


    Just in dem Moment, als Reatinus beginnen wollte, kam sein Neffe herein. "Ah, salve Marcus", grüßte er freundlich, "Ja, es war so wie immer! Du hast die Vorspeise verpasst, aber bedien dich doch bitte trotzdem. Es schmeckt vorzüglich!"

  • Essen? Das klang immer gut, besonders bei dem knurren seines Magens. Entsprechend ließ er sich dies natürlich nicht zwei Mal sagen und legte sich seinem Onkel gegenüber. "Danke," meinte er und griff zu. "Das riecht köstlich. Ich glaube, ich habe noch nie so gut gegessen, wie hier," meinte er ohne weiter darüber nachzudenken. Eine Weile aß er schweigend und sah nur hin und wieder zu seinem Onkel, prüfend, ob er stören und mit all seinen Anliegen kommen konnte. Schließlich fasste er sich ein Herz. "Onkel, ich würde gerne einige Dinge mit Dir besprechen, wenn es Dir Recht ist." Er wartete eine Bestätigung ab, ehe er fortfuhr. "Ich war heute im Tempelbezirk und da sagte man mir, das Opfer solle im Lararium des Hauses stattfinden. Nun wollte ich um Deine Erlaubnis bitten dies hier tun zu dürfen und Dich auch bitten, es mit mir zu tun." Vor Allem deshalb, weil er keinen Plan von nichts hatte, aber das behielt er wohlweislich für sich. "Ausserdem war ich heute in der Curia und ich könnte dort als Sciba beginnen. Sofern ich ein Empfehlungsschreiben von Dir mitbringe." Er atmete tief durch. "Ich weiß, Du würdest mich gerne in der Legio sehen aber wie ich ja schon sagte, würde ich gerne, bis ich mich entschieden habe arbeiten. Dies ist eine gute Möglichkeit, wenn ich auch sicher noch parallel versuchen werde Andere zu finden."

  • Reatinus nickte, während er genüsslich ein Stück vom Spanferkel kaute und beobachtete Celer mit einem dezenten Blick. Sicherlich hatte ihn nicht nur der Hunger zu ihm getrieben und so wartete er, suchend nach Bestätigung um seine These. Und die kam durchaus. Er lächelte: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" So legte er zunächst das Stück essen, welches er bearbeitete auf den Tisch, um seinem Neffen aufmerksam zuhören zu können. "Ich würde gerne mitopfern, schließlich lag mir dein Vater auch am Herzen. Aber du fragst um Erlaubnis", fragte er mit gespielt schockierter Mine, "Ehre die Toten, wo und wann du nur kannst."


    Dieses Thema war noch das Einfachere für Reatinus, denn Celer kam kurz darauf in Karrierefragen zu sprechen. Auch er konnte Fortschritte verzeichnen... wenn auch nur winzig Kleine. Etwas Zweifel kam in Reatinus hoch, ob Celer sich wirklich einem Leben als bedeutungsloser Schreiberling widmen wollte. Sicherlich eine ruhige Tätigkeit, man schuftete nicht so hart, doch all der Ruhm, Respekt und die Lorbeeren, konnte man die auch dort finden? "Es ist deine Entscheidung, Celer", sagte er mit nachdenklich angehauchter Stimme, "Ich stehe voll und ganz zu dir. Der Legat hat Kontakte, die dir beim Ein- und Aufstieg gewiss helfen könnten."

  • Er nickte dankbar. "Es wäre mir eine Freude und Ehre, Dich dabei haben zu können." Und ich werde mich dann hoffentlich bei meinem Vater nicht ganz so sehr blamieren, dachte er bei sich, denn er war sicher, dass sein Onkel durchaus wusste, wie man ein Opfer richtig vollzog. "Wann immer es Dir passt," meinte er mit einem leichten Lächeln. Er bemerkte aber auch, dass sein Onkel über die Information, das er eine Stelle als Schreiber gefunden hatte, nicht sonderlich glücklich zu sein schien. "Nun, es ist ein Anfang und es ist erst einmal etwas um ein wenig Geld zu verdienen und Dir nicht all zu sehr auf der Tasche zu liegen. Versteh mich nicht falsch," meinte er sanft und offen. "Ich fühle mich geehrt und freue mich sehr hier wohnen zu dürfen und in Deiner Nähe zu sein, wieder eine Familie zu haben, aber ich bin es auch gewohnt für mich und die meinen zu sorgen und irgendwie immer Geld zu verdienen." Irgendwie hatte er es auch immer geschafft, trotz einiger schwerer Zeiten, das auf legalem Wege zu tun. Obwohl durchaus auch andere Gelegenheiten da waren. "Ich werde die Tätigkeit des Schreibers sicher nicht ewig durchführen, denn ich glaube, dass sie mich nicht genug fordern wird auf Dauer." Wenn er nicht die Not hatte eine Arbeit annehmen zu müssen um zu überleben, dann konnte er auch endlich einmal an seine eigenen Bedürfnisse denken. "Aber es ist ein Einstieg und jeder Aufstieg benötigt einen - wie auch Erfahrung. Und ich schätze, ein wenig Erfahrung in der Bürokratie kann wohl nie wirklich schaden," fügte er mit dem Ansatz eines Schmunzelns an. "Ansonsten werde ich jedwede Hilfe sehr gerne annehmen." Wobei er eigentlich bei einem weiteren Thema war, was ihm seit dem Gespräch heute Kopfzerbrechen bereitete. "Da wäre noch eine Kleinigkeit," fügte er nach einem leichten Zögern an. "Nun ja, eigentlich mehr als das," gestand er und suchte nach den richtigen Worten. "Ich wurde in der Curia nach meinem Patron gefragt. Nun," er zögerte erneut. "Es gab da in Mediolanum einen Mann, der der Patron meiner Großeltern und wohl auch der gesamten Familie war, aber dieser ist meines Wissens nicht mehr am Leben..." Wieder das Zögern und die Suche nach den rechten Worten. "Hättest Du eine Idee?"

  • Es wäre wohl eine Schande, dass Reatinus angesichts der vielen Verluste in der Familie noch nicht einmal wissen konnte, wie man ein Opfer vollzog. Dies musste er schon so oft tun, um die gefallenen und toten Artorier zu ehren. Zu oft, viel zu oft. Es war glücklicherweise so, dass Reatinus seinem Neffen unbewusst eine große Hilfe sein konnte. Er lächelte, nicht wegen der Tatsache, dass er seinem jungen Neffen half, sondern weil es ihn ehrte, dass die Celers Vater gemeinsam gedenken konnten. "Gut. Dann sollten wir Opfergaben beschaffen... ich kann aus meinem Fernhandelsbetrieb ein wenig Weihrauch abzapfen, wirst du dann die Opfergaben beschaffen? Besorge uns einige Früchte als Opfergaben, ich kann noch einige Münzen entbehren. Dein Vater wird sich darüber in Elysium sicher freuen."


    Die folgenden Ausführungen hörte sich Reatinus an und musste sich wieder wundern. Für ihn war doch alles in Ordnung, denn Hauptsache Celer war hier, es ging ihm gut und er blieb eine Weile. Er wollte nur für seine Zukunft vorsorgen und fühlte sich dabei ein wenig wie ein Ersatzvater, nachdem er von seinen Kindern nichts mehr gehört hatte. Er wollte doch nicht, dass der Junge sich für seine Entscheidungen rechtfertigte. Dies hatte er damals selbst nie getan und er hatte selbst klein angefangen, als Probatus und ein niemand!
    "Dein Anliegen kann ich durchaus verstehen", ermunterte er Celer und klopfte mit der freien Hand auf seine Schulter. Das Essen war kurz vollkommen vergessen. "Ich werde Dir ein Empfehlungsschreiben aufsetzen. Gleich nach dem Essen."


    Das nächste Thema war die Frage nach dem Patron, die sich Reatinus oft genug selbst gestellt hatte. Und es war dabei nur eine ganz einfache Rechnung:
    Hilfsbereitschaft + Einfluss = Guter Patron


    So schilderte er seine Idee: "Ich habe einen Patronen, Vinicius Lucianus, ehemaliger Legatus Legionis. Er hat mir oft aus der Klemme geholfen und beim Aufstieg. Oder Aurelius Ursus, ein guter Freund von mir. Bei dem kannst du hier in der Legion vorstellig werden, er ist ein Patrizier mit viel Einfluss als Legatus Legionis und auch mit Kontakten außerhalb der Legion, da er den Cursus Honorum beschritten hat. Egal zu wem du gehst, du musst eine wichtige Frage beantworten: Warum sollte er dich als Klienten annehmen? Wenn du das beantworten kannst, hast du in 90% der Fälle sehr gute Karten."

  • Einige Früchte? Ja, das sollte kein Problem sein. Dafür würde das Geld definitiv noch reichen. Sein Onkel war eindeutig großzügig und er wusste es zu schätzen und bedankte sich auch freundlich und erleichtert bei ihm für diesen Dienst. "Wann immer es Dir passt," meinte er noch um auch deutlich zu machen, dass er sich an dessen Zeitplan für die Opferung zu halten gedachte.


    Als er davon sprach ihm das Schreiben auszufertigen, nickte er einmal mehr dankbar. Damit boten sich ihm erste Möglichkeiten hier vielleicht Fuß zu fassen und wirklich eine neue Heimat zu finden. Vielleicht. Man musste abwarten, die Zukunft betrachten und dann weiter sehen.


    "Ja," meinte er nachdenklich. Da war ein Problem. Was konnte er einem Mann sagen um ihn von sich zu überzeugen. Er sah entsprechend skeptisch und nachdenklich aus und äusserte seine Bedenken auch. "Ich weiß nicht, was ich einem möglichen Patron sagen könnte um ihn von mir zu überzeugen. Ich meine, ich habe noch nicht viel in meinem Leben bewerkstelligt und nicht viel aufzuweisen."

  • Reatinus nickte und ließ sich von einem der umstehenden Sklaven seine Geldbörse bringen, um Celer das nötige Geld für die Früchte zu beschaffen. Er vertraute dem Sklaven, der das Geld brachte, da er schon lange hier im Hause diente und immer eifrig war. Obwohl Celer nicht einmal so lange bei ihm war, so vertraute Reatinus ihm sogar noch mehr. So sehr, dass er ihm ganze 50 Sesterzen anvertraute, die er aus dem Geldbeutel kramte und vor dem Neffen auf den Tisch legte. "Das müsste reichen", sagte er nickend.


    "Nun sei nicht so bescheiden", sagte Reatinus mahnend, als sich in Celer Selbstzweifel auftaten, "Du hast dein Leben lang geschuftet wie ein Tier! Das muss für's Erste genügen, um zu beweisen, dass du im Grunde eifrig bist! Und einen Beruf hast du auch schon!"


    Stichwort Beruf: Nun galt es, dem Neffen ein Empfehlungsschreiben aufzusetzen. So ließ Reatinus das Essen auf dem Tisch, damit sich Celer noch bedienen konnte und sputete in sein persönliches Officium, um dem Jungen ein Schreiben aufzusetzen. Er war ohnehin satt geworden.
    Zurück kehrte Reatinus mit dem Schreiben, frisch versiegelt mit dem Wappen der Gens Artoria. Er reichte es Celer mit einem überzeugten Nicken.




    Hiermit empfehle ich Marcus Artorius Celer zu dem von ihm angestrebten Beruf und stehe mit meinem guten Namen dafür ein, dass er zur Leistung bereit und eifrig den ihm angebotenen Dienst zu Eurer Zufriedenheit erfüllen wird.


    Dieses Schreiben ist eine verbindliche Empfehlung meinerseits, diesen jungen, pflichtbewussten Mann einzustellen.


    Gez.





    Sim-Off:

    + 50sz für Dich in der WiSim! ;)

  • Sim-Off:

    Huh, vielen Dank :)


    Er sah erstaunt auf das Geld und somit die Großzügigkeit seines Onkels und nickte ihm sprachlos und dankbar zu. Dann riss er sich zusammen und sagte auch laut seinen Dank. Bezüglich des Patrons war allerdings einiges zu bedenken. So dachte er einen Moment nach und nickte dann. "Ja, die Frage ist eben, wird dies reichen. Meinst Du, Du könntest mir einen Termin bei Deinem Legaten diesbezüglich arrangieren? Ich meine, nun ja," er strich sich verlegen über das Haar. "Ich kann wohl schlecht einfach so dort erscheinen." Dann betrachtete er etwas später das Schreiben und bedankte sich noch einmal herzlichst auch dafür.


    Sim-Off:

    Sorry, heute nicht so viel.

  • Selbstsicher schüttelte Reatinus den Kopf. Er würde Celer lieber keinen Termin machen, denn er wusste, dass dies sonst einen schlechten Eindruck schinden würde. "Das würde ich nicht empfehlen", sagte er, "Obwohl wir beiden es besser wissen, könnte schlechter Eindruck entstehen, wenn der Onkel das machen muss. Potenzielle Patronen sehen es durchaus gerne, wenn die Anwärter für ein Klientel sich selbst um einen Termin bemühen."



    Sim-Off:

    Bei mir auch nicht so viel, sorry. Ich halte nur die nötigsten Threads am Laufen, weil ich noch etwas kaputt von einer kleinen Zahn-OP am Montag bin.

  • Aus der Stadt kommend eilte Reatinus in den Domus, wo es hoffentlich sicher war und noch niemand infiziert war. Es begrüßte den verwunderten Baldram nur beiläufig und ließ von ihm die Türe verriegeln, um durch das Haus zu streichen und laut "Bashir" zu rufen. Er war sehr in Unruhe versetzt worden, und dies war auch nur richtig - denn die Seuche ging um und es galt, den Haushalt abzusichern.
    "Bashir", rief er immer und immer wieder. Warum? Nun, in der Aufregung war dies der erste Name, der ihm einfiel...

  • Ach, manchmal war das Leben schwer. Bashir war am Vortag, wie eigentlich fast täglich, in der Stadt gewesen und hatte Besorgungen gemacht. Geregnet hatte es wie blöd. Nein, eigentlich hatte es geschüttet. Der Mantel war irgendwann völlig durchnäßt gewesen. Und dann der eisige Wind dazu. Selbst in Germanien war ihm nicht so kalt gewesen. Zumindest bildete er sich das jetzt ein. Er fror. Immer noch. Obwohl es einen Tag her war, daß er so naß geworden war. Außerdem hatte er Halsschmerzen. Und Kopfschmerzen. Dazu dieser elende Husten. Und die Nase saß auch total zu. Eigentlich wäre er lieber im Bett geblieben, aber das ging ja nicht, er hatte schließlich Pflichten. Auch wenn er die heute wirklich in einem unannehmbarem Tempo erledigte. Schon aus diesem Grund war er seinem Herrn bisher aus dem Weg gegangen. Aber damit war es jetzt wohl vorbei. Denn er hörte den Tribun nun schon wiederholt rufen.


    Und so lief der Sklave, schleppte sich der Sklave, dorthin, wo er seinen Herrn vermutete. "Ja, Herr?", fragte er bemüht diensteifrig mit heiserer, belegter Stimme. Es mußte wohl etwas wichtiges sein. Hoffentlich mußte er nicht in die Stadt. Er fühlte sich wirklich nicht danach, draußen herumzustiefeln.

  • Ach je, wo er doch keine Ahnung von nichts hatte. Aber gut, was musste, musste wohl so sein und so nickte er nur schweigend und nachdenklich. In Gedanken war er schon einen halben Schritt weiter und somit vor einem schier unüberwindbaren Berg. Doch für heute Abend sollte es genug sein. Es würde noch mehr Abende geben um sich zu besprechen.

  • Zitat

    Original von Bashir
    Ach, manchmal war das Leben schwer. Bashir war am Vortag, wie eigentlich fast täglich, in der Stadt gewesen und hatte Besorgungen gemacht. Geregnet hatte es wie blöd. Nein, eigentlich hatte es geschüttet. Der Mantel war irgendwann völlig durchnäßt gewesen. Und dann der eisige Wind dazu. Selbst in Germanien war ihm nicht so kalt gewesen. Zumindest bildete er sich das jetzt ein. Er fror. Immer noch. Obwohl es einen Tag her war, daß er so naß geworden war. Außerdem hatte er Halsschmerzen. Und Kopfschmerzen. Dazu dieser elende Husten. Und die Nase saß auch total zu. Eigentlich wäre er lieber im Bett geblieben, aber das ging ja nicht, er hatte schließlich Pflichten. Auch wenn er die heute wirklich in einem unannehmbarem Tempo erledigte. Schon aus diesem Grund war er seinem Herrn bisher aus dem Weg gegangen. Aber damit war es jetzt wohl vorbei. Denn er hörte den Tribun nun schon wiederholt rufen.


    Und so lief der Sklave, schleppte sich der Sklave, dorthin, wo er seinen Herrn vermutete. "Ja, Herr?", fragte er bemüht diensteifrig mit heiserer, belegter Stimme. Es mußte wohl etwas wichtiges sein. Hoffentlich mußte er nicht in die Stadt. Er fühlte sich wirklich nicht danach, draußen herumzustiefeln.


    Es dauerte nicht lange, schon war der gesuchte Parther seinem Herrn über dem Weg gelaufen, sichtlich krank und sich daherschleppend. Reatinus war angesichts der Umstände, die seinen Diener noch nicht bewusst waren überrascht, denn er sah sehr schnell, dass Bashir offensichtlich krank war.
    Dies waren alles andere als gute Vorzeichen - denn es konnte durchaus mehr als eine Erkältung sein, die ihn plagte und ihn so matt und kraftlos machte. Reatinus war nicht paranoid, doch läuteten in ihm sofort die Alarmglocken. Als der Parther auftauchte und sich ihm näherte, trat Reatinus zögerlich ein paar Schritte zurück, beäugte Bashir mit großem Zweifel im Blick.


    "Warst du in den letzten Tagen in der Stadt", fragte der Artorier scharf. Er war aufgebracht, hektisch und am Überlegen, wie er reagieren sollte. Auch wenn es vielleicht nur eine einfache Erkältung war, wollte er hier keine Risiken eingehen und zulassen, dass die Seuche im Haushalt umging.

  • "Ja, Herrr. Das warr ich", bestätigte Bashir heiser und hob dann schnell die Hand, um hinein zu husten. "Ich hatte Besorrgungen zu machen. Habe ich etwas angestellt, Herrr? Gab es Beschwerrden überr mich?" Der scharfe Ton seines Herrn hatte ihn geradezu zusammenzucken lassen. Schnell hatte er überlegt, ob etwas ungewöhnliches vorgefallen war. Aber er konnte sich nicht erinnern, etwas getan zu haben, was ihm als Fehler ausgelegt werden könnte. Eigentlich war alles gewesen wie immer. Oder doch nicht? Es war wenig los gewesen, aber so ungewöhnlich war das auch wieder nicht.

  • "Warst du mit Menschen in Kontakt? Wo warst du", fragte Reatinus Bashir ununterbrochen aus, ohne sich über dessen Überraschung gewahr zu sein. Er hustete wieder... verdammt, was sollte Reatinus tun? Ihn vor die Tür setzen, das konnte er nicht. Dies sollte nicht der Lohn treuer Dienste sein, doch konnte er wirklich riskieren, dass sie sich alle verpesteten, noch schlimmer, auch noch umkamen?
    Er traf eine Entscheidung, die für ihn sichtlich schwierig war - doch weniger schwierig als die andere Alternative.


    "In der Stadt grassiert die Pest. Nichts und niemand wird das Haus verlassen und was nicht garantiert pestfrei ist, bleibt draußen. Du legst dich hin, kommst mit niemandem in Kontakt und betest, dass du dir nur eine Erkältung zugezogen hast", sagte Reatinus direkt und warf dem Parther einen auffordernden Blick entgegen, der suggerierte, dass ihm eigentlich keine andere Option geboten wurde. "Und wo ist mein Neffe Celer, wurde er im Haus gesehen?"

  • Verwirrt und verunsichert blickte Bashir seinen Herrn an. Und nickte. "Ja, Herrr. Mit den Händlerrn..." Leise und heiser klangen die Worte. Husten beendete den Satz vorzeitig. Bashir kam auch nicht mehr dazu, ihn zu beenden. Denn sein Herr hatte das Wort ausgesprochen, das überall auf der Welt für Schrecken und Tod sorgte. Die Pest! "Hinlegen, Herrr? Aberr... wo denn? Ich schlafe doch bei den anderren Sklaven?" Wie sollte er nicht mit ihnen in Kontakt kommen? "Herrr? Ich... ich weiß nicht." Wieder wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt. "Ich habe ihn nicht gesehen... und weiß auch nicht..." Je mehr er sprach, umso schlimmer wurde dieser quälende, trockene Husten. Und mit jedem Husten drohte sein Kopf zu zerspringen.

  • Als Bashir einen Hustenanfall erlitt, trat Reatinus aus Reflex einige Schritte zurück, aus Angst, sich noch selbst mit dem Gift zu infizieren, das momentan in Mantua in den Adern vieler Bürger floss. "Dann bekommst du eben ein Zimmer", sagte Reatinus, "Ich lasse eines herrichten. Und nun geh!"

  • Es erschreckte Bashir, daß sein Herr vor ihm zurückwich und offensichtlich Angst vor ihm hatte. "Ja, Herrr. Danke, Herrr", sagte er leise und ging dann mit gesenktem Blick in den Bereich des Hauses, in dem die Sklaven sich für gewöhnlich aufhielten. Er hielt sich nun auch von den anderen fern. Bat einen von ihnen, ihm irgendwo eine Kammer herzurichten. Es war ein kleiner Abstellraum. Sie hatten eine Schlafstatt hineingebracht, wo er sich endlich niederlegen konnte. Es tat so gut zu liegen! Die Sklaven hielten sich auch fern, so gut es ging. Sie stellten Bashir Wasser und etwas zu essen hin, einen Eimer und Tücher, damit er sie in Wasser tauchen und damit seine Stirn kühlen konnte. Ansonsten guckte alle paar Stunden mal jemand herein. Davon bekam Bashir in seinem Fieber dann schon kaum noch etwas mit. Ihm war alles zuviel. Er trank ab und an etwas, hatte aber viel mehr Durst, als das Wasser löschen konnte...

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