[Officium]Tribunus Laticlavius Titus Aurelius Ursus

  • Ursus schaute auf, als gleich wieder jemand sein Officium betrat. Erstaunt blickte er auf seinen neuen Sklaven, der jetzt wirklich einen weit besseren Eindruck machte, sauber und mit seiner neuen Kleidung. "Schon? Du bist schnell, das ist gut, Cimon. Kleinen Moment." Er schrieb noch einige Bemerkungen auf eine Wachstafel, dann erhob er sich.


    "Also das hier ist der Ort, an dem Du mich meistens finden kannst, wenn etwas ist. Wenn ich nicht hier bin, weiß der Scriba, wo ich mich aufhalte. - Komm mit, ich zeige Dir die Ställe und das Pferd, das Du zu versorgen hast." Er erhob sich und nahm die Wachstafel mit nach draußen, wo er sie dem Scriba auf den Tisch legte. "Ich bin eine Weile in der Castra unterwegs und zeige Cimon die wichtigsten Orte." Nur für den Fall, daß jemand etwas von ihm wollte.


    "Hattest Du Schwierigkeiten, als Du mich gesucht hast?" Ursus schaute Cimon prüfend an, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Sie verließen die Principia und wandten ihre Schritte in Richtung der Ställe.

  • Als Antwort auf die Worte des Herren nickte Cimon und verharrte ohne Regung wo er war. Doch seine Augen erforschten den Raum. Er merkte sich was wo stand, was wo hingehörte. Mann konnte nie wissen wann dies von Nöten sein konnte.


    Es würde nun also zum Pferd gehen, erneut ein Nicken gefolgt von einem eher leisen 'Ja, Herr', um einerseits nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und andererseits den Herren nicht in seiner Rede zu unterbrechen. Obwohl er eh auf eine Pause gewartet hatte.
    Der Herr würde ihm alles zeigen? Ohne Tritte, ohne Stock? Cimon nickte und folgte seinem Herren mit gebürigem Abstand achtete aber darauf die Ohren offen zu halten um zu hören wenn dieser mit ihm redete.


    "Nein, Dominus. Ich hatte keine Schwierigkeiten. Wie du sagtest, Herr, ist alles sehr logisch aufgebaut."


    Wollte er damit etwa zeigen das er etwas besseres war? Nein, das wollte er nicht. Nur dumm wollte er auch nicht wirken. Der Nubier hoffte auf dem weiteren Weg zu den Ställen, dass sein Herr ihm dies verzeihen möge. Wobei seine Körperhaltung zeigte das er nun fast mit einem Hieb rechnete. In letzter Zeit war dies häufiger die Regel als die Ausnahme. Doch er würde jede Strafe die sein Herr ihm angedeihen lassen würde, mit erhobenem Haupt und doch gesenktem Blick entgegennehmen. Das schwor er sich als er sich langsam etwas mehr aufrichtete.

  • Post aus Rom! Das war ja mal eine willkommene Abwechslung. Ursus hatte ohnehin vorgehabt, nach Hause zu schreiben, da konnte er beides gleich zusammen erledigen. Zunächst nahm er die Einladung zur Hand, die wirklich sehr hübsch gestaltet worden war.



    Ad Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua



    Um Bestätigung wird gebeten


    Sedulus hatte dieses Fest ja schon bei ihm angekündigt. Ursus nahm einen Bogen Papyrus zur Hand und machte sich sogleich an die Antwort.



    Ad
    Germanica Calvena
    Casa Germanica
    Roma



    Salve, werte Germanica Calvena!


    Für Deine Einladung möchte ich Dir sehr herzlich danken und Dir mitteilen, daß ich sie annehme und sehr gerne an eurem Fest teilnehmen werde.


    Mögen die Götter Dir und Deiner Familie stets schützend zur Seite stehen.


    Vale,


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    Auch seiner Familie hatte er schon länger nicht mehr geschrieben, daher nahm er gleich noch einen weiteren Bogen Papyrus zur Hand, um dies endlich nachzuholen. Unwissend, daß bereits schreckliche Nachrichten an ihn unterwegs waren, begann er zu schreiben.



    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve, Marcus,


    mein Tribunat bei der Prima neigt sich langsam dem Ende zu. In wenigen Wochen schon werde ich zu euch nach Rom zurückkehren. Vermutlich werde ich aber schon vorher für wenigen Tage in Rom sein. Ich nehme an, Minervina befindet sich bereit auf der Reise nach Hause? Ich möchte sie unbedingt in meine Arme schließen, wenn sie heimkommt. Ich hoffe, dies wird ihr etwas bewußter machen, wie wichtig sie für ihre Familie ist und ihr vielleicht dabei helfen, aus diesem tiefen Loch der Depression herauszufinden.


    Wie geht es euch allen zuhause? Ich hoffe, alle sind gesund? Hat Avianus etwas von sich hören lassen? Oder ist er gar schon heimgekehrt? Er wollte doch kandidieren, wenn ich das recht in Erinnerung habe?


    Es gibt auch noch eine Neuigkeit. Vor kurzem habe ich hier in Mantua einen Sklaven erstanden. Sein Name ist Cimon. Er ist zumindest mütterlicherseits nubischer Abstammung. Ich gedenke, ihn als Leibwächter einzusetzen, denn er ist entsprechend ausgebildet. Da er außerdem recht gebildet ist, er kann lesen und schreiben, auf einem erstaunlich hohen Niveau rechnen und beherrscht die griechische Sprache, kann er sicherlich mit der Zeit auch für schwierigere Aufträge eingesetzt werden.


    Um seine Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu prüfen, werde ich ihn zu Caelyn nach Sardinien schicken, um sie heimzuholen. Ich möchte, daß sie wieder zuhause ist, wenn ich aus Mantua zurückkomme.


    Bitte grüße zuhause alle sehr herzlich von mir!


    Mögen die Götter und unsere Ahnen über unsere Familie wachen.


    Vale,


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    Er versiegelte beide Schriftrollen und gab sie seinem Scriba. Er würde dafür sorgen, daß der nächste Bote, der nach Rom ritt, diese mitnahm.

  • Bei der Abholung der schriftlichen Tagesbefehle war Licinus ein zusätzliches Schriftstück übergeben worden.
    Daraufhin machte er sich auf in das Büro des tribunus laticlavius und trat nach kurzem Anklopfen ein.
    "centurio Iulius Licinus" stellte er sich dem cornicularius vor.
    "Ich wurde zu tribunus Aurelius befohlen." zum Beleg streckte er seinem Gegenüber den Befehl hin, den dieser vermutlich selbst geschrieben hatte.

  • Ah, da war ja der Centurio. Schnell und zuverlässig wie immer. "Salve, Centurio Iulius. Ich habe eine besondere Aufgabe für Dich. In Rom findet in Kürze wieder das Armilustrium statt. Es wurde eine Abordnung der Prima angefordert, um an der Zeremonie teilzunehmen, und ich habe Dich ausgewählt, diese anzuführen. Nimm achtzehn bis neunzehn Deiner besten Männer mit. Brich noch heute auf, damit ihr pünktlich dort seid."

  • "Zum Armilustrium?!" das war wirklich eine große Ehre dorthin entsandt zu werden, aber Licinus fing sich schnell wieder und dann erst wurde ihm klar, was dies bedeutete, vor allem zeitlich.
    "Das heißt ich nehme besser Männer mit die Reiten können." bei dem Wort "reiten" kam Licinus eine Idee:
    "Herr, ein Vorschlag: Ich würde gerne sechzehn Männer mitnehmen, vier davon equites, der Rest von meinen Männern. Sozusagen für jede centuria und jede turma der legio einen Mann. Dazu ich und mein optio als Vertreter der Offiziere.
    Was hältst du davon?"

  • Ursus brauchte nur einen Augenblick, um über diesen Vorschlag nachzudenken. "Ja, das ist eine gute Idee, so wird die Legio wahrhaft würdig vertreten." Der Mann war wirklich zu gebrauchen, Ursus hatte keinen Unwürdigen ausgewählt. "Und reiten würde die Sache tatsächlich deutlich beschleunigen, es liegt mir viel daran, daß ihr pünktlich ankommt. Du hast freie Hand, was die Organisation angeht."

  • Es wurde Zeit, die Abreise voranzutreiben. Er mußte dringend nach Rom zurück, die Familie wartete auf ihn. Und er sehnte sich auch dorthin zurück. Wollte seiner Schwester das letzte Geleit geben, wenn er schon dabei versagt hatte, ihr zu helfen.


    Seufzend schüttelte er den Kopf. 'Konzentier Dich!'


    Er nahm eine Wachstafel und prüfte die Zahlen, die sein Scriba aus den Berichten der Centurionen darauf übertragen hatte. Ja, der Bericht über die Truppenstärke und -verfassung war vollständig und korrekt. Gut so.


    Dann nahm er eine weitere Wachstafel zur Hand.



    Salve, Legatus,


    leider war es mir nicht mehr vergönnt, Deiner Ankunft beizuwohnen. Doch es gibt ein paar Dinge, die ich Dir berichten und auch ein paar, die ich Dir ans Herz legen möchte. Anbei findest Du zudem noch den kompletten Bericht über die Truppenstärke.


    Für fast ein Jahr hatte ich vertretungsweise das Kommando über die Prima inne. Der Straßenbau kommt gut voran, wir liegen gut im Zeitplan. Ein mehrtägiger Übungsmarsch mit den neueren Legionären und Probati hat stattgefunden, wobei ihnen die Gelegenheit gegeben wurde, Belagerungswaffen anzuwenden. Die dabei verbrauchten Materialen sollen in der nächsten Zeit von den Männern bei verstärktem Arbeitseinsatz in der Fabrica ersetzt werden.


    Die Tribune sind zuverlässige Männer, besonders möchte ich Dein Augenmerk auf Artorius Reatinus lenken, der mir während meiner Zeit hier ein wertvoller Ratgeber und eine starke Stütze war. Des Weiteren ist Centurio Iulius Licinus zu erwähnen. Der Mann hat außerordentliche Fähigkeiten gezeigt, sowohl was die Führung der Männer angeht, als auch was seine Kreativität angeht, die Männer immer wieder vor neue Aufgaben zu stellen. Er scheut sich auch nicht, zusätzliche Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.


    Was an Listen und Verzeichnissen zu führen war, habe ich auf den aktuellen Stand gebracht.


    Die Prima ist eine ausgezeichnete Truppe und es war mir eine Freude, sie zu führen. Mögen die Götter der Legio I niemals ihren Schutz und ihre Unterstützung verwehren.


    Vale,


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    TRIBUNUS LATICLAVIUS LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS



    Ursus erhob sich und nahm die Tafeln an sich, um sie höchstpersönlich im Officium des Legaten zu platzieren.

  • "Jwohl Herr, ich werde mich um die Angelegenheit kümmern und dir anschließend Bericht erstatten." wie es eben so üblich war, dachte sich Licinus
    "Wenn du erlaubst ziehe ich mich dann zurück, die Zeit drängt ja ein bisschen" fügte er mit einem kleinen Hang zur Untertreibung hinzu.

  • Der Hauch eines Schmunzelns ließ Ursus' Mundwinkel zucken. "Selbstverständlich erlaube ich. Gute Reise und macht der Prima Ehre! Abite!" Der Centurio war ein wahrhaft brauchbarer Mann. Ursus nahm sich vor, in seinem Abschlußbericht eine entsprechende positive Bemerkung anzubringen.

  • Die aktuellsten Berichte und Listen ließ Ursus direkt auf dem Schreibtisch liegen, so würde sein Nachfolger sie gleich finden. Er kontrollierte noch einmal die Ordnung in den Regalen. Er hatte alles geordnet und beschriftet, es sollte nicht schwer sein, sich hier zurechtzufinden. Wenn er daran dachte, welch ein Chaos er vorgefunden hatte!


    Seufzend blickte er sich um. Er hatte seinen Dienst bei der Legio I sehr gerne verrichtet und ein Teil von ihm wünschte sich, bleiben zu können. Aber der größte Teil von ihm war mit Rom verwachsen. Dort lag seine Zukunft. Zumindest der größte Teil davon. Er ließ seine Hand über die blankpolierte Oberfläche des Schreibtisches gleiten. Wieder war ein Abschnitt seines Lebens beendet.


    Er hatte angewiesen, an die Männer Wein und Brot mit Käse auszugeben zu seinem Abschied. Mit ihnen zu feiern, wie er es damals mit der Legio II getan hatte, war weder genug Zeit, noch war er nach dem Tod seiner Schwester in der Stimmung dafür. Doch die Männer würden sich auch ohne ihn zu vergnügen wissen, da hatte er keinen Zweifel.


    Er verließ das Officium, um die letzten Reisevorbereitungen zu treffen. Er mußte dringend nach Rom zurückkehren!

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