Durch die Straßen Roms zog der Pöbel. Peregrini, Plebeier, Sklaven, alle waren dabei. Jeder versuchte, so zielstrebig wie nur möglich auszuschauen. Am Himmel waren ein paar sehr unsommerliche Wolken aufgezogen, doch es schien nicht so zu sein, als ob es regnen würde. Vielmehr herrschte eine bedrückende Hitze, welche den armen Sklaven, die diverse Pakete, schwer an Gewicht, herumtragen mussten, zu schaffen machte. Doch auch anderen rann der Schweiß hinunter.
In Kürze, hier offenbarte sich ein Fiasko, was Gerüche angelangte. Für Patriziernasen war in solchen Tagen nur die Abgeschiedenheit von Parks erträglich. Dieser eine Park war derjenige, an dem sich vor einiger Zeit Romana und Lepidus zu einem gemeinsamen Spaziergang getroffen hatten. Es war immer wieder ein schöner Park, klein aber fein. Aus genau diesem Grund hatte es Romana hierher verschlagen.
Sie war nicht alleine gekommen, eine Sklavin bezeichnete sie. Sie hieß Olga und entstammte dem Stamm der venetischen Skythen, ein sehr obskurer kleiner Stamm, der sich selbst die „Slawen“ nannte und es wohl nie zu Berühmtheit bringen würde. Ein lächerlicher Gedanke, zu denken, dieses Volk könnte die nächsten Hundert Jahre überleben oder soagr eine große Landmasse, wie, zum Beispiel, fast ganz Ost- und Ostmitteleuropa, erobern. Romana musste kurz insgeheim lachen über solch abstruse Gedanken und blickte auf Olga.
Ihrem Gesicht mangelte es nicht an einer gewissen Delikatesse. Vermutlich wäre sie eine strahlende Schönheit, wenn sie nur nicht so dick wäre und nicht ein paar sehr unvorteilhafte Warzen ihr Gesicht schmücken würden. Außerdem war sie außergewöhlich klein. Und so bildete die kleine, pummelige Barbarin und die große, schlanke Römerin durchaus einen interessanten Kontrast.
Romana hatte sich, um dem Gestank der Straßen entgegenzuwirken, mit einer Art von Wasser überspritzt, wie sie es in Ägypten machen, sodass sie nun duftete wie eine Schiffsladung von durcheinandergewürfelten Blumen. Gut, dass sie keine Allergien hatte, sonst wären ihre Augen schon lange rot und sie hätte geniest und gehustet, dass es niemals ein Ende gefunden hätte.
„Olga? Geh schon mal. Ich bleibe noch ein bisschen hier. Geh am besten gleich zur Villa zurück.“, wies die junge Claudierin die Sklavin an, welche nickte. „Da, da.“, nuschelte sie und machte sich eilig davon.
Romana blickte ihr nach, dann richtete sie ihre Augen gen Himmel. Anschließend blickte sie verstohlen herum. Hier war doch niemand? Nein. Gut.
Sie sog Luft ein, welche vor seltsamen Duft ganz schwer war, und begann dann, zu singen. Ganz leise, sachte und weich, mit ihrer tiefen und doch unverkennbar weiblichen Gesangsstimme, stimmte sie ein etruskisches Lied an, welches ihr ihre Großmutter beigebracht hatte, damals in Clusium.
“Ita tmia icac he ramasva vatieche unial astres.
Themia sa mech thuta thefa.
Riei velianas sal…
Cluvenias turu.”
Nein, das klang doch schlimm. Wie ihr eigenes Rülpsen, dachte sie, ein kleines bisschen amüsiert, aber vor allem entsetzt. Das war das, was sie dachte. In Wirklichkeit hatte sie eine sehr schöne Stimme. Ihr war das schon viele Male bestätigt worden, doch hatte sie es nie jemanden abkaufen können. Sie selber war der Meinung, alle wollte nur freundlich zu ihr sein, wenn sie das sagten, oder bittere Strafen vermeiden wollen, im Falle der Sklaven. Als ob sie jemals einen Sklaven für die Wahrheit auspeitschen lassen würde.
Sie lehnte sich an einen Baumesstamm, um etwas über die Welt zu sinnieren, da kam es ihr plötzlich so vor, als ob da jemand plötzlich wäre.
Reserviert...