Rückkehr zur Normalität

  • Wo könnte man besser und schneller den neuesten Tratsch und Klatsch über aktuelle politische Belange und die römische Gesellschaft erfahren, als bei einem entspannenden Bad in den Thermen. Dies hatte sich auch Livianus an diesem wunderschönen Morgen gedacht und kurzerhand beschlossen, die Agrippathermen am Rande des Marsfeldes aufzusuchen. Vielleicht traf man dort das eine oder andere bekannte Gesicht oder auch einen befreundeten Senator, der einen auf den neusten Stand des höchsten politischen Gremiums des Reiches brachte. Vermutlich aber wollte jeder vermeidliche Gesprächspartner mehr von Livianus und über seine Gefangenschaft, die abenteuerliche Flucht und die beschwerliche Rückkehr nach Rom erfahren. Es war abzuwarten ob sich überhaupt ein passender Gesprächspartner fand, dem der Senator seine Aufmerksamkeit schenken wollte.


    Bereits beim Eingang wurde er herzlich von den Angestellten begrüßt und in die Umkleide gebracht. Er brauchte nicht lange um seine Kleider abzulegen und fand sich schließlich im großen Hauptsaal der Therme wieder, die bereits von einigen Männern der unterschiedlichsten Stände und Ränge bevölkert war. Hier und da wurde er gegrüßt und grüßte durch ein paar Worte oder ein freundliches Kopfnicken zurück. Bisher hatte er jedoch noch niemanden entdeckt, mit dem er ein Gespräch beginnen wollte. Sich neugierig umblickend trat er schließlich auf den Beckenrand zu und legte sein Badetuch ab, in das er seinen Körper auf dem Weg hierher gewickelt hatte.


    Die Spuren seiner Gefangenschaft waren nach wie vor deutlich zu erkennen. Zu den alten Narben aus vergangenen Tagen waren frische und noch nicht gänzlich verheilte Narben und verkrustete Wunden hinzugekommen. Bereits in Aegyptus hatte er Ärzte aufgesucht, die alle Wunden ordnungsgemäß säuberten und verarzteten, sodass bis auf den bereits gewohnten Anblick von Narben, in wenigen Wochen nichts mehr an die schrecklichen Geschehnisse erinnern sollten. Auch die vernarbten und unzähligen Spuren der Peitsche, die Livianus mehr als einmal zu spüren bekam, waren deutlich am Rücken zu sehen. Kein besonders schöner Anblick, der viele abschrecken würde. Doch der ehemalige Legat machte sich darüber keine Gedanken. Die Blicke neugierigen war er mittlerweile gewohnt, auch wenn sie sich heute bei den meisten Gaffern mit einer gewissen Erschrockenheit und Entrüstungen vermischten. Vielen der Anwesenden wurde vermutlich heute zum ersten Mal klar, welche Qualen der Senator während seiner Gefangenschaft durchgemacht haben musste. Livianus ließ sich jedoch dadurch nicht verunsichern und stieg in das angenehm warme Wasser.


    Es war mehr als angenehm und zauberte ein genießerisches Schmunzeln auf das Gesicht des Decimers. Er suchte sich ein übersichtliches Plätzchen am Rande des Beckens, von dem aus er die Halle gut überblicken konnte und machte es sich dort bequem.


    Sim-Off:

    falls jemand Lust hat…..:)

  • Das war der Vorteil, gerade kein Amt innezuhaben: Man hatte Zeit, die Thermen aufzusuchen. Schon vor ein paar Wochen hatte der Aurelier sein morgendliches Training wieder intensiviert, um sich, falls seinem Ansuchen um ein zweites Tribunat stattgegeben wurde, vor den Soldaten nicht zu blamieren. Umso mehr genoß er es, später die Thermen aufzusuchen, um seinen gequälten Muskeln wieder Entspannung zu gönnen. Ja, irgendwie war es doch zu merken, daß er bald sein dreißigstes Lebensjahr erreichte. Es wurde etwas mühseliger, seinen Körper fit zu halten. Oder lag es einfach daran, daß er bequemer geworden war?


    Es war noch nicht sehr viel los, wie Ursus feststellen konnte. Er fand einen Bekannten, mit dem er ein paar Neuigkeiten austauschte und sah einen Mann eintreten, dessen Narben schon die Blicke aller auf sich zogen. Sein Bekannter konnte Ursus die Vermutung, es handele sich um Decimus Livianus, bestätigen. Ein Wunder, daß der Senator nicht gleich von unzähligen Neugierigen belagert wurde. Und eine gute Gelegenheit für Ursus, den Mann kennenzulernen. Er beendete das Gespräch mit seinem Bekannten und ließ sich in das warme Wasser gleiten.


    Noch immer war Livianus allein und so hatte Ursus auch keine Scheu, sich zum ihm zu begeben und ihn anzusprechen. "Salve, Senator Decimus. Titus Aurelius Ursus ist mein Name. Darf ich mich ein wenig zu Dir gesellen?"

  • Livianus musste nicht besonders lange warten, bis sich bereits der erste mögliche Gesprächspartner zu ihm gewagt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen und so musterte er den Mann mit einem freundlichen Gesichtsausdruck, als er von ihm angesprochen wurde. Der Name des Unbekannten, der gute zwanzig Jahre jünger wirkte, war ihn im ersten Moment nicht geläufig, wohl aber dessen Gens. Die Aurelier waren ein alterwürdiges Familiengeschlecht Roms und der Senator hatte bereits im Laufe seines Lebens mit dem Einen oder Anderen von ihnen zu tun gehabt. Kein Wunder also, dass er dem jungen Mann die Bitte nicht abschlug und einladend mit seiner Hand auf einen freien Platz neben ihn deutete.


    "Salve Aurelius. Du darfst. Ich denke wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen?"


    Sicherheitshalber fragte er nach. Vielleicht waren sich die beiden Männer schon irgendwo vor langer Zeit über den Weg gelaufen und Livianus konnte sich einfach nur nicht daran erinnern. Sich selbst vorzustellen war wohl auch nicht nötig, da nach den letzten Tagen wohl kaum jemand in Rom nicht wusste, wer Livianus war.

  • Mit einem dankendem Nicken kam Ursus der Aufforderung nach und lehnte sich neben Livianus an den Beckenrand. Das warme Wasser umspülte seinen Körper und wirkte wunderbar entspannend. "Nein, bisher hatten wir noch nicht das Vergnügen. Als ich hier in Rom das politische Parkett betrat, ging der Parthienfeldzug gerade los." Von daher hatte es nicht wirklich Gelegenheit gegeben, sich kennenzulernen.


    "Herzlichen Glückwunsch übrigens zur gewonnenen Wahl zum Praetor. Vor allem wenn man bedenkt, wie wenig Zeit Du vor der Wahl hattest, ist das Ergebnis doch wirklich sehenswert." Da war so mancher gescheitert, der vorher eine Menge unternommen hatte, um die stimmberechtigten Senatoren von sich zu überzeugen.

  • "Ich danke dir."


    Livianus nickte dem jungen Mann zu. Eines hatten die beiden Männer jetzt schon gemeinsam. Sie wunderten sich beide über das Ergebnis der Wahl. Doch aus unterschiedlichen Gründen. Anders als der Aurelier hatte Livianus eher aufgrund der Vorwürfe von Sedulus mit mehr Gegenstimmen aus den Reihen der Senatoren gerechnet. An der kurzen Vorbereitungszeit war bestimmt noch nie eine Wahl gescheitert, doch das würde der Aurelier bestimmt noch selbst im Laufe seiner politischen Karriere lernen, die er anscheinend bereits begonnen hatte.


    "Ich habe einfach die Gunst der Stunde genutzt. Wenn ganz Rom über dich spricht, so hat dies durchaus gewisse Vorteile. Zudem war ich ja auch vor dem Feldzug gegen die Parther kein Unbekannter hier in Rom. Viele der älteren Senatoren haben sich wohl auch daran erinnert."


    Warum sollte Livianus einen Hehl daraus machen. Er hatte hoch gepokert und letztendlich die richtigen Entscheidungen getroffen. Natürlich hätte es auch schief gehen können, doch Fortuna war ihm hold und so war es unnötig nun darüber nachzudenken was gewesen wäre, hätten die Senatoren gegen ihn entschieden. Nichts war unüberlegt geschehen und nichts würde auch in Zukunft ohne genaue vorherige Abwägung passieren. Waren die Schritte gesetzt, so konnte man den Rest nur noch seinem Glück überlassen. In Livianus speziellen Fall kam ihn neben seiner momentanen Popularität natürlich auch seine bisherigen Verdienste um Rom und das Reich zu Gute und es war schön zu sehen, dass der Senat nicht darauf vergessen hatte.

  • Ursus hätte vor der Wahl auch keine brauchbare Schätzung abgeben können über das mögliche Ergebnis. So etwas war leichter, wenn man den Kandidaten kannte. Und die Senatoren hatten sich in der Öffentlichkeit auch nicht großartig darüber ausgelassen, wie sie zu dieser Kandidatur standen. Natürlich hatte Ursus von der Diskussion im Senat gehört, als sich Livianus als Kandidat präsentiert hatte. Ausgerechet Sedulus hatte Bedenken geäußert und sogar Anschuldigungen vorgebracht. Was da wohl dahinter steckte?


    "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", sagte Ursus zustimmend. Gerade denen, die etwas wagten, schienen die Götter ja besonders gewogen zu sein. Wie sich auch in diesem Fall wieder zeigte. "Ja, es ist sicher von Vorteil, wenn man ohnehin gerade Stadtgespräch ist. Und Du hast wirklich reichlich Stoff geliefert. Allerdings muß ich feststellen, daß die Schilderungen, die auf dem Forum die Runde machen, im Gegensatz zu sonst eher noch Untertreibungen zu sein scheinen." Die sichtbaren Narben und frisch verheilten Wunden jedenfalls erzählten eine ganz eigene Geschichte. "Aber ich möchte Dich keinesfalls mit Fragen über Deine Gefangenschaft quälen. Mit Sicherheit wirst Du zur Zeit ständig danach gefragt." Nicht, daß er nicht neugierig wäre. Aber er konnte sich vorstellen, daß es Livianus irgendwann zum Halse heraushing, daß ihn alle darüber ausfragten. Und so wechselte er jetzt lieber das Thema.


    "Wenn ich Dir nun nicht zufällig begegnet wäre, dann hätte ich Dich sicherlich bald aufgesucht, da Du ja auch ein Mitglied der Factio Aurata bist. Ich bin zur Zeit Princeps Factionis und möchte in naher Zukunft eine Zusammenkunft einberufen. Ich hoffe, Du hast weiterhin Interesse an der Factio?" Nach solchen Erlebnissen, wie Livianus sie unübersehbar hinter sich hatte, schienen ihm vielleicht Dinge wie Wagenrennen nebensächlich.

  • Für einen kurzen Moment machte sich Livianus tatsächlich Sorgen, dass dieser Aurelier nur wieder ein Sensationslustiger mehr war, der sich die Geschichten des Ex-Legaten anhören wollte. Umso erfreulicher war die Selbsterkenntnis des jungen Mannes und sein Themenwechsel, der dem Senator keine Zeit ließ auf die zuvor kurz angerissene Äußerung zu Livianus Gefangenschaft zu antworten.


    Im nächsten Moment erhellte sich Livianus Gesicht deutlich und ein breites Lächeln trat in sein Gesicht. Der neue Priceps Factionis der Aurata. Ein wahrlich glücklicher Zufall, der die beiden Männer zusammen geführt haben musste.


    "Dann freut es mich natürlich umso mehr dich kennen zu lernen. Ich liebe die Spiele. Vor allem die Wagenrennen…… und bin nach wie vor ein begeisterter Anhänger der Aurata. Auch wenn ich schon lange keine Gelegenheit mehr hatte ein Rennen persönlich zu besuchen. Aber die Atmosphäre an einem Renntag, der Geruch des Circus Maximus, die bunten Fahnen und Farben der verschiedenen Factiones – das vergisst man nicht so schnell."


    Die Augen des Senators leuchteten beim Gedanken daran. Auch wenn sein letzter Besuch bei einem Wagenrennen lange zurück lag, so waren diese Momente als Zuschauer auf den Tribünen immer unvergesslich gewesen.


    "Da Meridius nicht mehr in Rom weilt war es bereits voraus zu sehen, dass es einen neuen Princeps geben muss. Ich hatte bisher jedoch leider nicht ausreichend Zeit mich mit der Factio in Verbindung zu setzen. Und natürlich habe ich nach wie vor großes Interesse an der Aurata. Wie steht es derzeit um sie?"

  • Anscheinend war seine Sorge, das falsche Thema getroffen zu haben, völlig unbegründet. Im Gegenteil zeigte die Miene seines Gegenübers ehrliche Freude und das breite Lächeln war ganz sicher nicht gestellt. Offensichtlich war Livianus nicht nur aus Prestigegründen Mitglied einer Factio, sondern sein Herz hing tatsächlich an der Aurata.


    "Oh, es sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus. Nachdem wir sehr lange Zeit keinen Erfolg verbuchen konnten, haben wir bei einem Rennen in Misenum den Sieg davongetragen. Die Classis Misenum hatte zu diesem Zeck eigens eine Rennbahn errichtet. Du kannst Dir vorstellen, wie das die Moral in der Factio gestärkt hat. Denn Meridius fehlt uns natürlich sehr." Und gefeiert hatten sie, das war nicht von schlechten Eltern gewesen.


    Ursus berichtete bereitwillig weiter, was in der Factio noch so alles los war. "Auf der letzten Versammlung hatten wir beschlossen, die alten Fahrer langsam gegen jüngere auszutauschen. Vor einigen Monaten ist es mir gelungen, einen vielversprechenden jungen Fahrer unter Vertrag zu nehmen. Burolix, ein Gallier, der Pferdeblut in den Adern zu haben scheint. Allerdings hat er noch kein richtiges Rennen gefahren, wir werden sehen, wie er sich unter Rennbedingungen macht. Die Veneta hat zu einem Rennen im nächsten Monat eingeladen und ich beabsichtige, ihn zu melden. Zusammen mit Patroklos, von dessen Erfahrung der junge Burolix sicher profitieren wird. Als nächstes sollten wir dann ein neues Gespann anschaffen und trainieren. Außerdem müssen wir damit rechnen, daß Patroklos vielleicht eines Tages nicht mehr so leistungsfähig ist. Von daher wäre es auch nicht dumm, die Augen weiterhin nach jungen Talenten offenzuhalten. Du siehst also: Es gibt reichlich zu tun. Und Du hast das große Glück, daß so bald wieder ein größeres Rennen stattfindet. Noch dazu hier in Rom."

  • Man konnte deutlich sehen mit welcher Begeisterung der Senator bei diesem Thema dabei war. Er hatte die Schilderungen des Aureliers regelrecht von seinen Lippen abgelesen und zeigte ehrliche Freude über die durchwegs positiven und zukunftsweisenden Berichte. Auch wenn Meridius viel für die Aurata getan hatte und sie ihm viel verdanken konnte, so sah Livianus es alles andere als Negativ, dass endlich neue, jüngere Generationen am Ruder waren und die Geschicke der Factio in eine neue und zukunftsorientierte Richtung leiteten.


    "Das sind wunderbare Neuigkeiten. Ich freue mich, dass die Aurata derzeit wieder einen solchen Aufschwung erlebt. Zu meinen aktiveren Zeiten waren unsere erzielten Ergebnisse leider immer sehr bescheiden. Trotzdem hat es mich nie davon abgehalten der Factio die Treue zu halten."


    Livianus überlegte kurz.


    "Wenn ich irgendetwas für die Factio tun kann, dann halte dich nicht zurück. Es währe mir eine Ehre und Freude."

  • Leider waren die meisten Mitglieder der Aurata zur Zeit schwer beschäftigt oder auf Reisen, so daß es für Ursus ganz ungewohnt war, einen wahrhaft interessierten Gesprächspartner zu haben. Anscheinend hatte er hier jemanden gefunden, er ähnlich wie er selbst an diesem Sport und vor allem an dieser Factio hing.


    "Es freut mich zu sehen, daß es außer Deinem Verwandten Decimus Verus und mir doch noch Mitglieder der Aurata gibt, die mit Herz und Seele an der Factio hängen. Deine Hilfe können wir auf jeden Fall gebrauchen. Finanziell sieht es momentan noch sehr gut aus, wir werden noch recht lange von den bisher geleisteten großzügigen Spenden der Mitglieder zehren. Was wir aber dringend brauchen, ist ein gutes Gespann. Sonst hat uns Meridius stets mit guten Pferden versorgt. Aber das ist ja leider nun nicht mehr möglich. Wenn Du also die Augen nach einer guten Zucht offenhalten könntest, wäre der Factio sehr geholfen. Und ich hoffe natürlich, daß Du beim Rennen dabei sein wirst, um unsere Gespanne kräftig anzufeuern." Er grinste breit, denn wie er bei der sichtlichen Begeisterung für Wagenrennen vermutete, würde es eher schwer sein, Livianus von diesem Rennen fernzuhalten.

  • "Natürlich werde ich mir das Rennen nicht entgehen lassen und gerne werde ich auch die Augen nach guten Pferden offen halten. Die Gens Decima unterstützt die Aurata seit ihren Anfängen. Ich vermute, dass das Interesse im Moment vielleicht etwas abgeflaut ist, wenn du sagst, dass nur Verus Aktivität zeigt. Ich kann dir versichern dass ich die nächst beste Gelegenheit nutzen werde, um die Gens wieder an die seit jeher enge Beziehung unserer Familie mit der Factio zu erinnern."


    Livianus nahm dieses Thema sehr ernst. Er hatte die Faszination für den Rennsport von seinem Vater geerbt, der sie auch an seine Brüder weitergegeben hatte. Seit seinen Kindertagen war Livianus ein fanatischer Anhänger der Aurata und nie hätte er oder einer der anderen Decimer daran gedacht, die Factio zu verlassen geschweige denn in eine der Anderen überzulaufen. Die Familienmitglieder mussten wohl wirklich einfach nur wachgerüttelt werden. Dann kam der Senator wieder auf die Sache mit dem Gespann zurück.


    "Ich würde dieses neue Gespann trotz der vollen Kassen unserer Factio gerne finanzieren, wenn sich ein Passendes gefunden hat. Ich denke das dadurch ersparte Geld kann die Aurata auch gut anderwärtig einsetzen. Wenn es dir also nichts ausmacht, würde ich meine Leute noch heute damit beauftragen, die besten Pferdezüchter Italias aufzusuchen und einige Vorschläge zu bringen."

  • Als Livianus versprach, seine Augen offenzuhalten, strahlte Ursus vor Freude. Wenn er nur halb soviel Pferdeverstand hatte wie Meridius, und er ging davon aus, daß er ihm in der Beziehung in nichts nachstand, dann würde er gewiß gute Pferde ausfindig machen. "Ich danke Dir für Deine Unterstützung. Und ja, es wäre schön, wenn die Factio wieder ein wenig aktiver würde. Das würde sicherlich auch unsere Fahrer motivieren." Auch er war von seinem Vater früh an den Rennsport herangeführt worden. Seine Begeisterung dafür war nie versiegt und eine andere Factio als die Aurata war für ihn ebenfalls nie in Frage gekommen. Doch er ahnte nichts von den Gedanken des Senators und so blieb das Gespräch bei dem Gespann und dem folgenden Angebot des Decimers.


    "Das ist ausgesprochen großzügig von Dir", staunte Ursus und er nickte natürlich. Immerhin ging es um die Factio, da wäre falsche Bescheidenheit fehl am Platze. "Nein, es macht mir gar nichts aus. Ganz im Gegenteil. Und ich danke Dir im Namen der gesamten Factio dafür. Ein weiteres Gespann wird für frischen Wind sorgen. Dazu müssen wir damit rechnen, daß Patroklos nicht mehr ewig aktiv bleiben kann und Burolix rechtzeitig aufbauen. Ich hoffe, er ist den Anforderungen bei einem großen Rennen gewachsen. Im Training erzielt er sehr gute Ergebnisse. Hast Du vielleicht Interesse daran, mal beim Training zuzusehen?" Da Ursus momentan nicht viele Verpflichtungen hatte, war er häufiger beim Training dabei. Natürlich sah das bei Livianus vermutlich bald anders aus, wenn er sein Amt erst angetreten hatte.

  • Die Einladung zu einem Training kam für Livianus unerwartet und daher war die Freude zusagen zu können umso größer. Bis zu seinem Amtsantritt als Prätor war noch einige Zeit hin und so konnte er sich ruhig erlauben, solchen zeitraubenden Freizeitaktivitäten zu frönen. Er nickte daher zustimmend.


    "Vielen Dank für dies Einladung. Ich werde ihr sehr gerne nachkommen. Wann wäre dies denn möglich?"

  • "Nun, wie wäre es mit übermorgen? Ich werde auf jeden Fall da sein. So kurz vor einem wichtigen Rennen möchte ich mich eben selbst davon überzeugen, daß alles in bester Ordnung ist." Er zuckte leicht mit den Schultern, als gäbe es etwas zu entschuldigen. "Also wenn Du Lust und Zeit hast, komm einfach vorbei." Den Weg zum Rennstall würde Livianus ja gewiß noch finden.

  • Livianus nickte lächelnd.


    "Gerne. Ich werde mir diesen Termin vormerken Aurelius. Sofern mir nichts Wichtigeres dazuwischen kommt, werde ich dort sein. Vielleicht bis dahin auch schon mit Neuigkeiten über das neue Gespann."

  • Sim-Off:

    Darf ich mich dazugesellen? Wenn nicht, ignoriert mich einfach. ;)


    Die Thermen des Agrippa waren eine Oase des Friedens, ein Tempel der Hygiene, eine Ruhestätte für müde Leiber, deren dazugehörige Besitzer einen arbeitsamen Tag hinter sich hatten. Ein Platz, wo auch einmal ein verdienter Beamter nach einer langen, ganz und gar betrubsamen Sitzung mit langweiligen Menschen, die sich Notarii nannten, sich zurückziehen konnte. Feierabend hieß es nun, und Piso war deftigst ausgelutscht. Eine Abkühlung war von Nöten. Er hatte den ganzen Tag lang geschwitzt. Seine Tunika war reif für die Wäsche (wobei man vorher das vom Schweiß stammende Salz aus jenem Kleidungsstück herausquetschen und vielleicht sogar einen Profit daraus machen konnte). Vom kaiserlichen Palast bis zu den Thermen war er eher gelaufen als würdevoll geschritten, sosehr hatte es ihn gedürstet nach ein wenig Erfrischung. Seine Tunika hatte er im Umkleideraum zurückgelassen. Eine Toga hatte er an diesem Sommertag sowieso nicht mitgenommen. Wozu denn? Es sah zwar offiziell aus, doch niemand würde im Ernst erwarten, dass alle Formen der Förmlichkeit an solchen elend heißen Tagen eingehalten werden würden. Und nun, in der Therme, bekümmerte das die Leute umso weniger.
    Er stolperte, vielleicht ein kleines bisschen ungeschickt, aus dem Umkleidekabinen hinaus und stürzte sich unverwandt ins kalte Nass, an einer Stelle, wo niemand war. Das Wasser schlug über ihn zusammen, als er untertauchte und vergnügt eine Strecke unter dem Wasser tauchte, bevor er wieder auftauchte und sein Haupthaar herumschüttelte wie ein nasser Hund. War das göttlich! Ein Hoch auf den ehrenwerten Vipsianier, der die Therme gebaut hatte. Er plantschte langsam durch das Becken, auf eine Stelle am Beckenrand zu.
    Piso klammerte sich an den Beckenrand fest und zog sich hoch. Der erste versuch scheiterte, und Piso glitt ins Wasser zurück. Beim zweiten Mal aber brachte er genug Kraft auf, sich hochzuziehen und sich, oben angekommen, aufzurappeln. Er massierte seine geschundene rechte Hand. Vom vielen Schreiben tat ihm der Daumen ganz weh. Unter ein wenig übertriebenen Ächzen ließ er sich zu Boden fallen, direkt neben zwei Herren. Seltsam, der eine kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Er ließ sich zurücksinken und machte keuchend einen Laut, der vielleicht hier mit „Uchz!“ wiedergegeben kann. Was für eine wohlverdiente Entspannung!

  • Sim-Off:

    Also, ich habe nichts dagegen :D


    "In Ordnung. Ich freue mich bereits darauf, Dir die Gespanne und die neuen Fahrer zeigen zu können. Die älteren Fahrer kennst Du ja sicherlich noch. Sie werden sich freuen, Dich zu sehen." Bis übermorgen wollte Livianus bereits ein neues Gespann aufgetrieben haben? Er mußte sehr gute Verbindungen haben, wenn er sich das zutraute. Ursus schaute sich schließlich bereits seit geraumer Zeit nach geeigneten Tieren um. Einzelne sehr gute Tiere waren natürlich zu bekommen. Doch ein gutes Gespann zusammenzustellen war eben doch etwas anderes.


    Er setzte gerade dazu an, noch etwas über die heimischen Pferdezüchter zu sagen, die ihm bekannt waren, da gesellte sich noch jemand zu ihnen. Ursus glaubte, den Mann schon einmal gesehen zu haben, war sich aber nicht ganz sicher. Auf jeden Fall fand er es recht unhöflich, sich dazu zu gesellen, ohne zu grüßen und sich vorzustellen. Er warf dem Mann einen kurzen fragenden Blick zu und schaute dann zu Livianus. Vielleicht war es ja ein Bekannter des Senators?

  • Sim-Off:

    Mag Livianus noch? Ich antworte jetzt mal...


    Piso räkelte sich auf seinem Platz. Seine Umwelt nahm er nicht einmal richtig war, bevor er sich aufsetzte, zufällig nach links blickte und in das verwunderte Gesicht eines anderen blickte. Ein Mann saß dahinter, aber ihn konnte Piso nicht wirklich wahrnehmen. Offenbar war zumindest sein nachbar etwas verwundert über sein Verhalten. Der Flavier hustete einmal, bevor er sich an den Fremden neben ihm wandte. „Salvete die Herren.“, meinte er und räusperte sich. „Entschuldigung... aber ich habe heute einen ganz schlimmen Tag im Officium gehabt.“, entschuldigte er sich über seine Nicht-Beachtung seiner Umwelt und vor allem seine etwas eigenartigen Geräusche vorhin. „Verzeiht dem armen Flavius Piso, der sich nur mit Müh und Not davor retten konnte, in der Kanzlei komplett zu verdampfen.“, lächelte er. Es wa so verdammt heiß draußen, dass selbst das Dampfbad wie eine Abkühlung wirken musste. Und in seinem Officium in der Kanzlei war die Luft so stickig und heiß, dass dies nochmals verstärkend wirkte.

  • Livianus musterte den Mann, der sich zuerst Wortlos zu den beiden Factiokollegen gesellt hatte. Ein kurzer Blick zu Ursus, der im selben Moment ebenso verwundert zum Senator schaute, verriet ihm, dass dieser den Fremden wohl ebenso wenig kannte und selbst verwundert über das merkwürdige Verhalten des Mannes war. Schließlich schaffte der Neuankömmling es doch noch sich kurz vorzustellen und stellte sich als Flavier vor, der wohl in irgendeiner Kanzlei arbeitete. Der Gensnamen war Livianus selbstverständlich ein Begriff, den Namen des Mannes hatte er wiederum noch nie irgendwo aufgeschnappt. Dennoch nickte er ihm grüßend zu und wartete vorerst ab.

  • Ein Flavier, wenigstens etwas. Aber Piso... Ursus war sich nicht sicher, ob er ihm schon mal direkt begegnet war. Gesehen hatte er ihn aber auf jeden Fall schon mal! "Salve, Flavius Piso. Sind wir uns nicht schon mal begegnet? Vielleicht auf der Hochzeit Deiner Verwandten Flavia Celerina und meinem Onkel Aurelius Corvinus? Jedenfalls erfreut, Dich kennenzulernen, Nachbar. Ich bin Titus Aurelius Ursus." Die Häuser der Flavier und der Aurelier lagen ja nicht sonderlich weit auseinander und die Familien waren nicht nur durch die Heirat, sondern auch durch jahrelange Freundschaft miteinander verbunden. Umso erstaunlicher, daß sie sich bisher noch nicht näher kennengelernt hatten.


    "Darf ich Dir Senator Decimus Livianus vorstellen?", sagte Ursus dann noch, auch wenn er unsicher war, ob dem Senator das Recht war. Sein Blick eben war genauso verwundert gewesen, wie er sich selbst gefühlt hatte. Andererseits ging man ja nicht in die Thermen, wenn man nicht anderen begegnen wollte.



    Edit: Die Hitze höhlt einem manchmal echt das Hirn aus. Danke für den Hinweis, Piso!

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