Er war müde und kehrte nach vielen Stunden oder waren es schon Tage, einmal wieder nach Hause zurück. Die letzten Tage hatte er -wenn nicht in der Curia - immer noch beim Medicus verbracht. Wie ein Wunder war er bisher verschont geblieben von dieser elenden Seuche und ausser das er sich erschöpft fühlte, ging es ihm hervorragend. Er fühlte sich gebraucht und das in vielen Belangen. Man wusste, das er dem Medicus half und das er im Kontakt mit Kranken war, man wusste aber auch, dass er sich strengstens an die Reinlichkeitsregeln dessen hielt und sogar schon Kleidung verbrannt hatte, sich stetig wusch und dafür sorgte, dass seine Umgebung dies auch tat - nicht selten zum Verdruss des ein oder anderen Sklaven und vielleicht gar des ein oder anderen Bürgers. Natürlich konnte man nicht alle damit vor den Krankheiten bewahren und vielleicht gab es bei den einen eine natürliche Immunität bei den anderen aber nicht, dennoch schien bisher alles soweit gut gegangen. Allerdings erfuhr er diesen Abend, dass Bashir - einer der Sklaven seines Onkels - schon einige Tage krank war. Eine Sklavin - ob sie in Bashir verliebt war? zumindest vermittelten ihre besorgten Augen den Eindruck, aber vielleicht war er nur zu müde um sie richtig zu deuten - bat ihn sogar nach ihm zu sehen. Eigentlich war ihm mehr nach Bett, aber schaden konnte es wohl nicht. Also tappste er mehr, denn das er lief zu dem Krankenlager und sah schon, dass hier mehr getan werden musste, als dies bisher der Fall war. "Bringt frisches, heißes Wasser! Ausserdem saubere Kleidung und sorgt dafür, dass ein frisches Lager her kommt. Lüftet den Raum und Du, besorg mir einen großen Bottich, in dem ich den Mann baden kann! Los, macht schon! Anschließend bringt einen großen Krug frisches Wasser, einen Becher und jemand soll mir eine Liste der Kräuter besorgen, die wir im Haus haben." Vielleicht war was Brauchbares dabei. "Bashir?" meinte er schließlich und kniete neben dem Sklaven, dem er die Stirn und die Wangen betastete und dann begann zu untersuchen, wie er es beim Medicus gesehen hatte und wie dieser ihm vieles erklärt hatte. "Bashir, kannst Du mich hören?"
[Domus] Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus
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Schweißüberströmt lag der Parther da. Und doch zitterte er so sehr, daß der ganze Körper durchgeschüttelt wurde. Er fror so erbärmlich und konnte doch nichts dagegen tun. Solchen Durst hatte er und doch fiel es so schwer, etwas zu trinken. Dabei konnte er nicht mal mehr äußern, was er eigentlich wollte. Undeutliches Gemurmel verließ seine rissigen Lippen. Noch dazu in seiner Heimatsprache. Eine kühle Hand legte sich wohltuend auf seine Stirn und seine Wangen. Ob das seine Mutter war? Undeutlich fragte er nach ihr. Immer noch in seiner Muttersprache.
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Er lauschte den Worten, die er nicht verstand und entkleidete den Mann, bis er nackt vor ihm lag, untersuchte ihn am ganzen Körper, konnte aber nirgends diese verräterischen Spuren der Krankheit entdecken, die an manch einem Körper der Seuchengeplagten zu entdecken war. Damit schien der Sklave nicht an dieser erkrankt, sondern "nur" an einer schweren Grippe. Aber schon das konnte tödlich sein, wenn man sich nicht ordentlich um ihn kümmerte. Die anderen Sklaven befolgten nur zögernd die Anweisungen, hatten sie doch Angst, dass sie sich anstecken könnten, dass der Mann die Seuche hätte, aber schließlich taten sie, was man ihnen befahl. Als Erstes versuchte Marcus Bashir etwas Wasser einzuflößen. Um es für den Mann einfacher zu machen, tränkte er ein Tuch und legte ihm träufelte das Wasser durch die rissigen Lippen, die ihre eigene Sprache sprachen. So kam nicht zu viel, aber stetig Flüssigkeit in den Mund, das mit dem normalen Schluckreflex aufgenommen werden konnte. Er hatte ihn nicht wieder angekleidet, nur zwei Decken über ihn ausgebreitet, während er ihm in einem Arm hielt und mit dem anderen mit Flüssigkeit versorgte. So lange, bis der große Bottich da war, aus dem es schon bald dampfte. Man hatte auch eine Liste mit Kräutern gebracht und er hatte ein paar Anweisungen zu diesen gegeben und mit dem Dampf stieg auch wohltuender Duft im Raum auf. "Du," meinte er zu einem der Sklaven. "Hilf mir ihn da reinzusetzen. Während ich ihn abwasche, wirst Du ihn stützen. Ihr," meinte er zu zwei Sklavinnen, unter Anderem auch der Jungen, die mit ihm gesprochen hatte. "Kümmert Euch derweil um das Lager!"
Gemeinsam hoben sie den Mann auf und setzten ihn vorsichtig in das Warme, nicht zu heiße aber doch spürbare Wasser und mit einem Tuch, das Marcus immer wieder in dieses tauchte, begann er Bashir zu waschen. Das Bad würde nicht lange dauern und sie würden den Mann danach ordentlich abtrocknen, ehe er in frische Kleidung und auf ein frisches Lager kam. Zudem würde er ihm dann Wadenwickel verpassen, damit das Fieber aus dem Körper gezogen wurde. Auch die Stirn musste gekühlt werden und wenn es Essig im Haus gab, würde er dessen Körper regelmäßig damit waschen um ihm Kühlung zu gewähren.
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Viel bekam Bashir nicht mit. Nur, daß es angenehmer wurde. Feuchtigkeit berührte seine Lippen und erreichte seine Kehle. Es war nicht genug, es war nie genug, konnte irgendwie nicht genug sein. Aber es war eine Erleichterung. Die Kälte aber wollte nicht weichen. Sie war innerlich, ganz tief drinnen, vertuscht von der Hitze, die seine Haut brennen ließ. Wenigstens diese wurde gelindert. Vor allem der Kopf. Der so fürchterlich schmerzende Kopf. Wie wohl die feuchten Tücher der Stirn taten! Erleichtert ließ sich Bashir fallen. Überließ sich diesen sorgenden, pflegenden Händen, von denen er nicht wußte, wem sie gehörten. Dankbar murmelte er einige Worte, unverständlich für jeden, der die Sprache seines Volkes nicht kannte. So krank war er noch niemals gewesen. Nicht mal, als sein Bein noch verletzt und entzündet gewesen war. Ob seine Götter ihn verlassen hatten? Er hatte ihnen nicht mehr so dienen können wie zuhause, seit er ein Sklave geworden war. Aber der Gedanke verflüchtigte sich, bevor er ihn richtig fassen konnte. Er schwamm einfach dahin in Schmerz, Durst und Übelkeit. Rasselnd sog er die Luft in seine Lungen, zu schwach, sie richtig freizuhusten.
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Sie badeten den Sklaven ausgiebig, aber nur so lange, bis das Wasser begann abzukühlen und auch nur so lange, wie es für ihn nicht schädlich war. Dann sorgte Marcus dafür, dass er frische, trockene und saubere Kleidung anbekam. In der Zwischenzeit hatte man sich um das Lager gekümmert und Bashir wurde sanft auf ein Frisches gebettet. Einmal mehr versuchte Marcus ihm Flüssigkeit einzuflößen, dann befahl er, dass man den Mann auf die Seite drehte und ihn so hielt - denn augenscheinlich war er zu schwach dafür so liegen zu bleiben, und begann ihm vorsichtig die Lunge abzuklopfen. Immer von der Seite zu den Wirbeln hin, damit der Schleim gelöst und das Abhusten unterstützt wurde. Der Medicus hatte es ihn gelehrt und in den letzten Tagen hatte er darin eine gewisse Perfektion entwickelt. Als er mit der einen Seite fertig war, drehten sie ihn vorsichtig auf die Andere und klopften da weiter.
Schließlich kam die Schüssel mit dem kalten Wasser und den Tüchern und er begann Bashir Wadenwickel zu machen. Zuvor jedoch zeigte er der jungen Sklavin, wie sie dem Manne sachte weiter Flüssigkeit einflößen solle und mit den Fingerspitzen den Kehlkopf dazu animieren sollte zu schlucken, selbst wenn Bashir es selber vielleicht nicht mehr schaffte.
Als endlich alles soweit fertig war, wickelte er den Kranken warm in mehrere Decken, damit er gut gebettet war und vielleicht zu schwitzen begann. "Es muss immer jemand bei ihm bleiben," meinte er sanft aber bestimmt. "In kurzen, regelmäßigen Abständen etwas Flüssigkeit einflößen. Wichtig ist auch, dass man ihm gegebenenfalls beim Wasser lassen hilft. Er muss viel trinken, ganz besonders dann, wenn er zu schwitzen beginnt. Ich werde mich nun waschen gehen und etwas schlafen. Wenn er in drei Stunden noch nicht zu schwitzen begonnen hat oder sich sein Zustand verschlechtert, weckt mich. Egal wie lange ich bereits geschlafen habe oder eben nicht. Wechselt alle halbe Stunde die Wickel und reibt ihn einmal die Stunde zusätzlich mit der Essiglösung ab. Wer auf ihn aufpasst und ihn pflegt darf mit den Anderen im Haus nur in Kontakt treten, wenn er sich danach ordentlich mindestens die Hände, am Besten komplett gewaschen und die Kleidung gewechselt hat. Alle Kleidung vom Pflegepersonal und vom Kranken wird separat in heißem Wasser ausgewaschen. Am Besten auskochen. Ich habe da eine Kräutertinktur zusammen gestellt. Sie ist nicht die BEste, aber mehr ist nicht im Haus und ich fürchte, mehr wird man auch in der Stadt nicht finden. Einer soll zum Valetudinarium laufen und dort nach weiteren nachfragen. Jemand soll auch meinem Onkel BEschei geben, damit dieser weiß, wie es um Bashir steht. Die Tinktur zu einem Viertel in einen BEcher füllen und dann diesen mit heißem Wasser auffüllen und ihm einmal die Stunde vorsichtig einflößen. Er darf sich nicht verschlucken, also weiterhin beim Trinken den Kehlkopf vorsichtig animieren. Ansonsten können wir momentan nicht viel mehr tun. Aber es ist hilfreich, wenn diejenigen, die bei ihm bleiben, mit ihm sprechen, ihm das Gefühl geben nicht alleine zu sein, auch wenn es den Anschein haben mag, dass er es nicht mitbekommt. Wer bleibt?"
Die junge Sklavin meldete sich und der Sklave, der ihm beim Baden und Halten geholfen hatte auch. Zufrieden nickte er. "Sorgt dafür, dass das Badewasser gut weggeschüttet wird. Nicht einfach in die Rabatten, sondern in die Kanalisation. Ihr wisst, wo Ihr mich findet, wenn was ist." Sie nickten und er strich ein letztes Mal beruhigend und zugleich prüfend über Bashirs Stirn und verabschiedete sich dann fürs Erste von allen. Er fühlte sich todmüde, musste aber zunächst selbst die reinigenden Prozesse durchführen, ehe er sich zur Ruhe begeben konnte.
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Es geschahen Dinge mit ihm. Bashir lächelte selig. Er war zuhause. Bei seiner Mutter. Sein Vater war nicht da, der hätte ihn längst aus dem Bett getreten, weil er Simulanten nicht ausstehen konnte. Draußen hörte er den Fluß gluckernd und plätschernd vorbeirauschen. Hin und wieder war das Wiehern eines Pferdes zu hören. Wenn es nur nicht so kalt wäre. So elend kalt. Aber was machte schon Kälte, wenn ein Traum in Erfüllung ging? Er mußte es geschafft haben. Er hatte seine kleine Pferdezucht. Die besten Pferde würde er hervorbringen. Und seine Mutter würde für ihn eine nette Frau finden. Seine Mutter, die ihm so liebevoll den Schweiß von der Stirn wischte, ihm Wasser einflößte oder auch einen Kräutersud. Seine Mutter, die seine Beine kühlte. Denn es war so heiß. So unerträglich heiß. Sein Kopf schmerzte, doch das war nicht wichtig. Seine Mutter kühlte ja seine Stirn. Der Husten war quälend und viel zu schwer. Wie gut, daß seine Mutter ihn auf die Seite drehte. Da ging es viel leichter. Wenn er nur seine Augen öffnen könnte! Er wollte sie so gern ansehen. Aber er schaffte es nicht. Die Lider waren zu schwer. Viel zu schwer. Er wollte etwas sagen. Sich bedanken. Seiner Mutter sagen, wie sehr er sie liebte. Doch nur undeutliches Gemurmel verließ seine spröden Lippen. Das Fieber hatte ihn fest im Griff und schien nicht nur nicht sinken zu wollen, sondern eher noch höher zu werden.
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Er begab sich zur Ruhe, denn selber konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Allerdings erst nach ausgiebigem Baden und Reinigen.
Während er in einen tiefen Schlaf verfiel, kümmerten sich die beiden Sklaven um Bashir, rieben ihn regelmäßig ein, flößten ihm Wasser und den Sud ein und wechselten wenn nötig die Kleidung oder halfen ihm, wenn die Flüssigkeit doch nicht per Schwitzen sondern natürlich ausgeschieden wurde. Niemand weckte Celer die nächsten Stunden und so wurd er davon wach, dass die Sonne, die sich gerade am Horizont zeigte und den neuen Tag einläutete, diesen Dienst verrichtete.
Er fühlte sich besser. Nicht gänzlich ausgeruht, aber besser und begab sich, nach einigen wenigen Bissen Frühstück zu seinem Patienten. "Wie geht es ihm?"
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Die Sklaven schüttelten den Kopf. "Es wird nicht besser, Herr. Wir können nicht so viel Wasser und Sud in ihn hineinbringen, wie er ausschwitzt. Er redet inzwischen nicht mehr. Er liegt nur noch da und atmet ganz schwach." Tatsächlich mußte man schon sehr genau hinsehen und hinhören, wollte man noch Atem bei dem jungen Parther feststellen. Seine Haut glühte, er sah unnatürlich blaß und viel zu dünn aus. Seine Wangen waren völlig eingefallen. Er siechte dahin. Dahingerafft von einer Krankheit, gegen die sein Körper keine eigenen Gegenmittel hatte.
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Besorgt sah er zu dem Sklaven seines Onkels runter und strich sich über die Haare. "Habt Ihr die Wadenwickel nach Anweisung gemacht? Das Fieber ist nicht gesunken? Was ist mit dem Baden? Das Abwaschen?" Es sah so aus, als würden sie den Kampf verlieren, aber das wollte er nicht so einfach hinnehmen. Er kniete sich neben den Kranken und untersuchte ihn, wie sein Laienwissen es zuließ.
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Es war kein Wunder, dass der Trubel kaum an Reatinus vorbeigehen konnte, der momentan herrschte. Die Sklaven, welche Celer beauftragte, waren ihm im Domus unweigerlich über den Weg gelaufen. Ihre Augen taten schon beim ersten Blick die Besorgnis um Bashir kund, die sich in ihnen Auftat und genauso ging diese Besorgnis auf Reatinus über, als er mitbekam, dass sich der Zustand des Parthers weiter verschlechterte. Genau genommen, hatte er Angst, einen treuen Diener zu verlieren, war geplagt von der Sorge um den ganzen Haushalt. Mehr noch, war Bashir nicht einfach nur ein Sklave. Er war schon Teil des Haushalts gewesen und der Gedanke an seinen möglichen Verlust trieb Reatinus einen Schauer über den Rücken, den er schon lange nicht mehr verspürte.
Getrieben von Besorgnis und ausdruckslos schaurigem Blick betrat Reatinus die Unterkünfte der Sklaven, wo sich Celer liebevoll um Bashir kümmerte. Der Parther hatte einen frischen Platz zu liegen erhalten. Reatinus trat näher und fasste Celer an die Schulter. "Es sieht schlecht aus um ihn, oder nicht", fragte er, begleitet von einem Seufzen.
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Er bemerkte seinen Onkel erst, als dieser ihn an der Schulter fasste. Er sah zu ihm rauf und zuckte mit den Schultern. "Es steht nicht gut um ihn," meinte er sanft und besorgt zugleich. "Ich fürchte, wir werden ihn verlieren. Ich weiß mir keinen weiteren Rat mehr und ich weiß vom Medicus, dass er nur bedingt die Möglichkeit hat zu überleben, wenn wir das Fieber nicht gesenkt bekommen. Aber nichts was bisher angewandt wurde wirkte."
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"Herr? Ein Sklave des Praefecten. Er ist Freund des Bashir. Er bittet darum den Todgeweihten noch einmal zu sehen." Ups, das war wohl die falsche Wortwahl, denn der Blick des jungen Mannes war vernichtend. Dennoch musste wohl auch er einsehen, dass dem Jungen nicht mehr viel Zeit blieb. Einen Moment schien es, als wollte er das Besuchsrecht verweigern, aber dann nickte er sanft. "Er soll sich danach ordentlich reinigen und Du wirst darauf acht geben, dass dies auch wirklich geschieht! Bring ihn rein."
Na prima, eine solche Aufgabe hatte er gebraucht, dachte er seufzend und winkte schließlich Cimon rein. "Du wirst Dich hernach ordentlich reinigen, befiehlt der Herr. Ich werde Dir dann zeigen wo. Dort liegt Dein Freund. Bleib nicht zu lange."
Celer indes erhob sich von seiner Arbeit am Kopfende, machte so Cimon Platz und ging mit einem freundlichen aber müden Nicken zum Fußende um dem Kranken neue Wadenwickel zu machen. -
Cimon lauschte so gut es ging und musste scharf einatmen, als er glaubte zu erkennen, wie ernst es um seinen guten Freund Bashir stand. Die Blicke, die geflüsterten Worte in der Nähe...Der Nubier faste das Holz der kleinen Figur fester.
Entlich, entlich kam das Zeichen und der dunkle Sklave trat langsam, fast erfürchtig ein. Die Anweisungen hörte er nur am Rande und nickte geistesabwesend, während er auf das Krankenbett zuging. Seine Lippen waren trocken, seine Augen feucht.
Sein Blick traf den Herren und sofort senkte Cimon ergeben den Kopf."...D...Danke Herr."
Sagte er leise und erstickt, als er zum Kopfende ging und sich dort niederkniete. Dank seiner Körpergröße konnte er seine Hand auf Bashirs Arm legen. Das Holz hielt er in der Anderen.
"Bashir?... Wie...? Ich..ich bin es...Cimon. Ich ...ich habe dir etwas mitgebracht.... das bist du...auf dem Weg nach Hause... Bashir?"
Flehend klang seine Stimme, als er dem Freund das geschnitzte Pferd mit Reiter in die Hand legte.
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Schwach, sehr schwach ging der Atem des fiebergeschüttelten Parthers. Seine Augen waren fest geschlossen. Ob er etwas von dem wahrnahm, was um ihn herum vor sich ging, war mehr als zweifelhaft. Und doch entspannten sich seine Gesichtszüge leicht, als Cimon begann zu sprechen. Wer genau hinsah, der konnte sich einbilden, ein leichtes Zucken der Mundwinkel zu sehen. Ein Hauch eines Lächelns? Man musste es schon sehen wollen, um es zu erkennen. Seine Hand jedenfalls reagierte sichtlich darauf, dass etwas hineingedrückt wurde, sie schloß sich darum, als wollte der Parther sich daran festhalten.
Er öffnete die Augen nicht mehr, sagte nichts mehr, obwohl er sicher gerne seinen Freunden, allen voran Cimon, noch etwas gesagt hätte. Der Nubier war der beste Freund, den er je gehabt hatte. Oder seinem Herrn, daß er ihm gern gedient hatte und dankbar war für die Freundlichkeit und Sorge. Und auch Celer, obwohl er ihn kaum kannte. Diese fast liebevolle Pflege hätte sein Leben vielleicht retten können, wenn die Schwere von Bashirs Krankheit früher erkannt und bekämpft worden wäre. Vielleicht. Aber auch allen anderen, die ihm begegnet waren. Valentina. Sie war auch immer liebenswürdig zu ihm gewesen. Er hatte sie geliebt, von ganzem Herzen, davon wußte sie natürlich nichts. Die Pferde... seine geliebten Pferde…
Der Atem war sehr flach, der Puls kaum noch wahrnehmbar. Selbst das Rasseln in seinen Lungen war kaum noch zu hören. Ein leiser Seufzer war alles, was zu hören war, als Bashir sein Leben aushauchte. Seine Miene nahm einen erleichterten, ruhigen Ausdruck an. Er war nach Hause gegangen. In ein schöneres Zuhause, als er es je gekannt hatte. Vielleicht ritt er nun in einer anderen Welt in wildem Galopp über endlose Ebenen, wie die kleine Figur, die sein bester Freund ihm mitgebracht hatte und die er im Sterben fest umklammert hielt.
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Er atmete schwach. Aber er atmete. Cimon sah seinen Freund flehend an, das er ja nicht aufhören sollte zu atmen. So sehr hoffte er auf eine Antwort oder einen Blick...irgendetwas. Aber nichts war da...da war nichts. Dann...die Mundwinkel zuckten und der Nubier hielt die Luft an. Lächelte sein guter Freund da etwa? Ja, das musste so sein... Cimon legte seine Hand um die, die so fest das Holzstück im Griff hatte. Die andere Hand legte er auf den Arm des Pathers. Er ahnte was das alles bedeutete. Cimon schluckte schwer, als er loszulassen begann.
"Ja... ja, das bist du, mein guter Freund. ... reite heim... sie...sie warten sicher auf dich. Deine Liebsten. Sie werden stolz auf dich sein. ..."
Mit Tränen in den Augen erhoffte er sich etwas...ein Wiederwort, etwas was zeigen mochte, das der dunkle Sklave sich irrte. Das Rasseln war leiser geworden... zitternd formten seine Lippen ein stummes 'Nein!'. Der Seufzer...es war der Letzte... Cimon erkannte es. Und erinnerte sich an seine Mutter...an das eine Mal, als jemand starb. Er legte die Hände des Pathers auf die Brust, ließ das hölzerne Geschenk dabei dort, wo es war und drückte seine Hände fest darauf. Er brauchte etwas...irgendetwas...man gab etwas mit...etwas was der Tote brauchte...sein Pferd hatte er. Aber sein Freund... Cimon nahm das Halstuch ab. Es war aus einem Turban gefertigt...dieses Teil, was ihm doch wichtig gewesen sein musste...er konnte doch nicht ohne Heim kehren. Tränen liefen ungefragt an den Wangen des Nubiers hinunter, als er das Tuch dem Freund auf die Stirn legte und leicht um den Kopf. Es sollte gut aussehen. Mehr konnte er nicht tun.
Allerdings...Totenwache...soetwas gab es doch auch. Aber auch bei den Pathern? Cimon legte die Hände wieder auf die des gerade verstorbenen Freundes. Dann sah er traurig auf.
"Herr?....Was...was geschieht nun mir ihm, Herr?.... Kann... kann ich etwas tun, Herr? Bitte?"
Würde er doch nur Götter kennen, zu denen er würde beten dürfen. Wen der Götter fragte man nur damit die Seele des Toten gutes widerfahren mochte? Cimon spürte etwas, was er nicht mochte...Hilflosigkeit.
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Er erhob sich, erschöpft, geschlagen, ja sogar niedergeschlagen, denn er hatte den Kampf verloren. Nein, nicht er, der Sklave hatte ihn verloren. Einen Moment ließ er den Kopf hängen und sprach ein stilles Gebet, ehe er dem Besuch des Sklaven die Hand sanft auf die Schulter legte. "Hilf mir ihn für die Verbrennung vorzubereiten. Wir kleiden ihn ein und bereiten alles vor. Anschließend wird er - wie alle - leider draußen verbrannt werden müssen. Wegen der Ansteckungsgefahr. Weißt Du, welche Götter er anbetete? Welche Rituale? Dann könnten wir ihn damit zusätzlich ehren."
Ein wenig später wandte er sich an einen Haussklaven. "Teile dem Herren mit, das sein Leibsklave verstorben ist." Betretenes Nicken war die Antwort und das fortgehen. "Komm," meinte er zu dem Fremden. "Hilf mir nun."
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Die letzten Tage waren anders gewesen. Reatinus hatte keine Konzentration, begegnete im Dienst allen mit Verwirrung und Teilnahmslosigkeit. Alle hatten sich gefragt, was mit dem Tribunen los war, sie hatten ihn selbst gefragt, doch er redete nicht darüber. So groß war die Sorge. Er machte sich Vorwürfe. Hatte er richtig reagiert, hätte er Bashir einen richtigen Arzt holen sollen? Würde er überleben?
Seine Gedanken waren voll und ganz bei seinem Sklaven. Kein anderer konnte Hector so gut pflegen. Ja, der Parther hatte ein Händchen für Pferde, doch er war treu und eifrig. Ein Sklaven mit Eigenschaften, die man sogar bei den Großen vergebens suchte.Reatinus kam just vom Dienst nach Hause, als er vom Haussklaven, geschickt von Celer, über den Tod Bashirs informiert wurde. Dem Artorier wurde das Herz schwer, er wollte am liebsten alleine sein. Doch dies konnte er sich nicht leisten. Er hatte eine Pflicht, nämlich Abschied zu nehmen. Resigniert nickte Reatinus und schickte den Diener fort, begab sich dann mit langsamen Schritten und schwerem, gesenkten Kopf in die Sklavenunterkünfte. Seine Schritte waren langsam und als er hineintrat, hallten sie wieder. Totenstille. "Irgendwie", sagte er seufzend, "Habe ich es kommen sehen. Für seine Treue soll ihm eine letzte Ehre zukommen."
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Er zitterte und sah Bashir noch immer in der Hoffnung an, das er wieder atmen würde. Doch er wusste es genau...es würde nicht geschehen... nie mehr. Als er die Berührung auf der Schulter spürte, sah Cimon traurig auf. Seine Augen flehten. Nicht nur um Hilfe für den toten Freund sondern auch um Worte der Heilung...wieso schmerzte es so sehr? Verbrennung? Er sah zu Bashir...dann nickte er ergeben und konnte seine Tränen, die langsam aber stetig hinabliefen, nicht zurück halten.
"Ja, Herr. Ich...kann er das Tuch behalten? Herr? ... Ich...nein...wir haben so viel geredet...aber nie über den...Totenkult seines Volkes... es ...es tut mir so leid, Herr. Bitte verzeih."
Er senkte den Kopf. Er hatte versagt. Er konnte seinem besten Freund nicht die Ehre erweisen, die dieser verdiente.
Cimon half dem ehrenwerten Römer bei der Vorbereitung des guten Freundes so gut er es nur konnte. Dabei sah er Bashir immer wieder betreten an.Als jemand hereinkam sah Cimon sich um. Sofort erkannte er den Tribun und senkte ergebenst den Kopf. Der dunkle Sklave wagte es nicht etwas zu sagen. Auf die Worte des Herren konnte Cimon nur mit gesenktem Kopf nicken. Er musste warten, ob noch etwas zu tun war...ob er bleiben durfte... ob er trauern durfte...ob er sprechen durfte... Nie zuvor hatte Cimon sich derartig unsicher und alleine gefühlt. Nur das eine Mal...als er von seiner Mutter getrennt worden war... doch dies war anders...
Er drohten keine Schläge als Strafe für seine Tränen...und doch schmerzte ihm so sehr sein Herz, das auch sein Körper es spürte. -
Er nickte nur auf die Frage, ob er es würde behalten können. Als sein Onkel eintrat, nickte er einmal mehr. "So soll es sein. Und Du," er wandte sich freundlich an Cimon, "wirst zur Hand gehen und ihm ebenfalls die letzte Ehre erweisen." Er drückte ihm kurz mit der Hand die Schulter und gab ihm somit zu verstehen, dass er sein Mitgefühl hatte. Dann ging er zu seinem Onkel, umarmte ihn kurz und meinte: "Ich werde mich um die Anweisungen an die Sklaven kümmern. Wenn Du noch von ihm Abschied nehmen möchtest..."
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Beklommen erwiderte Reatinus die Umarmung seines Neffen, schien einen Moment lang nicht ganz er selbst zu sein. Ihm war schwer, seine Schultern drückten hinunter, als würden sie Steine erschweren. Mit einem weiteren Seufzen äußerte er die vergebliche Hoffnung, sich die Schwere aus dem Herz pusten zu können. Es brachte ihm an Ende nichts, denn die Verluste, die sie schon erlitten hatten und erleiden würden müsste die Zeit heilen. Zu viele Freunde und treue Diener waren umgekommen, fanden ihr Ende auf einem Boot, welches sie über den Styx beförderte. Auch belastete Reatinus die Sorge um seinen Neffen, der indirekt über seine Pflichten in der Stadt auch nicht ganz sicher vor der Seuche war. Niemand war noch sicher. Sollte er wieder alles verlieren? Hatten die Götter nicht schon genug zugeschlagen? Würden sie ihm das Einzige nehmen was ihm blieb, die einzige Stütze, die ihn hielt?
Er wandte sich Bashir zu oder der leblosen Hülle, die seine Seele hinterlassen hatte. "Lebe wohl, treuer Diener. Ich hätte Dir die Freiheit schenken sollen, du hättest sie Dir verdient gehabt." Er hätte die Augen geschlossen, einmal mit der Hand sanft über das Gesicht gestrichen, um ihn zu ehren. Doch wusste er um das Risiko und ließ es sein, wandte nur seinen Blick ab. "Ihr könnt ihn wegbringen. Wir werden ihn schnellstmöglichst bestatten. Und seht zu, dass sich niemand ansteckt." Er sah, während er redete, in eine ganz andere Richtung als zum Geschehen.
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