Aufwartung der Klienten

  • Still lächelnd registrierte der Bithynier Cimons Schulterzucken. „Kein Problem, Cimon. Du hast schlicht in eine andere Richtung gedacht als ich.“ Wieder war Phaeneas‘ Stimme fast sanft. „Was hast du in Mantua gearbeitet?“
    Bestätigend nickte er auf des aurelischen Sklaven Kommentar: „Na ja, im Notfall lässt es sich aushalten. Aber dazu muss man noch einrechnen, dass Mogontiacum ja urbanisiert war, von teilweise germanischer Architektur abgesehen also relativ römisch war! Das restliche Germania besteht mehr oder minder nur aus Dörfern und Wald.“ Ein paar Klischées musste man schier auch nach einer Reise noch beibehalten.
    Dann wurden auch Cimons Augen für einen Moment düster. Was er dabei dachte, blieb sein Geheimnis.
    „Pass auf, dass du nicht enttäuscht wirst“, war alles, was Phaeneas auf die Worte seines Gesprächspartners sagen konnte. „Das Schicksal ist launisch. Ehe du dich versiehst, landest du wieder im Wirtschaftstrakt eines Hauses, wo du von einem Sklavenaufseher unbarmherzig angetrieben wirst.“
    Die Pausen in Cimons Worten wurden häufiger. Je konkreter ihr Gespräch sich entwickelte, desto unsicherer schien er zu werden.
    Ah, den aurelischen Sklaven verlangte es nach Geltung vor seinem Herrn und fürchtete durch die neu aufgetretene Konkurrenz darum. „Du bist seltsam, Cimon“, sagte Phaeneas, in vorsichtig zurückhaltendem Tonfall, zugleich aber versuchend, es scherzhaft klingend zu lassen. „Einerseits wäre es dir lieber etwas anderes zu tun, als um deinen Herrn zu sein, und andererseits fehlt es dir, wenn er dich nicht braucht.“
    Dann fügte er etwas leiser hinzu und sah Cimon dabei an: „Pflicht ist immer ein Privileg. Denn solang du etwas tun kannst, bist du nicht überflüssig.“
    Phaeneas folgte Cimons Blick durch den Raum. Als sich ihm dessen Gesicht wieder zuwandte, erhellten sich seine Augen ein weiteres Mal.
    „Bist du unfrei geboren?“, fragte der Bithynier dann prüfend. „Ein Sklavenhaushalt bietet schließlich unendliche Möglichkeiten, so etwas zu üben. Wenn ich es nicht könnte, würde es schon längst ganz anders um mich stehen. Halt dir immer vor Augen, dass dir die Anhimmelei anderer letzten Endes nichts nützt. Der einzige, der dir helfen kann, bist du. Deshalb sei dir ewig treu und bemüh dich lieber um Bewunderung von dir selbst.“
    ‚Wenn du mich nun schließlich schroff zurückweisen würdest, würde ich es auch aushalten.‘ Ein bitterer Gedanke. Aushalten müssen ...


    Cimons bescheidener Weinkonsum fand zusätzlich Sympathie vor Phaeneas‘ Augen. Bewies es doch, dass Cimon kein Säufer war. Die Schlucke des Bithyniers dagegen waren großzügiger, er hatte ja das Getränk zusätzlich mit Wasser gestreckt und damit jegliche Gefährdung, die von Wein ausging, von vornherein unterbunden. Ein weiteres Lächeln ging zu Cimon hinüber.

  • Das Phaeneas ihm seine etwas falsche Ausdrucksweise verzieh, rechnete er diesem hoch an. Aber die folgende Frage ließ Cimon eher nachdenklich zurück. Wie sollte er dies nur beschreiben? Seine Tätigkeiten in Mantua waren wirklich nichts besonderes gewesen. Obwohl... im gegensatz zu vorher war es etwas ganz besonderes.


    "In Mantua war ich auch nicht mehr als der Sklave meines Herren. ich durfte mich um sein Pferd kümmern, es reiten und seine Ausrüstung pflegen. Aber vorallem erlaubte er mir mit einem anderen Sklaven das Kämpfen zu üben."


    Nun wirkte er wieder sehr stolz. Es war ein schönes Gefühl zu merken wie sehr einem vertraut wurde. Auch die weitere Beschreibung des wilden Germaniens konnte ihn da nicht verschrecken. Aufmerksam hörte er zu..wer wusste schon wohin es als nächstes ging? Außer sein Herr natürlich.
    Er sollte darauf achten nicht enttäuscht zu werden? Das war ein wirklich wertvoller Rat. Über diese Möglichkeit hatte Cimon noch gar nicht nachgedacht. Noch dachte er darüber nach was Phaeneas alles gesagt hatte, um etwas gutes zu erwiedern, als dieser meinte der Nubier sei seltsam. Ein schiefes Grinsen zeigte sich kurz auf seinen Lippen. Mann hatte ihn bereits vieles genannt, aber noch nie seltsam. Dabei hörte es sich nicht mal schlecht an.


    "Ich glaube du hast mich durchschaut, Phaeneas. Und dabei versuche ich es doch immer zu verbergen. Nein, ehrlich...ich denke du hast es richtig erkannt..ich..ja, ich möchte einfach nicht überflüssig werden."


    Wie merkwürdig es war, so ehrlich zu sein. Aber es tat auch gut und zeigte dem Nubier mal eine Sicht auf die Dinge, die er sonst nicht sah. Dafür war er wirklich dankbar, was seine Augen mehr zeigten als der Rest an ihm.
    Zuerst diese Frage, die ihn niederblicken ließ und dann Worte, die ihn aufmunterten. Langsam sah er wieder auf und man würde ihm sicher deutlich ansehen können wie es in ihm arbeitete.


    "Ja, ich bin unfrei geboren, das hast du ganz richtig erkannt. ... Ja, mir selbst helfen... ich werde wohl schwer daran arbeiten müssen, mir selbst treu zu sein. Doch wenn nicht bei diesem Herren, dann nie. ...


    Darf ich dich fragen ob du frei geboren bist?"


    Immer weniger unsichere Pausen und eine fester werdene Stimme mochte zeigen das Cimon seine Ruhe sowie diese unglaubliche Gedult wiedergefunden haben mochte. Neugier stand in seinen Worten. In letzter Zeit hatte Cimon verblüffend viele Menschen kennengelernt, die frei geboren und doch nun Sklaven waren. Noch glaubte er nicht sich selbst bewundern zu können, oder Stolz für jemanden anderen als seinen Herren zu verspüren...obwohl die Worte seiner Mutter in letzter Zeit immer heufiger wieder in seine Gedanken kamen.


    Das Lächeln seines Gegenübers beantwortete Cimon mit einem nur wenig größeren Schluck des verdünnten Weines. Nur so viel um zu zeigen, wie wohl er sich fühlte. Doch nicht so viel um nachhaltige Folgen zu verursachen. Es war unglaublich wie ruhig und mit welcher Leichtigkeit Phaeneas den Wein genoss. Wusste der Nubier ja nicht, das dieser seinen Wein um so mehr verdünnt hatte.

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    Einmal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • Ja, das war wirklich ganz anders, als seinem Herrn hinterherzulaufen. „Ach, du kannst reiten?“
    Kämpfen. Dieses Wort schließlich hallte in Phaeneas‘ Kopf wieder. Ja, natürlich, wofür sollten Cimons Muskeln sonst gut sein? Und wodurch erhielt man so einen Körper? Durch Übung. Eine vollkommen logische und dementsprechend legitime Sache. Aus handfesten Streitereien hatte Phaeneas sich seit jeher herausgehalten, allein schon, weil er den Kürzeren ziehen würde. Es reichte für den Alltag, aber für Handgreiflichkeiten war er schlicht nicht stark genug. Und der Bithynier hatte nie den Ehrgeiz gehabt, sich einen kräftigen Körper anzutrainieren – weil einen Sklaven Muskeln letzten Endes nicht schützten. Es schützte einzig und allein die Gnade des Schicksals. Und Phaeneas hatte oft genug gelernt, von anderen demonstriert bekommen, wie schwach, wie hilflos er war. Sich Kraft in die Arme zu trainieren und sich somit der Illusion hinzugeben, stark zu sein, erschiene ihm nur wie Spott auf sich selbst. Stattdessen hatte er oft mit der Kraft anderer Erfahrung gemacht und diese Erinnerungen weckte das Wort ‚kämpfen‘ in ihm. Und genau diese Erinnerungen mit Cimon zu vereinen, fiel ihm – glücklicherweise – unglaublich schwer und ließ ihn etwas verwirrt zurück.
    Cimons schiefes Grinsen wiederum beruhigte Phaeneas, nicht jeder vertrug schließlich Kritik und eben das waren seine Worte ja in gewisser Weise gewesen. Ein amüsiertes Schmunzeln war letzten Endes Phaeneas‘ Erwiderung. „Hab ich’s mir doch gedacht.“
    Trotz allem wurde er das Gefühl nicht los, Cimon - durch seinen vernichtenden Kommentar auf dessen Freude in Anbetracht der Möglichkeit zum Aufstieg – verunsichert zu haben; was Phaeneas leid täte, sähe er den Aurelischen doch lieber in ungezwungener Manier und nicht irritiert. Aber gerade weil ihm an Cimons seelischer Unversehrtheit lag, ging er weiter auf das Thema, auf des Schwarzen Ehrgeiz ein: „Und es ist ein durchaus gutes Bestreben, absolut angemessen für einen Sklaven und du selbst wirst es dir danken – wenn du dich nur nicht zu sehr und zu blind der Hoffnung hingibst. Die Hoffnung eines Unfreien ist schnell enttäuscht.“
    Als er jedoch in Cimons Augen blickte, dort die Dankbarkeit las, war er erleichtert, bedeutete es doch, sich nicht an seinem Seelenfrieden schuldig gemacht zu haben. Es befremdete ihn allerdings, dass der andere Sklave plötzlich die Augen niederschlug, während der Bithynier sprach. Seinen Blick, sobald er den Kopf wieder hob, konnte Phaeneas nicht so recht deuten. Geduldig lauschte er dann dem, was Cimon vorbrachte. Als der die Sprache auf seinen Herrn brachte, musste der Lucian’sche Leibsklave kurz auflächeln. „Ja, das kenne ich, wie es ist, einen guten Herrn zu haben.“
    Ein weiteres Mal begann sein Gegenüber eine Frage mit ‚Darf ich ... ?‘, sodass Phaeneas nur noch einmal wiederholte: „Natürlich darfst du. Nein, ich bin nicht frei geboren. Genauso wie du bin ich seit jeher Sklave und“ – ein leicht melancholischen Lächeln erschien in seinem Gesicht – „am Rande erwähnt hat mein Leben genau hier in der ewigen Stadt begonnen.“ Welch ein Zufall, stellte der Bithynier für sich ironisch fest – ihm lag nicht viel an Orten.

  • Die Frage ob er reiten könne beantwortete Cimon mit einem Lächeln sowie einem bestätigenden Nicken. Den Stolz den der Nubier deswegen in sich spürte konnte man durchaus sehen. Seine Gedanken gingen ebenso in die Ferne wie die seines Gesprächspartners. Nur das er ein wenig angenehmere Bilder sah. Die Zeit in Mantua hatte ihm wirklich gut getan. Es kam einer Salbung des geschlagenen Herzens nahe. Zwar glaubte Cimon zu erkennen das Phaeneas über irgendetwas sehr stark nachdachte, doch der Nubier fand weder die Gelegenheit noch den Mut danach zu fragen. Wollte er doch dieses im Vergleich eher unbeschwerte Gespräch nicht unnötig belasten.Als es dann erneut um Cimons Hoffnungen ging glaubte der Nubier genau zu erkennen, das Phaeneas es nur gut mit ihm meinte und war ihm vom tiefsten Herzen her dankbar. Es gaschah nicht oft das sich jemand Gedanken um Cimon machte. Um ihm zu zeigen, das er es durchaus verstand, lächelte er und sah ihm direkt in die Augen. Cimon nickte dabei langsam und mann mochte nun die Ehrlichkeit in seinen Augen erkennen, die seine Worte begleitete.


    "Ich weiß was du meinst. Und ich versichere dir das meine Hoffnungen nicht unbegründet sind. Aber ich werde an deine Worte denken, sollte ich einmal den Dingen zu euphorisch gegenüber treten."


    Phaeneas schien genau zu wissen wovon er redete und Cimon wollte dies nicht ohne Würdigung lassen. Doch offenbar hatten sie beide die Erfahrung eines guten Herren gemacht. Dies sorgte dafür das Cimon einen kurzen Blick zu ihrer beider Herren warf und den Göttern für das Glück dankte, das Cimon und Phaeneas wohl wiederfahren war.
    Dann bemerkte der Nubier aber an der Antwort seines Gegenüber das er schon wieder gefragt hatte und schlug sich selber geistig vor die Stirn.


    "Also haben wir beide wohl großes Glück erfahren. Verzeih, ich habe anscheinent vergessen, das ich nicht zu fragen habe. Dich verbindet viel mit dieser Stadt, oder? Es scheint das es dich teils sogar bedrückt. Ich möchte keinesfalls unhöflich erscheinen, doch es bestrebt mir eher dein Lächeln zu sehen, als dich in Schwermut zu wissen."


    Cimon war es nicht gewohnt solch ausgefeilte Sätze zusammenzusetzen, doch er kannte durch die vielen Schriften die er gelesen hatte durchaus auch mehr Worte und Satzbauten, als er dies normalerweise zu nutzen pflegte. In Phaeneas' Gegenwart war er immer mehr darin bestrebt sein Wissen auch zu gebrauchen, da er meinte zu wissen das es nicht negativ auffallen mochte. Ein Lächeln und das heben des Bechers mochten anzeigen das Cimon es nicht übel nehemn würde, sollte Phaeneas lieber nicht darüber reden wollen oder den Nubier zurechtweisen, das er etwas falsch erkannt haben könnte.

  • „Wann hast du reiten gelernt?“, wollte Phaeneas weiter wissen. Sichtlich interessierte ihn dieser Bereich mehr als das Übrige, was der aurelische Sklave über seine Aufgaben in Mantua erzählt hatte.


    Auf Cimons Versicherung hin nickte er ebenfalls nur und schloss damit das Thema ab, indem er den Augen vertraute, die ihn anblickten und lächelten.
    Schließlich kam es auch nicht oft vor, dass der Lucian’sche Leibsklave sich Sorgen darum machte, welche Wirkung seine Worte auf andere haben konnten. Üblicherweise sagte er nur das, was er für richtig hielt (inhaltlich und sklaven-technisch), und wenn jemand damit nicht klar kam, war es dessen eigenes Problem – und nicht Phaeneas‘. Wer interessierte sich schließlich schon für ihn und wen kümmerte, was seine Worte in dem Bithynier auslösten?
    „Großes Glück? Ja, für den Moment schon. Wer weiß, wie lang ...“ Wieder klang seine Stimme leicht schwermütig. Als Cimon betonte, dass ihm Phaeneas lächelnd lieber war als melancholisch, musste er prompt lächeln. Es zauberte sich einfach auf sein Gesicht, seine Lippen, in seine Augen, deren dunkle Farbe sich in ein warmes Braun verwandelte.
    Die gewählte Sprache des aurelischen Sklaven fiel ihm natürlich auf und der Bithynier liebte es, sich gepflegt zu unterhalten. Nicht vieles mochte er so ausdrücklich, aber ein niveauvolles Gespräch zählte definitiv dazu. Doch was sich noch stärker ins Bewusstsein des vinicischen Sklaven einprägte, war: Cimon war so nett! Hatte er je jemanden getroffen, der so rücksichtsvoll mit anderen umging?
    Genau das war auch der Grund, warum er keine Bedenken hatte, ihm reinen Wein einzuschenken: „Na ja, manche reden vom strahlenden Rom, dem Mittelpunkt der Welt, dort, wo Leben ist, und ich wette mit dir, unsre beiden Herrn sind der Meinung, dass Rom der einzige Ort ist, an dem es sich leben lässt. Andererseits ist Rom eng und stickig und schmutzig und voller Gesindel. Ich war an so vielen Orten, zuletzt sogar in Germania – irgendwann läuft es sich auf’s gleiche hinaus, wo man sich gerade befindet.“ Er verschwieg, dass er lieber dauerhaft irgendwo bleiben würde, irgendwo hingehören, einen festen Platz haben – nicht ständig etwas neues. „Rom ist dafür das perfekte Abbild: immer wieder bin ich hierher gekommen, es steht fast schon symbolisch für die ewige Veränderung, der das Leben unterworfen ist.“ Für das Schicksal, das laut Phaeneas die Welt regierte.

  • Erfreut antwortete Cimon auf die Frage wann er denn Reiten gelernt hatte, denn er war es nicht besonders gewohnt das sich jemand so sehr für ihn interessierte. Hinzu kam, das ihm die Gesellschaft zunehmend angenehm erschien. So fiel es ihm immer schwerer zwischendurch mal eine ernstere Mine aufzusetzen. Dabei war dies doch sein Schutz... dieser Ausdruck der immer auch etwas Abstand zeigte... aber brauchte, wollte er diesen nun überhaupt? Nein, der Nubier empfand es nicht als besonders empfehlenswert, dies nun erzwingen zu wolen.


    "In jungen Jahren habe ich es bereits lernen dürfen. Mein früherer Herr, Atonis, bestand darauf das ich es gut kann. Aber ich habe noch so einiges von Bashir, in Mantua, lernen dürfen. Als Pather versteht er die Pferde auf ganz besondere Weise. Es war mir wirklich eine Ehre von ihm etwas zu lernen."


    Seine Augen zeigten deutlich welche Ehre er meinte und wie stolz er auf diese wenigen Momente des einfachen Glückes, seines Lebens war. Doch die Einschränkung in Phaeneas' Worten machten ihn kurz nachdenklich. Wer wusste wie lang noch...? Fragend sah Cimon seinen Gegenüber an. Aber das Lächeln was er sah beruhigte ihn. Wieder konnte er nicht anders als es zu erwiedern. Ehrlichkeit tat manchmal sehr gut, wie der Nubier in letzter Zeit ab und an herausfinden durfte.


    Die Worte über Rom sowie der Vergleich mit Mogontiacum ließen Cimon innehalten und kurz tief durchatmen. Er dachte an das was er bis jetzt von der Stadt gesehen hatte. Wirklich gefallen würde ihm die Stadt sicher niemals. Langsam nickte er nachdenklich. Es schien das er sich wirklich auf einige Gefahren einstellen musste.


    "Vieleicht denken unser beider Herren so, da sie diese Stadt als ihre Heimat ansehen. Ich muss aber zugeben das es mir auch nicht besonders gefällt. Sicher sollte ich besonders darauf achten, das solches Gesindel nicht zu nahe an meinen Herren kommt.
    Ich entnehme deinen Worten das die Ferne stehts besser war als diese Stadt. Meine Ferne war nie so gut, das ich soetwas sagen könnte. Allerdings muss ich sagen das Mantua eine positive Ausnahme bildete."


    Was Phaeneas über die Veränderung des Lebens sagte erinnerte Cimon an eine Schrift die er einst gelesen hatte. Doch er konnte sich nicht mehr so genau an den Autor erinnern. Viel zu heimlich, versteckt und unter Angst hatte er es gelesen. Doch Verständnis stand in seinen Augen.


    "Veränderungen begleiten unser Leben. Stetig an der Seite von wenigen festen Dingen, die aber wie Steine schwer auf dem Herzen liegen können."


    Cimon war sich nicht sicher ob es ein guter Moment war diese Gedanken auszusprechen. Sie lagen ihm einfach auf der Zunge. Da er Phaeneas als angenehmen Gesprächspartner ansah, glaubte er nicht, dass dieser es negativ aufnehmen würde. Oder zumindest hoffte er dies.

  • In jungen Jahren ... Das hörte sich so an, als wäre es Cimon vergönnt gewesen, lange Zeit bei diesem einen Herrn, Atonis, verbringen zu düfen. So etwas wie Neid stieg in Phaeneas auf. Was seinen Augen einen leicht sehnsuchtsvollen Schimmer gab.
    Zugleich begrüßte der Bithynier es natürlich, dass die Erinnerung des aurelischen Sklaven wirklich schön klang (wenn man mal von Phaeneas‘ ganz eigener Sicht aufs Kämpfen absah). Angenehme Erinnerungen waren immer eine schöne Sache und so etwas musste man sich als Unfreier erhalten. Der Augenblick war vergänglich. Die Erinnerung nicht, wenn man sie hütete und wachhielt. Auch das verschwieg er, war es doch nicht einfach nur – wie bisher – eine relativ gewöhnliche Sklavenweisheit, sondern Phaeneas‘ persönliche Überlebensstrategie, seine Methode, um die Seele auch in überwältigend schlechten Zeiten lebendig zu halten, ihr ein paar Lichtblicke zu ermöglichen.
    Für einen Moment schien sich sein eigener Gesichtsausdruck in Cimons wiederzuspiegeln. Die Frage, die dort stand, ließ der bithynische Sklave unbeantwortet. Schließlich meinte er es so, wie er es sagte. Doch das Lächeln seines Gegenübers war weiterhin absolut unwiderstehlich und so genoss er es schlicht nur, es zu betrachten und zurückzugeben. Zu erleben, wie ein Auge dem anderen zulächelte. Schlicht nur das.
    Auch Cimons Reaktion auf seine zugegebenermaßen nicht übermäßig positiven Worte über Rom verfolgte Phaeneas aufmerksam. Der Schwarze war noch nicht lang in der Hauptstadt des römischen Reiches. Was konnte es ihm bisher bedeuten?
    Mit einem leicht ironischen Schmunzeln korrigierte der Bithynier ihn, indem er ein weiteres Mal scherzte: „Nein nein, das sind beides Römer und ein echter Römer kann nur in Rom leben. Ich bin zwar römischer Sklave, aber in der Hinsicht wohl schlicht nicht römisch genug. Rom bedeutet ihnen aus Prinzip so viel, Rom ist der einzig zivilisierte Fleck dieser Erde, außerdem spielt sich das gesamte gesellschaftliche Leben der Reichen und Schönen hier ab – auf das kann ein Römer in entsprechender Position gar nicht verzichten.“ Phaeneas bereitete es wirkliche Freude, die Schicht seiner Herrschaften zu karikieren. Und das auch noch so realistisch.
    „Na ja, die Ferne mag vielleicht nicht so riesig und unschön und voller heruntergekommenem oder lichtscheuem Gesindel sein, besser ist sie letzten Endes auch nicht. Die Leute an sich sind doch überall gleich und das Leben läuft auch nicht anders ab.“
    Cimons Hoffnung erfüllte sich, denn den Kernpunkt dieses Gesprächs hatte Phaeneas als so wahr erlebt. Oh ja, ein Leben ohne Veränderungen, das war gänzlich jenseits seines Erlebens, jenseits dessen, was der Bithynier für realistisch hielt.
    Wie Steine schwer auf dem Herzen liegen können ... „Die festen Dinge sind aber wirklich sehr wenig. Was hast du bisher als fest und dauerhaft erlebt, Cimon?“

  • Das Phaeneas Cimons Worte so verstand das der Nubier wohl ein gutes Leben bei dem Griechen gehabt hatte, merkte er natürlich nicht. Selbst wenn würde es ihn nicht stören. Irgendwie wurden die sonst so präsenten Schmerzen der Vergangenheit immer schwächer.


    Einen kurzen Moment erkannte Cimon das die beiden Sklaven nun wieder damit angefangen hatten sich ohne Worte zu verständigen. Zumindest was die darstellung der einfachen Gedanken oder die Freude anging. Es war ein angenehmes Gefühl, mit solch einfachen Mitteln wie Augen sowie einem warmen Lächeln eine gute Grundstimmung zu erzeugen. Das machte es einfacher auch über nicht so schöne Dinge zu reden. Die Kritik, die hinter den Worten seines Gegenübers lag, ließ Cimon offen darüber nachdenken. Einb leichtes Nicken zeigte Verständnis.


    "Vermutlich können unsere Herren nicht anders. Die Heimat scheint auf die Menschen eine besondere Wirkung zu haben. Ich werde dies sicher nie verstehen können."


    Heimat...was war das überhaupt? Momentan war dies einfach der Ort an dem sich sein Herr befand. Früher hatte er geglaubt es sei der Ort an dem seine Mutter war. Doch er fühlte bei diesem Wort nicht mehr als den Schmerz um das Wissen, keine Heimat zu haben und niemals eine solche besitzen zu können. Aus den weiteren Worten von Phaeneas glaubte Cimon Wehmut herauszuhören. Aber was konnte er dagegen schon machen? Er selbst empfand den einen Ort nicht besser als den anderen. Es war doch alles gleich. Die Frage die Phaeneas ihm dann stellte ließ ihn einen Moment ratlos zurück. Und er musste wirklich angestrengt nachdenken.


    "Ja, wie Recht du hast, Phaeneas. Irgendwie erscheint doch alles gleich. Am Ende ändern sich nur Namen und Wetter.


    Fest und dauerhaft?... Sicher nur der Schmerz. Auf die ein oder andere Art."


    Sein Blick senkte sich kurz. Ja, sogar Ursus hatte ihm Schmerz bereitet. Sein Herz fühlte sich noch immer schwer an und sein Nacken zog, wenn er an dieses grausame Zeichen dachte, das er nicht verbergen konnte. Sicher war die Tätowierung im Nacken nicht groß. Aber die Worte seines Herren das sie nicht auffallen würde, erschien ihm wie Hohn. Cimon konnte sich die Haare nicht wachsen lassen, um dieses grausame Zeichen verbergen zu können und das Tuch durfte er bei solchen Gelegenheiten wie an diesem tag nicht tragen. Was machte es für einen Sinn es zu Hause zu tragen? Nur langsam sah der Nubier auf und konnte nicht sprechen. Doch der seelische Schmerz stand ihm in den Augen. Wieso nur war er so ehrlich zu Phaeneas? Sie kannten sich doch nicht wirklich, dennoch vertraute Cimon ihm. Allerdings musste er sich nun deutlich sagen, das er dem anderen nicht zu viel vertrauen durfte. Das würde sein Herr bestimmt nicht gerne sehen. Verwirrt dachte Cimon darüber nach was wichtiger war... der Wunsch des Herren Freunde unter den Sklaven zu finden, oder der Wunsch den Herren zu schützen und nicht zu redseelig zu sein?
    Nun leerte Cimon den Wein und sah dann in den Grund des Bechers. Seine Kiefermuskeln arbeiteten. Er musste wirklich aufhören seine Gefühle so offen zu zeigen. Was war nur geschehen? Früher war er doch nicht so gewesen. Sonst zeigte der Nubier doch oft nur eine Maske aus Ruhe und Neutralität. Diese Maske suchte er nun und bemühte sich diese aufzusetzen.
    Dabei fand er sogar seine Stimme kurz wieder.


    "Gibt es etwas, was für dich von Dauer war, Phaeneas?"

  • „Heimat? Ja ... vielleicht“, nickte Phaeneas noch nachdenklicher als bisher. Und fügte in Hinblick auf ihre Herrn an: „Aber sie kennen ihre Heimat wenigstens ...“ Und deutete damit an, dass ja viele Unfreie – deren Wurzeln schließlich in aller Welt lagen – weit weg ihres Ursprungslandes aufwuchsen.
    Dem bithynischen Sklaven war es vollkommen unmöglich, seinen jeweils momentanen Aufenthaltsort als Heimat zu bezeichnen. Denn außer Bithynia hatte er zuletzt bei seinem ersten Herrn, bei dem er mit seiner Mutter zusammen gewesen war, eine eben solche gehabt. Seit jeher hatte seine Mutter ihm gepredigt, dass es ohne weiteres sein könne, dass sie eines Tages irgendwo komplett anders landeten – und so war es gekommen. Der Haushalt, in dem Phaeneas geboren war, hatte für ihn vielleicht noch eine Art Heimat dargestellt, aber seit sie diesen Herrn verlassen hatten müssen, hatte für ihn kein Ort mehr so etwas sein können. Denn seither hatte er nur noch Haushalt um Haushalt gewechselt.
    Bei Cimons Kommentar über Namen und Wetter musste Phaeneas lachen. „Ja, das stimmt! Die verschiedenen Orte der Welt unterscheiden sich wirklich nur durch das ...“


    Als der aurelische Sklave dann so offen von Schmerz sprach, entgleiste des Bithyniers Gesicht für einen Moment. Nie würde er über so etwas reden, ja er dachte nicht einmal in solchen Dimensionen. Seit jeher hatte er gelernt, stark zu sein – nicht körperlich, aber seelisch - , stark sein zu müssen. Für einen Sklaven gab es keinen Schmerz und wenn er noch so sehr litt, existierten die zugehörigen Leiden letzten Endes nicht. Ein Unfreier hatte nur seine Pflicht zu erfüllen, in allen Dingen zu gehorchen, und wenn er sich dabei quälte, war es eben Teil der Pflichterledigung. Aber letzten Endes gab es für einen Sklaven keinen Schmerz, durfte er keinen Schmerz empfinden. Ein Sklave existierte nur.
    Aber der Schmerz war trotzdem da. Und das ließ Phaeneas‘ Züge für einen Augenblick entgleiten. Das amüsierte, leichte Schmunzeln von vorhin war endgültig verschwunden und nun blickte wirklich Auge in Auge, der eine in die – geteilte – Erfahrungswelt des anderen. Wie hypnotisiert, fast fasziniert sah der Bithynier in Cimons Augen und dabei den offenen Schmerz, den so zu zeigen er nie wagen würde. Der andere erschien ihm so mutig in diesem Moment.
    Dessen Bewegung, das Heben des Bechers, weckte Phaeneas aus diesem seltsamen Zustand, in dem er so vielen verbotenen Empfindungen gegenübergestanden war, und ließ ihn registrieren, dass ihrer beider Herrn ihr Gespräch ihrerseits inzwischen beendet hatten. „Oh, dein Herr will gehen, Cimon, sie haben sich fertig besprochen.“ In Phaeneas‘ Verwirrung und der entstandenen Aufbruchsstimmung ging die letzte Rückfrage des aurelischen Begleitsklaven regelrecht unter. „Wir reden ein anderes Mal weiter“, sagte er noch, fast wie als Versicherung. Er fühlte sich immer noch reichlich unbehaglich.

  • Sie kannten ihre Heimat wenigstens? Ja, Cimon nickte ein wenig ergeben. Wie sehr beneidete der Nubier all die Menschen die eine Heimat hatten und diese auch kannten. Er selbst fühlte sich virl zu oft verloren und einsam, selbst in einer Menschenmenge. Phaeneas' Lachen erhellte auch Cimons Gedanken für einen Augenblick. Es wirkte ein wenig ansteckend, das konnte der Nubier nicht leugnen.
    Hatte er zuviel gesagt? Viel es nun negativ auf, das Cimon über Schmerzen redete? Zumindest meinte er keine Ablehnung zu erkennen. Die Augen des Anderen, die von denen des Nubiers gehalten schienen, zeigten etwas, was Cimon nicht entziffern konnte. Sicher war er zu offen und ehrlich gewesen. Etwas was seinem Herren nicht gefallen würde. Ein schlechtes Gewissen durchdrang den Nubier. Als Phaeneas meinte das ihrer beider Herren wohl fertig gesprochen hatte sah er nur kurz enttäuscht auf. Das Versprechen des Anderen tat gut und Cimon bestätigte es mit einem Lächeln sowie einem leichten Nicken. Nun musste er wieder der absolut perfekte Sklave werden.
    Doch befor er sich abwand bemerkte Cimon das sie nun mit traurigen Gedanken auseinander gehen würden. Seine Mutter hatte ihm immer von solchen Augenblicken abgeraten, da es ein schlechtes Omen auf die Zukunft geben würde.


    "Ja, es scheint, als würde er gehen wollen. Ich danke dir, Phaeneas, für deine Aufmerksamkeit und das durchaus gute Gespräch. Ich würde mich sehr freuen sollten wir uns wieder sehen."


    Ein letztes Mal hob er zum Abschied den leeren Becher, stellte ihn dann aber ab. Seine Augen schienen ein wenig die Fröhlichkeit wiedergefunden zu haben. Doch kurz darauf fand seine Maske seine Mimik wieder. Ruhig und stolz nickte Cimon erneut und bemühte sich dabei darum eine gute Mischung zu finden. Eine Mischung zwischen der Erhabenheit seines Herren und ergebenheit diesem, wie auch den Anwesenden gegenüber. Dies schloß Phaeneas wie selbstverständlich mit ein.
    Mehr konnte der Nubier wohl nicht tun, um die schlechten Gedanken zu vernichten. Denn er musste sich nun abwenden und würde seinem Herren folgen, wenn dieser an ihm vorbei gehen mochte. Dabei nickte er ergeben seinem Herren zu. Allerdings wusste er genau darum, das sein Herr ihn nicht sehen würde. Dennoch sah Cimon diese Art der Geste als notwendig an.

  • „Setzt euch doch bitte! Wenn die Herren eventuell einen Becher Wein wollen ... ?“ Mit geschickter Geste hatte Antias prompt zwei Stück zur Hand – ihm assistierte nämlich Syria - und befüllte beide in angemessenem Verhältnis mit Rebensaft und Wasser und hielt das Ergebnis beiden auf den Herrn Wartenden hin.
    „Ich bin mir sicher, der Herr wird gleich Zeit für euch haben. Es kann höchstens einen Moment dauern, bis er wichtige Dinge abgeschlossen hat ... Ansonsten könnt ihr euch selbstverständlich an Syria hier wenden, solltet ihr in eurer Wartezeit noch etwas brauchen.“ Bei diesen Worten verneigte sich die angesprochene Sklavin leicht und lächelte den beiden Männern zu.
    Tja, und Antias machte sich auf, um den Hausherrn von seinem Besuch zu informieren.

  • Cimon hatte sein Herkunftsland auch noch nie gesehen. Das glaubte Phaeneas relativ sicher aus seiner Reaktion lesen zu können. Nun gut, der Bithynier wusste nicht, wie viel Cimon noch mit einem konkreten Land verband, die Familien vieler Sklaven lebten schließlich schon seit Generationen in der Sklaverei und umfassten Menschen aus verschiedensten Gegenden der Erde – da gab es längst nicht mehr „die“ Heimat. Phaeneas mit seinen (beiden) bithynischen Eltern war eher die absolute Ausnahme. Aber das Wort schien dem schwarzen Unfreien viel zu sagen, denn seine Stimmung war in diesem Moment sehr gedrückt.


    Weiterhin wie in Trance starrte der Bithynier auf Cimon und fast stockend, ja fast stotternd antwortete Phaeneas; mehr in einem Flüstern verließen die Worte seine Lippen: „Du ... du hast recht ... Der Schmerz ...“ Der sich ins Herz bohrte und dort ewig brannte, unendliche Schatten auf die Seele warf. Die auch dann nicht weggehen wollten, wenn es einem eigentlich seit langem gut ging, man einen guten Herrn, der letzten Endes mehr als ein Herr war, hatte und man dort, wo man lebte, sicher war, geschützt vor der grausamen Welt. Warum? Weil der Schmerz überwältigend war
    Im gleichen Moment bereute Phaeneas, was er gesagt hatte, schlug sich innerlich auf den Mund, kämpfte nun damit, nach außen – zu Cimon hin – nicht zu verschämt zu wirken. Denn er hatte Schwäche gezeigt. Bei allen Göttern und Göttinnen, er hatte zugegeben, wie sehr ihm das Leben wehtat, er hatte es gezeigt, artikuliert!
    Zugleich aber war das Gefühl, das er empfunden hatte, als er mit seinen und Cimons Schmerzen so deutlich konfrontiert gewesen war, es war angenehm gewesen, erleichternd. Und es ließ den Bithynier sehr verwirrt zurück.
    Den enttäuschten Blick des aurelischen Sklaven sah Phaeneas wieder sehr gern, aber das leichte Schmunzeln von vorhin blieb aus. Das Lächeln des anderen wurde, so wie es war, zurückgegeben.
    Und mit den Worten, die Cimon zum Abschied benutzte, erschlug er Phaeneas nun komplett. Ein Schwall an Höflichkeit und netten Worten ergoss sich nämlich über ihn. Sein Gegenüber bedankte sich, betonte, dass er die Unterhaltung als gelungen empfunden hatte, und hob dabei noch einmal Phaeneas‘ Mitwirkung daran hervor. Zuletzt meinte er, dass er ihn gerne wiedersehen würde und es eine Freude für ihn wäre. So viel Nettes, Freundliches hatte der Bithynier wahrscheinlich noch nie in einem und selbigen Augenblick gehört. Verteilt vielleicht, in gewissen Situationen, von gewissen Menschen, aber nie so geballt.
    Etwas verlangsamt reagierte er, knüpfte noch einmal an die vorherige Sache mit dem Dürfen und Entschuldigen an: „Ich bitte dich, genauso müsste ich dir danken, Cimon. Ja, es war eine schöne Zeit.“ Ein ‚Mich auch.‘ verkniff er sich gerade noch. „Vale, Cimon! Bis dann!“
    Gleich darauf wurden dessen Augen neutral, das Nicken ernst. Fast kühl erschien der schwarze Sklave Phaeneas nun. Er stand wieder ganz im Dienste seines Herrn. Wie es sich gehörte. Ein letzter Blick noch hinter ihm her, dann hatten die beiden Aurelier das Atrium verlassen.


    Und der Bithynier stand etwas verloren in eben diesem. Es war ein Gespräch gewesen, wie tausend andere sein konnten, und doch wusste Phaeneas haargenau, dass an diesem etwas ganz klar anders gewesen war. Meine Güte, sich über ein Sklavenleben im Allgemeinen und konkret über römische Eigenarten zu unterhalten, war unter Unfreien völlig normal, genauso wie es absolut legitim war, eine Abneigung gegen die Stadt Rom zu haben. Aber vor allem registrierte er nun, dass er viel zu schnell von Cimon angetan gewesen war. Es war gefährlich, allzu schnell begeistert zu sein! Wie sich ja am Schluss zu gezeigt hatte .... Nein, das war der Überraschungseffekt gewesen. Und der Inhalt dessen, was der aurelische Sklave gesagt hatte. Den Bithynier schauderte immer noch, wenn er daran dachte. Doch an der Tatsache, dass Cimon gegenüber viel zu schnell ein Lächeln auf seinen Lippen gewesen war, änderte das gar nichts!
    Aber es ließ Phaeneas bemerken, dass er auch nur ein Mensch war.
    Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er das nach Verlauf des Gespräches noch wollte.


    Und er wusste nicht recht, was er von seinem Verhalten vorhin halten sollte ...

  • "Danke.", sprach Vala, als er den angebotenen Becher nahm, ließ sich allerdings nicht auf einer der Klinen nieder, und schüttelte entschuldigend lächelnd den Kopf, während er die Sklavin mit interessiertem, aber unaufdringlichem Blick musterte. Irgendwann würde er sich die Namen der Sklaven sagen lassen, schließlich konnte es nur von Vorteil sein.


    "Sag, Caecilius.", sprach Vala seinen Begleiter an, mit dem er bisher kaum ein Wort gewechselt hatte, da beide ihre Beziehung als eine rein geschäftige sahen, und dementsprechend auch ihre Aufmerksamkeit auf das, was sie erreichen wollten konzentrierten, "Als du in Mogontiacum abgereist bist, lag dort schon Schnee?"


    Für Vala selbst war es höchst irritierend, dass hier in Rom im Winter kein Schnee lag, und er den ersten Winter seines Lebens verbrachte, ohne jeden Tag damit rechnen zu müssen irgendwo in einer schlechten Unterkunft zu erfrieren.

  • Nachdem man mich unterrichtet hatte, begab ich mich sogleich ins Atrium....


    "Salve, die Herren..... Duccius... " nickte ich dem Einen zu und wandte mich dann an den Anderen ".... Caecillius, lange nicht gesehen.... was gibt es Neues in Mogontaicum?"


    Ich deutete den Männern sich niederzulassen und die Sklaven wussten auch, was jetzt zu tun war.

  • Auch Tiberius nahm dankend einen der Weinbescher entgegen und ließ seinen Blick kurz durch das Atrium schweifen; Es war einige Zeit her dass er das letzte Mal Gast bei den Viniciern gewesen war. Besonders viel hatte sich jedoch nicht verändert, soweit er es auf den ersten Blick sehen konnte.


    "Schnee? Nein, bei meiner Abreise habe ich noch keinen in Mogontiacum gesehen, aber so wie ich die dortige Wetterlage kennengelernt habe drücfte es nun mittlerweile soweit sein."


    er wollte gerade einen Schluck von seinem Besche rnehmen, als auch schon der Hausherr vor ihnen stand und sie begrüßte. So stellte Tiberius den Becher vorerst beiseite und erwiderte die Begrüßung angemessen.


    "Salve, Vinicius Lucianus. Es freut mich, dass du so schnell Zeit für uns finden konntest... es ist in der Tat einige Zeit her dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Was Mogontiacum betrifft, bei meiner Abreise stand es noch und bereitete sich auf die kalte Jahreszeit vor... um ehrlich zu sien bin ich zufrieden, nun hier im milderen Italia zu verweilen."

  • Immer ein gelassenes, fröhliches Lächeln beibehalten. Das war laut Syria und laut dem, was man ihr über eine gute Sklavin beigebracht hatte, das Wichtigste für eine angenehme Dienerin. Nicht so wie Phaeneas, das war falsch. Man sollte keine so ernste, krampfhaft neutrale Miene aufsetzen. Das förderte schließlich allein schon keine gute Stimmung bei sämtlichen Leuten, mit denen man zutun hatte. Für Syria, die am Rande erwähnt im Vergleich zu anderen Frauen etwas größer war, war das auch keine große Sache, das mit der guten Laune, schließlich erledigte sie ihre Aufgaben gern und war Herrschaften und Gästen gern gefällig. So ließ sie sich bereitwillig betrachten und bemühte sich, den Blick des Caeciliers, als der sich im Raum umsah, aufzufangen, mit einem beiläufig scheinenden Lächeln.
    Als der Herr dazukam, wurde ihm von der Sklavin mit den blonden, zu einem Knoten gebundenen Haaren und einigen verspielten Löckchen gleich ein Becher gereicht ... während Antias irgendwo im hinteren Teil der Villa vergnügt mit einer Münze spielte.

  • "In der Tat, eurem Bruder geht es gut. So wie cih es beurteilen konnte hat er sich auch mittlerweile sehr gut in die Amtsgeschäfte seines Vorgängers einarbeiten können..."


    Dabei grinste er schelmisch, wusste er doch dass er gerade vor eben diesem Vorgänger stand.


    "Letztlich war es auch dein Bruder der mir riet, dass wir uns mit unserer Angelegenheit zunächst in Rom an dich wenden sollten, er war der Überzeugung dass du uns helfen könntest."


    Er machte eine Pause und sann darüber nach, wie er beginnen könnte.



    "Es geht in der tat um die Provinzangelegenheit... ich weiß nicht inwieweit du es mitbekommen hast, aber wir planen eine umfassende Reform der Provinzialstrukturen des Reiches. Es soll ein einhetlich udn reichsweit geltendes Provinzialgesetz erlöassen werden welches im Kern darauf hianusläuft, die Verwaltungsstrukturen zu vereinfachen und den lokalen Städten mehr Souveränität in ihren zentralen Angelegenheiten zu verleihen.


    Das Gesetz ist bereits ausgearbeitet, dein Bruder hat es bereits einiger Blicke gewürdigt und war der Ansicht, dass es reif für den Senat sei. Unser Problem liegt nun also dort, eben dieses Gesetz in den Senat einzubringen und es möglichst ohne groartige Änderungen geltendes Recht werden zu lassen."

  • Im Atrium war der Patron bereits mit den Anliegen seiner Klienten beschäftigt, genauso wie sich sämtliche Diener im Raum um die Gäste kümmerten und in einer Ecke spielten wieder die beiden Sklavenjungen Charmis und Menyllus, diesmal mit hölzernen Murmeln. Sobald der patrizische Senator (samt Anhang) den Raum betreten hatte, eilte sofort Antias auf ihn zu, um ihn prompt zum Hausherrn zu bringen. Der just in dem Moment im Gespräch mit dem Klienten, mit dem er sich gerade unterhalten hatte, fertig geworden war.


    Neben Lucianus befand sich wie immer Phaeneas, mit ernstem Gesicht, in seine Mitschrift vertieft. Auch nachdem der, dessen – selbstverständlich weltbewegende – Probleme er festhielt, sich längst wieder entfernt hatte, kritzelte der Bithynier noch emsig auf seiner Wachstafel herum. Sobald er dann den letzten Strich in das weiche Material gedrückt hatte, sah er auf und ließ den Blick einmal kurz durch das Atrium schweifen, beendete den Rundblick bei Lucianus – und widmete sich dann doch nicht gleich wieder seiner Schreibausrüstung, wie ursprünglich beabsichtigt, denn da war Cimon. Dessen Saturnaliengeschenk Phaeneas gerade benutzte. Der Bithynier sandte ein dezentes Lächeln hinüber, das sich allerdings nur kurzzeitig auf seinen Lippen hielt. Die vielen Leute außen herum. Das stand ihm gerade deutlich vor Augen. Sklavenpflicht. Daran versuchte er sich konsequent zu erinnern.

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