[Probatio] Mamercus Artorius Rusticus

  • Natürlich hatten sie alle nicht ausreichend stramme Positionen eingenommen, doch der Centurio schaffte in der üblichen netten Art sie in die richtigen Positionen und zur annähernd perfekten Haltung zu zwingen. Was folgte waren weitere einfache Befehlserläuterungen, denen Mamercus jedoch aufmerksam folgte. Wenn er schon permanent damit rechnen musste irgendeine Frage zu beantworten, so wollte er wenigstens allzeit bereit sein und sich keine Blöße geben.
    Als sie sich dann rühren durften, nahmen das doch tatsächlich einige ernst und nahmen wirklich eine bequemere Position ein. Doch soo lange dauerte es dann doch nicht und je bequemer der Mann stand desto unsauberer fiel dessen Ausführung des neunen Befehls aus. Mamercus, der vorichtig war, wie nie in seinem Leben, war stramm stehen geblieben und vollführte die 180°-Wende mit nur marginaler Abweichung. Im Glied gab es aber auch andere und die mühten sich nun ihre neue Position, die gewissermaßen auch ihre Alte war wieder einzunehmen.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    "Was sollte das denn sein?", brüllte Luscus über den Platz, als er das Durcheinander erblickte, daß einige veranstalteten. "Was ist denn an einem Viertel-Schritt und einer Drehung so schwer? Das Ganze gleich noch einmal! Eine Schande ist das! Retro!" Er ließ dies nun so lange üben, bis die ganze Gruppe es einwandfrei hinbekam.


    "Natürlich gibt es auch Vierteldrehungen. Drehung nach rechts ist "ad dextram" und Drehung nach links ist "ad sinistram". Das üben wir auch gleich mal! Ad dextram!"



  • Da hatten sie schon fast einen Drehwurm von den ganzen 'Retro's und mit den Drehungen hörte es so schnell nicht auf. Dieses Mal ging es wenigstens in beide Richtungen, so dass es den Probati weniger schwindelig wurde. Auch dass die Drehungen nur das halbe Winkelmaß derer zuvor maßen war dabei von Vorteil.
    Allmählich begannen die Männer ein Gefühl für den richtigen Tritt zu entwickeln. Doch noch immer kam es beim einen oder anderen zu Fehlern. So ließ bei Mamercus allmählich die Aufmerksamkeit nach und nach den vielen 'ad dextram' und 'ad sinistram' Befehlen kam er beinahe durcheinender, auch weil de Centurio nie das zu befehlen schein was alle erwarteten. Als dann erneut 'ad dextram' ertönte und er mit der Drehung nach links gerechnet hatte führten seine Beine Fast automatisch zunächst den Befehl den er hören wollte aus. Erst als es beinahe zu spät war kam er gerade noch rechtzeitig zur Besinnung und wirbelte herum. Etwas nach seinen Kameraden kam er zum Stillstand und musste erkennen, dass er sich erkennbar zu weit gedreht hatte. Er biss die Zähne zusammen und wartete auf den üblicherweise gleich anschließend folgenden Befehl.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Ein Befehl folgte auf den anderen. Der Centurio ließ ihnen keine Zeit, zulange nachzudenken. Die Bewegungen und die Befehle sollen sich richtig festsetzen. Fehler verzieh er nicht, er setzte seinen vitis fleißig ein. Langsam schien es besser zu werden. "Ad dextram!", brüllte er wieder und erwartete eine perfekte Drehung. Aber natürlich mußte wieder einer aus der Reihe tanzen und sich zuerst in die falsche Richtung drehen. Ausgerechnet der Artorier! Der vitis knallte hart auf den Oberarm des Soldaten. "Rechts! Das ist das andere Links! Probatus Artorius! Jetzt Du allein! Ad dextram! Ad sinistram! Retro! Ad sinistram! Retro!..." Die Befehle knallten nur so heraus und der Centurio unterstützte die Anweisungen, indem er jeden noch so kleinen Fehleransatz sogleich mit seinem vitis beantwortete. "Und nachdem der letzte Trottel es nun wohl endlich auch verstanden hat: Alle Mann! Retro! Eine weitere Runde um den Platz in Formation! Cursim! Pergite!"





  • Das hätte er sich eigentlich denken Können. Wo kleine Fehler der anderen in nächsten Befehl unter gingen wurde sein Missgeschick natürlich sogleich zum Anlass für Spezialmaßnahmen und Sondertraining. Allen vollführte er Drehung Rechts, Drehung Links, Wende, Drehung Links und eine weitere Wende und so weiter und so fort. Immer wieder erkannte der Ausbilder kleinste Fehler, auf die er umgehend 'sanft' mit seinem Rebenstock aufmerksam machte. Als könne er dadurch die hohe Aufmerksamkeit und Konzentration, die Mamercus aufwendete weiter steigern. Am liebsten hätte er das schwere Übungsgladius gegen den Lucretier erhoben, doch er wusste nur zu gut, dass er an dieser Waffe zu unerfahren war umeine Chance zu haben. Außerdem verbat ihm sein Ehrgefühl und sein Pflichtbewusstsein jeden Angriff auf den Offizier. Dies hätte womöglich seine Entlassung zur Folge gehabt, eine Schande, die nicht auszumalen war und ihn zum Selbstmord gezwungen hätte.das konnte er seiner Familie nicht antun, nicht nachdem er sich schon reichlich Zeit damit gelassen hatte, sich bei den Adlern zu verpflichten.
    Endlich hatte für Mamercus die Tortur ein Ende, ehe er, als Trottel tituliert gemeinsam mit den anderen eine weitere Runde um den Platz zu absolvieren hatte. Diese zweite in voller Ausrüstung war noch anstregender wie die zuvor und von schweren Atmen konnte keine Rede mehr sein. Keuchend und Japsend überstanden sie diese Anstrengung und rangen schwer nach Luft, als sie wieder an ihren Ausgangspunkt ankamen.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Nur kurze Zeit zum Atem schöpfen gönnte der Centurio den Männern. Gehaßt zu werden, war für ihn kein Problem, das taten wohl alle Probati, gerade zu Beginn der Ausbildung. Er hatte ihnen heute aber auch einiges abverlangt.


    "Probati! State!", befahl er. Und natürlich erfolgte auch noch ein "Retro!", bevor er den Tag abschloß. "Für heute soll das genügen! Ausrüstung pflegen und ab in die Thermen mit euch! Morgen früh nach dem Morgenapell tretet ihr hier wieder an! Abite!"



  • Zu guter Letzt hatten sie alle den ersten Tag heil überstanden und konnten sich auf ein hartes Bett freuen. Allerdings waren sich die Neulinge nicht sicher ob sie sich nicht noch selbst abmelden mussten. Unsicher sahen sie einander an, bis sich schließlich alle Augenpaare auf den ältesten richteten, Mamercus. Wohl auch weil er bereits eine Meldung hatte abgeben dürfen oder müssen. So fügte er sich ergeben in sein Schicksal:
    "Centurio Lucretius. Probatus Artorius. Nuntio: Ausbildungsgruppe meldet sich ab."
    Umgehend setzten sich die Kerls in Bewegung. Sie alle hatten ein warmes Bad und eine gehaltvolle Mahlzeit dringend nötig.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Am nächsten Morgen war der Centurio so früh auf dem Platz, daß noch nicht alle Probati angetreten waren. Seine Miene war unbeweglich, aber ohne Frage erwartete er, daß die fehlenden Rekruten zügigst hier auftauchten und ordnungsgemäß antraten.




  • Zu seinem Schrecken musste der junge Artorier erkennen, dass dein Ausbilder schon noch früher auf dem Campus war als er und die wenigen anderen seiner Ausbildungsgruppe, die ebenfalls gerade eintrafen. Na wenigstens konnte er ihm nicts, da er zu den ersten und nicht zu den letzten gehörte, die allerdings nicht lange auf sich warten ließen.
    Als sich die letzten nach einem kleinen Zwischensprint eingereiht hatten übernahm Mamercus als ältester erneut das Melden:


    *klong*
    "Salve, Centurio Lucretius. Probatus Artorius. Nuntio: Ausbildungsgruppe vollständig angetreten."


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    "Das wird aber auch Zeit!", knurrte der Centurio unwillig. "Salvete, Probati! Ein schöner Morgen, den wir gleich mit Konditionstraining beginnen werden. Ausrüstung ablegen, mit Aufwärmübungen beginnen, dann drei Runden um den Platz laufen. Nach jeder Runde fünfzehn Liegestützen!"


    Kaum waren die Rekruten wieder angetreten, testete der Centurio, ob sich das gestern Gelernte gut fest gesetzt hatte. "Probati!In agmen venite! State! Retro! Ad sinistram! Retro! Ad dextram! Und nun noch zwei Runden um den Platz marschieren! Aequatis passibus! Pergite!" Kein Fehler entging dem scharfen Blick, kein Fehler wurde verziehen. Der Centurio setzte seinen vitis fleißig ein, wenn sich wieder ein Rekrut allzu dusselig anstellte seiner Meinung nach.




  • Mehr oder minder bereitwillig kamen die Probati den Befehlen nach. Manch einer hatte noch den Schlaf in den Augen und die Anstrengungen des Vortages in den Gliedern. So blieben gelegentliche Fehler natürlich nicht aus und der Centurio hatte durchaus Grund seinen Vitis in Aktion treten zu lassen. Mamercus, der ein ausgemachter Frühaufsteher war bekam es allerdings vorerst nicht zu spüren.
    Bald schon hatten sie nach den drei schnellen Runden, den keiner wollte sich durch ein Zurückbleiben dem Zorn des Ausbilders aussetzten, auch die Runde im Gleichschritt absolviert und zu den sich bereits verfärbenden blauen Flecken wurden bei den Unausgeschlafensten schnell durch neue ergänzt. Dann standen sie wieder in Formation bereit und warteten darauf, was ihnen der neue Tag bringen würde.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    "Probati! State!" Das war immer gut. Außerdem konnte der Centurio nun in Ruhe die Reihen abgehen und wieder einmal die Haltung einiger Schlaffis korrigieren. Er ließ sich Zeit dabei, die Männer sollten sich an eine ordentliche Haltung gewöhnen. Und so dauerte es eine Weile, bis er endlich "Movemini!" befahl.


    "Wer von euch Schlaumeiern kann mir die Standardwaffen eines miles gregarius nennen - und zeigen?"




  • Mamercus fragte sich, ob er auch aufgefordert werden würde zu antworten, wenn er sich selbst dazu meldete. Er hob folgerichtig den Arm. Da er in der ersten Reihe stand konnte er nicht sehen ob und wer sich noch meldete.In so fern war es nicht die optimale Gelegenheit um zu überprüfen, ob der Centurio bei ihm besonders gezielt nach Fehlern suchte. Wenn sich nämlich kein anderer meldete so hatte der Lucretier keine Wahl. Als er zu dieser Erkenntnis gekommen war konnte er sich allerdings nicht mehr anders entscheiden, da er seinen Arm ja schon in die Lüfte gereckt hatte.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Die Lippen des Centurios verzogen sich leicht spöttisch, als er sah, wer sich da freiwillig meldete. Als einziger natürlich. Die anderen waren vermutlich froh, so jemanden in der Ausbildungsgruppe zu haben. "Probatus Artorius, dann laß mal hören!"




  • "Die Standartbewaffnung des gemeinen Legionärs besteht aus Scutum, Gladius, Pila und Pugio." lautete des Artoriers Antwort. Alles andere war Rüstung, Kleidung und Marschgepäck. Mamercus hatte die Reihenfolge nach der Bedeutung für die Milites im Gefecht gewählt. Ohne Defensivbewaffnung waren die offensiven Waffen, besonders das Gladius unpraktisch, da die Nahkampftaktik auf den großen Schild angewiesen war. Die schönste Pilasalve war nutzlos, wenn hierauf die der Soldat ohne die erstgenannten Waffen quasi nackt da stand, da der Pugio nur für Notfälle gedacht war.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    "Und zeigen solltest Du sie uns dabei auch!", brüllte der Centurio und ließ seinen vitis seine Worte unterstreichen. "Was für eine Art von Waffe ist das Gladius und wie benutzt man es? Weißt Du das?" Natürlich konnte er das nicht voraussetzen, aber ein Soldatensohn hatte gewiß schon Unterricht im Waffengebrauch gehabt.




  • Da hatte er doch glatt über seinen Spekulationen die Hälfte der Aufgabe vergessen. Mit stoischer Gelassenheit nahm er den ansatzweise verdienten Schlag hin und lediglich seine Wimpern zuckten. Die Genugtuung, dass er sich darunter krümmte und Schwäche zeigte würde er dem Ausbilder niemals gönnen. Genauso wenig wie er deswegen zu seinem Vater rennen würde. Kalt blickte er dem Centurio an nachdem er sein Gladius aufgehoben hatte und in den Himmel reckte:
    "Dies ist ein Gladius. Es ist als Nahkampf-Stichwaffe konzipiert und man stößt damit am Scutum vorbei auf jede Körperpartie des Gegners ein, wo eine Verletzung entweder direkt tödlich ist, den Gegner kampfunfähig macht oder zumindest starken Blutverlust oder Schmerzen zur Folge hat."


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    Der Centurio nickte zustimmend, daran gab es nichts auszusetzen. "Das Gladius. Jeder junge Rekrut träumt davon, der beste Kämpfer mit dieser Waffe zu werden. Dabei gibt es eine, die wichtiger ist, als jede andere. Und zwar das Scutum! Warum, Probatus Artorius?" Noch war er nicht gewillt, Rusticus aus der Mangel zu entlassen.



  • Wie zu erwarten gewesen war bohrte der Lucretier weiter und Mamercus antwortete recht bereitwillig darauf, nachdem er das Scutum kurz allen deutlich sichtbar gezeigt hatte:
    "Das Scutum. Der Schild des Legionärs ist dessen wichtigste Waffe. Der Schild ist unabdingbar für die Taktiken die uns Römer die Welt beherrschen lassen. Er deckt uns, bis wir Gelegenheit haben mit dem Gladius zuzustechen. Ohne diesen Schild sieht es schlecht für uns aus, da sich unser Schwert nicht zum Fechten eignet."
    In der Tat war es die Kombination aus diesen beiden Waffen, die im Nahkampf für Überlegenheit sorgte, wobei der Schild auch ohne das Schwert aus kam. Dieses jedoch nur schwerlich ohne das Scutum.


  • Centurio Potitus Lucretius Luscus
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    "Fast richtig!" Der Centurio hatte sichtlich seine Freude daran, Rusticus vorzuführen. "Das Scutum ist euer bester Freund. Nicht nur das eigene, sondern auch das des Mannes, der neben euch steht! Ihr müßt beginnen, euch als Teil einer Gruppe zu verstehen. Gemeinsam handeln, das macht die römische Armee stark! Nicht nur für sich ein guter Kämpfer zu sein, sondern immer die Kameraden an den Seiten mit im Blick zu behalten. Die Reihe muß immer geschlossen sein! Wer vorstürmt, um ein großer Held zu sein, gefährdet die Kameraden, denn der Feind wird jede Lücke sofort zu nutzen wissen und unsere Reihen dann aufbrechen! Das Scutum! Das schließt die Reihe! Das macht aus Männern eine schier unüberwindbare Mauer!" Mit einer wegwinkenden Geste und einem "Regredde!" schickte er Rusticus zurück ins Glied.


    "In der geschlossenen Formation deckt das Scutum einen Mann etwa von der Nase bis zu den Unterschenkeln. In der Idealstellung überlappen sich die Schilde der nebeneinander stehenden Soldaten leicht und werden auf der Innenseite jeweils von der linken Schulter und vom linken Knie mit gestützt! Ihr werdet jetzt die geschlossene Formation einnehmen! Und ich werde mich hier und da dagegen werfen, um zu sehen, ob ihr auch ordentlich festhaltet! Scuta premite!"



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