Spaziergang auf dem Quirinal

  • Heute war ich zum ersten Mal seit längerer Zeit spazieren. Gestern habe ich von Severa einen Welpen geschenkt bekommen
    und der kleine Hund brauchte etwas Bewegung und ich etwas Abwechslung. Meine neu erworbene Sklavin Tusca trug in einer
    Hand meinen Sonnenschirm und in der anderen einen Korb mit dem Welpen, der noch keinen Namen hatte ...


    Es war ein herrliches Wetter, warme Sonne, kein Wind, blauer Himmel. Und die Luft auf dem Quirinal war frisch und gesund.
    Schon bald erreichten wir die Horti Sallustiani und fanden eine Bank neben einem kleinen Brunnen. Ich setzte mich hin und
    die Sklavin stellte den Korb neben mir. Gerade wollte ich den kleinen Hund streicheln, als er aus dem Korb sprang und in den
    Büschen verschwand ... Die Sklavin versuchte ihn zu schnappen und verschwand auch gleich aus meiner Sicht... Die dichte
    und üppige Vegetation in diesem Park war wirklich bemerkenswert! Ich stand auf und schaute mich verzweifelt und hilflos um ...

  • Gemeinsam mit einem Trupp der Cohortes Urbanae schritt der frischgebackene Tribun durch den Horti Sallustiani. Marcus war bereits ziemlich gelangweilt und spürte seine leicht schmerzenden Füße. Ständig dieses hin und her und rauf und runter. Er hatte das Gefühl, dass sie bereits quer durch ganz Rom gelaufen waren und die Patrouille fand und fand einfach kein Ende. Die Männer waren das anscheinend gewohnt, doch der junge Decimer war an diesem heißen Tag bereits fast am Ende seiner Kräfte angelangt. Vielleicht konnte er den führenden Centurio ja überreden hier in den sallustischen Gärten eine kurze Pause einzulegen. Unter einem schattigen Baum oder einem groß gewachsenen Busch womöglich.


    Gerade als er seine Stimme erheben und Anweisungen geben wollte, hier halt zu machen, nahm er aus dem Augenwinkel eine Frauengestallt wahr, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Er ließ sich daher von seinem Vorhaben ablenken und sah in Richtung der Frau. Natürlich! Das war die Scriba aus der Schola. Die hatte er ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Doch warum sah sie so verdattert in Richtung der Büsche?


    Während er zu Clara sah, marschierten seine Männer unbeirrt weiter und merkten anscheinend gar nicht, dass sie ihren Tribunus verloren hatten. Naja. Eigentlich hatte ohnehin eher der Centurio das Kommando, als der junge Decimer. Er seufzte daher und beschloss kurzerhand die junge Frau zu begrüßen, statt seinem Trupp nachzulaufen. Bei dieser Hitze war laufen ohnehin unvorstellbar. So richtete er seine Rüstung zu Recht und schritt mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf Clara zu.


    "Salve!"

  • Ratlos und unbeweglich stand ich so eine Weile neben der Bank und starrte wie gebannt auf den dichten Busch. Aber
    es bewegte sich nichts und es war auch kein Laut zu hören.... Die zwei Wesen waren wie vom Erdboden verschluckt.
    Schließlich zuckte ich die Schultern und seufzte schwer.... Mir blieb nichts anderes übrig als abzuwarten und zu beten.
    Und es schien so, als ob meine Gebete endlich erhört wurden. Denn plötzlich vernahm ich ein metallenes Klirren und
    ein fröhliches "Salve" ....


    Langsam drehte ich mich um und erblickte einen jungen Offizier, der mich begrüßte. Einen Augenblick lang musterte
    ich seine Gestalt und betrachtete sein Gesicht. Der Mann kam mir irgendwie bekannt vor und nicht zuletzt die Art, wie
    er mich anlächelte könnte nur bedeuten, dass wir uns bereits kennen. Auf jeden Fall erwiderte ich sein breites Lächeln,
    während ich ihm dabei in die Augen sah: Und die Erinnerung kam wie ein Blitz ...


    "Decimus Flavus? Salve ... ich hätte Dich fast gar nicht erkannt in Deiner Uniform, ... bist Du jetzt bei der Armee?"

  • "Ja, ich diene gerade mein Tribunat bei der Cohortes Urbanae ab."


    Auch wenn sich Marcus sonst eigentlich nichts aus dem Militär oder seinem Dienst bei den Stadtkohorten machte, so war vor Clara plötzlich doch ein gewisser Stolz aus seiner Stimme zu hören. Der junge Mann war schließlich keineswegs auf den Kopf gefallen und hatte bereits mitbekommen, dass man mit einer Uniform die eine oder andere Frau beeindrucken konnte. Vielleicht war dies ja auch bei Clara der Fall.


    "Wie geht es dir Clara? Wir haben uns wohl aus den Augen verloren."


    Das er das Mädchen in Wahrheit einfach vergessen hatte, behielt er an dieser Stelle lieber für sich. Auch das er in der Zwischenzeit so manch Anderen schöne Augen gemacht hatte. Es lag eben in seiner Natur Frauen zu betören und er hatte in den meisten Fällen auch erfolg damit. Ein breites Lächeln trat in sein Gesicht und sein Kopf legte sich leicht zur Seite.

  • "Danke, Flavus, mir geht es gut, aber wie geht es Dir?...Oh ja, das haben wir wohl, um so mehr freue ich mich, Dich
    hier wieder zu sehen ..."


    Und es war nicht zu leugnen, ich war froh, ihn hier zu begegnen und hoffte, dass er mir helfen wird, den Hund und die
    Sklavin endlich zu finden, die beiden habe ich allerdings für einen Moment vergessen.


    Ein gewisser Stolz in Flavus Stimme entging mir nicht, als er über seinen Tribunat bei der Cohortes Urbanae sprach
    und ich nickte verständnisvoll


    "Oh, ich gratuliere Dir, Tribun, der Beschützer der Bürger von Rom ... und wie lange wird Dein Dienst da dauern?"


    Süß, wie er seinen Kopf leicht zur Seite neigte, seinem charmanten Auftreten völlig bewusst,... und dann erwiderte ich
    unwillkürlich sein breites Lächeln,


    "....Die Uniform steht Dir übrigens sehr gut, Marcus Flavus, ich bin beeindruckt!"


    meine Intuition sagte mir, dass er das hören wollte und ich warf ihm noch einen langen Blick dazu ...

  • "Mein Tribunt dauert 1 Jahr. Danach kann ich entscheiden ob ich es um eine weitere Periode fortsetze oder mich den Wahlen im Cursus Honorum stelle. Nach dem abgeleisteten Tribunat könnte ich als Quaestor kandidieren. Aber bis dahin habe ich noch genügend Zeit. Ich lasse es auf mich zukommen."


    Kaum hatte Marcus mit seiner Erklärung geendet, bekam er von Clara ein Kompliment, das ernst gemeint wirkte. Die Reaktion war, dass sein ohnehin schon breites Grinsen noch breiter wurde. Er fasste sich dabei an den Hinterkopf und strich kurz verlegen über sein Haar.


    "Oh…. Ich danke dir…… Ähm….. Du siehst heute auch sehr hübsch aus, Clara."


    Sein Blick musterte die junge Frau. Nicht zu eindringlich, jedoch lange und genau genug um daraus schließen zu lassen, dass Clara ihm gefiel. Er nahm seine Hand wieder vom Hinterkopf und zog seine Rüstung zu Recht.


    "Und du? Bist du noch Scriba in der Schola?"

  • Flavus Karriere schien sich hervorragend zu entwickeln. Dass er ein begabter und zielstrebiger junger Mann war, habe
    ich schon damals festgestellt, als er noch die Schola besuchte.


    "Oh, bei so vielen Möglichkeiten, ist es in der Tat nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen ...Was wäre Dir dann lieber,
    Decimus Flavus, Tribun zu bleiben, oder eine politische Karriere anzustreben?..."


    fragte ich hoch interessiert und lächelte dann ungezwungen, als ich merkte, dass ich Flavus mit meinem Kompliment ein
    wenig verlegen machte. Ich blickte zu ihm auf und je mehr ich ihn ansah, desto mehr spürte ich seine Anziehungskraft.
    Seine leichte Verlegenheit, sein breites Lächeln, seine Gestik - das kam mir alles sehr vertraut vor, als ob wir uns schon
    immer kannten.... Aber ich hielt diese impulsive Gemütsbewegung zurück, und als unsere Augen sich begegneten, hielt
    ich auch seinem, mich musternden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, stand.


    "... Ich danke Dir auch, Flavus ..., ja, ich bin immer noch Scriba in der Schola, aber nicht mehr lange ...",

  • "Ach. Um ehrlich zu sein habe ich da noch nicht weiter gedacht. Zuerst einmal muss ich mich in das Tribunat eingewöhnen. Es ist gar nicht so einfach, wenn man bisher keinerlei militärische Ausbildung genossen hat. Aber das wird schon noch. Ich bin mittlerweile auch Student an der Academia Militaris und habe bereits die beiden ersten großen Prüfungen positiv hinter mich gebracht. Ob ich bereits bei den nächsten Wahlen zur Quaestur antrete wird sich aber noch weisen."


    Als Clara erwähnte, dass sie ebenfalls an eine berufliche Veränderung dachte, wurde der junge Decimus neugierig. Es war ohnehin ungewöhnlich, dass eine junge Frau einer Arbeit nachging, anstatt einen stattlichen Mann zu heiraten und eine Familie zu gründen. Merkwürdiger Weise hoffte Marcus nun, dass sie nicht genau dies vorhatte und ihm nun davon berichten wollte, dass sie sich verlobt oder gar schon geheiratet hatte. Er ließ seinen Blick kurz prüfend über ihre Rundungen streifen. Schwanger sah sie zumindest auf den ersten Blick nicht aus. In der langen Zeit, die seit ihrem letzten Treffen hinter ihnen lag, konnte jedoch viel passiert sein. Dem wollte er nun auf den Grund gehen.


    "Achso? Was hast du denn vor?"

  • Mit großem Interesse verfolgte ich Flavus' ausführlichen Bericht über seine Erfolge an der Academia Militaris und über
    seine Pläne, eventuell als Quastor zu kandidieren... .,


    "Decimus Flavus, Du hast eine glänzende Zukunft vor Dir, und wenn Du Dich bei den nächsten Wahlen zur Quaestur
    stellen wirst, werde ich natürlich Dir meine Stimme geben ..."


    Und ein leichtes Lächeln flog über mein Gesicht. Nebenbei bemerkte ich aber, dass Flavus mich die ganze Zeit etwas
    merkwürdig ansah...Vielleicht habe ich meine Tunika schmutzig gemacht, als ich auf der Bank saß? Ich begutachtete
    mein leichtes sommerliches Gewand, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken und zuckte nur mit den Schultern,


    "Was ich vor habe? Nun, ich fahre bald nach Brundisium, dabei habe ich mich noch nicht entschlossen, ob ich meine
    Stelle kündige, oder einfach nur eine Auszeit beantragen soll,..., aber was ist, Flavus? Warum siehst Du mich so an?"

  • "Ich danke dir."


    Nach Brundisium? Warum gerade Brundisium? Clara bekam anscheinend mit, dass Marcus sie einen Moment lang anstarrte und sah an sich hinunter. Sofort ließ der junge Decimer seinen Blick wieder nach oben schweifen. Doch zu spät. Sie fragte, warum er sie ansah.


    "Ach nichts, nichts. Tut mir leid."


    Er setzte schnell ein Lächeln auf und versuchte das Gespräch wieder in Gang zu bringen bzw. dem Fauxpas zu entgehen. Doch was sagen? Er dachte kurz nach. Genau!


    "Ich habe nur gerade überlegt…… mein Vater sucht einen Scriba. Vielleicht könnte ich dich ihm vorstellen. Es ist eine sehr gut bezahlte Stelle. Also wenn du Interesse hast."

  • Also nichts ..., vermutlich habe ich es mir nur eingebildet!... Leicht berührte ich meine feine Frisur, aber die schien
    auch in Ordnung zu sein. Ich seufzte erleichtert und schenkte Flavus ein süßes Lächeln...


    "Es ist schon gut, Flavus, ich dachte, es stimmte vielleicht irgendetwas nicht an mir, als Du mich so angeschaut hast,
    denn bevor Du kamst, war ich auf der Suche nach meinem Hund und meiner Sklavin, die beiden verschwanden hier,
    in diesem dichten Busch, vielleicht kannst Du mir helfen und nachsehen, was da passiert ist? Wäre Dir sehr dankbar..."


    dabei schaute ich mich wieder um, von den beiden fehlte jede Spur.., die Sklavin war mir egal, aber den kleinen Hund
    wollte ich zurück haben. Dann vernahm ich wieder Flavus Stimme,


    "Ach, danke Dir, Flavus, es ist nett von Dir, aber ich bin mit meiner Stelle sehr zufrieden, und Scriba Logei ist etwas
    anderes als einfach nur Scriba, es geht mir darum, dass ich wegen meiner Gesundheit nach Brundisium muss ..."


    Über meine Krankheit wollte ich nicht erzählen, so gut kannten wir uns noch nicht... Und in diesem Moment hoffte ich
    nur noch auf Flavus Hilfe.

  • Nun klärte sich auch auf, warum Clara die ganze Zeit so wartend in Richtung der Büsche sah. Marcus war im ersten Moment zwar irritiert, hielt dann jedoch ebenfalls angestrengt Ausschau nach einer Sklavin samt kleinem Hund. Es blieb dem jungen Decimer wohl nichts anderes über, als nun selbst in den Busch zu kriechen und nach den Beiden zu suchen. Clara nun hier so stehen zu lassen, wäre wohl alles andere als nett gewesen.

    "Also gut. Kommst du mit?" fragte er lachend. Irgendwie war es zu komisch, diese ganze Situation. Vorsichtig drückte er einen Ast beiseite, der einen engen Weg frei gab.

  • Marcus war also bereit, mir zu helfen und in den Busch zu kriechen, um nach meinem Hund und meiner Sklavin zu
    suchen. Mittlerweile zweifelte ich daran, dass ich die beiden jemals wieder lebend sehen würde... Ich seufzte schwer
    und blickte den tapferen Mann an. Er nahm die ganze Sache durchaus ernst und lachte sogar dabei, was mich freute,
    obwohl mir nicht nach Lachen zumute war. Als Marcus mir dann angeboten hatte, ihn in den Busch zu folgen, musste
    ich doch kurz auflachen, allerdings etwas nervös,


    "Ohhh..., Du meinst doch nicht im Ernst, dass ich in diesen Loch kriechen soll und dabei meine Kleidung und, und ...
    und, vor allem meine Haare ruiniere ..., oder?..."

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