Vor der Curia zur siebten Stunde

  • Laut und lärmend war es auf dem Forum, es wimmelte nur so vor Menschen, Redner deklamierten über die Kopfe ihrer Zuhörer fest, Sklaven und Scriba eilten von einem Ort zum nächsten und kichernde junge Mädchen trafen sich mit ihren Verehrern. Mitten drin, zwischen all diesen Leute suchte sich Calvena ihren Weg zur Curie. Sie war etwas zu früh dran, aber anders hätte sie ihre übereifrige Leibsklavin nicht abschütteln können. Mehr oder weniger hatte sie sich mal wieder aus dem Haus geschlichen um wieder herum zu ziehen. Aber nicht bevor sie Elissa aufgetragen hatte, eine schlichte Tunika zu besorgen, nach Möglichkeit etwas verblichen. Gefunden war schnell eine und diese trug sie nun am Leib. Das Kleidsungsstück hatte mal die Farbe von Klatschmohn gehabt, doch nun war sie verblichen, aber noch sehr gut. So würde sie als Tochter eines Händler durchgehen, oder als einfache Frau, genau so wie sie es beabsichtigt hatte und Valerian es verlangt hatte. Was auch immer er vor hatte, sie war schon gespannt darauf, was sie erwarten würde. Er hatte nicht auf sie gewirkt, als würde er sich mit Spaziergängen im Park zufrieden geben. Eine gewisse Abentteuerlust war von ihm ausgegangen, etwas das ihr mehr als nur zugesagt hatte und auch um so verlockender war, da sie ähnlich veranlagt war.


    Wenig später war sie an ihrem Ziel angekommen und suchend blickte sie sich um. Ob Valerian bald kam? Sie glaubte nicht, dass er sie versetzen würde... aber es konnte ihm etwas dazwischen gekommen sein. Aufgeregt, neugierig und leicht nervös wartete sie auf ihren Begleiter.

  • Wie immer war auf dem Forum viel los. Valerian genoß es, über das Forum zu schlendern und sprach sogar noch mit dem einen oder anderen. Er war früh dran und glaubte kaum, daß Calvena so früh da sein würde. Frauen kamen doch schließlich immer ein wenig zu spät. Und es war noch die Frage, ob sie es überhaupt schaffen würde, heute hier zu sein. Aber er hoffte es. Sie hatte so eine frische und fröhliche Art. Außerdem war es auch eine Herausforderung, sie zu überraschen.


    Langsam ließ er sich von dem Menschenstrom mitziehen. Und dann sah er sie. Tatsächlich war sie schon vor ihm da. Und trug, wie sie es besprochen hatten, eine einfache Tunika. "Salve." Er stand hinter ihr, als er den Gruß aussprach. Und war ihr schon so nahe, daß sie vermutlich erschrecken würde.

  • Sie schaute genau in die falsche Richtung und bemerkte vor lauter Menschen nicht, wie sich Valerian von hinten an sie heranschlich. Erst als er sie ansprach, zuckte sie sichtbar zusammen, drehte sich um und musste dann lachen. Selten war es jemanden gelungen, sie auf diese Weise zu überraschen, sie hatte sich bisher immer für sehr aufmerksam gehalten. Nun sie hatte sich geirrt und Valerian hatte sie etwas besseren belehrt.


    "Salve, Valerian!" strahlte sie. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie sich so sher freute ihn wieder zu sehen. War es seine Art, sein Auftreten, oder einfach nur weil er es war. Sie wusste es nicht, aber das spielte keine Rolle. Er war da und sie würde wohl wirklich ganz neue Ecken von Rom kennen lernen. "Schleich dich doch nicht so an mich heran!" lachte sie, wirklich sauer war sie nicht.

  • Valerian lachte, als sie doch erschrak und lachen mußte. "Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, bitte verzeih. Aber vielleicht ist es Dir ein Trost, wenn ich Dir sage, es war gar nicht so leicht, ungesehen an Dich heran zu kommen." Sie schien sich ehrlich zu freuen, ihn zu sehen. Dabei kannten sie sich doch im Grunde kaum. Doch ihre Freude ließ es auch in seinem Inneren ganz warm und leicht werden.


    "Und wie sieht es aus? Bist Du bereit für ein kleines Abenteuer? Kannst Du eigentlich schwimmen?" Er fragte ganz scheinheilig und schaute sie erwartungsvoll an.

  • Es war schon eigenartig, sie hatte sehr schnell Vertrauen zu ihm gefasst, schneller als es bei ihr üblich war. Eigentlich hielt sie die Menschen auf Abstand und versuchte erst deren Gefühle und Gedanken zu ergründen, ehe sie die ersten Schritte machte. Ob es damit zusammenhing das er ihr aus einer recht brenzligen Situation geholfen hatte... Nein, denn Verus hatte dies auch getan und sie sie vertraute ihm bis heute nicht. was auch damit zusammenhing, das jener Mann in seiner eigenen Traumwelt gefangen war und vor der Realität flüchtete. Und doch war es völlig anders bei ihrem Gegenüber....


    Sie glaubte ihm, als er meinte, das es nicht einfach war, sich so an sie heran zu schleichen... aber schwer dürfte es dennoch nicht gewesen sein, denn überall waren Menschen und da konnte ein Einzelner schnell mal übersehen werden. "Ich kann dir gerade noch so verzeihen!" meinte sie scherzend.


    "Natürlich bin ich bereit.. ich bin furchtbar neugierig!" gab sie lächelnd zu.


    Verblüfft starrte sie ihn an, sicher sie konnte schwimmen, das war nicht das Problem, es irritierte sie nur, dass er mit einem unschulds Blick danach fragte. Nun wollte sie wirklich wissen, was er vor hatte. "Ja, ich kann schwimmen..... Was hast du vor?" fragte sie in der schwachen Hoffnung, dass er endlich mit der Sprache heraus rückte.

  • "Das beruhigt mich wirklich sehr", grinste Valerian breit und deutete eine Verbeugung an. "Also dann. Das Forum Romanum kennst Du bereits, ja?" Er machte eine Geste, die diesen belebten Ort umfaßte und schaute sie dann fragend an. Natürlich nahm er an, daß sie das Forum bereits gut kannte. Aber es machte eben Spaß, sie noch ein wenig auf die Folter spannen. "Also, Du wirst die Stadt aus einer ungewohnten Perspektive sehen. Und dann werde ich Dich zum Essen einladen", sagte er und verriet damit nicht unbedingt viel.

  • Anstatt dass er auf ihre Frage einging, wechselte er einfach das Thema und ließ sie im Ungewissen. Sein breites Grinsen verriet ihr aber, dass er sich einen Spaß erlaubte und es auch genoss sie etwas auf die Folter zu spannen. Sie hätte zwar jetzt zerrtern und toben können, doch gehörte dies wohl auch zu ihrem Ausflug. Also kämpfte sie ihre Neugierde herrunter und folgte seinem Fingerzeig.
    "Natürlich kenn ich das Forum... ich hab mich hier schon verlaufen!" gab sie zu, während sich ihre Wangen leicht rosa färbten. Ein wenig verlegen war sie schon, aber dennoch hatte sie es ihm erzählt.


    "Na gut... da du mir nichts verraten willst, werde ich mein schicksal vertrauensvoll in deine Hände legen...." zwinkerte sie.

  • "Verlaufen? Na, das ist hier auch nicht schwer. Viele der Bauten sehen sich ja doch irgendwie ähnlich. Zumindest, wenn man sie noch nicht gut kennt." Die Röte auf ihren Wangen stand ihr sehr gut. Fast eine Versuchung, sie mit Absicht hin und wieder in Verlegenheit zu bringen. Aber so etwas würde Valerian natürlich niemals tun! Zumindest nicht so auffällig.


    "So, das Forum kennst Du also schon. Wir werden es jetzt überqueren und dann verlassen. Wenn Du also hier noch etwas zu besorgen hast, dann solltest Du es jetzt tun." Er grinste breit, denn natürlich rechnete er nicht damit, daß sie noch Besorgungen zu tätigen hatte. Gekonnt bahnte sich Valerian einen Weg für sie beide durch die Menschen, wo sie dicht beeinander standen und erzählte zu dieser oder jener Sehenswürdigkeit eine kleine Anekdote oder von Mißgeschicken, die hier passiert waren.


    Bald hatten sie das Forum verlassen und durchschritten zuerst breite, dann schmalere Straßen, die immer weiter grob Richtung Süden oder eher Südwesten, aber unverkennbar Richtung Tiber führten. Sie überquerten den Tiber über die Pons Aemilius. "Ich hoffe, Dir ist nicht schon langweilig? Wir sind gleich da", verriet er Augenzwinkernd. Auf der anderen Seite des Tibers gingen sie noch ein Stück flußabwärts bis an eine Stelle, an der man bequem ans Ufer konnte. "Der Wind steht günstig heute, da ist es hier recht angenehm. Wir müssen noch einen Moment warten, er wird sicher jeden Moment kommen. Möchtest Du Dich hier solange setzen?" Und natürlich erklärte er nicht, wen er mit "er" meinte.

  • Zustimmend nickte sie. Auf sie wirkte jede Ecke Roms, fast gleich und nur langsam konnte sie die Unterschiede erkennen und sich zurecht finden. Ihr Streifzüge durch die stadt hatten ihr schon so manches Geheimnis offenbart und doch blieb ihr noch einiges verschlossen. Aber wie es schien, hatte sie in Valerian jemanden gefunden, der sich nicht nur in Rom auskannte, sondern auch gewillt war, ihr Rom zu zeigen, wie es wirklich war. Durch ihn würde sie wohl einen Blick hinter die schönen Fassaden werfen können.
    "Solangsam finde ich mich shcon zurecht. Ich sollte aber eben aufpassen wo ich lang gehe!" meinte sie leicht lachend.


    "Ich hatte nicht vor, heute Einzukaufen!" meinte sie lächelnd und forderte ihn mit einer Geste auf, voran zu gehen. Beschwingt folgte sie ihm und ließ sich willig durch die Menschen und Rom führen. Dabei lauschte sie seinen Geschichten und Erklärung. Es war spannend Rom so kennen zu lernen, keine langweiligen Fakten sondern spannende Anekdoten, welche ihr auch die Menschen näher brachte.


    Schnell hatten sie das Forum hinter sich gelassen und damit auch Lärm und Gedränge. Er führte sie durch kleine Gässchen, vorbei an verwunschenen Gärten und Zwielichtigen Hinterhöfen. Ihr Blick glitt neugierig von Ort zu Ort und doch nagte das kleine Ungeheuer Namens Neugierde an ihr. Doch verkniff sie sich Fragen, denn sie ahnte, das er nicht gewillt war, ihr diese zu beantworten.
    "Mir ist nicht langweilig!" verneinte sie seine Frage und fand sich dann kurz darauf am Ufer des Tiebers wieder. Ihr Blick glitt über den Fluss.


    "Wer wird gelich kommen?" solangsam konnte sie ihre Neugierde nicht mehr verbergen und seine Andeutungen machten es nicht gerade einfacher für sie. Aber auf ihre Frage hin, bekam sie nur ein geheimnisvolles Lächeln, als Antwort.


    Kurz strich sie ihre Tunika glatt, ehe sie sich an das Ufer setzte und Valerian mit einer Geste einlud es ihr gleichzutun.

  • Es machte umso mehr Spaß wenn man sah, wie gerne sie zuhörte. Valerian hatte lange nicht mehr so viel Freude daran gehabt, jemanden durch Rom zu führen. Und ihre Ungeduld und Neugierde machte ihm noch mehr Freude. Er setzte sich zu ihr und sie hatten zusammen einen guten Blick flußabwärts. Einige Boote waren unterwegs und glitten langsam, wenn es flußaufwärts ging oder eben schnell, wenn es flußabwärts ging, über das Wasser. Der Wind stand günstig, um auch mit Segelkraft flußaufwärts voranzukommen, wie Valerian freudig bemerkte.


    Eines dieser gemächlich dahingleitenden Boote hielt nun genau auf sie zu. Das dreieckige Segel sah vielfach geflickt aus und auch das Boot war sicherlich nicht neu. Doch alles war gut gepflegt und der Bootsführer wußte anscheinend genau, was er da tat. Das Segel wurde eingeholt und ganz langsam glitt das Wasserfahrzeug auf das Ufer zu. Im letzten Moment drehte es ein wenig, um längs des Ufers liegenzubleiben. Ein Mann sprang mit einem Tau ans Ufer und machte das Boot sogleich fest. Vom Heck wurde ihm ein weiteres Tau zugeworfen, so daß er das Boot noch etwas enger ans Ufer heranziehen konnte. Ein Holzbrett wurde nun ausgelegt und der Eigner des Bootes kam nun an Land. "Salvete, meine Freunde", begrüßte der Mann Valerian und Calvena. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht und etwas wirres, ehemals schwarzes, aber nun an vielen Stellen graues Haar.


    Valerian stand auf und ging dem Mann grinsend entgegen. "Salve, Pindarus. Darf ich Dir die ehrenwerte Germanica Calvena vorstellen? Calvena, dies ist mein alter Freund Tiberius Livius Pindarus. Er ist Fischer und hat sich bereit erklärt, uns heute mitzunehmen, wenn er seine Reusen flußaufwärts kontrolliert. Es ermöglicht uns einen einmaligen Blick auf Rom von einer ganz anderen Perspektive. Bist Du bereit, mit an Bord zu gehen?"


    "Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Calvena. Ich darf doch Calvena sagen? Wir vom Fluß sind nicht so förmlich, weißt Du?" Pindarus lachte sie freundlich an und stemmte dann seine Hände in die Hüften. "Also dann an Bord mit euch, wir haben ja heute noch so einiges zu erledigen." Er reichte Calvena die Hand, um sie sicher auf sein Boot zu geleiten. Außer ihm gehörten noch zwei weitere Männer zur Besatzung. "Für euch sind die Plätze dort im Schatten des Segels vorgesehen. Wenn ihr im Weg seid, dann sagen wir es euch schon."

  • Ihr Blick wanderte über das fast klare Wasser. Sie saßen an einer Stelle des Tiber, der noch nicht vom Abfall der Stadt verschmutzt war und jämmerlich stank. Ein guter Platz um ein wenig zu entspannen und die Gedanken treiben zu lassen. Es war nicht das erste Mal das sie am Tiber saß, sie hatten ein kleines Plätzchen gefunden, an dem sie ungestört sein konnte, wenn sie das Bedürfnis danach hatte. In einer Stadt wie Rom, war es ein Segen, wenn man einen Ort fand, an dem man allein war.


    Da Valerian sie weiter auf die Folter spannte, griff sie nach dem kleinen Lederbeutel an ihrer Hüfte und zog eine kleine Flöte heraus. Sie konnte ihre Ungeduld und Neugierde auch anderweitig bezähmen, in dem sie das tat, was sie am Besten konnte, Musizieren. Kurz strich sie über das schon leicht abgegriffene Holz, ehe sie mit flinken Fingern eine kurze leichte Melodie spielte. Sie schien zu diesem Tag und zu diesem Ort zu passen, eine Melodie vom Meer und vom Wind. Zumal der Wind ihre Melodie über den Fluss trug, hinüber zu den Booten. Ein Matrose schien das Lied zu kennen, winkte ihnen kurz zu und stimmte dann mit rauer tiefer Stimme, während er sein Gefährt den Tiber hinunter lenkte.


    Mit großen Augen beobachtete sie schließlich wie ein kleiner Kahn direkt auf sie zuhielt und die Männer mit geübten Griffen, selbigen am Ufer befestigten. Ein Blick in Valerians Gesicht verriet ihr, dass dies wohl zu ihrem Ausflug gehörte. Sie ließ sich aufhelfen, verstaute dann das Instrument wieder, ehe sie zum Eigener trat.
    „Es freut mich dich kennen zu lernen, Pindarus!“ sie übernahm automatisch die vertraulichere Anrede. Neugierig betrachtete sie nun das Boot aus der Nähe, es war ein kleines Flussschiff, mit den beiden Matrosen und dem Eigener würde es recht eng werden auf dem begrenzten Platz, aber gleichzeitig auch gemütlich. Willig ließ sie sich schließlich auf das Boot führen, dabei warf sie Valerian einen fragenden Blick zu. Sie war sich ziemlich sicher, dass dies noch nicht alles war.


    „Ich denke, wir werden uns schon einigen…. Im Notfall schwimmt Valerian sicher neben dem Boot her!“ scherzte sie, ehe sie sich im Schatten des Segels nieder ließ.

  • "Ich schwimmen? Wer behauptet denn, daß ich so etwas kann?" Valerian schmunzelte und bestieg das Boot direkt hinter Calvena. Sie ließen sich auf den Plätzen nieder, die ihnen der Bootseigner zugewiesen hatte. Das Boot stellte sich als gar nicht so klein heraus. Die Männer jedenfalls schienen mit der Anwesenheit der Gäste keine Probleme zu haben. Schnell legten sie ab und zogen das Segel wieder auf. Der Wind blies beständig und aus günstiger Richtung, so daß sie bald wieder mitten auf dem Fluß segelten. Sie segelten unter der Brücke durch, über die sie gekommen waren, dann näherten sie sich der Tiberinsel mit dem Tempel des Aesculap und wieder fuhren sie unter einer Brücke hindurch.


    Derweil hatte Valerian den Korb entdeckt, den Pindarus nach seinen Wünschen besorgt hatte. Er entnahm ihm zwei Becher und einen Krug mit verdünntem Obstsaft. Er füllte die Becher und reichte einen davon an Calvena weiter. Dann nahm er auch noch ein Bündel hervor und entfaltete das Tuch. Süßes Gebäck war darin eingeschlagen. "Bitte, bedien Dich doch. Und sag mir, ob Dir meine Überraschung gefällt." Er strahlte sie an. Natürlich hatte er noch ein paar weitere Überraschungen parat, aber er wollte nicht alles auf einmal verraten.

  • So langsam legte sich ihre Aufregung und dieses wich einem guten Gefühl und der Vorfreude auf etwas Neues und unbekanntes. Rom hatte sie ja schon zu Fuß erkundet und nun lernte sie die Stadt von einer ganz anderen Seite kennen. Weiße Segel zogen an ihnen vorbei, ebenso wie Straßen, Plätze und beeindruckende Bauwerke. Vom Tiber aus, machte Rom einen ganz anderen Eindruck. Die Stadt schien nicht mehr nur Hecktisch und Laut und Schmutzig zu sein, sondern nun gemächlich, vor allem weil sie immer wieder Kinder am Ufer spielen sah oder alte Männer welche sich Geschichten aus ihrer Jugend erzählten. Einmal war sie sich ziemlich sicher, einen Greis hören zu sagen: „Früher war alles besser!“


    Staunend betrachtete sie die Tiberinsel und den Tempel, welcher sie überragte. „Ich hätte nie gedacht, das Rom so anders aussehen kann!“ meinte sie, als der Tempel ihren Blicken entschwand und sie unter einer weiteren Brücke hindurch tauchten.


    Valerain war für jede Menge Überraschungen gut, so zauberte er aus dem scheinbaren Nichts (Calvena hatte sich ihre Umgebung angesehen und nicht darauf geachtet, was ihr Begleiter tat), einen Korb mit Leckerein. Mit einem strahlenden Lächeln nahm sie ihm den Becher ab.
    „Du hast wirklich an alles gedacht! Machst du das Öfter? Oder nur für mich“ fragte sie.

  • Valerian strahlte. Es schien ihr wirklich zu gefallen. "Siehst Du dort das Marcellustheater? Warst Du je dort drin? Wenn nicht, mußt Du das unbedingt mal nachholen. Das Theater ist herrlich. Und am besten ist es, wenn sie eine Komödie bringen. Jedenfalls meiner Meinung nach. Und dort, schau, da kommt jetzt das Amphitheatrum Neronis in Sicht, leider etwas hinter Häusern verborgen." Er ließ sich ebenfalls einen Schluck Saft schmecken. "Selbstverständlich mache ich das nur für Dich", sagte er und blickte sie treuherzig an. Tatsächlich hatte er so eine Bootstour noch nie organisiert. Doch sie schien ein voller Erfolg zu werden. "Und der wievielte Bootsausflug ist das für Dich? Ich weiß wirklich nicht, ob ich eine geniale Idee hatte oder ob jeder zweite Römer ein Mädchen auf diese Weise verwöhnt."

  • Gemächlich zog Rom an ihnen vorbei und immer wieder zeigte Valerian ihr ein andere beeindruckendes Gebäude. „Im Theater war ich noch nicht drin. Solang bin ich leider noch nicht in Rom um bereits einmal alles gesehen zu haben!“ antwortete sie ihm, während sie versuchte vorzustellen, wie es wohl war einer Komödie zu lauschen. Bei nächster Gelegenheit, so nahm sie sich vor, würde sie einmal dort hin gehen, vielleicht ja in Begleitung von Valerian, sofern er sich einrichten ließ.
    Auch konnte sie einen kurzen Blick auf das Amphitheater werfen, welches sich über die Häuser erhob und ebenfalls ein eindrucksvolles Bauwerk war. So vieles war neu für sie und so langsam lernte sie die große Stadt schätzen. Sie wirkte nun nicht mehr ganz so beengend auf sie. Zwar konnte sie sich noch immer nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass so viele Menschen auf so engem Raum wohnten, aber Rom war schön.


    Calvena fühlte sich wirklich geschmeichelt, dass er sich diesen Ausflug nur für sie überlegt hatte und sich auch so viel Mühe gemacht hatte. „Also dies ist mein erster Bootsausflug!“ antwortete sie ihm. „Ich war zwar schon auf großen Schiffen um das Meer zu überqueren, aber solch einen Ausflug hab ich noch nicht erlebt!“ antwortete sie begeistert. „Deine Idee ist wundervoll… ich weiß ja nicht ob andere Männer auf solche eine Idee kommen würden, aber das spielt auch keine Rolle! Mir gefällt es!“ beteuerte sie mit einem strahlendem Lächeln. Valerian war wirklich für eine Überraschung gut. Als sie sich verabredet hatten, hatte sie sich vieles ausgemalt und vorgestellt, aber auf solch eine Idee wäre sie nicht gekommen.

  • "Dann solltest Du auf jeden Fall einen Theaterbesuch ins Auge fassen. Wir können ja später auf dem Heimweg mal schauen, was im Moment gegeben wird? Wenn Du möchtest?" Valerian wollte sich ihr nicht aufdrängen. Vielleicht sollte er erst einmal abwarten, wie der heutige Tag so verlief.


    Das Boot glitt langsam und gemächlich, da es gegen die Strömung kämpfen mußte, den Fluß hinauf. Langsam ließen sie die Stadt hinter sich. Das Wasser war hier deutlich sauberer als weiter flußabwärts und es dauerte nicht lange, bis sie die Reusen des Fischers erreichten. Sie wurden geleert, der Fang in vorbereitete Wasserfässer umgesiedelt und schon ging die Fahrt flußabwärts wieder los. Das Tempo war jetzt ungleich höher, doch hatten sie noch einmal die Gelegenheit, die Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Allerdings fuhren sie an ihrem Ausgangspunkt vorbei. "Schau dort ist das Forum Boarum mit dem Tempel des Herkules Victor. Und wenn Du da durch die Lücke guckst, siehst Du den Circus Maximus. Interessierst Du Dich für Wagenrennen? Oder eher nicht?" Das Boot zerschnitt die kleinen Wellen, die der Fluß bildete. Hier war das Wasser wieder ziemlich schmutzig, doch das störte irgendwie gar nicht. "Und da sind schon die großen Lagerhallen." Auch an ihnen glitten sie noch vorbei, verließen fast schon wieder die Stadt, als sie linken Flußufer bei einigen ärmlichen Hütten anlegten.


    Sie wurden von einer fülligen, etwas älteren Frau begrüßt, die ihre Hand hilfreich reichte, um Calvena vom Boot zu helfen. "Salvete, ich hoffe, ihr hattet eine schöne Fahrt? Das Essen ist auch fast fertig. Ach, ich vergaß ganz, mich vorzustellen. Ich bin Livia Paulina, die Ehefrau von diesem Nichtsnutz da." Sie deutete auf Pindarus und ihr Lachen zeigte, wie wenig ernst sie das meinte.

  • Noch einen kurzen Moment betrachtete sie das Amphitheater ehe es dann auch ihren Blick entschwand und weitere Bauwerke sich ihnen im Licht dieses Sommertages perfekt präsentierten.
    "Ein wundervoller Vorschlag! Hast du ein Lieblingsstück?" fragte sie nach, sie konnten zwar auch auf gut Glück einmal ins Theater gehen, aber wenn sie auf diese Weise noch etwas mehr über ihren Begleiter erfuhr, war sie sicherlich nicht verärgert darüber.


    Nach einer Weile ließen sie schließlich für kurze Zeit Rom hinter sich und ihnen bot sich eine wunderbare Sommerlandschaft, einige Felder erstrahlten in einem satten Golddton und dazwischen zeigten sich die roten Blüten von Mohn. Neugierig warf sie einen Blick in das nun saubere Wasser und deutete auf einen großen Fisch der bedächtig an ihnen vorbeiglitt. Schließlich wurde das Boot gewendet und ihr Weg führte sie zurück durch Rom, vorbei an den Gassen, Straßen und Plätzen die sie bereits bewundert hatte und vorbei an neuen großen Bauwerken. "Bei einem Wagenrennen war ich noch nie! Aber ich liebe Pferde. Mein Onkel hat mir eines geschenkt!" berichtete sie.


    Schließlich ließen sie Rom ein weiteres Mal hinter sich und landeten dann an einem kleinen wackligen Bootstieg mitten in einer bescheidenen Siedlung. Dankbar nahm Calvena die Hilfe an und kletterte an Land. "Es freut mich dich kennen zu lernen!" sagte sie. "Es war eine wunderbare Fahrt, dein Mann ist ein tüchtiger Seemann!"

  • "Ein Lieblingsstück? Nein, eigentlich nicht. So viele habe ich ja auch noch nicht gesehen. Aber ich sehe lieber Komödien als Dramen. Leider werden allerdings mehr Dramen gegeben. Ich weiß nicht, warum die so beliebt sind. Und was hast Du für Vorlieben?" Denn auch wenn sie hier das Theater noch nicht besucht hatte, hatte sie das sicher anderswo getan.


    Als sie wieder anlegte, begrüßte Valerian die Frau seines Freundes herzlich. "Salve, Paulina. Danke nochmal, daß wir heute bei euch mitessen dürfen." Natürlich hatte er Pindarus für all das großzügig entlohnt, doch trotzdem war es ja für die gute Frau eine zusätzliche Belastung.


    Die gutmütige Frau winkte ab und lachte. "Aber nicht doch. Darüber haben wir doch schon gesprochen. Also kommt und lernt die Familie kennen." Sie stellte sie alle vor. Vom alten Opa, bis zur kleinen Enkelin, die noch in Windeln lag. Gute 20 Personen gehörten hier zur Familie. Zwischen den Häusern war eine lange Tafel unter Sonnensegeln aufgebaut. Einige Platten mit Käse und Obst standen schon bereit, gerade wurden Körbe mit Brot dazugestellt und über einigen Kochfeuern wurde in Töpfen und Pfannen gerührt. Es duftete einfach herrlich. "Bitte, sucht euch doch schon mal Plätze, es geht gleich los", scheute Paulina die Gäste und die Familie zu Tisch.

  • „Eigentlich war ich bisher noch nicht im Theater.. es hat sich einfach nicht ergeben!“ antwortete sie ihm ehrlich. „Dafür waren wir zu viel auf Reisen und auch meist nicht lang genug an einem Ort um uns eine Theaterstück anzusehen!“ fügte sie hinzu. „Aber Komödien klingt gut… das Leben selbst ist ja oft genug ein Drama, da muss man diese ja nicht noch auf einer Bühne betrachten!“ lächelte sie.


    Begeistert betrachtete sie das bunte Treiben. Unter langen Sonnensegeln war ein großer Tisch aufgebaut, gedeckt mit schlichtem Geschirr und geschmückt mit einigen Sommerblumen. Kinder rannten lachend umher und kreischten vergnügt. Eine gewisse Sehnsucht erfasste sie, sie vermisste ihre Freunde, die ihre Familien gewesen waren. Seit ihrem Tode fühlte sie sich oftmals etwas einsam und allein, auch wenn ihre verwandten sich die größte Mühe gaben, ihr dieses Gefühl nicht zu vermitteln.


    Pauline schien sich von ganzen herzen zu freuen, sie als Gäste zu begrüßen und wenig später hatten sie auch die ganze Familie kennen gelernt. Der Großvater der munteren Familie, nahm sogleich Calvena in beschlag und erzählte ihr Anekdoten aus seiner Jugend und das er einmal ein Mädchen kennen gelernt hatte, das genauso hübsch war wie sie. Kurz warf sie Valerian einen lächelnd Blick zu. Ihre Augen strahlten, dieser Ausflug tat ihr nicht nur gut, sondern vermittelt ihr auch das Gefühl willkommen zu sein. Auffordernd zog der Alte, mit erstaunlicher Kraft und Entschlossenheit, Calvena neben sich und winkte Valerian zu, es ihnen gleich zu tun.


    „Weißt du, mein Junge!“ sagte er mit brüchiger Stimme, „an deiner Stelle würde ich das Mädchen nicht mehr gehen lasen. So jemanden wie sie, findest du nirgends!“ meinte er breit grinsend und entblößte dabei ein Gebiss mit einigen fehlenden Zähnen. Calvena wurde bei seinen Worten knallrot und wusste erst einmal nichts darauf zu erwidern.
    „Großvater!“ schalt ein Mädchen, etwa in ihrem Alter. „Siehst du nicht, dass du unsere Gäste in Verlegenheit bringst!“ lachte sie und schenkte ihnen Wein ein.


    „Das ist die Weisheit des Alters!“ erwiderte er schlicht und alle die dieses kurze Gespräch mit gehört hatten, lachten. Calvena verbarg ihre Verlegenheit und ein breites Grinsen kurz hinter ihrem Becher.

  • Valerian setzte sich schnell an Calvenas andere Seite, bevor ihm jemand den Platz streitig machen konnte. "He, spann mir aber nicht meine Freundin aus!", schimpfte er scherzhaft mit dem Alten, der es sichtlich genoß, eine schöne junge Frau an seiner Seite zu haben. "Wenn Du den Kaiser für mich überredest, daß ich heiraten darf?", lachte Valerian, als der Alte ihn aufforderte, Calvena auf keinen Fall gehen zu lassen. Er legte beruhigend seine Hand auf ihre und drückte sie leicht. Sie sollte sich nicht bedrängt fühlen.


    Nachdem Wein eingeschenkt worden war, wurden auch Platten mit gegrilltem und geräuchertem Fisch, gebratenen Flußkrebsen, allerlei Gemüsesorten und Schalen mit Soßen und Tunken gebracht und aufgetischt. Doch bevor mit dem Essen begonnen wurde, brachten die Frauen Schalen mit Wasser und Handtücher, damit sich alle noch einmal die Hände waschen konnten. Der Hausherr eröffnete dann feierlich die Tafel: "Greift zu und laßt es euch schmecken! Auf daß jeder satt werde!"

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