Das Kapeleion Archaon in neuer Pracht

  • Der reiche Schönling aus Piräus folgte dem Rat des Cleonymus, verabschiedete sich höflich bei dem jungen Mann und begab sich dann wieder zurück ins Speisezimmer, um das Bankett fortzusetzen.
    Der große, muskulöse Achillas folgte seinem Herrn unauffällig wie ein Schatten. Im Speisesaal angekommen orderte der Bursche noch schnell ein scharf gewürztes Schweineragout mit Pilzen und Weißbrot, dann lümmelte er sich wieder auf seine gut gepolsterte Kline und beobachtete grübelnd den Naurarchen, welcher immer noch unbekümmert und mit deutlich sichtbarem Genuss vor sich hinfutterte. Die Hühnerbrust war ausgegangen und schon gleich kam ein Diener mit einer neuen Silberplatte. Diesmal waren es junge, mit einer rafinierten Kräutermischung und Speck gefüllte Wachteln in einer delikaten Bratensoße, dazu mit zerlassener Butter übergossener Spargel und das wohl edelste Weißbrot welches in Alexandria für Geld zu haben war.


    Aristoxenus beobachtete grüblend den Naurarchen, dabei dachte er an das Angebot des Cleonymus und an den jungen Mann. Seinem Akzent nach zu urteilen musste er aus Attika stammen...Leandros verwunderte es ein wenig das er trotz seiner Jugend schon ein so hohes Amt wie das des Gymniasarchen bekleidete. Er musste in der Tat ein sehr fähiger Kopf sein.

    "Poseidon... Gott der Meere und Schutzherr meiner Familie...deinem Ruhme widme ich mein Leben!"

  • Cleonymus führte Nikolaos in die Haupthalle des Kapeleion, in der neben dem obligatorischen Wächter in traditioneller Hoplitenrüstung, ein Ägypter aus Rhakotis dessen Familie in Cleonymus Gunst stand der allerdings nicht in der Lage schien ein richtiges Handwerk zu erlernen, nur noch der Tresen aus edlem Holz stand von wo aus eine hübsche Griechin die neuen Gäste begrüßte. Nachdem sie einige Schritte den Gang hinaufgegangen waren, wandte sich Nikolaos mit einem politischen Thema an ihn und Cleonymus kam kurz ins Grübeln ...


    "Zuerst einmal werde ich deine Einladung gerne warnehmen, auch wenn ich dir gerne anbieten möchte, das Kapeleion zur Verfügung zu stellen!
    Des weiteren muss ich allerdings zugeben das ich mir noch keine großen Gedanken um eine neue Amtsperiode gemacht habe ... in letzter Zeit widme ich mich vorallem dem Geschäft, wie du dir sicher denken kannst."


    Das er auch mit dem Gedanken spielte eventuell nicht nochmal zu kandidieren verschwieg er vorerst, zuerst wollte er wissen was Nikolaos sich vorgestellt hatte ...

  • Zitat

    Original von Cleonymus
    Während Lycos den hof durchschreitet hört er ein Klopfen vom Haupttor und späht irritiert hinüber, eigenartig eigentlich sollte es offen sein, der Herr hatte verlangt das es zu den Spielen Tag und Nacht offen stand damit die Athlethen nicht plötzlich dachten sie seien nicht länger willkommen.
    Also überquert der junge Grieche in der schweren Hoplitenrüstung schnell den Hof und öffnet die Tür. Vor ihm ein junger hagerer Mann, er wirkt etwas ängstlich doch die Tafel in seiner Hand sagt: "Willkommener Gast" ...


    "Chaire, herzlich willkommen im Kapeleion Archaon, mein Name ist Lycos ich bin hier der Nachtwächter sei also unbesorgt! Mein Herr empfängt dich sicherlich in der Haupthalle, so wie die anderen Athleten und Künstler!"


    weiterhin freundlich lächelnd tritt der junge Grieche zur Seite und macht den Weg frei für den Künstler der irgendwie etwas eigenartig zu sein scheint, wenn gleich das auch nicht ungewöhnlich ist für die meisten Künstler ...



    Welch ein Schreck. Lycidas weicht zurück. Reißt die Augen auf. Schnappt nach Luft. Etwas schummrig wird ihm ausserdem. Blass sein Gesicht. Er sucht nach etwas um sich daran fest zu halten, stützt sich am Torbogen. Starrt voll Furcht auf den Krieger, der direkt der Sage entsprungen scheint. Gefährlich sieht er aus. Die freundlichen Worte dringen nur langsam zu Lycidas vor. Sein Herz pocht heftig.
    Doch es ist nur der Nachtwächter. Lycidas ärgert sich über seine eigene Schreckhaftigkeit!
    Noch immer misstrauisch setzt der junge Lyder einen Fuß über die Schwelle. Lycos? So ähnlich dem Klang des eigenen Namen. Das nimmt Lycidas als gutes Omen. Der andere Fuß folgt. Höflich neigt Lycidas den Kopf vor dem Wächter. Als Dank. Erwidert angespannt das Lächeln.


    Leichten Schrittes überquert er den Hof. Betritt das Hauptgebäude. Helle Lichter. Viele Stimmen. Durchschwirren den Raum. Eine verwirrende Vielfalt von Akzenten dringt an Lycidas Ohren. Einige der Gäste erkennt er wieder. Vom Wettstreit. Zögerlich macht Lycidas drei Schritte in den Raum hinein. Verharrt, das linke Bein als Standbein, das Spielbein in anmutiger Verschämtheit nur leicht angehoben. Eine Frau mit Wein und Bechern eilt an ihn vorüber. Köstlich ist der Duft der Speisen. Lässt Lycidas Magen knurren. Ein disharmonisches Geräusch.
    Mit den Augen sucht der Jüngling auszumachen, wer hier das Sagen hat. Als erfahrener Sklave fällt es ihm nicht schwer, die feinen Signale der Hierarchie zu erkennen und zu deuten. Der große Schwarzbärtige scheint der Herr dieses Gasthauses zu sein.
    Unaufdringlich tritt Lycidas näher. Das Steintäfelchen noch immer in den Händen. Er will nicht stören. Wartet einen Augenblick ab, in dem der Herr disponiert erscheint. Sodann tritt er vor ihn, und verneigt sich respektvoll. Erweist dem Gastgeber anmutig seine Referenz.

  • Cleonymus war gerade dabei die Athlethen und Künstler in ihre Gemächer zu verabschieden und wiederholt freut er sich das die Spartiaten nicht ihre ganze Trinkfetigkeit unter Bewis stellen wollen, denn auch so erscheinen sie ihm bereits unerträglich. Die Diener und Köche sind derweil noch eifrig am arbeiten, denn immernoch treffen vereinzelt, oder in kleinen Gruppen, Athleten und Künstler ein, die natürlich auch verköstigt werden wollen ...


    Als er gerade mit Wohlwollen beobachtet wie die Gruppen aus Athen und Sparta sich böse Blicke zuwarfen, trat ein zunächst unscheinbarer Jüngling vor ihn und verenigte sich anmutig, als er sich erhob wusste Cleonymus sofort um wen es sich handelte, der Jüngling war ihm heute schon oft beschrieben worden, jedesmal wenn Cleonymus jemanden gebeten hatte ihm über den Wettstreit der Dichter und Musiker zu berichten ...


    "Ah herzlich willkommen im Kapeleion Archaon ... du musst Lycidas sein, von deinen instrumentalen Fähigkeiten ist mir heute schon oft vorgeschwärmt worden! Sicherlich bist du hungrig, nimm Platz ich lasse die Köche etwas für dih zubereiten!"


    Während Cleonymus den Jüngling zu einem Platz direkt neben seinem eigenen führte und sich dann ebenfalls setzte, gab er Zeichen an die Küche und Köche begannen ein Menü für den Mann zu zaubern wie es vor ihm wahrscheinlich noch nicht viele gewöhnliche Sterbliche gegessen hatten ...

  • "Nicht doch, werter Cleonymus, du bringst mich in Verlegenheit. Ich kann mich doch nicht Gastgeber nennen, und dann dir die Gastgeberpflichten übertragen. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, kann es aber nicht annehmen. Umso mehr freue ich mich jedoch darauf, bei der Einweihungsfeier dein Gast zu sein."


    Cleonymus Vorliebe für kriegerische Auftritte schien sich auf das Personal des Wirtshauses übertragen zu haben. Etwas exzentrisch fand Nikolaos auch, dass sein Freund und Helfer für so etwas Ordinäres wie einen Schanktisch edelstes Schwarzholz verwendete. Und als Schankmädchen schöne Frauen.


    "Ja, die Geschäfte, sie beanspruchen einen sehr. Nichtsdestotrotz bedarf auch die Polis deiner gütigen Führung und Unterstützung. Ich nämlich gedenke nicht, in der nächsten Prytanie ein Amt zu übernehmen."



  • Maßloses Erstaunen zeichnet sich auf Lycidas Zügen ab. Der Herr des Gasthauses nennt ihn beim Namen! Die Überraschung weicht dem Ansturm einer großen Freude. Man hat lobend von ihm gesprochen. Zum ersten Mal an diesem langen Tag lächelt der junge Musiker von Herzen – nicht nur weil ihm die Worte schmeicheln. Es ist der Gedanke, bisweilen mit der Lyra die Kluft überbrücken zu können, die ihn von der Welt der Sprechenden trennt, der Lycidas glücklich macht.
    Nur während eines kurzen Augenblickes tritt diese Freude offen zutage. Dann verschließt Lycidas sie in seinem Inneren wie einen geheimen Schatz.


    Er nickt. Ja, er ist hungring. Mit einem weiteren Neigen des Kopfes sucht er seinen Dank gegenüber dem Gastgeber auszudrücken. Folgt ihm still zum gewiesenen Platz, und hofft, dass der Schwarzbärtige ihn nicht für unhöflich hält. Zuerst löst Lycidas den Riemen des Lyrakastens, nimmt diesen vom Rücken und stellt ihn sacht neben sich auf der Bank ab. Sodann legt er sein Himation ab, und lässt sich nieder.
    Die Ehre, die der Herr ihm erweist, macht ihn beklommen. Was wenn der Mann Konversation betreiben will? Was wenn er erkennt, dass sein Gast ein Sklave ist? Der geschlossene Reif, den Lycidas um den Hals trägt, ist von funkelndem Gold und Aquamarin, und kann gut als Schmuck gelten, doch man weiß nie. Gerade die vermeintliche Jovialität des Mannes macht Lycidas nervös. Er hat die Erfahrung gemacht, dass dies allzuschnell ins Gegenteil umschlagen kann. Lycidas versichert sich selbst, dass er, was seinen Stand angeht, nicht gelogen hat. Es hat ihn nur niemand danach gefragt! Doch er fühlt sich als Hochstapler. Lieber als dieser Ehrenplatz wäre ihm ein Schemel in der Ecke. Fernab der Blicke und des Interesses.


    Verlegen streicht er sich das Haar hinters Ohr. Sitzt mit kerzengeradem Rücken. Die Hände gefaltet. Kurz huscht sein Blick zum Gastgeber, dann über die Gäste hinweg. Haftet auf einem ungeschlachten Athleten, welcher Lycidas überaus abstossend dünkt. Muskelbepackt ist der Torso. Platt die Nase. Verquollen die Ohren. Wie Kohl. Der Mann trinkt Wein und brüstet sich gegenüber seinen Gefährten mit seiner Leistung beim Pankration. So häßlich! So grob. Lycidas schaudert. Auf der Insel befand er sich nahezu ausschließlich in Gesellschaft schöner Menschen. Und lediglich die Grausamkeiten seines Herrn störten die ästhetische Ausgewogenheit der Umgebung. Einen Moment lang sehnt der verzärtelte Jüngling sich schmerzlich zurück. Hier in der Außenwelt gibt es so viel Unschönes. Selbst in diesem noblen Gästehaus. Pikiert sieht er wie der Athlet sich beim Trinken mit Wein befleckt. Als der Mann den Kopf in seine Richtung wendet, schlägt Lycidas schnell die Augen nieder.
    Eine Dienerin stellt eine Platte mit exquisiten Vorspeisen auf den Tisch. Der Duft ist verführerisch. Lycidas läuft das Wasser im Mund zusammen. Doch er wagt es nicht zuzugreifen.

  • Cleonymus lächelt den Jüngling auffordernd an und deutet auf das Essen ...


    "Ist für dich! Greif ruhig zu!"


    Etwas seltsam erscheint es Cleonymus schon das der junge Mann nicht spricht, aber als Kind des Elendsvirtels kennt Cleonymus viele nur allzu menschliche Schwächen und die Stummen sind bei weitem noch zu beneiden wenn man in Rhakotis aufwächst ... das Halsband des Jünglings bestätigt Cleonymus Verdacht, er war ein Sklave aus gutem Hause, verwunderlich das ein solcher Schatz ungeschützt durch die Straßen Alexandrias wanderte ...


    "Mach dir keine Sorgen wegen deinem Halsband, hier sind wir heute alle Athleten und Künstler ... keine Herren, keine Sklaven!"


    Cleonymus überlegte kurz ob er sich den Streit mit einem reichen Römer leisten konnte und entschied sich dagegen ... allerdings entschied er sich dafür das er sich den Streit mit einem reichen Römer leisten wollte ... ein Sklave wie dieser hier war einiges Wert und wenn er für seine Freiheit ein paar mal die Woche hier Lyra spielte so war das für Cleonymus ein angemessener Handel ...

  • Keine Herren, keine Sklaven.
    Dieses Konzept ist Lycidas fremd. Fremder als fremd. Er scheint an einen Exzentriker sondergleichen geraten zu sein. Sein Misstrauen wächst. Soviel Freundlichkeit kann nicht echt sein. Schwarzbart hat seinen Stand erkannt, und geht doch einfach so darüber hinweg? Nein. Unmöglich. Schwarzbart wird etwas im Schilde führen. Der Sklave lächelt zart, nickt unterwürfig. Greift nach den Speisen. Nichts kündet von seinem Argwohn.
    Es mundet Lycidas. Ganz vortrefflich. Doch die Hemmung, mit einem Höhergestellten zu speisen, sie lässt sich nicht abschütteln. Er nimmt nur kleine Bissen. Erst als zwei der Athleten aneinander geraten, harte Worte austauschen, dann Schläge, als darum niemand mehr auf ihn achtet, da schlingt der hungrige kleine Sklave das Essen nur so in sich hinein. Jenen Moment der Unruhe nutzt er zudem, um sich im Schlepptau einer Gruppe anderer Musiker schnell zurückzuziehen. Bevor der unheimliche Gastgeber sich wieder ihm zuwenden kann.


    In einem der Gästezimmer verbringt Lycidas die Nacht. Wälzt sich hin und her. Gequält von der Furcht. Irritiert durch die unvertraute Umgebung. Belästigt durch das Schnarchen eines beleibten Sängers. Bevor der Morgen graut, ist er bereits erwacht. Nimmt seine Sachen und stiehlt sich aus dem Gasthaus. Die Morgenluft ist klar. Kühl. Blass. Es zieht Lycidas meerwärts....

  • Es ist kurz nach Mittag als Cleonymus die Tür zu Lycidas Zimmer öffnet um nach dem Jüngling zu sehen, die meisten der anderen Athlethen waren schon längst wieder auf den Beinen und einige hatten auch schon das Kapeleion verlassen, doch für keinen interessierte sich Cleonymus so wie für diesen einen ... er war etwas besonderes, ein stummer Musiker und doch einer von bewundernswertem Talent.
    Cleonymus hatte ein spezielles Gespür für Talente und er nahm sie mit Freuden in sein Gefolge auf, sofern er Gelegenheit dazu bekam ...


    "Verdammt!


    Zornig warf der Ägypter eine Vase auf den Boden, der Jüngling war weg, das Talent war ihm durch die Finger geflutscht und das passte ihm ganz und gar nicht ...

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