Aufwartung der Klienten

  • Das war mehr als interessant, daß Männer wie Lucianus und Avarus über ihn gesprochen hatten. Ein Gespräch, bei dem er gerne zugehört hätte. Zu gerne hätte er den genauen Verlauf der Unterhaltung gewußt.


    "Meinen möglichen Einfluß bei den Patriziern? Im Moment ist der eher gering, ich bin da durchaus realistisch. Aber ich hoffe, daß er sich in den nächten Jahren beständig steigern wird. Und ich hoffe ebenfalls, daß er sich nicht auf Patrizier beschränken wird." Das mochte ein wenig hochmütig klingen, so war es aber gar nicht gemeint.

  • "Nun, Senator Avarus hat, wie du ja weißt, nicht den besten Ruf bei den Patriziern, dennoch würde man die Stimmen eben jener brauchen, wenn man vor hat im Cursus Honorum zu kandidieren.
    Wenn Senator Avarus und ich eben solch ein Vorhaben in Angriff nehmen würden, in wie weit könntest du uns beim Stimmenfang behilflich sein?"

  • Puh, der Patron konnte aber auch wirklich schwere Fragen stellen. Ursus runzelte die Stirn. "Was Dich angeht, so zweifele ich nicht daran, daß ich den einen oder anderen davon überzeugen kann, daß Du eine gute Wahl bist. Bei Senator Germanicus Avarus ist das ungleich schwerer. Ich will Dich nicht anlügen. Wir sprachen davon, offen und ehrlich zu sein und so will ich genau das sein. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob mein Wort schon genug Gewicht hat, um die Gräben zu überbrücken, die der Senator sehr fleißig gegraben hat."

  • "Nunja, da liegt dann wohl auch das Problem...... ich will ehrlich sein, Senator Avarus hatte angeboten, dir bei deinem Problem zu helfen, allerdings hätte er gerne als Gegenleistung die Garantie der Stimmen für eine etwaiige Wahl. Da ich selbst auch genau weiss, dass man diese Garantie nicht geben kann, brauche ich von dir auch keine Antwort diesbezüglich...... deshalb werde ich selbst einen Schritt weiter gehen und dir vorab helfen, in den Senat zu gelangen, doch möchte ich dafür von dir die Zusicherung, dass du dein bestmögliches tust, sollten Senator Avarus oder auch ich...." oder auch Beide "... für ein Amt kandidieren."

  • Ursus hörte aufmerksam zu. Und er nahm sich Zeit, die Worte seines Patrons richtig sacken zu lassen. Er wollte ja auch keine Schnellschüsse von sich geben und noch weniger jemanden verärgern. "Ich will ebenfalls ehrlich sein. Von Senator Germanicus Avarus würde ich keine solche Hilfe annehmen. Der Preis ist mir einfach zu hoch. Von Dir ist das etwas anderes. Und ich unterstütze Dich gerne nach Kräften und versuche für Dich Stimmen zu sammeln, so gut ich es vermag. Ich gebe meine eigene Stimme auch gerne Germanicus Avarus. Der Mann hat seine Qualitäten und sein Engagement für Rom spricht wirklich für ihn. Aber für ihn einzutreten und für ihn bei Patriziern um Stimmen zu werben, das würde ich weder können noch wollen. Zu oft wettert er offen gegen den patrizischen Adel. Ich würde nur erreichen, meine Verwandten und Freunde zu verärgern. Zudem... möchte ich meine Fühler ausstrecken, um eventuell eine Tiberia zu ehelichen. Tiberius Durus und Germanicus Avarus... ich kann es auf keinen Fall beiden recht machen." Er konnte nur hoffen, daß seine offenen Worte wirklich in diesen vier Wänden blieben.

  • Das Schweigen, das sich ausbreitete, war unangenehm. Ursus fühlte sich zunehmend unwohl unter den Blicken seines Patrons. "Du batest um Ehrlichkeit und Offenheit", sagte er leise und seufzte. "Und deshalb will ich Dir auch davon berichten, daß Germanicus Sedulus, der seit unserer gemeinsamen Zeit in Germanien mein Freund ist, mich im Auftrag seines Onkels in Mantua aufgesucht hat. Er bot mir im Namen seines Onkels ein Grundstück an. Wenn ich für Dich und Germanicus Avarus erreiche, daß ihr zusammen zu Consuln gewählt werdet. Und nur dann, wenn ihr beide zu Consuln gewählt worden wäret, hätte ich ein Grundstück von ihm erhalten. Auch dieses Angebot, das ich im übrigen nicht für besonders fair halte, habe ich abgelehnt." Er drehte verlegen den Becher in seinen Händen. "Dich werde ich bei Deiner Kandidatur mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften unterstützen. Ob Du mir nun ein Grundstück verkaufst oder nicht. Aber ich kann das gleiche nicht für Germanicus Avarus tun. Ihm kann ich nur meine eigene Stimme anbieten."

  • "Nun, dieses Angebot hielt ich selbst für sehr übertrieben..... niemand kann ihm eine Garantie abgeben, dass er gewählt wird, deswegen werde ich ja auch den Schritt weitergehen und dir schon vorab helfen, zumal ich selbst noch gar nicht weiss, ob und wann ich für ein weiteres Consulat kandidieren werden.
    Doch deine Loyalität und deine Hilfe sollte mir, und den von mir Unterstützten gewiss ein!"

  • Ursus runzelte die Stirn. Hatte er seinem Patron diese nicht gerade versichert, auch für den Fall, daß er ihm kein Grundstück überlassen würde? "Wie gerade schon gesagt: Diese hast Du auf jeden Fall. Und meine Stimme erhält auch jeder, der von Dir unterstützt wird. Aber für Germanicus Avarus bei meiner Familie und bei den Freunden meiner Familie zu werben, das würde sie nur verägern. Und sicher keine Stimmen einbringen."


    Es war wirklich unerfreulich, wie sich das alles hier entwickelte. Statt Land zu erhalten, hatte er seinen Patron verärgert. Doch er war auch nicht bereit, jeden Preis zu zahlen. Es gab Grenzen. Wie könnte er, der noch nicht einmal einen Sitz im Senat innehatte, all das ausbügeln, was Germanicus selbst durch seine mangelnde Diplomatie an Unmut sich gegenüber verursacht hatte?

  • Mäßig aufmerksam verfolgte der Sklave die Unterredung. Das einzige, woran ihm lag, waren Lucianus‘ Angelegenheiten und auch das mehr in weniger politischer Hinsicht.
    Phaeneas selbst hatte mit Macht nicht viel am Hut. Er wusste, wie schnell man eine gute Position verlor. Es war ja nicht so, dass Lucianus der Erste gewesen wäre, der sich persönlich mit Phaeneas beschäftigt hatte. Nachdem seine Mutter verkauft worden war, hatte er ... das Glück gehabt ... sich in einer Vertrauensposition zu befinden. Es war kein Glück, jenem Herrn nahezustehen. Und Phaeneas hätte liebend gern den Latrinendienst übernommen, um Jenem entrinnen zu können ...
    Mit einem Schütteln des Kopfes, bei dem die schwarzen Haare nur so flogen, versuchte der Sklave sich von diesem unangenehmen (um es beschönigend zu formulieren) Gedanken zu befreien.
    Jedenfalls hatte der Bithynier oft miterlebt – teils selbst, teils bei anderen - , wie vergänglich Einfluss, Ansehen und ein gutes Leben war. Deshalb strebte er auch nicht nach diesen Dingen, weil er wenigstens das bisschen an Leben, das er sein Eigen nennen konnte, auf festen Grund bauen, auf Verlässliches stellen wollte.
    Wenn er schon zum Verlieren verdammt war, zum Verlieren dessen, was ihm wichtig war, dann wollte er die Anzahl dieser Verluste wenigstens möglichst gering halten und Enttäuschungen möglichst von vornherein verhindern.

  • "Nun gut, ich respektiere deine Einstellung und ich danke dir für die offenen Worte..... wie schon gesagt, du sollst meine Unterstützung haben. Ich werde dir in den nächsten Tagen eine Besitzurkunde zukommen lassen und wir sehen uns dann im Senat!"


    Sim-Off:

    WISIM

  • Ursus war sichtlich überrascht darüber, daß sein Patron sich nun doch noch bereit zeigte, ihm das Grundstück zu verkaufen. Überraschung und Freude waren ihm gleichermaßen anzusehen. "Ich danke Dir sehr dafür. Du wirst es nicht zu bereuen haben. Und ja, wir sehen uns dann im Senat." Er erhob sich und reichte seinem Patron spontan die Hand zur Bekräftigung seiner Worte.

  • Ins Atrium führte Antias also die Klienten, wo sie erst einmal nicht den vorfanden, wegen dem sie gekommen waren. Dafür waren einige Sklaven damit beschäftigt herbeizuschaffen, was zur Verköstigung all derer nötig war, die des morgens ihren Patron aufsuchten. Den Klienten, die sich beeilen hatten müssen, zeitig von zu Hause loszukommen, musste bei diesem Anblick schier das Wasser im Munde zusammenlaufen. Antias dagegen, der gefrühstückt hatte, schenkte dem Ganzen nur einen flüchtigen Blick und wandte sich um, um zur Porta zurückzukehren.

  • Nachdem die Klienten und sonstigen Bittsteller ins Atrium geführt worden waren, ließ der momentane Hausherr auf sich warten. Vala verkniff es sich im Gegensatz zu den anderen sich an den dargebotenen Speisen zu bedienen, er war aus anderem Grunde hier, und sah es deswegen als unangebracht an sich dort gütlich zu tun.


    Während er darauf wartete, dass der Vinicier sich zeigte musterte er das Atrium, und registrierte Aufmerksam wie sich die Casa Vinicia von den anderen römischen Stadthäusern unterschied. Hier lebten anscheinend Menschen, die Reichtum gewohnt waren und ihn deshalb nicht dekadent zur Schau stellen mussten. Vala entsann sich der Informationen, die er über die Gens seines Patrons gelesen hatte: zwei Konsuln, viele Eques. Und das bei einer vergleichsweisen kleinen Gens...
    Gewisse Dinge sprachen einfach für sich.

  • Etwas später kam ich ins Atrium, begrüßte meine Klienten und liess mich auf einem Stuhl, der bereit gestellt war, nieder, um nun die Bitten und probleme meiner Klienten anzuhören.
    Ein Sklave wurde aufgefordert mir etwas zu Trinken und eine Kleinigkeit zu Essen zu bringen....

  • Es waren, selbstverständlich, nicht wenige Klienten, die darauf warteten ein paar Worte mit dem Senator und Ex-Legaten zu wechseln. Vala war diskret genug nicht allzu deutlich hinzuhören, und mitzubekommen was die Klienten bewegte, aber immer wieder war es trotz der großen redenden Menge nicht möglich wegzuhören: da wurden Worte der Höflichkeit und der Verehrung ausgesprochen, kleinere und größere Probleme erwähnt, bei denen man sich die Unterstützung des Viniciers erhoffte, und all das führte dazu, dass es verdammt lange dauerte. Irgendwann knurrte ihm dann doch wieder der Magen, was er jedoch ignorierte, da die Schlange vor ihm immer kürzer wurde, bis er schließlich als einer der letzten dem Bruder seines Patrons gegenüberstand.


    "Consularis und Exlegatus Vinicius, Senator.", begann Vala so förmlich wie möglich seine Vorstellung, "Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Titus Duccius Vala, Sohn des Flavius Duccius Germanicus. Ich mache dir meine Aufwartung, weil es mir nicht möglich ist sie meinem Patron, deinem Bruder zu machen. Er empfahl mir, zu dir zu kommen um weiterhin meine Pflichten als sein Klient erfüllen zu können."


    Soweit, so gut. Vala stand, stolz wie er war, auch nicht ohne Ehrfurcht vor einem der mächtigsten Männer Roms. Natürlich hatte er vor seiner Abreise viel Informationen über den ehemaligen Legaten seiner Heimatprovinz eingeholt, und natürlich hatte er zuhause auch mitbekommen, wie zwiespältig das Verhältnis des Vinicius zu seiner Gens gewesen war. Oder genauer gesagt zu Lando. Allerdings hatte wohl jeder Römer ein zwiespältiges Verhältnis zu Lando, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Warum auch immer, Vala verstand es nicht.

  • Der betreffende Sklave, an den die Bitte um ein Frühstück ging, war natürlich Phaeneas, der zusammen mit Lucianus eingetreten war. Es dauerte nicht lange, bis der Bithynier eine Auswahl zusammengestellt hatte, da andere Sklaven ihm zur Hand gingen - er musste sozusagen teilweise nur noch nach dem gefüllten Becher greifen. Das Ergebnis wurde Lucianus gereicht und der Leibdiener bezog neben dem Stuhl, auf dem sein Herr saß, Stellung.


    Um die wichtigeren Anliegen der Klienten mitschreiben zu können, hatte er eine Wachstafel und den zugehörigen Stilus dabei. Nachdem er das früher eher zur Übung und weniger ernsthaft betrieben hatte, kümmerte er sich jetzt gewissenhaft darum, dass auch jeder, der es lesen würde, verstand, was gemeint war, und das Ganze dem Herrn eine Hilfe sein würde.
    Den Namen des Ducciers, der jetzt vor Lucianus stand, nahm er nur zur Kenntnis und dachte sich nichts weiter dabei – auch dass der junge Germane perfekt Latein sprach, musste hier nicht viel bedeuten, inmitten von Menschen, deren Eltern aus aller Welt stammenten, die aber in italischen Gefilden aufgewachsen waren. So wie Phaeneas.

  • "Ich begrüße dich im Haus der Vinicier, Duccius Vala..... es ehrt dich, dass du deine Pflichten, trotz abwesenheit deines Patrons wahrnimmst und ich danke dir in seinem Namen für deine Aufwartung.
    Sag, was treibst du hier in Rom? "

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