Atrium | Mit Beute zurück - Der Jäger IIIIb

  • Phoebus, der Knirps, führte den Sklavenjäger mit seinem ganzen Tross ins Atrium. Wohl war ihm dabei nicht. Die ganzen Sklaven hinter ihm machten einen sehr, sehr gefährlichen Eindruck. Auf jeden Fall war Catubodus so einer, mit dem er es sich nicht verscherzen wollte.
    Er blieb im Atrium stehen, verneigte sich tiefer als notwendig vorm Sklavenjäger und verschwand rapide, um die Herren zu holen. Das sollten sie sich mal ansehen.

  • In einer äußerst schlechten Laune traf der Sklave Marcus Flavius Aristides an, der zwar schon gestern von der Befreiung seiner Ehefrau erfahren hatte, jedoch im gleichen Atemzug mitgeteilt bekam, dass Epicharis nicht nach Rom zurück kehren würde, sondern zu ihrer Verwandtschaft reiste. Hispania oder irgendwo in Griechenland? Marcus konnte das von dem Sklaven nicht erfahren. Somit war schon mal seine Laune, die sowieso in der letzten beiden Wochen den Tiefstand seit langer Zeit erreicht hatte, noch weiter nach unten gewandert und die Sklaven um ihn herum traten auf ihren Zehenspitzen an seiner Tür vorbei, denn in den Tagen galt Aristides sicherlich nicht als leutselig, wie einst, sondern als reizbar und jähzornig, der bei jeder Kleinigkeit schon an die Decke gehen konnte. Mit dementsprechendem Ingrimm marschierte Marcus den Gang in Richtung des Herzens der villa, das atrium. Die Arme hatte er hinter seinem Rücken verschränkt und drehte immer wieder mit gerunzelter Stirn und einem harten Zug um dem Mund an dem goldenen Siegelring, den er in diesen Tagen - ob der Geschäftlichkeiten - immer trug. Seine Schuhe klackten laut auf als der über den steinernen Boden trat und schließlich in der Mitte, neben dem impluvium, stehen blieb. Seine Augen fuhren über die versammelte Mannschaft hinweg, die doch reichlich rampuniert, aber noch recht lebendig aussahen. Bewußt vermied er es im Moment, allzu lange mit dem Blick auf den geflohenen Sklaven zu verweilen und sah lieber zu dem Sklavenjäger.
    Salve, wie ich sehe, warst Du erfolgreich. Vielleicht kannst Du mir berichten, was vorgefallen ist?“

  • Wie es der Zufall so wollte, hielt ich mich in der Villa auf. Seit vor einigen Tagen die Kunde von der Befreiung Epicharis in Rom eingetroffen war, hoffte ich auch wieder auf die baldige Rückführung meines Sklaven.
    Der junge Sklave, der mich vom Eintreffen des Sklavenjägers unterrichtete, traf mich im Garten an. Ich hatte es mir auf einer Kline bequem gemacht und lauschte meiner Sklavin, die mir ein wenig griechische Poesie vortrug. Charis´ Stimme verstummte, als der junge Sklave, gänzlich außer Atem vor mir zum stehen kam. "Herrin, Herrin! Der Sklavenjäger! Er ist wieder da und hat die Sklaven zurück gebracht!" Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf. Der junge Sklave erschrak. Charis trat an meine Seite und folgte mir ins Atrium.


    Marcus hatte den Sklavenfänger bereits empfangen, in dessen Gefolge sich auch die gefesselten Sklaven befanden.
    "Salve Marcus!" Ich begrüßte meinen Verwandten und nickte ihm freundlich zu. Dann lenkte ich meinen Blick zu dem Sklavenjäger. "Du hast es also geschafft! Ich hoffe, er ist nicht beschädigt!" Den Sklaven schenkte ich keine größere Beachtung. Ich sah über sie hinweg, so als wären sie Luft. Ihr Leben war verwirkt, wertloses Fleisch. So wie ich Marcus einschätzte, würde er mit seinen Sklaven wohl kurzen Prozess machen. Sie hatten Hand an seine Frau gelegt! Diese Tatsache reichte schon aus, um die Sklaven in die Arena oder ans Kreuz zu bringen. Und was gedachte ich mit meinem Sklaven anzustellen? Das würde sich noch zeigen!

  • Da waren sie also wieder, die verlorenen Sklaven, dachte Chimerion bitter. Die ganze Rückreise über hatte er nicht mehr gesprochen und kaum gegessen. Die Beule an seinem Kopf und die Hautabschürfungen waren am verheilen, doch das hatte nun keine Bedeutung mehr. Mit dem Betreten der Stadt Rom war etwas in Chimerion gestorben, was er einmal zu haben schien: Seine Würde. Als er nun über die Schwelle des Hauses trat, das ihm einst Heim und Nahrung geboten hatte, waren seine Augen über die Einrichtung gewandert, hatten alles Schöne und Lebendige in sich aufgenommen und in seinem Kopf gespeichert.
    Nun war er am Ende seines Weges angekommen und als er Aristides und Celerina erblickte, verschwanden alle Angst und Zweifel. Wenn sein Schicksal ihm gnädig war, würde der Hausherr sie gleich hier und jetzt töten, erwürgen oder ertränken lassen, wie junge Katzen. Oder er würde sich etwas noch grausameres einfallen lassen. Chimerions Augen waren verschleiert, als er mit seinem Leben abschloss und nur am Rande bekam er das Gespräch zwischen Catu und den Patriziern mit.

  • Das Spiel war aus! Die letzte Hoffnung war zu Grabe getragen worden. Nur noch die Resignation umgab jene Hülle, die einmal der stolze parthische Kataphrakt war. Der Glanz in Cassims Augen war entschwunden. Sein stumpfer Blick ging ins Leere. Seit dem verhängnisvollem Abend, als die Sklavenjäger ihm und seinen Gefährten auf die Spur gekommen waren und sie gestellt hatten, hatte er kein Wort mehr von sich gegeben.
    Sein Kopf hatte fürchterlich geschmerzt, nachdem er wieder zu sich gekommen war. Er fand sich und die anderen, die mit ihm auf der Flucht gewesen waren, gefesselt wieder. Aber was ihm letztlich den Rest gab, war die bittere Feststellung, verraten worden zu sein! Ausgerechnet Hannibals Tochter hatte sich als verräterische Viper entlarvt. Sie war sogar so weit gegangen und hätte beinahe ihren eigenen Vater getötet.
    Vor lauter Scham brachte er es nicht über sich, Hannibal und Chimerion in die Augen zu schauen. Er war es, der sie zur Flucht überredet hatte. Er hatte sie mit seinen Visionen einer freien Zukunft in Parthien ins Verderben gestürzt und trug nun die Schuld an ihrem Schicksal. Er war über seinen eigenen Hochmut gestolpert.
    Was nun folgte, war der Rücktransport der Sklaven nach Rom. Die Verletzten hatte man notdürftig versorgt, bevor es los ging. In Ketten, wie Vieh, hatte man sie voran getrieben, der verhassten Stadt entgegen. Die Tage und Nächte, in denen sie unterwegs waren, gingen an Cassim teilnahmslos vorüber. Er hatte jegliches Gespür für Zeit verloren. Sein Schicksal war besiegelt. Er war endgültig zum Sklaven geworden und hatte alles verloren, was ihm bis dahin lieb und teuer gewesen war. Freiheit würde es für ihn nicht mehr geben. Nie wieder!
    Unaufhaltsam war der Tag angebrochen, an dem sie Rom und somit auch die Villa der Flavier erreichten. Ohne aufzublicken wurde er mit den anderen Gefangenen das Atrium der Villa geschoben. Cassim sah nicht auf, als der Flavier eintrat. Er hörte nur seine Stimme. Das war ausreichend genug, um sich noch schlechter zu fühlen. Bald darauf kam auch die flavische Hexe hinzu. Cassim war es zu wider, dem sich nun anbahnenden Gespräch zu folgen. Er hoffte nur, es möge alles bald vorbei sein, diese Schmach, sein Leben.

  • Jeder Schritt, den Hannibal machen musste, kostete ihn schier unüberwindliche Kraft. Nicht nur, weil ihre Flucht gescheitert war und ihre Zukunft somit mehr als düster aussah, sondern, weil ihm die Verletzungen zu schaffen machten, zudem die Erkenntnis, von seiner eigenen Tochter ans Messer geliefert worden zu sein. Den Hass in den Augen des Kindes würde der Italiker nicht so leicht vergessen. Die ersten Tage ihrer Reise hatte Hannibal nicht mehr in Erinnerung, da er dort mehr zwischen der Welt der Toten und der Lebenden geschwebt hatte. Und immer noch schienen die Hände des Tartaros nach ihm zu greifen. Er war blass, gräulich im Gesicht. Seine Augen lagen in tiefen Höhlen und jede Faser in seinem Körper schmerzte. Die Wunde an seiner Flanke hatte sich zudem entzündet und schwärte schon seit Tagen, das Fieber hielt ihn in seinen heißen und eisigen Klauen fest gefangen. Sein Mund war trocken und er hatte das Gefühl, immer die bittere Galle seines Körpers auf der Zunge zu schmecken. Es gierte ihm nach Wasser, doch wenn er ein paar Schlücke nahm, wurde ihm schier übel. Genauso wie von dem kargen Essen, das ihnen zu geschoben wurde, damit sie noch lebendig in Rom für ihre Bestrafung ankamen. Womöglich gab es dann für den Sklavenjäger mehr Sesterces? Hannibal, dessen Gedanken in diesen Tagen nicht mehr konzentriert waren, wusste es natürlich nicht. Humpelnd, wankend und von einem der überlebenden Sklavenjäger fest gehalten, mehr, damit Hannibal nicht fiel und nicht weil er noch entkommen könnte, folgte er in den vertrauten und langjährig bekannten Eingang der Villa Flavia.


    Seine Augen wanderten über das Atrium, die Blumen im Impluvium und die Statuen am Rande. Auch er machte sich nicht mehr große Hoffnungen, was ihr Schicksal anging. Aber letztendlich begann es, Hannibal gleichgültig zu sein. In den letzten Jahren war so viel in seinem Leben zerbrochen, jegliche Wünsche, die er noch hatte, zerschmettert worden. Jede Utopie von einem besseren Leben geraubt. Was blieb ihm noch? Nicht mehr viel. Mit halb geschlossenen Augen blieb er stehen als auch die anderen Sklaven verharrten. Er wankte leicht. Am liebsten wäre er erschöpft auf den Boden gesunken und hätte sich nicht mehr erhoben. Doch da ertönten schon die Schritte. Seine Augen flatterten kurz hoch und er spähte zu Aristides. Abweisend, hart und unerbittlich. Kein Wunder, sie hatten seine Frau entführt. Und nachdem das schon seiner Tochter passiert war, was wohl auch zu ihrem Tode geführt hatte, war der Flavier bestimmt noch weniger gnädig. Hannibal leckte sich über die aufgesprungenen und schorfigen Lippen und wartete ab, welch Schicksal die Parzen ihnen an ihren letzten Tagen webten.

  • Sie waren noch nicht lange im Atrium versammelt, als sich die Auftraggeber ihrer annahmen. Während die gefangenen Sklaven betröppelt unter der Bewachung der custodes herum standen und ihre Blicke gesengt hielten, hielt sich Catubodus nicht weiter auf, sondern erstattete Bericht:


    "Zunächst folgten wir der Via Flaminia nach Norden und es gelang und durch ein wenig Glück schon bald ihre Fährte aufzunehmen. Damit war ich mir sicher, dass ihr Ziel tatsächlich Ravenna war. Ohne weiteren Verzug eilten wir eben dort hin. Kurz vor der Stadt, in einem kleinen Marktflecken, dessen Namen ich vergessen habe trafen wir auf deine Frau, die dort zurückgelassen worden war. Ich überließ ihr zwei custodes zum Schutz. In Ravenna selbst spürten wir die Entflohenen auf und konnten sie stellen ehe sie auf einem Schiff fliehen konnten. Ein Sklave unbekannter Herkunft hatte sich ihnen angeschlossen. Er verlor das Leben, genauso wie ein custos, den Hannibal niederstreckte. Alles in Allem haben sie nur einige Blessuren, mit Ausnahme von erneut Hannibal, den seine Tochter mit einem Schwert in die Seite verwundete. Wenn du ihn hinrichten willst, so tue das bald."


    Dann wandte er sich an die Römerin, die ja schon bei der Vergabe des Auftrages auf die Unversehrtheit ihres Sklaven wert gelegt hatte. Dass dies nicht uneingeschränkt möglich gewesen war, dessen war sie sich hoffentlich bewusst: "Das eine oder andere Haar hab ich ihm wohl gekrümmt, aber er hat keine bleibenden Schäden davongetragen." Diese konnte sie ihm ja nun selbst zufügen.
    Nun wartete Catubodus darauf, dass die Römer noch Fragen hatten oder weitere Erklärungen erwarteten. Wenn das erledigt war gedachte er seine Belohnung einzukassieren und seine Hilfe bei der den Sklaven zugedachten Strafe anzubieten. Dabei dachte er an seine eigenen Kratzer und die ihm unangenehme Tatsache einen Mann verloren zu haben. Mal abgesehen davon waren die Delinquenten weder Frauen noch Kinder, konnten sich also auch bei ihm nicht mit Schonung rechnen.

  • Schweigend hörte sich Marcus an, was Catubodus ihm zu berichten hatte, es war ein recht ausführlicher und doch auch sparsamer Bericht, der alles wesentliche auf den Punkt brachte. Dann waren die Informationen, die sie über die Sklavin seines Sohnes mitbekommen hatten, also richtig gewesen. Wäre dem nicht so gewesen, womöglich hätte die Flucht von den Sklaven sogar gelingen können, denn schlecht war sie nicht geplant, nur hatten sie den falschen Personen getraut, beziehungsweise sich auch den falschen Balast mitgenommen, eventual hätte Marcus nur einige Vigilen hinter den Sklaven her geschickt und nicht einen privaten Sklavenjäger, der sicherlich eifriger war, stand doch seine Belohnung auf dem Spiel, wenn ihm es nicht gelang jene Sklaven zu fangen. Dennoch, seine linke Augenbraue wölbte sich überrascht in die Höhe als er das über Dido erfuhr, er richtete seinen Blick auf das Mädchen, das einige Schritte weiter hinten zwischen den überlebenden custodes stand. Sie war nicht viel jünger als sein Sohn und schon so abgebrüht, ihren eigenen Vater ans Messer zu liefern? Das Mädchen, das ihnen zwar große Hilfe erbracht hatte, wurde Marcus mit einem Schlag unsympathisch und er beschloß, ein Blick auf diese verräterische Natter zu behalten in nächster Zeit.
    Er sah wieder zu dem Sklavenjäger und nickte.
    „Sehr gut, ich bin sehr zufrieden mit Deiner Arbeit, Catubodus. Du hast die Sklaven zurück gebracht und auch mein Eheweib sicher nach Rom bringen laßen. Die versprochene Belohnung ist Dir also sicher.“
    Marcus winkte einen Sklaven heran und schickte ihn los, damit dieser sich um die Belohnung kümmerte, während sich Marcus an die flavischen Sklaven wandte, die schon die Geflohenen rein führte.
    „Bringt Hannibal und Cassim in einen der Kellerlöcher und schließt sie dort ein, ich will sie erstmal nicht mehr sehen.“
    Was Celerina mit ihrem Sklaven machen wollte, überließ er freilich ihr. Während die Sklaven die beiden Sklavenmänner in Richtung des Kellers zerrten, wandte sich Marcus zu Dido und musterte sie kalt und abfällig.
    „Du kannst zu Deinem Herrn zurück kehren, aber wir sprechen uns noch!“
    Sie hatte noch mal Glück, aber er würde dem Mädchen deutlich machen, wie wenig er von ihr hielt. Schon kam auch der Sklave zurück, mit einer schweren Kiste, die er in beiden Händen trug.
    „Deine Belohung, wenn Du willst, kannst Du natürlich nachzählen.“
    Marcus machte eine Handgestik und der Sklave überreichte die schwere Kiste an Catubodus.

  • Zuerst einmal hörte ich mir den Bericht des Sklavenfängers an. Unglaublich, daß die Sklaven es bis nach Ravenna geschafft hatten! Ich fragte mich, was wohl ihr Ziel gewesen war. Wohin wollten sie von dort aus? Ravenna lag nördlich von Rom. Im Grunde war es aber auch unwichtig, wohin sie fliehen wollten und ich beschloß, mir deswegen nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Vielmehr interessierte es mich, ob mein Sklave irgendwelche Schäden davon getragen hatte. Der Sklavenjäger versicherte mir, ihm sei nichts Schlimmes zugestoßen. Im gleichen Atemzug gab er allerdings zu, er habe ihm zwangsläufig einige Haare krümmen müssen. Dieses Geständnis ließ mich aufhorchen. Meine Anweisungen waren doch klar und deutlich gewesen, bevor er sich auf den Weg gemacht hatte, die Sklaven zu jagen! Auch wenn es nicht im Geringsten meine Absicht gewesen war, musste ich mich wohl selbst davon überzeugen. Ich nahm Chimerions jämmerliche Gestalt in genauer in Augenschein und näherte mich dem Übeltäter. Ich hatte weder Mitleid noch spürte ich Genugtuung bei seinem Anblick, auch dann nicht, als meine Hand grob nach seinem Kinn griff. Nun war der Sklave gezwungen, mich anzublicken. Meine verschlossene Miene verriet ihm nichts, über den Zorn, der in mir brodelte und sogleich auszubrechen drohte. Noch hielt ich es für angebracht, mein Temperament zu zügeln. Ich war eine Dame und kein Waschweib von der Straße, das hemmungslos jeden anpöbelte, mit dem es noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.
    Meine kalten Augen musterten die traurige Gestalt des Sklaven. Mir schien es, als sei er etwas abgemagert. Auch zeugten einige noch nicht ganz verheilte Blessuren davon, daß er sich nicht ganz freiwillig in die Obhut des Sklavenjägers begeben hatte. Natürlich nicht.
    Dann ließ ich ihn wieder los und wandte mich zu dem Sklavenjäger um.
    "Hat er denn kein Futter bekommen? Er ist völlig abgemagert! Nun gut. Eigentlich ist das ja auch unwichtig. Hauptsache er ist wieder da und er lebt noch!" Wenn ich knausrig gewesen wäre, hätte ich einen Teil der noch ausstehenden Belohnung einbehalten. Doch so schickte ich mit einem Wink meine Sklavin davon, die kurze Zeit später mit einer hölzernen Schatulle voller Münzen wieder zurückkam. Auf mein Nicken hin, übergab Charis sie an Catubodus. "Wie vereinbart, erhältst du heute den Rest deiner Belohnung."
    Inzwischen hatte man Marcus´ Sklaven wegebracht. Es war wohl am angebrachtesten, Chimerion vorerst auch in den Carcer unterbringen zu lassen. Dort konnte er erst einmal schmoren und über seine Taten nachdenken, bevor ich ihn bestrafen ließ.
    "Werft den Sklaven ins Loch! Aber nicht zusammen mit den anderen!" Er sollte alleine bleiben, in völliger Dunkelheit, damit ihm endgültig bewußt wurde, was er so achtlos weggeworfen hatte.

  • Ohne die geringste Regung beobachtete Catubodus wie die Römer mit ihren wieder erlangten Sklaven umsprangen und sie schließlich wegschaffen ließen. Dann kamen auch schon eine Kiste und eine Schatulle mit Münzen auf ihn zu. Da er jedoch nicht so geldgierig war, wie man hätte vermuten können, fingen weder seine Augen an zu leuchten, noch gab es ein anderes Anzeichen für seine Freude und Befriedigung. Zwar brachte er seinen Auftraggebern nicht gerade seine uneingeschränktes Vertrauen entgegen, doch auch zu ausreichend Misstrauen, um die Münzen nachzuzählen, sah er keinen Anlass. "Das wird nicht nötig sein." Mit einem beiläufigen Kopfschütteln öffnete er lediglich beide Behältnisse und schüttete den Inhalt der Schatulle mit in die Kiste und gab das leere Gefäß an die Sklavin zurück. So war das Geld leichter zu transportieren.
    Zu gerne wäre er auch noch bei der Bestrafung der Delinquenten behilflich gewesen, da sie ihm mehr Scherereien bereitet hatten, als er sich erhofft hatte. Also bot er weitergehend seine Dienste an:
    "Wenn es noch etwas für mich zu tun geben sollte: Ich wohne derzeit in der Taberna Petronia."
    Damit schulterte er die wieder verschlossene Kiste und wante sich zum Gehen.

  • Die Sklaven schafften Chimerion aus meinen Augen. Um ihn würde ich mich noch später kümmern. Jetzt sollte er erst einmal im Carcer schmoren.
    Nun wollte ich mich schon zurückziehen, denn das Geschäft mit dem Sklavenfänger war abgewickelt. Er hatte seine Belohnung erhalten und konnte mehr als zufrieden sein. Aber womöglich war es die Genugtuung des wieder habhaft gewordenen Sklaven, der mich dazu bewog, etwas zu leichtgiebig zu sein. Schließlich hatte ich nichts zu verschenken! Was war eigentlich aus meinen Pferden geworden, die ich dem Sklavenjäger zur Verfügung gestellt hatte? Dieser schickte sich bereits an, mit der Geldschatulle unter dem Arm, das Weite zu suchen.
    "MOMENT!" rief ich ihm eindringlich hinterher, wie es wahrscheinlich eher nicht einer Flavia geziemte. "Bleib sofort stehen! Wir hätten da noch etwas zu klären!"

  • Gerade als ihm selbst einfiel, dass er seines Pferdes verlustig gegangen war, nachdem sämtliche Tiere bei ihrer Ankunft zurück zu den Ställen gebracht worden waren, rief ihn die Flavierin zurück. Vermutlich in der selben Angelegenheit, die ihn im Übrigen auch brennend interessierte. Zwar war seinerzeit, als er aufgebrochen war nicht deutlich geworden, ob er sein persönliches Pferd nach der Reise würde behalten können oder nicht, aber Eporix - Catu wusste nicht wie der Hengst zuvor benannt gewesen war - hatte ihm derart gute Dienste geleistet, dass er auch auf einen Teil seiner Belohnung verzichtet hätte, um diesen 'König der Pferde' sein Eigen nennen zu können. Folglich drehte er sich nochmals um, der Flavierin zu antworten: "Deine Pferde sind bereits wieder in den Ställen. Dies gilt auch für den treuen Hengst den ich ritt. Hattest du mir diesen eigentlich nur für den Auftrag oder als Teil meiner Belohnung angeboten?"
    Inständig hoffte er zweiteres sei der Fall gewesen, doch war er sich dessen nicht vollkommen sicher.

  • Sim-Off:

    Upps, beinahe vergessen :rolleyes:


    Wie ich sogleich feststellen durfte, wußte er sofort, worauf ich hinaus wollte. Das ersparte mir vieles an Erklärungen. Doch im gleichen Atemzug brachte er es auf geschickte Art und Weise fertig, mich zum Erstaunen zu bringen. Meine Pferde standen bereits wieder im Stall? Aha, nun diese Tatsache nahm mir sozusagen den Wind aus den Segeln und ich mußte mir eingestehen, daß nicht jeder Peregrinius auch gleich ein Halsabschneider war.
    "So, so! Im Stall sind sie bereits! Dann kann ich also beruhigt sein." Der Hauch eines Lächelns huschte über mein Gesicht. "Du warst zufrieden mit meinen Pferden, ja? Und dein Hengst, äh ich meine natürlich mein Hengst, er hat dir stets treue Dienste geleistet?" Ich überlegte, wie ich seine Aussage für mich nutzen konnte. Wenn halb Rom davon sprach, wie gut meine Pferde waren, dann konnte ich mich bald über ein gut gehendes Geschäft kaum mehr beklagen können.
    "Was ist eigentlich mit Sirius, dem schwarzen Hengst, den mein Sklave geritten hatte? Ist er ebenfalls wohlauf und steht bei den anderen Pferden wieder im Stall?" An diesem schwarzen Hengst hatte mein Herz besonders gehangen. Wie dumm von mir, daß ich ihn an Chimerion verschenkt hatte, diesen untreuen Lump!

  • Erfreut stellte Catubodus fest, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte. So war es denn auch ein leichtes für ihn, von seiner Seite alle Fragen zu beantworten: "Ja ich war zufrieden, sehr zufrieden. Sie waren zuverlässig und haben dabei das hohe Tempo das wir gegangen sind äußerst gut vertragen. Besonders der Hengst den ich für mich ausgewählt hatte hat sich absolut bewährt."
    Womit allerdings seine Frage nicht beantwortet war. Eine solche war auch von ihr noch offen und über eine geschickte Überleitung nachsinnend beantwortete er auch diese: "Natürlich ist auch der schwarze Hengst wieder im Stall. Im Gegensatz zu seinem Reiter ist er hingegen gänzlich unbeschadet und auch auf der Rückreise besser gefüttert worden. Von wegen Füttern. Wer wird denn zukünftig für die Ernährung 'meines' Hengstes zuständig sein?"
    Ob das nun die beste Überleitung war wusste er nicht, aber er hatte sein Anliegen damit nochmals zur Sprache gebracht.


    Sim-Off:

    Wäre eh nicht eher dazu gekommen 8)

  • Das war in der Tat, schön zu hören. Wenigstens etwas, was meine Laune ein bißchen anhob und was mich für einen Augenblick vergessen ließ, was in den nächsten Stunden und Tagen getan werden mußte. Ja, meine Pferde waren eben einfach etwas besonders. Und ganz besonders der schwarze Hengst, Sirius. Welch glücklicher Umstand, daß er nun wieder in meinem Besitz war. Ein etwas bitterer Nachgeschmack bereitete mir jedoch, in welchem Zustand mir Sirius´ Reiter zurückgebracht worden war.
    "Das kann man wohl sagen! Aber es sei dir verziehen. Du hast dich gut um meine Pferde gekümmert." Die letzte seiner Fragen verschlug mir allerdings die Sprache. Hatte ich etwas verpaßt oder waren mir die wichtigsten Dinge unserer Abmachungen gänzlich entfallen? Langsam aber unaufhaltsam wanderte meine Augenbraue nach oben.
    "Dein Hengst? Was meinst du mit 'dein Hengst'?" Hörte ich da etwa eine unterschwellige Bitte heraus, ihm das Pferd zu überlassen? Nun ja, warum auch nicht? Verdient hatte er sich.
    "Unter einer Bedingung könnte ich dir das Pferd überlassen, damit du dich um seine Ernährung kümmern kannst."

  • Es war eine Bedingung daran geknüpft? Nun, die wollte Catubodus selbstverständlich hören, zumal er annahm, dass ihm das Pferd ursprünglich nur für die Jagd überlassen worden war, wenn ihm das auch nicht ganz klar geworden war. Konnte er nun mit der Erfüllung eines kleinen Auftrages oder einem Versprechen an ein solch treffliches Reittier kommen, so würde er nur zögern wenn es gegen seine Prinzipien verstieß.
    "Welche?" fragte er einfach und obwohl dieses Wort alleine kaum freundlich klingen konnte gelang ihm ein solcher Tonfall.

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