Still lächelnd registrierte der Bithynier Cimons Schulterzucken. „Kein Problem, Cimon. Du hast schlicht in eine andere Richtung gedacht als ich.“ Wieder war Phaeneas‘ Stimme fast sanft. „Was hast du in Mantua gearbeitet?“
Bestätigend nickte er auf des aurelischen Sklaven Kommentar: „Na ja, im Notfall lässt es sich aushalten. Aber dazu muss man noch einrechnen, dass Mogontiacum ja urbanisiert war, von teilweise germanischer Architektur abgesehen also relativ römisch war! Das restliche Germania besteht mehr oder minder nur aus Dörfern und Wald.“ Ein paar Klischées musste man schier auch nach einer Reise noch beibehalten.
Dann wurden auch Cimons Augen für einen Moment düster. Was er dabei dachte, blieb sein Geheimnis.
„Pass auf, dass du nicht enttäuscht wirst“, war alles, was Phaeneas auf die Worte seines Gesprächspartners sagen konnte. „Das Schicksal ist launisch. Ehe du dich versiehst, landest du wieder im Wirtschaftstrakt eines Hauses, wo du von einem Sklavenaufseher unbarmherzig angetrieben wirst.“
Die Pausen in Cimons Worten wurden häufiger. Je konkreter ihr Gespräch sich entwickelte, desto unsicherer schien er zu werden.
Ah, den aurelischen Sklaven verlangte es nach Geltung vor seinem Herrn und fürchtete durch die neu aufgetretene Konkurrenz darum. „Du bist seltsam, Cimon“, sagte Phaeneas, in vorsichtig zurückhaltendem Tonfall, zugleich aber versuchend, es scherzhaft klingend zu lassen. „Einerseits wäre es dir lieber etwas anderes zu tun, als um deinen Herrn zu sein, und andererseits fehlt es dir, wenn er dich nicht braucht.“
Dann fügte er etwas leiser hinzu und sah Cimon dabei an: „Pflicht ist immer ein Privileg. Denn solang du etwas tun kannst, bist du nicht überflüssig.“
Phaeneas folgte Cimons Blick durch den Raum. Als sich ihm dessen Gesicht wieder zuwandte, erhellten sich seine Augen ein weiteres Mal.
„Bist du unfrei geboren?“, fragte der Bithynier dann prüfend. „Ein Sklavenhaushalt bietet schließlich unendliche Möglichkeiten, so etwas zu üben. Wenn ich es nicht könnte, würde es schon längst ganz anders um mich stehen. Halt dir immer vor Augen, dass dir die Anhimmelei anderer letzten Endes nichts nützt. Der einzige, der dir helfen kann, bist du. Deshalb sei dir ewig treu und bemüh dich lieber um Bewunderung von dir selbst.“
‚Wenn du mich nun schließlich schroff zurückweisen würdest, würde ich es auch aushalten.‘ Ein bitterer Gedanke. Aushalten müssen ...
Cimons bescheidener Weinkonsum fand zusätzlich Sympathie vor Phaeneas‘ Augen. Bewies es doch, dass Cimon kein Säufer war. Die Schlucke des Bithyniers dagegen waren großzügiger, er hatte ja das Getränk zusätzlich mit Wasser gestreckt und damit jegliche Gefährdung, die von Wein ausging, von vornherein unterbunden. Ein weiteres Lächeln ging zu Cimon hinüber.